The Project Gutenberg EBook of Wissenshaft der Logik V2
by Georg Wilhelm Friedrich Hegel
(#4 in our series by Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

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Title: Wissenshaft der Logik V2

Author: Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Release Date: November, 2004  [EBook #6834]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on January 28, 2003]

Edition: 10

Language: German

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*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, WISSENSHAFT DER LOGIK V2 ***




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Wissenschaft der Logik.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Mit einem Vorwort von Leopold v. Henning, Berlin 1841.

Zweiter Teil.  Die subjektive Logik oder Lehre vom Begriff.


Inhalt

Vorrede zur ersten Ausgabe.
Vorrede zur zweiten Auflage.
Die subjektive Logik, oder: Die Lehre vom Begriff.
Vom Begriff im Allgemeinen.
Eintheilung.

Erster Abschnitt. Die Subjektivitaet.

  Erstes Kapitel. Der Begriff.
    A. Der allgemeine Begriff.
    B. Der besondere Begriff.
    C. Das Einzelne.

  Zweites Kapitel. Das Urtheil.
    A. Das Urtheil des Daseyns.
      a. Das positive Urtheil.
      b. Negatives Urtheil.
      c. Unendliches Urtheil.
    B. Das Urtheil der Reflexion.
      a. Das singulare Urtheil.
      b. Das partikulare Urtheil.
      c. Das universelle Urtheil.
    C. Das Urtheil der Nowthwendigkeit.
      a. Das kategorische Urtheil.
      b. Das hypothetische Urtheil.
      c. Das disjunktive Urtheil.
    D. Das Urtheil des Begriffs.
      a. Das assertorische Urtheil.
      b. Das problematische Urtheil.
      c. Das apodiktische Urtheil.

  Drittes Kapitel. Der Schluss.
    A. Der Schluss des Daseyns.
      a. Erste Figur des Schlusses.
      b. Die zweite Figur: B-E-A.
      c. Die dritte Figur: E-A-B.
      d. Die vierte Figur: A-A-A, oder der mathematische Schluss.
        Anmerkung.
    B. Der Schluss der Reflexion.
      a. Schluss der Allheit.
      b. Schluss der Induktion.
      c. Der Schluss der Analogie.
    C. Der Schluss der Nothwendigkeit.
      a. Der kategorische Schluss.
      b. Der hypothetische Schluss.
      c. Der disjunktive Schluss.

Zweiter Abschnitt. Die Objektivitaet.

  Erstes Kapitel. Der Mechanismus.
    A. Das mechanische Objekt.
    B. Der mechanische Process.
      a. Der formale mechanische Process.
      b. Der reale mechanische Process.
      c. Das Produkt des mechanischen Processes.
    C. Der absolute Mechanismus.
      a. Das Centrum.
      b. Das Gesetz.
      c. Uebergang des Mechanismus.

  Zweites Kapitel. Der Chemismus.
    A. Das chemische Objekt.
    B. Der Process.
    C. Uebergang des Chemismus.

  Drittes Kapitel. Teleologie.
    A. Der subjektive Zweck.
    B. Das Mittel.
    C. Der ausgefuehrte Zweck.

Dritter Abschnitt. Die Idee.

  Erstes Kapitel. Das Leben.
    A. Das lebendige Individuum.
    B. Der Lebens-Process.
    C. Die Gattung.

  Zweites Kapitel. Die Idee des Erkennens.
    A. Die Idee des Wahren.
      a. Das analytische Erkennen.
      b. Das synthetische Erkennen.
        1. Die Definition.
        2. Die Eintheilung
        3. Der Lehrsatz.
    B. Die Idee des Guten.

  Drittes Kapitel. Die absolute Idee.



Vorrede zur ersten Ausgabe.

Die voellige Umaenderung, welche die philosophische Denkweise seit etwa
fuenf und zwanzig Jahren unter uns erlitten, der hoehere Standpunkt,
den das Selbstbewusstseyn des Geistes in dieser Zeitperiode ueber sich
erreicht hat, hat bisher noch wenig Einfluss auf die Gestalt der Logik
gehabt.

Dasjenige, was vor diesem Zeitraum Metaphysik hiess, ist, so zu sagen,
mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden, und aus der Reihe der
Wissenschaften verschwunden.  Wo lassen oder wo duerfen sich Laute der
vormaligen Ontologie, der rationellen Psychologie, der Kosmologie
oder selbst gar der vormaligen natuerlichen Theologie noch vernehmen
lassen?  Untersuchungen, zum Beispiel ueber die Immaterialitaet der
Seele, ueber die mechanische und die Endursachen, wo sollten sie noch
ein Interesse finden?  Auch die sonstige Beweise vom Daseyn Gottes
werden nur historisch, oder zum Behufe der Erbauung und
Gemuethserhebung angefuehrt.  Es ist diess ein Faktum, dass das Interesse
Theils am Inhalte, Theils an der Form der vormaligen Metaphysik,
Theils an beiden zugleich verloren ist.  So merkwuerdig es ist, wenn
einem Volke, z.B. die Wissenschaft seines Staatsrechts, wenn ihm
seine Gesinnungen, seine sittlichen Gewohnheiten und Tugenden
unbrauchbar geworden sind, so merkwuerdig ist es wenigstens, wenn ein
Volk seine Metaphysik verliert, wenn der mit seinem reinen Wesen sich
beschaeftigende Geist kein wirkliches Daseyn mehr in demselben hat.

Die exoterische Lehre der kantischen Philosophie,--dass der Verstand
die Erfahrung nicht ueberfliegen duerfe, sonst werde das
Erkenntnisvermoegen theoretische Vernunft, welche fuer sich nichts als
Hirngespinnste gebaehre, hat es von der wissenschaftlichen Seite
gerechtfertigt, dem spekulativen Denken zu entsagen.  Dieser
popularen Lehre kam das Geschrei der modernen Paedagogik, die Noth der
Zeiten, die den Blick auf das unmittelbare Beduerfniss richtet,
entgegen, dass, wie fuer die Erkenntniss die Erfahrung das Erste, so fuer
die Geschicklichkeit im oeffentlichen und Privatleben, theoretische
Einsicht sogar schaedlich, und Uebung und praktische Bildung ueberhaupt
das Wesentliche, allein Foerderliche sey.--Indem so die Wissenschaft
und der gemeine Menschenverstand sich in die Haende arbeiteten, den
Untergang der Metaphysik zu bewirken, so schien das sonderbare
Schauspiel herbeigefuehrt zu werden, ein gebildetes Volk ohne
Metaphysik zu sehen;--wie einen sonst mannigfaltig ausgeschmueckten
Tempel ohne Allerheiligstes.--Die Theologie, welche in fruehern Zeiten
die Bewahrerin der spekulativen Mysterien und der obzwar abhaengigen
Metaphysik war, hatte diese Wissenschaft gegen Gefuehle, gegen das
Praktisch-populare und gelehrte Historische aufgegeben.  Welcher
Veraenderung entsprechend ist, dass anderwaerts jene Einsamen, die von
ihrem Volke aufgeopfert und aus der Welt ausgeschieden wurden, zu dem
Zwecke, dass die Kontemplation des Ewigen und ein ihr allein dienendes
Leben vorhanden sey, nicht um eines Nutzens, sondern um des Segens
willen,--verschwanden; ein Verschwinden, das in einem andern
Zusammenhange, dem Wesen nach als dieselbe Erscheinung, wie das
vorhin Erwaehnte, betrachtet werden kann.--So dass, nach Vertreibung
dieser Finsternisse, der farblosen Beschaeftigung des in sich
gekehrten Geistes mit sich selbst, das Daseyn in die heitere Welt der
Blumen verwandelt zu seyn schien, unter denen es bekanntlich keine
schwarze giebt.

Ganz so schlimm als der Metaphysik ist es der Logik nicht ergangen.
Dass man durch sie denken lerne, was sonst fuer ihren Nutzen und damit
fuer den Zweck derselben galt,--gleichsam als ob man durch das Studium
der Anatomie und Physiologie erst verdauen und sich bewegen lernen
sollte--, diess Vorurtheil hat sich laengst verloren, und der Geist des
Praktischen dachte ihr wohl kein besseres Schicksal zu, als ihrer
Schwester.  Dessen ungeachtet, wahrscheinlich um einigen formellen
Nutzens willen, wurde ihr noch ein Rang unter den Wissenschaften
gelassen, ja sie wurde selbst als Gegenstand des oeffentlichen
Unterrichts beibehalten.  Diess bessere Loos betrifft jedoch nur das
aeussere Schicksal; denn ihre Gestalt und Inhalt ist derselbe geblieben,
als er sich durch eine lange Tradition fortgeerbt, jedoch in dieser
Ueberlieferung immer mehr verduennt und abgemagert hatte; der neue
Geist, welcher der Wissenschaft nicht weniger als der Wirklichkeit
aufgegangen ist, hat sich in ihr noch nicht verspueren lassen.  Es ist
aber ein fuer allemal vergebens, wenn die substantielle Form des
Geistes sich umgestaltet hat, die Formen frueherer Bildung erhalten zu
wollen; sie sind welke Blaetter, welche von den neuen Knospen, die an
ihren Wurzeln schon erzeugt sind, abgestossen werden.

Mit dem Ignoriren der allgemeinen Veraenderung faengt es nach gerade an,
auch im Wissenschaftlichen auszugehen.  Unbemerkter Weise sind
selbst den Gegnern die andern Vorstellung gelaeufig und eigen geworden,
und wenn sie gegen deren Quelle und Principien fortdauernd sproede
thun und sich widersprechend dagegen benehmen, so haben sie dafuer die
Konsequenzen sich gefallen lassen, und des Einflusses derselben sich
nicht zu erwehren vermocht; zu ihrem immer unbedeutender werdenden
negativen Verhalten wissen sie sich auf keine andere Weise eine
positive Wichtigkeit und einen Inhalt zu geben, als dass sie in den
neuen Vorstellungsweisen mitsprechen.

Von der andern Seite scheint die Zeit der Gaehrung, mit der eine neue
Schoepfung beginnt, vorbei zu seyn.  In ihrer ersten Erscheinung
pflegt eine solche sich mit fanatischer Feindseligkeit gegen die
ausgebreitete Systematisierung des fruehen Princips zu verhalten,
Theils auch furchtsam zu seyn, sich in der Ausdehnung des Besondern
zu verlieren, Theils aber die Arbeit die zur wissenschaftlichen
Ausbildung erfordert wird, zu scheuen, und im Beduerfnisse einer
solchen zuerst zu einem leeren Formalismus zu greifen.  Die
Anforderung der Verarbeitung und Ausbildung des Stoffes wird nun um
so dringender.  Es ist eine Periode in der Bildung einer Zeit, wie in
der Bildung des Individuums, wo es vornehmlich um Erwerbung und
Behauptung des Princips in seiner unentwickelten Intensitaet zu thun
ist.  Aber die hoehere Forderung geht darauf, dass es zur Wissenschaft
werde.

Was nun auch fuer die Sache und fuer die Form der Wissenschaft bereits
in sonstiger Ruecksicht geschehen seyn mag; die logische Wissenschaft,
welche die eigentliche Metaphysik oder reine spekulative Philosophie
ausmacht, hat sich bisher noch sehr vernachlaessigt gesehen.  Was ich
unter dieser Wissenschaft und ihrer Standpunkte naeher verstehe, habe
ich in der Einleitung vorlaeufig angegeben.  Die Nothwendigkeit, mit
dieser Wissenschaft wieder einmal von vorne anzufangen, die Natur des
Gegenstandes selbst, und der Mangel an Vorarbeiten, welche fuer die
vorgenommen Umbildung haetten benutzt werden koennen, moegen bei
billigen Beurtheilern in Ruecksicht kommen, wenn auch eine vieljaehrige
Arbeit diesem Versuche nicht eine groessere Vollkommenheit geben konnte.
--Der wesentliche Gesichtspunkt ist, dass es ueberhaupt um einen neuen
Begriff wissenschaftlicher Behandlung zu thun ist.  Die Philosophie,
indem sie Wissenschaft seyn soll, kann, wie ich anderwaerts erinnert
Phaenomenologie des Geistes, Vorr. zur ersten Ausg.--Die eigentliche
Ausfuehrung ist die Erkenntniss der Methode, und hat ihre Stelle in der
Logik selbst, habe, hierzu ihre Methode nicht von einer
untergeordneten Wissenschaft, wie die Mathematik ist, borgen, so
wenig als es bei kategorischen Versicherungen innerer Anschauung
bewenden lassen, oder sich des Raisonnements aus Gruenden der aeussern
Reflexion bedienen.  Sondern es kann nur die Natur des Inhalts seyn,
welche sich im wissenschaftlichen Erkennen bewegt, indem zugleich
diese eigne Reflexion des Inhalts es ist, welche seine Bestimmung
selbst erst setzt und erzeugt.

Der Verstand bestimmt und haelt die Bestimmungen fest; die Vernunft
ist negativ und dialektisch, weil sie die Bestimmungen des Verstands
in Nichts aufloest; sie ist positiv, weil sie das Allgemeine erzeugt,
und das Besondere darin begreift.  Wie der Verstand als etwas
Getrenntes von der Vernunft ueberhaupt, so pflegt auch die
dialektische Vernunft als etwas Getrenntes von der positiven Vernunft
genommen zu werden.  Aber in ihrer Wahrheit ist die Vernunft Geist,
der hoeher als Beides, verstaendige Vernunft, oder vernuenftiger
Verstand ist.  Er ist das Negative, dasjenige, welches die Qualitaet
sowohl, der dialektischen Vernunft, als des Verstandes ausmacht;--er
negirt das Einfache, so setzt er den bestimmten Unterschied des
Verstandes, er loest ihn eben so sehr auf, so ist er dialektisch.  Er
haelt sich aber nicht im Nichts dieses Resultates, sondern ist darin
ebenso positiv, und hat so das erste Einfache damit hergestellt, aber
als Allgemeines, das in sich konkret ist; unter dieses wird nicht ein
gegebenes Besonderes subsumirt, sondern in jenem Bestimmen und in der
Aufloesung desselben hat sich das Besondere schon mit bestimmt.  Diese
geistige Bewegung, die sich in ihrer Einfachheit ihre Bestimmtheit,
und in dieser ihre Gleichheit mit sich selbst giebt, die somit die
immanente Entwickelung des Begriffes ist, ist die absolute Methode
des Erkennens, und zugleich die immanente Seele des Inhalts selbst.
--Auf diesem sich selbst konstruirenden Wege allein, behaupte ich,
ist die Philosophie faehig, objektive, demonstrirte Wissenschaft zu
seyn.--In dieser Weise habe ich das Bewusstseyn in der Phaenomenologie
des Geistes darzustellen versucht.  Das Bewusstseyn ist der Geist als
konkretes und zwar in der Aeusserlichkeit befangenes Wissen; aber die
Formbewegung dieses Gegenstandes beruht allein, wie die Entwickelung
alles natuerlichen und geistigen Lebens, auf der Natur der reinen
Wesenheiten, die den Inhalt der Logik ausmachen.  Das Bewusstseyn, als
der erscheinende Geist, welcher sich auf seinem Wege von seiner
Unmittelbarkeit und aeusserlichen Konkretion befreit, wird zum reinen
Wissen, das sich jene reinen Wesenheiten selbst, wie sie an und fuer
sich sind, zum Gegenstand giebt.  Sie sind die reinen Gedanken, der
sein Wesen denkende Geist.  Ihre Selbstbewegung ist ihr geistiges
Leben, und ist das, wodurch sich die Wissenschaft konstituirt, und
dessen Darstellung sie ist.

Es ist hiermit die Beziehung der Wissenschaft, die ich Phaenomenologie
des Geistes nenne, zur Logik angegeben.--Was das aeusserliche
Verhaeltniss betrifft, so war dem ersten Theil des Systems der
Wissenschaft, (Bamberg und Wuerzburg bei Goebhard 1807).  Dieser Titel
wird der zweiten Ausgabe, die auf naechsten Ostern erscheinen wird,
nicht mehr beigegeben werden.--An die Stelle des im Folgenden
erwaehnten Vorhabens eines zweiten Theils, der die saemmtlichen andern
philosophischen Wissenschaften enthalten sollte, habe ich seitdem die
Encyklopaedie der philosophischen Wissenschaften, voriges Jahr in der
dritten Ausgabe, ans Licht treten lassen (Anmerkung zur zweiten
Ausgabe), der die Phaenomenologie enthaelt, ein zweiter Theil zu folgen
bestimmt, welcher die Logik und die beiden realen Wissenschaften der
Philosophie, die Philosophie der Natur und die Philosophie des
Geistes, enthalten sollte, und das System der Wissenschaft
beschlossen haben wuerde.  Aber die nothwendige Ausdehnung, welche die
Logik fuer sich erhalten musste, hat mich veranlasst, diese besonders
ans Licht treten zu lassen; sie macht also in einem erweiterten Plane
die erste Folge zur Phaenomenologie des Geistes aus.  Spaeterhin werde
ich die Verarbeitung der beiden genannten realen Wissenschaften der
Philosophie folgen lassen.--Dieser erste Band der Logik aber enthaelt
als erstes Buch die Lehre vom Seyn; das zweite Buch, die Lehre vom
Wesen, als zweite Abtheilung des ersten Bandes; der zweite Band aber
wird die subjektive Logik, oder die Lehre vom Begriff enthalten.

Nuernberg, den 22 Maerz 1812



Vorrede zur zweiten Auflage.

An diese neue Bearbeitung der Wissenschaft der Logik, wovon hiermit
der erste Band erscheint, bin ich wohl mit dem ganzen Bewusstseyn
sowohl der Schwierigkeit des Gegenstandes fuer sich und dann seiner
Darstellung, als der Unvollkommenheit, welche die Bearbeitung
desselben in der ersten Ausgabe an sich traegt, gegangen; so sehr ich
nach weiterer vieljaehriger Beschaeftigung mit dieser Wissenschaft
bemueht gewesen, dieser Unvollkommenheit abzuhelfen, so fuehle ich noch
Ursache genug zu haben, die Nachsicht des Lesers in Anspruch zu
nehmen.  Ein Titel solchen Anspruchs aber zunaechst darf wohl auf den
Umstand gegruendet werden, dass sich fuer den Inhalt vornehmlich nur
aeusserliches Material in der frueheren Metaphysik und Logik vorgefunden
hat.  So allgemein und haeufig dieselben, die letztere noch bis auf
unsere Zeiten fort, getrieben worden, so wenig hat solche Bearbeitung
die spekulative Seite betroffen; vielmehr ist im Ganzen dasselbe
Material wiederholt, abwechselnd bald bis zu trivialer
Oberflaechlichkeit verduennt, bald der alte Ballast umfangsreicher von
Neuem hervorgeholt und mitgeschleppt worden, so dass durch solche,
haeufig ganz nur mechanische Bemuehungen dem philosophischen Gehalt
kein Gewinn zuwachsen konnte.  Das Reich des Gedankens philosophisch,
d.i. in seiner eigenen immanenten Thaetigkeit, oder was dasselbe ist,
in seiner nothwendigen Entwickelung darzustellen, musste deswegen ein
neues Unternehmen seyn, und dabei von vorne angefangen werden; jenes
erworbene Material, die bekannten Denkformen, aber ist als eine
hoechst wichtige Vorlage, ja eine nothwendige Bedingung, dankbar
anzuerkennende Voraussetzung anzusehen, wenn dieselbe auch nur hier
und da einen duerren Faden, oder die leblosen Knochen eines Skeletts,
sogar in Unordnung untereinander geworfen, dargiebt.

Die Denkformen sind zunaechst in der Sprache des Menschen
herausgesetzt und niedergelegt, es kann in unseren Tagen nicht oft
genug daran erinnert werden, dass das, wodurch sich der Mensch vom
Thiere unterscheidet, das Denken ist.  In Alles, was ihm zu einem
Innerlichen, zur Vorstellung ueberhaupt, wird, was er zu dem Seinigen
macht, hat sich die Sprache eingedraengt, und was er zur Sprache macht
und in ihr aeussert, enthaelt eingehuellter, vermischter, oder
herausgearbeitet, eine Kategorie; so sehr natuerlich ist ihm das
Logische, oder vielmehr dasselbige ist seine eigenthuemliche Natur
selbst.  Stellt man aber die Natur ueberhaupt, als das Physikalische,
dem Geistigen gegenueber, so muesste man sagen, dass das Logische
vielmehr das Uebernatuerliche ist, welches sich in alles Naturverhalten
des Menschen, in sein Empfinden, Anschauen, Begehren, Beduerfniss,
Trieb eindraengt und es dadurch ueberhaupt zu einem Menschlichen, wenn
auch nur formell, zu Vorstelllungen und Zwecken, macht.  Es ist der
Vortheil einer Sprache, wenn sie einen Reichthum an logischen
Ausdruecken, naemlich eigenthuemlichen und abgesonderten, fuer die
Denkbestimmungen selbst besitzt; von den Praepositionen, Artikeln,
gehoeren schon viele solchen Verhaeltnissen an, die auf dem Denken
beruhen; die chinesische Sprache soll es in ihrer Ausbildung gar
nicht oder nur duerftig bis dahin gebracht haben; aber diese Partikeln
treten ganz dienend, nur etwas weniges abgeloester, als die Augmente,
Flexionszeichen und dergl. auf.  Viel wichtiger ist es, dass in einer
Sprache die Denkbestimmungen zu Substantiven und Verben
herausgestellt und so zur gegenstaendlichen Form gestempelt sind; die
deutsche Sprache hat darin viele Vorzuege vor den anderen modernen
Sprachen; sogar sind manche ihrer Woerter von der weiteren Eigenheit,
verschiedene Bedeutungen nicht nur, sondern entgegengesetzte zu haben,
so dass darin selbst ein spekulativer Geist der Sprache nicht zu
verkennen ist; es kann dem Denken eine Freude gewaehren, auf solche
Woerter zu stossen, und die Vereinigung Entgegengesetzter, welches
Resultat der Spekulation fuer den Verstand aber widersinnig ist, auf
naive Weise schon lexikalisch als Ein Wort von den entgegengesetzten
Bedeutungen vorzufinden.  Die Philosophie bedarf daher ueberhaupt
keiner besonderen Terminologie; es sind wohl aus fremden Sprachen
einige Woerter aufzunehmen, welche jedoch durch den Gebrauch bereits
das Buergerrecht in ihr erhalten haben, ein affektirter Purismus wuerde
da, wo es am entschiedensten auf die Sache ankommt, am wenigsten am
Platze seyn.--Das Fortschreiten der Bildung ueberhaupt und
insbesondere der Wissenschaften, selbst der empirischen und
sinnlichen; indem sie im Allgemeinen sich in den gewoehnlichsten
Kategorien (z.B. eines Ganzen und der Theile, eines Dinges und seiner
Eigenschaften und dergleichen) bewegen, foerdert nach und nach auch
hoehere Denkverhaeltnisse zu Tage, oder hebt sie wenigstens zu groesserer
Allgemeinheit und damit zu naeherer Aufmerksamkeit hervor.  Wenn z.B.
in der Physik die Denkbestimmung der Kraft vorherrschend geworden ist,
so spielt in neuerer Zeit die Kategorie der Polaritaet, die uebrigens
zu sehr... tort e... travers in Alles selbst in das Licht eingedraengt
wird, die bedeutendste Rolle,--die Bestimmung von einem Unterschiede,
in welchem die Unterschiedenen untrennbar verbunden sind;--dass auf
solche Weise von der Form der Abstraktion, der Identitaet, durch
welche eine Bestimmtheit z.B. als Kraft eine Selbststaendigkeit erhaelt,
fortgegangen, und die Form des Bestimmens, des Unterschiedes,
welcher zugleich als ein Untrennbares in der Identitaet bleibt,
herausgehoben und eine gelaeufige Vorstellung geworden, ist von
unendlicher Wichtigkeit.  Die Naturbetrachtung bringt durch die
Realitaet, in welcher ihre Gegenstaende sich festhalten, dieses
Zwingende mit sich, die Kategorien, die in ihr nicht laenger ignorirt
werden koennen, wenn auch mit der groessten Inkonsequenz gegen andere,
die auch geltend gelassen werden, zu fixiren, und es nicht zu
gestatten, dass, wie im Geistigen leichter geschieht, zu Abstraktionen
von dem Gegensatze und zur Allgemeinheit uebergegangen wird.

Aber indem so die logischen Gegenstaende, wie deren Ausdruecke, etwa in
der Bildung Allbekanntes sind, so ist, wie ich anderwaerts gesagt, was
bekannt ist, darum nicht erkannt, und es kann selbst die Ungeduld
erregen, sich noch mit Bekanntem beschaeftigen zu sollen, und was ist
bekannter, als eben die Denkbestimmungen, von denen wir allenthalben
Gebrauch machen, die uns in jedem Satze, den wir sprechen, zum Munde
herausgehen.  Ueber den Gang des Erkennens von diesem Bekannten aus,
ueber das Verhaeltniss des wissenschaftlichen Denkens zu diesem
natuerlichen Denken, die allgemeinen Momente anzugeben soll dieses
Vorwort bestimmt seyn, so viel, zusammengenommen mit dem, was die
fruehere Einleitung enthaelt, wird hinreichend seyn, um eine allgemeine
Vorstellung, wie man eine solche von einer Wissenschaft zum voraus,
vor derselben, welche die Sache selbst ist, zu erhalten fordert, von
dem Sinne des logischen Erkennens zu geben.

Zunaechst ist es als ein unendlicher Fortschritt anzusehen, dass die
Formen des Denkens von dem Stoffe, in welchen sie im selbstbewussten
Anschauen, Vorstellen, wie in unserem Begehren und Wollen, oder
vielmehr auch in dem vorstellenden Begehren und Wollen (--und es ist
kein menschliches Begehren oder Wollen ohne Vorstellen--) versenkt
sind, befreit, diese Allgemeinheiten fuer sich herausgehoben, und wie
Plato, dann aber Aristoteles vornehmlich gethan, zum Gegenstande der
Betrachtung fuer sich gemacht worden; diess giebt den Anfang des
Erkennens derselben.  "Erst nachdem beinahe alles Nothwendige", sagt
Aristoteles, "und was zur Bequemlichkeit und zum Verkehr des Lebens
gehoert, vorhanden war, hat man angefangen, sich um philosophische
Erkenntniss zu bemuehen." "In Aegypten," hatte er vorher bemerkt, "sind
die mathematischen Wissenschaften frueh ausgebildet worden, weil
daselbst der Priesterstand frueh in die Lage versetzt worden, Musse zu
haben."--In der That setzt das Beduerfniss sich mit den reinen Gedanken
zu beschaeftigen einen weiten Gang voraus, den der Menschengeist
durchgemacht haben muss, es ist, kann man sagen, es ist das Beduerfniss
des schon befriedigten Beduerfnisses der Nothwendigkeit der
Beduerfnisslosigkeit, zu dem er gekommen seyn muss, der Abstraktion von
dem Stoffe des Anschauens, Einbildens u.s.f. der konkreten Interessen
des Begehrens, der Triebe, des Willens, in welchem Stoffe die
Denkbestimmungen eingehuellt stecken.  In den stillen Raeumen des zu
sich selbst gekommenen und nur in sich seyenden Denkens schweigen die
Interessen, welche das Leben der Voelker und der Individuen bewegen.
"Nach so vielen Seiten," sagt Aristoteles in demselben Zusammenhange,
"ist die Natur des Menschen abhaengig, aber diese Wissenschaft, die
nicht zu einem Gebrauche gesucht wird, ist allein die an und fuer sich
freie und sie scheint darum nicht ein menschlicher Besitz zu seyn.
"--Die Philosophie ueberhaupt hat es noch mit konkreten Gegenstaenden,
Gott, Natur, Geist, in ihren Gedanken zu thun, aber die Logik
beschaeftigt sich ganz nur mit diesen fuer sich in ihrer vollstaendigen
Abstraktion.  Diese Logik pflegt darum dem Studium der Jugend
zunaechst anheim zu fallen, als welche noch nicht in die Interessen
des konkreten Lebens eingetreten ist, in der Musse in Ruecksicht
derselben lebt, und nur erst fuer ihren subjektiven Zweck mit der
Erwerbung der Mittel und der Moeglichkeiten, in den Objekten jener
Interessen thaetig zu werden, sich und mit diesen selbst noch
theoretisch sich zu beschaeftigen hat.  Unter diese Mittel wird im
Widerspiele von der angefuehrten Vorstellung des Aristoteles, die
logische Wissenschaft gerechnet, die Bemuehung mit derselben ist eine
vorlaeufige Arbeit, ihr Ort die Schule, auf welche erst der Ernst des
Lebens und die Thaetigkeit fuer die wahrhaften Zwecke folgen soll.  Im
Leben geht es zum Gebrauch der Kategorien, sie werden von der Ehre,
fuer sich betrachtet zu werden, dazu herabgesetzt, in dem geistigen
Betrieb lebendigen Inhalts in dem Erschaffen und Auswechseln der
darauf bezueglichen Vorstellungen, zu dienen,--Theils als
Abbreviaturen durch ihre Allgemeinheit;--denn welche unendliche Menge
von Einzelnheiten des aeusserlichen Daseyns und der Thaetigkeit fasst die
Vorstellung.  Schlacht, Krieg, Volk, oder Meer, Thier u.s.f. in sich
zusammen;--wie ist in der Vorstellung: Gott oder Liebe u.s.f. in die
Einfachheit solchen Vorstellens eine unendliche Menge von
Vorstellungen, Thaetigkeit, Zustaenden u.s.f. epitomirt!--Theils zur
naeheren Bestimmung und Findung der gegenstaendlichen Verhaeltnisse,
wobei aber Gehalt und Zweck, die Richtigkeit und Wahrheit des sich
einmischenden Denkens ganz von dem Vorhandenen selbst abhaengig
gemacht ist und den Denkbestimmungen fuer sich keine Inhaltbestimmende
Wirksamkeit zugeschrieben wird.  Solcher Gebrauch der Kategorien, der
vorhin die natuerliche Logik genannt worden ist, ist bewusstlos, und
wenn ihnen in wissenschaftlicher Reflexion das Verhaeltniss, als Mittel
zu dienen, im Geiste angewiesen wird, so wird das Denken ueberhaupt zu
etwas den anderen geistigen Bestimmungen Untergeordnetem gemacht.
Von unseren Empfindungen, Trieben, Interessen sagen wir nicht wohl,
dass sie uns dienen, sondern sie gelten als selbststaendige Kraefte und
Maechte, so dass wir diess selbst sind, so zu empfinden, diess zu
begehren und zu wollen, in diess unser Interesse zu legen.  Aber
wieder kann es vielmehr unser Bewusstseyn werden, dass wir im Dienste
unserer Gefuehle, Triebe, Leidenschaften, Interessen, ohnehin von
Gewohnheiten stehen, als dass wir sie im Besitz haben, noch weniger,
dass sie bei unser innigen Einheit mit ihnen uns als Mittel dienen.
Dergleichen Bestimmungen des Gemueths und Geistes zeigen sich uns bald
als Besondere im Gegensatze gegen die Allgemeinheit, als die wir uns
bewusst werden, in der wir unsere Freiheit haben, und halten dafuer, in
diesen Besonderheiten vielmehr befangen zu seyn, von ihnen beherrscht
zu werden.  Sonach koennen wir dann viel weniger dafuer halten, dass die
Denkformen, die sich durch alle unserer Vorstellungen, diese seyen
bloss theoretisch, oder enthalten einen Stoff, der der Empfindung, dem
Triebe, dem Willen angehoert, hindurch ziehen, uns dienen, dass wir sie,
und sie nicht vielmehr uns im Besitz haben; was ist uns uebrig gegen
sie, wie sollen wir, ich mich als das Allgemeinere ueber sie
hinausstellen, sie die selbst das Allgemeine als solches sind.  Wenn
wir uns in eine Empfindung, Zweck, Interesse legen, und uns darin
beschraenkt, unfrei fuehlen, so ist der Ort, in den wir daraus heraus
und in die Freiheit zurueck zu ziehen vermoegen, dieser Ort der
Gewissheit seiner selbst, der reinen Abstraktion, des Denkens.  Oder
ebenso, wenn wir von den Dingen sprechen wollen, so nennen wir die
Natur oder das Wesen derselben ihren Begriff, und dieser ist nur fuer
das Denken; von den Begriffen der Dinge aber werden wir noch viel
weniger sagen, dass wir sie beherrschen oder dass die Denkbestimmungen,
von denen sie der Komplex sind, uns dienen, im Gegentheil muss sich
unser Denken nach ihnen beschraenken und unsere Willkuer oder Freiheit
soll sie nicht nach sich zurichten wollen.  Insofern also das
subjektive Denken unser eigenstes, innerlichstes Thun ist, und der
objektive Begriff der Dinge die Sache selbst ausmacht, so koennen wir
aus jenem Thun nicht heraus seyn, nicht ueber demselben stehen, und
ebenso wenig koennen wir ueber die Natur der Dinge hinaus.  Von der
letzteren Bestimmung jedoch koennen wir absehen; sie faellt mit der
ersteren insofern zusammen, da sie eine Beziehung unserer Gedanken
auf die Sache, aber nur etwas Leeres ergaebe, weil die Sache damit als
Regel fuer unsere Begriffe aufgestellt werden wuerde, aber eben die
Sache fuer uns nichts Anderes als unsere Begriffe von ihr seyn kann.
Wenn die kritische Philosophie das Verhaeltniss dieser drei Terminorum
so versteht, dass wir die Gedanken zwischen uns und zwischen die
Sachen als Mitte stellen in dem Sinne, dass diese Mitte uns von den
Sachen vielmehr abschliesst, statt uns mit denselben
zusammenzuschliessen, so ist dieser Ansicht die einfache Bemerkung
entgegenzusetzen, dass eben diese Sachen, die jenseits unserer und
jenseits der sich auf sie beziehenden Gedanken auf dem anderen
Extreme stehen sollen, selbst Gedankendinge, und als ganz unbestimmte,
nur Ein Gedankending, (--das sogenannte Ding-an-sich) der leeren
Abstraktion selbst sind.

Doch diess mag fuer den Gesichtspunkt genuegen, aus welchem das
Verhaeltniss verschwindet, nach welchem die Denkbestimmungen nur als
zum Gebrauch und als Mittel genommen werden; wichtiger ist das weiter
damit Zusammenhaengende, nach welchem sie als aeussere Formen gefasst zu
werden pflegen.--Die uns alle Vorstellungen, Zwecke, Interessen und
Handlungen durchwirkende Thaetigkeit des Denkens ist, wie gesagt,
bewusstlos geschaeftig (die natuerliche Logik); was unser Bewusstseyn vor
sich hat, ist der Inhalt, die Gegenstaende der Vorstellungen, das,
womit das Interesse erfuellt ist; die Denkbestimmungen gelten nach
diesem Verhaeltniss als Formen, die nur an dem Gehalt, nicht der Gehalt
selbst seyen.  Wenn es aber an dem ist, was vorhin angegeben worden,
und was sonst im Allgemeinen zugestanden wird, dass die Natur, das
eigenthuemliche Wesen, das wahrhaft Bleibende und Substantielle bei
der Mannigfaltigkeit und Zufaelligkeit des Erscheinens und der
Zufaelligkeit des Erscheinens und der voruebergehenden Aeusserung, der
Begriff der Sache, das in ihr selbst Allgemeine ist, wie jedes
menschliche Individuum zwar ein unendlich eigenthuemliches, das Prius
aller seiner Eigenthuemlichkeit darin Mensch zu seyn in sich hat, wie
jedes einzelne Thier, das Prius, Thier zu seyn: so waere nicht zu
sagen, was, wenn diese Grundlage aus dem mit noch so vielfachen
sonstigen Praedikaten Ausgeruesteten weggenommen wuerde, ob sie gleich
wie die anderen ein Praedikat genannt werden kann, was so ein
Individuum noch seyn sollte.  Die unerlaessliche Grundlage, der Begriff,
das Allgemeine, das der Gedanke, insofern man nur von der
Vorstellung bei dem Worte: Gedanke, abstrahiren kann, selbst ist,
kann nicht nur als eine gleichgueltige Form, die an einem Inhalte sey,
angesehen werden.  Aber diese Gedanken aller natuerlichen und
geistigen Dinge, selbst der substantielle Inhalt, sind noch ein
socher, der vielfache Bestimmtheiten enthaelt und noch den Unterschied
einer Seele und eines Leibes, des Begriffs und einer relativen
Realitaet an ihm hat; die tiefere Grundlage ist die Seele fuer sich,
der reine Begriff, der das Innerste der Gegenstaende, ihr einfacher
Lebenspuls, wie selbst des subjektiven Denkens derselben ist.  Diese
logische Natur, die den Geist beseelt, in ihm treibt und wirkt, zum
Bewusstseyn zu bringen, diess ist die Aufgabe.  Das instinktartige Thun
unterscheidet sich von dem intelligenten und freien Thun dadurch
ueberhaupt, dass dieses mit Bewusstseyn geschieht, indem der Inhalt des
Treibenden heraus aus der unmittelbaren Einheit mit dem Subjekte zur
Gegenstaendlichkeit vor dieses gebracht ist, beginnt die Freiheit des
Geistes, der in dem instinktweisen Wirken des Denkens befangen in den
Banden seiner Kategorien in einen unendlich mannigfachen Stoff
zersplittert ist.  In diesem Netze schuerzen sich hin und wieder
festere Knoten, welche die Anhalts- und Richtungspunkte seines Lebens
und Bewusstseyns sind, sie verdanken ihre Festigkeit und Macht eben
dem, dass sie vor das Bewusstseyn gebracht an und fuer sich seyenden
Begriffe seiner Wesenheit sind.  Der wichtigste Punkt fuer die Natur
des Geistes ist das Verhaeltniss nicht nur dessen, was er an sich ist,
zu dem was er wirklich ist, sondern dessen, als was er sich weiss;
dieses Sichwissen ist darum, weil er wesentlich Bewusstseyn,
Grundbestimmung seiner Wirklichkeit.  Diese Kategorien, die nur
instinktmaessig als Triebe wirksam sind, und zunaechst vereinzelt, damit
veraenderlich und sich verwirrend in das Bewusstseyn des Geistes
gebracht, und ihm so eine vereinzelte und unsichere Wirklichkeit
gewaehren, zu reinigen und ihn damit in ihnen zur Freiheit und
Wahrheit zu erheben, diess ist also das hoehere logische Geschaeft.

Was wir als Anfang der Wissenschaft, dessen hoher Werth fuer sich und
zugleich als Bedingung der wahrhaften Erkenntniss vorhin anerkannt
worden ist, angaben, die Begriffe und die Momente des Begriffs
ueberhaupt, die Denkbestimmungen zunaechst als Formen, die von dem
Stoffe verschieden und nur an ihm seyen, zu behandeln, diess giebt
sich sogleich an sich selbst als ein zur Wahrheit, die als Gegenstand
und Zweck der Logik angegeben wird, unangemessenes Verhalten kund.
Denn so als blosse Formen, als verschieden von dem Inhalte, werden sie
in einer Bestimmung stehend angenommen, die sie zu endlichen stempelt
und die Wahrheit, die in sich unendlich ist, zu fassen unfaehig macht.
Mag das Wahre sonst, in welcher Ruecksicht es sey, wieder mit
Beschraenkung und Endlichkeit vergesellschaftet seyn, diess ist die
Seite seiner Negation, seiner Unwahrheit und Unwirklichkeit, eben
seines Endes, nicht der Affirmation, welche es als Wahres ist.  Gegen
die Kahlheit der bloss formellen Kategorien hat der Instinkt der
gesunden Vernunft sich endlich so erstarkt gefuehlt, dass er ihre
Kenntniss mit Verachtung dem Gebiete einer Schullogik und
Schulmetaphysik ueberlaesst, zugleich mit der Missachtung des Werthes,
den schon das Bewusstseyn dieser Faeden fuer sich hat, und mit der
Bewusstlosigkeit, in dem instinktartigen Thun natuerlicher Logik, noch
mehr in dem reflektirten Verwerfen der Kenntniss und Erkenntniss der
Denkbestimmungen selbst, im Dienste des ungereinigten und damit
unfreien Denkens gefangen zu seyn.  Die einfache Grundbestimmung oder
gemeinschaftliche Formbestimmung der Sammlung solcher Formen ist die
Identitaet, die als Gesetz, als A=A, als Satz des Widerspruchs in der
Logik dieser Sammlung behauptet wird.  Die gesunde Vernunft hat ihre
Ehrerbietung vor der Schule, die im Besitze solcher Gesetze der
Wahrheit und in der sie noch immer so fortgefuehrt werden, so sehr
verloren, dass sie dieselbe darob verlacht, und einen Menschen, der
nach solchen Gesetzen wahrhaft zu sprechen weiss: die Pflanze ist
eine--Pflanze, die Wissenschaft ist--die Wissenschaft, und sofort
ins Unendliche, fuer unertraeglich haelt.  Ueber die Formeln auch,
welche die Regeln des Schliessens, das in der That ein Hauptgebrauch
des Verstandes ist, hat sich--so ungerecht es ist zu verkennen, dass
sie ihr Feld in der Erkenntniss haben, worin sie gelten muessen und
zugleich, dass sie wesentliches Material fuer das Denken der Vernunft
sind,--das ebenso gerechte Bewusstsein festgesetzt, dass sie
gleichgueltige Mittel wenigstens ebenso sehr des Irrthums und der
Sophisterei sind, und wie man auch sonst die Wahrheit bestimmen mag,
fuer die hoehere, z.B. die religioese Wahrheit unbrauchbar sind; dass sie
ueberhaupt nur eine Richtigkeit der Erkenntnisse, nicht die Wahrheit
betreffen.

Die Unvollstaendigkeit dieser Weise, das Denken zu betrachten, welche
die Wahrheit auf der Seite laesst, ist allein dadurch zu ergaenzen, dass
nicht bloss das, was zu aeusseren Form gerechnet zu werden pflegt,
sondern der Inhalt mit in die denkende Betrachtung gezogen wird.  Es
zeigt sich von selbst bald, dass was in der naechsten gewoehnlichsten
Reflexion als Inhalt von der Form geschieden wird, in der That nicht
formlos, nicht bestimmungslos in sich, seyn soll; so waere er nur das
Leere, etwa die Abstraktion des Dings-an-sich,--dass er vielmehr Form
in ihm selbst, ja durch sie allein Beseelung und Gehalt hat und dass
sie selbst es ist, die nur in den Schein eines Inhalts, so wie damit
auch in den Schein eines an diesem Scheine Aeusserlichen, umschlaegt.
Mit dieser Einfuehrung des Inhalts in die logische Betrachtung, sind
es nicht die Dinge, sondern die Sache, der Begriff der Dinge, welcher
Gegenstand wird.

Hierbei kann man aber auch daran erinnert werden, dass es eine Menge
Begriffe, eine Menge Sachen giebt.  Wodurch aber diese Menge
beschraenkt wird, ist Theils vorhin gesagt worden, dass der Begriff als
Gedanke ueberhaupt, als Allgemeines, die unermessliche Abbreviatur
gegen die Einzelnheit der Dinge, wie sie ihre Menge dem unbestimmten
Anschauen und Vorstellen vorschweben, ist; Theils aber ist ein
Begriff sogleich erstens der Begriff an ihm selbst, und dieser ist
nur Einer, und ist die substantielle Grundlage; vor's Andere aber ist
er wohl ein bestimmter Begriff, welche Bestimmtheit an ihm das ist,
was als Inhalt erscheint, die Bestimmtheit des Begriffs aber ist eine
Formbestimmung dieser substantiellen Einheit, ein Moment der Form als
Totalitaet, des Begriffes selbst, der die Grundlage der bestimmten
Begriffe ist.  Dieser wird nicht sinnlich angeschaut oder vorgestellt;
er ist nur Gegenstand, Produkt und Inhalt des Denkens, und die an
und fuer sich seyende Sache, der Logos, die Vernunft dessen, was ist,
die Wahrheit dessen, was den Namen der Dinge fuehrt; am wenigsten ist
es der Logos, was ausserhalb der logischen Wissenschaft gelassen
werden soll.  Es muss darum nicht ein Belieben seyn, ihn in die
Wissenschaft herein zu ziehen oder ihn draussen zu lassen.  Wenn die
Denkbestimmungen, welche nur aeusserliche Formen sind, wahrhaft an
ihnen selbst betrachtet werden, kann nur ihre Endlichkeit und die
Unwahrheit ihres Fuer-sich-seyn-sollens und als ihre Wahrheit, der
Begriff, hervorgehen.  Daher wird die logische Wissenschaft, indem
sie die Denkbestimmungen, die ueberhaupt unsern Geist instinktartig
und bewusstlos durchziehen, und selbst indem sie in die Sprache
hereintreten, ungegenstaendlich, unbeachtet bleiben, abhandelt, auch
die Rekonstruktion derjenigen seyn, welche durch die Reflexion
herausgehoben und von ihr als subjektive, an dem Stoff und Gehalt
aeussere Formen fixiert sind.

Die Darstellung keines Gegenstandes waere an und fuer sich faehig, gar
streng ganz immanent plastisch zu seyn, als die der Entwickelung des
Denkens in seiner Nothwendigkeit; keiner fuehrte so sehr diese
Forderung mit sich; seine Wissenschaft muesste darin auch die
Mathematik uebertreffen, denn kein Gegenstand hat in ihm selbst diese
Freiheit und Unabhaengigkeit.  Solcher Vortrag erforderte, wie diess in
seiner Art in dem Gange der mathematischen Konsequenz vorhanden ist,
dass bei keiner Stufe der Entwickelung eine Denkbestimmung und
Reflexion vorkaeme, die nicht in dieser Stufe unmittelbar hervorgeht,
und aus den vorhergehenden in sie heruebergekommen ist.  Allein auf
solche abstrakte Vollkommenheit der Darstellung muss freilich im
Allgemeinen Verzicht gethan werden; schon indem die Wissenschaft mit
dem rein Einfachen, hiermit dem Allgemeinsten und Leersten, anfangen
muss, liesse der Vortrag nur eben diese selbst ganz einfachen Ausdruecke
des Einfachen ohne allen weiteren Zusatz irgend eines Wortes zu;--was
der Sache nach Statt finden duerfte, waeren negirende Reflexionen, die
das abzuhalten und zu entfernen sich bemuehten, was sonst die
Vorstellung oder ein ungeregeltes Denken einmischen koennte.  Solche
Einfaelle in den einfachen immanenten Gang der Entwickelung sind
jedoch fuer sich zufaellig, und die Bemuehung, sie abzuwehren, wird
somit selbst mit dieser Zufaelligkeit behaftet; ohnehin ist es
vergeblich allen solchen Einfaellen, eben weil sie ausser der Sache
liegen, begegnen zu wollen, und wenigstens waere Unvollstaendigkeit das,
was hierbei fuer die systematische Befriedigung verlangt wuerde.  Aber
die eigenthuemliche Unruhe und Zerstreuung unseres modernen
Bewusstseyns laesst es nicht anders zu, als gleichfalls mehr oder
weniger auf nahe liegende Reflexionen und Einfaelle Ruecksicht zu
nehmen, ein plastischer Vortrag erfordert dann auch einen plastischen
Sinn des Aufnehmens und Verstehens; aber solche plastische Juenglinge
und Maenner so ruhig mit der Selbstverlaeugnung eigener Reflexionen und
Einfaelle, womit das Selbstdenken sich zu erweisen ungeduldig ist, nur
der Sache folgende Zuhoerer, wie sie Plato dichtet, wuerden in einem
modernen Dialoge nicht aufgestellt werden koennen; noch weniger duerfte
auf solche Leser gezaehlt werden.  Im Gegentheil haben sich mir zu
haeufig und zu heftig solche Gegner gezeigt, welche nicht die einfache
Reflexion machen mochten, dass ihre Einfaelle und Einwuerfe Kategorien
enthalten, welche Voraussetzungen sind und selbst erst der Kritik
beduerfen, ehe sie gebraucht werden.  Die Bewusstlosigkeit hierueber
geht unglaublich weit; sie macht das Grund-Missverstaendniss, das ueble d.
h. ungebildete Benehmen, bei einer Kategorie, die betrachtet wird,
etwas Anderes zu denken und nicht diese Kategorie selbst.  Diese
Bewusstlosigkeit ist um so weniger zu rechtfertigen, als solches
Anderes andere Denkbestimmungen und Begriffe sind, in einem Systeme
der Logik aber eben diese anderen Kategorien gleichfalls ihre Stelle
muessen gefunden haben, und daselbst fuer sich der Betrachtung werden
unterworfen seyn.  Am auffallendsten ist diess in der ueberwiegenden
Menge von Einwuerfen und Angriffen, die auf die ersten Begriffe oder
Saetze der Logik, das Seyn und Nichts und das Werden, als welches,
selbst eine einfache Bestimmung, wohl unbestritten,--die einfachste
Analyse zeigt diess,--jene beiden Bestimmungen als Momente enthaelt.
Die Gruendlichkeit scheint zu erfordern, den Anfang, als den Grund,
worauf Alles gebaut sey, vor Allem aus zu untersuchen, ja nicht
weiter zu gehen, als bis er sich fest erwiesen hat, im Gegentheil
vielmehr, wenn diess nicht der Fall ist, alles noch Folgende zu
verwerfen.  Diese Gruendlichkeit hat zugleich den Vortheil, die groesste
Erleichterung fuer das Denkgeschaeft zu gewaehren, sie hat die ganze
Entwickelung in diesen Keim eingeschlossen vor sich, und haelt sich
fuer mit Allem fertig, wenn sie mit diesem fertig ist, der das
Leichteste zum Abthun ist, denn er ist das Einfachste, das Einfache
selbst; es ist die geringe Arbeit, die erforderlich ist, wodurch sich
diese so selbst zufriedene Gruendlichkeit wesentlich empfiehlt.  Diese
Beschraenkung auf das Einfache laesst der Willkuer des Denkens, das fuer
sich nicht einfach bleiben will, sondern seine Reflexionen darueber
anbringt, freien Spielraum.  Mit dem guten Rechte, sich zuerst nur
mit dem Princip zu beschaeftigen, und damit sich auf das Weitere nicht
einzulassen, thut diese Gruendlichkeit in ihrem Geschaefte selbst das
Gegentheil hiervon, vielmehr das Weitere, d.i. andere Kategorien als
nur das Princip ist, andere Voraussetzungen und Vorurtheile
herbeizubringen.  Solche Voraussetzungen, dass die Unendlichkeit
verschieden von der Endlichkeit, der Inhalt etwas Anderes als die
Form, das Innere ein Anderes als das Aeussere, die Vermittelung ebenso
nicht die Unmittelbarkeit sey, als ob einer dergleichen nicht wuesste,
werden zugleich belehrungsweise vorgebracht und nicht sowohl bewiesen,
als erzaehlt und versichert.  In solchem Belehren als Benehmen
liegt--man kann es nicht anders nennen,--eine Albernheit; der Sache
nach aber Theils das Unberechtigte, dergleichen nur vorauszusetzen
und geradezu anzunehmen, Theils aber noch mehr die Unwissenheit, dass
es das Beduerfniss und Geschaeft des logischen Denkens ist, eben diess zu
untersuchen, ob denn so ein Endliches ohne Unendlichkeit etwas Wahres
ist, ebenso solche abstrakte Unendlichkeit, ferner ein formloser
Inhalt und eine inhaltlose Form, so ein Inneres fuer sich, das keine
Aeusserung hat, eine Aeusserlichkeit ohne Innerlichkeit u.s.f.--etwas
Wahres, ebenso etwas Wirkliches ist.--Aber diese Bildung und Zucht
des Denkens, durch welche ein plastisches Verhalten desselben bewirkt
und die Ungeduld der einfallenden Reflexion ueberwunden wuerde, wird
allein durch das Weitergehen, das Studium und die Produktion der
ganzen Entwickelung verschafft.

Bei der Erwaehnung platonischer Darstellung kann, wer ein
selbststaendiges Gebaeude philosophischer Wissenschaft in modernen
Zeiten neu aufzufuehren arbeitet, an die Erzaehlung erinnert werden,
dass Plato seine Buecher ueber den Staat sieben Mal umgearbeitet habe.
Die Erinnerung hieran, eine Vergleichung, insofern sie eine solche in
sich zu schliessen schiene, duerfte nur um so mehr bis zu dem Wunsch
treiben, dass fuer ein Werk, das, als der modernen Welt angehoerig, ein
tieferes Princip, einen schwereren Gegenstand und ein Material von
reicherm Umfang zur Bearbeitung vor sich hat, die freie Musse, es
sieben und siebenzig Mal durchzuarbeiten, gewaehrt gewesen waere.  So
aber musste der Verfasser, indem er es im Angesicht der Groesse der
Aufgabe betrachtet, sich mit dem begnuegen, was es hat werden moegen,
unter den Umstaenden einer aeusserlichen Nothwendigkeit, der
unabwendbaren Zerstreuung durch die Groesse und Vielseitigkeit der
Zeitinteressen, sogar unter dem Zweifel, ob der laute Laerm des Tages
und die betaeubende Geschwaetzigkeit der Einbildung, die auf denselben
sich zu beschraenken eitel ist, noch Raum fuer die Theilnahme an der
leidenschaftslosen Stille der nur denkenden Erkenntniss offen lasse.

Berlin, den 7. November 1831.



Die subjektive Logik, oder: Die Lehre vom Begriff.

Dieser Theil der Logik, der die _Lehre vom Begriffe_ enthaelt, und den
dritten Theil des Ganzen ausmacht, wird auch unter dem besondern
Titel: _System der subjektiven Logik_, zur Bequemlichkeit derjenigen
Freunde dieser Wissenschaft ausgegeben, die fuer die hier
abgehandelten, in dem Umfange der gewoehnlich so genannten Logik
befassten Materien ein groesseres Interesse zu haben gewoehnt sind, als
fuer die weitern logischen Gegenstaende, die in den beiden ersten
Theilen abgehandelt worden.--Fuer diese fruehern Theile konnte ich auf
die Nachsicht billiger Beurtheiler wegen der wenigen Vorarbeiten
Anspruch machen, die mir einen Anhalt, Materialien und einen Faden
des Fortgangs haetten gewaehren koennen.  Bei dem gegenwaertigen darf ich
diese Nachsicht vielmehr aus dem entgegengesetzten Grunde ansprechen;
indem sich fuer die Logik des _Begriffs_ ein voellig fertiges und
festgewordenes, man kann sagen, verknoechertes Material vorfindet, und
die Aufgabe darin besteht, dasselbe in Fluessigkeit zu bringen, und
den lebendigen Begriff in solchem todten Stoffe wieder zu entzuenden;
wenn es seine Schwierigkeiten hat, in einem oeden Lande eine neue
Stadt zu erbauen, so findet sich zwar Material genug, aber desto mehr
Hindernisse anderer Art, wenn es darum zu thun ist, einer alten,
festgebauten, in fortwaehrendem Besitz und Bewohnung erhaltenen Stadt
eine neue Anlage zu geben; man muss sich unter anderem auch
entschliessen, von vielem sonst Werthgeachtetem des Vorraths gar
keinen Gebrauch zu machen.-Vornehmlich aber darf die Groesse des
Gegenstandes selbst zur Entschuldigung der unvollkommenen Ausfuehrung
angefuehrt werden.  Denn welcher Gegenstand ist erhabener fuer die
Erkenntniss, als die _Wahrheit_ selbst?--Der Zweifel aber, ob nicht
dieser Gegenstand es eben sey, der einer Entschuldigung beduerfe,
liegt nicht aus dem Wege, wenn man sich des Sinns erinnert, in
welchem _Pilatus_ die Frage: _was ist Wahrheit?_ sagte;--nach dem
Dichter:--mit der Miene des Hofmanns, die kurzsichtig, doch laechelnd
des Ernstes Sache verdammet.

Jene Frage schliesst dann den Sinn, der als ein Moment der Hoeflichkeit
angesehen werden kann, und die Erinnerung daran in sich, dass das Ziel,
die Wahrheit zu erkennen, etwas bekanntlich Aufgegebenes, laengst
Abgethanes, und die Unerreichbarkeit der Wahrheit auch unter
Philosophen und Logikern von Profession etwas Anerkanntes sey?--Wenn
aber die Frage der _Religion_ nach dem Werthe der Dinge, der
Einsichten und Handlungen, die dem Inhalte nach einen gleichen Sinn
hat, in unsern Zeiten ihr Recht sich wieder mehr vindicirt, so muss
wohl die Philosophie hoffen, dass es auch nicht mehr so auffallend
gefunden werde, wenn sie wieder, zunaechst in ihrem unmittelbaren
Felde, ihr wahrhaftes Ziel geltend macht, und nachdem sie in die Art
und Weise und in die Anspruchslosigkeit anderer Wissenschaften auf
Wahrheit herabgefallen, sich wieder zu demselben zu erheben strebt.
Wegen dieses Versuchs kann es eigentlich nicht erlaubt seyn, eine
Entschuldigung zu machen; aber wegen der Ausfuehrung desselben darf
ich fuer eine solche noch erwaehnen, dass meine Amtsverhaeltnisse und
andere persoenliche Umstaende mir nur eine zerstreute Arbeit in einer
Wissenschaft gestatten, welche einer unzerstreuten und ungetheilten
Anstrengung bedarf und wuerdig ist.

Nuernberg, den 21. Jul. 1816.
Vom Begriff im Allgemeinen.



_Was die Natur des Begriffes_ sey, kann so wenig unmittelbar
angegeben werden, als der Begriff irgend eines andern Gegenstandes
unmittelbar aufgestellt werden kann.  Es koennte etwa scheinen, dass,
um den Begriff eines Gegenstandes anzugeben, das Logische
vorausgesetzt werde, und dieses somit nicht wieder etwas Anderes zu
seinem Voraus haben, noch ein Abgeleitetes seyn koenne, wie in der
Geometrie logische Saetze, wie sie in Anwendung auf die Groesse
erscheinen und in dieser Wissenschaft gebraucht werden, in der Form
von _Axiomen, unabgeleiteten und unableitbaren_
Erkenntnissbestimmungen vorangeschickt werden.  Ob nun wohl der
Begriff nicht nur als eine subjektive Voraussetzung, sondern als
_absolute Grundlage_ anzusehen ist, so kann er diess doch nicht seyn,
als insofern er sich zur Grundlage _gemacht_ hat.  Das
abstrakt-Unmittelbare ist wohl ein _Erstes_; als diess Abstrakte ist
es aber vielmehr ein Vermitteltes, von dem also, wenn es in seiner
Wahrheit gefasst werden soll, seine Grundlage erst zu suchen ist.
Diese muss daher zwar ein Unmittelbares seyn, aber so, dass es aus der
Aufhebung der Vermittelung sich zum Unmittelbaren gemacht hat.

_Der Begriff_ ist von dieser Seite zunaechst ueberhaupt als _das
Dritte_ zum _Seyn_ und _Wesen_, zum _Unmittelbaren_ und zur
_Reflexion_ anzusehen.  Seyn und Wesen sind insofern die Momente
seines _Werdens_; er aber ist ihre _Grundlage_ und _Wahrheit_, als
die Identitaet, in welcher sie untergegangen und enthalten sind.  Sie
sind in ihm, weil er ihr _Resultat_ ist, enthalten, aber nicht mehr
als _Seyn_ und als _Wesen_; diese Bestimmung haben sie nur, insofern
sie noch nicht in diese ihre Einheit zurueckgegangen sind.

_Die objektive Logik_, welche das _Seyn_ und _Wesen_ betrachtet,
macht daher eigentlich die _genetische Exposition des Begriffes_ aus.
Naeher ist die _Substanz_ schon das _reale Wesen_, oder das _Wesen_,
insofern es mit dem _Seyn_ vereinigt und in Wirklichkeit getreten ist.
Der Begriff hat daher die Substanz zu seiner unmittelbaren
Voraussetzung, sie ist das _an sich_, was er als _Manifestirtes_ ist.
Die _dialektische Bewegung der Substanz_ durch die Kausalitaet und
Wechselwirkung hindurch ist daher die unmittelbare _Genesis_ des
_Begriffes_, durch welche sein _Werden_ dargestellt wird.  Aber sein
_Werden_ hat, wie das Werden ueberall, die Bedeutung, dass es die
Reflexion des Uebergehenden in seinen _Grund_ ist, und dass das
zunaechst anscheinend _Andere_, in welches das Erstere uebergangen,
dessen _Wahrheit_ ausmacht.  So ist der Begriff die _Wahrheit_ der
Substanz, und indem die bestimmte Verhaeltnissweise der Substanz die
_Nothwendigkeit_ ist, zeigt sich die _Freiheit_ als die _Wahrheit der
Nothwendigkeit_, und als _die Verhaeltnissweise des Begriffs_.

Die eigene, nothwendige Fortbestimmung der Substanz ist das _Setzen_
dessen, was _an und fuer sich_ ist; der _Begriff_ nun ist diese
absolute Einheit des _Seyns_ und der _Reflexion_, dass das _An- und
Fuersichseyn_ erst dadurch ist, dass es ebenso sehr _Reflexion_ oder
_Gesetzseyn_ ist, und dass das _Geseztseyn_ das _An- und Fuersichseyn_
ist.--Diess abstrakte Resultat erlaeutert sich durch die Darstellung
seiner konkreten Genesis; sie enthaelt die Natur des Begriffes; sie
muss aber dessen Abhandlung vorangegangen seyn.  Die Haupt-Momente
dieser Exposition (welche im zweiten Buch der objektiven Logik
ausfuehrlich abgehandelt worden ist) sind daher hier kuerzlich zusammen
zu stellen:

Die Substanz ist das _Absolute_, das an- und fuer-sichseyende
Wirkliche;--_an sich_ als einfache Identitaet der Moeglichkeit und
Wirklichkeit, absolutes, alle Wirklichkeit und Moeglichkeit in _sich_
enthaltendes Wesen; _fuer sich_, diese Identitaet als absolute _Macht_
oder schlechthin sich auf sich beziehende _Negativitaet_.--Die
Bewegung der Substantialitaet, welche durch diese Momente gesetzt ist,
besteht darin,

1. Dass die Substanz, als absolute Macht oder sich auf sich beziehende
_Negativitaet_, sich zu einem Verhaeltnisse unterscheidet, worin jene
zunaechst nur einfache Momente, als _Substanzen_, und als
urspruengliche _Voraussetzungen_ sind.--Das bestimmte Verhaeltniss
derselben ist das einer _passiven_ Substanz,--der Urspruenglichkeit
des einfachen _An-sich-seyns_, welches machtlos sich nicht selbst
setzend, nur urspruengliches _Gesetztseyn_ ist;--und von _aktiver_
Substanz der _sich auf sich beziehenden_ Negativitaet, welche als
solche sich als Anderes gesetzt hat, und _auf diess_ Andere bezieht.
Diess Andere ist eben die passive Substanz, welche sie sich in der
Urspruenglichkeit ihrer Macht als Bedingung _vorausgesetzt_ hat.--Diess
Voraussetzen ist so zu fassen, dass die Bewegung der Substanz selbst
zunaechst unter der Form des einen Moments ihres Begriffs, des
_An-sich-seyns_ ist, dass die Bestimmtheit der einen der im Verhaeltniss
stehenden _Substanzen_ auch Bestimmtheit dieses _Verhaeltnisses_
selbst ist.

2. Das andere Moment ist das _Fuersichseyn_, oder dass die Macht _sich
als sich auf sich selbst_ beziehende Negativitaet setzt, wodurch sie
das _Vorausgesetzte_ wieder aufhebt.--Die aktive Substanz ist die
_Ursache_; sie _wirkt_; das heisst, sie ist nun das _Setzen_, wie sie
vorher das _Voraussetzen_ war, dass a) der Macht auch der _Schein_ der
Macht, dem Gesetztseyn auch der _Schein_ des Gesetztseyns gegeben
wird.  Das, was in der Voraussetzung _Urspruengliches_ war, wird in
der Kausalitaet _durch die Beziehung auf Anderes_ das, was es an sich
ist; die Ursache bringt eine Wirkung, und zwar an einer andern
Substanz hervor; sie ist nunmehr _Macht in Beziehung auf ein Anderes;
erscheint_ isofern als Ursache, aber ist es erst durch diess
_Erscheinen_.--An die passive Substanz tritt die Wirkung, wodurch sie
als _Gesetztseyn_ nun auch erscheint, aber erst darin passive
Substanz ist.

3. Aber es ist noch mehr hierin vorhanden, als nur diese
_Erscheinung_; naemlich a).  Die Ursache wirkt auf die passive
Substanz; sie _veraendert_ deren Bestimmung; aber diese ist das
Gesetztseyn, sonst ist nichts an ihr zu veraendern; die andere
Bestimmung aber, die sie erhaelt, ist die Ursachlichkeit; die passive
Substanz wird also zur Ursache, Macht und Thaetigkeit. b) Es wird die
Wirkung an ihr _gesetzt_ von der Ursache; das aber von der Ursache
Gesetzte ist die im Wirken mit sich identische Ursache selbst; es ist
diese, welche sich an die Stelle der passiven Substanzen setzt.
--Ebenso in Ansehung der aktiven Substanz ist a) das Wirken das
Uebersetzen der Ursache in die Wirkung, in ihr _Anderes_, das
Gesetztseyn, und b) in der Wirkung zeigt sich die Ursache als das,
was sie ist, die Wirkung ist identisch mit der Ursache, nicht ein
Anderes; die Ursache zeigt also im Wirken das Gesetztseyn als das,
was sie wesentlich ist.--Nach beiden Seiten also des identischen
sowohl als des negativen _Beziehens der andern auf sie_, wird jede
das _Gegentheil_ ihrer selbst; diess Gegentheil aber wird jede, dass
die andere, also auch jede, _identisch mit sich selbst_ bleibt.--Aber
Beides, das identische und das negative Beziehen, ist ein und
dasselbe; die Substanz ist nur in ihrem Gegentheil identisch mit sich
selbst, und diess macht die absolute Identitaet der als zwei gesetzten
Substanzen aus.  Die aktive Substanz wird durch das Wirken, d. h.
indem sie sich als das Gegentheil ihrer selbst setzt, was zugleich
das Aufheben ihres _vorausgesetzten Anderseyns_, der passiven
Substanz, ist, als Ursache oder urspruengliche Substantialitaet
manifestirt.  Umgekehrt wird durch das Einwirken das Gesetztseyn
_als_ Gesetztseyn, das Negative _als_ Negatives, somit die passive
Substanz als _sich auf sich beziehende_ Negativitaet, manifestirt; und
die Ursache geht in diesem Andern ihrer selbst schlechthin nur mit
sich zusammen.  Durch diess Setzten wird also die _vorausgesetzte_
oder _an sich seyende_ Urspruenglichkeit _fuer sich_; aber diess An- und
Fuer-sichseyn ist nur dadurch, dass diess Setzen ebenso sehr ein
_Aufheben_ des Vorausgesetzten ist, oder die absolute Substanz nur
_aus_ und _in ihrem Gesetztseyn_ zu sich selbst zurueckgekommen, und
dadurch absolut ist.  Diese Wechselwirkung ist hiermit die sich
wieder aufhebende Erscheinung; die Offenbarung des _Scheins_ der
Kausalitaet, worin die Ursache _als_ Ursache ist, _dass er Schein ist_.
Diese unendliche Reflexion in sich selbst, dass das An- und
Fuersichseyn erst dadurch ist, dass es Gesetztseyn ist, ist die
_Vollendung der Substanz_.  Aber diese Vollendung ist nicht mehr die
_Substanz_ selbst, sondern ist ein Hoeheres, der _Begriff_ das
_Subjekt_.  Der Uebergang des Substantialitaets-Verhaeltnisses
geschieht durch seine eigene immanente Nothwendigkeit, und ist weiter
nichts, als die Manifestation ihrer selbst, dass der Begriff ihre
Wahrheit, und die Freiheit die Wahrheit der Nothwendigkeit ist.

Es ist schon frueher im zweiten Buch der objektiven Logik S. 194 f.
Anm. erinnert worden, dass die Philosophie, welche sich auf den
Standpunkt der _Substanz_ stellt und darauf stehen bleibt, das
_System des Spinoza_ ist.  Es ist daselbst zugleich der _Mangel_
dieses Systems sowohl der Form als Materie nach aufgezeigt worden.
Ein Anderes aber ist die _Widerlegung_ desselben.  In Ruecksicht auf
die Widerlegung eines philosphischen Systems ist anderwaerts
gleichfalls die allgemeine Bemerkung gemacht worden, dass daraus die
schiefe Vorstellung zu verbannen ist, als ob das System als durchaus
_falsch_ dargestellt werden solle, und als ob das _wahre_ System
dagegen dem falschen _nur entgegengesetzt_ sey.  Aus dem
Zusammenhange, in welchem hier das spinozistische System vorkommt,
geht von selbst der wahre Standpunkt desselben und der Frage, ob es
wahr oder falsch sey, hervor.  Das Substantialitaets-Verhaeltniss
erzeugte sich durch die Natur des _Wesens_; diess Verhaeltniss, so wie
seine zu einem Ganzen erweiterte Darstellung in einem Systeme ist
daher ein _nothwendiger Standpunkt_, auf welchen das Absolute sich
stellt.  Ein solcher Standpunkt ist daher nicht als eine Meinung,
eine subjektive, beliebige Vorstellungs- und Denkweise eines
Individuums, als eine Verirrung der Spekulation, anzusehen; diese
findet sich vielmehr auf ihrem Wege nothwendig darauf versetzt, und
insofern ist das System vollkommen wahr.--Aber es _ist nicht der
hoechste Standpunkt_.  Allein insofern kann das System nicht als
_falsch_, als der _Widerlegung_ beduerftig und faehig angesehen werden;
sondern nur diess daran ist als das _Falsche_ zu betrachten, dass es
der hoechste Standpunkt sey.  Das _wahre_ System kann daher auch nicht
das Verhaeltniss zu ihm haben, ihm nur _entgegengesetzt_ zu seyn; denn
so waere diess Entgegengesetzte selbst ein Einseitiges.  Vielmehr als
das Hoehere muss es das Untergeordnete in sich enthalten.

Ferner muss die Widerlegung nicht von Aussen kommen, d. h. nicht von
Annahmen ausgehen, welche ausser jenem System liegen, denen es nicht
enspricht.  Es braucht jene Annahmen nur nicht anzuerkennen; der
_Mangel_ ist nur fuer den ein Mangel, welcher von den auf sie
gegruendeten Beduerfnissen und Forderungen ausgeht.  Insofern ist
gesagt worden, dass wer die Freiheit und Selbststaendigkeit des
selbstbewussten Subjekts nicht fuer sich als entschieden voraussetze,
fuer den koenne keine Widerlegung des Spinozismus Statt finden.
Ohnehin ignorirt ein so hoher, und in sich schon so _reicher_
Standpunkt, als das Substantialitaets-Verhaeltniss, jene Annahmen nicht,
sondern enthaelt sie auch; eins der Attribute der spinozistischen
Substanz ist das _Denken_.  Er versteht vielmehr die Bestimmungen,
unter welchen diese Annahmen ihm widerstreiten, aufzuloesen und in
sich zu ziehen, so dass sie _in demselben_, aber in den ihm
angemessenen Modifikationen, erscheinen.  Der Nerv des aeusserlichen
Widerlegens beruht dann allein darauf, die entgegengesetzten Formen
jener Annahmen, z.B. das absolute Selbstbestehen des denkenden
Individuums gegen die Form des Denkens, wie es in der absoluten
Substanz mit der Ausdehnung identisch gesetzt wird, seiner Seits
steif und fest zu halten.  Die wahrhafte Widerlegung muss in die Kraft
des Gegners eingehen und sich in den Umkreis seiner Staerke stellen;
ihn ausserhalb seiner selbst angreifen und da Recht zu behalten, wo er
nicht ist, foerdert die Sache nicht.  Die einzige Widerlegung des
Spinozismus kann daher nur darin bestehen, dass sein Standpunkt zuerst
als wesentlich und nothwendig anerkannt werde, dass aber zweitens
dieser Standpunkt _aus sich selbst_ auf den hoehern gehoben werde.
Das Substantialitaets-Verhaeltniss, ganz nur _an und fuer sich selbst_
betrachtet, fuehrt sich zu seinem Gegentheil, dem _Begriffe_, ueber.
Die im letzten Buch enthaltene Exposition der Substanz, welche zum
_Begriffe_ ueberfuehrt, ist daher die einzige und wahrhafte Widerlegung
des Spionzismus.  Sie ist die _Enthuellung_ der Substanz, und diese
ist die _Genesis des Begriffs_, deren Haupt-Momente oben
zusammengestellt worden.--Die _Einheit_ der Substanz ist ihr
Verhaeltniss der _Nothwendigkeit_; aber so ist sie nur _innere
Nothwendigkeit_; indem sie durch das Moment der absoluten Negativitaet
_sich setzt_, wird sie _manifestirte_ oder _gesetzte Identitaet_, und
damit die _Freiheit_, welche die Identitaet des Begriffs ist.  Dieser,
die aus der Wechselwirkung resultirende Totalitaet, ist die Einheit
der _beiden Substanzen_ der Wechselwirkung, so dass sie aber nunmehr
der Freiheit angehoeren, indem sie nicht mehr ihre Identitaet als ein
Blindes, das heisst _Innerliches_, sondern dass sie wesentlich die
Bestimmung haben, als _Schein_ oder Reflexions-Momente zu seyn,
wodurch jede mit ihrem Andern oder ihrem Gesetztseyn ebenso
unmittelbar zusammengegangen und jede ihr Gesetztseyn _in sich_
selbst enthaelt, somit in ihrem Andern schlechthin nur als identisch
mit sich gesetzt ist.

Im _Begriffe_ hat sich daher das Reich der _Freiheit_ eroeffnet.  Er
ist das freie, weil die _an und fuer sich seyende Identitaet_, welche
die Nothwendigkeit der Substanz ausmacht, zugleich als aufgehoben,
oder als _Gesetztseyn_ ist, und diess Gesetztseyn, als sich auf sich
selbst beziehend, eben jene Identiaet ist.  Die Dunkelheit der im
Kausal-Verhaeltnisse stehenden Substanzen fuer einander ist
verschwunden, denn die Urspruenglichkeit ihres Selbstbestehens ist in
Gesetztseyn uebergegangen, und dadurch zur sich selbst durchsichtigen
_Klarheit_ geworden; die _urspruengliche_ Sache ist diess indem sie nur
die _Ursache ihrer selbst_ ist, und diess ist die _zum Begriffe
befreite Substanz_.

Es ergiebt sich hieraus fuer den Begriff sogleich folgende naehere
Bestimmung.  Weil das An- und Fuersichseyn unmittelbar als
_Gesetztseyn_ ist, ist der Begriff in seiner einfachen Beziehung auf
sich selbst absolute _Bestimmtheit_; aber welche ebenso als sich nur
auf sich beziehend unmittelbar einfache Identitaet ist.  Aber diese
_Beziehung_ der Bestimmtheit _auf sich selbst_, als das
_Zusammengehen_ derselben mit sich, ist ebenso sehr die _Negation_
der _Bestimmtheit_, und der Begriff ist als diese Gleichheit mit sich
selbst das _Allgemeine_.  Aber diese Identitaet hat so sehr die
Bestimmung der Negativitaet; sie ist die Negation oder Bestimmtheit,
welche sich auf sich bezieht, so ist der Begriff _Einzelnes_.  Jedes
von ihnen ist die Totalitaet, jedes enthaelt die Bestimmung des Andern
in sich, und darum sind diese Totalitaeten ebenso schlechthin nur
_Eine_, als diese Einheit die Diremition ihre selbst in den freien
Schein dieser Zweiheit ist;--einer Zweiheit, welche in dem
Unterschied des _Einzelnen_ und _Allgemeinen_ als vollkommener
Gegensatz erscheint, der aber so sehr _Schein_ ist, dass, indem das
eine begriffen und ausgesprochen wird, darin das Andere unmittelbar
begriffen und ausgesprochen ist.

Das so eben Vorgetragene ist als der _Begriff des Begriffes_ zu
betrachten.  Wenn derselbe von demjenigen abzuweichen scheinen kann,
was man sonst unter Begriff verstehe, so koennte verlangt werden, dass
aufgezeigt wuerde, wie dasselbe, was hier als der Begriff sich ergeben
hat, in anderen Vorstellungen oder Erklaerungen enthalten sey.  Einer
Seits kann es jedoch nicht um eine durch die _Autoritaet_ des
gewoehnlichen Verstehens begruendete Bestaetigung zu thun seyn; in der
Wissenschaft des Begriffes kann dessen Inhalt und Bestimmung allein
durch die _immanenten Deduktion_ bewaehrt werden, welche seine Genesis
enthaelt, und welche bereits hinter uns liegt.  Auf der andern Seite
muss wohl an sich in demjenigen, was sonst als der Begriff des
Begriffs vorgelegt wird, der hier deducirte zu erkennen seyn.  Aber
es ist nicht so leicht, das aufzufinden, was andere von der Natur des
Begriffes gesagt haben.  Denn meistens befassen sie sich mit dieser
Aufsuchung gar nicht, und setzen voraus, dass jeder es schon von
selbst verstehe, wenn man von dem Begriffe spreche.  Neuerlich konnte
man sich der Bemuehung mit dem Begriffe um so mehr ueberhoben glauben,
da, wie es eine Zeit lang Ton war, der Einbildungskraft, dann dem
Gedaechtnisse alles moegliche Schlimme nachzusagen, es in der
Philosophie seit geraumer Zeit zur Gewohnheit geworden, und zum Theil
noch gegenwaertig ist, auf den _Begriff_ alle ueble Nachrede zu haeufen,
ihn, der das Hoechste des Denkens ist, veraechtlich zu machen und
dagegen fuer den hoechsten, sowohl scientifischen als moralischen,
Gipfel das _Unbegreifliche_ und das _Nichtbegreifen_ anzusehen.

Ich beschraenke mich hier auf eine Bemerkung, die fuer das Auffassen
der hier entwickelten Begriffe dienen kann, und es erleichtern mag,
sich darein zu finden.  Der Begriff, insofern er zu einer solchen
_Existenz_ gediehen ist, welche selbst frei ist, ist nichts Anderes
als _Ich_ oder das reine Selbstbewusstseyn.  Ich _habe_ wohl Begriffe,
das heisst, bestimmt Begriffe; aber _Ich_ ist der reine Begriff selbst,
der als Begriff zum _Daseyn_ gekommen ist.  Wenn man daher an die
Grundbestimmungen, welche die Natur des Ich ausmachen, erinnert, so
darf man voraussetzen, dass an etwas Bekanntes, d. i. der Vorstellung
Gelaeufiges, erinnert wird. _Ich_ aber ist diese _erstlich_ reine sich
auf sich beziehende Einheit, und diess nicht unmittelbar, sondern
indem es von aller Bestimmtheit und Inhalt abstrahirt, und in die
Freiheit der schrankenlosen Gleichheit mit sich selbst zurueckgeht.
So ist es _Allgemeinheit_; Einheit, welche nur durch jenes _negative_
Verhalten, welches als das Abstrahiren erscheint, Einheit mit sich
ist, und dadurch alles Bestimmtseyn in sich aufgeloest enthaelt.
_Zweitens_ ist Ich ebenso unmittelbar als die sich auf sich selbst
beziehende Negativitaet, _Einzelnheit absolutes Bestimmtseyn_, welches
sich Anderem gegenueberstellt, und es ausschliesst; _individuelle
Persoenlichkeit_.  Jene absolute _Allgemeinheit_, die ebenso
unmittelbar absolute _Vereinzelung_ ist, und ein An- und Fuersichseyn,
welches schlechthin Gesetztseyn und nur diess _An- und Fuersichseyn_
durch die Einheit mit dem _Gesetztseyn_ ist, macht ebenso die Natur
des _Ich_, als des _Begriffes_ aus; von dem einen und dem Andern ist
nichts zu begreifen, wenn nicht die angegebenen beiden Momente
zugleich in ihrer Abstraktion und zugleich in ihrer vollkommenen
Einheit aufgefasst werden.  Wenn nach der gewoehnlichen Weise von dem
_Verstande_, den _Ich habe_, gesprochen wird, so versteht man
darunter ein _Vermoegen_ oder _Eigenschaft_, die in dem Verhaeltnisse
zu Ich stehe, wie die Eigenschaft des Dings zum _Dinge_ selbst,
--einem unbestimmten Substrate, welches nicht der wahrhafte Grund und
das Bestimmende seiner Eigenschaft sey.  Nach dieser Vorstellung
_habe_ Ich Begriffe und den Begriff, wie ich auch einen Rock, Farbe
und andere aeusserliche Eigenschaften habe.

--_Kant_ ist ueber diese aeusserliche Verhaeltniss des Verstandes als des
Vermoegens der Begriffe, und der Begriffe selbst, zum Ich,
hinausgegangen.  Es gehoert zu den tiefsten und richtigsten Einsichten,
die sich in der Kritik der Vernunft finden, dass die _Einheit_, die
das _Wesen des Begriffs_ ausmacht, als die
_urspruenglich-synthetische_ Einheit _der Apperception_, als Einheit
des: _Ich denke_, oder des Selbstbewusstseyns erkannt wird.--Dieser
Satz macht die sogenannte _transcendentale_ Deduktion der Kategorie
aus; sie hat aber von jeher fuer eines der schwersten Stuecke der
kantischen Philosophie gegolten,--wohl aus keinem andern Grunde, als
weil sie fordert, dass ueber die blosse _Vorstellung_ des Verhaeltnisses,
in welchem _Ich und der Verstand_ oder der die _Begriffe_ zu einem
Ding und seinen Eigenschaften oder Accidenzen stehen, zum _Gedanken_
hinausgegangen werden soll.--_Objekt_, sagt Kant, Kritik der r.  V. S.
137, 2. Ausg., ist das, in dessen _Begriff_ das _Mannigfaltige_
einer gegebenen Anschauung _vereinigt_ ist.  Alle Vereinigung der
Vorstellungen erfordert aber _Einheit des Bewusstseyns_ in der
_Synthesis_ derselben.  Folglich ist diese _Einheit des Bewusstseyns_
dasjenige, was allein die Beziehung der Vorstellungen auf einen
Gegenstand, mithin ihre _objektive Gueltigkeit_, ausmacht, und worauf
selbst _die Moeglichkeit des Verstandes_ beruht.  Kant unterscheidet
die _subjektive Einheit_ des Bewusstseyns hiervon, die Einheit der
Vorstellung, ob ich mir eines Mannigfaltigen als _zugleich_ oder nach
einander bewusst bin, was von empirischen Bedingungen abhaenge.  Die
Principien dagegen der _objektiven_ Bestimmung der Vorstellungen
seyen allein aus dem Grundsatze der _transcendentalen Einheit der
Apperception_ abzuleiten.  Durch die Kategorien, welche diese
objektiven Bestimmungen sind, werde das Mannigfaltige gegebener
Vorstellungen so bestimmt, dass es zur _Einheit des Bewusstseyns_
gebracht werde.--Nach dieser Darstellung ist die Einheit des Begriffs
dasjenige, wodurch etwas nicht blosse _Gefuehlsbestimmung, Anschauung_
oder auch blosse _Vorstellung_, sondern _Objekt_ ist, welche objektive
Einheit, die Einheit des Ich mit sich selbst ist.--_Das Begreifen_
eines Gegenstandes besteht in der That in nichts Anderem, als dass Ich
denselben sich zu _eigen_ macht, ihn durchdringt, und ihn in _seine
eigene Form,_ d. i. in die _Allgemeinheit_, welche unmittelbar
_Bestimmtheit_, oder Bestimmtheit, welche unmittelbar Allgemeinheit
ist, bringt.  Der Gegenstand in der Anschauung oder auch in der
Vorstellung ist noch ein _Aeusserliches, Fremdes_.  Durch das
Begreifen wird das _An- und Fuersichseyn_, das er im Anschauen und
Vorstellen hat, in ein _Gesetztseyn_ verwandelt; Ich durchdringt ihn
_denkend_.  Wie er aber im Denken ist, so ist er erst _an und fuer
sich_; wie er in der Anschauung oder Vorstellung ist, ist er
_Erscheinung_; das Denken hebt seine _Unmittelbarkeit_, mit der er
zunaechst vor uns kommt, auf, und macht so ein _Gesetztseyn_ aus ihm;
diess sein _Gesetztseyn_ aber ist _sein An- und Fuersichseyn_, oder
seine _Objektivitaet_.  Diese Objektivitaet hat der Gegenstand somit im
_Begriffe_, und dieser ist die _Einheit des Selbstbewusstseyns_, in
die er aufgenommen worden; seine Objektivitaet oder der Begriff ist
daher selbst nichts Anderes, als die Natur des Selbstbewusstseyns; hat
keine andere Momente oder Bestimmungen, als das Ich selbst.

Hiernach rechtfertigt es sich durch einen Hauptsatz der kantischen
Philosophie, dass, um das zu erkennen, was der _Begriff_ sey, an die
Natur des Ich erinnert wird.  Umgekehrt aber ist hierzu nothwendig,
den _Begriff_ des Ich aufgefasst zu haben, wie er vorhin angefuehrt
worden.  Wenn bei der blossen _Vorstellung_ des Ich stehen geblieben
wird, wie sie unserem gewoehnlichen Bewusstseyn vorgeschwebt, so ist
Ich nur das einfache _Ding_, welches auch _Seele_ genannt wird, dem
der Begriff als ein Besitz oder Eigenschaft _inhaerirt_.  Diese
Vorstellung, welche sich nicht damit einlaesst, weder Ich noch den
Begriff zu begreifen, kann nicht dazu dienen, das Begreifen des
Begriffs zu erleichtern oder naeher zu bringen.

Die angefuehrte kantische Darstellung enthaelt noch zwei Seiten, die
den Begriff betreffen, und einige weitere Bemerkungen nothwendig
machen.  Vor's Erste sind der _Stufe_ des _Verstandes_ die _Stufen
des Gefuehls und der Anschauung_ vorausgeschickt; und es ist ein
wesentlicher Satz der kantischen Transcendentalphilosophie, dass die
_Begriffe ohne Anschauung leer_ sind, und allein als _Beziehung_ des
durch die Anschauung gegebenen _Mannigfaltigen_ Gueltigkeit haben.
Zweitens ist der Begriff als das _Objektive_ der Erkenntniss angegeben
worden, somit als die _Wahrheit_.  Aber auf der andern Seite wird
derselbe als etwas _bloss Subjektives_ genommen, aus dem sich die
_Realitaet_, unter welcher, da sie der Subjektivitaet gegenuebergestellt
wird, die Objektivitaet zu verstehen ist, nicht _herausklauben_ lasse;
und ueberhaupt wird der Begriff und das Logische fuer etwas nur
_Formelles_ erklaert, das, weil es von dem Inhalt abstrahire, die
Wahrheit nicht enthalte.

Was nun erstens _jenes Verhaeltniss des Verstandes oder Begriffs zu den
ihm vorausgesetzten Stufen_ betrifft, so kommt es darauf an, welches
die Wissenschaft ist, die abgehandelt wird, um die Form jener Stufen
zu bestimmen.  In unserer Wissenschaft, als der reinen _Logik_, sind
diese Stufen _Seyn_ und _Wesen_.  In der _Psychologie_ sind es das
_Gefuehl_ und die _Anschauung_, und dann die _Vorstellung_ ueberhaupt,
welche dem Verstande vorausgeschickt werden.  In der _Phaenomenologie_
des Geistes, als der Lehre vom Bewusstseyn, wurde durch die Stufen des
_sinnlichen Bewusstseyns_ und dann des _Wahrnehmens_ zum Verstande
aufgestiegen.  Kant schickt ihm nur Gefuehl und Anschauung voraus.
Wie _unvollstaendig_ zunaechst diese Stufenleiter ist, giebt er schon
selbst dadurch zu erkennen, dass er als _Anhang_ zu der
transcendentalen Logik oder Verstandeslehre noch eine _Abhandlung_
ueber die _Reflexions-Begriffe_ hinzufuegt;--eine Sphaere, welche
zwischen der _Anschauung_ und dem _Verstande_, oder dem _Seyn_ und
_Begriffe_ liegt.  Ueber die Sache selbst ist _vor's Erste_ zu
bemerken, dass jene Gestalten von _Anschauung, Vorstellung_ und
dergleichen dem _selbstbewussten Geiste_ angehoeren, der als solcher
nicht in der logischen Wissenschaft betrachtet wird.  Die reinen
Bestimmungen von Seyn, Wesen und Begriff machen zwar auch die
Grundlage und das innere einfache Gerueste der Formen des Geistes aus;
der Geist als _anschauend_, ebenso als _sinnliches Bewusstseyn_, ist
in der Bestimmtheit des unmittelbaren Seyns, so wie der Geist als
_vorstellend_, wie auch als _wahrnehmendes_ Bewusstseyn sich vom Seyn
auf die Stufe des Wesens oder der Reflexion erhoben hat.  Allein
diese konkreten Gestalten gehen die logische Wissenschaft so wenig an,
als die konkreten Formen, welche die logischen Bestimmungen in der
Natur annehmen, und welche _Raum und Zeit_, alsdann der sich
erfuellende Raum und Zeit, als _unorganische Natur_, und die
_organische Natur_ seyn wuerde.  Ebenso ist hier auch der Begriff,
nicht als Aktus des selbstbewussten Verstandes, nicht der _subjektive
Verstand_ zu betrachten, sondern der Begriff an und fuer sich, welcher
ebenso wohl eine _Stufe_ der _Natur_, als des _Geistes_ ausmacht.
Das Leben oder die organische Natur ist diese Stufe der Natur, auf
welcher der Begriff hervortritt; aber als blinder, sich selbst nicht
fassender, d. h. nicht denkender Begriff; als solcher kommt er nur
dem Geiste zu.  Von jener ungeistigen aber sowohl, als von dieser
geistigen Gestalt des Begriffes ist seine logische Form unabhaengig,
es ist hierueber schon in der _Einleitung_ die noethige Vorerinnerung
gemacht worden; es ist diess eine Bedeutung, welche nicht erst
innerhalb der _Logik_ zu rechtfertigen ist, sondern mit der man _vor_
derselben im Reinen seyn muss.  Wie nun aber auch die Formen gestaltet
seyn moechten, welche dem Begriffe vorangehen, so kommt es _zweitens_
auf das _Verhaeltniss_ an, in welchem der _Begriff_ zu _denselben
gedacht_ wird.  Diess Verhaeltniss wird sowohl in der gewoehnlichen
psychologischen Vorstellung, als auch in der kantischen
Transcendentalphilosophie so angenommen, dass der empirische _Stoff_,
das Mannigfaltige der Anschauung und Vorstellung zuerst _fuer sich da_
ist, und dass dann der Verstand dazu _hintrete, Einheit_ in denselben
bringe, und ihn durch _Abstraktion_ in die Form der _Allgemeinheit_
erhebe.  Der Verstand ist auf diese Weise eine fuer sich leere _Form_,
welche Theils nur durch jenen _gegebenen_ Inhalt Realitaet erhaelt,
Theils von ihm _abstrahirt_, naemlich ihn als etwas, aber nur fuer den
Begriff Unbrauchbares _weglaesst_.  Der Begriff ist in dem einen und
dem andern Thun nicht das Unabhaengige, nicht das Wesentliche und
Wahre jenes vorausgehenden Stoffes, welches vielmehr die Realitaet an
und fuer sich ist, die sich aus dem Begriffe nicht herausklauben laesst.

Es muss nun allerdings zugegeben werden, dass der _Begriff als solcher_
noch nicht vollstaendig ist, sondern in die _Idee_ sich erheben muss,
welche erst die Einheit des Begriffs und der Realitaet ist; wie _sich_
in dem Verfolge durch die Natur des Begriffes _selbst ergeben_ muss.
Denn die Realitaet, die er sich giebt, darf nicht als ein Aeusserliches
aufgenommen, sondern muss nach wissenschaftlicher Forderung aus ihm
selbst abgeleitet werden.  Aber es ist wahrhaftig nicht jener durch
die Anschauung und die Vorstellung gegebene Stoff, welcher gegen den
Begriff als das _Reale_ geltend gemacht werden darf. _"Es ist nur ein
Begriff"_, pflegt man zu sagen, indem man nicht nur die Idee, sondern
das sinnliche, raeumliche und zeitliche handgreifliche Daseyn als
etwas gegenueberstellt, das vortrefflicher sey, als der Begriff.  Das
_Abstrakte_ haelt man dann darum fuer geringer, als das Konkrete, weil
aus jenem so viel dergleichen Stoff weggelassen worden sey.  Das
Abstrahiren hat in dieser Meinung die Bedeutung, dass aus dem
Konkreten nur zu _unserem subjektiven Behuf ein_ oder _das andere
Merkmal_ so herausgenommen werden, dass mit dem Weglassen so vieler
anderer _Eigenschaften_ und _Beschaffenheiten_ des Gegenstandes
denselben an ihrem _Werthe_ und ihrer _Wuerde_ nichts benommen seyn
solle; sondern sie als das _Reelle_, nur auf der andern Seite drueben,
noch immer als voellig Geltendes gelassen werden; so dass es nur das
_Unvermoegen_ des Verstandes sey, solchen Reichthum nicht aufzunehmen,
und sich mit der duerftigen Abstraktion begnuegen zu muessen.  Wenn nun
der gegebene Stoff der Anschauung und das Mannigfaltige der
Vorstellung als das Reelle gegen das Gedachte und den Begriff
genommen wird, so ist diess eine Ansicht, welche abgelegt zu haben
nicht nur Bedingung des Philosophirens ist, sondern schon von der
Religion vorausgesetzt wird; wie ist ein Beduerfniss und der Sinn
derselben moeglich, wenn die fluechtige und oberflaechliche Erscheinung
des Sinnlichen und Einzelnen noch fuer das Wahre gehalten wird?  Die
Philosophie aber giebt die _begriffene_ Einsicht, was es mit der
Realitaet des sinnlichen Seyns fuer eine Bewandniss habe, und schickt
jene Stufen des Gefuehls und der Anschauung, des sinnlichen
Bewusstseyns u. s. f. insofern dem Verstande voraus, als sie in dessen
Werden seine Bedingungen, aber nur so sind, dass der Begriff _aus
ihrer Dialektik_ und _Richtigkeit_ als ihr _Grund_ hervorgeht, nicht
aber, dass er durch ihre _Realitaet_ bedingt waere.  Das abstrahirende
Denken ist daher nicht als blosses Auf-die-Seite-stellen des
sinnlichen Stoffes zu betrachten, welcher dadurch in seiner Realitaet
keinen Eintrag leide, sondern es ist vielmehr das Aufheben und die
Reduktion desselben als blosser _Erscheinung_ auf das _Wesentliche_,
welches nur im _Begriff_ sich manifestirt.

Wenn das freilich nur als ein _Merkmal_ oder _Zeichen_ dienen soll,
was von der konkreten Erscheinung in den Begriff aufzunehmen sey, so
darf es allerdings auch irgend eine nur sinnliche einzelne Bestimmung
des Gegenstandes seyn, die wegen irgend eines aeusserlichen Interesses
aus den anderen herausgewaehlt wird, und von gleicher Art und Natur,
wie die uebrigen, ist.

Ein hauptsaechlicher Missverstand, welcher hierbei obwaltet, ist, als
ob das _natuerliche_ Princip, oder der _Anfang_, von dem in der
_natuerlichen_ Entwickelung oder in der _Geschichte_ des sich
bildenden Individuums ausgegangen wird, das _Wahre_ und im _Begriffe
Erste_ sey.  Anschauung oder Seyn sind wohl der Natur nach das Erste
oder die Bedingung fuer den Begriff, aber sie sind darum nicht das an
und fuer sich Unbedingte, im Begriffe hebt sich vielmehr ihre Realitaet
und damit zugleich der Schein auf, den sie als das bedingende Reelle
hatten.  Wenn es nicht um die _Wahrheit_, sondern nur um die
_Historie_ zu thun ist, wie es im Vorstellen und dem erscheinenden
Denken zugehe, so kann man allerdings bei der Erzaehlung stehen
bleiben, dass wir mit Gefuehlen und Anschauungen anfangen, und der
Verstand aus dem Mannigfaltigen derselben eine Allgemeinheit oder ein
Abstraktes herausziehe, und begreiflich jene Grundlage dazu noethig
habe, welche bei diesem Abstrahiren noch in der ganzen Realitaet, mit
welcher sie sich zuerst zeigte, dem Vorstellen stehen bleibe.  Aber
die Philosophie soll keine Erzaehlung dessen seyn, was geschieht,
sondern eine Erkenntniss dessen, was _wahr_ darin ist, und aus dem
Wahren soll sie ferner das begreifen, was in der Erzaehlung als ein
blosses Geschehen erscheint.

Wenn in der oberflaechlichen Vorstellung von dem, was der Begriff ist,
alle Mannigfaltigkeit _ausser dem Begriffe_ steht, und diesem nur die
Form der abstrakten Allgemeinheit oder der leeren Reflexionsidentitaet
zukommt, so kann schon zunaechst daran erinnert werden, dass auch sonst
fuer die Angaben eines Begriffs oder die Definition, zu der Gattung,
welche selbst schon eigentlich nicht rein abstrakte Allgemeinheit ist,
ausdruecklich auch die _specifische Bestimmtheit_ gefordert wird.
Wenn nur mit etwas denkender Betrachtung darauf reflektirt wuerde, was
diess sagen will, so wuerde sich ergeben, dass damit das _Unterscheiden_
als ein ebenso wesentliches Moment des Begriffes angesehen wird.
_Kant_ hat diese Betrachtung durch den hoechst wichtigen Gedanken
eingeleitet, dass es _synthetische Urtheile_ a priori gebe.  Diese
urspruengliche Synthesis der Apperception ist eines der tiefsten
Principien fuer die spekulative Entwickelung; sie enthaelt den Anfang
zum wahrhaften Auffassen der Natur des Begriffs, und ist jener leeren
Identitaet oder abstrakten Allgemeinheit, welche keine Synthesis in
sich ist, vollkommen entgegengesetzt.--Diesem Anfange entspricht
jedoch die weitere Ausfuehrung wenig.  Schon der Ausdruck: _Synthesis_
leitet leicht wieder zur Vorstellung einer _aeusserlichen_ Einheit, und
_blossen Verbindung_ von solchen, die _an und fuer sich getrennt_ sind.
Alsdann ist die kantische Philosophie nur bei dem psychologischen
Reflexe des Begriffs stehen geblieben, und ist wieder zur Behauptung
der bleibenden Bedingtheit des Begriffs durch ein Mannigfaltiges der
Anschauung zurueck gegangen.  Sie hat die Verstandeserkenntnisse und
die Erfahrung nicht darum als einen _erscheinenden_ Inhalt
ausgesprochen, weil die Kategorien selbst nur endliche sind, sondern
aus dem Grunde eines psychologischen Idealismus, weil sie _nur_
Bestimmungen seyen, die vom Selbstbewusstseyn herkommen.  Auch gehoert
hierher, dass der Begriff wieder ohne das Mannigfaltige der Anschauung
_inhaltslos_ und _leer_ seyn soll, ungeachtet er a priori eine
_Synthesis_ sey; indem er diess ist, hat er ja die Bestimmtheit und
den Unterschied in sich selbst, Indem sie die Bestimmtheit des
Begriffs, damit die _absolute Bestimmtheit_, die _Einzelnheit_, ist,
ist der Begriff Grund und Quelle aller endlichen Bestimmtheit und
Mannigfaltigkeit.  Die formelle Stellung, welche er als Verstand
behaelt, wird in der kantischen Darstellung dessen, was _Vernunft_ sey,
vollendet.  In der Vernunft, der hoechsten Stufe des Denkens, sollte
man erwarten, der Begriff werde die Bedingtheit, in welcher er auf
der Stufe des Verstandes noch erscheint, verlieren, und zur
vollendeten Wahrheit kommen.  Diese Erwartung wird aber getaeuscht.
Dadurch, dass Kant das Verhalten der Vernunft zu den Kategorien als
nur _dialektisch_ bestimmt, und zwar das Resultat dieser Dialektik
schlechthin nur als das _unendliche Nichts_ auffasst, so verliert die
unendliche Einheit der Vernunft auch noch die Synthesis und damit
jenen Anfang eines spekulativen, wahrhaft unendlichen Begriffs, sie
wird zu der bekannten ganz formellen, _bloss regulativen Einheit_ des
_systematischen Verstandesgebrauchs_.  Es wird fuer einen Missbrauch
erklaert, dass die Logik, die bloss _ein Kanon der Beurtheilung_ seyn
solle, als ein _Organon_ zur Hervorbringung _objektiver_ Einsichten
angesehen werde.  Die Vernunftbegriffe, in denen man eine hoehere
Kraft und tiefern Inhalt ahnen musste, haben nichts _Konstitutives_
mehr, wie noch die Kategorien; sie sind _blosse_ Ideen; es soll _ganz
wohl erlaubt_ seyn, sie zu gebrauchen, aber mit diesen intelligibeln
Wesen, in denen sich alle _Wahrheit_ ganz aufschliessen sollte, soll
weiter nichts gemeint seyn, als _Hypothesen_, denen eine Wahrheit an
und fuer sich zuzuschreiben, eine voellige Willkuer und Tollkuehnheit
seyn wuerde, da sie--_in keiner Erfahrung vorkommen koennen._--Haette
man es je denken sollen, dass die Philosophie den intelligibeln Wesen
darum die Wahrheit absprechen wuerde, weil sie des raeumlichen und
zeitlichen Stoffes der Sinnlichkeit entbehren?

Es haengt hiermit unmittelbar der Gesichtspunkt zusammen, in Ruecksicht
auf welchen der Begriff und die Bestimmung der Logik ueberhaupt zu
betrachten ist, und der in der kantischen Philosophie auf die gleiche
Weise, wie insgemein genommen wird; das _Verhaeltniss_ naemlich des
_Begriffs_ und _seiner Wissenschaft_ zur _Wahrheit_ selbst.  Es ist
vorhin aus der kantischen Deduktion der Kategorien angefuehrt worden,
dass nach derselben das _Objekt_, als in welchem das Mannigfaltige der
Anschauung _vereinigt_ ist, nur diese Einheit ist _durch die Einheit
des Selbstbewusstseyns_.  Die _Objektivitaet des Denkens_ ist also hier
bestimmt ausgesprochen, eine Identitaet des Begriffs und des Dinges,
welche _die Wahrheit_ ist.  Auf gleiche Weise wird auch insgemein
zugegeben, dass, indem das Denken einen gegebenen Gegenstand sich
aneignet, dieser dadurch eine Veraenderung erleidet, und aus einem
sinnlichen zu einem gedachten gemacht werde; dass aber diese
Veraenderung nicht nur nichts an seiner Wesentlichkeit aendere, sondern
dass er vielmehr erst in seinem Begriffe in seiner _Wahrheit_; in der
Unmittelbarkeit, in welcher er gegeben ist, aber nur _Erscheinung_
und _Zufaelligkeit_, dass die Erkenntniss des Gegenstandes, welche ihn
begreift, die Erkenntniss desselben, wie er _an und fuer sich_ ist, und
der Begriff seine Objektivitaet selbst sey.  Auf der andern Seite wird
aber ebenso wieder behauptet, _wir koennen die Dinge doch nicht
erkennen_, _wie sie an und fuer sich seyen_, und die _Wahrheit_ sey
fuer _die erkennende Vernunft unzugaenglich_; jene Wahrheit, welche in
der Einheit des Objekts und des Begriffs besteht, sey doch nur
Erscheinung; und zwar nun wieder aus dem Grunde, weil der Inhalt nur
das Mannigfaltige der Anschauung sey.  Es ist hierueber schon daran
erinnert worden, dass eben im Begriffe vielmehr diese Mannigfaltigkeit,
insofern sie der Anschauung im Gegensatze gegen den Begriff angehoert,
aufgehoben werde, und der Gegenstand durch den Begriff in seine
nicht zufaellig Wesenheit zurueckgefuehrt sey; diese tritt in die
Erscheinung, darum eben ist die Erscheinung nicht bloss ein Wesenloses,
sondern Manifestation des Wesens.  Die aber ganz frei gewordene
Manifestation desselben ist der Begriff.--Diese Saetze, an welche hier
erinnert wird, sind darum keine dogmatische Assertionen, weil sich
aus der ganzen Entwickelung des _Wesens_ durch sich selbst
hervorgegangene Resultate sind.  Der jetzige Standpunkt, auf welchen
diese Entwickelung gefuehrt hat, ist, dass die Form des _Absoluten_,
welche hoeher als Seyn und Wesen der _Begriff_ ist.  Indem er nach
dieser Seite, Seyn und Wesen, wozu auch bei anderen Ausgangspunkten
Gefuehl und Anschauung und Vorstellung gehoeren, und welche als seine
vorangehenden Bedingungen erschienen, _sich unterworfen_ und sich
_als ihren unbedingten Grund_ erwiesen hat, so ist nun noch die
_zweite Seite_ uebrig, deren Abhandlung dieses dritte Buch der Logik
gewidmet ist, die Darstellung naemlich, wie er die Realitaet, welche in
ihm verschwunden, in und aus sich bildet.  Es ist daher allerdings
zugegeben worden, dass die Erkenntniss, welche nur bei dem Begriff rein
als solchem steht, noch unvollstaendig ist und nur erst zur
_abstrakten Wahrheit_ gekommen ist.  Aber ihre Unvollstaendigkeit
liegt nicht darin, dass sie jener vermeintlichen Realitaet, die im
Gefuehl und Anschauung gegeben sey, entbehre; sondern dass der Begriff
noch nicht seine _eigene_ aus ihm selbst erzeugte Realitaet sich
gegeben hat.  Darin besteht die gegen und an dem empirischen Stoff
und genauer an seinen Kategorien und Reflexions-Bestimmungen
erwiesene Absolutheit des Begriffes, dass derselbe nicht, wie er
_ausser_ und _vor_ dem Begriffe erscheint, _Wahrheit_ habe, sondern
allein in seiner Idealitaet, oder Identitaet mit dem Begriffe.  Die
_Herleitung_ des Reellen aus ihm, wenn man es Herleitung nennen will,
besteht zunaechst wesentlich darin, dass der Begriff in seiner
formellen Abstraktion sich als unvollendet zeigt, und durch die in
ihm selbst gegruendete Dialektik zur Realitaet so uebergeht, dass er sie
aus sich erzeugt, aber nicht, dass er zu einer fertigen, ihm gegenueber
gefundenen Realitaet wieder zurueckfaellt, und zu etwas, das sich als
das Unwesentliche der Erscheinung kund gethan, seine Zuflucht nimmt,
weil er, nachdem er sich um ein Besseres umgesehen, doch dergleichen
nicht gefunden habe.--Es wird immer als etwas Verwundernswuerdiges
ausgezeichnet werden, wie die kantische Philosophie dasjenige
Verhaeltniss des Denkens zum sinnlichen Daseyn, bei dem sie stehen
blieb, fuer ein nur relatives Verhaeltniss der blossen Erscheinung
erkannte, und eine hoehere Einheit beider in der _Idee_ ueberhaupt, und
z.B. in der Idee eines anschauenden Verstandes sehr wohl anerkannte
und aussprach, doch bei jenem relativen Verhaeltnisse und bei der
Behauptung stehen geblieben ist, dass der Begriff schlechthin von der
Realitaet getrennt sey und bleibe,--somit als die _Wahrheit_ dasjenige
behauptete, was sie als endliche Erkenntniss aussprach, und das fuer
ueberschwenglich, unerlaubt und fuer Gedankendinge erklaerte, was sie
als _Wahrheit_ erkannte, und wovon sie den bestimmten Begriff
aufstellte.

Indem es zunaechst hier die _Logik_, die Wissenschaft ueberhaupt ist,
von derem Verhaeltnisse zur Wahrheit die Rede ist, so muss ferner noch
zugegeben werden, dass jene als die _formelle Wissenschaft_ nicht auch
diejenige Realitaet enthalten koennen und solle, welche der Inhalt
weiterer Theile der Philosophie, der _Wissenschaften der Natur und
des Geistes_, ist.  Diese konkreten Wissenschaften treten allerdings
zu einer reellern Form der Idee heraus als die Logik, aber zugleich
nicht so, dass sie zu jener Realitaet sich wieder umwendeten, welche
das ueber seine Erscheinung zu Wissenschaft erhobene Bewusstseyn
aufgegeben, oder auch zum Gebrauch von Formen, wie die Kategorien und
Reflexions-Bestimmungen sind, deren Endlichkeit und Unwahrheit sich
in der Logik dargestellt hat, wieder zurueckkehrten.  Vielmehr zeigt
die Logik die Erhebung der _Idee_ zu der Stufe, von daraus sie die
Schoepferin der Natur wird und zur Form einer _konkreten
Unmittelbarkeit_ ueberschreitet, deren Begriff aber auch diese Gestalt
wieder zerbricht, um zu sich selbst, als _konkreter Geist_, zu werden.
Gegen diese konkreten Wissenschaften, welche aber das Logische oder
den Begriff zum innern Bildner haben und behalten, wie sie es zum
Vorbildner hatten, ist die Logik selbst allerdings die _formelle_
Wissenschaft, aber die Wissenschaft der _absoluten Form_, welche in
sich Totalitaet ist, und die _reine Idee der Wahrheit selbst_ enthaelt.
Diese absolute Form hat an ihr selbst ihren Inhalt oder Realitaet;
der Begriff, indem er nicht die triviale, leere Identitaet ist, hat in
dem Momente seiner Negativitaet oder des absoluten Bestimmens die
unterschiedenen Bestimmungen; der Inhalt ist ueberhaupt nichts Anderes
als solche Bestimmungen der absoluten Form; der durch sie selbst
gesetzte, und daher auch ihr angemessene Inhalt.--Diese Form ist
darum auch von ganz anderer Natur, als gewoehnlich die logische Form
genommen wird.  Sie ist schon _fuer sich selbst die Wahrheit_, indem
dieser Inhalt seiner Form, oder diese Realitaet ihrem Begriffe
angemessen ist, und die _reine Wahrheit_, weil dessen Bestimmungen
noch nicht die Form eines absoluten Andersseyns oder der absoluten
Unmittelbarkeit haben.--Kant, indem er Kr. der r.  Vern.  S. 83 in
Beziehung auf die Logik, auf die alte und beruehmte Frage: _Was die
Wahrheit sey?_ zu reden kommt, _schenkt_ vor's Erste als etwas
Triviales die Namenerklaerung, dass sie die Uebereinstimmung der
Erkenntniss mit ihrem Gegenstande sey;--eine Definition, die von
grossem, ja von dem hoechsten Werthe ist.  Wenn man sich derselben bei
der Grundbehauptung des transcendentalen Idealismus erinnert, dass die
_Vernunfterkenntniss_ die _Dinge an sich zu_ erfassen nicht vermoegend
sey, dass die _Realitaet schlechthin_ ausser _dem Begriffe_ liege, so
zeigt sich sogleich, dass eine solche _Vernunft_, die sich mit ihrem
Gegenstande, den Dingen an sich, _nicht in Uebereinstimmung zu
stezen_ vermag, und die _Dinge an sich_, die nicht mit dem
Vernunftbegriffe, der Begriff, der nicht mit der Realitaet, eine
Realitaet, die nicht mit dem Begriffe in Uebereinstimmung ist,
_unwahre Vorstellungen_ sind.  Wenn Kant die Idee eines _anschauenden
Verstandes_ an jene Definition der Wahrheit gehalten haette, so wuerde
er diese Idee, welche die geforderte Uebereinstimmung ausdrueckt,
nicht als ein Gedankending, sondern vielmehr als Wahrheit behandelt
haben.

"Das, was man zu wissen verlange, giebt Kant ferner an, sey ein
_allgemeines_ und _sicheres Kriterium der Wahrheit einer jeden
Erkenntniss_; es wuerde ein solches seyn, welches von allen
Erkenntnissen, _ohne Unterschied ihrer Gegenstaende_, gueltig waere; da
man aber bei demselben _von allem Inhalt_ der Erkenntniss (_Beziehung
auf ihr Objekt) abstrahiert_, und _Wahrheit gerade diesen Inhalt_
angeht, so wuerde es ganz _unmoeglich_ und _ungereimt_ seyn, nach einem
Merkmal der _Wahrheit dieses Inhaltes_ der Erkenntnisse zu fragen.
"--Es ist hier die gewoehnliche Vorstellung von der formellen Funktion
der Logik sehr bestimmt ausgedrueckt, und das angefuehrte Raisonnement
scheint sehr einleuchtend zu seyn.  Vor's Erste aber ist zu bemerken,
dass es solchem formellen Raisonnement gewoehnlich so geht, in seinem
Reden die Sache zu vergessen, die es zur Grundlage gemacht und von
der es spricht.  Es wuerde ungereimt seyn, heisst es, nach einem
Kriterium der _Wahrheit des Inhalts_ der Erkenntniss zu fragen; --aber
nach der Definition macht nicht der _Inhalt_ die Wahrheit aus,
sondern die _Uebereinstimmung_ desselben mit dem Begriffe.  Ein
Inhalt, wie von ihm hier gesprochen wird, _ohne den Begriff_, ist ein
Begriffloses, somit Wesenloses; nach dem Kriterium der Wahrheit eines
solchen kann freilich nicht gefragt werden, aber aus dem
entgegengesetzten Grunde; darum naemlich nicht, weil er um seiner
Begrifflosigkeit willen nicht die _geforderte Uebereinstimmung_ ist,
sondern weiter nichts als ein der wahrheitslosen Meinung Angehoeriges
seyn kann.--Lassen wir die Erwaehnung des Inhalts bei Seite, der hier
die Verwirrung verursacht, in welche aber der Formalismus jedesmal
verfaellt, und die ihn das Gegentheil dessen sagen laesst, was er
vorbringen will, so oft er sich auf Erlaeuterung einlaesst, und bleiben
bei der abstrakten Ansicht stehen, dass das Logische nur formell sey,
und von allem Inhalt vielmehr abstrahire;--so haben wir eine
einseitige Erkenntniss, welche keinen Gegenstand enthalten soll, eine
leere, bestimmungslose Form, die also ebenso wenig eine
_Uebereinstimmung_, da zur Uebereinstimmung wesentlich _Zwei_ gehoeren,
--ebenso wenig Wahrheit ist.--An der a priorischen _Synthesis_ des
Begriffs hatte Kant ein hoeheres Princip, worin die Zweiheit in der
Einheit, somit dasjenige erkannt werden konnte, was zur Wahrheit
gefordert wird; aber der sinnliche Stoff, das Mannigfaltige der
Anschauung war ihm zu maechtig, um davon weg zur Betrachtung des
Begriffs und der Kategorien _an und fuer sich_, und zu einem
spekulativen Philosophiren kommen zu koennen.

Indem die Logik Wissenschaft der absoluten Form ist, so muss diess
Formelle, _damit es ein Wahres seye_, an ihm selbst einen _Inhalt_
haben, welcher seiner Form gemaess sey, und um so mehr, da das logische
Formelle die reine Form, also das logische Wahre, die _reine
Wahrheit_ selbst seyn muss.  Dieses Formelle muss daher in sich viel
reicher an Bestimmungen und Inhalt, so wie auch von unendlich
groesserer Wirksamkeit auf das Konkrete gedacht werden, als es
gewoehnlich genommen wird.  Die logischen Gesetze fuer sich (das
ohnehin Heterogene, die angewandte Logik und uebrige psychologische
und anthropologische Material weggerechnet) werden gewoehnlich ausser
dem Satze des Widerspruchs auf einige duerftige Saetze, die Umkehrung
der Urtheile, und die Formen der Schluesse betreffend, beschraenkt.
Die selbst hierbei vorkommenden Formen, so wie weitere Bestimmungen
derselben werden nur gleichsam historisch aufgenommen, nicht der
Kritik, ob sie an und fuer sich ein Wahres sehen, unterworfen.  So
gilt z.B. die Form des positiven Urtheils fuer etwas an sich voellig
Richtiges, wobei es ganz allein auf den Inhalt ankomme, ob ein
solches Urtheil wahr sey.  Ob diese Form _an und fuer sich_ eine Form
der Wahrheit, ob der Satz, den sie ausspricht, _das Einzelne ist ein
Allgemeines_, nicht in sich dialektisch sey, an diese Untersuchung
wird nicht gedacht.  Es wird geradezu dafuer gehalten, dass diess
Urtheil fuer sich faehig, Wahrheit zu enthalten, und jener Satz, den
jedes positive Urtheil ausspricht, ein wahrer sey; obschon
unmittelbar erhellt, dass ihn dasjenige fehlt, was die Definition der
Wahrheit fordert, naemlich die Uebereinstimmung des Begriffs und
seines Gegenstandes; das Praedikat, welches hier das Allgemeine ist,
als den Begriff, das Subjekt, welches das Einzelne ist, als den
Gegenstand genommen, so stimmt das eine mit dem andern nicht ueberein.
Wenn aber das _abstrakte Allgemeine_, welches das Praedikat ist, noch
nicht einen Begriff ausmacht, als zu welchem allerdings mehr gehoert;
--so wie auch solches Subjekt noch nicht viel weiter als ein
grammatisches ist, wie sollte das Urtheil Wahrheit enthalten koennen,
da sein Begriff und Gegenstand nicht uebereinstimmen, oder ihm der
Begriff, wohl auch der Gegenstand, gar fehlt?--Diess ist daher
vielmehr das _Unmoegliche_ und _Ungereimte_, in dergleichen Formen,
wie ein positives Urtheil und wie das Urtheil ueberhaupt ist, die
Wahrheit fassen zu wollen.  So wie die kantische Philosophie die
Kategorien nicht an und fuer sich betrachtete, sondern sie nur aus dem
schiefen Grunde, weil sie subjektive Formen des Selbstbewusstseyns
seyen, fuer endliche Bestimmungen, die das Wahre zu enthalten unfaehig
seyen, erklaerte, so hat sie noch weniger die Formen des Begriffs,
welche der Inhalt der gewoehnlichen Logik sind, der Kritik unterworfen;
sie hat vielmehr einen Theil derselben, naemlich die Funktionen der
Urtheile fuer die Bestimmung der Kategorie aufgenommen, und sie als
gueltige Voraussetzungen gelten lassen.  Soll in den logischen Formen
auch weiter nichts gesehen werden, als formelle Funktionen des
Denkens, so waeren sie schon darum der Untersuchung, in wiefern sie
fuer sich der _Wahrheit_ entsprechen, wuerdig.  Eine Logik, welche diess
nicht leistet, kann hoechstens auf den Werth einer naturhistorischen
Beschreibung der Erscheinungen des Denkens, wie sie sich vorfinden,
Anspruch machen.  Es ist ein unendliches Verdienst des _Aristoteles_,
welches uns mit der hoechsten Bewunderung fuer die Staerke dieses
Geistes erfuellen muss, diese Beschreibung zuerst unternommen zu haben.
Aber es ist noethig, dass weiter gegangen, und Theils der
systematische Zusammenhang, Theils aber der Werth der Formen erkannt
werde.


Eintheilung.


Der Begriff zeigt sich obenhin betrachtet als die Einheit des _Seyns_
und _Wesens_.  Das Wesen ist die _erste Negation_ des Seyns, das
dadurch zum _Schein_ geworden ist, der Begriff ist die _zweite_, oder
die Negation dieser Negation; also das wiederhergestellte Seyn, aber
als die unendliche Vermittlung und Negativitaet desselben in sich
selbst.--_Seyn_ und _Wesen_ haben daher im Begriffe nicht mehr die
Bestimmung, in welcher sie als _Seyn_ und _Wesen_ sind, noch sind sie
nur in solcher Einheit, dass jedes in dem andern _scheine_.  Der
Begriff unterscheidet sich daher nicht in diese Bestimmungen.  Er ist
die Wahrheit des substantiellen Verhaeltnisses, in welchem Seyn und
Wesen ihre erfuellte Selbststaendigkeit und Bestimmung durch einander
erreichen.  Als die Wahrheit der Substantialitaet erwies sich die
_substantielle Identitaet_, welche ebenso sehr und nur als das
_Gesetztseyn_ ist.  Das Gesetztseyn ist das _Daseyn_ und
_Unterscheiden_; das An- und Fuersichseyn hat daher im Begriffe ein
sich gemaesses und wahres Daseyn erreicht, denn jenes Gesetztseyn ist
das An- und Fuersichseyn selbst.  Diess Gesetztseyn macht den
Unterschied des Begriffes in ihm selbst aus, seine _Unterschiede_,
weil sie unmittelbar das An- und Fuersichseyn ist, sind selbst _der
ganze Begriff; in ihrer Bestimmtheit allgemeine, und identisch mit
ihrer Negation_.

Diess ist nun der Begriff selbst des Begriffes.  Aber es ist _nur
erst_ sein Begriff;--oder er ist selbst auch _nur_ der Begriff.  Weil
er das An- und Fuersichseyn ist, insofern es Gesetztseyn ist, oder die
absolute Substanz, insofern sie die _Nothwendigkeit_ unterschiedener
Substanzen als _Identitaet_ offenbart, so muss diese Identitaet das, was
sie ist, selbstsetzen.  Die Momente der Bewegung des
Substantialitaets-Verhaeltnisses, wodurch der Begriff _geworden_ ist,
und die dadurch dargestellte Realitaet ist erst im Uebergange zum
Begriffe; sie ist noch nicht als _seine eigene_, aus ihm
hervorgegangene Bestimmung; sie fiel in die Sphaere der Nothwendigkeit,
die seinige kann nur seine _freie_ Bestimmung, ein Daseyn seyn, in
welchem er als identisch mit sich dessen Momente Begriffe und durch
ihn selbst _gesetzte_ sind.

_Zuerst_ ist also der Begriff nur _an sich_ die Wahrheit; weil er
_nur_ ein _Inneres_ ist, so ist er ebenso sehr _nur_ ein _Aeusseres_.
Er ist _zuerst_ ueberhaupt ein _Unmittelbares_, und in dieser Gestalt
haben seine Momente die Form von _unmittelbaren, festen Bestimmungen_.
Er erscheint als der _bestimmte Begriff_, als die Sphaere des blossen
_Verstandes_.--Weil diese Form der Unmittelbarkeit ein seiner Natur
noch nicht angemessenes Daseyn ist, da er das sich nur auf sich
selbst beziehende _Freie_ ist, so ist sie eine _aeusserliche_ Form, in
der der Begriff nicht als An- und Fuersichseyendes, sondern als _nur
Gesetztes_ oder ein _Subjektives_ gelten kann.--Die Gestalt des
_unmittelbaren_ Begriffes macht den Standpunkt aus, nach welchem der
Begriff ein subjektives Denken, eine der _Sache_ aeusserliche Reflexion
ist.  Diese Stufe macht daher die _Subjektivitaet_ oder den _formellen
Begriff_ aus.

Die Aeusserlichkeit desselben erscheint in dem _festen Seyn_ seiner
_Bestimmungen_, wodurch jede fuer sich als ein Isolirtes, Qualitatives
auftritt, das nur in aeusserer Beziehung auf sein Anderes ist.  Die
_Identitaet_ des Begriffes aber, die eben das _innere_ oder
_subjektive_ Wesen derselben ist, setzt sie in dialektische Bewegung,
durch welche sich ihre Vereinzelung und damit die Trennung des
Begriffs von der Sache aufhebt und als ihre Wahrheit die _Totalitaet_
hervorgeht, welche _der objektive Begriff_ ist.

_Zweitens_.  Der Begriff in seiner _Objektivitaet_ ist die _an- und
fuersichseyende Sache selbst_.  Durch seine nothwendige Fortbestimmung
macht der _formelle_ Begriff sich selbst zur Sache, und verliert
dadurch das Verhaeltniss der Subjektivitaet der aus seiner
_Innerlichkeit hervorgetretene_ und in das Daseyn uebergangene _reale
Begriff_.--In dieser Identitaet mit der Sache hat er somit _eigenes_
und _freies_ Daseyn.  Aber er ist diess noch eine _unmittelbare_, noch
nicht _negative_ Freiheit.  Eins mit der Sache ist er in sie
_versenkt_; seine Unterschiede sind objektive Existenzen, in denen er
selbst wieder das _Innere_ ist.  Als die Seele des objektiven Daseyns
muss er _sich_ die Form der _Subjektivitaet geben_, die er als
_formeller_ Begriff _unmittelbar_ hatte; so tritt er _in der Form_
des Freien, die er in der Objektivitaet noch nicht hatte, ihr
gegenueber, und macht darin die Identitaet mit ihr, die er _an und fuer
sich als objektiver_ Begriff mit ihr hat, zu einer auch _gesetzten_.

In dieser Vollendung, worin er in seiner Objektivitaet ebenso die Form
der Freiheit hat, ist der _adaequate Begriff_ die _Idee_.  Die
_Vernunft_, welche die Sphaere der Idee ist, ist die sich selbst
_enthuellte Wahrheit_, worin der Begriff die schlechthin ihm
angemessene Realisation hat, und insofern frei ist, als er diese
seine objektive Welt in seiner Subjektivitaet, und diese in jener
erkennt.


Erster Abschnitt.  Die Subjektivitaet.


Der Begriff ist zuerst der _formelle_, der Begriff im _Anfang_ oder
der als _unmittelbarer_ ist.--In der unmittelbaren Einheit ist sein
Unterschied oder Gesetztseyn _zuerst_ zunaechst selbst einfach und nur
_ein Schein_, so dass die Momente des Unterschiedes unmittelbar die
Totalitaet des Begriffes sind, und nur der _Begriff als solcher_ sind.

_Zweitens_ aber, weil er die absolute Negativitaet ist, so dirimirt er
sich, und setzt sich als das _Negative_ oder als das _Andere_ seiner
selbst; und zwar, weil er erst der _unmittelbare_ ist, hat diess
Setzen oder Unterscheiden die Bestimmung, dass die Momente
_gleichgueltig gegeneinander_ und jedes fuer sich wird; seine Einheit
ist in dieser _Theilung_ nur noch aeussere _Beziehung_.  So als
_Beziehung_ seiner als _selbststaendig_ und _gleichgueltig_ gesetzten
Momente ist er das _Urtheil_.

_Drittens_ das Urtheil enthaelt wohl die Einheit des in seine
selbststaendigen Momente verlorenen Begriffs, aber sie ist nicht
_gesetzt_.  Sie wird diess durch die dialektische Bewegung des
Urtheils, das hierdurch der _Schluss_ geworden ist, zum vollstaendig
gesetzten Begriff; indem im Schluss ebenso wohl die Momente desselben
als _selbststaendige_ Extreme, wie auch deren _vermittelnde Einheit_
gesetzt ist.

Indem aber _unmittelbar_ diese _Einheit_ selbst als die vereinigende
_Mitte_, und die _Momente als selbststaendige_ Extreme zunaechst
einander gegenueber stehen, so hebt diess widersprechende Verhaeltniss,
das im _formalen Schlusse_ Statt findet, sich auf, und die
_Vollstaendigkeit_ des Begriffs geht in die Einheit der _Totalitaet_
ueber, die _Subjektivitaet_ des Begriffes in seine _Objektivitaet_.


Erstes Kapitel.  Der Begriff.


Durch den _Verstand_ pflegt das Vermoegen der Begriffe ueberhaupt
ausgedrueckt zu werden, er wird insofern von der _Urtheilskraft_ und
dem Vermoegen der Schluesse, als der formellen _Vernunft_,
unterschieden.  Vornehmlich aber wird er der _Vernunft_
entgegengesetzt; insofern aber bedeutet er nicht das Vermoegen des
Begriffs ueberhaupt, sondern der _bestimmten_ Begriffe, wobei die
Vorstellung herrscht, als ob der Begriff _nur_ ein _Bestimmtes_ sey.
Wenn der Verstand in dieser Bedeutung von der formellen Urtheilskraft
und der formellen Vernunft unterschieden wird, so ist er als Vermoegen
des _einzelnen_ bestimmten Begriffs zu nehmen.  Denn das Urtheil und
der Schluss oder die Vernunft sind selbst, als Formales, nur ein
_Verstaendiges_, indem sie unter der Form der abstrakten
Begriffsbestimmtheit stehen.  Der Begriff gilt aber hier ueberhaupt
nicht als bloss abstrakt-Bestimmtes; der Verstand ist daher von der
Vernunft nur so zu unterscheiden, dass jener nur das Vermoegen des
Begriffes ueberhaupt sey.

Dieser allgemeine Begriff, der nun hier zu betrachten ist, enthaelt
die drei Momente: _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelheit_.
Der Unterschied und die Bestimmungen, die er sich in dem
Unterscheiden giebt, machen die Seite aus, welche vorhin
_Gesetztseyn_ genannt wurde.  Da dieses in dem Begriffe identisch mit
dem An- und Fuersichseyn ist, so ist jedes jener Momente so sehr
_ganzer_ Begriff, als _bestimmter Begriff_, und als _eine Bestimmung_
des Begriffs.

Zuerst ist er _reiner Begriff_, oder die Bestimmung der
_Allgemeinheit_.  Der reine oder allgemeine Begriff ist aber auch nur
ein _bestimmter_, oder _besonderer_ Begriff, der sich auf die Seite
neben die anderen stellt.  Weil der Begriff die Totalitaet ist, also
in seiner Allgemeinheit oder rein identischen Beziehung auf sich
selbst, wesentlich das Bestimmen und Unterscheiden ist, so hat er in
ihm selbst den Maassstab, wodurch diese Form seiner Identitaet mit sich,
indem sie alle Momente durchdringt und in sich fasst, ebenso
unmittelbar sich bestimmt, _nur_ das _Allgemeine_ gegen die
Unterschiedenheit der Momente zu seyn.

_Zweitens_ ist der Begriff dadurch als dieser _besondere_ oder als
_bestimmte_ Begriff, welcher als gegen andere unterschieden gesetzt
ist.

_Drittens_ die _Einzelheit_ ist der aus dem Unterschiede in die
absolute Negativitaet sich reflektirende Begriff.  Diess ist zugleich
das Moment, worin er aus seiner Identitaet in sein _Andersseyn_
uebergetreten ist, und zum _Urtheil_ wird.


A. Der allgemeine Begriff.


Der reine Begriff ist das absolut Unendliche, Unbedingte und Freie.
Es ist hier, wo die Abhandlung, welche den Begriff zu ihrem _Inhalte_
hat, beginnt, noch einmal nach seiner Genesis zurueckzusehen.  Das
_Wesen_ ist aus dem _Seyn_, und der Begriff aus dem Wesen, somit auch
aus dem _Seyn geworden._ Diess Werden hat aber die Bedeutung des
_Gegenstosses_ seiner selbst, so dass das _Gewordene_ vielmehr das
_Unbedingte_ und _Urspruengliche_ ist.  Das _Seyn_ ist in seinem
Uebergange zum Wesen zu einem _Schein_ oder _Gesetztseyn_, und das
_Werden_ oder das Uebergehen in _Anderes_ zu einem _Setzen_ geworden,
und umgekehrt hat das _Setzen_ oder die Reflexion des Wesens sich
aufgehoben und sich zu einem Nichtgesetzten, einem _urspruenglichen_
Seyn hergestellt.  Der Begriff ist die Durchdringung dieser Momente,
dass das Qualitative, und urspruenglich-Seyende nur als Setzen und nur
als Rueckkehr-in-sich ist, und diese reine Reflexion-in-sich
schlechthin das _Anderswerden_ oder die _Bestimmtheit_ ist, welche
ebenso daher unendliche, sich auf sich beziehende _Bestimmtheit_ ist.

Der Begriff ist daher zuerst so die _absolute Identitaet mit sich_,
dass sie diess nur ist, als die Negation der Negation, oder als die
unendliche Einheit der Negativitaet mit sich selbst.  Diese _reine
Beziehung_ des Begriffs auf sich, welche dadurch diese Beziehung ist,
als durch die Negativitaet sich setzend, ist die _Allgemeinheit_ des
Begriffs.

_Die Allgemeinheit_, das sie die hoechst _einfache_ Bestimmung ist,
scheint keiner Erklaerung faehig zu seyn; denn eine Erklaerung muss sich
auf Bestimmungen und Unterscheidungen einlassen, und von ihrem
Gegenstand praediciren, das Einfache aber wird hierdurch vielmehr
veraendert, als erklaert.  Es ist aber gerade die Natur des Allgemeinen,
ein solches Einfaches zu seyn, welches durch die absolute
Negativitaet den hoechsten Unterschied und Bestimmtheit _in sich_
enthaelt.  Das _Seyn_ ist einfaches, als _unmittelbares_; deswegen ist
es ein nur _Gemeintes_, und kann man von ihm nicht sagen, was es ist;
es ist daher unmittelbar eins mit seinem Andern, dem _Nichtseyn_.
Eben diess ist sein Begriff, ein solches Einfaches zu seyn, das in
seinem Gegentheil unmittelbar verschwindet; er ist das _Werden_.  Das
_Allgemeine_ dagegen ist das _Einfache_, welches ebenso sehr das
_Reichste in sich selbst_ ist; weil es der Begriff ist.

Es ist daher _erstens_ die einfach Beziehung auf sich selbst; es ist
nur in sich.  Aber diese Identitaet ist _zweitens_ in sich absolute
_Vermittelung_; nicht aber ein _Vermitteltes_.  Vom Allgemeine,
welches ein vermitteltes, naemlich das _abstrakte_, dem Besondern und
Einzelnen entgegengesetzte Allgemeine ist, ist erst bei dem
bestimmten Begriffe zu reden.--Aber auch schon das _Abstrakte_
enthaelt diess, dass, um es zu erhalten, erfordert werde, andere
Bestimmungen des Konkreten _wegzulassen_.  Diese Bestimmungen sind
als Determinationen ueberhaupt _Negationen_; ebenso ist ferner das
_Weglassen_ derselben ein _Negiren_.  Es kommt also beim Abstrakten
gleichfalls die Negation der Negation vor.  Diese gedoppelte Negation
aber wird vorgestellt, als ob sie demselben _aeusserlich_ sey, und
sowohl die weggelassenen weiteren Eigenschaften des Konkreten von der
beibehaltenen, welche der Inhalt des Abstrakten ist, verschieden
seyen, als auch diese Operation des Weglassens der uebrigen und des
Beibehaltens der einen, ausser derselben vorgehe.  Zu solcher
_Aeusserlichkeit_ hat sich das Allgemeine gegen jene Bewegung noch
nicht bestimmt; es ist noch selbst in sich jene absolute Vermittelung,
welche eben die Negation der Negation oder absolute Negativitaet ist.

Nach dieser urspruenglichen Einheit ist vor's Erste das erste Negative
oder die _Bestimmung_ keine Schranke fuer das Allgemeine, sondern es
_erhaelt sich darin_, und ist positiv mit sich identisch.  Die
Kategorien des Seyns waren, als Begriffe, wesentlich diese
Identitaeten der Bestimmungen mit sich selbst, in ihrer Schranke oder
ihrem Andersseyn; diese Identitaet war aber nur _an sich_ der Begriff;
sie war noch nicht manifestirt.  Daher die qualitative Bestimmung als
solche in ihrer andern unterging und eine von ihr _verschiedene_
Bestimmung zu ihrer Wahrheit hatte.  Das Allgemeine hingegen, wenn es
sich auch in eine Bestimmung setzt, _bleibt_ es darin, was es ist.
Es ist die _Seele_ des Konkreten, dem es inwohnt, ungehindert und
sich selbst gleich in dessen Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit.
Es wird nicht mit in das _Werden_ gerissen, sonder _kontinuirt sich_
ungetruebt durch dasselbe, und hat die Kraft unveraenderlicher,
unsterblicher Selbsterhaltung.

Ebenso _scheint_ es aber nicht nur in sein Anderes, wie die
Reflexions-Bestimmung.  Diese als ein _Relatives_ bezieht sich nicht
nur auf sich, sondern ist ein _Verhalten.  Sie giebt sich_ in ihrem
Andern _kund_; aber _scheint_ nur erst an ihm, und das Scheinen eines
jeden an dem Andern oder ihr gegenseitiges Bestimmen hat bei ihrer
Selbststaendigkeit die Form eines aeusserlichen Thuns.--Das _Allgemeine_
dagegen ist gesetzt als das _Wesen_ seiner Bestimmung, die _eigene
positive Natur_ derselben.  Denn die Bestimmung, die sein Negatives
ausmacht, ist im Begriffe schlechthin nur als ein _Gesetztseyn_, oder
wesentlich nur zugleich als das Negative des Negativen, und sie ist
nur als diese Identitaet des Negativen mit sich, welche das Allgemeine
ist.  Dieses ist insofern auch die _Substanz_ seiner Bestimmungen;
aber so, dass das, was fuer die Substanz als solche ein _Zufaelliges_
war, die eigene _Vermittelung_ des Begriffes mit sich selbst, seine
eigene _immanente Reflexion_ ist.  Diese Vermittelung, welche das
Zufaellige zunaechst zur _Nothwendigkeit_ erhebt, ist aber die
_manifestirte_ Beziehung; der Begriff ist nicht der Abgrund der
formlosen Substanz, oder die Nothwendigkeit, als die _innere_
Identitaet von einander verschiedener und sich beschraenkender Dinge
oder Zustaende, sondern als absolute Negativitaet das Formirende und
Erschaffende, und weil die Bestimmung nicht als Schranke, sondern
schlechthin so sehr als aufgehobene, als Gesetztseyn ist, so ist der
Schein die Erscheinung als _des Identischen_.

Das Allgemeine ist daher die _freie_ Macht; es ist es selbst und
greift ueber sein Anderes ueber; aber nicht als ein _Gewaltsames_,
sondern das vielmehr in demselben ruhig und _bei sich selbst_ ist.
Wie es die freie Macht genannt worden, so koennte es auch die _freie
Liebe_ und _schrankenlose Seligkeit_ genannt werden, denn es ist ein
Verhalten seiner zu dem _Unterschiedenen_ nur als _zu sich selbst_,
in demselben ist es zu sich selbst zurueckgekehrt.

Es ist so eben der _Bestimmtheit_ erwaehnt worden, obgleich der
Begriff nur erst als das Allgemeine und nur mit sich _Identische_
noch nicht dazu fortgegangen ist.  Es kann aber von dem Allgemeinen
nicht ohne die Bestimmtheit, welche naeher die Besonderheit und
Einzelnheit ist, gesprochen werden; denn es enthaelt sie in seiner
absoluten Negativitaet an und fuer sich; die Bestimmtheit wird also
nicht von Aussen dazu genommen, wenn beim Allgemeinen von ihr
gesprochen wird.  Als Negativitaet ueberhaupt, oder nach der _ersten,
unmittelbaren_ Negation hat es die Bestimmtheit ueberhaupt als
_Besonderheit_ an ihm; als _Zweites_, als Negation der Negation ist
es _absolute Bestimmtheit_, oder _Einzelnheit_ und _Konkretion_.--Das
Allgemeine ist somit die Totalitaet des Begriffes, es ist Konkretes,
ist nicht ein Leeres, sondern hat vielmehr durch seinen Begriff
_Inhalt_;--einen Inhalt, in dem es sich nicht nur erhaelt, sondern der
ihm eigen und immanent ist.  Es kann von dem Inhalte wohl abstrahirt
werden; so erhaelt man aber nicht das Allgemeine des Begriffs, sondern
das _Abstrakte_, welches ein isolirtes, unvollkommenes Moment des
Begriffes ist, und keine Wahrheit hat.

Naeher ergiebt sich das Allgemeine so als diese Totalitaet.  Insofern
es die Bestimmtheit in sich hat, ist sie nicht nur die _erste_
Negation, sondern auch die Reflexion derselben in sich.  Mit jener
ersten Negation fuer sich genommen, ist es _Besonders_, wie es
sogleich wird betrachtet werden; aber es ist in dieser Bestimmtheit
wesentlich noch Allgemeines; diese Seite muss hier noch aufgefasst
werden.--Diese Bestimmtheit ist naemlich als im Begriffe die totale
Reflexion, der _Doppelschein_, einmal der Schein _nach Aussen_, die
Reflexion in Anderes; das andere Mal der Schein _nach Innen_, die
Reflexion in sich.  Jenes aeusserliche Scheinen macht einen Unterschied
gegen _Anderes_; das Allgemeine hat hiernach eine _Besonderheit_,
welche ihre Aufloesung in einem hoehern Allgemeinen hat.  Insofern es
nun auch nur ein relativ-Allgemeines ist, verliert es seinen
Charakter des Allgemeinen nicht; es erhaelt sich in seiner
Bestimmtheit, nicht nur so, dass es in der Verbindung mit ihr nur
gleichgueltig gegen sie bliebe,--so waere es nur mit ihr
_zusammengesetzt_,--sondern dass es das ist, was so eben das _Scheinen
nach Innen_ genannt wurde.  Die Bestimmtheit ist als bestimmter
_Begriff_ aus der Aeusserlichkeit _in sich zurueckgebogen_; sie ist der
eigene, immanente _Charakter_, der dadurch ein Wesentliches ist, dass
er in die Allgemeinheit aufgenommen und von ihr durchdrungen, von
gleichem Umfange, identisch mit ihr sie ebenso durchdringt; es ist
der Charakter, welcher der _Gattung_ angehoert, als die von dem
Allgemeinen ungetrennte Bestimmtheit.  Er ist insofern nicht eine
nach Aussen gehende _Schranke_, sondern _positiv_, indem er durch die
Allgemeinheit in der freien Beziehung auf sich selbst steht.  Auch
der bestimmte Begriff bleibt so in sich unendlich freier Begriff.

In Ansehung der andern Seite aber, nach welcher die Gattung durch
ihren bestimmten Charakter begrenzt ist, ist bemerkt worden, dass sie
als niedrigere Gattung in einem hoehern Allgemeinen ihre Aufloesung
habe.  Dieses kann auch wieder als Gattung, aber als eine abstraktere
aufgefasst werden, gehoert aber immer wieder nur der Seite des
bestimmten Begriffes an, die nach Aussen geht.  Das wahrhaft hoehere
Allgemeine ist, worin diese nach Aussen gehende Seite nach Innen
zurueckgenommen ist, die zweite Negation, in welcher die Bestimmtheit
schlechthin nur _als_ Gesetztes, oder _als_ Schein ist.  Leben, Ich,
Geist, absoluter Begriff, sind nicht Allgemeine nur als hoehere
Gattungen, sondern _Konkrete_, deren Bestimmtheiten auch nicht nur
Arten oder niedrige Gattungen sind, sondern die in ihrer Realitaet
schlechthin nur in sich und davon erfuellt sind.  Insofern Leben, Ich,
endlicher Geist, wohl auch nur bestimmte Begriffe sind, so ist ihre
absolute Aufloesung in demjenigen Allgemeinen, welches als wahrhaft
absoluter Begriff, als Idee des unendlichen Geistes zu fassen ist,
dessen _Gesetztseyn_ die unendliche, durchsichtige Realitaet ist,
worin er seine _Schoepfung_, und in ihr sich selbst anschaut.

Das wahrhafte, unendliche Allgemeine, welches unmittelbar ebenso sehr
Besonderheit als Einzelnheit in sich ist, ist nun zunaechst naeher als
_Besonderheit_ zu betrachten.  Es _bestimmt_ sich frei; seine
Verendlichung ist kein Uebergehen, das nur in der Sphaere des Seyns
Statt hat; _es ist schoepferische Macht_, als die absolute Negativitaet,
die sich auf sich selbst bezieht.  Es ist als solche das
Unterscheiden in sich, und dieses ist _Bestimmen_, dadurch, dass das
Unterscheiden mit der Allgemeinheit eins ist.  Somit ist es ein
Setzen der Unterschiede selbst als allgemeiner, sich auf sich
beziehender.  Hierdurch werden sie _fixirte_, isolirte Unterschiede.
Das isolirte _Bestehen_ des Endlichen, das sich frueher als sein
Fuersichseyn, auch als Dingheit, als Substanz bestimmte, ist in seiner
Wahrheit die Allgemeinheit, mit welcher Form der unendliche Begriff
seine Unterschiede bekleidet,--eine Form, die eben einer seiner
Unterschiede selbst ist.  Hierin besteht das _Schaffen_ des Begriffs,
das nur in diesem Innersten desselben selbst zu begreifen ist.


B. Der besondere Begriff.


_Die Bestimmtheit_ als solche gehoert dem Seyn und dem Qualitativen an;
als Bestimmtheit des Begriffs ist sie _Besonderheit_.  Sie ist keine
_Grenze_, so dass sie sich zu einem _Andern_ als einem _Jenseits_
ihrer verhielte, vielmehr, wie sich so eben zeigte, das eigene
immanentes Moment des Allgemeinen; dieses ist daher in der
Besonderheit nicht bei einem Andern, sondern schlechthin bei sich
selbst.

Das Besondere enthaelt die Allgemeinheit, welche dessen Substanz
ausmacht; die Gattung ist _unveraendert_ in ihren Arten; die Arten
sind nicht von dem Allgemeinen, sondern nur _gegen einander_
verschieden.  Das Besondere hat mit den _anderen_ Besonderen, zu
denen es sich verhaelt, eine und dieselbe Allgemeinheit.  Zugleich ist
die Verschiedenheit derselben, um ihrer Identitaet mit dem Allgemeinen
willen, _als solche_ allgemein; sie ist _Totalitaet._--Das Besondere
_enthaelt_ also nicht nur das Allgemeine, sondern stellt dasselbe auch
_durch seine Bestimmtheit_ dar; dieses macht insofern eine _Sphaere_
aus, welche das Besondere erschoepfen muss.  Diese Totalitaet erscheint,
insofern die Bestimmtheit des Besondern als blosse _Verschiedenheit_
genommen wird, als _Vollstaendigkeit_.  Vollstaendig sind in dieser
Ruecksicht die Arten, insofern es deren eben nicht mehrere _giebt_.
Es ist fuer sie kein innerer Maassstab, oder _Princip_ vorhanden, weil
die _Verschiedenheit_ eben der einheitslose Unterschied ist, an
welchem die Allgemeinheit, die fuer sich absolute Einheit ist, bloss
aeusserlicher Reflex, und eine unbeschraenkte, zufaellige Vollstaendigkeit
ist.  Die Verschiedenheit aber geht in _Entgegensetzung_, in eine
_immanente Beziehung_ der Verschiedenen ueber.  Die Besonderheit aber
ist als Allgemeinheit an und fuer sich selbst, nicht durch Uebergehen
solche immanente Beziehung; sie ist Totalitaet an ihr selbst, und
_einfache_ Bestimmtheit, wesentlich _Princip_.  Sie hat keine
_andere_ Bestimmtheit, als welche durch das Allgemeine selbst gesetzt
ist, und sich aus demselben folgendermassen ergiebt.

Das Besondere ist das Allgemeine selbst, aber es ist dessen
Unterschied oder Beziehung auf ein _Anderes_, sein _Scheinen nach
Aussen_; es ist aber kein Anderes vorhanden, wovon das Besondere
unterschieden waere, als das Allgemeine selbst.--Das Allgemeine
bestimmt _sich_, so ist es selbst das Besondere; die Bestimmtheit ist
_sein_ Unterschied; es ist nur von sich selbst unterschieden.  Seine
Arten sind daher nur a) das Allgemeine selbst und b) das Besondere.
Das Allgemeine als der Begriff ist es selbst und sein Gegentheil, was
wieder es selbst als seine gesetzte Bestimmtheit ist; es greift ueber
dasselbe ueber, und ist in ihm bei sich.  So ist es die Totalitaet und
Princip seiner Verschiedenheit, die ganz nur durch es selbst bestimmt
ist.

Es giebt daher keine andere wahrhafte Eintheilung, als dass der
Begriff sich selbst auf die Seite stellt, als die _unmittelbare_,
unbestimmte Allgemeinheit; eben diess Unbestimmte macht seine
Bestimmtheit, oder dass er ein _Besonderes_ ist. _Beides_ ist das
Besondere, und ist daher _koordinirt_.  Beides ist auch als
Besonderes das _Bestimmte gegen_ das Allgemeine; es heisst demselben
insofern _subordinirt_.  Aber eben diess Allgemeine, _gegen_ welches
das Besondere bestimmt ist, ist damit vielmehr selbst auch _nur
eines_ der Gegenueberstehenden.  Wenn wir von _zwei
Gegenueberstehenden_ sprechen, so muessen wir also auch wieder sagen,
dass sie beide das Besondere ausmachen, nicht nur _zusammen_, dass sie
nur fuer die aeussere Reflexion darin _gleich_ waeren, Besondere zu seyn,
sondern ihre Bestimmtheit _gegeneinander_ ist wesentlich zugleich nur
_Eine_ Bestimmtheit, die Negativitaet, welche im Allgemeinen _einfach_
ist.

Wie sich der Unterschied hier zeigt, ist er in seinem Begriffe, und
damit in seiner Wahrheit.  Aller fruehere Unterschied hat diese
Einheit im Begriffe.  Wie er unmittelbarer Unterschied im Seyn ist,
ist er als die _Grenze_ eines _Andern_; wie er in der Reflexion ist,
ist er relativer, gesetzt als sich auf sein Anderes wesentlich
beziehend; hier beginnt somit die Einheit des Begriffs _gesetzt_ zu
werden; aber zunaechst ist sie nur der _Schein_ an einem Andern.--Das
Uebergehen und die Aufloesung dieser Bestimmungen hat nur diesen
wahren Sinn, dass sie ihren Begriff, ihre Wahrheit erreichen; Seyn,
Daseyn, Etwas oder Ganzes und Theile u. s. f., Substanz und
Accidenzen, Ursache und Wirkung sind fuer sich Gedankenbestimmungen;
als bestimmte _Begriffe_ werden sie aufgefasst, insofern jede in der
Einheit mit ihrer andern oder entgegengesetzten erkannt wird.--Das
Ganze und die Theile, Ursache und Wirkung z.B. u. s. f. sind noch
nicht verschiedene, die als _Besondere_ gegeneinander bestimmt waeren,
weil sie _an sich_ zwar Einen Begriff ausmachen, aber ihre _Einheit_
noch nicht die Form der _Allgemeinheit_ erreicht hat; so hat auch der
_Unterschied_, der in diesen Verhaeltnissen ist, noch nicht die Form,
dass er _Eine_ Bestimmtheit ist.  Ursache und Wirkung z.B. sind
nicht zwei verschiedene Begriffe, sondern nur _Ein bestimmter_
Begriff, und die Kausalitaet ist, wie jeder Begriff, ein _einfacher_.

In Absicht auf Vollstaendigkeit hat sich ergeben, dass das Bestimmte
der Besonderheit _vollstaendig_ in dem Unterschiede des _Allgemeinen_
und _Besondern_ ist, und dass nur diese beide die besonderen Arten
ausmachen.  In der _Natur_ finden sich freilich in einer Gattung mehr
als zwei Arten, so wie diese vielen Arten auch nicht das aufgezeigte
Verhaeltniss zu einander haben koennen.  Es ist diess die Ohnmacht der
Natur, die Strenge des Begriffs nicht festhalten und darstellen zu
koennen, und in diese begrifflose blinde Mannigfaltigkeit sich zu
verlaufen.  Wir koennen die Natur in der Mannigfaltigkeit ihrer
Gattungen und Arten, und der unendlichen Verschiedenheit ihrer
Gestaltungen _bewundern_, denn die Bewunderung ist _ohne Begriff_,
und ihr Gegenstand ist das Vernunftlose.  Der Natur, weil sie das
Aussersichseyn des Begriffes ist, ist es freigegeben, in dieser
Verschiedenheit sich zu ergehen, wie der Geist, ob er gleich den
Begriff in der Gestalt des Begriffes hat, auch auf's Vorstellen sich
einlaesst, und in einer unendlichen Mannigfaltigkeit desselben sich
herumtreibt.  Die vielfachen Naturgattungen oder Arten muessen fuer
nichts Hoeheres geachtet werden, als die willkuerlichen Einfaelle des
Geistes in seinen Vorstellungen.  Beide zeigen wohl allenthalben
Spuren und Ahnungen des Begriffs, aber stellen ihn nicht in treuem
Abbild dar, weil sie die Seite seines freien Aussersichseyns sind; er
ist die absolute Macht gerade darum, dass er seinen Unterschied frei
zur Gestalt selbststaendiger Verschiedenheit, aeusserlicher
Nothwendigkeit, Zufaelligkeit, Willkuer, Meinung entlassen kann, welche
aber fuer nicht mehr als die abstrakte Seite der _Nichtigkeit_
genommen werden muss.

Die _Bestimmtheit_ des Besondern ist _einfach_ als _Princip_, wie wir
gesehen haben, aber sie ist es auch als Moment der Totalitaet, als
Bestimmtheit gegen die _andere_ Bestimmtheit.  Der Begriff, insofern
er sich bestimmt oder unterscheidet, ist er negativ auf seine Einheit
gerichtet, und giebt sich die Form eines seiner ideellen Momente _des
Seyns_; als bestimmter Begriff hat er ein _Daseyn_ ueberhaupt.  Diess
Seyn hat aber nicht mehr den Sinn der blossen _Unmittelbarkeit_,
sondern der Allgemeinheit, der durch die absolute Vermittelung sich
selbst gleichen Unmittelbarkeit, die ebenso sehr auch das andere
Moment, das Wesen oder die Reflexion in sich enthaelt.  Diese
Allgemeinheit, mit welcher das Bestimmte bekleidet ist, ist die
_abstrakte_.  Das Besondere hat die Allgemeinheit in ihm selbst als
sein Wesen; insofern aber die Bestimmtheit des Unterschieds _gesetzt_
ist, und dadurch Seyn hat, ist sie _Form_ an demselben, und die
Bestimmtheit als solche ist der _Inhalt_.  Zur Form wird die
Allgemeinheit, insofern der Unterschied als das Wesentliche ist, wie
er im Gegentheil im rein Allgemeinen nur als absolute Negativitaet,
_nicht als_ Unterschied ist, der als solcher _gesetzt_ ist.

Die Bestimmtheit ist nun zwar das _Abstrakte_ gegen die _andere_
Bestimmtheit; die andere ist aber nur die Allgemeinheit selbst, diese
ist insofern auch die _abstrakte_; und die Bestimmtheit des Begriffs,
oder die Besonderheit ist wieder weiter nichts als die bestimmte
Allgemeinheit.  Der Begriff ist in ihr _ausser sich_; insofern _er es
ist_, der darin ausser sich ist, so enthaelt das abstrakt-Allgemeine
alle Momente des Begriffs; es ist [alpha]) Allgemeinheit, [beta])
Bestimmtheit, [gamma]) die _einfache_ Einheit von beiden; aber diese
Einheit ist _unmittelbare_, und die Besonderheit ist darum nicht
_als_ die Totalitaet. _An sich_ ist sie auch diese _Totalitaet_ und
_Vermittelung_; sie ist wesentlich _ausschliessende_ Beziehung auf
_Anderes_, oder _Aufhebung_ der _Negation_, naemlich der _andern_
Bestimmtheit,--der _andern_, die aber nur als Meinung vorschwebt,
denn unmittelbar verschwindet sie, und zeigt sich als dasselbe, was
die ihr _andere_ seyn sollte.  Diess macht also diese Allgemeinheit
zur abstrakten, dass die Vermittelung nur _Bedingung_ ist, oder nicht
_an ihr_ selbst _gesetzt_ ist.  Weil sie nicht _gesetzt_ ist, hat die
Einheit des Abstrakten die Form der Unmittelbarkeit, und der Inhalt
die Form der Gleichgueltigkeit gegen seine Allgemeinheit, weil er
nicht als diese Totalitaet ist, welche die Allgemeinheit der absoluten
Negativitaet ist.  Das abstrakt-Allgemeine ist somit zwar der
_Begriff_, aber als _Begriffloses_, als Begriff, der nicht als
solcher gesetzt ist.

Wenn vom _bestimmten Begriffe_ die Rede ist, so ist es gewoehnlich
rein nur ein solches _abstrakt-Allgemeines_, was gemeint ist.  Auch
unter dem _Begriffe_ ueberhaupt wird meist nur dieser _begrifflose_
Begriff verstanden, und der _Verstand_ bezeichnet das Vermoegen
solcher Begriffe.  Die _Demonstration_ gehoert diesem Verstande an,
insofern sie an _Begriffen fortgehe_, das heisst nur an _Bestimmungen_.
Solches Fortgehen an Begriffen kommt daher nicht ueber die
Endlichkeit und Nothwendigkeit hinaus; ihr Hoechstes ist das negative
Unendliche, die Abstraktion des hoechsten Wesens, welches selbst die
Bestimmtheit der _Unbestimmtheit_ ist.  Auch die absolute Substanz
ist zwar nicht diese leere Abstraktion, dem Inhalte nach vielmehr die
Totalitaet, aber sie ist darum abstrakt, weil sie ohne die absolute
Form ist, ihre innerste Wahrheit macht nicht der Begriff aus; ob sie
zwar die Identitaet der Allgemeinheit und Besonderheit, oder des
Denkens und des Aussereinander ist, so ist diese Identitaet nicht die
_Bestimmtheit_ des Begriffes; _ausser_ ihr ist vielmehr ein, und zwar
eben weil er ausser ihr ist, ein zufaelliger Verstand, in und fuer
welchen sie in verschiedenen Attributen und Modis ist.

_Leer_ ist uebrigens die Abstraktion nicht, wie sie gewoehnlich genannt
wird; sie ist der _bestimmte_ Begriff; sie hat irgend eine
Bestimmtheit zum Inhalt; auch das hoechste Wesen, die reine
Abstraktion hat, wie erinnert, die Bestimmtheit der Unbestimmtheit;
eine Bestimmtheit aber ist die Unbestimmtheit, weil sie dem
Bestimmten _gegenueber_ stehen soll.  Indem man aber ausspricht, was
sie ist, hebt sich diess selbst auf, was sie seyn soll; sie wird als
eins mit der Bestimmtheit ausgesprochen, und auf diese Weise aus der
Abstraktion der Begriff und ihre Wahrheit hergestellt.--Insofern aber
ist jeder bestimmte Begriff allerdings _leer_, als er nicht die
Totalitaet, sondern nur eine einseitige Bestimmtheit enthaelt.  Wenn er
auch sonst konkreten Inhalt hat, z.B. Mensch, Staat, Thier u. s. f.,
so bleibt er ein leerer Begriff, insofern seine Bestimmtheit nicht
das _Princip_ seiner Unterschiede ist; das Princip enthaelt den Anfang
und das Wesen seiner Entwickelung und Realisation; irgend eine andere
Bestimmtheit des Begriffs aber ist unfruchtbar.  Wenn der Begriff
daher ueberhaupt als leer gescholten ist, so wird jene absolute
Bestimmtheit desselben verkannt, welche der Begriffsunterschied und
der einzig wahre Inhalt in seinem Element ist.

Hierher gehoert der Umstand, um dessen willen der Verstand in neueren
Zeiten gering geachtet und gegen die Vernunft so sehr zurueckgesetzt
wird; es ist die _Festigkeit_, welche er den Bestimmtheiten und somit
den Endlichkeiten ertheilt.  Diess Fixe besteht in der betrachteten
Form der abstrakten Allgemeinheit; durch sie werden sie
_unveraenderlich_.  Denn die qualitative Bestimmtheit, so wie die
Reflexions-Bestimmung, sind wesentlich als _begrenzte_, und haben
durch ihre Schranke eine Beziehung auf ihr _Anderes_, somit die
_Nothwendigkeit_ des Uebergehens und Vergehens.  Die Allgemeinheit
aber, welche sie im Verstande haben, giebt ihnen die Form der
Reflexion in sich, wodurch sie der Beziehung auf Anderes entnommen,
und _unvergaenglich_ geworden sind.  Wenn nun am reinen Begriffe diese
Ewigkeit zu seiner Natur gehoert, so waeren seine abstrakten
Bestimmungen nur _ihrer Form_ nach ewige Wesenheiten; aber ihr Inhalt
ist dieser Form nicht angemessen; sie sind daher nicht Wahrheit und
Unvergaenglichkeit.  Ihr Inhalt ist der Form nicht angemessen, weil er
nicht die Bestimmtheit selbst als allgemein, d. i. nicht als
Totalitaet des Begriffsunterschieds oder nicht selbst die ganze Form
ist; die Form des beschraenkten Verstandes ist darum aber selbst die
unvollkommene, naemlich _abstrakte_ Allgemeinheit.--Es ist aber ferner
als die unendliche Kraft des Verstandes zu achten, das Konkrete in
die abstrakten Bestimmtheiten zu trennen, und die Tiefe des
Unterschieds zu fassen, welche allein zugleich die Macht ist, die
ihren Uebergang bewirkt.  Das Konkrete der _Anschauung_ ist
_Totalitaet_, aber die _sinnliche_,--ein realer Stoff, der in Raum und
Zeit gleichgueltig _aussereinander_ besteht; diese Einheitslosigkeit
des Mannigfaltigen, in der es der Inhalt der Anschauung ist, sollte
ihm doch wohl nicht als Verdienst und Vorzug vor dem Verstaendigen
angerechnet werden.  Die Veraenderlichkeit, die es in der Anschauung
zeigt, deutet schon auf das Allgemeine hin; was davon zur Anschauung
kommt, ist nur ein _anderes_ ebenso Veraenderliches, also nur das
Naemliche; es ist nicht das Allgemeine, das an dessen Stelle traete und
erschiene.  Am wenigsten aber sollte der Wissenschaft, z.B. der
Geometrie und Arithmetik, das _Anschauliche_, das ihr Stoff mit sich
bringt, zu einem Verdienste angerechnet, und ihre Saetze, als
hierdurch begruendet, vorgestellt werden.  Vielmehr ist der Stoff
solcher Wissenschaften darum von niedrigerer Natur; das Anschauen der
Figuren oder Zahlen verhilft nicht zur Wissenschaft derselben; nur
das _Denken_ darueber vermag eine solche hervorzubringen.--Insofern
aber unter Anschauung nicht bloss das Sinnliche, sondern die
_objektive Totalitaet_ verstanden wird, so ist sie eine
_intellektuelle_, d. i. sie hat das Daseyn nicht in seiner
aeusserlichen Existenz zum Gegenstande, sondern das, was in ihm
unvergaengliche Realitaet und Wahrheit ist,--die Realitaet, nur insofern
sie wesentlich im Begriffe und durch ihn _bestimmt_ ist, die _Idee_,
deren naehere Natur sich spaeter zu ergeben hat.  Was die Anschauung
als solche vor dem Begriffe voraushaben soll, ist die aeusserliche
Realitaet, das Begrifflose, das erst einen Werth durch ihn erhaelt.

Indem daher der Verstand die unendliche Kraft darstellt, welche das
Allgemeine bestimmt, oder umgekehrt, dem an und fuer sich
Haltungslosen der Bestimmtheit durch die Form der Allgemeinheit das
fixe Bestehen ertheilt, so ist es nun nicht Schuld des Verstandes,
wenn nicht weiter gegangen wird.  Es ist eine subjektive _Ohnmacht
der Vernunft_, welche diese Bestimmtheiten so gelten laesst und sie
nicht durch die jener abstrakten Allgemeinheit entgegensetzte
dialektische Kraft, d. h. durch die eigenthuemliche Natur, naemlich
durch den Begriff jener Bestimmtheiten, zur Einheit zurueckzufuehren
vermag.  Der Verstand giebt ihnen zwar durch die Form der abstrakten
Allgemeinheit, so zu sagen, eine solche _Haerte_ des _Seyns_, als sie
in der qualitativen Sphaere und in der _Sphaere_ der Reflexion nicht
haben; aber durch diese Vereinfachung _begeistet_ er sie zugleich,
und schaerft sie so zu, dass sie eben nur auf dieser Spitze die
Faehigkeit erhalten, sich aufzuloesen und in ihr Entgegengesetztes
ueberzugehen.  Die hoechste Reife und Stufe, die irgend Etwas erreichen
kann, ist diejenige, in welcher sein Untergang beginnt, Das Feste der
Bestimmtheiten, in welche sich der Verstand einzurennen scheint, die
Form des Unvergaenglichen ist die der sich auf sich beziehenden
Allgemeinheit.  Aber sie gehoert dem Begriffe zu eigen an; und daher
liegt in ihr selbst die _Aufloesung_ des Endlichen ausgedrueckt, und in
unendlicher Naehe.  Diese Allgemeinheit _arguirt_ unmittelbar die
Bestimmtheit des Endlichen, und _drueckt_ seine Unangemessenheit zu
ihr _aus_.--Oder vielmehr ist seine Angemessenheit schon vorhanden;
das abstrakte Bestimmte ist als eins mit der Allgemeinheit gesetzt;
eben darum als nicht fuer sich, insofern es nur Bestimmtes waere,
sondern nur als Einheit seiner und des Allgemeinen, d. i. als Begriff.
Es ist daher in jeder Ruecksicht zu verwerfen, Verstand und die
Vernunft so, wie gewoehnlich geschieht, zu trennen.  Wenn der Begriff
als vernunftlos betrachtet wird, so muss es vielmehr als eine
Unfaehigkeit der Vernunft betrachtet werden, sich in ihm zu erkennen.
Der bestimmte und abstrakte Begriff ist die _Bedingung_, oder
vielmehr _wesentliches Moment der Vernunft_; er ist begeistete Form,
in welcher das Endliche durch die Allgemeinheit, in der es sich auf
sich bezieht, sich in sich entzuendet, als dialektisch gesetzt und
hiermit der _Anfang_ selbst der Erscheinung der Vernunft ist.

Indem der bestimmte Begriff in dem Bisherigen in seiner Wahrheit
dargestellt ist, so ist nur noch uebrig, anzuzeigen, als was er
hiermit schon gesetzt ist.--Der Unterschied, welcher wesentliches
Moment des Begriffs, aber im rein Allgemeinen noch nicht als solcher
gesetzt ist, erhaelt im bestimmten Begriffe sein Recht.  Die
Bestimmtheit in der Form der Allgemeinheit ist zum Einfachen mit
derselben verbunden; diess bestimmte Allgemeine ist die sich auf sich
selbst beziehende Bestimmtheit; die bestimmte Bestimmtheit oder
absolute Negativitaet fuer sich gesetzt.  Die sich auf sich selbst
beziehende Bestimmtheit aber ist die _Einzelnheit_.  So unmittelbar
die Allgemeinheit schon an und fuer sich selbst Besonderheit ist, so
unmittelbar an und fuer sich ist die Besonderheit auch _Einzelnheit_,
welche zunaechst als drittes Moment des Begriffes, insofern sie
_gegen_ die beiden desselben in sich, und zugleich als der gesetzte
Verlust seiner selbst zu betrachten ist.

_Anmerkung.  Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_ sind nach
dem Bisherigen die _drei_ bestimmten Begriffe, wenn man sie naemlich
_zaehlen_ will.  Es ist schon frueher gezeigt worden, dass die Zahl eine
unpassende Form ist, um Begriffsbestimmungen darein zu fassen, aber
am unpassendsten vollends fuer Bestimmungen des Begriffs selbst; die
Zahl, da sie das Eins zum Princip hat, macht die gezaehlten zu ganz
abgesonderten und einander ganz gleichgueltigen.  Es hat sich im
Bisherigen ergeben, dass die verschiedenen bestimmten Begriffe
schlechthin vielmehr nur _Einer_ und derselbe Begriff sind, als dass
sie in die Zahl aus einander fallen.

In der sonst gewoehnlichen Abhandlung der Logik kommen mancherlei
_Eintheilungen_ und _Arten_ von Begriffen vor.  Es faellt sogleich die
Inkonsequenz daran in die Augen, dass die Arten so eingefuehrt werden:
_Es giebt_ der Quantitaet, Qualitaet u. s. f. nach folgende Begriffe.
_Es giebt_, drueckt keine andere Berechtigung aus, als die, dass man
solche Arten _vorfindet_ und sie sich nach der _Erfahrung_ zeigen.
Man erhaelt auf diese Weise eine _empirische Logik_,--eine sonderbare
Wissenschaft, eine _irrationelle_ Erkenntniss des _Rationellen_.  Die
Logik giebt hierdurch ein sehr uebles Beispiel der Befolgung ihrer
eigenen Lehren; sie erlaubt sich fuer sich selbst das Gegentheil
dessen zu thun, was sie als Regel vorschreibt, dass die Begriffe
abgeleitet und die wissenschaftlichen Saetze (also auch der Satz: es
giebt so und so vielerlei Arten von Begriffen) bewiesen werden sollen.
--Die kantische Philosophie begeht hierin eine weitere Inkonsequenz,
sie _entlehnt_ fuer die _transcendentale Logik_ die Kategorien als
sogenannte Stammbegriffe aus der subjektiven Logik, in welcher sie
empirisch aufgenommen werden.  Da sie Letzteres zugiebt, so ist nicht
abzusehen, warum die transcendentale Logik sich zum Entlehnen aus
solcher Wissenschaft entschliesst, und nicht gleich selbst empirisch
zugreift.

Um Einiges hiervon anzufuehren, so werden die Begriffe vornehmlich
nach ihrer _Klarheit_ eingetheilt, und zwar in _klare_ und _dunkle,
deutliche_ und _undeutliche_, in _adaequate_ und _nicht-adaequate_.
Auch koennen hierher die _vollstaendigen, ueberfliessenden_ und andere
dergleichen Ueberfluessigkeiten genommen werden.--Was jene Eintheilung
nach der _Klarheit_ betrifft, so zeigt sich bald, dass dieser
Gesichtspunkt und die sich auf ihn beziehenden Unterschiede aus
_psychologischen_, nicht aus _logischen_ Bestimmungen genommen sind.
Der sogenannte _klare_ Begriff soll hinreichen, einen Gegenstand von
einem andern zu unterscheiden ein solches ist noch kein Begriff zu
nennen, es ist weiter nichts als die _subjektive Vorstellung_.  Was
ein _dunkler_ Begriff sey, muss auf sich beruhen bleiben, denn sonst
waere er kein dunkler, er wuerde ein deutlicher Begriff.--Der
_deutliche_ Begriff soll ein solcher seyn, von welchem man die
_Merkmale_ angeben koenne.  Sonach ist er eigentlich der _bestimmte_
Begriff.  Das Merkmal, wenn naemlich das, was darin Richtiges liegt,
aufgefasst wird, ist nichts Anderes als die _Bestimmtheit_ oder der
einfache _Inhalt_ des Begriffs, insofern er von der Form der
Allgemeinheit unterschieden wird.  Aber das _Merkmal_ hat zunaechst
nicht gerade diese genauere Bedeutung, sondern ist ueberhaupt nur eine
Bestimmung, wodurch ein _Dritter_ sich einen Gegenstand oder den
Begriff merkt; es kann daher ein sehr zufaelliger Umstand seyn.
Ueberhaupt druecke es nicht sowohl die Immanenz und Wesentlichkeit der
Bestimmung aus, sondern deren Beziehung auf einen _aeussern_ Verstand.
Ist dieser wirklich ein Verstand, so hat er den Begriff vor sich, und
merkt sich denselben durch nichts Anderes, als durch das, _was im
Begriffe ist_.  Soll es aber hiervon unterschieden seyn, so ist es
ein _Zeichen_ oder sonst eine Bestimmung, welche zur _Vorstellung_
der Sache, nicht zu ihrem Begriffe gehoert.--Was der _undeutliche_
Begriff sey, kann als ueberfluessig uebergangen werden.

Der _adaequate_ Begriff aber ist ein Hoeheres; es schwebt dabei
eigentlich die Uebereinstimmung des Begriffes mit der Realitaet vor,
was nicht der Begriff als solcher, sondern die _Idee_ ist.  Wenn das
_Merkmal_ des deutlichen Begriffs wirklich die Begriffsbestimmung
selbst seyn sollte, so wuerde die Logik mit den _einfachen_ Begriffen
in Verlegenheit kommen, welche nach einer andern Eintheilung den
_zusammengesetzen_ gegenuebergestellt werden.  Denn wenn vom einfachen
Begriff ein wahres, d. i. ein immanentes Merkmal angegeben werden
sollte, so wuerde man ihn nicht als einen einfachen ansehen wollen;
insofern aber keines von ihm angegeben wuerde, waere er kein deutlicher
Begriff.  Da hilft aber nun der _klare_ Begriff aus.  Einheit,
Realitaet und dergleichen Bestimmungen sollen _einfach_ Begriffe seyn,
wohl nur aus dem Grunde, dass die Logiker nicht damit zu Stande kamen,
die Bestimmung derselben aufzufinden, sich daher begnuegten, einen
bloss _klaren_ Begriff, d. h. gar keinen davon zu haben.  Zur
_Definition_, d. i. zur Angabe des Begriffs wird allgemein die Angabe
der Gattung und der specifischen Differenz gefordert.  Sie giebt also
den Begriff nicht als etwas Einfaches, sondern in _zwei_ zaehlbaren
_Bestandstuecken_.  Aber darum wird solcher Begriff doch wohl nicht
_ein Zusammengesetztes_ seyn sollen.--Es scheint beim einfachen
Begriffe die _abstrakte Einfachheit_ vorzuschweben, eine Einheit,
welche den Unterschied und die Bestimmtheit nicht in sich enthaelt,
welche daher auch nicht diejenige ist, die dem Begriffe zukommt.
Sofern ein Gegenstand in der Vorstellung, insbesondere im
Gedaechtnisse ist, oder auch die abstrakte Gedankenbestimmung ist,
kann er ganz einfach seyn.  Selbst der in sich reichste Gegenstand: z.
B. Geist, Natur, Welt, auch Gott ganz begrifflos in die einfache
Vorstellung des ebenso einfachen Ausdruckes: Geist, Natur, Welt, Gott,
gefasst, ist wohl etwas Einfaches, bei dem das Bewusstseyn stehen
bleiben kann, ohne sich die eigenthuemliche Bestimmung oder ein
Merkmal weiter herauszuheben; aber die Gegenstaende des Bewusstseyns
sollen nicht diese einfache, nicht Vorstellungen oder abstrakte
Gedankenbestimmungen bleiben, sondern _begriffen_ werden, d. h. ihre
Einfachheit soll mit ihrem innern Unterschied bestimmt seyn.--Der
_zusammengesetzte_ Begriff aber ist wohl nicht mehr als ein hoelzernes
Eisen.  Von etwas Zusammengesetztem kann man wohl einen Begriff haben;
aber ein zusammengesetzter Begriff waere etwas schlimmeres als der
_Materialismus_, welcher nur die _Substanz der Seele_ als ein
Zusammengesetztes annimmt, aber das _Denken_ doch als _einfach_
auffasst.  Die ungebildete Reflexion verfaellt zunaechst auf die
Zusammensetzung als die ganz _aeusserliche_ Beziehung, die schlechteste
Form, in der die Dinge betrachtet werden koennen; auch die niedrigsten
Naturen muessen eine _innere_ Einheit seyn.  Dass vollends die Form des
unwahrsten Daseyns auf Ich, auf den Begriff uebergetragen wird, ist
mehr, als zu erwarten war, ist als unschicklich und barbarisch zu
betrachten.

Die Begriffe werden ferner vornehmlich in _kontraere_ und
_kontradiktorische_ eingetheilt.--Wenn es bei der Abhandlung des
Begriffs darum zu thun waere, anzugeben, was es fuer _bestimmte_
Begriffe gebe, so waeren alle moeglichen Bestimmungen anzufuehren,--denn
_alle_ Bestimmungen sind Begriffe, somit bestimmte Begriffe,--und
alle Kategorien des _Seyns_, wie alle Bestimmungen des _Wesens_,
waeren unter den Arten der Begriffe aufzufuehren.  Wie denn auch in den
Logiken, in der einen nach Belieben _mehr_, in der andern _weniger_,
erzaehlt wird, dass es _bejahende, verneinende, identische, bedingte,
nothwendige u. s. f._ Begriffe gebe.  Da solche Bestimmungen _der
Natur des Begriffes selbst_ schon im Ruecken liegen, und daher, wenn
sie bei demselben aufgefuehrt werden, nicht in ihrer eigenthuemlichen
Stelle vorkommen, so lassen sie nur oberflaechliche Worterklaerungen zu,
und erscheinen hier ohne alles Interesse.--Den _kontraeren_ und
_kontradiktorischen_ Begriffen,--ein Unterschied, der hier
vornehmlich beachtet wird, liegt die Reflexions-Bestimmung der
_Verschiedenheit_ und _Entgegensetzung_ zu Grunde.  Sie werden als
zwei besondere _Arten_ angesehen, d. h. jeder als fest fuer sich und
gleichgueltig gegen den andern, ohne allen Gedanken der Dialektik und
der innern Nichtigkeit dieser Unterschiede; als ob das, was _kontraer_
ist, nicht ebenso sehr als _kontradiktorisch_ bestimmt werden muesste.
Die Natur und der wesentliche Uebergang der Reflexions-Formen, die
sie ausdruecken, ist an ihrer Stelle betrachtet worden.  In dem
Begriffe ist die Identitaet zur Allgemeinheit, der Unterschied zur
Besonderheit, die Entgegensetzung, die in den Grund zurueckgeht, zur
Einzelnheit fortgebildet.  In diesen Formen sind jene
Reflexions-Bestimmungen, wie sie in ihrem Begriffe sind.  Das
Allgemeine erwies sich nicht nur als das Identische, sondern zugleich
als das Verschiedene oder _Kontraere_ gegen das Besondere und Einzelne,
ferner auch als ihnen entgegengesetzt, oder _kontradiktorisch_; in
dieser Entgegensetzung aber ist es identisch mit ihnen, und ihr
wahrhafter Grund, in welchem sie aufgehoben sind.  Ein Gleiches gilt
von der Besonderheit und Einzelnheit, welche ebenso die Totalitaet der
Reflexions-Bestimmungen sind.  Weiter werden die Begriffe in
_subordinirte_ und _koordinirte_ eingetheilt;--ein Unterschied, der
die Begriffsbestimmung naeher angeht, naemlich das Verhaeltniss von
Allgemeinheit und Besonderheit, wo diese Ausdruecke auch beilaeufig
erwaehnt worden sind.  Nur pflegen sie gewoehnlich gleichfalls als ganz
feste Verhaeltnisse betrachtet, und hiernach mehrfache unfruchtbare
Saetze von denselben aufgestellt zu werden.  Die weitlaeufigste
Verhandlung darueber betrifft wieder die Beziehung der Kontrarietaet
und Kontradiktorietaet auf die Sub- und Koordination.  Indem das
_Urtheil die Beziehung der bestimmten Begriffe_ ist, so hat sich erst
bei demselben das wahre Verhaeltniss zu ergeben.  Jene Manier, diese
Bestimmungen _zu vergleichen_ ohne Gedanken an ihre Dialektik und um
die fortgehende Aenderung ihrer Bestimmung, oder vielmehr an die in
ihnen vorhandene Verknuepfung entgegengesetzter Bestimmungen, macht
die ganze Betrachtung, was in ihnen _einstimmig sey_ oder nicht,
gleichsam als ob diese Einstimmigkeit oder Nichteinstimmigkeit etwas
Gesondertes und Bleibendes sey, zu etwas nur Unfruchtbarem und
Gehaltlosem.--Der grosse, in dem Auffassen und Kombiniren der tieferen
Verhaeltnisse der algebraischen Groessen unendlich fruchtbare und
scharfsinnige _Euler_, besonders der trocken verstaendige _Lambert_
und Andere haben fuer diese Art von Verhaeltnissen der
Begriffsbestimmungen eine _Bezeichnung_ durch Linien, Figuren und
dergleichen versucht; man beabsichtigte ueberhaupt, die logischen
Beziehungsweisen zu einem _Calcul_ zu _erheben_;--oder vielmehr in
der That herabzusetzen.  Schon der Versuch der Bezeichnung stellt
sich sogleich als an und fuer sich nichtig dar, wenn man die Natur des
Zeichens und dessen, was bezeichnet werden soll, mit einander
vergleicht.  Die Begriffsbestimmungen, Allgemeinheit, Besonderheit
und Einzelnheit sind allerdings _verschieden_, wie Linien oder die
Buchstaben der Allgebra;--sie sind ferner auch _entgegengesetzt_, und
liessen insofern auch die Zeichen von plus und minus zu.  Aber sie
selbst und vollends deren Beziehungen,--wenn auch nur bei der
_Subsumtion_ und _Inhaerenz_ stehen geblieben wird, sind von ganz
anderer wesentlicher Natur, als die Buchstaben und Linien und deren
Beziehungen, die Gleichheit oder Verschiedenheit der Groesse, das plus
und minus, oder eine Stellung der Linien uebereinander oder ihre
Verbindung zu Winkeln und die Stellungen von Raeumen, die sie
einschliessen.  Dergleichen Gegenstaende haben gegen sie das
Eigenthuemliche, dass sie einander _aeusserlich_ sind, eine _fixe_
Bestimmung haben.  Wenn Begriffe nun in der Weise genommen worden,
dass sie solchen Zeichen entsprechen, so hoeren sie auf, Begriffe zu
seyn.  Ihre Bestimmungen sind nicht so ein Todtliegendes, wie Zahlen
und Linien, denen ihre Beziehung nicht selbst angehoert; sie sind
lebendige Bewegungen; die unterschiedene Bestimmtheit der einen Seite
ist unmittelbar auch der andern innerlich; was bei Zahlen und Linien
ein vollkommener Widerspruch waere, ist der Natur des Begriffes
wesentlich.--Die hoehere Mathematik, welche auch zum Unendlichen
fortgeht, und sich Widersprueche erlaubt, kann fuer die Darstellung
solcher Bestimmungen ihre sonstigen Zeichen nicht mehr gebrauchen fuer
Bezeichnung der noch sehr begrifflosen Vorstellung der _unendlichen
Annaeherung_ zweier Ordinaten, oder wenn sie einen Bogen einer
unendlichen Anzahl von unendlich kleinen geraden Linien gleichsetzt,
thut sie weiter nichts, als die zwei geraden Linien _aussereinander_
zu zeichnen, und in einen Bogen gerade Linien, aber als _verschieden_
von ihm ziehen; fuer das Unendliche, worauf es dabei ankommt, verweist
sie an das _Vorstellen_.

Was zu jenem Versuche zunaechst verleitet hat, ist vornehmlich das
_quantitative_ Verhaeltniss, in welchem _Allgemeinheit, Besonderheit_
und _Einzelnheit_ zu einander stehen sollen; das Allgemeine heisst
_weiter_ als das Besondere und Einzelne, und das Besondere _weiter_
als das Einzelne.  Der Begriff ist das _Konkrete_ und _Reichste_,
weil er der Grund und die _Totalitaet_ der frueheren Bestimmungen, der
Kategorien des Seyns und der Reflexions-Bestimmungen ist; dieselben
kommen daher wohl auch an ihm hervor.  Aber seine Natur wird gaenzlich
verkannt, wenn sie an ihm noch in jener Abstraktion festgehalten
werden; wenn der _weitere Umfang_ des Allgemeinen so genommen wird,
dass es ein _Mehreres_ oder ein groesseres _Quantum_ sey, als das
Besondere und Einzelne.  Als absoluter Grund ist er die _Moeglichkeit_
der _Quantitaet_, aber ebenso sehr der _Qualitaet_, d. h. seine
Bestimmungen sind ebenso wohl qualitativ unterschieden; sie werden
daher dann schon gegen ihre Wahrheit betrachtet, wenn sie unter der
Form der Quantitaet allein gesetzt werden.  So ist ferner die
Reflexions Bestimmungen ein _Relatives_, in der ihr Gegentheil
scheint; sie ist nicht im aeusserlichen Verhaeltnisse, wie ein Quantum.
Aber der Begriff ist mehr als alles dieses; seine Bestimmungen sind
bestimmte _Begriffe_, wesentlich selbst die _Totalitaet_ aller
Bestimmungen.  Es ist daher voellig unpasssend, um solche innige
Totalitaet zu fassen, Zahlen- und Raumverhaeltnisse anwenden zu wollen,
in welchen alle Bestimmungen auseinander fallen; sie sind vielmehr
das letzte und schlechteste Medium, welches gebraucht werden koennte.
Naturverhaeltnisse, wie z.B. Magnetismus, Farbenverhaeltnisse, wuerden
unendlich hoehere und wahrere Symbole dafuer seyn.  Da der Mensch die
Sprache hat, als das der Vernunft eigenthuemliche Bezeichnungsmittel,
so ist es ein muessiger Einfall, sich nach einer unvollkommnern
Darstellungsweise umsehen und damit quaelen zu wollen.  Der Begriff
kann als solcher wesentlich nur mit dem Geiste aufgefasst werden,
dessen Eigenthum nicht nur, sondern dessen reines Selbst er ist.  Es
ist vergeblich, ihn durch Raumfiguren und algebraische Zeichen zum
Behufe des _aeusserlichen Auges_ und eine _begrifflosen, mechanischen
Behandlungsweise_, eines _Calculs_, festhalten zu wollen.  Auch jedes
Andere, was als Symbol dienen sollte, kann hoechstens, wie Symbole fuer
die Natur Gottes, Ahnungen und Anklaenge des Begriffes erregen; aber
wenn es Ernst seyn sollte, den Begriff dadurch auszudruecken und zu
erkennen, so ist die _aeusserliche Natur_ aller Symbole unangemessen
dazu und vielmehr ist das Verhaeltniss umgekehrt, dass, was in den
Symbolen Anklang einer hoehern Bestimmung ist, erst durch den Begriff
erkannt, und allein durch die _Absonderung_ jenes sinnlichen
Beiwesens, das ihn auszudruecken bestimmt ist, ihm genaehert werden
sollte.


C. Das Einzelne.


_Die Einzelnheit_ ist, wie sich ergeben, schon durch die Besonderheit
gesetzt; diese ist die _bestimmte Allgemeinheit_; also die sich auf
sich beziehende Bestimmtheit, das _bestimmte Bestimmte_.

1. Zunaechst erscheint daher die Einzelnheit als _die Reflexion_ des
Begriffs aus seiner Bestimmtheit _in sich selbst_.  Sie ist die
_Vermittelung_ desselben durch sich, insofern sein _Andersseyn_ sich
wieder zu einem _Andern_ gemacht, wodurch der Begriff als sich selbst
Gleiches hergestellt, aber in der Bestimmung der _absoluten
Negativitaet_ ist.--Das Negative am Allgemeinen, wodurch dieses ein
_Besonderes_ ist, wurde vorhin als der Doppelschein bestimmt;
insofern es Scheinen _nach Innen_ ist, bleibt das Besondere ein
Allgemeines; durch das Scheinen nach Aussen ist es _Bestimmtes_; die
Rueckkehr dieser Seite in das Allgemeine ist die gedoppelte,
_entweder_ durch die _Abstraktion_, welche dasselbe weglaesst, und zur
_hoehern_ und _hoechsten Gattung_ aufsteigt, _oder_ aber durch die
_Einzelnheit_, zu welcher das Allgemeine in der Bestimmtheit selbst
heruntersteigt.--Hier geht der Abweg ab, auf welchem die Abstraktion
vom Wege des Begriffs abkommt, und die Wahrheit verlaesst.  Ihr hoeheres
und hoechstes Allgemeine, zu dem sie sich erhebt, ist nur die immer
inhaltsloser werdende Oberflaeche; die von ihr verschmaehte Einzelnheit
ist die Tiefe, in der der Begriff sich selbst erfasst, und als Begriff
gesetzt ist.  Die _Allgemeinheit_ und die _Besonderheit_ erschienen
einer Seits als die Momente des _Werdens_ der Einzelnheit.  Aber es
ist schon gezeigt worden, dass sie an ihnen selbst der totale Begriff
sind, somit in der _Einzelnheit_ nicht in ein _Anderes_ uebergehen,
sondern dass darin nur gesetzt ist, was sie an und fuer sich sind.  Das
_Allgemeine_ ist _fuer sich_, weil es an ihm selbst die absolute
Vermittelung, Beziehung auf sich nur als absolute Negativitaet ist.
Es ist _abstraktes_ Allgemeines, insofern diess Aufheben ein
_aeusserliches_ Thun, und hierdurch ein _Weglassen_ der Bestimmtheit
ist.  Diese Negativitaet ist daher wohl an dem Abstrakten, aber sie
bleibt _ausserhalb_, als eine blosse _Bedingung_ desselben; sie ist die
Abstraktion selbst, welche ihr Allgemeines sich _gegenueber_ haelt, das
daher die Einzelnheit nicht in sich selbst hat, und begrifflos bleibt.
--Leben, Geist, Gott,--so wie den reinen Begriff, vermag die
Abstraktion deswegen nicht zu fassen, weil sie von ihren Erzeugnissen,
die Einzelnheit, das Princip der Individualitaet und Persoenlichkeit,
abhaelt, und so zu nichts, als leb- und geistlosen, farb- und
gehaltlosen Allgemeinheiten kommt.

Aber die Einheit des Begriffs ist so untrennbar, dass auch diese
Produkte der Abstraktion, indem sie die Einzelnheit weglassen sollen,
selbst vielmehr _einzelne_ sind.  Indem sie das Konkrete in die
Allgemeinheit erhebt, das Allgemeine aber nur als bestimmte
Allgemeinheit fasst, so ist eben diess die Einzelnheit, welche sich als
die sich auf sich beziehende Bestimmtheit ergeben hat.  Die
Abstraktion ist daher eine _Trennung_ des Konkreten, und eine
_Vereinzelung_ seiner Bestimmungen; durch sie werden nur _einzelne_
Eigenschaften oder Momente aufgefasst; denn ihr Produkt muss das
enthalten, was sie selbst ist.  Der Unterschied aber dieser
Einzelnheit ihrer Produkte, und der Einzelnheit des Begriffs, ist,
dass in jenen das Einzelne als _Inhalt_, und das Allgemeine als _Form_
von einander verschieden sind;--weil eben jener nicht als die
absolute Form, als der Begriff selbst, oder diese nicht als die
Totalitaet der Form ist.--Diese naehere Betrachtung aber zeigt das
Abstrakte selbst als Einheit des einzelnen Inhalts und der abstrakten
Allgemeinheit, somit als _Konkretes_, als das Gegentheil dessen, was
es seyn will.

Das _Besondere_ ist aus demselben Grunde, weil es nur das bestimmte
Allgemeine ist, auch _Einzelnes_, und umgekehrt, weil das Einzelne
das bestimmte Allgemeine ist, ist es ebenso sehr ein Besonderes.
Wenn an dieser abstrakten Bestimmtheit fest gehalten wird, so hat der
Begriff die drei besonderen Bestimmungen, das Allgemeine, Besondere
und Einzelne; nachdem vorhin nur das Allgemeine und Besondere als die
Arten des Besondern angegeben wurden.  Indem die Einzelnheit als die
Rueckkehr des Begriffs als des Negativen in sich ist, so kann diese
Rueckkehr selbst von der Abstraktion, die darin eigentlich aufgehoben
ist, als ein gleichgueltiges Moment _neben_ die andern gestellt und
gezaehlte werden.

Wenn die Einzelnheit als eine der _besonderen_ Begriffsbestimmungen
aufgefuehrt wird, so ist die Besonderheit die _Totalitaet_, welche alle
in sich begreift; als diese Totalitaet eben ist sie das Konkrete
derselben, oder die Einzelnheit selbst.  Sie ist das Konkrete aber
auch nach der vorhin bemerkten Seite als _bestimmte Allgemeinheit_;
so ist sie als die _unmittelbare_ Einheit, in welcher keines dieser
Momente als unterschieden oder als das Bestimmende gesetzt ist, und
in dieser Form wird sie die _Mitte des formalen Schlusses_ ausmachen.

Es faellt von selbst auf, dass jede Bestimmung, die in der bisherigen
Exposition des Begriffs gemacht worden, sich unmittelbar aufgeloest
und in ihre andere verloren hat.  Jede Unterscheidung konfondirt sich
in der Betrachtung, welche sich isoliren und festhalten soll.  Nur
die blosse _Vorstellung_, fuer welche sie das Abstrahiren isolirt hat,
vermag sich das Allgemeine, Besondere und Einzelne fest auseinander
zu halten; so sind sie zaehlbar, und fuer einen weiteren Unterschied
haelt sie sich an den _voellig aeusserlichen des Seyns, die Quantitaet_,
die nirgend weniger, als hierher gehoert.--In der Einzelnheit ist
jenes wahre Verhaeltniss, die _Untrennbarkeit_ der Begriffsbestimmungen,
_gesetzt_; denn als Negation der Negation enthaelt sie den Gegensatz
derselben und ihn zugleich in seinem Grunde oder Einheit; das
Zusammengegangenseyn einer jeden mit ihrer andern Weil in dieser
Reflexion an und fuer sich die Allgemeinheit ist, ist sie wesentlich
die Negativitaet der Begriffsbestimmungen nicht nur so, dass sie nur
ein drittes Verschiedenes gegen sie waere, sondern es ist diess nunmehr
_gesetzt_, dass das _Gesetztseyn_ das _An- und Fuersichseyn_ ist; d. h.
dass die dem Unterschiede angehoerigen Bestimmungen selbst jede die
_Totalitaet_ ist.  Die Rueckkehr des bestimmten Begriffes in sich ist,
dass er die Bestimmung hat, _in seiner Bestimmtheit_ der _ganze_
Begriff zu seyn.

2. Die Einzelnheit ist aber nicht nur die Rueckkehr des Begriffes in
sich selbst, sondern unmittelbar sein Verlust.  Durch die Einzelnheit,
wie er darin _in sich_ ist, wird er _ausser sich_, und tritt in
Wirklichkeit.  Die _Abstraktion_, welche als die _Seele_ der
Einzelnheit die Beziehung des Negativen auf das Negative ist, ist,
wie sich gezeigt, dem Allgemeinen und Besondern nichts Aeusserliches,
sondern immanent, und sie sind durch sie Konkretes, Inhalt, Einzelnes.
Die Einzelnheit aber ist als diese Negativitaet die bestimmte
Bestimmtheit, das _Unterscheiden_ als solches; durch diese Reflexion
des Unterschiedes in sich wird er ein fester; das Bestimmen des
Besondern ist erst durch die Einzelnheit; denn _sie_ ist jene
Abstraktion, die nunmehr eben als Einzelnheit, _gesetzte Abstraktion_
ist.

Das Einzelne also ist als sich auf sich beziehende Negativitaet
unmittelbare Identitaet des Negativen mit sich; es ist
_Fuersich-seyendes_.  Oder es ist die Abstraktion, welche den Begriff
nach seinem ideellen Momente des _Seyns_ als ein _Unmittelbares_
bestimmt.--So ist das Einzelne ein qualitatives _Eins_ oder _Dieses_.
Nach dieser Qualitaet ist es erstlich Repulsion seiner von _sich
selbst_, wodurch die vielen _andern_ Eins vorausgesetzt werden;
_zweitens_ ist es nun gegen diese vorausgesetzten _Anderen_ negative
Beziehung, und das Einzelne insofern _ausschliessend_.  Die
Allgemeinheit auf diese Einzelnen als gleichgueltige Eins bezogen,
--und bezogen muss sie darauf werden, weil sie Moment des Begriffes
der Einzelnheit ist,--ist sie nur das _Gemeinsame_ derselben.  Wenn
unter dem Allgemeinen das verstanden wird, was mehreren Einzelnen
_gemeinschaftlich_ ist, so wird von dem _gleichgueltigen_ Bestehen
derselben ausgegangen, und in die Begriffsbestimmung die
Unmittelbarkeit des _Seyns_ eingemischt.  Die niedrigste Vorstellung,
welche man vom Allgemeinen haben kann, wie es in der Beziehung auf
das Einzelne ist, ist diess aeusserliche Verhaeltniss desselben, als eines
bloss _Gemeinschaftlichen_.

Das Einzelne, welches in der Reflexionssphaere der Existenz als
_Dieses_ ist, hat nicht die _ausschliessende_ Beziehung auf anderes
Eins, welche dem qualitativen Fuersichseyn zukommt. _Dieses_ ist als
das _in sich reflektirte_ Eins fuer sich ohne Repulsion; oder die
Repulsion ist in dieser Reflexion mit der Abstraktion in eins, und
ist die reflektirende _Vermittelung_, welche so an ihm ist, dass
dasselbe eine _gesetzte_, von einem Aeusserlichen _gezeigte_
Unmittelbarkeit ist. _Dieses_ ist; es ist unmittelbar; es ist aber
nur _Dieses_, insofern es _monstrirt_ wird.  Das Monstriren ist die
reflektirende Bewegung, welche sich in sich zusammennimmt und die
Unmittelbarkeit setzt, aber als ein sich Aeusserliches.--Das Einzelne
nun ist wohl auch Dieses, als das aus der Vermittelung hergestellte
Unmittelbare; es hat sie aber nicht ausser ihm, es ist selbst
repellirende Abscheidung, _die gesetzte Abstraktion_, aber in seiner
Abscheidung selbst positive Beziehung.

Dieses Abstrahiren des Einzelnen ist als die Reflexion des
Unterschiedes in sich erstlich ein Setzen der Unterschiedenen als
_selbststaendiger_, in sich reflektirter.  Sie _sind_ unmittelbar;
aber ferner ist dieses Trennen Reflexion ueberhaupt, das _Scheinen des
einen im Andern_; so stehen sie in wesentlicher Beziehung.  Sie sind
ferner nicht bloss _seyende_ Einzelne gegen einander; solche Vielheit
gehoert dem Seyn an; die sich als bestimmt setzende _Einzelnheit_
setzt sich nicht in einem aeusserlichen, sondern im
Begriffsunterschiede; sie schliesst also das _Allgemeine_ von sich aus,
aber da dieses Moment ihrer selbst ist, so bezieht sich ebenso
wesentlich auf sie.

Der Begriff als diese Beziehung seiner _selbststaendigen_ Bestimmungen
hat sich verloren; denn so ist er nicht mehr die _gesetzte Einheit_
derselben, und sie nicht mehr als _Momente_, als der Schein desselben,
sondern als an und fuer sich bestehende.--Als Einzelnheit kehrt er in
der Bestimmtheit in sich zurueck; damit ist das Bestimmte selbst
Totalitaet geworden.  Seine Rueckkehr in sich ist daher die absolute,
urspruengliche _Theilung seiner_, oder als Einzelnheit ist er als
_Urtheil_ gesetzt.


Zweites Kapitel.  Das Urtheil.


Das Urtheil ist die am _Begriffe_ selbst _gesetzte Bestimmtheit_
desselben.  Die Begriffsbestimmungen, oder was, wie sich gezeigt hat,
dasselbe ist, die bestimmten Begriffe sind schon fuer sich betrachtet
worden; aber diese Betrachtung war mehr eine subjektive Reflexion,
oder subjektive Abstraktion.  Der Begriff ist aber selbst dieses
Abstrahiren, das Gegeneinanderstellen seiner Bestimmungen ist sein
eigenes Bestimmen.  Das _Urtheil_ ist diess Setzen der bestimmten
Begriffe durch den Begriff selbst.  Das Urtheilen ist insofern _eine
andere_ Funktion als das Begreifen, oder vielmehr _die andere_
Funktion des Begriffes, als es das _Bestimmen_ des Begriffes durch
sich selbst ist, und der weitere Fortgang des Urtheils die
Verschiedenheit der Urtheile ist diese Fortbestimmung des Begriffes.
Was es fuer bestimmte Begriffe _giebt_, und wie sich diese
Bestimmungen desselben nothwendig ergeben, diess hat sich im Urtheil
zu zeigen.

Das Urtheil kann daher die naechste _Realisirung_ des Begriffs genannt
werden, insofern die Realitaet das Treten ins _Daseyn_ als
_bestimmtes_ Seyn ueberhaupt bezeichnet.  Naeher hat sich die Natur
dieser Realisirung so ergeben, dass _vor's Erste_ die Momente des
Begriffs durch seine Reflexion-in-sich oder seine Einzelnheit
selbststaendige Totalitaeten sind; _vor's Andere_ aber die Einheit des
Begriffes als deren _Beziehung_ ist.  Die in sich reflektirten
Bestimmungen sind _bestimmte Totalitaeten_, ebenso wesentlich in
gleichgueltigem beziehungslosem Bestehen, als durch die gegenseitige
Vermittelung mit einander.  Das Bestimmen selbst ist nur die
Totalitaet, indem es diese Totalitaeten und deren Beziehung enthaelt.
Diese Totalitaet ist das Urtheil.--Es enthaelt erstlich also die beiden
Selbststaendigen, welche _Subjekt_ und _Praedikat_ heissen.  Was jedes
ist, kann eigentlich noch nicht gesagt werden; sie sind noch
unbestimmt, denn erst durch das Urtheil sollen sie bestimmt werden.
Indem es der Begriff als bestimmter ist, so ist nur der allgemeine
Unterschied gegen einander vorhanden, dass das Urtheil den
_bestimmten_ Begriff gegen den noch _unbestimmten_ enthaelt.  Das
Subjekt kann also zunaechst gegen das Praedikat als das Einzelne gegen
das Allgemeine, oder auch als das Besondere gegen das Allgemeine,
oder als das Einzelne gegen das Besondere genommen werden; insofern
sie nur ueberhaupt als das Bestimmtere und das Allgemeinere einander
gegenueberstehen.

Es ist daher passend und Beduerfniss, fuer die Urtheilsbestimmungen
diese _Namen, Subjekt_ und _Praedikat_, zu haben; als Namen sind sie
etwas Unbestimmtes, das erst noch seine Bestimmungen erhalten soll;
und mehr als Namen sind sie daher nicht.  Begriffsbestimmungen selbst
koennten fuer die zwei Seiten des Urtheils Theils aus diesem Grunde
nicht gebraucht werden; Theils aber noch mehr darum nicht, weil die
Natur der Begriffsbestimmung sich hervorthut, nicht ein Abstraktes
und Festes zu seyn, sondern ihre entgegengesetzte in sich zu haben,
und an sich zu setzen; indem die Seiten des Urtheils selbst Begriffe,
also die Totalitaet seiner Bestimmungen sind, so muessen sie dieselben
alle durchlaufen und an sich zeigen; es sey in abstrakter oder
konkreter Form.  Um nun doch bei dieser Veraenderung ihrer Bestimmung
die Seiten des Urtheils doch auf eine allgemeine Weise festzuhalten,
sind Namen am dienlichsten, die sich darin gleich bleiben.--Der Name
aber steht der Sache oder dem Begriffe gegenueber; diese
Unterscheidung kommt an dem Urtheile als solchem selbst vor; indem
das Subjekt ueberhaupt das Bestimmte, und daher mehr das unmittelbar
_Seyende_, das Praedikat aber das _Allgemeine_, das Wesen oder den
Begriff ausdrueckt, so ist das Subjekt als solches zunaechst nur eine
Art von _Name_; denn _was es ist_, drueckt erst das Praedikat aus,
welches das _Seyn_ im Sinne des Begriffs enthaelt.  Was ist diess, oder
was ist diess fuer eine Pflanze u. s. f.? unter dem _Seyn_, nach
welchem gefragt wird, wird oft bloss der _Name_ verstanden, und wenn
man denselben erfahren, ist man befriedigt und weiss nun, was die
Sache ist.  Diess ist das _Seyn_ im Sinne des Subjekts.  Aber der
_Begriff_, oder wenigstens das Wesen und das Allgemeine ueberhaupt
giebt erst das Praedikat, und nach diesem wird im Sinne des Urtheils
gefragt.--_Gott, Geist, Natur_ oder was es sey, ist daher als das
Subjekt eines Urtheils nur erst der Name; was ein solches Subjekt ist,
dem Begriffe nach, ist erst im Praedikate vorhanden.  Wenn gesucht
wird, was solchem Subjekte fuer ein Praedikat zukomme, so muesste fuer die
Beurtheilung schon ein _Begriff_ zu Grunde liegen; aber diesen
spricht erst das Praedikat selbst aus.  Es ist deswegen eigentlich die
blosse _Vorstellung_, welche die vorausgesetzte Bedeutung des Subjekts
ausmacht, und die zu einer Namenerklaerung fuehrt, wobei es zufaellig
und ein historisches Faktum ist, was unter einem Namen verstanden
werde oder nicht.  So viele Streitigkeiten, ob einem gewissen
Subjekte ein Praedikat zukomme oder nicht, sind darum nichts mehr als
Wortstreitigkeiten, weil sie von jener Form ausgehen; das zu Grunde
Liegende (subjectum,...) ist noch nichts weiter als der Name.

Es ist nun naeher zu betrachten, wie _zweitens_ die _Beziehung_ des
Subjekts und Praedikats im Urtheile, und wie sie selbst eben dadurch
zunaechst bestimmt sind.  Das Urtheil hat zu seinen Seiten ueberhaupt
Totalitaeten, welche zunaechst als wesentlich selbststaendig sind.  Die
Einheit des Begriffes ist daher nur erst eine _Beziehung_ von
Selbststaendigen; noch nicht die _konkrete_ aus dieser Realitaet in
sich zurueckgekehrte, _erfuellte_ Einheit, sondern _ausser_ der sie, als
_nicht in ihr aufgehobene Extreme_ bestehen.--Es kann nun die
Betrachtung des Urtheils von der urspruenglichen Einheit des Begriffes
oder von der Selbststaendigkeit der Extreme ausgehen.  Das Urtheil ist
die Diremtion des Begriffs durch sich selbst; _diese Einheit_ ist
daher der Grund, von welchem aus es nach seiner wahrhaften
_Objektivitaet_ betrachtet wird.  Es ist insofern die _urspruengliche
Theilung_ des urspruenglich Einen; das Wort: _Urtheil_ bezieht sich
hiermit auf das, was es an und fuer sich ist.  Dass aber der Begriff im
Urtheil als _Erscheinung_ ist, indem seine Momente darin
Selbststaendigkeit erlangt haben,--an diese Seite der _Aeusserlichkeit_
haelt sich mehr die _Vorstellung_.

Nach dieser _subjektiven_ Betrachtung werden daher Subjekt und
Praedikat, jedes als ausser dem andern fuer sich fertig, betrachtet; das
Subjekt als ein Gegenstand, der auch waere, wenn er dieses Praedikat
nicht haette; das Praedikat als eine allgemeine Bestimmung, die auch
waere, wenn sie diesem Subjekte nicht zukaeme.  Mit dem Urtheilen ist
hernach die Reflexion verbunden, ob dieses oder jenes Praedikat, das
im _Kopfe_ ist, dem Gegenstande, der _draussen_ fuer sich ist,
_beigelegt_ werden koenne und solle; das Urtheilen selbst besteht
darin, dass erst durch dasselbe ein Praedikat mit dem Subjekte
_verbunden_ wird, so dass, wenn diese Verbindung nicht Statt faende,
Subjekt und Praedikat, jedes fuer sich doch bliebe, was es ist, jenes
ein existirender Gegenstand, dieses eine Vorstellung im Kopfe. --Das
Praedikat, welches dem Subjekte beigelegt wird, soll ihm aber auch
_zukommen_, das heisst, an und fuer sich identisch mit demselben seyn.
Durch diese Bedeutung des _Beilegens_ wird der _subjektive_ Sinn des
Urtheilens und das gleichgueltige aeusserliche Bestehen des Subjekts und
Praedikats wieder aufgehoben: diese Handlung ist gut; die Copula zeigt
an, dass das Praedikat zum _Seyn_ des Subjekts gehoert, und nicht bloss
aeusserlich damit verbunden wird.  Im _grammatischen_ Sinne hat jenes
subjektive Verhaeltniss, in welchem von der gleichgueltigen
Aeusserlichkeit des Subjekts und Praedikats ausgegangen wird, sein
vollstaendiges Gelten; denn es sind _Worte_, die hier aeusserlich
verbunden werden.--Bei dieser Gelegenheit kann auch angefuehrt werden,
dass ein _Satz_ zwar im grammatischen Sinne ein Subjekt und Praedikat
hat, aber darum noch kein _Urtheil_ ist.  Zu Letzterem gehoert, dass
das Praedikat sich zum Subjekt nach dem Verhaeltniss von
Begriffsbestimmungen, also als ein Allgemeines zu einem Besondern
oder Einzelnen verhalte.  Drueckt das, was vom einzelnen Subjekte
gesagt wird, selbst nur etwas Einzelnes aus, so ist diess ein blosser
Satz.  Z. B. Aristoteles ist im 73. Jahre seines Alters, in dem 4.
Jahr der 115. Olympiade gestorben,--ist ein blosser Satz, kein Urtheil.
Es waere von Letzterem nur dann etwas darin, wenn einer der Umstaende,
die Zeit des Todes oder das Alter jenes Philosophen in Zweifel
gestellt gewesen, aus irgend einem Grunde aber die angegebenen Zahlen
behauptet wuerden.  Denn in diesem Falle wuerden dieselben als etwas
Allgemeines, auch ohne jenen bestimmtem Inhalt des Todes des
Aristoteles bestehende, mit Anderem erfuellte oder auch leere Zeit
genommen.

So ist die Nachricht: mein Freund N. ist gestorben, ein Satz; und
waere nur dann ein Urtheil, wenn die Frage waere, ob er wirklich todt,
oder nur scheintodt waere.

Wenn das Urtheil gewoehnlich so erklaert wird, dass es die _Verbindung
zweier Begriffe_ sey, so kann man fuer die aeusserliche Copula wohl den
unbestimmten Ausdruck: _Verbindung_ gelten lassen, ferner dass die
Verbundenen wenigstens Begriffe seyn _sollen_.  Sonst aber ist diese
Erklaerung wohl hoechst oberflaechlich nicht nur dass z.B. im
disjunktiven Urtheile mehr als _zwei_ sogenannte Begriffe verbunden
sind, sondern dass vielmehr die Erklaerung viel besser ist, als die
Sache; denn es sind ueberhaupt keine Begriffe, die gemeint sind, kaum
Begriffs-, eigentlich nur _Vorstellungsbestimmungen_; beim Begriffe
ueberhaupt, und beim bestimmten Begriff ist bemerkt worden, dass das,
was man so zu benennen pflegt, keineswegs den Namen von Begriffen
verdient; wo sollten nun beim Urtheile Begriffe
herkommen?--Vornehmlich ist in jener Erklaerung das Wesentliche des
Urtheils, naemlich der Unterschied seiner Bestimmungen uebergangen;
noch weniger das Verhaeltniss des Urtheils zum Begriff beruecksichtigt.
Was die weitere Bestimmung des Subjekts und Praedikats betrifft, so
ist erinnert worden, dass sie im Urtheil eigentlich erst ihre
Bestimmung zu erhalten haben.  Insofern dasselbe aber die gesetzte
Bestimmtheit des Begriffs ist, so hat sie die angegebenen
Unterschiede _unmittelbar_ und _abstrakt, als Einzelnheit_ und
_Allgemeinheit_.--Insofern es aber ueberhaupt das _Daseyn_ oder das
_Andersseyn_ des Begriffs, welcher sich noch nicht zu der Einheit,
wodurch er _als Begriff_ ist, wieder hergestellt hat, so tritt auch
die Bestimmtheit hervor, welche begrifflos ist; der Gegensatz des
_Seyns_ und der Reflexion oder _des Ansichseyns_.  Indem aber der
Begriff den wesentlichen _Grund_ des Urtheils ausmacht, so sind jene
Bestimmungen wenigstens so gleichgueltig, dass jede, indem die eine dem
Subjekte, die andere dem Praedikate zukommt, diess Verhaeltniss umgekehrt
ebenso sehr Statt hat.  Das _Subjekt_ als das _Einzelne_ erscheint
zunaechst als das _Seyenden_ oder _Fuersichseyende_ nach der bestimmten
Bestimmtheit des Einzelnen--als ein wirklicher Gegenstand, wenn er
auch nur Gegenstand in der Vorstellung ist,--wie z.B. die
Tapferkeit, das Recht, Uebereinstimmung u. s. f.--ueber welchen
geurtheilt wird;--das _Praedikat_ dagegen als das _Allgemeine_
erscheint als diese _Reflexion_ ueber ihn, oder auch vielmehr als
dessen Reflexion in-sich-selbst, welche ueber jene Unmittelbarkeit
hinausgeht und die Bestimmtheiten als bloss seyende aufhebt,--_als
sein Ansichseyn_.--Insofern wird vom Einzelnen, als dem Ersten,
Unmittelbaren ausgegangen, und dasselbe durch das Urtheil in _die
Allgemeinheit erhoben_, so wie umgekehrt das nur _an sich_ seyende
Allgemeine im Einzelnen ins Daseyn heruntersteigt oder ein
_Fuer-sich-seyendes_ wird.

Diese Bedeutung des Urtheils ist als der _objektive_ Sinn desselben,
und zugleich als die _wahre_ der frueheren Formen des Uebergangs zu
nehmen.  Das Seyende _wird_ und _veraendert_ sich, das Endliche _geht_
im Unendlichen _unter_; das Existierende _geht_ aus seinem _Grunde
hervor_ in die Erscheinung, und _geht zu Grunde_; die Accidenz
_manifestirt_ den _Reichthum_ der Substanz, so wie deren _Macht_; im
Seyn ist _Uebergang_ in Anderes, im Wesen Scheinen an einem Andern,
wodurch die _nothwendige_ Beziehung sich offenbart.  Diess Uebergehen
und Scheinen ist nun in das _urspruengliche Theilen_ des _Begriffes_
uebergegangen, welcher, indem er das Einzelne in das _Ansichseyn_
seiner Allgemeinheit zurueckfuehrt, ebenso sehr das Allgemeine als
_Wirkliches_ bestimmt.  Diess Beides ist ein und dasselbe, dass die
Einzelnheit in ihre Reflexion-in-sich, und das Allgemeine als
Bestimmtes gesetzt wird.

Zu dieser objektiven Bedeutung gehoert nun aber ebenso wohl, dass die
angegebenen Unterschiede, indem sie in der Bestimmtheit des Begriffes
wieder hervortreten, zugleich nur als Erscheinende gesetzt seyen, das
heisst, dass sie nichts Fixes sind, sondern der einen
Begriffsbestimmung ebenso gut zukommen als der andern.  Das Subjekt
ist daher ebenso wohl als das _Ansichseyn_, das Praedikat dagegen als
das _Daseyn_ zu nehmen.  Das _Subjekt ohne Praedikat_ ist, was in der
Erscheinung das _Ding ohne Eigenschaften_, das _Ding-an-sich_ ist,
ein leerer unbestimmter Grund; es ist so der _Begriff in sich selbst_,
welcher erst am Praedikate eine Unterscheidung und Bestimmtheit
erhaelt; dieses macht hiermit die Seite des _Daseyns_ des Subjekts aus.
Durch diese bestimmte Allgemeinheit steht das Subjekt in Beziehung
auf Aeusserliches, ist fuer den Einfluss anderer Dinge offen, und tritt
dadurch in Thaetigkeit gegen sie. _Was da ist_, tritt aus seinem
_In-sich-seyn_ in das _allgemeine_ Element des Zusammenhanges und der
Verhaeltnisse, in die negativen Beziehungen und das Wechselspiel der
Wirklichkeit, was eine _Kontinuation_ des Einzelnen in andere, und
daher Allgemeinheit ist.

Die so eben aufgezeigte Identitaet, dass die Bestimmung des Subjekts
ebenso wohl auch dem Praedikat zukommt und umgekehrt, faellt jedoch
nicht nur in unsere Betrachtung; sie ist nicht nur _an sich_, sondern
ist auch im Urtheile gesetzt; denn das Urtheil ist die Beziehung
beider; die Kopula drueckt aus, _dass das Subjekt das Praedikat_ ist.
Das Subjekt ist die bestimmte Bestimmtheit, und das Praedikat ist
diese _gesetzte_ Bestimmtheit desselben; das Subjekt ist nur in
seinem Praedikat bestimmt, oder nur in demselben ist es Subjekt, es
ist im Praedikat in sich zurueckgekehrt, und ist darin das Allgemeine.
--Insofern nun aber das Subjekt das selbststaendige ist, so hat jene
Identitaet das Verhaeltniss, dass das Praedikat nicht ein selbststaendiges
Bestehen fuer sich, sondern sein Bestehen nur in dem Subjekte hat; es
_inhaerirt_ diesem.  Insofern hiernach das Praedikat vom Subjekte
unterschieden wird, so ist es nur eine _vereinzelte_ Bestimmtheit
desselben, nur _Eine_ seiner Eigenschaften; das Subjekt selbst aber
ist das _Konkrete_, die Totalitaet von mannigfaltigen Bestimmtheiten,
wie das Praedikat Eine enthaelt; es ist das Allgemeine.--Aber anderer
Seits ist auch das Praedikat selbststaendige Allgemeinheit, und das
Subjekt umgekehrt nur eine Bestimmung desselben.  Das Praedikat
_subsumirt_ insofern das Subjekt; die Einzelnheit und Besonderheit
ist nicht fuer sich, sondern hat ihr Wesen und ihre Substanz im
Allgemeinen.  Das Praedikat drueckt das Subjekt in seinem Begriffe aus;
das Einzelne und Besondere sind zufaellige Bestimmungen an demselben;
es ist deren absolute Moeglichkeit.  Wenn beim _Subsumiren_ an eine
aeusserliche Beziehung des Subjekts und Praedikats gedacht und das
Subjekt als ein Selbststaendiges vorgestellt wird, so bezieht sich das
Subsumiren auf das oben erwaehnte subjektive Urtheilen, worin von der
Selbststaendigkeit _beider_ ausgegangen wird.  Die Subsumtion ist
hiernach nur die _Anwendung_ des Allgemeinen auf ein Besonderes oder
Einzelnes, das _unter_ dasselbe nach einer unbestimmten Vorstellung,
als von minderer Quantitaet gesetzt wird.

Wenn die Identitaet des Subjekts und Praedikats so betrachtet worden;
dass _das eine Mal_ jenem die eine Begriffsbestimmung zukommt, und
diesem die andere, aber das _andere Mal_ ebenso sehr unmgekehrt, so
ist die Identitaet hiermit immer noch erst eine _an sich seyende_; um
der selbststaendigen Verschiedenheit der beiden Seiten das Urtheils
willen hat ihre _gesetzte_ Beziehung auch diese Seiten, zunaechst als
verschiedene.  Aber die _unterschiedslose Identitaet_ macht eigentlich
die _wahre_ Beziehung des Subjekts auf das Praedikat aus.  Die
Begriffsbestimmung ist wesentlich selbst _Beziehung_, denn sie ist
ein _Allgemeines_; dieselben Bestimmungen also, welche das Subjekt
und Praedikat hat, hat damit auch ihre Beziehung selbst.  Sie ist
_allgemein_, denn sie ist die positive Identitaet beider, des Subjekts
und Praedikats; sie ist aber auch _bestimmte_, denn die Bestimmtheit
des Praedikats ist die des Subjekts; sie ist ferner auch _einzelne_,
denn in ihr sind die selbststaendigen Extreme als in ihrer negativen
Einheit aufgehoben.--Im Urtheile aber ist diese Identitaet noch nicht
gesetzt; die Kopula ist als die noch unbestimmte Beziehung des
_Seyns_ ueberhaupt: A ist B; denn die Selbststaendigkeit der
Bestimmtheiten des Begriffs oder Extreme ist im Urtheile die
_Realitaet_, welche der Begriff in ihm hat.  Waere das _Ist_ der Kopula
schon _gesetzt_ als jene bestimmte und erfuellte _Einheit_ des
Subjekts und Praedikats, als ihr _Begriff_, so waere es bereits _der
Schluss_.

Diese _Identitaet_ des Begriffs wieder herzustellen oder vielmehr zu
_setzen_, ist das Ziel der _Bewegung_ des Urtheils.  Was im Urtheil
schon _vorhanden_ ist, ist Theils die Selbststaendigkeit, aber auch
die Bestimmtheit des Subjekts und Praedikats gegen einander, Theils
aber ihre jedoch _abstrakte_ Beziehung. _Das Subjekt ist das
Praedikat_, ist zunaechst das, was das Urtheil aussagt; aber da das
Praedikat _nicht_ das seyn soll, was das Subjekt ist, so ist ein
_Widerspruch_ vorhanden, der sich _aufloesen_, in ein Resultat
_uebergehen_ muss.  Vielmehr aber, da _an und fuer sich_ Subjekt und
Praedikat die Totalitaet des Begriffes sind, und das Urtheil die
Realitaet des Begriffes ist, so ist seine Fortbewegung nur
_Entwickelung_; es ist in ihm dasjenige schon vorhanden, was in ihm
hervortritt, und die _Demonstration_ ist insofern nur eine
_Monstration_, eine Reflexion als _Setzen_ desjenigen, was in den
Extremen des Urtheils schon _vorhanden_ ist; aber auch diess Setzen
selbst ist schon vorhanden; es ist die _Beziehung_ der Extreme.  Das
Urtheil, wie es _unmittelbar_ ist, ist es _zunaechst_ das Urtheil des
_Daseyns_; unmittelbar ist sein Subjekt ein _abstraktes, seyendes
Einzelnes_; das Praedikat eine _unmittelbare Bestimmtheit_ oder
Eigenschaft desselben, ein abstrakt Allgemeines.

Indem sich diess Qualitative des Subjekts und Praedikats aufhebt,
_scheint_ zunaechst die Bestimmung des einen an dem andern; das
Urtheil ist nun _zweitens_ Urtheil der _Reflexion_.

Dieses mehr aeusserliche Zusammenfassen aber geht in die _wesentliche
Identitaet_ eines substantiellen, _nothwendigen Zusammenhangs_ ueber;
so ist es _drittens_ das Urtheil der _Nothwendigkeit_.

_Viertens_, indem in dieser wesentlichen Identitaet der Unterschied
des Subjekts und Praedikats zu einer _Form_ geworden, so wird das
Urtheil _subjektiv_; es enthaelt den Gegensatz des _Begriffes_ und
seiner _Realitaet_, und die _Vergleichung_ beider; es ist das _Urtheil
des Begriffs_.

Dieses Hervortreten des Begriffs begruendet den _Uebergang des
Urtheils in den Schluss_.


A. Das Urtheil des Daseyns.


Im subjektiven Urtheil will man _einen und denselben_ Gegenstand
_doppelt_ sehen, das eine Mal in seiner einzelnen Wirklichkeit, das
andere Mal in seiner wesentlichen Identitaet oder in seinem Begriffe;
das Einzelne in seine Allgemeinheit erhoben, oder, was dasselbe ist,
das Allgemeine in seine Wirklichkeit vereinzelt.  Das Urtheil ist in
dieser Weise _Wahrheit_; denn es ist die Uebereinstimmung des
Begriffs und der Realitaet.  So aber ist _zuerst_ das Urtheil nicht
beschaffen; denn _zuerst_ ist es _unmittelbar_, indem sich an ihm
noch keine Reflexion und Bewegung der Bestimmungen ergeben hat.
Diese _Unmittelbarkeit_ macht das erste Urtheil zu einem _Urtheile
des Daseyns_, das auch das _qualitative_ genannt werden kann, jedoch
nur insofern, als die _Qualitaet_ nicht nur der Bestimmtheit des
_Seyns_ zukommt, sondern auch die abstrakte Allgemeinheit darin
begriffen ist, die um ihrer Einfachheit willen gleichfalls die Form
der _Unmittelbarkeit_ hat.

Das Urtheil des Daseyns ist auch das Urtheil der _Inhaerenz_; weil die
Unmittelbarkeit seine Bestimmung, im Unterschiede des Subjekts und
Praedikats aber jenes das Unmittelbare, hierdurch das Erste und
Wesentliche in diesem Urtheile ist, so hat das Praedikat die Form
eines Unselbststaendigen, das am Subjekte seine Grundlage hat.


a.  Das positive Urtheil.


1. Das Subjekt und Praedikat sind, wie erinnert worden, zunaechst Namen,
deren wirkliche Bestimmung erst durch den Verlauf des Urtheils
erhalten wird.  Als Seiten des Urtheil aber, welches der _gesetzte_
bestimmte Begriff ist, haben sie die Bestimmung der Momente desselben,
aber um der Unmittelbarkeit willen, die noch ganz _einfache_, Theils
nicht durch Vermittelung bereicherte, Theils zunaechst nach dem
abstrakten Gegensatze, als _abstrakte Einzelnheit_ und
_Allgemeinheit_.--Das Praedikat, um von diesem zuerst zu sprechen, ist
das _abstrakte_ Allgemeine; da das Abstrakte aber durch die
Vermittelung des Aufhebens des Einzelnen oder Besondern bedingt ist,
so ist sie insofern nur eine _Voraussetzung_.  In der Sphaere des
Begriffs kann es keine andere _Unmittelbarkeit_ geben, als eine
solche, die _an und fuer sich_ die Vermittelung enthaelt, und nur durch
deren Aufheben entstanden ist, d. i. die _allgemeine_.  So ist auch
das _qualitative Seyn_ selbst _in seinem Begriffe_ ein Allgemeines;
als _Seyn_ aber ist die Unmittelbarkeit noch nicht _so gesetzt_; erst
als _Allgemeinheit_ ist sie die Begriffsbestimmung, an welcher
_gesetzt_ ist, dass ihr die Negativitaet wesentlich angehoert.  Diese
Beziehung ist im Urtheil vorhanden, worin sie Praedikat eines Subjekts
ist.--Ebenso ist das Subjekt ein _abstrakt_ Einzelnes; oder das
_Unmittelbare_, das _als solches_ seyn soll; es soll daher das
Einzelne als ein _Etwas_ ueberhaupt seyn.  Das Subjekt macht insofern
die abstrakte Seite am Urtheil aus, nach welcher in ihm der Begriff
in _die Aeusserlichkeit_ uebergegangen ist.--Wie die beiden
Begriffsbestimmungen bestimmt sind, so ist es auch ihre Beziehung,
das: _ist_, Kopula; sie kann ebenso nur die Bedeutung eines
unmittelbaren, abstrakten _Seyns_ haben.  Von der Beziehung, welche
noch keine Vermittelung oder Negation enthaelt, wird diess Urtheil das
_Positive_ genannt.

2. Der naechste reine Ausdruck des positiven Urtheils ist daher der
Satz:

_Das Einzelne ist allgemein._

Dieser Ausdruck muss nicht gefasst werden: A ist B; denn A und B sind
gaenzlich formlose und daher bedeutungslose Namen; das Urtheil
ueberhaupt aber, und daher selbst schon das Urtheil des Daseyns, hat
Begriffsbestimmungen zu seinen Extremen.  A ist B, kann ebenso gut
jeden blossen _Satz_ vorstellen, als ein _Urtheil_.  In jedem auch dem
in seiner Form reicher Bestimmten Urtheile aber wird der Satz von
diesem bestimmten Inhalt behauptet: _das Einzelne_ ist _allgemein_;
insofern naemlich jedes Urtheil auch abstraktes Urtheil ueberhaupt ist.
Von dem negativen Urtheil, inwiefern es unter diesen Ausdruck
gleichfalls gehoere, wird sogleich die Rede seyn.--Wenn sonst eben
nicht daran gedacht wird, dass mit jedem zunaechst wenigstens positiven
Urtheile die Behauptung gemacht werde, dass das Einzelne ein
Allgemeines sey, so geschieht diess, weil Theils die _bestimmte Form_,
wodurch sich Subjekt und Praedikat unterscheiden, uebersehen wird,
--indem das Urtheil nichts als die Beziehung _zweier_ Begriffe seyn
soll,--Theils etwa auch, weil der sonstige _Inhalt_ des Urtheils:
_Cajus ist gelehrt,_ oder _die Rose ist roth_, dem Bewusstseyn
vorschwebt, das mit der Vorstellung des _Cajus_ u. s. f. beschaeftigt,
auf die Form nicht reflektirt,--obgleich wenigstens solcher Inhalt,
wie der _logische Cajus_, der gewoehnlich zum Beispiel herhalten muss,
ein sehr wenig interessanter Inhalt ist, und vielmehr gerade so
uninteressant gewaehlt wird, um nicht die Aufmerksamkeit von der Form
ab, auf sich zu ziehen.

Nach der objektiven Bedeutung bezeichnet der Satz: _dass das Einzelne
allgemein_ ist, wie vorhin gelegentlich erinnert, Theils die
Vergaenglichkeit der einzelnen Dinge, Theils ihr positives Bestehen in
dem Begriffe ueberhaupt.  Der Begriff selbst ist unsterblich, aber das
in seiner Theilung aus ihm Heraustretende ist der Veraenderung und dem
Rueckgange in seine _allgemeine_ Natur unterworfen.  Aber umgekehrt
giebt sich das Allgemeine ein _Daseyn_.  Wie das Wesen zum _Schein_
in seinen Bestimmungen, der Grund in die _Erscheinung_ der Existenz,
die Substanz in die Offenbarung, in ihre Accidenzen herausgeht, so
_entschliesst_ sich das Allgemeine zum Einzelnen; das Urtheil ist
dieser sein _Aufschluss_, die _Entwickelung_ der Negativitaet, die es
an sich schon ist.--Das Letzere drueckt der umgekehrte Satz aus: _das
Allgemeine ist einzeln_, der ebenso wohl im positiven Urtheile
ausgesprochen ist.  Das Subjekt, zunaechst das _unmittelbar Einzelne_,
ist im Urtheile selbst auf sein _Anderes_, naemlich das Allgemeine,
bezogen; es ist somit als das _Konkrete_ gesetzt; nach dem Seyn als
ein Etwas _von vielen Qualitaeten_;--oder als das Konkrete der
Reflexion, _ein Ding von mannigfaltigen Eigenschaften_, ein
_Wirkliches_ von _mannigfaltigen Moeglichkeiten_, eine _Substanz_ von
eben solchen _Accidenzen_.  Weil diese Mannigfaltigen hier dem
Subjekte des Urtheils angehoeren, so ist das Etwas oder das Ding u. s.
f. in seinen Qualitaeten, Eigenschaften oder Accidenzen in sich
reflektirt, oder sich durch dieselben hindurch _kontinuirend_; sich
in ihnen, und sie ebenso in sich erhaltend.  Das Gesetztseyn oder die
Bestimmtheit gehoert zum An- und Fuersichseyn.  Das Subjekt ist daher
an ihm selbst das _Allgemeine_.--Das Praedikat dagegen, als diese
nicht reale oder konkrete, sondern _abstrakte Allgemeinheit_, ist
gegen jenes die _Bestimmtheit_, und enthaelt nur _Ein Moment_ der
Totalitaet desselben, mit Ausschluss der andern.  Um dieser Negativitaet
willen, welche zugleich als Extrem des Urtheils sich auf sich bezieht,
ist das Praedikat ein _abstrakt-Einzelnes_.--Es drueckt z.B. in dem
Satze: _die Rose ist wohlriechend_, nur _Eine_ der _vielen_
Eigenschaften der Rose aus; es vereinzelt sie, die im Subjekte mit
den andern zusammengewachsen ist, wie in der Aufloesung des Dings die
mannigfaltigen Eigenschaften, die ihm inhaeriren, indem sie sich zu
_Materien_ verselbststaendigen, _vereinzelt_ werden.  Der Satz des
Urtheils lautet daher nach dieser Seite so: _das Allgemeine ist
einzeln_.

Indem wir diese _Wechselbestimmung_ des Subjekts und Praedikats im
Urtheile zusammenstellen, so ergiebt sich also das Gedoppelte: 1) dass
das Subjekt zwar unmittelbar als das Seyende oder Einzelne, das
Praedikat aber das Allgemeine ist.  Weil aber das Urtheil die
_Beziehung_ beider, und das Subjekt durch das Praedikat als
Allgemeines bestimmt ist, so ist das Subjekt das Allgemeine; 2) ist
das Praedikat im Subjekte bestimmt; denn es ist nicht eine Bestimmung
_ueberhaupt_, sondern _des Subjekts_; die Rose ist wohlriechend;
dieser Wohlgeruch ist nicht irgend ein unbestimmter Wohlgeruch,
sondern der der Rose; das Praedikat ist also _ein Einzelnes_.--Weil
nun Subjekt und Praedikat im Verhaeltnisse des Urtheils stehen, sollen
sie nach den Begriffsbestimmungen entgegengesetzt bleiben; wie in der
_Wechselwirkung_ der Kausalitaet, ehe sie ihre Wahrheit erreicht, die
beiden Seiten gegen die Gleichheit ihrer Bestimmung noch
selbststaendige und entgegengesetzte bleiben sollen.  Wenn daher das
Subjekt als Allgemeines bestimmt ist, so ist vom Praedikate nicht auch
seine Bestimmung der Allgemeinheit aufzunehmen, sonst waere kein
Urtheil vorhanden; sondern nur seine Bestimmung der Einzelnheit; so
wie insofern das Subjekt als Einzelnes bestimmt ist, das Praedikat als
Allgemeines zu nehmen ist.--Wenn auf jene blosse Identitaet reflektirt
wird, so stellen sich die zwei identischen Saetze dar:

Das Einzelne ist Einzelnes,

Das Allgemeine ist Allgemeines, worin die Urtheilsbestimmungen ganz
auseinander gefallen, nur ihre Beziehung auf sich ausgedrueckt, die
Beziehung derselben auf einander aber aufgeloest, und das Urtheil
somit aufgehoben waere.--Von jenen beiden Saetzen drueckt der eine: _das
Allgemeine ist einzeln_, das Urtheil seinem _Inhalte_ nach aus, der
im Praedikate eine vereinzelnte Bestimmung, im Subjekte aber die
Totalitaet derselben ist; der andere: _das Einzelne ist allgemein_,
die _Form_, die durch ihn selbst unmittelbar angegeben ist.--Im
unmittelbaren positiven Urtheile sind die Extreme noch einfach: Form
und Inhalt sind daher noch vereinigt.  Oder es besteht nicht aus zwei
Saetzen; die gedoppelte Beziehung, welche sich in ihm ergab, macht
unmittelbar das _eine_ positive Urtheil aus.  Denn seine Extreme sind
a) als die selbststaendigen, abstrakten Urtheilsbestimmungen, b) ist
jede Seite durch die andere bestimmt, vermoege der sie beziehenden
Kopula. _An sich_ aber ist deswegen der Form- und Inhaltsunterschied
in ihm vorhanden, wie sich ergeben hat; und zwar gehoert das, was der
erste Satz: das Einzelne ist allgemein, enthaelt, zur Form, weil er
die _unmittelbare Bestimmtheit_ des Urtheils ausdrueckt.  Das
Verhaeltniss dagegen, das der andere Satz ausdrueckt: _das Allgemeine
ist einzeln_, oder dass das Subjekt als Allgemeines, das Praedikat
dagegen als Besonderes oder Einzelnes bestimmt, betrifft den _Inhalt_,
weil sich seine Bestimmungen erst durch die Reflexion-in-sich
erheben, wodurch die unmittelbaren Bestimmtheiten aufgehoben werden,
und hiermit die Form sich zu einer in sich gegangen Identitaet, die
gegen den Formunterschied besteht, zum Inhalte macht.

3. Wenn nun die beiden Saetze der Form und des Inhalts:

(Subjekt) (Praedikat)

Das Einzelne ist allgemein

Das Allgemeine ist einzeln

darum, weil sie in dem _einen_ positiven Urtheile enthalten sind,
vereinigt wuerden, so dass somit beide, sowohl das Subjekt als Praedikat,
als Einheit der Einzelnheit und Allgemeinheit bestimmt waeren, so
waeren beide das _Besondere_; was _an sich_ als ihr innere Bestimmung
anzuerkennen ist.  Allein Theils waere diese Verbindung nur durch eine
aeussere Reflexion zu Stande gekommen, Theils waere der Satz: _das
Besondere ist das Besondere_, der daraus resultirte, kein Urtheil
mehr, sondern ein leerer identischer Satz, wie die bereits darin
gefundenen Saetze: _das Einzelne ist einzeln_, und _das Allgemeine ist
allgemein_, waren.--Einzelnheit und Allgemeinheit koennen noch nicht
in die Besonderheit vereinigt werden, weil sie im positiven Urtheile
noch als _unmittelbare_ gesetzt sind.--Oder es muss das Urtheil seiner
Form und seinem Inhalte nach noch unterschieden werden, weil eben
Subjekt und Praedikat noch als Unmittelbarkeit und Vermitteltes
unterschieden sind, oder weil das Urtheil nach seiner Beziehung
beides ist; Selbststaendigkeit der Bezogenen, und ihre
Wechselbestimmung, oder Vermittelung.

Das Urtheil also _erstens_ noch seiner _Form_ betrachtet, heisst es:

_Das Einzelne ist allgemein_.  Vielmehr aber ist ein solches
_unmittelbares_ Einzelnes _nicht_ allgemein; sein Praedikat ist von
weitrem Umfang, es entspricht ihm also nicht.  Das _Subjekt_ ist ein
_unmittelbar fuer sich seyendes_, und daher das _Gegentheil_ jener
Abstraktion, der durch Vermittelung gesetzten Allgemeinheit, die von
ihm ausgesagt werden sollte.

_Zweitens_ das Urtheil nach seinem _Inhalt_ betrachtet oder als der
Satz: _Das Allgemeine ist einzeln_, so ist das Subjekt ein
Allgemeines von Qualitaeten, ein Konkretes, das unendlich bestimmt ist,
und indem seine Bestimmtheiten nur erst Qualitaeten, Eigenschaften
oder Accidenzen sind, so ist seine Totalitaet die _schlecht unendliche
Vielheit_ derselben.  Ein solches Subjekt ist daher vielmehr nicht
eine _einzelne_ solche Eigenschaft, als sein Praedikat aussagt.  Beide
Saetze muessen daher _verneint_ werden, und das positive Urtheil
vielmehr als _negatives_ gesetzt werden.


b.  Negatives Urtheil.


1. Es ist schon oben von der gewoehnlichen Vorstellung die Rede
gewesen, dass es nur vom Inhalte des Urtheils abhaenge, ob es wahr sey
oder nicht, indem die logische Wahrheit nichts als die Form betreffe
und nichts fordere, als dass jener Inhalt sich nicht widerspreche.
Zur Form des Urtheils selbst wird nichts gerechnet, als dass es die
Beziehung _zweier_ Begriffe sey.  Es hat sich aber ergeben, dass diese
beiden Begriffe nicht bloss die verhaeltnisslose Bestimmung einer
_Anzahl_ haben, sondern als _Einzelnes_ und _Allgemeines_ sich
verhalten.  Diese Bestimmungen machen den wahrhaft logischen _Inhalt_,
und zwar in dieser Abstraktion den Inhalt des positiven Urtheils aus;
was fuer _anderer Inhalt_ (die _Sonne ist rund_, _Cicero war ein
grosser Redner in Rom_, _jetzt_ ist's _Tag u. s.f._) in einem Urtheil
vorkommt, geht das Urtheil als solches nichts an; es spricht nur diess
aus: Das _Subjekt_ ist _Praedikat_, oder, da diess nur Namen sind,
bestimmter: _das Einzelne ist allgemein und umgekehrt._--um dieses
_rein logischen Inhalts_ willen ist das positive Urtheil _nicht wahr_,
sondern hat seine Wahrheit im negativen Urtheil.--Der Inhalt,
fordert man, soll sich im Urtheile nur nicht widersprechen; er
widerspricht sich aber in jenem Urtheile, wie sich gezeigt hat.--Es
ist jedoch voellig gleichgueltig, jenen logischen Inhalt auch Form zu
nennen, und unter Inhalt nur die sonstige empirische Erfuellung zu
verstehen, so enthaelt die Form nicht bloss die leere Identitaet, ausser
welcher die Inhaltsbestimmung laege.  Das positive Urtheil hat alsdann
durch seine _Form_ als positives Urtheil keine Wahrheit; wer die
_Richtigkeit_ einer _Anschauung_ oder _Wahrnehmung_, die
Uebereinstimmung der _Vorstellung_ mit dem Gegenstand _Wahrheit_
nennte, hat wenigstens keinen Ausdruck mehr fuer fuer dasjenige, was
Gegenstand und Zweck der Philosophie ist.  Man muesste den letztern
wenigstens Vernunftwahrheit nennen, und man wird wohl zugeben, dass
solche Urtheile, dass Cicero ein grosser Redner gewesen, dass es jetzt
Tag ist u. s. f. keine Vernunftwahrheiten sind.  Aber sie sind diess
nicht, nicht weil sie gleichsam zufaellig einen empirischen Inhalt
haben, sondern weil sie nur positive Urtheile sind, die keinen andern
Inhalt als ein unmittelbar Einzelnes und eine abstrakte Bestimmtheit
zum Inhalte haben koennen und sollen.

Das positive Urtheil hat seine Wahrheit zunaechst in dem negativen:
_Das Einzelne ist nicht_ abstrakt _allgemein_--_sondern_ das Praedikat
des Einzelnen ist darum, weil es solches Praedikat oder fuer sich ohne
die Beziehung auf das Subjekt betrachtet, weil es
_abstrakt_-Allgemeines ist, selbst ein Bestimmtes; das _Einzelne_ ist
daher _zunaechst_ ein _Besonderes_.  Ferner nach dem andern Satze, der
im positiven Urtheile enthalten ist, heisst das negative Urtheil, das
_Allgemeine_ ist nicht abstrakt _einzeln, sondern_ diess Praedikat,
schon weil es Praedikat ist, oder weil es in Beziehung auf ein
allgemeines Subjekt steht, ist ein Weiteres als blosse Einzelnheit,
und das _Allgemeine_ ist daher gleichfalls _zunaechst ein Besonderes_.
--Indem diess Allgemeine, als Subjekt, selbst in der
Urtheilsbestimmung der Einzelnheit ist, so reduciren sich beide Saetze
auf den einen: _Das Einzelne ist ein Besonderes_.

Es kann bemerkt werden, a) dass sich hier die _Besonderheit_ fuer das
Praedikat ergiebt, von der vorhin schon die Rede war; allein hier ist
sie nicht durch aeusserliche Reflexion gesetzt, sondern vermittelst der
am Urtheil aufgezeigten negativen Beziehung entstanden. b) Diese
Bestimmung ergiebt sich hier nur fuer das Praedikat.  Im
_unmittelbaren_ Urtheile, dem Urtheile des Daseyns, ist das Subjekt
das zum Grunde Liegende; die _Bestimmung_ schient sich daher zunaechst
am _Praedikate_ zu _verlaufen_.  In der That aber kann diese erste
Negation noch keine Bestimmung, oder eigentlich noch kein _Setzen des
Einzelnen_ seyn, da es erst das Zweite, das Negative des Negativen
ist.

_Das Einzelne ist ein Besonderes_, ist der _positive_ Ausdruck des
negativen Urtheils.  Dieser Ausdruck ist insofern nicht positives
Urtheil selbst, als diese um seiner Unmittelbarkeit willen nur das
abstrakte zu seinen Extremen hat, das Besondere aber eben durch das
Setzen der Beziehung des Urtheils sich als die erste _vermittelte_
Bestimmung ergiebt.--Diese Bestimmung ist aber nicht nur als Moment
des Extrems zu nehmen, sondern auch, wie sie eigentlich zunaechst ist,
als _Bestimmung_ der _Beziehung_; oder das Urtheil ist auch als
_negatives_ zu betrachten.  Dieser Uebergang gruendet sich auf das
Verhaeltniss der Extreme und ihrer Beziehung im Urtheile ueberhaupt.
Das positive Urtheil ist die Beziehung des _unmittelbar_ Einzelnen
und Allgemeinen, also solcher, deren das eine zugleich _nicht_ ist,
was das andere; die Beziehung ist daher ebenso wesentlich _Trennung_
oder _negativ_; daher das positive Urtheil als negatives zu setzen
war.  Es war daher von Logikern kein solches Aufheben darueber zu
machen, dass das _nicht_ des negativen Urtheil zur _Kopula_ gezogen
worden sey.  Was im Urtheile _Bestimmung_ des Extrems ist, ist ebenso
sehr _bestimmte Beziehung_.  Die Urtheilsbestimmung oder das Extrem
ist nicht die rein qualitative des _unmittelbaren_ Seyns, welche nur
einem _Andern ausser_ ihm entgegenstehen soll.  Noch ist sie
Bestimmung der Reflexion, die sich nach ihrer allgemeinen Form als
positiv und negativ verhaelt, deren jedes als ausschliessend gesetzt,
und nur _an sich_ identisch mit der andern ist.  Die Urtheils- als
Begriffsbestimmung ist an ihr selbst ein Allgemeines, gesetzt als
sich in ihre andere _Kontinuirendes_.  Umgekehrt ist die _Beziehung_
des Urtheils dieselbe Bestimmung, als die Extreme haben; denn sie ist
eben diese Allgemeinheit und Kontinuation derselben in einander;
insofern diese unterschieden sind, hat sie auch die Negativitaet an
ihr.

Der oben angegebene Uebergang von der Form der _Beziehung_ zur Form
der _Bestimmung_ macht die _unmittelbare Konsequenz_ aus, dass das
_nicht_ der Kopula ebenso sehr zum Praedikate geschlagen, und dasselbe
als das _Nicht-allgemeine_ bestimmt werden muss.  Das Nichtallgemeine
aber ist durch eine ebenso unmittelbare Konsequenz das _Besondere_.
--Wird das _Negative_ nach der ganz abstrakten Bestimmung des
unmittelbaren _Nichtseyns_ festgehalten, so ist das Praedikat nur das
_ganz unbestimmte_ Nichtallgemeine.  Von dieser Bestimmung wird sonst
in der Logik bei den _kontradiktorischen_ Begriffen gehandelt, und
als etwas Wichtiges eingeschaerft, dass beim _Negativen_ eines Begriffs
nur am Negativen festgehalten, und es als der bloss _unbestimmte_
Umfang des _Andern_ des positiven Begriffs genommen werden soll.  So
waere das blosse _Nicht-weisse_ ebenso wohl das Rothe, Gelbe, Blaue u.
als das Schwarze.  Das _Weisse_ aber als solches ist die _begrifflose_
Bestimmung der Anschauung; das _Nicht_ des Weissen ist dann das ebenso
begrifflose _Nichtseyn_, welche Abstraktion ganz zu Anfang der Logik
betrachtet, und als deren naechste Wahrheit das _Werden_ erkannt
worden ist.  Wenn bei Betrachtung der Urtheilsbestimmungen solcher
begrifflose Inhalt aus der Anschauung und Vorstellung als Beispiel
gebraucht, und die Bestimmungen des _Seyns_ und die der _Reflexion_
fuer Urtheilsbestimmungen genommen werden, so ist diess dasselbe
_unkritische_ Verfahren, als wenn nach Kant die Verstandesbegriffe
auf die unendliche Vernunftidee oder das sogenannte _Ding-an-sich_
angewendet werden; der _Begriff_, wozu auch das von ihm ausgehende
_Urtheil_ gehoert, ist das wahrhafte _Ding-an-sich_ oder das
_Vernuenftige_, jene Bestimmungen aber gehoeren dem _Seyn_ oder _Wesen_
an, und sind noch nicht zu der Art und Weise fortgebildete Formen,
wie sie in ihrer Wahrheit, im _Begriffe_ sind.--Wenn bei dem Weissen,
Rothen, als _sinnlichen_ Vorstellungen, stehen geblieben wird, so
wird, wie gewoehnlich, etwas Begriff genannt, was nur
Vorstellungsbestimmung ist, und dann ist freilich das Nicht-weisse,
Nicht-rothe kein Positives, so wie vollends das nicht Dreieckigte ein
ganz Unbestimmtes ist, denn die auf der Zahl und dem Quantum
ueberhaupt beruhende Bestimmung ist die wesentlich _gleichgueltige,
begrifflose_.  Aber wie das _Nichtseyn_ selbst, so soll auch solcher
sinnlicher Inhalt _begriffen_ werden, und jene Gleichgueltigkeit und
abstrakte Unmittelbarkeit verlieren, die er in der blinden
bewegungslosen Vorstellung hat.  Schon im Daseyn wird das
gedankenlose _Nichts_ zur _Grenze_, wodurch _Etwas_ sich doch auf ein
_Anderes_ ausser ihm _bezieht_.  In der Reflexion aber ist es das
_Negative_, das sich _wesentlich_ auf ein _Positives bezieht_, und
somit _bestimmt_ ist; ein Negatives ist schon nicht mehr jenes
_unbestimmte Nichtseyn_, es ist gesetzt, nur zu seyn, indem ihm das
Positive entgegen steht, das Dritte ist ihr _Grund_; das Negative ist
somit in einer umschlossenen Sphaere gehalten, worin das, was das eine
_nicht_ ist, etwas _Bestimmtes_ ist.--Noch mehr aber ist in der
absolut fluessigen Kontinuitaet des Begriffs und seiner Bestimmungen
das _Nicht_ unmittelbar ein Positives, und die _Negation_ nicht nur
Bestimmtheit, sondern in die Allgemeinheit aufgenommen und mit ihr
identisch gesetzt.  Das Nichtallgemeine ist daher sogleich das
_Besondere_.

2. Indem die Negation die Beziehung des Urtheils angeht, und das
_negative Urtheil_ noch als solches betrachtet wird, so ist es _vor's
Erste noch ein Urtheil_; es ist somit das Verhaeltniss von Subjekt und
Praedikat, oder von Einzelnheit und Allgemeinheit vorhanden, und die
Beziehung derselben; _die Form des Urtheils_.  Das Subjekt als das zu
Grunde liegende Unmittelbare bleibt unberuehrt von der Negation, es
behaelt also seine Bestimmung, ein Praedikat zu haben, oder seine
Beziehung auf die Allgemeinheit.  Was daher negirt wird, ist nicht
die Allgemeinheit ueberhaupt im Praedikate, sondern die Abstraktion
oder die Bestimmtheit desselben, welche gegen jene Allgemeinheit als
_Inhalt_ erschien.--Das negative Urtheil ist also nicht die totale
Negation; die allgemeine Sphaere, welche das Praedikat enthaelt, bleibt
noch bestehen; die Beziehung des Subjekts auf das Praedikat ist daher
wesentlich noch _positiv_; die noch gebliebene _Bestimmung_ des
Praedikats ist ebenso sehr _Beziehung_.--Wenn z.B. gesagt wird, die
Rose ist _nicht_ roth, so wird damit nur die _Bestimmtheit_ des
Praedikats negirt, und von der Allgemeinheit, die ihm gleichfalls
zukommt, abgetrennt; die allgemeine Sphaere, _die Farbe_, ist erhalten;
wenn die _Rose_ nicht roth ist, so wird dabei angenommen, dass sie
eine Farbe und eine andere Farbe habe; nach dieser allgemeinen Sphaere
ist das Urtheil noch positiv.

_Das Einzelne ist ein Besonderes_,--diese positive Form des negativen
Urtheils drueckt diess unmittelbar aus; das Besondere enthaelt die
Allgemeinheit.  Es drueckt ueberdem auch aus, dass das Praedikat nicht
nur ein Allgemeines sey, sondern auch noch ein Bestimmtes.  Die
negative Form enthaelt dasselbe; denn indem z.B. die Rose zwar nicht
roth ist, so soll sie nicht nur die allgemeine Sphaere der Farbe zum
Praedikate behalten, sondern auch _irgend eine andere bestimmte Farbe_
haben; die _einzelne_ Bestimmtheit des Rothen ist also nur aufgehoben,
und es ist nicht nur die allgemeine Sphaere gelassen, sondern auch
die Bestimmtheit erhalten, aber zu einer _unbestimmten_, zu einer
allgemeinen Bestimmtheit gemacht; somit zur Besonderheit.

3. _Die Besonderheit_, welche sich als die positive Bestimmung des
negativen Urtheils ergeben, ist das Vermittelnde zwischen der
Einzelnheit und Allgemeinheit; so ist das negative Urtheil nun
ueberhaupt das Vermittelnde, zum dritten Schritte, _der Reflexion des
Urtheils des Daseyns in sich selbst_.  Es ist nach seiner objektiven
Bedeutung nur das Moment der Veraenderung der Accidenzen, oder im
Daseyn der vereinzelnten Eigenschaften des Konkreten.  Durch diese
Veraenderung tritt die vollstaendige Bestimmtheit des Praedikats oder
das _Konkrete_ als gesetzt hervor.

_Das Einzelne ist Besonderes_, nach dem positiven Ausdrucke des
negativen Urtheils.  Aber das Einzelne ist auch _nicht_ Besonderes;
denn die Besonderheit ist von weiterm Umfange als die Einzelnheit;
sie ist also ein Praedikat, das dem Subjekt nicht entspricht, in dem
es also seine Wahrheit noch nicht hat. _Das Einzelne ist nur
Einzelnes_, die sich nicht auf Anderes, sey es positiv oder negativ,
sondern nur sich auf sich selbst beziehende Negativitaet.--Die Rose
ist nicht _irgend ein_ Farbiges, sondern sie hat nur die bestimmte
Farbe, welche Rosenfarbe ist.  Das Einzelne ist nicht ein unbestimmt
Bestimmtes, sondern das bestimmte Bestimmte.

Von dieser positiven Form des negativen Urtheils ausgegangen,
erscheint diese Negation desselben nur wieder als eine _erste_
Negation.  Aber sie ist diess nicht.  Vielmehr ist schon das negative
Urtheil an und fuer sich die zweite, oder Negation der Negation, und
diess, was es an und fuer sich ist, ist zu setzen.  Naemlich es _negirt
die Bestimmtheit_ des Praedikats des positiven Urtheils, dessen
_abstrakte_ Allgemeinheit, oder als Inhalt betrachtet die einzelne
Qualitaet, die es vom Subjekt enthaelt.  Die Negation der Bestimmtheit
ist aber schon die zweite, also die unendliche Rueckkehr der
Einzelnheit in sich selbst.  Hiermit ist also die _Herstellung_ der
konkreten Totalitaet des Subjekts geschehen, oder vielmehr ist es
jetzt erst als Einzelnes _gesetzt_, indem es durch die Negation und
das Aufheben derselben mit sich vermittelt worden.  Das Praedikat
seiner Seits ist damit aus der ersten Allgemeinheit zur absoluten
Bestimmtheit uebergegangen, und hat sich mit dem Subjekte ansgeglichen.
Das Urtheil heisst insofern: _Das Einzelne ist einzeln_.--Von der
andern Seite, indem das Subjekt ebenso sehr als _allgemeines_
anzunehmen war, und insofern im negativen Urtheile sich das Einzelne
ist, zur _Besonderheit erweiterte_, und indem nun ferner die Negation
dieser _Bestimmtheit_ ebenso sehr die _Reinigung_ der Allgemeinheit
ist, welche es enthaelt, so lautet diess Urtheil auch so: _Das
Allgemeine ist das Allgemeine_.

In diesen beiden Urtheilen, die sich vorhin durch aeussere Reflexion
ergeben hatten, ist das Praedikat schon in seiner Positivitaet
ausgedrueckt.  Zunaechst muss aber die Negation des negativen Urtheils
selbst in Form eines negativen Urtheils erscheinen.  Es hatte sich
gezeigt, dass in ihm noch eine _positive Beziehung_ des Subjekts auf
das Praedikat, und die _allgemeine Sphaere_ des letztern geblieben war.
Es enthielt somit von dieser Seite eine von der Beschraenktheit
gereinigtere Allgemeinheit, als das positive Urtheil, und ist daher
um so mehr von dem Subjekt als Einzelnem zu negiren.  Auf diese Weise
ist der _ganze Umfang_ des Praedikats negirt, und keine positive
Beziehung mehr zwischen ihm und dem Subjekte.  Diess ist das
_unendliche Urtheil_.


c.  Unendliches Urtheil.


Das negative Urtheil ist so wenig ein wahres Urtheil, als das
positive.  Das unendliche Urtheil aber, das seine Wahrheit seyn soll,
ist nach seinem negativen Ausdrucke das _Negativ-Unendliche_; ein
Urtheil, worin auch die Form des Urtheils aufgehoben ist.--Diess aber
ist ein _widersinniges Urtheil_.  Es soll _ein Urtheil_ seyn, somit
eine Beziehung von Subjekt und Praedikat enthalten; aber eine solche
soll _zugleich nicht_ darin seyn.--Der Name des unendlichen Urtheils
pflegt in den gewoehnlichen Logiken zwar aufgefuehrt zu werden, aber
ohne dass es eben deutlich wuerde, was es mit demselben fuer eine
Bewandtniss habe.--Beispiele von negativ-unendlichen Urtheilen sind
leicht zu haben, indem Bestimmungen zu Subjekt und Praedikat negativ
verbunden werden, deren eine nicht nur die Bestimmtheit der andern
nicht, sondern auch ihre allgemeine Sphaere nicht enthaelt; also z.B.
der Geist nicht roth, gelb u. s. f., nicht sauer, nicht kalisch u. s.
f., die Rose ist keine Elephant, der Verstand ist kein Tisch und
dergleichen.--Diese Urtheile sind _richtig_ oder _wahr_, wie man es
nennt, aber einer solchen Wahrheit ungeachtet widersinnig und
abgeschmackt.--Oder vielmehr sie sind _keine Urtheile_.--Ein
reelleres Beispiel des unendlichen Urtheils ist die _boese_ Handlung.
Im _buergerlichen Rechtsstreit_ wird Etwas nur als das Eigenthum der
andern Parthei negirt; so dass aber eingeraeumt wird, es sollte das
Ihrige seyn, wenn sie das Recht dazu haette, und es wird nur unter dem
Titel des Rechtes in Anspruch genommen; die allgemeine Sphaere, das
Recht, wird also in jenem negativen Urtheile anerkannt und erhalten.
Das _Verbrechen_ aber ist das _unendliche Urtheil_, welches nicht nur
das _besondere_ Recht sondern die allgemeine Sphaere zugleich negirt,
das _Recht als Recht_ negirt.  Es hat zwar die _Richtigkeit_ damit,
dass es eine wirkliche Handlung ist, aber weil sie sich auf die
Sittlichkeit, welche ihre allgemeine Sphaere ausmacht, durchaus
negativ bezieht, ist sie widersinnig.

Das _Positive_ des unendlichen Urtheils, der Negation der Negation,
ist die _Reflexion der Einzelnheit_ in sich selbst, wodurch sie erst
als die _bestimmte Bestimmtheit_ gesetzt ist. _Das Einzelne ist
einzeln_, war der Ausdruck desselben nach jener Reflexion.  Das
Subjekt ist im Urtheile des Daseyns als _unmittelbares_ Einzelnes,
insofern mehr nur als _Etwas_ ueberhaupt.  Durch die Vermittelung des
negativen und unendlichen Urtheils ist es erst als Einzelnes
_gesetzt_.

Das Einzelne ist hiermit _gesetzt_ als sich, _in sein Praedikat_, das
mit ihm identisch ist, _kontinuirend_; somit ist auch die
Allgemeinheit ebenso sehr nicht mehr als die _unmittelbare_, sondern
als ein _Zusammenfassen_ von Unterschiedenen.  Das positiv-unendliche
Urtheil lautet ebenso wohl: _Das Allgemeine_ ist _allgemein_, so ist
es ebenso wohl als die Rueckkehr in sich selbst gesetzt.

Durch diese Reflexion der Urtheilsbestimmungen in sich hat nun sich
das Urtheil aufgehoben; im negativ-unendlichen Urtheil ist der
Unterschied, so zu sagen, _zu gross_ als dass es noch ein Urtheil
bliebe; Subjekt und Praedikat haben gar keine positive Beziehung auf
einander; im Gegentheil ist im Positiv-Unendlichen nur die Identitaet
vorhanden, und es ist wegen des ganz ermangelnden Unterschiedes kein
Urtheil mehr.

Naeher ist es das _Urtheil des Daseyns_; welches sich aufgehoben hat;
es ist damit das _gesetzt_, was die _Kopula_ des Urtheils enthaelt,
dass die qualitativen Extreme in dieser ihrer Identitaet aufgehoben
sind.  Indem aber diese Einheit der Begriff ist, so ist sie
unmittelbar ebenso wieder in ihre Extreme dirimirt, und ist als
Urtheil, dessen Bestimmungen aber nicht mehr unmittelbare, sondern in
sich reflektirte sind. _Das Urtheil des Daseyns_ ist in das _Urtheil
der Reflexion_ uebergegangen.


B. Das Urtheil der Reflexion.


Das Subjekt ist in dem nunmehr entstandenen Urtheil ein Einzelnes als
solches; ingleichen das Allgemeine nicht mehr _abstrakte_
Allgemeinheit, oder _einzelne Eigenschaft_, sondern gesetzt als
Allgemeines, das sich durch die Beziehung Unterschiedener als in eins
zusammengefasst hat, oder nach dem Inhalt verschiedener Bestimmungen
ueberhaupt betrachtet, das sich das _Zusammennehmen_ mannigfaltiger
Eigenschaften und Existenzen.--Wenn Beispiele von Praedikaten der
Reflexions-Urtheile gegeben werden sollen, so muessen sie von anderer
Art seyn, als fuer Urtheile das Daseyns.  Im Reflexions-Urtheil ist
eigentlich erst ein _bestimmter Inhalt_, d. h. ein Inhalt ueberhaupt
vorhanden; denn er ist die in die Identitaet reflektirte
Formbestimmung, als von der Form, insofern sie unterschiedene
Bestimmtheit ist,--wie sie es noch als Urtheil ist, unterschieden.
Im Urtheil des Daseyns ist der Inhalt nur ein unmittelbarer, oder
abstrakter, unbestimmter.--Als Beispiele von Reflexions-Urtheilen
koennen daher dienen: Der Mensch ist _sterblich_, die Dinge sind
_vergaenglich_, diess Ding ist _nuetzlich, schaedlich; Haerte,
Elasticitaet_ der Koerper, _die Glueckseligkeit_ u. s. f. sind solche
eigenthuemliche Praedikate.  Sie druecken eine Wesentlichkeit, welche
aber eine Bestimmung im _Verhaeltnisse_, oder eine _zusammenfassende_
Allgemeinheit ist.  Diese _Allgemeinheit_, die sich in der Bewegung
des Reflexions-Urtheils weiter bestimmen wird, ist noch von der
_Allgemeinheit des Begriffes_ als solcher unterschieden; sie ist zwar
nicht mehr die abstrakte des qualitativen Urtheils, aber hat noch die
Beziehung auf das Unmittelbare, woraus sie herkommt, und hat dasselbe
fuer ihre Negativitaet zu Grunde liegen.--Der Begriff bestimmt das
Daseyn zunaechst zu _Verhaeltnissbestimmungen_, zu Kontinuitaeten ihrer
selbst in der verschiedenen Mannigfaltigkeit der Existenz,--so dass
wohl das wahrhaft Allgemeine ihr inneres Wesen aber _in der
Erscheinung_, und diese _relative_ Natur, oder auch ihr _Merkmal_,
noch nicht das An- und Fuersichseyende derselben ist.

Dem Reflexions-Urtheile kann es als nahe liegend erscheinen, als
Urtheil der _Quantitaet_ bestimmt zu werden, wie das Urtheil des
Daseyns auch als _qualitatives_ Urtheil bestimmt wurde.  Aber wie die
_Unmittelbarkeit_ in diesem nicht nur die _seyende_, sondern
wesentlich auch die vermittelte und _abstrakte_ war, so ist auch hier
jene aufgehobene Unmittelbarkeit nicht bloss die aufgehobene Qualitaet,
also nicht bloss _Quantitaet_; diese ist vielmehr, wie die Qualitaet die
aeusserlichste Unmittelbarkeit, auf dieselbe Weise die _aeusserlichste_
der Vermittelung angehoerige _Bestimmung_.

Noch ist ueber die _Bestimmung_, wie sie im Reflexions-Urtheile in
ihrer Bewegung erscheint, die Bemerkung zu machen, dass im Urtheile
des Daseyns die _Bewegung_ derselben sich am _Praedikate_ zeigte, weil
dieses Urtheil in der Bestimmung der Unmittelbarkeit war, das Subjekt
daher als das zu Grunde Liegende erschien.  Aus gleichem Grunde
verlaeuft sich im Reflexions-Urtheile die Fortbewegung des Bestimmens
_am Subjekte_, weil dieses Urtheil das _reflektirte Ansichseyn_ zu
seiner Bestimmung hat.  Das Wesentliche ist daher hier das
_Allgemeine_ oder das Praedikat; es macht daher das zu _Grunde
Liegende_ aus, an welchem das Subjekt zu messen, und ihm entsprechend
zu bestimmen ist.--Jedoch erhaelt auch das Praedikat durch die weitere
Fortbildung der Form des Subjekts eine weitere Bestimmung, jedoch
_indirekt_, jene dagegen zeigt sich auf dem angegebenen Grunde als
_direkte_ Fortbestimmung.

Was die objektive Bedeutung des Urtheils betrifft, so tritt das
Einzelne durch seine Allgemeinheit in das Daseyn, aber als in einer
wesentlichen Verhaeltnissbestimmung, einer durch die Mannigfaltigkeit
der Erscheinung hindurch sich erhaltenden Wesentlichkeit; das Subjekt
_soll_ das an und fuer sich Bestimmte seyn; diese Bestimmtheit hat es
in seinem Praedikate.  Das Einzelne ist anderer Seits in diess sein
Praedikat reflektirt, welches dessen allgemeines Wesen; das Subjekt
ist insofern das Existirende und Erscheinende.  Das Praedikat
_inhaerirt_ in diesem Urtheile nicht mehr dem Subjekte; es ist
vielmehr das _Ansichseyende_, unter welches jenes Einzelne als ein
Accidentelles _subsumirt_ ist.  Wenn die Urtheile des Daseyns auch
als _Urtheil_ der _Inhaerenz_ bestimmt werden koennen, so sind die
Urtheile der Reflexion vielmehr _Urtheile der Subsumtion_.


a.  Das singulare Urtheil.


Das unmittelbare Reflexions-Urtheil ist nun wieder: _Das Einzelne ist
allgemein_; aber Subjekt und Praedikat in der angegebenen Bedeutung;
es kann daher naeher so ausgedrueckt werden: _Dieses ist ein wesentlich
Allgemeines_.  Jenes seiner allgemeinen Form nach _positive_ Urtheil
ueberhaupt muss negativ genommen werden.  Aber indem das Urtheil der
Reflexion nicht bloss ein Positives ist, so geht die Negation nicht
direkt das Praedikat an, das nicht inhaerirt, sondern das
_Ansichseyende_ ist.  Das Subjekt ist vielmehr das Veraenderliche und
zu Bestimmende.  Das negative Urtheil ist hier daher so zu fassen:
_Nicht ein Dieses_ ist ein Allgemeines der Reflexion; ein solches
_Ansich_ hat eine allgemeinere Existenz als nur in einem Diesen.  Das
singulaere Urtheil hat hiermit seine naechste Wahrheit im
_partikularen_.


b.  Das partikulare Urtheil.


Die Nichteinzelnheit des Subjekts, welche statt seiner Singularitaet
im ersten Reflexions-Urtheile gesetzt werden muss, ist die
_Besonderheit_.  Aber die Einzelnheit ist im Reflexions-Urtheile als
_wesentliche Einzelnheit_ bestimmt; die Besonderheit kann daher nicht
_einfache, abstrakte_ Bestimmung seyn, in welcher das Einzelne
aufgehoben, das Existirende zu Grunde gegangen waere, sondern nur als
eine Erweiterung desselben in aeusserer Reflexion; das Subjekt ist
daher: _Einige Diese_, oder eine _besondere Menge_ von _Einzelnen_.

Diess Urtheil: _Einige Einzelne sind ein Allgemeines der Reflexion_,
erscheint zunaechst als positives Urtheil, aber ist ebenso wohl auch
negativ; denn _Einiges_ enthaelt die Allgemeinheit; nach dieser kann
es als _komprehensiv_ betrachtet werden; aber insofern es
Besonderheit ist, ist es ihr ebenso sehr nicht angemessen.  Die
_negative_ Bestimmung, welche das Subjekt durch den Uebergang des
singularen Urtheils erhalten hat, ist, wie oben gezeigt, auch
Bestimmung der Beziehung, der Kopula.--In dem Urtheile, _einige_
Menschen sind glueckselig, liegt _die unmittelbare Konsequenz: einige_
Menschen sind _nicht_ glueckselig.  Wenn _einige_ Dinge nuetzlich sind,
so sind eben deswegen _einige_ Dinge _nicht_ nuetzlich.  Das positive
und negative Urtheil fallen nicht mehr aussereinander, sondern das
partikulare enthaelt unmittelbar beide zugleich, eben weil es ein
Reflexions-Urtheil ist.--Aber das partikulare Urtheil ist darum
_unbestimmt_.

Betrachten wir weiter in dem Beispiele eines solchen Urtheils das
Subjekt, _einige Menschen, Thiere u. s. f_, so enthaelt es ausser der
partikularen Formbestimmung. _Einige_, auch noch die
Inhaltsbestimmung: _Mensch_ u. s. f.  Das Subjekt des singularen
Urtheils konnte heissen: _Dieser Mensch_, eine Singularitaet, die
eigentlich dem aeusserlichen Monstriren angehoert; es soll daher
vielmehr lauten, etwa _Cajus_.  Aber das Subjekt des partikularen
Urtheils kann nicht mehr seyn: _Einige Caji_; denn Cajus soll ein
Einzelner als solcher seyn. _Dem Einigen_ wird daher ein
allgemeinerer _Inhalt_ beigegeben, etwa _Menschen, Thieren u. s. f._.
Diess ist nicht bloss ein empirischer, sondern durch die Form des
Urtheils bestimmter Inhalt; er ist naemlich ein _Allgemeines_, weil
_Einige_ die Allgemeinheit enthaelt, und sie zugleich von den
Einzelnen, da die reflektirte Einzelnheit zu Grunde liegt, getrennt
seyn muss.  Naeher ist sie auch die _allgemeine Natur_, oder die
_Gattung_ Mensch, Thier;--diejenige Allgemeinheit, welche das
Resultat des Reflexions-Urtheils ist, _anticipirt_; wie auch das
positive Urtheil, indem es _das Einzelne_ zum Subjekt hat, die
Bestimmung anticipirte, welche Resultat des Urtheils des Daseyns ist.

Das Subjekt, das die Einzelnen, deren Beziehung zur Besonderheit, und
die allgemeine Natur enthaelt, ist insofern schon gesetzt als die
Totalitaet der Begriffsbestimmungen.  Aber diese Betrachtung ist
eigentlich eine aeusserliche.  Was im Subjekte schon in _Beziehung_ auf
einander durch seiner Form zunaechst gesetzt ist, ist die
_Erweiterung_ des _Diesen_ zur Besonderheit; allein diese
Verallgemeinerung ist ihm nicht angemessen; _Dieses_ ist ein
vollkommen Bestimmtes, _einiges Dieses_ aber ist unbestimmt.  Die
Erweiterung soll dem Diesen zukommen, also ihm entsprechend,
_vollkommen bestimmt_ seyn; eine solche ist die Totalitaet, oder
zunaechst _Allgemeinheit_ ueberhaupt.

Diese Allgemeinheit hat das _Dieses_ zu Grunde liegen, denn das
Einzelne ist hier das in sich Reflektirte; seine weiteren
Bestimmungen verlaufen sich daher _aeusserlich_ an ihm, und wie die
Besonderheit sich deswegen als _Einige_ bestimmte, so ist die
Allgemeinheit, die das Subjekt erlangt hat, Allheit, und das
partikulare Urtheil ist in das _universelle_ uebergegangen.


c.  Das universelle Urtheil.


Die Allgemeinheit, wie sie am Subjekte des universellen Urtheils ist,
ist die aeussere Reflexions-Allgemeinheit, _Allheit; Alle_ sind alle
_Einzelne_; das Einzelne ist unveraendert darin.  Diese Allgemeinheit
ist daher nur ein _Zusammenfassen_ der fuer sich bestehenden Einzelnen;
sie ist eine _Gemeinschaftlichkeit_, welche ihnen nur in der
_Vergleichung_ zukommt.--Diese Gemeinschaftlichkeit pflegt dem
subjektiven _Vorstellen_ zunaechst einzufallen, wenn von Allgemeinheit
die Rede ist.  Als der zunaechst liegende Grund, warum eine Bestimmung
als eine allgemeine angesehen werden soll, wird angegeben, _weil sie
Mehreren zukomme_.  In der _Analysis_ schwebt vornehmlich auch dieser
Begriff von Allgemeinheit vor, indem z.B. die Entwickelung einer
Funktion an einem _Polynomium_ fuer das _Allgemeinere_ gilt, als die
Entwickelung derselben an einem _Binomium_; weil das _Polynomium
mehrere Einzelnheiten_ darstellt, als das _Binomium_.  Die Forderung,
dass die Funktion in ihrer Allgemeinheit dargestellt wuerde, verlangt
eigentlich ein _Pantonomium_, die erschoepfte Unendlichkeit; aber hier
stellt sich von selbst die Schranke jener Forderung ein, und die
Darstellung der _unendlichen_ Menge muss sich mit dem _Sollen_
derselben, und daher auch mit einem _Polynomium_ begnuegen.  In der
That aber ist in den Faellen des Binomium schon das Pantonomium, in
denen die _Methode_ oder _Regel_ nur die Abhaengigkeit Eines Gliedes
von Einem andern betrifft, und die Abhaengigkeit Mehrerer Glieder von
ihren vorhergehenden sich nicht partikularisirt, sondern eine und
dieselbe Funktion zu Grunde liegen bleibt.  Die _Methode_ oder
_Regel_ ist als das wahrhaft _Allgemeine_ anzusehen; in der
Fortsetzung der Entwickelung, oder in der Entwickelung eines
Polynomiums wird sie nur _wiederholt_; sie gewinnt somit durch die
vergroesserte Mehrheit der Glieder nichts an Allgemeinheit.  Es ist von
der schlechten Unendlichkeit und deren Taeuschung schon frueher die
Rede gewesen; die Allgemeinheit des Begriffs ist das _erreichte
Jenseits_; jene Unendlichkeit aber bleibt mit dem Jenseits als einem
Unerreichbaren behaftet, insofern sie der blosse _Progress_ ins
Unendliche bleibt.  Wenn bei der Allgemeinheit nur die _Allheit_
vorschwebt, eine Allgemeinheit, welche in den Einzelnen als Einzelnen
erschoepft werden soll, so ist diess ein Rueckfall in jene schlechte
Unendlichkeit; oder aber es wird auch nur die _Vielheit_ fuer Allheit
genommen.  Die Vielheit jedoch, so gross sie auch sey, bleibt
schlechthin nur Partikularitaet, und ist nicht Allheit.--Es schwebt
aber dabei die an und fuer sich seyende Allgemeinheit des _Begriffs_
dunkel vor; er ist es, der gewaltsam ueber die beharrliche Einzelnheit,
woran sich die Vorstellung haelt, und ueber das Aeusserliche ihrer
Reflexion hinaustreibt, und die Allheit _als Totalitaet_, oder
vielmehr das kategorische An- und Fuersichseyn unterscheidet.

Diess zeigt sich auch sonst an der Allheit, welche ueberhaupt die
_empirische_ Allgemeinheit ist.  Insofern das Einzelne als ein
Unmittelbares vorausgesetzt ist, daher _vorgefunden_ und aeusserlich
_aufgenommen_ wird, ist ihm die Reflexion, welche es zur Allheit
zusammenfasst, ebenso aeusserlich.  Weil aber das einzelne als _Dieses_
schlechthin gleichgueltig gegen diese Reflexion ist, so koennen sich
die Allgemeinheit und solches Einzelnes nicht zu einer Einheit
vereinigen.  Die empirische Allheit _bleibt_ darum eine _Aufgabe_;
ein _Sollen_, welches so nicht als Seyn dargestellt werden kann.  Ein
empirisch-allgemeiner Satz, denn es werden deren doch aufgestellt,
beruht nun auf der stillschweigenden Uebereinkunft, dass wenn nur
keine _Instanz_ des Gegentheils angefuehrt werden koenne, die
_Mehrheit_ von Faellen fuer _Allheit_ gelten solle; oder dass die
_subjektive_ Allheit, naemlich die der _zur Kenntniss gekommenen_ Faelle,
fuer eine _objektive_ Allheit genommen werden duerfe.

Naeher nun das _universelle Urtheil_, bei dem wir stehen, betrachtet,
so hat das Subjekt, das, wie vorhin bemerkt worden, die an- und
fuersichseyende Allgemeinheit _als vorausgesetzt_ enthaelt, dieselbe
nun auch als _gesetzte_ an ihm. _Alle Menschen_ drueckt _erstlich_ die
_Gattung_ Mensch aus, _zweitens_ diese Gattung in ihrer Vereinzelung,
aber so, dass die Einzelnen zugleich zur Allgemeinheit der Gattung
erweitert sind; umgekehrt ist die Allgemeinheit durch diese
Verknuepfung mit der Einzelnheit ebenso vollkommen bestimmt, als die
Einzelnheit; hierdurch ist die _gesetzte_ Allgemeinheit _der
vorausgesetzten gleich_ geworden.

Eigentlich aber ist nicht auf das _Vorausgesetzte_ zum Voraus
Ruecksicht zu nehmen, sondern das Resultat an der Formbestimmung fuer
sich zu betrachten.--Die Einzelnheit, indem sie sich zur Allheit
erweitert hat, ist _gesetzt_ als Negativitaet, welche identische
Beziehung auf sich ist.  Sie ist damit nicht jene erste Einzelnheit
geblieben, wie z.B. die eines Cajus, sondern ist die mit der
Allgemeinheit identische Bestimmung, oder das absolute Bestimmtseyn
des Allgemeinen.--Jene _erste_ Einzelnheit des singularen Urtheils
war nicht die _unmittelbare_ des positiven Urtheils des Daseyns
ueberhaupt entstanden; sie war schon bestimmt, die _negative
Identitaet_ der Bestimmungen jenes Urtheils zu seyn.  Diess ist die
wahrhafte Voraussetzung im Reflexions-Urtheil; gegen das an diesem
sich verlaufende Setzen war jene _erste_ Bestimmtheit der Einzelnheit
das _Ansich_ derselben; was sie somit _ansich_ ist, ist nun durch die
Bewegung des Reflexions-Urtheils _gesetzt_, naemlich die Einzelnheit
als identische Beziehung des Bestimmten auf sich selbst.  Dadurch ist
jene _Reflexion_, welche die Einzelnheit zur Allheit erweitert, eine
ihr nicht aeusserliche; sondern es wird dadurch nur _fuer sich_, was sie
schon _an sich_ ist.--Das Resultat ist somit in Wahrheit die
_objektive Allgemeinheit_.  Das Subjekt hat insofern die
Formbestimmung des Reflexions-Urtheils, welche vom _Diesen_ durch
_Einiges_ zur _Allheit_ hindurchging abgestreift; statt _Alle
Menschen_ ist nunmehr zu sagen: _der Mensch_.

Die Allgemeinheit, welche hierdurch entstanden ist, ist _die Gattung_;
die Allgemeinheit, welche an ihr selbst Konkretes ist.  Die Gattung
_inhaerirt_ dem Subjekte nicht, oder ist nicht eine _einzelne_
Eigenschaft, ueberhaupt nicht eine Eigenschaft desselben; sie enthaelt
alle vereinzelnte Bestimmtheit in ihrer substantiellen Gediegenheit
aufgeloest.--Sie ist darum, weil sie als diese negative Identitaet mit
sich gesetzt ist, wesentlich Subjekt; aber ist ihrem Praedikate nicht
mehr _subsumirt_.  Hiermit veraendert sich nun ueberhaupt die Natur des
Reflexions-Urtheils.

Dasselbe war wesentlich Urtheil der _Subsumtion_.  Das Praedikat war
als das _ansichseyende_ Allgemeiner gegen sein Subjekt bestimmt;
seinem Inhalte nach konnte es als wesentliche Verhaeltnissbestimmung
oder auch als Merkmal genommen werden;--eine Bestimmung, nach welcher
das Subjekt nur eine wesentliche _Erscheinung_ ist.  Aber zur
_objektiven Allgemeinheit_ bestimmt, hoert es auf, unter solche
Verhaeltnissbestimmung, oder zusammenfassende Reflexion subsumirt zu
seyn; solches Praedikat ist gegen dies Allgemeinheit vielmehr ein
Besonderes.  Das Verhaeltniss von Subjekt und Praedikat hat sich somit
umgekehrt, und das Urtheil sich insofern zunaechst aufgehoben.

Diese Aufhebung des Urtheils faellt mit dem zusammen, was die
_Bestimmung der Kopula_ wird, die wir noch zu betrachten haben; die
Aufhebung der Urtheilsbestimmungen und ihr Uebergang in die Kopula
ist dasselbe.--Insofern naemlich das Subjekt sich in die Allgemeinheit
erhoben hat, ist es in dieser Bestimmung dem Praedikate gleich
geworden, welches als die reflektirte Allgemeinheit auch die
Besonderheit in sich begreift; Subjekt und Praedikat sind daher
identisch, d. i. sie sind in die Kopula zusammengegangen.  Diese
Identitaet ist die Gattung, oder an und fuer sich seyende Natur eines
Dings.  Insofern dieselbe also sich wieder in ein Urtheil dirimirt,
ist es die _innere Natur_, wodurch sich Subjekt und Praedikat auf
einander beziehen:--eine Beziehung der _Nothwendigkeit_, worin jene
Urtheilsbestimmungen nur unwesentliche Unterschiede sind. _Was allen
Einzelnen einer Gattung zukommt, kommt durch ihre Natur der Gattung
zu_,--ist eine unmittelbare Konsequenz, und der Ausdruck dessen, was
sich vorhin ergab, dass das Subjekt z.B. _alle Menschen_, seine
Formbestimmung abstreift, und _der Mensch_ dafuer zu sagen ist.
--Dieser an und fuer sich seyende Zusammenhang macht die Grundlage
eines neuen Urtheils aus;--_des Urtheils der Nothwendigkeit_.


C. Das Urtheil der Nowthwendigkeit.


Die Bestimmung, zu der sich die Allgemeinheit fortgebildet hat, ist,
wie sich ergeben, die _an- und fuersichseyende_ oder _objektive
Allgemeinheit_, der in der Sphaere des Wesens die _Substantialitaet_
entspricht.  Sie unterscheidet sich von dieser dadurch, dass sie dem
_Begriffe_ angehoert, und dadurch nicht nur die _innere_, sondern auch
die _gesetzte_ Nothwendigkeit ihrer Bestimmungen, oder dass _der
Unterschied_ ihr immanent ist, wogegen die Substanz den ihrigen nur
in ihren Accidenzen, nicht aber als Princip in sich selbst hat.

Im Urtheil ist nun diese objektive Allgemeinheit _gesetzt_; somit
_erstlich_ mit dieser ihrer wesentlichen Bestimmtheit, als ihr
immanent, zweitens als von ihr als _Besonderheit_ verschieden, von
der jene Allgemeinheit die substantielle Grundlage ausmacht.  Sie ist
auf diese Weise als _Gattung_ und _Art_ bestimmte.


a.  Das kategorische Urtheil.


Die _Gattung theilt_ sich, oder stoesst sich wesentlich in _Arten_ ab;
sie ist Gattung, nur insofern sie Arten unter sich begreift; die Art
ist Art nur, insofern sie einer Seits in Einzelnen existirt, anderer
Seits in der Gattung eine hoehere Allgemeinheit ist.--Das
_kategorische Urtheil_ hat nun eine solche Allgemeinheit zum
Praedikate, an dem das Subjekt seine _immanente_ Natur hat.  Es ist
aber selbst das erste oder _unmittelbare_ Urtheil der Nothwendigkeit;
daher die Bestimmtheit des Subjekts, wodurch es gegen die Gattung
oder Art ein Besonderes oder Einzelnes ist, insofern der
Unmittelbarkeit aeusserlicher Existenz angehoert.--Die objektive
Allgemeinheit aber hat ebenso hier nur erst ihre _unmittelbare_
Partikularisation; einer Seits ist sie darum selbst eine bestimmte,
gegen welche es hoehere Gattungen giebt;--anderer Seits ist sie nicht
gerade die _naechste_, d. h. deren Bestimmtheit nicht gerade das
Princip der specifischen Besonderheit des Subjekts ist.  Was aber
daran _nothwendig_ ist, ist die _substantielle Identitaet_ des
Subjekts und Praedikates, gegen welche das Eigene, wodurch sich jenes
von diesem unterscheidet, nur als ein unwesentliches Gesetztseyn,
--oder auch nur ein Namen ist; das Subjekt ist in seinem Praedikate in
sein An- und Fuersichseyn reflektirt.--Ein solches Praedikat sollte mit
den Praedikaten der bisherigen Urtheile nicht zusammengestellt werden;
wenn z.B. die Urtheile:

die Rose ist roth,

die Rose ist eine Pflanze,

oder: dieser Ring ist gelb,

er ist Gold,

in Eine Klasse zusammengeworfen, und eine so aeusserliche Eigenschaft,
wie die Farbe einer Blume als ein gleiches Praedikat mit ihrer
vegetabilischen Natur genommen wird, so wird ein Unterschied
uebersehen, der dem gemeinsten Auffassen auffallen muss.--Das
kategorische Urtheil ist daher bestimmt von dem positiven und
negativen Urtheile zu unterscheiden; in diesen ist das, was vom
Subjekt ausgesagt wird, ein _einzelner zufaelliger_ Inhalt, in jenem
ist er die Totalitaet der in sich reflektirten Form.  Die Kopula hat
daher in ihm die Bedeutung der _Nothwendigkeit_, in jenen nur des
abstrakten, unmittelbaren _Seyns_.

Die _Bestimmtheit_ des Subjekts, wodurch es ein _Besonderes_ gegen
das Praedikat ist, ist zunaechst noch ein _Zufaelliges_; Subjekt und
Praedikat sind nicht durch die _Form_ oder _Bestimmtheit_ als
nothwendige bezogen; die Nothwendigkeit ist daher noch als _innere_.
--Das Subjekt aber ist Subjekt nur als _Besonderes_, und insofern es
objektive Allgemeinheit hat, soll es sie wesentlich nach jener erst
unmittelbaren Bestimmtheit haben.  Das Objektiv-Allgemeine, indem es
sich _bestimmt_, d. i. sich ins Urtheil setzt, ist wesentlich in
identischer Beziehung mit dieser aus ihm abgestossenen _Bestimmtheit_
als solcher, d. i. sie ist wesentlich, nicht als bloss Zufaelliges zu
setzen.  Das kategorische Urtheil entspricht erst durch diese
_Nothwendigkeit_ seines unmittelbaren Seyns seiner objektiven
Allgemeinheit, und ist auf diese Weise in das _hypothetische Urtheil_
uebergegangen.


b.  Das hypothetische Urtheil.


_Wenn A ist, so ist B_; oder _das Seyn des A ist nicht sein eigenes
Seyn, sondern das Seyn eines Andern, des B_.--Was in diesem Urtheil
gesetzt ist, ist der _nothwendige Zusammenhang_ von unmittelbaren
Bestimmtheiten, welcher im kategorischen Urtheile noch nicht gesetzt
ist.--Es sind hier _zwei_ unmittelbare Existenzen, oder aeusserlich
zufaellige, deren im kategorischen Urtheile zunaechst nur eine, das
Subjekt, ist; indem aber das eine aeusserlich gegen das andere ist, so
ist unmittelbar diess andere auch aeusserlich gegen das erste.--Nach
dieser Unmittelbarkeit ist der _Inhalt_ beider Seiten noch ein
gleichgueltiger gegen einander; diess Urtheil ist daher zunaechst ein
Satz der leeren Form.  Nun ist die Unmittelbarkeit _erstlich_ zwar
als solche ein selbststaendiges, konkretes _Seyn_; aber _zweitens_ ist
die Beziehung desselben das wesentliche; jenes Seyn ist daher ebenso
sehr als blosse _Moeglichkeit_; das hypothetische Urtheil enthaelt nicht,
_dass A ist_, oder dass B _ist_, sondern nur _wenn_ eines ist, so ist
das andere; nur der Zusammenhang der Extreme ist gesetzt als seyend,
nicht sie selbst.  Vielmehr ist in dieser Nothwendigkeit jedes
gesetzt, als ebenso sehr das _Seyn eines Andern_.--Der Satz der
Identitaet sagt aus: A ist nur A, nicht B; und B ist nur B, nicht A;
im hypothetischen Urtheil ist dagegen das Seyn der endlichen Dinge
nach ihrer formellen Wahrheit durch den Begriff gesetzt, dass naemlich
das Endliche sein eigenes Seyn, aber ebenso sehr nicht das _seinige_,
sondern das Seyn eines Andern ist.  In der Sphaere des Seyns
_veraendert_ sich das Endliche, es wird zu einem Andern; in der Sphaere
des Wesens ist es _Erscheinung_ und gesetzt, dass sein Seyn darin
besteht, dass ein Anderes an ihm _scheint_, und die _Nothwendigkeit_
ist die _innere_, noch nicht als solche gesetzte, Beziehung.  Der
Begriff aber ist diess, dass diese Identitaet _gesetzt_ ist, und dass das
Seyende nicht die abstrakte Identitaet mit sich, sondern die
_konkrete_ ist, und unmittelbar an ihm selbst das Seyn eines Andern.

Das hypothetische Urtheil kann durch die Reflexions-Verhaeltnisse in
naeherer Bestimmtheit genommen werden, als Verhaeltniss von _Grund_ und
_Folge, Bedingung_ und _Bedingtem, Kausalitaet_ u. s. f.  Wie im
kategorischen Urtheile die Substantialitaet, so ist im hypothetischen
der Zusammenhang der Kausalitaet in seiner Begriffsform.  Dieses und
die andern Verhaeltnisse stehen saemmtlich unter ihm, sind aber hier
nicht mehr als Verhaeltnisse von _selbststaendigen Seiten_, sondern
diese sind wesentlich nur als Momente Einer und derselben Identitaet.
--Jedoch sind sie in ihm noch nicht nach den Begriffsbestimmungen als
Einzelnes oder Besonderes und Allgemeines entgegengesetzt, sondern
nur erst als _Momente ueberhaupt_.  Das hypothetische Urtheil hat
insofern mehr die Gestalt eines Satzes; wie das partikulare Urtheil
von unbestimmtem Inhalte ist, so ist das hypothetische von
unbestimmter Form, indem sein Inhalt sich nicht in der Bestimmung von
Subjekt und Praedikat verhaelt.--Doch _an sich_ ist das Seyn, da es das
Seyn des Andern ist, eben dadurch _Einheit seiner selbst_ und _des
Andern_, und hiermit _Allgemeinheit_; es ist damit zugleich
eigentlich nur ein _Besonderes_, da es Bestimmtes, und in seiner
Bestimmtheit sich nicht bloss auf sich Beziehendes ist.  Es ist aber
nicht die _einfache_ abstrakte Besonderheit gesetzt, sondern durch
die _Unmittelbarkeit_, welche die _Bestimmtheiten haben_, sind die
Momente derselben als unterschiedene; zugleich durch die Einheit
derselben, die ihre Beziehung ausmacht, ist die Besonderheit auch als
die Totalitaet derselben.--Was in Wahrheit daher in diesem Urtheile
gesetzt ist, ist die Allgemeinheit, als die konkrete Identitaet des
Begriffs, dessen Bestimmungen kein Bestehen fuer sich haben, sondern
nur in ihr gesetzte Besonderheiten sind.  So ist es das _disjunktive
Urtheil_.


c.  Das disjunktive Urtheil.


Im kategorischen Urtheil ist der Begriff als objektive Allgemeinheit,
und eine aeusserliche Einzelnheit.  Im hypothetischen tritt an dieser
Aeusserlichkeit der Begriff in seiner negativen Identitaet hervor;
durch diese erhalten sie die nun im disjunktiven Urtheile gesetzte
Bestimmtheit, welche sie im ersten unmittelbar haben.  Das
disjunktive Urtheil ist daher die objektive Allgemeinheit zugleich in
der Vereinigung mit der Form gesetzt.  Es enthaelt also _erstens_ die
konkrete Allgemeinheit oder die Gattung, in _einfacher_ Form, als das
Subjekt; _zweitens dieselbe_ aber als Totalitaet ihrer unterschiedenen
Bestimmungen.  A ist entweder B oder C. Diess ist die _Nothwendigkeit
des Begriffs_, worin _erstens_ die Dieselbigkeit beider Extreme
einerlei Umfang, Inhalt und Allgemeinheit ist; _zweitens_ sind sie
nach der Form der Begriffsbestimmungen unterschieden, so dass aber um
jener Identitaet willen diese als _blosse Form_ ist.  Drittens
erscheint die identische objektive Allgemeinheit deswegen als das in
sich Reflektirte gegen die unwesentliche Form, als _Inhalt_, der aber
an ihm selbst die Bestimmtheit der Form hat; das eine Mal als die
einfache Bestimmtheit der _Gattung_; das andere Mal eben diese
Bestimmtheit als in ihren Unterschied entwickelt,--auf welche Weise
sie die Besonderheit der _Arten_, und deren _Totalitaet_, die
Allgemeinheit der Gattung, ist.--Die Besonderheit in ihrer
Entwickelung macht das _Praedikat_ aus, weil sie insofern das
_Allgemeinere_ ist, als sie die ganze allgemeine Sphaere des Subjekts,
aber auch dieselbe in der Auseinandersetzung der Besonderung enthaelt.

Diese Besonderung naeher betrachtet, so macht _vor's Erste_ die
Gattung die substantielle Allgemeinheit der Arten aus; das Subjekt
ist daher _sowohl B als C_; dieses _sowohl als_ bezeichnet die
_positive_ Identitaet des Besondern mit dem Allgemeinen; diess
objektive Allgemeine erhaelt sich vollkommen in seiner Besonderheit.
Die Arten _zweitens schliessen sich gegenseitig aus; A ist entweder B
oder C_; denn sie sind der _bestimmte Unterschied_ der allgemeinen
Sphaere.  Diess _Entweder-Oder_ ist die _negative_ Beziehung derselben.
In dieser sind sie aber ebenso identisch als in jener; die Gattung
ist ihre _Einheit_ als _bestimmter_ Besonderen.--Waere die Gattung
eine abstrakte Allgemeinheit, wie in den Urtheilen des Daseyns, so
waeren die Arten auch nur als _verschiedene_ und gegen einander
gleichgueltige zu nehmen; sie ist aber nicht jene aeussere, nur durch
_Vergleichung_ und _Weglassung_ entstandene Allgemeinheit, sondern
ihre immanente und konkrete.--Ein empirisches disjunktives Urtheil
ist ohne Nothwendigkeit; A ist entweder B oder C oder D u. s. f.,
weil die Arten B, C, D u. s. f. sich _vorgefunden_ haben; es kann
eigentlich kein _Entweder-Oder_ dadurch ausgesprochen werden; denn
solche Arten machen nur etwa eine subjektive Vollstaendigkeit aus; die
_eine_ Art schliesst zwar die _andere_ aus, aber _Entweder Oder_
schliesst _jede weitere_ aus, und schliesst eine totale Sphaere in sich
ab.  Diese Totalitaet hat ihre _Nothwendigkeit_ in der negativen
Einheit des Objektiv-Allgemeinen, welches die Einzelnheit in sich
aufgeloest, und als einfaches _Princip_ des Unterschieds immanent in
sich hat, wodurch die Arten _bestimmt_ und _bezogen_ sind.  Die
empirischen Arten dagegen haben ihre Unterschiede an irgend einer
Zufaelligkeit, die ein aeusserliches Princip, oder daher nicht _ihr_
Princip, somit auch nicht die immanente Bestimmtheit der Gattung ist;
sie sind darum nach ihrer Bestimmtheit auch nicht auf einander
bezogen.--Durch die _Beziehung_ ihrer Bestimmtheit machen die Arten
aber die Allgemeinheit des Praedikats aus.--Die sogenannten
_kontraeren_ und _kontradiktorischen_ Begriffe sollten hier eigentlich
erst ihre Stelle finden; denn im disjunktiven Urtheile ist der
wesentliche Begriffsunterschied gesetzt; aber sie haben darin auch
zugleich ihre Wahrheit, dass naemlich das Kontradiktorisch
unterschieden ist.  Kontraer sind die Arten, insofern sie nur
_verschieden_ sind, naemlich durch die Gattung als ihre objektive
Natur haben sie ein an- und fuersichseynendes Bestehen;
_kontradiktorisch_, insofern sie sich ausschliessen.  Jede dieser
Bestimmungen fuer sich ist aber einseitig und ohne Wahrheit; im
_Entweder-Oder_ des disjunktiven Urtheils ist ihre Einheit als ihre
Wahrheit gesetzt, nach welcher jenes selbststaendiges Bestehen als
_konkrete Allgemeinheit_ selbst auch das _Princip_ der negativen
Einheit ist, wodurch sie sich gegenseitig ausschliessen.

Durch die so eben aufgezeigte Identitaet des Subjekts und Praedikats
nach der negativen Einheit ist die Gattung im disjunktiven Urtheile
als die _naechste_ bestimmt.  Dieser Ausdruck deutet zunaechst auf
einen blossen Quantitaets-Unterschied von _Mehr_ oder _Weniger_
Bestimmungen, die ein Allgemeines gegen eine unter ihm stehende
Besonderheit enthalte.  Es bleibt hiernach zufaellig, was eigentlich
die naechste Gattung ist.  Insofern aber die Gattung als ein bloss
durch Weglassen von Bestimmungen gebildetes Allgemeines genommen wird,
kann sie eigentlich kein disjunktives Urtheil bilden; denn es ist
zufaellig, ob die Bestimmtheit etwa in ihr noch geblieben sey, welche
das Princip des _Entweder-Oder_ ausmacht; die Gattung waere ueberhaupt
nicht nach ihrer _Bestimmtheit_ in den Arten dargestellt, und diese
koennten nur eine zufaellige Vollstaendigkeit haben.  In dem
kategorischen Urtheile ist die Gattung zunaechst nur in dieser
abstrakten Form gegen das Subjekt, daher nicht nothwendig die ihm
naechste Gattung, und insofern aeusserlich.  Indem aber die Gattung als
konkrete wesentlich _bestimmte_ Allgemeinheit ist, so ist sie als die
einfache Bestimmtheit die Einheit von den _Begriffs-Momenten_, welche
in jener Einfachheit nur aufgehoben sind, aber ihren realen
Unterschied in den Arten haben.  Die Gattung ist daher insofern die
_naechste_ einer Art, als diese ihre specifische Unterscheidung an der
wesentlichen Bestimmtheit jener, und die Arten ueberhaupt ihre
unterschiedene Bestimmung als Princip in der Natur der Gattung haben.

Die so eben betrachtete Seite macht die Identitaet des Subjekts und
Praedikats nach der Seite des _Bestimmtseyns_ ueberhaupt aus; eine
Seite, die durch das hypothetische Urtheil gesetzt worden, dessen
Nothwendigkeit eine Identitaet Unmittelbarer und Verschiedener, daher
wesentlich als negative Einheit ist.  Diese negative Einheit ist es
ueberhaupt, welche das Subjekt und Praedikat abscheidet, die aber
nunmehr selbst als unterschieden gesetzt ist, im Subjekte als
_einfache_ Bestimmtheit, im Praedikate als _Totalitaet_.  Jenes
Abscheiden des Subjekts und Praedikats ist der _Begriffsunterschied_;
die _Totalitaet_ der _Arten_ im Praedikat kann aber eben _so kein
anderer_ seyn.--Die _Bestimmung_ der _disjunktiven_ Glieder gegen
einander ergiebt sich also hierdurch.  Sie reducirt sich auf den
Unterschied des Begriffes, denn es ist nur dieser, der sich
disjungirt, und in seiner Bestimmung seine negative Einheit offenbart.
Uebrigens kommt die Art hier nur in Betracht nach ihrer einfachen
Begriffsbestimmtheit, nicht nach der _Gestalt_, wie sie aus der Idee
in weitere selbststaendige _Realitaet_ getreten ist; diese _faellt_
allerdings in dem einfachen Princip der Gattung _weg_; aber die
_wesentliche_ Unterscheidung muss Moment des Begriffs seyn.  In dem
hier betrachteten Urtheil ist eigentlich durch die _eigene_
Fortbestimmung des Begriffs nunmehr selbst seine Disjunktion
_gesetzt_, dasjenige, was sich beim Begriff als seine an- und
fuersichseyende Begriff, als seine Unterscheidung in bestimmte
Begriffe ergeben hat.--Weil er nun das Allgemeine, die positive
ebenso sehr, wie die negative Totalitaet der Besondern ist, so ist _er
selbst_ eben dadurch auch unmittelbar _eines seiner disjunktiven
Glieder_; das _andere_ aber ist diese Allgemeinheit in _ihre
Besonderheit_ aufgeloest, oder die Bestimmtheit des Begriffs, _als
Bestimmtheit_; in welcher eben die Allgemeinheit sich als die
Totalitaet darstellt.--Wenn die Disjunktion einer Gattung in Arten
noch nicht diese Form erreicht hat, so ist diess ein Beweis, dass sie
sich nicht zur Bestimmtheit des Begriffes erhoben, und nicht aus ihm
hervorgegangen ist.--Die _Farbe_ ist entweder violet, indigoblau,
hellblau, gruen, gelb, orange, oder roth;--solcher Disjunktion ist
ihre auch empirische Vermischung und Unreinheit sogleich anzusehen;
sie ist von dieser Seite, fuer sich betrachtet, schon barbarisch zu
nennen.  Wenn die Farbe als die _konkrete Einheit_ von Hell und
Dunkel begriffen worden, so hat diese _Gattung_ die _Bestimmtheit_ an
ihr, welche das _Princip_ ihrer Besonderung in Arten ausmacht.  Von
diesen aber muss die eine die schlechthin einfache Farbe seyn, welche
den Gegensatz gleichschwebend und in ihre Intensitaet eingeschlossen
und negirt enthaelt; ihr gegenueber muss der Gegensatz des Verhaeltnisses
des Hellen und Dunkeln sich darstellen, wozu, da es ein
Natur-Phaenomen betrifft, noch die gleichgueltige Neutralitaet des
Gegensatzes kommen muss.--Vermischungen, wie Violet und Orange, und
Gradunterschiede, wie Indigoblau und Hellblau, fuer Arten zu halten,
kann nur in einem ganz unueberlegten Verfahren seinen Grund haben, das
selbst fuer den Empirismus zu wenig Reflexion zeigt.--Was uebrigens die
Disjunktion, je nachdem sie im Elemente der Natur oder des Geistes
geschieht, fuer unterschiedene und noch naeher bestimmte Formen habe,
gehoert nicht hierher auszufuehren.

Das disjunktive Urtheil hat zunaechst in seinem Praedikate die Glieder
der Disjunktion; aber ebenso sehr ist es selbst disjungirt; sein
Subjekt und Praedikat sind die Glieder der Disjunktion; sie sind die
in ihrer Bestimmtheit aber zugleich als identisch gesetzten
Begriffs-Momente, als _identisch_ a) in der objektiven Allgemeinheit,
welche in dem Subjekte als die einfache _Gattung_, und in dem
Praedikat als die allgemeine Sphaere und als Totalitaet der
Begriffs-Momente ist, und ss) in der _negativen_ Einheit, dem
entwickelten Zusammenhange der Nothwendigkeit, nach welchem die
_einfache Bestimmtheit_ im Subjekte in den _Unterschied der Arten_
auseinandergegangen, und eben darin deren wesentliche Beziehung und
das mit sich selbst Identische ist.

Diese Einheit, die Kopula dieses Urtheils, worin die Extreme durch
ihre Identitaet zusammen gegangen sind, ist somit der Begriff selbst,
und zwar _als gesetzt_; das blosse Urtheil der Nothwendigkeit hat sich
damit zum _Urtheil des Begriffs_ erhoben.


D. Das Urtheil des Begriffs.


_Urtheile des Daseyns_ faellen zu wissen: _Die Rose_ ist _roth_, der
Schnee ist weiss u. s. f., wird schwerlich dafuer gelten, dass es grosse
Urtheilskraft zeige.  Die _Urtheile der Reflexion_ sind mehr _Saetze_;
in dem Urtheile der Nothwendigkeit ist der Gegenstand zwar in seiner
objektiven Allgemeinheit, aber erst im jetzt zu betrachtenden Urtheil
ist _seine Beziehung auf den Begriff vorhanden_.  Dieser ist darin zu
Grund gelegt, und da er in Beziehung auf den Gegenstand ist als _ein
Sollen_, dem die Realitaet angemessen seyn kann oder auch nicht.
--Solches Urtheil enthaelt daher erst eine wahrhafte Beurtheilung; die
Praedikate _gut, schlecht, wahr schoen, richtig u. s. f._ druecken aus,
dass die Sache an ihrem allgemeinen _Begriffe_, als dem schlechthin
vorausgesetzten _Sollen gemessen_, und in _Uebereinstimmung_ mit
demselben ist, oder nicht.

Man hat das Urtheil des Begriffs Urtheil der _Modalitaet_ genannt, und
sieht es dafuer an, dass es die Form enthalte, wie die Beziehung des
Subjekts und Praedikats sich in einem _aeusserlichen Verstande_ verhalte,
und dass es den Werth der Kopula nur in _Beziehung auf das Denken_
angehe.  Das _problematische_ Urtheil bestehe hiernach darin, wenn
man das Bejahen oder Verneinen als _beliebig_ oder als _moeglich_;
--das _assertorische_, wenn man es als _wahr, d. h. wirklich_, und
das _apodiktische_, wenn man es als _nothwendig_ annehme.--Man sieht
leicht, warum es so nahe liegt, bei diesem Urtheil aus dem Urtheile
selbst herauszutreten, und seine Bestimmung als etwas bloss
_Subjektives_ zu betrachten.  Es ist hier naemlich der Begriff, das
Subjekte, welches am Urtheil wieder hervortritt, und sich zu einer
unmittelbaren Wirklichkeit verhaelt.  Allein diess Subjektive ist nicht
mit der _aeusserlichen Reflexion_ zu verwechseln, die freilich auch
etwas Subjektives ist, aber in anderem Sinne als der Begriff selbst;
dieser, der aus dem disjunktiven Urtheil wieder hervortritt, ist
vielmehr das Gegentheil einer blossen _Art_ und _Weise_.  Die frueheren
Urtheile sind in diesem Sinne nur ein Subjektes, denn sie beruhen auf
einer Abstraktion und Einseitigkeit, in der der Begriff verloren ist.
Das Urtheil des Begriffs ist vielmehr das objektive und die Wahrheit
gegen sie, eben weil ihm der Begriff, aber nicht in aeusserer Reflexion
oder in _Beziehung auf_ ein subjektives, d. h. zufaelliges _Denken_,
in seiner Bestimmtheit als Begriff zu Grunde liegt.

In disjunktiven Urtheile war der Begriff als Identitaet der
allgemeinen Natur mit ihrer Besonderung gesetzt; hiermit hatte sich
das Verhaeltniss des Urtheils aufgehoben.  Dieses _Konkrete_ der
Allgemeinheit und der Besonderung ist zunaechst einfaches Resultat; es
hat sich nun weiter zur Totalitaet auszubilden, indem die Momente, die
es enthaelt, darin zunaechst untergegangen, und noch nicht in
bestimmter Selbststaendigkeit einander gegenueberstehen.--Der Mangel
des Resultats kann bestimmter auch so ausgedrueckt werden, dass im
disjunktiven Urtheile die objektive _Allgemeinheit_ zwar in _ihrer
Besonderung_ vollkommen geworden ist, dass aber die negative Einheit
der letztern nur _in jene_ zurueckgeht, und noch nicht zum Dritten,
_zur Einzelnheit_, sich bestimmt hat.--Insofern aber das Resultat
selbst die _negative Einheit_ ist, so ist es zwar schon diese
_Einzelnheit_; aber so ist es nur diese _Eine_ Bestimmtheit, die nun
ihre Negativitaet _zu setzen_, sich in die _Extreme_ zu dirimiren, und
auf diese Weise vollends _zum Schlusse_ zu entwickeln hat.

Die naechste Diremtion dieser Einheit ist das Urtheil, in welchem sie
das eine Mal als Subjekt, als ein _unmittelbar Einzelnes_, und dann
als Praedikat, als bestimmte Beziehung ihrer Momente gesetzt ist.


a.  Das assertorische Urtheil.


Das Urtheil des Begriffs ist zuerst _unmittelbar_; so ist es das
_assertorische_ Urtheil.  Das Subjekt ist ein konkretes Einzelnes
ueberhaupt, das Praedikat drueckt dasselbe als die _Beziehung_ seiner
_Wirklichkeit_, Bestimmtheit oder _Beschaffenheit_, auf seinen
_Begriff_ aus.  (Diess Haus ist _schlecht_, diese Handlung ist _gut_.)
Naeher enthaelt es also, a) dass das Subjekt etwas seyn _soll_; seine
_allgemeine Natur_ hat sich als der selbststaendige Begriff gesetzt;
b) die _Besonderheit_, welche nicht nur um ihrer Unmittelbarkeit,
sondern um ihrer ausdruecklichen Unterscheidung willen von ihrer
selbststaendigen allgemeinen Natur, als _Beschaffenheit_ und
_aeusserliche Existenz_ ist; diese ist um der Selbststaendigkeit des
Begriffs willen ihrer Seits auch gleichgueltig gegen das Allgemeine,
und kann ihm angemessen oder auch nicht seyn.--Diese Beschaffenheit
ist die _Einzelnheit_, welche ueber die notwendige _Bestimmung_ des
Allgemeinen im disjunktiven Urtheil hinausliegt, eine Bestimmung,
welche nur als die Besonderung der _Art_ und als negatives _Princip_
der Gattung ist.  Insofern ist die konkrete Allgemeinheit, die aus
dem disjunktiven Urtheil hervorgegangen ist, in dem assertorischen
Urtheil in die Form von _Extremen_ entzweit, denen der Begriff selbst
als _gesetzte_, sie beziehende Einheit noch fehlt.

Das Urtheil ist darum nur erst _assertorisch_; seine _Bewaehrung_ ist
eine subjektive _Versicherung_.  Dass Etwas gut oder schlecht, richtig,
passend oder nicht u. s. f. ist, hat seinen Zusammenhang in einem
aeussern Dritten.  Dass er aber _aeusserlich gesetzt_ ist, ist dasselbe,
dass er nur erst _an sich_ oder _innerlich_ ist.--Wenn Etwas gut oder
schlecht u. s. f. ist, wird daher wohl Niemand meinen, dass es nur im
_subjektiven Bewusstseyn_ etwa gut, aber an sich vielleicht schlecht,
oder dass gut und schlecht, richtig, passend u. s. f. nicht Praedikate
der Gegenstaende selbst seyen.  Das bloss Subjektive der Assertion
dieses Urtheils besteht also darin, dass der _an sich_ seyende
Zusammenhang des Subjekts und Praedikats noch nicht _gesetzt_, oder
was dasselbe ist, dass er nur _aeusserlich_ ist; die Kopula ist noch ein
unmittelbares, _abstraktes Seyn_.

Der Versicherung des assertorischen Urtheils steht daher mit eben dem
Rechte die entgegengesetzte gegenueber.  Wenn versichert wird: Diese
Handlung ist gut; so hat die entgegengesetzte: Diese Handlung ist
schlecht, noch gleiche Berechtigung.--Oder _an sich_ betrachtet, weil
das Subjekt des Urtheils _unmittelbares Einzelnes_ ist, hat es in
dieser Abstraktion noch die _Bestimmtheit_ nicht _an ihm_ gesetzt,
welche seine Beziehung auf den allgemeinen Begriff enthielte; es ist
so noch ein Zufaelliges, ebenso wohl dem Begriffe zu entsprechen, oder
auch nicht.  Das Urtheil ist daher wesentlich _problematisch_.


b.  Das problematische Urtheil.


Das _problematische_ Urtheil ist das assertorische, insofern dieses
ebenso wohl positiv als negativ genommen werden muss.--Nach dieser
qualitativen Seite ist das _partikulare_ Urtheil gleichfalls ein
problematisches; denn es gilt ebenso sehr positiv als negativ;
--ingleichen ist am _hypothetischen_ Urtheil das Seyn des Subjekts
und Praedikats problematisch;--auch durch sie ist es gesetzt, dass das
singulare und das kategorische Urtheil noch etwas bloss Subjektives
ist.  Im problematischen Urtheile als solchem ist aber diess Setzen
immanenter als in den erwaehnten Urtheilen, weil in jenem der _Inhalt
des Praedikats die Beziehung des Subjekts auf den Begriff ist_, hier
hiermit _die Bestimmung des Unmittelbaren als eines Zufaelligen_
selbst _vorhanden_ ist.

Zunaechst erscheint es nur als problematisch, ob das Praedikat mit
einem gewissen Subjekte verbunden werden soll oder nicht, und die
Unbestimmtheit faellt insofern in die Kopula.  Fuer das _Praedikat_ kann
daraus keine Bestimmung hervorgehen, denn es ist schon die objektive,
konkrete Allgemeinheit.  Das Problematische geht also die
Unmittelbarkeit des Subjekts an, welche hierdurch als _Zufaelligkeit_
bestimmt wird.--Ferner aber ist darum nicht von der Einzelnheit des
Subjekts zu abstrahiren; von dieser ueberhaupt gereinigt, waere es nur
ein Allgemeines; Das Praedikat enthaelt eben diess, dass der Begriff des
Subjekts in Beziehung auf seine Einzelnheit gesetzt seyn soll.--Es
kann nicht gesagt werden: _Das Haus oder ein Haus_ ist gut, sondern:
_je nachdem es beschaffen ist_.--Das Problematische des Subjekts an
ihm selbst macht seine _Zufaelligkeit_ als _Moment_ aus; die
_Subjektivitaet_ der _Sache_, ihrer objektiven Natur oder ihrem
Begriffe gegenueber gestellt, die blosse _Art und Weise_, oder die
_Beschaffenheit_.  Somit ist das _Subjekt_ selbst in seine
Allgemeinheit oder objektive Natur, sein _Sollen_, und in die
besondere Beschaffenheit des Daseyns unterschieden.  Hiermit enthaelt
es den _Grund_, ob es so ist, wie es _seyn soll_.  Auf diese Weise
ist es mit dem Praedikate ausgeglichen.--Die _Negativitaet_ des
Problematischen, insofern sie gegen die Unmittelbarkeit des
_Subjekts_ gerichtet ist, heisst hiernach nur diese urspruengliche
Theilung desselben, welches _an sich_ schon als Einheit des
Allgemeinen und Besondern ist, _in diese seine Momente_;--eine
Theilung, welche das Urtheil selbst ist.

Es kann noch die Bemerkung gemacht werden, dass jede der _beiden_
Seiten des Subjekts, sein Begriff und seine Beschaffenheit, dessen
_Subjektivitaet_ genannt werden koenne.  Der _Begriff_ ist das in sich
gegangene allgemeine Wesen einer Sache, ihre negative Einheit mit
sich selbst; diese macht ihre Subjektivitaet aus.  Aber eine Sache ist
auch wesentlich _zufaellig_, und hat eine _aeusserliche Beschaffenheit_;
diese heisst ebenso sehr deren blosse Subjektivitaet, jener Objektivitaet
gegenueber.  Die Sache selbst ist eben diess, dass ihr Begriff als die
negative Einheit seiner selbst seine Allgemeinheit negirt, und in die
Aeusserlichkeit der Einzelnheit sich heraussetzt.--Als dieses
Gedoppelte ist das Subjekt des Urtheils hier gesetzt; jene
entgegenstehenden Bedeutungen der Subjektivitaet sind ihrer Wahrheit
nach in einem.--Die Bedeutung des Subjektiven ist dadurch selbst
problematisch geworden, dass es die unmittelbare _Bestimmtheit_,
welche es im unmittelbaren Urtheile hatte, und seinen bestimmten
_Gegensatz_ gegen das _Praedikat verloren hat_.--Jene auch in dem
Raisonnement der gewoehnlichen Reflexion vorkommende entgegengesetzte
Bedeutung des Subjektiven koennte fuer sich wenigstens darauf
aufmerksam machen, dass es in _einer_ derselben keine Wahrheit hat.
Die gedoppelte Bedeutung ist die Erscheinung hiervon, dass jede
einzeln fuer sich einseitig ist.

Das Problematische, so als Problematisches der _Sache_, die Sache mit
ihrer _Beschaffenheit_, gesetzt, so ist das Urtheil selbst nicht mehr
problematisch, sondern _apodiktisch_.


c.  Das apodiktische Urtheil.


Das Subjekt des apodiktischen Urtheils (das Haus so und so beschaffen
ist _gut_, die die Handlung so und so _beschaffen_ ist recht) hat an
ihm _erstens_ das Allgemeine, was es _seyn soll, zweitens_ seine
_Beschaffenheit_; diese enthaelt den _Grund_, warum dem _ganzen
Subjekt_ ein Praedikat des Begriffurtheils zukommt oder nicht, d. i.
ob das Subjekt seinem Begriffe entspricht oder nicht.--Dieses Urtheil
ist nun _wahrhaft_ objektiv; oder es ist die _Wahrheit_ des
_Urtheils_ ueberhaupt.  Subjekt und Praedikat entsprechen sich, und
haben denselben Inhalt, und dieser _Inhalt_ ist selbst die gesetzte
_konkrete Allgemeinheit_; er enthaelt naemlich die zwei Momente, das
objektive Allgemeine oder die _Gattung_, und das _Vereinzelnte_.  Es
ist hier also das Allgemeine, welches _es selbst_ ist, und durch
_sein Gegentheil_ sich kontinuirt, und als _Einheit_ mit diesem erst
Allgemeines ist.--Ein solches Allgemeines, wie das Praedikat: gut,
passend, richtig u. s. w., hat ein _Sollen_ zu Grunde liegen, und
enthaelt das _Entsprechen_ des _Daseyns_ zugleich; nicht jenes Sollen
oder die Gattung fuer sich, sondern diess _Entsprechen_ ist die
_Allgemeinheit_, welche das Praedikat des apodiktischen Urtheils
ausmacht.

Das _Subjekt_ enthaelt gleichfalls diese beiden Momente in
_unmittelbarer_ Einheit als die _Sache_.  Es ist aber die Wahrheit
derselben, dass sie in sich _gebrochen_ ist in ihr _Sollen_ und ihr
_Seyn_; diess ist das _absolute Urtheil ueber alle Wirklichkeit_.--Dass
diese urspruengliche Theilung, welche die Allmacht des Begriffes ist,
ebenso sehr Rueckkehr in seine Einheit und absolute Beziehung des
Sollens und Seyns aufeinander ist, macht das Wirkliche zu _einer
Sache_; ihre innere Beziehung, diese konkrete Identitaet, macht die
_Seele_ der Sache aus.

Der Uebergang von der unmittelbaren Einfachheit der Sache zu dem
_Entsprechen_, welches die _bestimmte_ Beziehung ihres Sollens und
ihres Seyns ist,--oder die _Kopula_, zeigt sich nun naeher in der
besondern _Bestimmtheit_ der Sache zu liegen.  Die Gattung ist das
_an und fuer sich seyende_ Allgemeine; Das insofern als das unbezogene
erscheint; die Bestimmtheit aber dasjenige, was sich in jener
Allgemeinheit _in sich_, aber sich zugleich _in ein Anderes_
reflektirt.  Das Urtheil hat daher an der Beschaffenheit des Subjekts
seinen _Grund_, und ist dadurch _apodiktisch_.  Es ist damit nunmehr
die _bestimmte_ und _erfuellte Kopula_ vorhanden, die vorher in dem
abstrakten _Ist_ bestand, jetzt aber zum _Grunde_ ueberhaupt sich
weiter gebildet hat.  Sie ist zunaechst als _unmittelbare_
Bestimmtheit an dem Subjekte, aber ist ebenso sehr die _Beziehung_
auf das Praedikat, welches keinen andern _Inhalt_ hat, als diess
_Entsprechen_ selbst, oder die Beziehung des Subjekts auf die
Allgemeinheit.

So ist die Form des Urtheils untergegangen, erstens, weil Subjekt und
Praedikat _an sich_ derselbe Inhalt sind; aber zweitens, weil das
Subjekt durch seine Bestimmtheit ueber sich hinausweist, und sich auf
das Praedikat bezieht, aber ebenso drittens ist _diess Beziehen_ in das
Praedikat uebergegangen, macht nur dessen Inhalt aus, und ist so die
_gesetzte_ Beziehung oder das Urtheil selbst.--So ist die konkrete
Identitaet des Begriffs, welche das _Resultat_ des disjunktiven
Urtheils war, und welche die _innere_ Grundlage des Begriffsurtheils
ausmacht, _im Ganzen_ hergestellt, die zunaechst nur im Praedikate
gesetzt war.

Das Positive dieses Resultats, das den Uebergang des Urtheils in eine
andere Form macht, naeher betrachtet, so zeigen sich, wie wir gesehen,
Subjekt und Praedikat im apodiktischen Urtheile, jedes als der ganze
Begriff.--Die Begriffs_einheit_ ist als die _Bestimmtheit_, welche
die sie beziehende Kopula ausmacht, zugleich von ihnen
_unterschieden_.  Zunaechst steht sie nur auf der andern Seite des
Subjekts als dessen _unmittelbare Beschaffenheit_.  Aber indem sie
wesentlich das _Beziehende_ ist, ist sie nicht nur solche
unmittelbare Beschaffenheit, sondern das durch Subjekt und Praedikat
_Hindurchgehende_ und _Allgemeine_.--Indem Subjekt und Praedikat
denselben _Inhalt_ haben, so ist dagegen durch jene Bestimmtheit die
_Formbeziehung_ gesetzt; _die Bestimmtheit als ein Allgemeines_ oder
die _Besonderheit_.--So enthaelt sie die beiden Formbestimmungen der
Extreme in sich; und ist die _bestimmte_ Beziehung des Subjekts und
Praedikats; sie ist die _erfuellte oder inhaltsvolle Kopula_ des
Urtheils, die aus dem _Urtheil_, worin sie in die Extreme verloren
war, wieder hervorgetretene Einheit des Begriffs.--_Durch diese
Erfuellung der Kopula_ ist das Urtheil zum _Schlusse_ geworden.


Drittes Kapitel.  Der Schluss.


Der _Schluss_ hat sich als die Wiederherstellung des _Begriffes_ im
_Urtheile_, und somit als die Einheit und Wahrheit beider ergeben.
Der Begriff als solcher haelt seine Momente in der _Einheit_
aufgehoben; im Urtheil ist diese Einheit ein Innerliches, oder was
dasselbe ist, ein Aeusserliches, und die Momente sind zwar bezogen,
aber sie sind als _selbststaendige Extreme_ gesetzt.  Im _Schlusse_
sind die Begriffsbestimmungen wie die Extreme des Urtheils, zugleich
ist die bestimmte _Einheit_ derselben gesetzt.

Der Schluss ist somit der vollstaendig gesetzte Begriff; er ist daher
das _Vernuenftige_.--Der Verstand wird als das Vermoegen des
_bestimmten_ Begriffes genommen, welcher durch die Abstraktion und
Form der Allgemeinheit _fuer sich_ festgehalten wird.  In der Vernunft
aber sind die _bestimmten_ Begriffe in ihrer _Totalitaet_ und
_Einheit_ gesetzt.  Der Schluss ist daher nicht nur vernuenftig,
sondern _alles Vernuenftige ist ein Schluss_.  Das Schliessen ist von
langer Zeit her der Vernunft zugeschrieben worden; auf der andern
Seite aber wird von der Vernunft an und fuer sich, vernuenftigen
Grundsaetzen und Gesetzen so gesprochen, dass nicht erhellt, wie jene
Vernunft, welche schliesst, und diese Vernunft, welche die Quelle von
Gesetzen und sonstigen ewigen Wahrheiten und absoluten Gedanken ist,
mit einander zusammenhaengen.  Wenn jene nur die formale Vernunft seyn,
diese aber Inhalt erzeugen soll, so muesste nach diesem Unterschiede
an der letztern gerade die _Form_ der Vernunft, der Schluss, nicht
fehlen koennen.  Dessen ungeachtet pflegen beide so auseinander
gehalten und bei keiner der andern erwaehnt zu werden, dass die
Vernunft absoluter Gedanken gleichsam sich der Vernunft des Schlusses
zu schaemen, und der Schluss fast nur hergebrachtermassen auch als ein
Thun der Vernunft aufgefuehrt zu werden scheint.  Es muss aber, wie so
eben bemerkt worden, offenbar die logische Vernunft, wenn sie als die
_formelle_ betrachtet wird, wesentlich auch in der Vernunft, die es
mit einem Inhalte zu thun hat, zu erkennen seyn; ja vielmehr kann
aller Inhalt, nur durch die vernuenftige Form, vernuenftig seyn.  An
ein sehr gewoehnliches Gerede von Vernunft kann man sich hierueber
nicht wenden, denn dasselbe enthaelt sich, anzugeben, was denn unter
der Vernunft zu verstehen sey; diese vernuenftig seyn sollende
Erkenntniss ist meist mit ihren Gegenstaenden so beschaeftigt, dass sie
vergisst, die Vernunft selbst zu erkennen, und sie nur durch die
Gegenstaende, die sie habe, unterscheidet und bezeichnet.  Wenn die
Vernunft das Erkennen seyn soll, welches von Gott, der Freiheit, dem
Recht und der Pflicht, dem Unendlichen, Unbedingten, Uebersinnlichen
wisse, oder auch nur Vorstellungen und Gefuehle davon gebe, so sind
Theils diese letzteren nur negative Gegenstaende, Theils bleibt
ueberhaupt die erste Frage uebrig, was es in allen jenen Gegenstaenden
ist, um dessen willen sie vernuenftig sind?--Es ist diess, dass das
Unendliche derselben nicht die leere Abstraktion vom Endlichen und
die inhalts- und bestimmungslose Allgemeinheit ist, sondern die
erfuellte Allgemeinheit, der Begriff, der _bestimmt_ ist, und seine
Bestimmtheit auf diese wahrhafte Weise an ihm hat, dass er sich in
sich unterscheidet, und als die Einheit von diesen seinen
verstaendigen und bestimmten Unterschieden ist.  Nur so _erhebt_ sich
die Vernunft ueber das Endliche, Bedingte, Sinnliche, oder wie es
sonst bestimmt werden mag, und ist in dieser Negativitaet wesentlich
_Inhaltsvoll_, denn sie ist die Einheit als von bestimmten Extremen;
so aber ist _das Vernuenftige_ nur _der Schluss_.

Zunaechst ist nun der Schluss wie das Urtheil _unmittelbar_; so sind
die Bestimmungen (termini) desselben _einfache, abstrakte_
Bestimmtheiten; es ist so _Verstandesschluss_.  Wenn bei dieser
Gestalt desselben festgeblieben wird, so ist freilich die
Vernuenftigkeit in ihm, ob zwar vorhanden und gesetzt, unscheinbar.
Das Wesentliche desselben ist die _Einheit_ der Extreme, die sie
vereinigende _Mitte_ und haltende _Grund_.  Die Abstraktion, indem
sie die _Selbststaendigkeit_ der Extreme festhaelt, setzt ihnen diese
_Einheit_ als eine ebenso feste _fuer sich seyende_ Bestimmtheit
entgegen, und fasst dieselbe auf diese Art vielmehr als _Nichteinheit_,
denn als Einheit.  Der Ausdruck: _Mitte_ ( medius terminus) ist von
raeumlicher Vorstellung hergenommen, und traegt das seinige dazu bei,
dass beim _Aussereineinander_ der Bestimmungen stehen geblieben wird.
Wenn nun der Schluss darin besteht, dass die _Einheit der Extreme_ in
ihm _gesetzt_ ist, wenn diese Einheit aber schlechthin einer Seits
als ein Besonderes fuer sich, anderer Seits als nur aeusserliche
Beziehung genommen, und zum wesentlichen Verhaeltnisse des Schlusses
die _Nichteinheit_ gemacht wird, so hilft die Vernunft, die er ist,
nicht zur Vernuenftigkeit.

Der _Schluss des Daseyns erstens_, in welchem die Bestimmungen so
unmittelbar und abstrakt bestimmt sind, zeigt an ihm selbst, weil er,
wie das Urtheil, die _Beziehung_ derselben ist, diess auf, dass sie
nicht solche abstrakte Bestimmungen, sondern jede die _Beziehung auf
die andere_, und die Mitte nicht nur die Besonderheit gegen die
Bestimmungen der Extreme, sondern diese an ihr _gesetzt_ enthaelt.

Durch diese seine Dialektik macht er sich zum _Schlusse der
Reflexion_, dem _zweiten_ Schlusse,--mit Bestimmung, als solchen, in
welchen wesentlich _die andere scheint_, oder die als _vermittelte_
gesetzt sind, was sie nach dem Schlusse ueberhaupt seyn sollen.

_Drittens_ indem diess _Scheinen_ oder Vermitteltseyn sich in sich
selbst reflektirt, so ist der Schluss als _Schluss der Nothwendigkeit_
bestimmt, worin das Vermittlende die objektive Natur der Sache ist.
Indem dieser Schluss die Extreme des Begriffs ebenso sehr als
Totalitaeten bestimmt, so ist der _Schluss_ zum Entsprechen seines
Begriffs oder der Mitte, und seines Daseyns oder der extremen
Unterschiede, zu seiner Wahrheit gelangt, und ist damit aus der
Subjektivitaet in die _Objektivitaet_ uebergetreten.


A. Der Schluss des Daseyns.


1. Der Schluss, wie er _unmittelbar_ ist, hat zu seinen Momenten die
Begriffsbestimmungen als _unmittelbare_.  Sie sind somit die
abstrakten Bestimmtheiten der Form, welche noch nicht durch
Vermittelung zur _Konkretion_ gebildet, sondern nur die _einzelnen_
Bestimmtheiten sind.  Der _erste_ Schluss ist daher der eigentlich
_formelle_.  Der _Formalismus_ des Schliessens besteht darin, bei der
Bestimmung dieses ersten Schlusses stehen zu bleiben.  Der Begriff,
in seine _abstrakten_ Momente dirimirt, hat die _Einzelnheit_ und
_Allgemeinheit_ zu seinen Extremen, und er selbst erscheint als die
zwischen ihnen stehende _Besonderheit_.  Sie sind um ihrer
Unmittelbarkeit willen als sich nur auf sich beziehende
Bestimmtheiten, insgesammt ein _einzelner Inhalt_.  Die Besonderheit
macht zunaechst insofern die Mitte aus, als sie die beiden Momente der
Einzelnheit und Allgemeinheit _unmittelbar_ in sich vereinigt.  Um
ihrer Bestimmtheit willen ist sie einer Seits unter das Allgemeine
subsumirt, anderer Seits ist das Einzelne, gegen welches sie
Allgemeinheit hat, unter sie subsumirt.  Diese _Konkretion_ ist aber
zunaechst nur _eine Zweiseitigkeit_; um der Unmittelbarkeit willen, in
der der Medius Terminus in dem unmittelbaren Schlusse ist, ist er als
_einfache_ Bestimmtheit, und die _Vermittelung_, die er ausmacht,
_noch nicht gesetzt_.  Die dialektische Bewegung des Schlusses des
Daseyns besteht nun darin, dass die Vermittelung, die den Schluss
allein ausmacht, an seinen Momenten gesetzt werde.


a.  Erste Figur des Schlusses.


E-B-A ist das allgemeine Schema des bestimmten Schlusses.  Die
Einzelnheit schliesst sich durch die Besonderheit mit der
Allgemeinheit zusammen; das Einzelne ist nicht unmittelbar allgemein,
sondern durch die Besonderheit; und umgekehrt ist ebenso das
Allgemeine nicht unmittelbar einzeln, sondern es laesst sich durch die
Besonderheit dazu herab.--Diese Bestimmungen stehen als _Extreme_
einander gegenueber, und sind in einem _verschiedenen_ Dritten eins.
Sie sind beide Bestimmtheit; darin sind sie _identisch_; diese ihre
allgemeine Bestimmtheit ist die _Besonderheit_.  Sie sind aber ebenso
_Extreme_ gegen diese, als gegen einander, weil jedes in seiner
_unmittelbaren_ Bestimmtheit ist.

Die allgemeine Bedeutung dieses Schlusses ist, dass das Einzelne, das
als solches unendliche Beziehung auf sich ist, und somit nur ein
_inneres_ waere, durch die Besonderheit in das _Daseyn_, als in die
Allgemeinheit, heraustritt, worin es nicht mehr nur sich selbst
angehoert, sondern _in aeusserem Zusammenhange_ steht; umgekehrt indem
das Einzelne sich in seine Bestimmtheit als Besonderheit abscheidet,
so ist es in dieser Trennung ein konkretes, und als Beziehung der
Bestimmtheit auf sich selbst ein _allgemeines_, sich auf sich
beziehendes, und somit auch ein wahrhaft einzelnes; es ist in dem
Extreme der Allgemeinheit aus der Aeusserlichkeit _in sich_ gegangen.
--Die objektive Bedeutung des Schlusses ist in dem ersten Schlusse
nur erst _oberflaechlich_ vorhanden, indem darin die Bestimmungen noch
nicht als die Einheit, welche das Wesen des Schlusses ausmacht,
gesetzt sind.  Insofern ist er noch ein Subjektives, als die
abstrakte Bedeutung, welche seine Termini haben, nicht an und fuer
sich, sondern nur im subjektiven Bewusstseyn, so isolirt ist.
--Uebrigens ist das Verhaeltniss von Einzelnheit, Besonderheit und
Allgemeinheit, wie sich ergeben, das _nothwendige und wesentliche
Formverhaeltniss_ der Bestimmungen des Schlusses; der Mangel besteht
nicht in dieser Bestimmtheit der Form, sondern dass nicht _unter
dieser Form_ jede einzelne Bestimmung zugleich _reicher_ ist.
--_Aristoteles_ hat sich mehr an das blosse Verhaeltniss der _Inhaerenz_
gehalten, indem er die Natur des Schlusses so angiebt: _Wenn drei
Bestimmungen sich so zu einander verhalten, dass das eine Extrem in
der ganzen mittleren Bestimmung ist, und diese mittlere Bestimmung in
dem ganzen andern Extreme, so sind diese beiden Extreme nothwendig
zusammengeschlossen_.  Es ist hier mehr nur die Wiederholung des
_gleichen Verhaeltnisses_ der Inhaerenz des einen Extrems zur Mitte,
und dieser wieder zum andern Extrem ausgedrueckt, als die Bestimmtheit
der drei Terminorum zu einander.--Indem nun auf der angegebenen
Bestimmtheit derselben gegen einander der Schluss beruht, so zeigt
sich sogleich, dass andere Verhaeltnisse der Terminorum, welche die
anderen Figuren geben, nur insofern eine Gueltigkeit als
Verstandesschluesse haben koennen, als sie sich auf jenes urspruengliche
Verhaeltniss _zurueckfuehren_ lassen; es sind nicht _verschiedene Arten_
von Figuren, die _neben der ersten_ stehen, sondern einer Seits,
insofern sie richtige Schluesse seyn sollen, beruhen sie nur auf der
wesentlichen Form des Schlusses ueberhaupt, welches die erste Figur
ist; anderer Seits aber, insofern sie davon abweichen, sind sie
Umformungen, in welche jene erste abstrakte Form nothwendig uebergeht,
und sich dadurch weiter und zur Totalitaet bestimmt.  Es wird sich
sogleich naeher ergeben, welche Bewandtniss es damit hat.

E-B-A ist also das allgemeine Schema des Schlusses in seiner
Bestimmtheit.  Das Einzelne ist unter das Besondere subsumirt, dieses
aber unter das Allgemeine; daher ist auch das Einzelne unter das
Allgemeine subsumirt.  Oder dem Einzelnen inhaerirt das Besondere, dem
Besondern aber das Allgemeine; _daher_ inhaerirt dieses auch dem
Einzelnen.  Das Besondere ist nach der einen Seite, naemlich gegen das
Allgemeine, Subjekt; gegen das Einzelne ist es Praedikat; oder gegen
jenes ist es Einzelnes, gegen dieses ist es Allgemeines.  Weil in ihm
die beiden Bestimmtheiten vereinigt sind, sind die Extreme durch
diese ihre Einheit zusammengeschlossen.  Das: _Daher_, erscheint als
die im Subjekte vorgegangene Folgerung, welche aus der _subjektiven_
Einsicht in das Verhaeltniss der beiden _unmittelbaren_ Praemissen
abgeleitet werde.  Indem die subjektive Reflexion die beiden
Beziehungen der Mitte auf die Extreme, als besondere und zwar
unmittelbare _Urtheile_ oder _Saetze_ ausspricht, so ist der
Schlusssatz, als die _vermittelte_ Beziehung, allerdings auch ein
besonderer Satz, und das: _Daher_ oder _Also_ ist der Ausdruck, dass
er der vermittelte ist.  Diess _Daher_ ist aber nicht als eine an
diesem Satze aeusserliche Bestimmung, welche nur ihren Grund und Sitz
in der subjektiven Reflexion haette, zu betrachten, sondern vielmehr
als in der Natur der Extreme selbst gegruendet, deren _Beziehung_ nur
zum Behuf und durch die abstrahirende Reflexion wieder als _blosses
Urtheil_ oder _Satz_ ausgesprochen wird, deren _wahrhafte Beziehung_
aber als der Terminus Medius gesetzt ist.--_Also E ist A_, dass diess
ein _Urtheil_ ist, ist ein bloss subjektiver Umstand; der Schluss ist
eben dieses, dass diess nicht bloss ein _Urtheil_ sey, d. h. nicht eine
durch die _blosse Kopula_ oder das leere: _ist_, gemachte Beziehung,
sondern durch die bestimmte, inhaltsvolle Mitte.  Wenn deswegen der
Schluss bloss angesehen wird, als _aus drei Urtheilen_ bestehend, so
ist diess eine formelle Ansicht, welche das Verhaeltniss der
Bestimmungen, worauf es im Schluss einzig ankommt, nicht erwaehnt.  Es
ist ueberhaupt eine bloss subjektive Reflexion, welche die Beziehung
der Terminorum in abgesonderte Praemissen und einen davon
verschiedenen Schlusssatz trennt:

Alle Menschen sind sterblich,

Cajus ist ein Mensch,

Also ist er sterblich.

Man wird sogleich von Langeweile befallen, wenn man einen solchen
Schluss heranziehen hoert;--diess ruehrt von jener unnuetzen Form her, die
einen Schein von Verschiedenheit durch die abgesonderten Saetze giebt,
der sich in der Sache selbst sogleich aufloest.  Das Schliessen
erscheint vornehmlich durch diese subjektive Gestaltung als ein
subjektiver _Nothbehelf_, zu dem die Vernunft oder der Verstand da
ihre Zuflucht nehme, wo sie nicht _unmittelbar_ erkennen koenne.--Die
Natur der Dinge, das Vernuenftige, geht allerdings nicht so zu Werke,
dass sich zuerst ein Obersatz aufstellte, die Beziehung einer
Besonderheit auf ein bestehendes Allgemeines, und dann sich zweitens
eine abgesonderte Beziehung einer Einzelnheit auf die Besonderheit
vorfaende, woraus endlich drittens ein neuer Satz zu Tage kaeme.--Diess
durch abgesonderte Saetze fortschreitende Schliessen ist nichts als
eine subjektive Form; die Natur der Sache ist, dass die
unterschiedenen Begriffsbestimmungen der Sache in der wesentlichen
Einheit vereinigt sind.  Diese Vernuenftigkeit ist nicht ein
Nothbehelf, vielmehr ist sie gegen die _Unmittelbarkeit_ der
Beziehung, die im _Urtheil_ noch Statt findet, das _Objektive_, und
jene Unmittelbarkeit des Erkennens ist vielmehr das bloss Subjektive,
der Schluss dagegen ist die Wahrheit des Urtheils.--Alle Dinge sind
der _Schluss_, ein Allgemeines, das durch die Besonderheit mit der
Einzelnheit zusammengeschlossen ist; aber freilich sind sie nicht aus
_drei Saetzen_ bestehende Ganzes.

2. In dem _unmittelbaren_ Verstandesschluss haben die Termini die Form
von _unmittelbaren Bestimmung_; von dieser Seite, nach der sie
_Inhalt_ sind, ist er nun zu betrachten.  Er kann insofern als der
_qualitative_ Schluss angesehen, wie das Urtheil des Daseyns dieselbe
Seite von qualitativer Bestimmung hat.  Die Termini dieses Schlusses
sind, wie die Termini jenes Urtheils, hierdurch _einzelne_
Bestimmtheiten; indem die Bestimmtheit durch ihre Beziehung auf sich,
als gleichgueltig gegen die _Form_, somit als Inhalt gesetzt ist.  Das
_Einzelne_ ist irgend ein unmittelbarer konkreter Gegenstand, die
_Besonderheit_ eine einzelne von dessen Bestimmtheiten, Eigenschaften,
oder Verhaeltnissen, die _Allgemeinheit_ wieder eine noch abstrakter,
einzelnere Bestimmtheit an dem Besondern.--Da das Subjekt als ein
_unmittelbar_ bestimmtes noch nicht in seinem Begriffe gesetzt ist,
so ist seine Konkretion nicht auf die wesentlichen
Begriffsbestimmungen zurueckgefuehrt; seine sich auf sich beziehende
Bestimmtheit ist daher unbestimmte, unendliche _Mannigfaltigkeit_.
Das Einzelne hat in dieser Unmittelbarkeit eine unendliche Menge von
Bestimmtheiten, welche zu seiner Besonderheit gehoeren, deren jede
daher einen Medius Terminus fuer dasselbe in einem Schlusse ausmachen
kann.  Durch _jeden andern_ Medius Terminus aber schliesst es sich
_mit einem andern Allgemeinen_ zusammen; durch jede seiner
Eigenschaften ist es in einer andern Beruehrung und Zusammenhange des
Daseyns.--Ferner ist auch der Medius Terminus ein Konkretes in
Vergleichung gegen das Allgemeine; er enthaelt selbst mehrere
Praedikate, und das Einzelne kann durch denselben Medius Terminus
wieder mit mehreren Allgemeinen zusammengeschlossen werden.  Es ist
daher ueberhaupt _voellig zufaellig_ und _willkuerlich_, welche der
vielen Eigenschaften eines Dinges aufgefasst, und von der aus es mit
einem Praedikate verbunden werde; andere Medii Termini sind die
Uebergaenge zu anderen Praedikaten, und selbst derselbe Medius Terminus
mag fuer sich ein Uebergang zu verschiedenen Praedikaten seyn, da er
als Besonderes gegen das Allgemeine mehrere Bestimmungen enthaelt.

Nicht nur aber ist fuer ein Subjekt eine unbestimmte Menge von
Schluessen gleich moeglich, und ein einzelner Schluss seinem Inhalte
nach _zufaellig_, sondern diese Schluesse, die dasselbe Subjekt
betreffen, muessen auch in den _Widerspruch_ uebergehen.  Denn der
Unterschied ueberhaupt, der zunaechst gleichgueltige _Verschiedenheit_
ist, ist ebenso wesentlich _Entgegensetzung_.  Das Konkrete ist nicht
mehr ein bloss Erscheinendes, sondern es ist konkret durch die Einheit
der Entgegengesetzten, welche sich zu Begriffs-Momenten bestimmt
haben, im Begriffe.  Indem nun nach der qualitativen Natur der
Terminorum, im formellen Schlusse, das Konkrete nach einer einzelnen
der Bestimmungen aufgefasst wird, die ihm zukommt, so theilt ihm der
Schluss das diesem Medius Terminus korrespondirende Praedikat zu; aber
indem von einer andern Seite auf die entgegengesetzte Bestimmtheit
geschossen wird, so zeigt sich jener Schlusssatz dadurch als falsch,
obgleich fuer sich dessen Praemissen und ebenso dessen Konsequenz ganz
richtig sind.--Wenn aus dem Medius Terminus, dass eine Wand blau
angestrichen worden, geschlossen wird, dass sie hiermit blau ist, so
ist diess richtig geschlossen; aber die Wand kann dieses Schlusses
unerachtet gruen seyn, wenn sie auch mit gelber Farbe ueberzogen worden,
aus welchem letztern Umstande fuer sich folgen wuerde, dass sie gelb
sey.--Wenn aus dem Medius Terminus der Sinnlichkeit geschlossen wird,
dass der Mensch weder gut noch boese sey, weil vom Sinnlichen weder das
eine noch das andere praedicirt werden kann, so ist der Schluss richtig,
der Schlusssatz aber falsch; weil vom Menschen, als dem Konkreten,
ebenso sehr auch der Medius Terminus der Geistigkeit gilt.--aus dem
Medius Terminus der Schwere der Planeten, Trabanten und Kometen gegen
die Sonne folgt richtig, dass diese Koerper in die Sonne fallen; aber
sie fallen nicht in sie, da sie ebenso sehr fuer sich ein eigenes
Centrum der Schwere sind, oder, wie man es nennt, von der
Centrifugalkraft getrieben werden.  So wie aus dem Medius Terminus
der Socialitaet die Guetergemeinschaft der Buerger gefolgert werden kann;
aus dem Medius Terminus der Individualitaet aber, wenn er ebenso
abstrakt verfolgt wird, die Aufloesung des Staates folgt, wie sie z.
B. im deutschen Reich erfolgt ist, indem sich an letztern Medius
Terminus gehalten worden.--Es wird billig nichts fuer so unzureichend
gehalten, als ein solcher formeller Schluss, weil er auf dem Zufall
oder der Willkuer beruht, welcher Medius Terminus gebraucht wird.
Wenn eine solche Deduktion noch so schoene durch Schluesse sich
verlaufen hat, und ihre Richtigkeit voellig zugegeben ist, so fuehrt
diess noch im geringsten zu nichts, indem es immer uebrig bleibt, dass
noch andere Medii Termini sich finden, aus denen das gerade
Gegentheil ebenso richtig abgeleitet werden kann.--Die kantischen
Antinomien der Vernunft sind nichts Anderes, als dass aus einem
Begriffe einmal die eine Bestimmung desselben zu Grunde gelegt wird,
das andere Mal aber ebenso nothwendig die andere.

--Diese Unzureichenheit und Zufaelligkeit eines Schlusses muss dabei
nicht insofern bloss auf den Inhalt geschoben werden, als ob sie von
der Form unabhaengig sey, und diese allein die Logik angehe.  Es liegt
vielmehr in der Form des formalen Schlusses, dass der Inhalt eine so
einseitige Qualitaet ist; er ist zu dieser Einseitigkeit durch jene
_abstrakte_ Form bestimmt.  Er ist naemlich eine einzelne Qualitaet von
den vielen Qualitaeten oder Bestimmungen eines konkreten Gegenstandes,
oder Begriffs, weil er _nach der Form_ nichts weiter als eine so
unmittelbare, einzelne Bestimmtheit seyn soll.  Das Extrem der
Einzelnheit ist als die _abstrakte Einzelnheit_ das _unmittelbare_
Konkrete, daher das unendlich oder unbestimmbar Mannigfaltige; die
Mitte ist die ebenso _abstrakte Besonderheit_, daher eine _einzelne_
dieser mannigfaltigen Qualitaeten, und ebenso das andere Extrem ist
das _abstrakte Allgemeine_.  Der formale Schluss ist daher wesentlich
um seiner Form willen ein seinem Inhalte nach ganz Zufaelliges und
zwar nicht insofern, dass es fuer den Schluss zufaellig sey, ob ihm
_dieser_ oder ein _anderer_ Gegenstand unterworfen werde; von diesem
Inhalte abstrahirt die Logik; sondern insofern ein Subjekt zu Grunde
liegt, ist es zufaellig, was der Schluss von ihm fuer
Inhaltsbestimmungen folgere.

3. Die Bestimmungen des Schlusses sind nach der Seite
Inhaltsbestimmungen, insofern die unmittelbare, abstrakte in sich
reflektirte Bestimmungen sind.  Das Wesentliche derselben aber ist
vielmehr, dass sie nicht solche in sich reflektirte, gegen einander
gleichgueltige, sondern dass sie _Formbestimmungen_ sind; insofern sind
sie _Beziehungen_.  Diese Beziehungen sind _erstens_ die der Extreme
auf die Mitte,--Beziehungen, welche _unmittelbar_ sind; die
propositiones praemissae, und zwar Theils die des Besondern auf das
Allgemeine, propositio major; Theils die des Einzelnen auf das
Besondere, propositio minor. _Zweitens_ ist die Beziehung der Extreme
auf einander vorhanden, welches die _vermittelte_ ist, conclusio.
Jene _unmittelbaren_ Beziehungen, die Praemissen, sind Saetze oder
Urtheile ueberhaupt, und _widersprechen der Natur des Schlusses_, nach
welcher die unterschiedenen Begriffsbestimmungen nicht unmittelbar
bezogen, sondern ebenso deren Einheit gesetzt seyn soll; die Wahrheit
des Urtheils ist der Schluss.  Unmittelbare Beziehungen koennen die
Praemissen um so weniger bleiben, als ihr Inhalt unmittelbar
_unterschiedene_ Bestimmungen, sie also nicht unmittelbar an und fuer
sich identisch sind; ausser sie seyen reine identische Saetze, d. i.
leere zu nichts fuehrende Tautologien.

Die Forderung an die Praemissen lautet daher gewoehnlich, sie sollen
_bewiesen, d. h. sie sollen gleichfalls als Schlusssaetze dargestellt_
werden.  Die zwei Praemissen geben somit zwei weiter Schluesse.  Aber
diese _zwei_ neuen Schluesse geben wieder zusammen _vier_ Praemissen,
welche _vier_ neue Schluesse erfordern; diese haben _acht_ Praemissen,
deren _acht_ Schluesse wieder fuer ihre _sechzehn_ Praemissen _sechzehn_
Schluesse geben, und _so fort_ in einer geometrischen Progression _ins
Unendliche_.

Es thut sich hier also _der Progress ins Unendliche_ wieder hervor,
der in der niedrigern _Sphaere des Seyns_ frueher vorkam, und der im
Felde des Begriffes, der absoluten Reflexion aus dem Endlichen in
sich, im Gebiete der freien Unendlichkeit und Wahrheit, nicht mehr zu
erwarten war.  Es ist in der Sphaere des Seyns gezeigt worden, dass, wo
die schlechte Unendlichkeit, die in den Progress hinauslaeuft, sich
hervorthut, der Widerspruch eines _qualitativen Seyns_, und eines
darueber hinausgehenden, _unmaechtigen Sollens_ vorhanden ist; der
Progress selbst ist die Wiederholung der gegen das Qualitative
eingetretenen Forderung der Einheit, und des bestaendigen Rueckfalls in
die der Forderung nicht gemaesse Schranke.  Im formalen Schlusse nun
ist die _unmittelbare_ Beziehung oder das qualitative Urtheil die
Grundlage, und die _Vermittelung_ des Schlusses, das als die hoehere
Wahrheit dagegen Gesetzte.  Das ins Unendliche fortgehende Beweisen
der Praemissen loest jenen Widerspruch nicht, sondern erneuert ihn nur
immer, und ist die Wiederholung eines und desselben urspruenglichen
Mangels.--Die Wahrheit des unendlichen Progresses ist vielmehr, dass
er selbst und die durch ihn schon als mangelhaft bestimmte Form
aufgehoben werde.--Diese Form ist die der Vermittelung als E-B-A. Die
beiden Beziehungen E-B und B-A sollen vermittelt seyn; geschieht diess
auf dieselbe Weise, so wird nur die mangelhafte Form E-B-A
verzweifacht, und so ins Unendliche fort.  B hat zu E auch die
Formbestimmung eines _Allgemeinen_, und zu A die Formbestimmung eines
_Einzelnen_, weil diese Beziehungen ueberhaupt Urtheile sind.  Sie
beduerfen daher der Vermittelung, durch jene Gestalt derselben tritt
aber nur das Verhaeltniss wieder ein, das aufgehoben werden soll.  Die
Vermittelung muss daher auf eine andere Weise geschehen.  Fuer die
Vermittelung von B-A ist E vorhanden;

es muss daher die Vermittelung die Gestalt

B-E-A

erhalten.  E-B zu vermitteln, ist A vorhanden; diese Vermittelung
wird daher zum Schlusse:

E-A-B.

Diese Uebergang naeher seinem Begriffe nach betrachtet, so ist
_erstlich_ die Vermittelung des formalen Schlusses nach seinem
_Inhalte_, wie vorhin gezeigt worden, _zufaellig_.  Das unmittelbare
_Einzelne_ hat an seinen Bestimmtheiten eine unbestimmbare Menge von
Mediis Terminis, und diese haben wieder ebenso viele Bestimmtheiten
ueberhaupt; so dass es ganz in einer aeusserlichen _Willkuer_, oder
ueberhaupt in einem _aeusserlichen Umstande_ und zufaelligen Bestimmung
liegt, mit was fuer einem Allgemeinen das Subjekt des Schlusses
zusammengeschlossen werden soll.  Die Vermittelung ist daher dem
Inhalte nach nichts Nothwendiges, noch Allgemeines, sie ist nicht im
_Begriffe der Sache_ gegruendet; der _Grund_ des Schlusses ist
vielmehr das an ihr Aeusserliche, d. i. das _Unmittelbare_; das
Unmittelbare aber ist unter den Begriffsbestimmungen das _Einzelne_.

In Ansehung der _Form_ hat ebenso die _Vermittelung_ zu ihrer
_Voraussetzung_ die _Unmittelbarkeit der Beziehung_; jene ist daher
selbst vermittelt, und zwar durch das _Unmittelbare_, d. i. das
_Einzelne_.--Naeher ist durch den _Schlusssatz_ das ersten Schlusses
das Einzelne zum Vermittelnden geworden.  Der Schlusssatz ist E-A; das
_Einzelne_ ist hierdurch als _Allgemeines_ gesetzt.  In der einen
Praemisse, dem Untersatze E-B ist es schon als _Besonderes_; es ist
somit als das, in welchem diese beiden Bestimmungen vereinigt sind.
--Oder der Schlusssatz an und fuer sich drueckt das Einzelne als
Allgemeines aus; und zwar nicht auf eine unmittelbare Weise, sondern
durch die Vermittelung; also als eine nothwendige Beziehung.  Die
_einfache_ Besonderheit war Medius Terminus; im Schlusssatze ist diese
Besonderheit _entwickelt_ als die _Beziehung des Einzelnen und
Allgemeinheit gesetzt_.  Aber noch ist das Allgemeine eine
qualitative Bestimmtheit, Praedikat des _Einzelnen_; indem das
Einzelne als Allgemeines bestimmt ist, ist es _gesetzt_ als die
Allgemeinheit der Extreme oder als Mitte; es ist fuer sich Extrem der
Einzelnheit, aber weil es nunmehr als Allgemeines bestimmt ist, ist
es zugleich die Einheit beider Extreme.


b.  Die zweite Figur: B-E-A.


1. Die Wahrheit des ersten qualitativen Schlusses ist, dass Etwas mit
einer qualitativen Bestimmtheit als einer allgemeinen nicht an und
fuer sich zusammengeschlossen ist, sondern durch eine Zufaelligkeit,
oder in einer Einzelnheit. _Das Subjekt_ des Schlusses ist in solcher
Qualitaet nicht in seinen Begriff zurueckgekehrt, sondern nur in seiner
_Aeusserlichkeit_ begriffen; die Unmittelbarkeit macht den Grund der
Beziehung, somit die Vermittelung aus; insofern ist das Einzelne in
Wahrheit die Mitte.

Ferner aber ist die Schlussbeziehung die _Aufhebung_ der
Unmittelbarkeit; der Schlusssatz ist nicht eine unmittelbare Beziehung,
sondern als durch ein Drittes; er enthaelt daher eine _negative_
Einheit; die Vermittelung ist daher nunmehr bestimmt, ein _negatives_
Moment in sich zu enthalten.

In diesem zweiten Schlusse sind die Praemissen: B-E, und E-A; nur die
erstere dieser Praemissen ist noch eine unmittelbare; die zweite E-A
ist schon eine vermittelte, naemlich durch den ersten Schluss; der
zweite Schluss setzt daher den ersten voraus; so wie umgekehrt der
erste den zweiten voraussetzt.--Die beiden Extreme sind hierin als
Besonderes und Allgemeines gegeneinander bestimmt; das letztere hat
insofern noch seine _Stelle_; es ist Praedikat; aber das Besondere hat
die seinige vertauscht, es ist Subjekt, oder unter der _Bestimmung
des Extrems der Einzelnheit gesetzt_, so wie das _Einzelne mit der
Bestimmung der Mitte_ oder der Besonderheit gesetzt ist.  Beide sind
daher nicht mehr die abstrakten Unmittelbarkeiten, welche sie im
ersten Schlusse waren.  Sie sind jedoch noch nicht als Konkrete
gesetzt; dass jedes an der _Stelle_ des andern steht, dadurch ist es
in seiner eigenen und zugleich, jedoch nur _aeusserlich_, in der
_andern_ Bestimmung gesetzt.

Der _bestimmte_ und _objektive Sinn_ dieses Schlusses ist, dass das
Allgemeine nicht _an und fuer sich_ ein bestimmtes Besonderes ist;
Denn es ist vielmehr die Totalitaet seiner Besondern; sondern so
_eine_ seiner Arten ist _durch die Einzelnheit_; die andern seiner
Arten sind durch die unmittelbare Aeusserlichkeit von ihm
ausgeschlossen.  Anderer Seits ist das Besondere ebenso nicht
unmittelbar und an und fuer sich das Allgemeine, sondern die negative
Einheit streift ihm die Bestimmtheit ab, und erhebt es dadurch in die
Allgemeinheit.--Die Einzelnheit verhaelt sich insofern zum Besondern
_negativ_, als sie dessen Praedikat seyn soll; es ist _nicht_ Praedikat
des Besondern.

2. Zunaechst aber sind die Termini noch unmittelbare Bestimmtheiten;
sie haben sich durch sich selbst zu keiner objektiven Bedeutung
fortgebildet; die veraenderte _Stellung_, welche zwei derselben
erhalten, ist die Form, die nur erst aeusserlich an ihnen ist; sie sind
daher noch wie im ersten Schlusse ueberhaupt ein gegeneinander
gleichgueltiger Inhalt; zwei Qualitaeten, die nicht an und fuer sich
selbst, sondern durch eine zufaellige Einzelnheit verknuepft sind.

Der Schluss der ersten Figur war der _unmittelbare_, oder ebenso sehr
der Schluss, insofern er in seinem Begriffe als _abstrakte Form_ ist,
die sich an ihren Bestimmungen noch nicht realisirt hat.  Indem diese
reine Form in eine andere Figur uebergegangen, ist diess einer Seits
die begonnene Realisation des Begriffs, indem das _negative_ Moment
der Vermittelung und dadurch eine weitere Formbestimmtheit an der
zunaechst unmittelbaren, qualitativen Bestimmtheit der Terminorum
gesetzt wird.--Zugleich ist diess aber ein _Anderswerden_ der reinen
Form des Schlusses; er entspricht ihr nicht mehr vollstaendig, und die
an seinen Terminis gesetzte Bestimmtheit ist verschieden von jener
urspruenglichen Formbestimmung.--Insofern er nur als ein subjektiver
Schluss betrachtet wird, der in einer aeussern Reflexion vor sich geht,
so gilt er als eine _Art_ des Schlusses, welche der Gattung, naemlich
dem allgemeinen Schema E-B-A entsprechen sollte.  Diesem entspricht
er aber zunaechst nicht; die zwei Praemissen desselben sind B-E, oder
E-B und E-A; der Medius Terminus ist daher beide Mal subsumirt, oder
beide Mal Subjekt, dem also die beiden andern Termini inhaeriren; also
nicht eine Mitte, die das eine Mal subsumirend oder Praedikat, und das
andere Mal subsumirt oder Subjekt seyn, oder der der eine Terminus
inhaeriren, die aber selbst dem andern inhaeriren soll.--Dass dieser
Schluss nicht der allgemeinen Form des Schlusses entspricht, hat den
wahrhaften Sinn, dass diese in ihn uebergegangen ist, indem ihre
Wahrheit darin besteht, ein subjektives zufaelliges Zusammenschliessen
zu seyn.  Wenn der Schlusssatz in der zweiten Figur (naemlich ohne die
gleich zu erwaehnende Beschraenkung, die ihn zu etwas Unbestimmtem
macht, zu Huelfe zu nehmen) richtig ist, so ist er es, weil er es fuer
sich ist, nicht weil er Schlusssatz dieses Schlusses ist.  Aber
dasselbe ist der Fall bei dem Schlusssatze der ersten Figur; diese
seine Wahrheit ist es, die durch die zweite Figur gesetzt ist.--In
der Ansicht, dass die zweite Figur nur _eine Art_ seyn soll, wird der
nothwendige Uebergang der ersten in diese zweite Form uebersehen, und
bei jener als wahrhafter Form stehen geblieben.  Insofern daher in
der zweiten Figur (welche aus alter Gewohnheit, ohne weitern Grund,
als _die dritte_ aufgefuehrt wird) gleichfalls ein in diesem
subjektiven Sinne _richtiger_ Schluss Statt finden soll, so muesste er
dem ersten angemessen seyn, somit da die eine Praemisse E-A das
Verhaeltniss der Subsumtion des Medius Terminus unter das eine Extrem
hat, so muesste die andere Praemisse B-E das entgegengesetzte Verhaeltniss,
das sie hat, erhalten, und B unter E subsumirt werden koennen.  Ein
solches Verhaeltniss aber waere die Aufhebung des bestimmten Urtheils: E
ist B, und koennte nur in einem unbestimmten Urtheile Statt finden,
--in einem partikularen; daher der Schlusssatz in dieser Figur nur
partikular seyn kann.  Das partikulare Urtheil ist aber, wie oben
bemerkt, sowohl positiv als negativ;--ein Schlusssatz, dem daher eben
kein grosser Werth zugeschrieben werden kann.--Insofern auch das
Besondere und Allgemeine die Extreme, und unmittelbare, gleichgueltige
Bestimmtheiten gegen einander sind, so ist ihr Verhaeltniss selbst
gleichgueltig; es kann beliebig die eine oder die andere als Terminus
Major oder Minor, daher auch die eine oder die andere Praemisse als
Ober--oder als Untersatz genommen werden.

3. Der Schlusssatz, indem er ebenso sehr positiv als negativ ist, ist
somit eine gegen diese Bestimmtheiten gleichgueltige, somit
_allgemeine_ Beziehung.  Naeher betrachtet, so war die Vermittelung
des ersten Schlusses _an sich_ eine zufaellige; in dem zweiten ist
diese Zufaelligkeit _gesetzt_.  Sie ist somit sich selbst aufhebende
Vermittelung; die Vermittelung hat die Bestimmung der Einzelnheit und
Unmittelbarkeit; was durch diesen Schluss zusammengeschlossen ist, muss
vielmehr _an sich_ und _unmittelbar_ identisch seyn; denn jene Mitte,
_die unmittelbar Einzelnheit_, ist das unendlich mannigfaltige und
_aeusserliche_ Bestimmtseyn.  Es ist in ihr also vielmehr die sich
_aeusserliche_ Vermittelung gesetzt.  Die Aeusserlichkeit der
Einzelnheit aber ist die Allgemeinheit; jene Vermittelung durch das
unmittelbare Einzelne weist ueber sich selbst hinaus auf die _ihr
andere_, welche somit durch das _Allgemeine_ geschieht.--Oder was
durch den zweiten Schluss vereinigt seyn soll, muss _unmittelbar_
zusammengeschlossen seyn; durch die _Unmittelbarkeit_, die ihm zu
Grunde liegt, kommt ein bestimmtes Zusammenschliessen nicht zu Stande.
Die Unmittelbarkeit, auf welche er fortweist, ist die andere gegen
die seinige,--die aufgehobene erste Unmittelbarkeit des Seyns,--also
die in sich reflektirte, oder _an sich seyende_, das _abstrakte
Allgemeine_.

Der Uebergang dieses Schlusses war nach der betrachteten Seite ein
_Anderswerden_, wie das Uebergehen des Seyns, weil ihm das
Qualitative, und zwar die unmittelbare Einzelnheit zu Grunde liegt.
Dem Begriffe nach aber schliesst die Einzelnheit das Besondere und
Allgemeine insofern zusammen, als sie die _Bestimmtheit_ des
Besondern _aufhebt_; was sich als die Zufaelligkeit dieses Schlusses
darstellt; die Extreme werden nicht durch ihre bestimmte Beziehung,
welche sie zum Medius Terminus haben, zusammengeschlossen; er ist
daher _nicht_ ihre _bestimmte Einheit_, und die positive Einheit, die
ihm noch zukommt, ist nur _die abstrakte Allgemeinheit_.  Indem die
Mitte in dieser Bestimmung, welche ihre Wahrheit ist, gesetzt wird,
ist diess aber eine andere Form des Schlusses.


c.  Die dritte Figur: E-A-B.


1. Dieser dritte Schluss hat keine einzige unmittelbare Praemisse mehr;
die Beziehung E-A ist durch den ersten, die Beziehung B-A durch den
zweiten Schluss vermittelt worden.  Er setzt daher die beiden ersten
Schluesse voraus; aber umgekehrt setzen beide ihn voraus, so wie
ueberhaupt jeder die beiden uebrigen voraussetzt.  In ihm ist somit
ueberhaupt die Bestimmung des Schlusse vollendet.--Diese gegenseitige
Vermittelung enthaelt eben diess, dass jeder Schluss, ob zwar fuer sich
die Vermittelung, zugleich nicht an ihm selbst die Totalitaet
derselben ist, sondern eine Unmittelbarkeit an ihm hat, deren
Vermittelung sich ausser ihm befindet.

Der Schluss E-A-B an ihm selbst betrachtet, ist die Wahrheit des
formalen Schlusses, er drueckt diess aus, dass dessen Vermittelung die
abstrakt allgemeine ist, und die Extreme nach ihrer wesentlichen
Bestimmtheit, nicht in der Mitte, sondern nur nach ihrer
Allgemeinheit enthalten, vielmehr also das gerade nicht darin
zusammengeschlossen ist, was vermittelt seyn sollte.  Es ist also
hier das gesetzt, worin der Formalismus des Schlusses besteht, dessen
Termini einen umittelbaren gegen die Form gleichgueltigen Inhalt haben,
oder was dasselbe ist, solche Formbestimmungen sind, die sich noch
nicht zu Inhaltsbestimmungen reflektirt haben.

2. Die Mitte dieses Schlusses ist zwar die Einheit der Extreme, aber
worin von ihrer Bestimmtheit abstrahirt ist, das _unbestimmte_
Allgemeine.  Insofern aber diess Allgemein zugleich als das Abstrakte
von den Extremen als den _Bestimmten_ unterschieden ist, ist es auch
selbst noch ein _Bestimmtes_ gegen sie, und das Ganze ein Schluss,
dessen Verhaeltniss zu seinem Begriffe zu betrachten ist.  Die Mitte
ist als das Allgemeine gegen ihre _beiden_ Extreme subsumirend oder
Praedikat, nicht auch das eine Mal subsumirt oder Subjekt.  Insofern
er daher als _eine Art_ des Schlusses diesem entsprechen soll, so
kann diess nur geschehen, dass, indem die eine Beziehung E-A schon das
gehoerige Verhaeltniss hat, auch die andere A-B dasselbe erhalte.  Diess
geschieht in einem Urtheil, worin das Verhaeltniss von Subjekt und
Praedikat gleichgueltig ist, in einem _negativen_ Urtheil.  So wird der
Schluss legitim; aber die Konklusion notwendig negativ.

Damit ist es nun auch gleichgueltig, welche von den beiden
Bestimmungen dieses Satzes als Praedikat oder als Subjekt, und im
Schlusse ob als Extrem der Einzelnheit oder als das der Besonderheit,
hiermit ob als Terminus Minor oder als Terminus Major genommen werde.
Indem es hiervon nach dem gewoehnlichen Annahme abhaengt, welche von
den Praemissen die Major oder Minor seyn soll, so ist diess hier
gleichgueltig geworden.--Diess ist der Grund der gewoehnlichen _vierten
Figur_ des Schlusses, die Aristoteles nicht gekannt, und die vollends
einen ganz leere, interesselosen Unterschied betrifft.  Die
unmittelbare Stellung der Terminorum ist darin die _umgekehrte_ der
Stellung der ersten Figur; das Subjekt und Praedikat des negativen
Schlusssatzes nach der formalen Betrachtung des Urtheils das bestimmte
Verhaeltniss von Subjekt und Praedikat nicht haben, sondern eines die
Stelle des andern einnehmen kann, so ist es gleichgueltig, welcher
Terminus als Subjekt, und welcher als Praedikat genommen werden; daher
ebenso gleichgueltig, welche Praemisse als Major oder Minor genommen
wird.--Diese Gleichgueltigkeit, zu der auch die Bestimmung der
Partikularitaet (insbesondere insofern bemerkt wird, dass sie im
komprehensiven Sinne genommen werden kann) verhilft, macht jene
vierte Figur zu etwas ganz Muessigem.

3. Die objektive Bedeutung des Schlusses, worin das Allgemeine die
Mitte ist, ist, dass das Vermittelnde als Einheit der Extreme
_wesentlich Allgemeines_ ist.  Indem die Allgemeinheit aber zunaechst
nur die qualitative oder abstrakte Allgemeinheit ist, so ist die
Bestimmtheit der Extreme darin nicht enthalten; ihr Zusammenschliessen,
wenn es Statt finden soll, muss ebenso in einer ausser diesem Schlusse
liegenden Vermittelung ihren Grund haben, und ist in Ruecksicht auf
diesen ganz so zufaellig, als bei den vorhergehenden Formen der
Schluesse.  Indem nun aber das Allgemeine als die Mitte bestimmt, und
darin die Bestimmtheit der Extreme nicht enthalten ist, so ist diese
als eine voellig gleichgueltige und aeusserliche gesetzt.--Es ist hiermit
zunaechst nach dieser blossen Abstraktion allerdings eine _vierte
Figur_ des Schlusses entstanden, naemlich die des _verhaeltnisslosen_
Schlusses: A-A-A, welcher von dem Qualitativen Unterschiede der
Terminourm abstrahirt, und somit die bloss aeusserliche Einheit
derselben, naemlich die _Gleichheit_ derselben zur Bestimmung hat.


d.  Die vierte Figur: A-A-A, oder der mathematische Schluss.


1. Der mathematische Schluss heisst: Wenn _zwei Dinge oder Bestimmungen
einem Dritten gleich sind, so sind sie unter sich gleich_.--Das
Verhaeltniss von Inhaerenz oder Subsumtion der Terminorum ist darin
ausgeloescht.

Ein _Drittes_ ueberhaupt ist das Vermittelnde; aber es hat ganz und
gar keine Bestimmung gegen seine Extreme.  Jedes der dreien kann
daher gleich gut das dritte Vermittelnde seyn.  Welches dazu
gebraucht, welche der drei Beziehungen daher als die unmittelbaren,
und welche als die vermittelte genommen werden soll, haengt von aeussern
Umstaenden und sonstigen Bedingungen ab;--naemlich davon, welche zwei
derselben die unmittelbar _gegebenen_ sind.  Aber diese Bestimmung
geht den Schluss selbst nichts an, und ist voellig aeusserlich.

2. Der mathematische Schluss gilt als ein _Axiom_ in der Mathematik;
--_als ein an und fuer sich einleuchtender, erster_ Satz, der keines
Beweises, d. h. keiner Vermittelung faehig sey, noch beduerfe, nichts
Anderes voraussetze, noch daraus hergeleitet werden koenne.--Wenn der
Vorzug desselben, unmittelbar _einleuchtend_ zu seyn, naeher
betrachtet wird, so zeigt es sich, dass er in dem Formalismus dieses
Schlusses liegt, der von aller qualitativen Verschiedenheit der
Bestimmungen abstrahirt, und nur ihre quantitative Gleichheit oder
Ungleichheit aufnimmt.  Aus eben diesem Grunde ist er aber nicht ohne
Voraussetzung oder unvermittelt; die quantitative Bestimmung, die in
ihm allein in Ruecksicht kommt, ist nur _durch die Abstraktion_ von
dem qualitativen Unterschiede und den Begriffsbestimmungen.--Linien,
Figuren, die einander gleich gesetzt werden, werden nur nach ihrer
Groesse verstanden; ein Dreieck wird einem Quadrate gleich gesetzt,
aber nicht als Dreieck dem Quadrat, sondern allein der Groesse nach u.
s. f.  Ebenso tritt der Begriff und seine Bestimmungen nicht in
dieses Schliessen ein; es wird damit ueberhaupt nicht _begriffen_; auch
hat der Verstand nicht einmal die formalen, abstrakten
Begriffsbestimmungen vor sich; das Einleuchtende dieses Schlusses
beruht daher nur darauf, dass er an Gedankenbestimmung so duerftig und
abstrakt ist.

3. Aber das _Resultat des Schlusses des Daseyns_ ist nicht bloss diese
Abstraktion von aller Begriffsbestimmtheit; die _Negativitaet_ der
unmittelbaren, abstrakten Bestimmungen, welche daraus hervorging, hat
noch eine andere _positive_ Seite, dass naemlich in die abstrakte
Bestimmtheit _ihre andere gesetzt_, und sie dadurch _konkret_
geworden ist.

Vor's Erste haben die saemmtlichen Schluesse des Daseyns sich
gegenseitig zur _Voraussetzung_, und die im Schlusssatze
zusammengeschlossenen Extreme sind nur insofern wahrhaft und an und
fuer sich zusammengeschlossen, als sie _sonst_ durch eine anderswo
gegruendete Identitaet vereinigt sind; der Medius Terminus, wie er in
den betrachteten Schluessen beschaffen ist, _soll_ ihre
Begriffseinheit seyn, aber ist nur eine formale Bestimmtheit, die
nicht als ihre konkrete Einheit gesetzt ist.  Aber diess
_Vorausgesetzte_ einer jeden jener Vermittelungen ist nicht bloss eine
_gegebene Unmittelbarkeit_ ueberhaupt, wie im mathematischen Schlusse,
sondern es ist selbst eine Vermittelung, naemlich fuer jeden die beiden
andern Schluesse.  Was also wahrhaft vorhanden ist, ist nicht die auf
eine gegebene Unmittelbarkeit, sondern die auf Vermittelung sich
gruendende Vermittelung.  Diess ist somit nicht die quantitative, von
der Form der Vermittelung abstrahirende, sondern vielmehr die sich
_auf Vermittelung beziehende Vermittelung_, oder die _Vermittelung
der Reflexion_.  Der Kreis des gegenseitigen Voraussetzens, den diese
Schluesse mit einander schliessen, ist die Rueckkehr dieses
Voraussetzens in sich selbst, welches darin eine Totalitaet bildet,
und das _Andere_, worauf jeder einzelne Schluss hinweist, nicht
vermoege der Abstraktion _ausserhalb_ hat, sondern _innerhalb_ des
Kreises befasst.

Ferner von Seiten der _einzelnen Formbestimmungen_ hat sich gezeigt,
dass in diesem ganzen der formalen Schluesse jede einzelne zur _Stelle_
der _Mitte_ gekommen ist.  Unmittelbar war diese als die
_Besonderheit_ bestimmt; hierauf bestimmte sie sich durch die
dialektische Bewegung als _Einzelnheit_ und _Allgemeinheit_.  Ebenso
ging jede dieser Bestimmungen _die Stellen der beiden Extreme_
hindurch. _Das bloss negative Resultat_ ist das Ausloeschen der
qualitativen Formbestimmungen im bloss quantitativen, mathematischen
Schlusse.  Aber was wahrhaft vorhanden ist, ist das _positive
Resultat_, dass die Vermittelung nicht durch eine _einzelne_,
qualitative Formbestimmtheit geschieht, sondern durch die _konkrete
Identitaet_ derselben.  Der Mangel und Formalismus der drei
betrachteten Figuren der Schluesse besteht eben darin, dass eine solche
einzelne Bestimmtheit die Mitte in ihnen ausmachen sollte.--Die
Vermittelung hat sich also als die Gleichgueltigkeit der unmittelbaren
oder abstrakten Formbestimmungen und als positive _Reflexion_ der
einen in die andere bestimmt.  Der unmittelbare Schluss des Daseyns
ist hiermit in den _Schluss der Reflexion_ uebergegangen.


Anmerkung.


In der hier gegebenen Darstellung der Natur des Schlusses und seiner
verschiedenen Formen ist auch beilaeufig auf dasjenige Ruecksicht
genommen worden, was in der gewoehnlichen Betrachtung und Behandlung
der Schluesse das Haupt-Interesse ausmacht, naemlich wie in jeder Figur
ein richtiger Schluss gemacht werden koenne; doch ist dabei nur das
Haupt-Moment angegeben und die Faelle und Verwickelungen uebergangen
worden, welche entstehen, wenn der Unterschied von positiven und
negativen Urtheilen nebst der quantitativen Bestimmung, besonders der
Partikualritaet, mit dazu gezogen wird.--Einige Bemerkungen ueber die
gewoehnliche Ansicht und Behandlungsweise des Schlusses in der Logik
werden hier noch an ihrem Orte stehen.--Bekanntlich wurde diese Lehre
so ins Genaue ausgebildet, bis ihre sogenannten Spitzfindigkeiten zum
allgemeinen Verdrusse und Ekel geworden sind.  Indem der _natuerliche
Verstand_ sich gegen die substanzlosen Reflexions-Formen nach allen
Seiten der Geistesbildung geltend machte, kehrte er sich auch gegen
jene kuenstliche Kenntniss der Vernunftformen, und meinte solche
Wissenschaft aus dem Grunde entbehren zu koennen, weil er die darin
verzeichneten einzelnen Denk-Operationen von Natur ohne besonderes
Erlernen schon von selbst verrichte.  Der Mensch waere in der That in
Ansehung des vernuenftigen Denkens ebenso uebel daran, wenn die
Bedingung desselben das muehselige Studium der Schlussformeln waere, als
er (wie in der Vorrede schon bemerkt worden) uebel daran seyn wuerde,
wenn er nicht gehen und verdauen koennte, ohne Anatomie und
Physiologie studirt zu haben.  Wie auch das Studium dieser
Wissenschaften fuer das diaetetische Verhalten nicht ohne Nutzen seyn
mag, so wird auch dem Studium der Vernunftformen ohne Zweifel ein
noch wichtigerer Einfluss auf die Richtigkeit des Denkens
zuzuschreiben seyn; aber ohne in diese Seite, welche die Bildung des
subjektiven Denkens, daher eigentlich die Paedagogik angeht, hier
einzugehen, so wird zugegeben werden muessen, dass das Studium, welches
die Operations-Weisen und Gesetze der Vernunft zum Gegenstand habe,
an und fuer sich vom groessten Interesse seyn muesse,--von einem
wenigstens nicht geringerem, als die Kenntniss der Gesetze der Natur
und der besonderen Gestaltungen derselben.  Wenn es nicht gering
geachtet wird, etliche und sechzig Arten von Papageyen, hundert und
sieben und dreissig Arten der Veronica u. s. f. aufgefunden zu haben,
so wird es noch viel weniger fuer gering geachtet werden duerfen, die
Vernunftformen auszufinden; ist nicht eine Figur des Schlusses ein
unendlich Hoeheres, als eine Papageyoder eine Veronica-Art?

So sehr es daher fuer nichts mehr als Rohheit anzusehen ist, die
Kenntnisse der Vernunftformen ueberhaupt zu verachten, so sehr ist
zuzugeben, dass die gewoehnliche Darstellung des Schlusses und seiner
besonderen Gestaltungen nicht eine _vernuenftige_ Erkenntniss, nicht
eine Darstellung derselben als _Vernunftformen_ ist, und die
syllogistische Weisheit sich durch ihren Unwerth die Geringschaetzung
zugezogen hat, die sie erfuhr.  Ihr Mangel besteht darin, dass sie
schlechterdings bei der _Verstandesform_ des Schlusses stehen bleibt,
nach welcher die Begriffsbestimmungen als _abstrakte_ formelle
Bestimmungen genommen werden.  Es ist um so inkonsequenter, sie als
abstrakte Qualitaeten fest zu halten, da im Schlusse die _Beziehungen_
derselben das Wesentliche ausmachen, und die Inhaerenz und Subsumtion
es schon enthaelt, dass das Einzelne, weil ihm das Allgemeine inhaerirt,
selbst Allgemeines, und das Allgemeine, weil es das Einzelne
subsumirt, selbst Einzelnes ist, und naeher der Schluss eben diese
_Einheit_ als _Mitte_ ausdruecklich setzt, und seine Bestimmung gerade
die _Vermittelung_ ist, d. i. dass die Begriffsbestimmungen nicht mehr
wie im Urtheile ihre Aeusserlichkeit gegen einander, sondern vielmehr
ihre Einheit zur Grundlage haben.--Es ist somit durch den Begriff des
Schlusses die Unvollkommenheit des formalen Schlusses ausgesprochen,
in welchem die Mitte, nicht als Einheit der Extreme, sondern als eine
formale, von ihnen qualitativ verschiedene, abstrakte Bestimmung
festgehalten werden soll.--Die Betrachtung wird noch dadurch
gehaltleerer, dass auch solche Beziehungen oder Urtheile, worin selbst
die formellen Bestimmungen gleichgueltig werden, wie im negativen und
partikularen Urtheile, und die sich daher den Saetzen naehern, noch als
vollkommene Verhaeltnisse angenommen werden.--Indem nun ueberhaupt die
qualitative Form E-B-A als das Letzte und Absolute gilt, so faellt die
dialektische Betrachtung des Schlusses ganz hinweg, die uebrigen
Schluesse werden somit nicht als _nothwendige Veraenderungen_ jener
Form, sondern als _Arten_ betrachtet.--Es ist hierbei gleichgueltig,
ob der erste formale Schluss selbst nur als eine Art _neben_ den
uebrigen, oder aber als _Gattung_ und Art zugleich betrachtet wird;
letzteres geschieht, indem die uebrigen Schluesse auf den ersten
zurueckgebracht werden.  Geschieht diese Reduktion nicht ausdruecklich,
so liegt immer dasselbe formelle Verhaeltniss der aeusserlichen
Subsumtion zu Grunde, welche die erste Figur ausdrueckt.

Dieser formelle Schluss ist der Widerspruch, dass die Mitte die
bestimmte Einheit der Extreme seyn soll, aber nicht als diese Einheit,
sondern als eine von denen, deren Einheit sie seyn soll, qualitativ
verschiedene Bestimmung ist.  Weil der Schluss dieser Widerspruch ist,
ist er an ihm selbst dialektisch.  Seine dialektische Bewegung stellt
ihn in den vollstaendigen Begriffs-Momenten dar, dass nicht nur jenes
Verhaeltniss der Subsumtion, oder die Besonderheit, sondern _ebenso
wesentlich_ die negative Einheit und die Allgemeinheit Momente des
Zusammenschliessens sind.  Insofern jedes derselben fuer sich ebenso
nur ein einseitiges Moment der Besonderheit ist, sind sie gleichfalls
unvollkommene Mitten, aber zugleich machen sie die entwickelten
Bestimmungen derselben aus; der ganze Verlauf durch die drei Figuren
stellt die Mitte in jeder dieser Bestimmungen nach einander dar, und
das wahre Resultat, das daraus hervorgeht, ist, dass die Mitte nicht
eine einzelne, sondern die Totalitaet derselben ist.

Der Mangel des formalen Schlusses liegt daher nicht in der _Form des
Schlusses_,--sie ist vielmehr die Form der Vernuenftigkeit,--sondern
dass sie nur als _abstrakte_, daher begrifflose Form ist.  Es ist
gezeigt worden, dass die abstrakte Bestimmung um ihrer abstrakten
Beziehung auf sich willen ebenso sehr als Inhalt betrachtet werden
kann; insofern leistet der formale Schluss weiter nichts, als dass eine
Beziehung eines Subjekts auf ein Praedikat _nur aus diesem Medius
Terminus _folge oder nicht folge.  Es hilft nichts, einen Satz durch
einen solchen Schluss erwiesen zu haben; um der abstrakten
Bestimmtheit des Medius Terminus willen, der eine begrifflose
Qualitaet ist, kann es ebenso gut andere Medius Terminos geben, aus
denen das Gegentheil folgt, ja aus demselben Medius Terminus koennen
auch wieder entgegengesetzte Praedikate durch weitere Schluesse
abgeleitet werden.--Ausserdem, dass der formale Schluss nicht viel
leistet, ist er auch etwas sehr Einfaches; die vielen Regeln, welche
erfunden worden, sind schon darum laestig, weil sie mit der einfachen
Natur der Sache so sehr kontrastiren, dann aber auch, weil sie sich
auf die Faelle beziehen, wo der formale Gehalt des Schlusses durch die
aeusserliche Formbestimmung, besonders der Partikularitaet, vornehmlich
insofern sie zu diesem Behuf in komprehensivem Sinne genommen werden
muss, vollends vermindert, und auch der Form nach nur ganz gehaltlose
Resultate herausgebracht werden.--Die gerechteste und wichtigste
Seite der Ungunst, in welche die Syllogistik verfallen, ist aber, dass
sie eine so weitlaeufige _begrifflose_ Beschaeftigung mit einem
Gegenstande sind, dessen einziger Inhalt der _Begriff_ selbst ist.
--Die vielen syllogistischen Regeln erinnern an das Verfahren der
Rechnmeister, welche gleichfalls eine Menge Regeln ueber die
arithmetischen Operationen geben, welche alle voraus setzen, dass man
den _Begriff_ der Operation nicht habe.--Aber die Zahlen sind ein
begriffloser Stoff, die Rechen-Operation ist ein aeusserliches
Zusammenfassen oder Trennen, ein mechanisches Verfahren, wie denn
Rechenmaschinen erfunden worden sind, welche diese Operationen
vollbringen; das Haerteste und Grellste dagegen ist, wenn die
Formbestimmungen des Schlusses, welche Begriffe sind, als ein
begriffloser Stoff behandelt werden.

Das Aeusserste von diesem begrifflosen Nehmen der Begriffsbestimmungen
des Schlusses ist wohl, dass Leibnitz (Opp.  Tom.  II. P. I.) den
Schluss dem kombinatorischen Calcul unterworfen, und durch denselben
berechnet hat, wie viele Stellungen des Schlusses moeglich sind;--mit
Ruecksicht naemlich auf die Unterschiede von positiven und negativen,
dann von allgemeinen, partikularen, unbestimmten und singularen
Urtheilen; es finden sich solcher Verbindungen 2048 moeglich, wovon
nach Ausschliessung der unbrauchbaren 24 brauchbare Figuren uebrig
bleiben.--Leibnitz macht sehr viel von der Nuetzlichkeit der
kombinatorischen Analysis, um nicht nur die Formen des Schlusses,
sondern auch die Verbindungen von anderen Begriffen zu finden.  Die
Operation, wodurch diess gefunden wird, ist dieselbe, wodurch
berechnet wird, wie viele Verbindungen von Buchstaben ein Alphabet
zulaesst, wie vielerlei Wuerfe in einem Wuerfelspiel, Spiele mit einer
L'hombre-Charte moeglich sind u. s. f.  Man findet hier also die
Bestimmungen des Schlusses in Eine Klasse mit den Punkten des Wuerfels
und der L'hombre-Charte gesetzt, das Vernuenftige als ein todtes und
begriffloses genommen, und das Eigenthuemliche des Begriffs und seiner
Bestimmungen, als geistige Wesen _sich zu beziehen_, und durch diess
Beziehen ihre _unmittelbare_ Bestimmung _aufzuheben_, auf der Seite
gelassen.--Diese leibnitzische Anwendung des kombinatorischen Calculs
auf den Schluss und auch die Verbindung anderer Begriffe unterschied
sich von der verrufenen _lullianischen Kunst_ durch nichts, als dass
sie von Seiten der _Anzahl_ methodischer war, uebrigens an
Sinnlosigkeit ihr gleich kam.--Es hing hiermit ein Lieblingsgedanke
Leibnitzens zusammen, den er in der Jugend gefasst, und der Unreifheit
und Seichtigkeit desselben unerachtet auch spaeterhin nicht aufgab,
von einer _allgemeinen Charakterisitk_ der Begriffe,--einer
Schriftsprache, worin jeder Begriff dargestellt werde, wie er eine
Beziehung aus andern ist, oder sich auf andere beziehe--als ob in der
vernuenftigen Verbindung, welche wesentlich dialektisch ist, ein
Inhalt noch dieselben Bestimmungen behielte, die er hat, wenn er fuer
sich fixirt ist.

Der _ploucquetsche Calcul_ hat ohne Zweifel die konsequenteste
Verfahrungsweise ergriffen, wodurch das Verhaeltniss des Schlusses
faehig wird, dem Calcul unterworfen zu werden.  Er beruht darauf, dass
von dem Verhaelntissunterschiede, dem Unterschiede der Einzelnheit,
Besonderheit und Allgemeinheit im Urtheile abstrahirt, und die
_abstrakte Identitaet_ des Subjekts und Praedikats festgehalten wird,
wodurch sie in _mathematischer Gleichheit_ sind;--einer Beziehung,
welche das Schliessen zu einer voellig gehaltleeren und tautologischen
Formirung von Saetzen macht.--Im Satze: _Die Rose ist roth_, soll das
Praedikat nicht das allgemeine Roth, sondern nur das bestimmte _Roth
der Rose_ bedeuten; im Satze Alle Christen sind Menschen, soll das
Praedikat nur diejenigen Menschen bedeuten, welche Christen sind; aus
diesem und dem Satze: die Juden sind keine Christen, folgt dann der
Schlusssatz, der diesen syllogistischen Calcul bei _Mendelssohn_ nicht
gut empfohlen hat: _Also sind die Juden keine Menschen_ (naemliche
diejenigen Menschen nicht, welche die Christen sind).--_Ploucquet_
giebt als eine Folge seiner Erfindung an, _posse etiam urdes
mechanice totam logicam doceri_, uti pueri arithmeticam docentur, ita
quidem, ut nulla formidine in rationciniis suis errandi torqueri, vel
fallaciis circumveniri possint, si in calculo non errant.--Diese
Empfehlung, dass Ungebildeten durch den Calcul _mechanisch_ die ganze
Logik beigebracht werden koenne, ist wohl das Schlimmste, was von
einer Erfindung ueber die Darstellung der logischen Wissenschaft
gesagt werden kann.


B. Der Schluss der Reflexion.


Der Verlauf des qualitativen Schlusses hat das _Abstrakte_ der
Bestimmungen desselben aufgehoben; der Terminus hat sich dadurch als
eine solche Bestimmtheit gesetzt, in welcher auch die andere
_scheint_.  Ausser den abstrakten Terminis ist im Schlusse auch die
_Beziehung_ derselben vorhanden, und im Schlusssatz ist sie als eine
vermittelte und nothwendige gesetzt; daher ist jede Bestimmtheit in
Wahrheit nicht als eine einzelne fuer sich, sondern als Beziehung der
andern, als _konkrete_ Bestimmtheit, gesetzt.  Die _Mitte_ war die
abstrakte Besonderheit, fuer sich eine einfache Bestimmtheit, und
Mitte nur aeusserlich und relativ gegen die selbststaendigen Extreme.
Nunmehr ist sie gesetzt als die _Totalitaet_ der Bestimmungen; so ist
sie die _gesetzte_ Einheit der Extreme; zunaechst aber die Einheit der
Reflexion, welche sie in sich befasst;--ein Befassen, welches als
_erstes_ Aufheben der Unmittelbarkeit und erstes Beziehen der
Bestimmungen noch nicht die absolute Identitaet des Begriffes ist.

Die Extreme sind die Bestimmungen des Urtheils der Reflexion;
eigentliche _Einzelnheit_ und _Allgemeinheit_ als
Verhaeltnissbestimmung, oder eine Mannigfaltiges in sich
zusammenfassende Reflexion.  Aber das einzelne Subjekt enthaelt auch,
wie beim Urtheile der Reflexion gezeigt worden, ausser der blossen
Einzelnheit, die der Form angehoert, die Bestimmtheit, als schlechthin
in sich reflektirte Allgemeinheit, als vorausgesetze, d. h. hier noch
unmittelbar angenommene, _Gattung_.

Aus dieser Bestimmtheit der Extreme, welche dem Verlauf der
Urtheilsbestimmung angehoert, ergiebt sich der naehere Inhalt der
_Mitte_, auf die es wesentlich beim Schlusse ankommt, da sie ihn vom
Urtheile unterscheidet.  Sie enthaelt 1) die _Einzelnheit_, 2) aber
zur Allgemeinheit erweitert, als _Alle_, 3) die zum Grunde liegende,
Einzelnheit und abstrakte Allgemeinheit schlechthin in sich
vereinigende Allgemeinheit, _die Gattung_.--Der Schluss der Reflexion
hat auf diese Weise erst die _eigentliche Bestimmtheit_ der Form,
indem die Mitte als die Totalitaet der Bestimmungen _gesetzt_ ist; der
unmittelbare Schluss ist gegen ihn deswegen der _unbestimmte_, als die
Mitte erst noch die abstrakte Besonderheit ist, in welcher die
Momente ihres Begriffs noch nicht gesetzt sind.--Dieser erste Schluss
der Reflexion kann der _Schluss der Allheit_ genannt werden.


a.  Schluss der Allheit.


1. Der Schluss der Allheit ist der Verstandesschluss in seiner
Vollkommenheit, mehr aber noch nicht.  Dass die Mitte in ihm nicht
_abstrakte_ Besonderheit, sondern in ihre Momente entwickelt und
daher als konkrete ist, ist zwar ein wesentliches Erforderniss fuer den
Begriff, allein die Form der _Allheit_ fasst das Einzelne zunaechst nur
aeusserlich in die Allgemeinheit zusammen, und umgekehrt erhaelt sie das
Einzelne noch als ein unmittelbar fuer sich bestehendes in der
Allgemeinheit.  Die Negation der Unmittelbarkeit der Bestimmungen,
die das Resultat des Schlusses des Daseyns war, ist nur die _erste_
Negation, noch nicht die Negation der Negation, oder absolute
Reflexion in sich.  Jener die einzelnen Bestimmungen in sich
befassenden Allgemeinheit der Reflexion liegen sie daher noch zu
Grunde,--oder die Allheit ist noch nicht die Allgemeinheit des
Begriffs, sondern die aeussere der Reflexion.

Der Schluss des Daseyns war darum zufaellig, weil der Medius Terminus
desselben als eine einzelne Bestimmtheit des konkreten Subjekts eine
unbestimmbare Menge anderer solcher Mediorum Terminorum zulaesst, und
damit das Subjekt mit unbestimmbar anderen, und mit entgegengesetzten
Praedikaten zusammen geschlossen seyn konnte.  Indem die Mitte aber
nunmehr _die Einzelnheit_ enthaelt, und hierdurch selbst konkret ist,
so kann durch sie mit dem Subjekt nur ein Praedikat verbunden werden,
das ihm als konkreten zukommt.--Wenn z.B. aus dem Medius Terminus :
_Gruen_, geschlossen werden sollte, dass ein Gemaelde angenehm sey, weil
das Gruen dem Auge angenehm ist, oder ein Gedicht, ein Gebaeude u. s. f.
schoen sey, weil er _Regelmaessigkeit_ besitze, so koennte das Gemaelde u.
s. f. dessen ungeachtet haesslich seyn, um anderer Bestimmungen willen,
aus denen auf diess letztere Praedikat geschlossen werden koennte.
Indem hingegen der Medius Terminus die Bestimmung der _Allheit_ hat,
so enthaelt er das Gruene, die Regelmaessigkeit als _ein Konkretes_, das
eben darum nicht die Abstraktion eines bloss Gruenen, Regelmaessigen u. s.
f. ist; mit diesem _Konkreten_ koennen nun nur Praedikate verbunden
seyn, die der _Totalitaet des Konkreten_ gemaess sind.--In dem Urtheil:
_Das Gruene_ oder _Regelmaessige ist angenehm_, ist das Subjekt nur die
Abstraktion von Gruen, Regelmaessigkeit; in dem Satze: _Alles Gruene oder
Regelmaessige ist angenehm_, ist das Subjekt dagegen: alle wirklichen
konkreten Gegenstaende, die gruen oder regelmaessig sind, die also _als
konkrete_ mit _allen ihren Eigenschaften_, die sie ausser dem Gruenen
oder der Regelmaessigkeit noch haben, genommen werden.

2. Diese Reflexions-Vollkommenheit des Schlusses macht ihn aber eben
hiermit zu einem blossen Blendwerk.  Der Medius Terminus hat die
Bestimmtheit: _Alle_; diesen kommt im Obersatze das Praedikat
_unmittelbar_ zu, das mit dem Subjekte zusammen geschlossen wird.
Aber _Alle_ sind _alle Einzelne_; darin hat also das einzelne Subjekt
jenes Praedikat schon unmittelbar, und _erhaelt es nicht erst durch den
Schluss_.--Oder das Subjekt erhaelt durch den Schlusssatz ein Praedikat
als eine Folge; der Obersatz aber enthaelt in sich schon diesen
Schlusssatz; _der Obersatz ist also nicht fuer sich richtig_, oder ist
nicht ein unmittelbares, vorausgesetztes Urtheil, sondern _setzt
selbst schon den Schlusssatz voraus_, dessen Grund er seyn sollte.--In
dem beliebten vollkommenen Schlusse:

Alle Menschen sind sterblich,

_Nun ist Cajus ein Mensch_,

Ergo ist Cajus sterblich,

ist der Obersatz nur darum und insofern richtig, als der _Schlusssatz
richtig_ ist; waere Cajus zufaelligerweise nicht sterblich, so waere der
Obersatz nicht richtig.  Der Satz, welcher Schlusssatz seyn sollte,
muss schon unmittelbar fuer sich richtig seyn, weil der Obersatz sonst
nicht Alle Einzelne befassen koennte; ehe der Obersatz als richtig
gelten kann, ist _vorher_ die Frage, ob nicht jener Schlusssatz selbst
eine _Instanz_ gegen ihn sey.

3. Beim Schlusse des Daseyns ergab sich aus dem Begriffe des
Schlusses, dass die Praemissen als _unmittelbare_ dem Schlusssatze,
naemlich der durch den Begriff des Schlusses geforderten
_Vermittelung_, widersprachen, dass der erste Schluss daher andere, und
umgekehrt diese anderen ihn voraussetzen.

Im Schlusse der Reflexion ist diess an ihm selbst gesetzt, dass der
Obersatz seinen Schlusssatz voraussetzt, indem jener die Verbindung
des Einzelnen mit einem Praedikate enthaelt, welche eben erst
Schlusssatz seyn soll.

Was also in der That vorhanden ist, kann zunaechst so ausgedrueckt
werden: dass der Reflexions-Schluss nur ein aeusserlicher leerer _Schein
des Schliessens_ ist,--dass somit das Wesen hiermit die Mitte ausmacht,
und als solche zu setzen ist;--die Einzelnheit, welche als solche ist,
und nur aeusserlich die Allgemeinheit an ihr hat.--Oder nach dem
naehern Inhalt des Reflxions-Schlusses zeigte sich, dass das Einzelne
in _unmittelbarer_, nicht einer erschlossenen Beziehung auf sein
Praedikat steht, und dass der Obersatz, die Verbindung eines Besondern
mit einem Allgemeinen, oder naeher eines formell Allgemeinen mit einem
an sich Allgemeinen, durch die Beziehung der Einzelnheit, die in
jenem vorhanden ist,--der Einzelnheit als Allheit,--vermittelt ist.
Diess aber ist _der Schluss der Induktion_.


b.  Schluss der Induktion.


1. Der Schluss der Allheit steht unter dem Schema der ersten Figur:
E-B-A; der Schluss der Induktion unter dem der zweiten A-E-B, da er
wieder die Einzelnheit zur Mitte hat, nicht die _abstrakte_
Einzelnheit, sondern als _vollstaendig_, naemlich gesetzt mit der ihr
entgegengesetzen Bestimmung, der Allgemeinheit.--Das _eine Extrem_
ist irgend ein Praedikat, das allen diesen Einzelnen gemeinschaftlich
ist; die Beziehung desselben auf sie macht die unmittelbaren
Praemissen aus, dergleichen eine im vorhergehenden Schlusse Schlusssatz
seyn sollte.--Das _andere Extrem_ kann die unmittelbare _Gattung_
seyn, wie sie in der Mitte des vorigen Schlusses, oder im Subjekte
des universellen Urtheils vorhanden ist, und welche in den
saemmtlichen Einzelnen oder auch Arten der Mitte erschoepft ist.  Der
Schluss hat hiernach die Gestalt:

e

e

A--B.

e

e

ins

Unendliche

2. Die zweite Figur des formalen Schlusses A-E-B entsprach dem Schema
darum nicht, weil in der einen Praemisse E, das die Mitte ausmacht,
nicht subsumirend oder Praedikat war.  In der Induktion ist dieser
Mangel gehoben; die Mitte ist hier: _Alle Einzelne_; der Satz: A-E,
welcher das objektive Allgemeine oder Gattung als zum Extrem
ausgeschieden, als Subjekt enthaelt, hat ein Praedikat, das mit ihm
wenigstens von gleichem Umfange, hiermit fuer die aeussere Reflexion
identisch ist.  Der Loewe, Elephant u. s. f. machen die _Gattung_ des
vierfuessigen Thiers aus; der Unterschied, dass _derselbe_ Inhalt das
eine Mal in der Einzelnheit, das andere Mal in der Allgemeinheit
gesetzt ist, ist hiermit blosse _gleichgueltige Formbestimmung_,--eine
Gleichgueltigkeit, welche das im Reflexions-Schlusse gesetzte Resultat
des formalen Schlusses, und hierdurch die Gleichheit des Umfangs
gesetzt ist.

Die Induktion ist daher nicht der Schluss der blossen _Wahrnehmung_
oder des zufaelligen Daseyns, wie die ihm entsprechende zweite Figur,
sondern Schluss der _Erfahrung_;--des subjektiven Zusammenfassens der
Einzelnen in die Gattung, und des Zusammenschliessens der Gattung mit
einer allgemeinen Bestimmtheit, weil sie in allen Einzelnen
angetroffen wird.  Er hat auch die objektive Bedeutung, dass die
unmittelbare Gattung sich durch die Totalitaet der Einzelnheit zu
einer allgemeinen Eigenschaft bestimmt, in einem allgemeinen
Verhaeltnisse oder Merkmal ihr Daseyn hat.--Allein die objektive
Bedeutung dieses, wie der anderen Schluesse ist nur erst ihr innerer
Begriff, und hier noch nicht gesetzt.

3. Die Induktion ist vielmehr noch wesentlich ein subjektiver Schluss.
Die Mitte sind die Einzelnen in ihrer Unmittelbarkeit, das
Zusammenfassen derselben in die Gattung durch die Allheit ist eine
_aeusserliche_ Reflexion.  Um der bestehenden _Unmittelbarkeit_ der
Einzelnen, und um der daraus fliessenden _Aeusserlichkeit_ willen ist
die Allgemeinheit nur Vollstaendigkeit, oder bleibt vielmehr _eine
Aufgabe_.--Es kommt an ihr daher wieder der _Progress_ in die
schlechte Unendlichkeit zum Vorschein; die _Einzelnheit_ soll als
_identisch_ mit der _Allgemeinheit_ gesetzt werden, aber indem die
_Einzelnen_ ebenso sehr als _unmittelbare_ gesetzt sind, so bleibt
jene Einheit nur ein perennirendes _Sollen_; sie ist eine Einheit der
_Gleichheit_; die identisch seyn sollen, sollen es zugleich _nicht_
seyn.  Die a, b, c, d, e, nur ins _Unendliche_ fort machen die
Gattung aus, und geben die vollendete Erfahrung.  Der _Schlusssatz_
der Induktion bleibt insofern _problematisch_.

Indem sie aber diess ausdrueckt, dass die Wahrnehmung, um zur Erfahrung
zu werden, _ins Unendliche_ fortgesetzt werden _soll_, setzt sie
voraus, dass die Gattung mit ihrer Bestimmtheit _an und fuer sich_
zusammengeschlossen sey.  Sie setzt damit eigentlich ihren Schlusssatz
vielmehr als ein Unmittelbares voraus, wie der Schluss der Allheit fuer
eine seiner Praemissen den Schlusssatz voraussetzt.--Eine Erfahrung,
die auf Induktion beruht, wird als gueltig angenommen, _obgleich_ die
Wahrnehmung zugestandenermassen _nicht vollendet_ ist; es kann aber
nur angenommen werden, dass sich keine _Instanz gegen_ jene Erfahrung
ergeben koenne, insofern diese _an und fuer sich_ wahr sey.  Der Schluss
durch Induktion gruendet sich daher wohl auf eine Unmittelbarkeit,
aber nicht auf die, auf die er sich gruenden sollte, auf die _seyende_
Unmittelbarkeit der _Einzelnheit_, sondern _auf die an und fuer sich
seyende_, auf die _allgemeine_.-Die Grundbestimmung der Induktion ist,
ein Schluss zu seyn; wenn die Einzelnheit als wesentliche, die
Allgemeinheit aber nur als aeusserliche Bestimmung der Mitte genommen
wird, so fiele die Mitte in zwei unverbundene Theile aus einander,
und es waere kein Schluss vorhanden; diese Aeusserlichkeit gehoert
vielmehr den Extremen an. _Die Einzelnheit_ kann nur Mitte seyn, _als
unmittelbar identisch_ mit der Allgemeinheit; eine solche
Allgemeinheit ist eigentlich die _objektive, die Gattung_.--Diess kann
auch so betrachtet werden: die Allgemeinheit ist an der Bestimmung
der Einzelnheit, welche der Mitte der Induktion zu Grunde liegt,
_aeusserlich, aber wesentlich_; ein solches _Aeusserliche_ ist so sehr
unmittelbar sein Gegentheil, das _Innerliche_.--Die Wahrheit des
Schlusses der Induktion ist daher ein solcher Schluss, der eine
Einzelnheit zur Mitte hat, die unmittelbar _an sich selbst_
Allgemeinheit ist;--_der Schluss der Analogie_.


c.  Der Schluss der Analogie.


1. Dieser Schluss hat die dritte Figur des unmittelbaren Schlusses:
E-A-B zu seinem abstrakten Schema.  Aber seine Mitte ist nicht mehr
irgend eine einzelne Qualitaet, sondern eine Allgemeinheit, welche
_die Reflexion-in-sich eines Konkreten_, somit die _Natur_ desselben
ist;--und umgekehrt, weil sie so die Allgemeinheit als eines
Konkreten ist, ist sie zugleich an sich selbst diess _Konkrete_.--Es
ist hier also ein Einzelnes die Mitte, aber nach seiner allgemeinen
Natur; ferner ist ein anderes Einzelnes Extrem, welches mit jenem
dieselbe allgemeine Natur hat.  Z. B.:

_Die Erde_ hat Bewohner,

Der Mond ist _eine Erde_,

Also hat der Mond Bewohner.

2. Die Analogie ist um so oberflaechlicher, je mehr das Allgemeine, in
welchem die beiden Einzelnen eins sind, und nach welchem das eine,
Praedikat des andern wird, eine blosse _Qualitaet_, oder wie die
Qualitaet subjektiv genommen wird, ein oder anderes _Merkmal_ ist,
wenn die Identitaet beider hierin als eine blosse _Aehnlichkeit_
genommen wird.  Dergleichen Oberflaechlichkeit aber, zu der eine
Verstandes- oder Vernunftform dadurch gebracht wird, dass man sie in
die Sphaere der blossen _Vorstellung_ herabsetzt, sollte in der Logik
gar nicht angefuehrt werden.--Auch ist es unpassend, den Obersatz
dieses Schlusses so darzustellen, dass er lauten solle: _Was einem
Objekte in einigen Merkmalen aehnlich ist, das ist ihm auch in andern
aehnlich_.  Auf solche Weise wird _die Form des Schlusses_ in Gestalt
eines Inhalts ausgedrueckt, und der empirische, eigentlich so zu
nennende, Inhalt zusammen in den Untersatz verlegt.  So koennte auch
die ganze Form z.B. des ersten Schlusses als sein Obersatz
ausgedrueckt werden: _Was unter ein Anderes subsumirt ist, welchem ein
Drittes inhaerirt, dem inhaerirt auch diess Dritte; Nun aber_ und so
fort.  Aber beim Schlusse selbst kommt es nicht auf den empirischen
Inhalt an, und seine eigene Form zum Inhalt eines Obersatzes zu
machen, ist so gleichgueltig, als ob jeder andere empirische Inhalt
dafuer genommen wuerde.  Insofern es aber beim Schluss der Analogie auf
jenen Inhalt, der nichts als die eigenthuemliche Form des Schlusses
enthaelt, nicht ankommen sollte, so kaeme es auch bei dem ersten Schluss
ebenso sehr nicht darauf an, d. h. nicht auf das, was den Schluss zum
Schlusse macht.--Worauf es ankommt, ist immer die Form des Schlusses,
er mag nun diese selbst, oder etwas Anderes zu seinem empirischen
Inhalte haben.  So ist der Schluss der Analogie eine eigenthuemliche
Form, und es ist ein ganz leerer Grund, ihn nicht fuer eine solche
ansehen zu wollen, weil seine Form zum Inhalt oder Materie eines
Obersatzes gemacht werden koenne, die Materie aber das Logische nicht
angehe.--Was beim Schlusse der Analogie, etwa auch beim Schlusse der
Induktion zu diesem Gedanken verleiten kann, ist dass in ihnen die
Mitte und auch die Extreme weiter bestimmt sind, als in dem bloss
formalen Schlusse, und daher die Formbestimmung, weil sie nicht mehr
einfach und abstrakt ist, auch als _Inhaltsbestimmung_ erscheinen muss.
Aber diess, dass die Form sich so zum Inhalte bestimmt, ist erstlich
ein nothwendiges Fortgehen des Formalen, und betrifft daher die Natur
des Schlusses wesentlich; daher kann aber _zweitens_ eine solche
Inhaltsbestimmung nicht als eine solche wie ein anderer empirischer
Inhalt angesehen und davon abstrahirt werden.

Wenn die Form des Schlusses der Analogie in jenem Ausdruck seines
Obersatzes betrachtet wird, dass _wenn zwei Gegenstaende in einer oder
auch einigen Eigenschaften uebereinkommen, so kommt dem einen auch
eine weitere Eigenschaft zu, die der andere hat_, so kann es scheinen,
dass dieser Schluss _vier Bestimmungen_, die quaternionem terminorum
enthalte;--ein Umstand, der die Schwierigkeit mit sich fuehrte, die
Analogie in die Form eines formalen Schlusses zu bringen.--Es sind
_zwei_ Einzelne, _drittens_ eine unmittelbar als gemeinschaftlich
angenommene Eigenschaft, und _viertens_ die andere Eigenschaft, die
das eine Einzelne unmittelbar hat, die das andere aber erst durch den
Schluss erhaelt.--Diess ruehrt daher, dass, wie sich ergeben hat, in dem
analogischen Schlusse _die Mitte_ als Einzelnheit, aber unmittelbar
_auch_ als deren wahre Allgemeinheit gesetzt ist.--_In der Induktion_
ist ausser den beiden Extremen die Mitte eine unbestimmbare Menge von
Einzelnen; in diesem Schlusse sollte daher eine unendliche Menge von
Terminis gezaehlt werden.--Im Schlusse der Allheit ist die
Allgemeinheit an der Mitte nur erst als die aeusserliche Formbestimmung
der Allheit; im Schlusse der Analogie dagegen als wesentliche
Allgemeinheit.  Im obigen Beispiel ist der Medius Terminus : _die
Erde_, als ein Konkretes genommen, das nach seiner Wahrheit ebenso
sehr eine allgemeine Natur oder Gattung, als ein Einzelnes ist.

Nach dieser Seite machte die Quaternio terminorum die Analogie nicht
zu einem unvollkommenen Schluss.  Aber er wird es durch sie nach einer
andern Seite; denn wenn zwar das eine Subjekt dieselbe allgemeine
Natur hat, als das andere, so ist es unbestimmt, ob dem einen Subjekt
die Bestimmtheit, die auch fuer das andere erschlossen wird, vermoege
seiner _Natur_, oder vermoege seiner _Besonderheit_ zukommt, ob z.B.
die Erde als Weltkoerper _ueberhaupt_, oder nur als dieser _besondere_
Weltkoerper Bewohner hat.--Die Analogie ist insofern noch ein Schluss
der Reflexion, als Einzelnheit und Allgemeinheit in dessen Mitte
_unmittelbar_ vereinigt sind.  Um dieser Unmittelbarkeit willen ist
noch die _Aeusserlichkeit_ der Reflexions-Einheit vorhanden; das
Einzelne ist nur _an sich_ die Gattung, es ist nicht in dieser
Negativitaet gesetzt, wodurch seine Bestimmtheit als die eigene
Bestimmtheit der Gattung waere.  Darum ist das Praedikat, das dem
Einzelnen der Mitte zukommt, nicht auch schon Praedikat des andern
Einzelnen, obgleich diese beide einerlei Gattung angehoeren.

3. E-B (der Mond hat Bewohner) ist der Schlusssatz; aber die eine
Praemisse (die Erde hat Bewohner) ist ein eben solches E-B; insofern
E-B ein Schlusssatz seyn soll, so liegt darin die Forderung, dass auch
jene Praemisse ein solcher sey.  Dieser Schluss ist somit in sich
selbst die Forderung seiner gegen die Unmittelbarkeit, die er enthaelt;
oder er setzt seinen Schlusssatz voraus.  Ein Schluss des Daseyns hat
seine Voraussetzung an den _andern_ Schluessen des Daseyns; bei den so
eben betrachteten ist sie in sie hinein gerueckt, weil sie Schluesse
der Reflexion sind.  Indem also der Schluss der Analogie die Forderung
seiner Vermittelung gegen die Unmittelbarkeit ist, mit welcher seine
Vermittelung behaftet ist, so ist es das Moment der _Einzelnheit_,
dessen Aufhebung er fordert.  So bleibt fuer die Mitte das objektive
Allgemeine, die _Gattung_ gereinigt von der Unmittelbarkeit.--Die
Gattung war im Schlusse der Analogie Moment der Mitte nur als
_unmittelbare Voraussetzung_; indem der Schluss selbst die Aufhebung
der vorausgesetzten Unmittelbarkeit fordert, so ist die Negation der
Einzelnheit, und hiermit das Allgemeine nicht mehr unmittelbar
sondern _gesetzt_.--Der Schluss der Reflexion enthielt erst die
_erste_ Negation der Unmittelbarkeit; es ist nunmehr die zweite
eingetreten, und damit die aeusserliche Reflexions-Allgemeinheit zur an
und fuer sich seyenden bestimmt.--Von der positiven Seite betrachtet,
so zeigt sich der Schlusssatz identisch mit der Praemisse, die
Vermittelung mit ihrer Voraussetzung zusammengegangen, hiermit eine
Identitaet der Reflexions-Allgemeinheit, wodurch sie hoehere
Allgemeinheit geworden.

Uebersehen wir den Gang der Schluesse der Reflexion, so ist die
Vermittelung ueberhaupt die _gesetzte_, oder _konkrete_ Einheit der
Formbestimmungen der Extreme; die Reflexion besteht in diesem Setzen
der einen Bestimmung in der andern; das Vermittelnde ist so die
_Allheit_.  Als der wesentliche Grund derselben aber zeigt sich die
_Einzelnheit_, und die Allgemeinheit nur als aeusserliche Bestimmung an
ihr, als _Vollstaendigkeit_.  Die Allgemeinheit ist aber dem Einzelnen
_wesentlich_, dass es zusammenschliessende Mitte sey; es ist daher als
_an sich_ seyendes Allgemeines zu nehmen.  Es ist aber mit ihr nicht
auf diese bloss positive Weise vereinigt, sondern in ihr aufgehoben,
und negative Moment; so ist das Allgemeine, das an und fuer sich
Seyende, gesetzte Gattung, und das einzelne als Unmittelbares ist
vielmehr die Aeusserlichkeit derselben, oder es ist _Extrem_.--Der
Schluss der Reflexion steht ueberhaupt genommen unter den Schema B-E-A,
das Einzelne ist darin noch als solches wesentliche Bestimmung der
Mitte; indem sich seine Unmittelbarkeit aber aufgehoben hat, und die
Mitte als an und fuer sich seyende Allgemeinheit bestimmt hat, so ist
der Schluss unter das formelle Schema: E-A-B getreten, und der Schluss
der Reflexion in den _Schluss der Nothwendigkeit_ uebergegangen.


C. Der Schluss der Nothwendigkeit.


Das Vermittelnde hat sich nunmehr bestimmt 1) als _einfache_
bestimmte Allgemeinheit, wie die Besonderheit in dem Schlusse des
Daseyns ist; aber 2) als _objektive_ Allgemeinheit, das heisst, welche
die ganze Bestimmtheit der unterschiedenen Extreme enthaelt, wie die
Allheit des Schlusses der Reflexion; eine _erfuellte_, aber _einfache_
Allgemeinheit; die _allgemeine Natur_ der Sache, die _Gattung_.

Dieser Schluss ist _inhaltsvoll_, weil die _abstrakte_ Mitte des
Schlusses des Daseyns sich zum _bestimmten Unterschiede_ gesetzt, wie
sie als Mitte des Reflexions-Schlusses ist, aber dieser Unterschied
wieder in die einfache Identitaet sich reflektirt hat.--Dieser Schluss
ist daher Schluss der _Nothwendigkeit_, da seine Mitte kein sonstiger
unmittelbarer Inhalt, sondern die Reflexion der Bestimmtheit der
Extreme in sich ist.  Diese haben an der Mitte ihre innere Identitaet,
deren Inhaltsbestimmungen die Formbestimmungen der Extreme sind.
--Damit ist das, wodurch sich die Termini unterscheiden, als
_aeusserliche_ und _unwesentliche_ Form, und sie sind als Momente
_eines nothwendigen_ Daseyns.

Zunaechst ist dieser Schluss der unmittelbare, und insofern so formale,
dass der _Zusammenhang_ der Terminorum die _wesentliche Natur_ ist als
_Inhalt_, und dieser an den unterschiedenen Terminis nur in
_verschiedener Form_, und die Extreme fuer sich nur als ein
_unwesentliches_ Bestehen sind.--Die Realisirung dieses Schlusses hat
ihn so zu bestimmen, dass die _Extreme_ gleichfalls als diese
_Totalitaet_, welche zunaechst die Mitte ist, _gesetzt_ werden, und die
_Nothwendigkeit_ der Beziehung, welche zunaechst nur der substantielle
_Inhalt_ ist, eine Beziehung der _gesetzten Form_ sey.


a.  Der kategorische Schluss.


1. Der kategorische Schluss hat das kategorische Urtheil zu einer oder
zu seinen beiden Praemissen.--Es wird hier mit diesem Schlusse, wie
mit dem Urtheil, die bestimmtere Bedeutung verbunden, dass die Mitte
desselben die _objektive Allgemeinheit_ ist.  Oberflaechlicher Weise
wird auch der kategorische Schluss fuer nicht mehr genommen, als fuer
einen blossen Schluss der Inhaerenz.

Der kategorische Schluss ist nach seiner gehaltvollen Bedeutung der
_erste Schluss der Nothwendigkeit_, worin ein Subjekt mit einem
Praedikat durch _seine Substanz_ zusammen geschlossen ist.  Die
Substanz aber in die Sphaere des Begriffs erhoben, ist das Allgemeine,
gesetzt so an und fuer sich zu seyn, dass sie nicht, wie in ihrem
eigenthuemlichen Verhaeltnisse, die Accidentalitaet, sondern die
Begriffsbestimmung zur Form, zur Weise ihres Seyns hat.  Ihre
Unterschiede sind daher die Extreme des Schlusses, und bestimmt die
Allgemeinheit und Einzelnheit.  Jene ist gegen die _Gattung_, wie die
_Mitte_ naeher bestimmt ist, abstrakte Allgemeinheit oder allgemeine
Bestimmtheit;--die Accidentalitaet der Substanz in die einfache
Bestimmtheit, die aber ihr wesentlicher Unterschied, die _specifische
Differenz_ ist, zusammengefasst.--Die Einzelnheit aber ist das
Wirkliche, an sich die konkrete Einheit der Gattung und der
Bestimmtheit, hier aber als im unmittelbaren Schlusse zunaechst
unmittelbare Einzelnheit, die in die Form _fuer sich seyenden_
Bestehens zusammengefasste Accidentalitaet.--Die Beziehung dieses
Extrems auf die Mitte macht ein kategorisches Urtheil aus; insofern
aber auch das andere Extrem nach der angegebenen Bestimmung die
specifische Differenz der Gattung, oder ihr bestimmtes Princip
ausdrueckt, so ist auch diese andere Praemisse kategorisch.

2. Dieser Schluss steht zunaechst als erster, somit unmittelbarer
Schluss der Nothwendigkeit unter dem Schema des ersten formalen
Schlusses E-B-A.--Da aber die Mitte die wesentliche _Natur_ des
Einzelnen, nicht _irgend eine_ der Bestimmtheiten oder Eigenschaften
desselben ist, und ebenso das Extrem der Allgemeinheit nicht irgend
ein abstraktes Allgemeines, auch wieder nur eine einzelne Qualitaet,
sondern die allgemeine Bestimmtheit, das _Specifische des
Unterschiedes_ der Gattung ist, so faellt die Zufaelligkeit weg, dass
das Subjekt nur durch _irgend einen_ Medius Terminus mit _irgend
einer Qualitaet_ zusammen geschlossen waere.--Indem somit auch die
_Beziehungen_ der Extreme auf die Mitte nicht diejenige aeusserliche
Unmittelbarkeit haben, wie im Schlusse des Daseyns; so tritt die
Forderung des Beweises nicht in dem Sinne ein, der dort Statt fand
und zum unendlichen Progresse fuehrte.

Dieser Schluss setzt ferner nicht, wie ein Schluss der Reflexion, fuer
seine Praemissen seinen Schlusssatz voraus.  Die Termini stehen nach
dem substantiellen Inhalt in identischer, als _an und fuer sich_
seyender Beziehung auf einander; es ist _ein_ die drei Terminos
durchlaufendes Wesen vorhanden, an welchem die Bestimmungen der
Einzelnheit, Besonderheit und Allgemeinheit nur _formelle_ Momente
sind.

Der kategorische Schluss ist daher insofern nicht mehr subjektiv; in
jener Identitaet faengt die Objektivitaet an; die Mitte ist die
inhaltsvolle Identitaet ihrer Extreme, welche in derselben nach ihrer
Selbststaendigkeit enthalten sind, denn ihre Selbststaendigkeit ist
jene substantielle Allgemeinheit, die Gattung.  Das Subjektive des
Schlusses besteht in dem gleichgueltigen Bestehen der Extreme gegen
den Begriffe, oder die Mitte.

3. Es ist aber noch an diesem Schlusse diess subjektiv, dass jene
Identitaet noch als die substantielle oder als _Inhalt_, noch nicht
zugleich als _Identitaet der Form_ ist.  Daher ist die Identitaet des
Begriffes noch _inneres_ Band, somit als Beziehung noch
_Nothwendigkeit_; die Allgemeinheit der Mitte ist gediegene,
_positive_ Identitaet, nicht ebenso sehr als _Negativitaet ihrer
Extreme_.

Naeher ist die Unmittelbarkeit dieses Schlusses, welche noch nicht als
das, was sie _an sich ist, gesetzt ist_, so vorhanden.  Das
eigentlich Unmittelbare des Schlusses ist das _Einzelne_.  Diess ist
unter seine Gattung als Mitte subsumirt; aber unter derselben stehen
noch andere, _unbestimmt viele_ Einzelne; es ist daher _zufaellig_,
dass nur _dieses_ Einzelne darunter als subsumirt gesetzt ist.--Diese
Zufaelligkeit gehoert aber ferner nicht bloss der _aeusseren Reflexion_ an,
die das im Schlusse gesetzte Einzelne, durch die _Vergleichung_ mit
andern, zufaellig findet; vielmehr darin, dass es selbst auf die Mitte
als seine objektive Allgemeinheit bezogen ist, ist es als _zufaellig_,
als eine subjektive Wirklichkeit gesetzt.  Auf der andern Seite,
indem das Subjekt ein _unmittelbares_ Einzelnes ist, enthaelt es
Bestimmungen, welche nicht in der Mitte, als der allgemeinen Natur
enthalten sind; es hat somit auch eine dagegen gleichgueltige, fuer
sich bestimmte Existenz, die von eigenthuemlichen Inhalt ist.  Damit
hat auch umgekehrt dieser andere Terminus eine gleichgueltige
Unmittelbarkeit und verschiedenen Existenz von jenem.--Dasselbe
Verhaeltniss findet auch zwischen der Mitte und dem andern Extreme
Statt; denn diess hat gleichfalls die Bestimmung der Unmittelbarkeit,
somit eines zufaelligen Seyn gegen seine Mitte.

Was hiermit im kategorischen Schlusse gesetzt ist, sind _einer Seits_
Extreme in solchem Verhaeltniss zur Mitte, dass sie _an sich_ objektive
Allgemeinheit oder selbststaendige Natur haben und zugleich als
Unmittelbare sind, also gegen einander _gleichgueltige Wirklichkeiten.
Anderer Seits_ aber sind sie ebenso sehr als _zufaellige_, oder ihre
Unmittelbarkeit als _aufgehoben_ in ihrer Identitaet bestimmt.  Diese
aber ist um jener Selbststaendigkeit und Totalitaet der Wirklichkeit
willen nur die formelle, innere; hierdurch hat der Schluss der
Nothwendigkeit sich zum _hypothetischen_ bestimmt.


b.  Der hypothetische Schluss.


1. Das hypothetische Urtheil enthaelt nur die nothwendige _Beziehung_
ohne die Unmittelbarkeit der Bezogenen. _Wenn A ist, so ist B_, oder
das Seyn des A ist auch ebenso sehr das Seyn _eines Andern_, des B;
damit ist noch nicht gesagt, weder dass A ist, noch dass B ist.  Der
hypothetische Schluss fuegt diese _Unmittelbarkeit_ des Seyns hinzu:

Wenn A ist, so ist B,

Nun ist A,

Also ist B.

Der Untersatz fuer sich spricht das unmittelbare Seyn des A aus.  Aber
es ist nicht bloss diess zum Urtheil hinzugekommen.  Der Schluss enthaelt
die Beziehung des Subjekts und Praedikats nicht als die abstrakte
Kopula, sondern als die erfuellte _vermittelnde_ Einheit.  Das _Seyn_
des A ist daher _nicht als blosse Unmittelbarkeit_, sondern wesentlich
als _Mitte des Schlusses_ zu nehmen.  Diess ist naeher zu betrachten.

2. Zunaechst ist die Beziehung des hypothetischen Urtheils die
_Nothwendigkeit_, oder innere _substantielle Identitaet_ bei
aeusserlicher Verschiedenheit der Existenz, oder der Gleichgueltigkeit
des erscheinenden Seyns gegeneinander;--ein identischer _Inhalt_, der
innerlich zu Grunde liegt.  Die beiden Seiten des Urtheils sind daher
nicht als ein unmittelbares, sondern in der Nothwendigkeit gehaltenes
Seyn, also zugleich _aufgehobenes_, oder nur erscheinendes Seyn.  Sie
verhalten sich ferner als Seiten des Urtheils, als _Allgemeinheit_
und _Einzelnheit_; das eine ist daher jener Inhalt als _Totalitaet der
Bedingungen_, das andere als _Wirklichkeit_.  Es ist jedoch
gleichgueltig, welche Seite als Allgemeinheit, welche als Einzelnheit
genommen werde.  Insofern naemlich die Bedingungen noch das _Innere,
Abstrakte_ einer Wirklichkeit sind, sind sie das _Allgemeine_, und es
ist das _Zusammengefasstseyn_ derselben in eine _Einzelnheit_, wodurch
sie in _Wirklichkeit_ getreten sind.  Umgekehrt sind die Bedingungen
eine _vereinzelnte zerstreute_ Erscheinung, welche erst in der
_Wirklichkeit Einheit_ und Bedeutung, und ein _allgemeingueltiges
Daseyn_ gewinnt.

Das naehere Verhaeltniss, das hier zwischen den beiden Seiten als
Verhaeltniss von Bedingung zum Bedingten angenommen worden, kann jedoch
auch als Ursache und Wirkung, Grund und Folge genommen werden; diess
ist hier gleichgueltig; aber das Verhaeltniss der Bedingung entspricht
insofern der in dem hypothetischen Urtheile und Schlusse vorhandenen
Beziehung naeher, als die Bedingung wesentlich als eine gleichgueltige
Existenz, Grund und Ursache dagegen durch sich selbst uebergehend ist;
auch ist die Bedingung eine allgemeinere Bestimmung, indem sie beide
Seiten jener Verhaeltnisse begreift, da die Wirkung, Folge u. s. f.
ebenso sehr Bedingung der Ursache, des Grundes ist, als diese von
jenen.-A ist nun das _vermittelnde_ Seyn, insofern es _erstens_ ein
unmittelbares Seyn, eine gleichgueltige Wirklichkeit, aber zweitens
insofern es ebenso sehr als ein _an sich selbst zufaelliges_, sich
aufhebendes Seyn ist.  Was die Bedingungen in die Wirklichkeit der
neuen Gestalt, deren Bedingungen sie sind, uebersetzt, ist, dass sie
nicht das Seyn als das abstrakte Unmittelbare sind, sondern das _Seyn
in seinem Begriffe, zunaechst das Werden_; aber, da der Begriff nicht
mehr das Uebergehen ist, bestimmter die _Einzelnheit_, als sich auf
sich beziehende _negative_ Einheit.--Die Bedingungen sind ein
zerstreutes, seine Verwendung erwartendes und forderndes Material;
diese _Negativitaet_ ist das Vermittelnde, die freie Einheit des
Begriffes.  Sie bestimmt sich als _Thaetigkeit_, da diese Mitte der
Widerspruch der _objektiven Allgemeinheit_, oder der Totalitaet des
identischen Inhalts, und der _gleichgueltigen Unmittelbarkeit_ ist.
--Diese Mitte ist daher nicht mehr bloss innere, sondern _seyende
Nothwendigkeit_; die objektive Allgemeinheit enthaelt die Beziehung
auf sich selbst als _einfache Unmittelbarkeit_, als Seyn;--im
kategorischen Schlusse ist diess Moment zunaechst Bestimmung der
Extreme; aber gegen die objektive Allgemeinheit der Mitte bestimmt es
sich als _Zufaelligkeit_, damit als ein nur _gesetztes_, auch
aufgehobenes, das ist, in den Begriff oder in die Mitte als Einheit
zurueckgegangenes, welche selbst nun in ihrer Objektivitaet auch Seyn
ist.

Der Schlusssatz: _Also ist B_, drueckt denselben Widerspruch aus, dass B
ein _unmittelbar_ Seyendes, aber ebenso durch ein Anderes oder
_vermittelt_ ist.  Seiner Form nach ist er daher derselbe Begriff,
welcher die Mitte ist; nur als das _Nothwendige_ unterschieden von
der _Nothwendigkeit_,--in der ganz oberflaechlichen Form der
Einzelnheit gegen die Allgemeinheit.  Der absolute _Inhalt_ von A und
B ist derselbe; es sind nur zwei verschiedene Namen derselben
Grundlage fuer die _Vorstellung_, insofern sie die Erscheinung der
verschiedenen Gestalt des Daseyns festhaelt, und vom Nothwendigen
seiner Nothwendigkeit unterscheidet; insofern diese aber von B
getrennt seyn sollte, so waere es nicht das Nothwendige.  Es ist somit
die Identitaet des _Vermittelnden_ und des _Vermittelten_ darin
vorhanden.

3. Der hypothetische Schluss stellt zunaechst _die nothwendige
Beziehung_ als Zusammenhang durch _die Form_ oder _negative Einheit_
dar, wie der kategorische durch die positive Einheit den gediegenen
_Inhalt_, die objektive Allgemeinheit.  Aber die _Nothwendigkeit_
geht in _das Nothwendige_ zusammen; _die Formthaetigkeit_ des
Uebersetzens der bedingenden Wirklichkeit in die bedingte ist _an
sich_ die Einheit, in welcher die vorher zum gleichgueltigen Daseyn
befreiten Bestimmtheiten des Gegensatzes _aufgehoben_ sind, und der
Unterschied des A und B ein leerer Name ist.  Sie ist daher in sich
reflektirte Einheit,--somit ein _identischer_ Inhalte; und ist diess
nicht nur _an sich_, sondern es ist durch diesen Schluss auch
_gesetzt_, indem das Seyn des A auch nicht sein eigenes, sondern des
B, und umgekehrt ueberhaupt das Seyn des Einen das Seyn des Andern ist,
und im Schlusssatze bestimmt das unmittelbare Seyn oder gleichgueltige
Bestimmtheit als eine vermittelte ist,--also die Aeusserlichkeit sich
aufgehoben, und deren _in sich gegangene Einheit gesetzt_ ist.

Die Vermittelung des Schlusses hat sich hierdurch bestimmt als
_Einzelnheit, Unmittelbarkeit_ und als _sich auf sich beziehende
Negativitaet_, oder unterscheidende und aus diesem Unterschiede sich
in sich zusammennehmende Identitaet,--als absolute Form, und eben
dadurch als objektive _Allgemeinheit_, mit sich identisch seyender
_Inhalt_.  Der Schluss ist in dieser Bestimmung der _disjunktive
Schluss_.


c.  Der disjunktive Schluss.


Wie der hypothetische Schluss im Allgemeinen unter dem Schema der
zweiten Figur A-E-B steht, so steht der disjunktive unter dem Schema
der dritten Figur des formalen Schlusses: E-A-B. Die Mitte ist aber
die _mit der Form erfuellte Allgemeinheit_; sie hat sich als die
_Totalitaet_, als _entwickelte_ objektive Allgemeinheit bestimmt.  Der
Medius Terminus ist daher sowohl Allgemeinheit, als Besonderheit und
Einzelnheit.  Als jene ist er erstlich die substantielle Identitaet
der Gattung, aber zweitens als eine solche, in welche die
_Besonderheit_, aber _als ihr gleich, aufgenommen_ ist, also als
allgemeine Sphaere, die ihre totale Besonderung enthaelt,--die in ihre
Arten zerlegte Gattung; A, welches _sowohl B als C als D_ ist.  Die
Besonderung ist aber als Unterscheidung ebenso sehr das _Entweder
Oder_ des B, C und D, _negative_ Einheit, _das gegenseitige_
Ausschliessen der Bestimmung.--Diess Ausschliessen ist nun ferner nicht
nur ein gegenseitiges und die Bestimmung bloss eine relative, sondern
ebenso sehr wesentlich sich _auf sich beziehende_ Bestimmung; das
Besondere als _Einzelnheit_ mit Ausschliessung der _anderen_.

A ist entweder B oder C oder D,

A ist aber B;

also ist A nicht C noch D.

Oder auch:

A ist entweder B oder C oder D,

A ist aber nicht C noch D;

also ist es B.

A ist nicht nur in den beiden Praemissen Subjekt, sondern auch im
Schlusssatz.  In der ersten ist es allgemeines und in seinem Praedikate
die in die Totalitaet ihrer Arten besonderte _allgemeine_ Sphaere; in
der zweiten ist es als _Bestimmtes_, oder als eine Art; im Schlusssatz
ist es als die ausschliessende, _einzelne_ Bestimmtheit gesetzt.--Oder
auch ist es schon im Untersatze als ausschliessende Einzelnheit, und
im Schlusssatze als das Bestimmte, was es ist, positiv gesetzt.

Was hiermit ueberhaupt als das _Vermittelte_ erscheint, ist die
_Allgemeinheit_ des A mit der _Einzelnheit_.  Das _Vermittelnde_ aber
ist dieses A, welches die _allgemeine_ Sphaere seiner Besonderungen
und ein als _Einzelnes_ Bestimmtes ist.  Was sie Wahrheit des
hypothetischen Schlusses ist, die Einheit des Vermittelnden und
Vermittelten, ist somit im disjunktiven Schlusse _gesetzt_, der aus
diesem Grunde ebenso sehr _kein Schluss_ mehr ist.  Die Mitte, welche
in ihm als die Totalitaet des Begriffes gesetzt ist, enthaelt naemlich
selbst die beiden Extreme in ihrer vollstaendigen Bestimmtheit.  Die
Extreme, im Unterschiede von dieser Mitte, sind nur als ein
Gesetztseyn, dem keine eigenthuemliche Bestimmtheit gegen die Mitte
mehr zukommt.

Diess noch in bestimmterer Ruecksicht auf den hypothetischen Schluss
betrachtet, so war in ihm eine _substantielle Identitaet_, als das
_innere_ Band der Nothwendigkeit, und eine davon unterschiedene
_negative Einheit_--naemlich die Thaetigkeit oder die Form, welche ein
Daseyn in ein anderes uebersetzte,--vorhanden.  Der disjunktive Schluss
ist ueberhaupt in der Bestimmung der _Allgemeinheit_, seine Mitte ist
das A als _Gattung_ und als vollkommen _Bestimmtes_; durch diese
Einheit ist jener vorher innere Inhalt auch _gesetzt_, und umgekehrt
das Gesetztseyn oder die Form ist nicht die aeusserliche negative
Einheit dagegen ein gleichgueltiges Daseyn, sondern identisch mit
jenem gediegenen Inhalte.  Die ganze Formbestimmung des Begriffs ist
in ihrem bestimmten Unterschied und zugleich in der einfachen
Identitaet des Begriffes gesetzt.

Dadurch hat sich nun der _Formalismus des Schliessens_, hiermit die
Subjektivitaet des Schlusses und des Begriffes ueberhaupt aufgehoben.
Diess Formelle oder Subjektive bestand darin dass das Vermittelnde der
Extreme, der Begriff als _abstrakte_ Bestimmung, und dadurch von
ihnen, deren Einheit sie ist, _verschieden_ ist.  In der Vollendung
des Schlusses dagegen, worin die objektive Allgemeinheit ebenso sehr
als Totalitaet der Formbestimmungen gesetzt ist, ist der Unterschied
des Vermittelnden und Vermittelten weggefallen.  Das, was vermittelt
ist, ist selbst wesentliches Moment seines Vermittelnden, und jedes
Moment ist als die Totalitaet der Vermittelten.  Die Figuren des
Schlusses stellen jede Bestimmtheit des Begriffs _einzeln_ als die
Mitte dar, welche zugleich der Begriff als _Sollen_ ist, als
Forderung, dass das Vermittelnde seine Totalitaet sey.  Die
verschiedenen Gattungen der Schluesse aber stellen die Stufen der
_Erfuellung_ oder Konkretion der Mitte dar.  In dem formalen Schlusse
wird die Mitte nur dadurch als Totalitaet gesetzt, dass alle
Bestimmtheiten, aber jede _einzeln_, die Funktion der Vermittelung
durchlaufen.  In den Schluessen der Reflexion ist die Mitte als die,
die Bestimmungen der Extreme _aeusserlich_ zusammenfassende Einheit.
Im Schlusse der Nothwendigkeit hat sie sich zur ebenso entwickelten
und totalen, als einfachen Einheit bestimmt, und die Form des
Schlusses, der in dem Unterschiede der Mitte gegen seine Extreme
bestand hat sich dadurch aufgehoben.

Damit ist der Begriff ueberhaupt realisirt worden; bestimmter hat er
eine solche Realitaet gewonnen, welche _Objektivitaet_ ist.  Die
_naechste Realitaet_ war, dass der _Begriff_ als die in sich negative
Einheit sich dirimirt, und als _Urtheil_ seine Bestimmungen in
bestimmtem und gleichgueltigem Unterschiede setzt, und im Schlusse
sich selbst ihnen entgegenstellt.  Indem er so noch das Innerliche
dieser seiner Aeusserlichkeit ist, so wird durch den Verlauf der
Schluessse diese Auesserlichkeit mit der innerlichen Einheit
ausgeglichen; die verschiedenen Bestimmungen kehren durch die
Vermittelung, in welcher sie zunaechst nur in einem Dritten eins sind,
in diese Einheit zurueck, und die Aeusserlichkeit stellt dadurch den
Begriff an ihr selbst dar, der hiermit ebenso sehr nicht mehr als
innerliche Einheit von ihr unterschieden ist.

Jene Bestimmung des Begriffs aber, welche als _Realitaet_ betrachtet
worden, ist umgekehrt ebenso sehr ein _Gesetztseyn_.  Denn nicht nur
in diesem Resultate hat sich als die Wahrheit des Begriffs die
Identitaet seiner Innerlichkeit und Aeusserlichkeit dargestellt,
sondern schon die Momente des Begriffs im Urtheile bleiben auch in
ihrer Gleichgueltigkeit gegen einander, Bestimmungen, die ihre
Bedeutung nur in ihrer Beziehung haben.  Der Schluss ist
_Vermittelung_, der vollstaendige Begriff in seinem _Gesetztseyn_.
Seine Bewegung ist das Aufheben dieser Vermittelung, in welcher
nichts an und fuer sich, sondern jedes nur vermittelst eines Andern
ist.  Das Resultat ist daher eine _Unmittelbarkeit_, die durch
_Aufheben der Vermittelung_ hervorgegangen, ein _Seyn_, das ebenso
sehr identisch mit der Vermittelung und der Begriff ist, der aus und
in seinem Andersseyn sich selbst hergestellt hat.  Diess _Seyn_ ist
daher eine _Sache_, die _an und fuer sich_ ist,--die _Objektivitaet_.


Zweiter Abschnitt.  Die Objektivitaet.


Im ersten Buche der objektiven Logik wurde das abstrakte _Seyn_
dargestellt als uebergehend in das _Daseyn_, aber ebenso zurueckgehend
in das _Wesen_.  Im zweiten zeigt sich das Wesen, dass es sich zum
_Grunde_ bestimmt, dadurch in die _Existenz_ tritt und sich zur
_Substanz_ realisirt, aber wieder in den _Begriff_ zurueckgeht.  Vom
Begriffe ist nun zunaechst gezeigt worden, dass er sich zur
_Objektivitaet_ bestimmt.  Es erhellt von selbst, dass dieser letztere
Uebergang seiner Bestimmung nach dasselbe ist, was sonst in der
_Metaphysik_ als der _Schluss_ vom _Begriffe_, naemlich vom _Begriffe
Gottes_ auf _sein Daseyn_, oder als der sogenannte _ontologische
Beweis_ vom _Daseyn Gottes_ vorkam.--Es ist ebenso bekannt, dass der
erhabenste Gedanke Deskartes, dass der Gott das ist, _dessen Begriff
sein Seyn in sich schliesst_, nachdem er in die schlechte Form des
formalen Schlusses, naemlich in die Form jenes Beweises herabgesunken,
endlich der Kritik der Vernunft, und dem Gedanken, dass sich _das
Daseyn nicht aus dem Begriffe herausklauben_ lasse, unterlegen ist.
Einiges diesen Beweis Betreffende ist schon frueher beleuchtet worden;
im ersten Theile S. 83 ff., indem das _Seyn_ in seinem naechsten
Gegensatze dem _Nichtseyn_ verschwunden und als die Wahrheit beider
sich das _Werden_ gezeigt hat, ist die Verwechslung bemerklich
gemacht worden, wenn bei einem bestimmten Daseyn nicht das _Seyn_
desselben, sondern sein _bestimmter Inhalt_ festgehalten und daher
gemeint wird, wenn _dieser bestimmte Inhalt_, z.B. hundert Thaler,
mit einem andern _bestimmten Inhalte_, z.B. dem Kontexte meiner
Wahrnehmung, meinem Vermoegenszustand verglichen und dabei ein
Unterschied gefunden wird, ob jener Inhalt zu diesem hinzukomme oder
nicht,--als ob dann vom Unterschiede des Seyns und Nichtseyns, oder
gar vom Unterschiede des Seyns und des Begriffes gesprochen werde.
Ferner ist daselbst S. 116 und II. Th.  S. 71 die in dem
ontologischen Beweise vorkommende Bestimmung _eines Inbegriffs aller
Realitaeten_ beleuchtet worden.--Den wesentlichen Gegenstand jenes
Beweises, _den Zusammenhang des Begriffes und des Daseyns_, betrifft
aber die eben geschlossene Betrachtung des _Begriffs_ und des ganzen
Verlaufs, durch den er sich zu _Objektivitaet_ bestimmt.  Der Begriff
ist als absolut mit sich identische Negativitaet das sich selbst
Bestimmende; es ist bemerkt worden, dass er schon, indem er sich in
der Einzelnheit zum _Urtheil_ entschliesst, sich als _Reales,
Seyendes_ setzt; diese noch abstrakte Realitaet vollendet sich in der
_Objektivitaet_.

Wenn es nun scheinen moechte, als ob der Uebergang des Begriffs in die
Objektivitaet etwas Anderes sey, als der Uebergang vom Begriff Gottes
zu dessen Daseyn, so waere einer Seits zu betrachten, dass der
bestimmte _Inhalt_, Gott, im logischen Gange keinen Unterschied
machte, und der ontologische Beweis nur eine Anwendung dieses
logischen Ganges auf jenen besondern Inhalt waere.  Auf der andern
Seite aber ist sich wesentlich an die oben gemachte Bemerkung zu
erinnern, dass das Subjekt erst in seinem Praedikate Bestimmtheit und
Inhalt erhaelt, vor demselben aber, er mag fuer das Gefuehl, Anschauung
und Vorstellung so der Bestimmtheit aber zugleich die _Realisation_
ueberhaupt.--Die Praedikate muessen aber gefasst werden, als selbst noch
in den Begriff eingeschlossen, somit als etwas Subjektives, mit dem
noch nicht zum Daseyn herausgekommen ist; insofern ist einer Seits
allerdings die _Realisation_ des Begriffs im Urtheil noch nicht
vollendet.  Anderer Seits bleibt aber auch die blosse Bestimmung eines
Gegenstandes durch Praedikate, ohne dass sie zugleich die Realisation
und Objektivierung des Begriffes ist, etwas so Subjektives, dass sie
auch nicht einmal die wahrhafte Erkenntniss und _Bestimmung des
Begriffs_ des Gegenstandes ist;--ein Subjektives in dem Sinne von
abstrakter Reflexion und unbegriffenen Vorstellungen.--Gott als
lebendiger Gott, und noch mehr als absoluter Geist wird nur in seinem
_Thun_ erkannt.  Frueh ist der Mensch angewiesen worden, ihn in seinen
_Werken_ zu erkennen; aus diesen koennen erst die _Bestimmungen_
hervorgehen, welche seine _Eigenschaften_ genannt werden; so wie
darin auch sein _Seyn_ enthalten ist.  So fasst das begreifende
Erkennen seines _Wirkens_, d. i. seiner selbst, den _Begriff_ Gottes
in seinem _Seyn_, und sein Seyn in seinem Begriffe.  Das _Seyn_ fuer
sich oder gar das _Daseyn_ ist eine so arme und beschraenkte
Bestimmung, dass die Schwierigkeit, sie im Begriffe zu finden, wohl
nur daher hat kommen koennen, dass nicht betrachtet worden ist, was
denn das _Seyn_ oder _Daseyn_ selbst ist.--Das _Seyn_, als die ganz
_abstrakte, unmittelbare Beziehung auf sich selbst_, ist nichts
Anderes als das abstrakte Moment des Begriffs, welches abstrakte
Allgemeinheit ist, die auch das, was man an das Seyn verlangt,
leistet, _ausser_ dem Begriff zu seyn; denn so sehr sie Moment des
Begriffs ist, ebenso sehr ist sie der Unterschied, oder das abstrakte
Urtheil desselben, indem er sich selbst sich gegenueberstellt.  Der
Begriff, auch als formaler, enthaelt schon unmittelbar das _Seyn_ in
einer _wahrern_ und _reichern_ Form, indem er als sich auf sich
beziehende Negativitaet, _Einzelnheit_ ist.

Unueberwindlich aber wird allerdings die Schwierigkeit, im Begriffe
ueberhaupt, und ebenso im Begriffe Gottes das _Seyn_ zu finden, wenn
es ein solches seyn soll, das im _Kontexte der aeussern Erfahrung_ oder
_in der Form der sinnlichen Wahrnehmung_, wie _die hundert Thaler in
meinem Vermoegenszustande_, nur als ein mit der Hand, nicht mit dem
Geiste Begriffenes, wesentlich dem aeussern, nicht dem innern Auge
Sichtbares vorkommen soll--wenn dasjenige Seyn, Realitaet, Wahrheit
genannt wird, was die Dinge als sinnliche, zeitliche und vergaengliche
haben.--Wenn ein Philosophiren sich beim Seyn nicht ueber die Sinne
erhebt, so gesellt sich dazu, dass es auch beim Begriffe nicht den
bloss abstrakten Gedanken verlaesst; dieser steht dem Seyn gegenueber.

Die Gewoehnung, den Begriff nur als etwas so Einseitiges, wie der
abstrakte Gedanke ist, zu nehmen, wird schon Anstand finden, das, was
vorhin vorgeschlagen wurde, anzuerkennen, naemlich den Uebergang vom
_Begriffe Gottes_ zu seinem _Seyn_, als eine _Anwendung_ von dem
dargestellten logischen Verlauf der Objektivirung des Begriffs,
anzusehen.  Wenn jedoch wie gewoehnlich geschieht, zugegeben wird, dass
das Logische als das Formale die Form fuer das Erkennen jedes
bestimmten Inhalts ausmache, so muesste wenigstens jenes Verhaeltniss
zugestanden werden, wenn nicht ueberhaupt eben bei dem Gegensatze des
Begriffes gegen die Objektivitaet, bei dem unwahren Begriffe und einer
ebenso unwahren Realitaet, als einem Letzten stehen geblieben wird.
--Allein bei der Exposition _des reinen Begriffes_ ist noch weiter
angedeutet worden, dass derselbe der absolute, goettliche Begriff
selbst ist, so dass in Wahrheit nicht das Verhaeltniss einer _Anwendung_
Statt finden wuerde, sondern jener logische Verlauf die unmittelbare
Darstellung der Selbstbestimmung Gottes zum Seyn waere.  Es ist aber
hierueber zu bemerken, dass, indem der Begriff als der Begriff Gottes
dargestellt werden soll, er aufzufassen ist, wie er schon in die
_Idee_ aufgenommen ist.  Jener reine Begriff durchlaeuft die endlichen
Formen des Urtheils und des Schlusses darum, weil er noch nicht als
an und fuer sich eins mit der Objektivitaet gesetzt, sondern erst im
Werden zu ihr begriffen ist.  So ist auch diese Objektivitaet noch
nicht die goettliche Existenz, noch nicht die in der Idee scheinende
Realitaet.  Doch ist die Objektivitaet gerade um so viel reicher und
hoeher als das _Seyn oder Daseyn_ des ontologischen Beweises, als der
reine Begriff reicher und hoeher ist, als jene metaphysische Leere des
_Inbegriffs_ aller _Realitaet_.--Ich erspare es jedoch auf eine andere
Gelegenheit, den vielfachen Missverstand, der durch den logischen
Fomalismus in den ontologischen, so wie in die uebrigen sogenannten
Beweise vom Daseyn Gottes gebracht worden ist, wie auch die kantische
Kritik derselben naeher zu beleuchten, und durch Herstellen ihrer
wahren Bedeutung die dabei zu Grunde liegenden Gedanken in ihren
Werth und Wuerde zurueckzufuehren.

Es sind, wie bereits erinnert worden, schon mehrere Formen der
Unmittelbarkeit vorgekommen; aber in verschiedenen Bestimmungen.  In
der Sphaere des Seyns ist sie das Seyn selbst und das Daseyn; in der
Sphaere des Wesens die Existenz und dann die Wirklichkeit und
Substantialitaet, in der Sphaere des Begriffs ausser der Unmittelbarkeit,
als abstrakter Allgemeinheit, nunmehr die Objektivitaet.--Diese
Ausdruecke moegen, wenn es nicht um die Genauigkeit philosophischer
Begriffsunterschiede zu thun ist, als synonym gebraucht werden; jene
Bestimmungen sind aus der Nothwendigkeit des Begriffs hervorgegangen;
--_Seyn_ ist ueberhaupt die _erste_ Unmittelbarkeit, und _Daseyn_
dieselbe mit der ersten Bestimmtheit.  Die _Existenz_ mit dem Dinge
ist die Unmittelbarkeit, welche aus dem _Grunde_ hervorgeht,--aus der
sich aufhebenden Vermittelung der einfachen Reflexion des Wesens.
Die _Wirklichkeit_ aber und die _Substantialitaet_ ist die aus dem
aufgehobenen Unterschiede der noch unwesentlichen Existenz als
Erscheinung und ihrer Wesentlichkeit hervorgegangene Unmittelbarkeit.
Die _Objektivitaet_ endlich ist die Unmittelbarkeit, zu der sich der
Begriff durch Aufhebung seiner Abstraktion und Vermittelung bestimmt.
--Die Philosophie hat das Recht aus der Sprache des gemeinen Lebens,
welche fuer die Welt der Vorstellungen gemacht ist, solche Ausdruecke
zu waehlen, welche den Bestimmungen des Begriffs _nahe zu kommen
scheinen_.  Es kann nicht darum zu thun seyn, fuer ein aus der Sprache
des gemeinen Lebens gewaehltes Wort zu _erweisen_, dass man auch im
gemeinen Leben denselben Begriff damit verbinde, fuer welchen es die
Philosophie gebraucht, denn das gemeine Leben hat keine Begriffe,
sondern Vorstellungen, und es ist die Philosophie selbst, den Begriff
dessen zu erkennen, was sonst blosse Vorstellung ist.  Es muss daher
genuegen, wenn der Vorstellung bei ihren Ausdruecken, die fuer
philosophische Begriffen gebraucht werden, so etwas Ungefaehres von
ihrem Unterschiede vorschwebt; wie es bei jenen Ausdruecken der Fall
seyn mag, dass man in ihnen Schattirungen der Vorstellung erkennt,
welche sich naeher auf die entsprechenden Begriffe beziehen.--Man wird
vielleicht schwerer zugeben, dass Etwas _seyn_ koenne, ohne zu
_existiren_: aber wenigstens wird man z.B. das _Seyn_ als Kopula
des Urtheils nicht wohl mit dem Ausdruck _existiren_ vertauschen, und
nicht sagen: diese Waare _existirt_ theuer, passend u. s. f., das
Geld _existirt_ Metall, oder metallisch, statt: diese Waare _ist_
theuer, passend u. s. f., das Geld _ist_ Metall; In einem
franzoesischen Berichte, worin der Befehlshaber angiebt, dass er den
sich bei der Insel gewoehnlich gegen Morgen erhebenden Wind erwartete,
um ans Land zu steuern, kommt der Ausdruck vor: le vent _ayant ete_
longtems sans _exister_; hier ist der Unterschied bloss aus der
sonstigen Redensart, z.B. il a ete longtems sans m'ecrire,
entstanden. _Seyn_ aber und _Erscheinen, Erscheinung_ und
_Wirklichkeit_, wie auch blosses _Seyn_ gegen _Wirklichkeit_, werden
auch wohl sonst unterschieden, so wie alle diese Ausdruecke noch mehr
von der _Objektivitaet_.--Sollten sie aber auch synonym gebraucht
werden, so wird die Philosophie ohnehin die Freiheit haben, solchen
leeren Ueberfluss der Sprache fuer ihre Unterschiede zu benutzen.

Es ist beim apodiktischen Urtheil, wo, als in der Vollendung des
Urtheils, das Subjekt seine Bestimmtheit gegen das Praedikat verliert,
an die daher stammende gedoppelte Bedeutung der _Subjektivitaet_
erinnert worden, naemlich des Begriffs und ebenso der ihm sonst
gegenueberstehenden Aeusserlichkeit und Zufaelligkeit.  So erscheint
auch fuer die Objektivitaet die gedoppelte Bedeutung, dem
selbststaendigen _Begriffe gegenueber_ zu stehen, aber auch _das An-
und Fuersichseyende_ zu seyn.  Indem das Objekt in jenem Sinne dem im
subjektiven Idealismus als das absolute Wahre ausgesprochenen Ich =
Ich gegenuebersteht, ist es die mannigfaltige Welt in ihrem
unmittelbaren Daseyn, mit welcher Ich oder der Begriff sich nur in
den unendlichen Kampf setzt, um durch die Negation dieses _an sich
nichtigen_ Andern der ersten Gewissheit seiner selbst die _wirkliche
Wahrheit_ seiner Gleichheit mit sich zu geben.--In unbestimmterem
Sinne bedeutet es so einen Gegenstand ueberhaupt fuer irgend ein
Interesse und Thaetigkeit des Subjekts.

In dem entgegengesetzten Sinne aber bedeutet das Objektive das _An-
und Fuersichseyende_, das ohne Beschraenkung und Gegensatz ist.
Vernuenftige Grundsaetze, vollkommene Kunstwerke u. s. f. heissen
insofern _objektive_, als sie frei und ueber aller Zufaelligkeit sind.
Obschon vernuenftige, theoretische oder sittliche Grundsaetze nur dem
Subjektiven, dem Bewusstseyn angehoeren, so wird das An- und
Fuersichseyende desselben doch objektiv genannt; die Erkenntniss der
Wahrheit wird darein gesetzt, das Objekt, wie es als Objekt frei von
Zuthat subjektiver Reflexion, zu erkennen, und das Rechtthun in
Befolgung von objektiven Gesetzen, die ohne subjektiven Ursprung und
keiner Willkuer und ihre Nothwendigkeit verkehrenden Behandlung faehig
sind.

Auf dem gegenwaertigen Standpunkte unserer Abhandlung hat zunaechst die
Objektivitaet die Bedeutung des _an- und fuersichseyenden Seyns des
Begriffes_, des Begriffes, der die in seiner Selbstbestimmung
gesetzte _Vermittelung_, zur _unmittelbaren_ Beziehung auf sich
selbst, aufgehoben hat.  Diese Unmittelbarkeit ist dadurch selbst
unmittelbar und ganz vom Begriffe durchdrungen, so wie seine
Totalitaet unmittelbar mit seinem Seyn identisch ist.  Aber indem
ferner der Begriff ebenso sehr das freie Fuersichseyn seiner
Subjektivitaet herzustellen hat, so tritt ein Verhaeltniss desselben als
_Zwecks_ zur Objektivitaet ein, worin deren Unmittelbarkeit das gegen
ihn Negative, und durch seine Thaetigkeit zu Bestimmende wird, hiermit
die andere Bedeutung, das an und fuer sich Nichtige, insofern es dem
Begriff gegenuebersteht, zu seyn, erhaelt.

_Vor's Erste_ nun ist die Objektivitaet in ihrer Unmittelbarkeit,
deren Momente, um der Totalitaet aller Momente willen, in
selbststaendiger Gleichgueltigkeit als _Objekte aussereinander_ bestehen,
und in ihrem Verhaeltnisse die _subjektive Einheit_ des Begriffs nur
als _innere_ oder als _aeussere_ haben; _der Mechanismus_.--Indem in
ihm aber

_Zweitens_ jene Einheit sich als _immanentes_ Gesetz der Objekte
selbst zeigt, so wird ihr Verhaeltniss ihre _eigenthuemliche_ durch ihr
Gesetz begruendete Differenz, und eine Beziehung, in welcher ihre
bestimmte Selbststaendigkeit sich aufhebt; der _Chemismus_.

_Drittens_ diese wesentliche Einheit der Objekte ist eben damit als
unterschieden von ihrer Selbststaendigkeit gesetzt, sie ist der
subjektive Begriff aber gesetzt als an und fuer sich selbst bezogen
auf die Objektivitaet, als _Zweck_; die _Teleologie_.

Indem der Zweck der Begriff ist, der gesetzt ist, als an ihm selbst
sich auf die Objektivitaet zu beziehen, und seinen Mangel, subjektiv
zu seyn, durch sich aufzuheben, so wird die zunaechst _aeussere_
Zweckmaessigkeit durch die Realisirung des Zwecks zur _innern_ und zur
_Idee_.


Erstes Kapitel.  Der Mechanismus.


Da die Objektivitaet die in ihre Einheit zurueckgegangene Totalitaet des
Begriffes ist, so ist damit ein Unmittelbares gesetzt, das an und fuer
sich jene Totalitaet und auch als solche _gesetzt_ ist, in der aber
die negative Einheit des Begriffs sich noch nicht von der
Unmittelbarkeit dieser Totalitaet abgeschieden hat;--oder die
Objektivitaet ist noch nicht als _Urtheil_ gesetzt.  Insofern sie den
Begriff immanent in sich hat, so ist der Unterschied desselben an ihr
vorhanden; aber um der objektiven Totalitaet willen sind die
Unterschiedenen _vollstaendige_ und _selbststaendige Objekte_, die sich
daher auch in ihrer Beziehung nur als _selbststaendige_ zu einander
verhalten, und sich in jeder Verbindung _aeusserlich_ bleiben.--Diess
macht den Charakter des _Mechanismus_ aus, dass, welche Beziehung
zwischen den Verbunden Statt findet, diese Beziehung ihnen eine
_fremde_ ist, welche ihre Natur nichts angeht, und wenn sie auch mit
dem Schein eines Eins verknuepft ist, nichts weiter als
_Zusammensetzung, Vermischung, Haufen u. s. f._ bleibt.  Wie der
_materielle_ Mechanismus, so besteht auch der _geistige_ darin, dass
die im Geiste bezogenen sich einander und ihm selbst aeusserlich
bleiben.  Eine _mechanisch Vorstellungsweise_, ein _mechanisches
Gedaechtniss_, die _Gewohnheit, eine mechanische Handlungsweise_
bedeuten, dass die eigenthuemliche Durchdringung und Gegenwart des
Geistes bei demjenigen fehlt, was er auffasst oder thut.  Ob zwar sein
theoretischer oder praktischer Mechanismus nicht ohne seine
Selbsthaetigkeit, einen Trieb und Bewusstseyn Statt finden kann, so
fehlt darin doch die Freiheit der Individualitaet, und weil sie nicht
darin erscheint, erscheint solches Thun als ein bloss aeusserliches.


A. Das mechanische Objekt.


1. Das Objekt ist, wie sich ergeben hat, der _Schluss_, dessen
Vermittelung ausgeglichen und daher unmittelbare Identitaet geworden
ist.  Es ist daher an und fuer sich Allgemeines; die Allgemeinheit
nicht im Sinne einer Gemeinschaftlichkeit von Eigenschaften, sondern
welche die Besonderheit durchdringt, und in ihr unmittelbare
Einzelnheit ist.

1. Vor's Erste unterscheidet sich daher das Objekt nicht in _Materie_
und _Form_, deren jene selbststaendige Allgemeine des Objekts, diese
aber das Besondere und Einzelne seyn wuerde; ein solcher abstrakter
Unterschied von Einzelnheit und Allgemeinheit ist nach seinem
Begriffe an ihm nicht vorhanden; wenn es als Materie betrachtet wird,
so muss es als an sich selbst geformte Materie genommen werden.
Ebenso kann es als Ding mit Eigenschaften, als Ganzes aus Theilen
bestehend, als Substanz mit Accidenzen und nach den anderen
Verhaeltnissen der Reflexion bestimmt werden; aber diese Verhaeltnisse
sind ueberhaupt schon im Begriffe untergegangen; das Objekt hat daher
nicht Eigenschaften noch Accidenzen, denn solche sind vom Dinge oder
der Substanz trennbar; im Objekt ist aber die Besonderheit
schlechthin in die Totalitaet reflektirt.  In den Theilen eines Ganzen
ist zwar diejenige Selbststaendigkeit vorhanden, welche den
Unterschieden des Objekts zukommt, aber diese Unterschiede sind
sogleich wesentlich selbst Objekte, Totalitaeten, welche nicht, wie
die Theile, diese Bestimmtheit gegen das Ganze haben.

Das Objekt ist daher zunaechst insofern _unbestimmt_, als es keinen
bestimmten Gegensatz an ihm hat; denn es ist die zur unmittelbaren
Identitaet zusammengegangene Vermittelung.  Insofern der _Begriff
wesentlich bestimmt_ ist, hat es die Bestimmtheit als eine zwar
vollstaendige, uebrigens aber _unbestimmte, d. i. verhaeltnisslose
Mannigfaltigkeit_ an ihm, welche eine ebenso zunaechst nicht weiter
bestimmte Totalitaet ausmacht; _Seiten, Theile_, die an ihm
unterschieden werden koennen, gehoeren einer aeussern Reflexion an.
Jener ganz unbestimmte Unterschied ist daher nur, dass es _mehrere_
Objekte giebt, deren jedes seine Bestimmtheit nur in seine
Allgemeinheit reflektirt enthaelt, und nicht _nach Aussen_ scheint.
--Weil ihm diese unbestimmte Bestimmtheit wesentlich ist, ist es in
sich selbst eine solche _Mehrheit_, und muss daher als
_Zusammengesetztes_ als _Aggregat_ betrachtet werden.--Es besteht
jedoch nicht aus _Atomen_, denn diese sind keine Objekte, weil sie
keine Totalitaeten sind.  Die _leibnitzische Monade_ wuerde mehr ein
Objekt seyn, weil sie eine Totalitaet der Weltvorstellung ist, aber in
ihre _intensive Subjektivitaet_ eingeschlossen, soll sie wenigstens
wesentlich _Eins_ in sich seyn.  Jedoch ist die Monade, als
_ausschliessendes Eins_ bestimmt, nur ein von der _Reflexion
angenommenes_ Princip.  Sie ist aber Theils insofern Objekt, als der
Grund ihrer mannigfaltigen Vorstellungen, der entwickelten, d. h. der
_gesetzten_ Bestimmungen ihrer bloss _an sich_ seyenden Totalitaet,
_ausser ihr_ liegt, Theils insofern es der Monade ebenso gleichgueltig
ist, _mit anderen zusammen_ ein ausschliessendes, fuer sich selbst
bestimmtes.

2. Indem das Objekt nun Totalitaet des _Bestimmtseyns_ ist, aber um
seiner Unbestimmtheit und Unmittelbarkeit willen nicht die _negative
Einheit_ desselben, so ist es gegen die _Bestimmungen_ als _einzelne_,
an und fuer sich bestimmte, so wie diese selbst gegeneinander
_gleichgueltig_.  Diese sind daher nicht aus ihm, noch auseinander
begreiflich; seine Totalitaet ist die Form des allgemeinen
Reflektirtseyns seiner Mannigfaltigkeit in die an sich selbst nicht
bestimmte Einzelnheit ueberhaupt.  Die Bestimmtheiten, die es an ihm
hat, kommen ihm also zwar zu; aber die _Form_, welche ihren
Unterschied ausmacht, und sie zu einer Einheit verbindet, ist eine
aeusserliche gleichgueltige; sie sey eine _Vermischung_, oder weiter
eine _Ordnung_, ein gewisses _Arrangement_ von Theilen und Seiten, so
sind diess Verbindungen, die denen so bezogenen gleichgueltig sind.

Das Objekt hat hiermit, wie ein Daseyn ueberhaupt, die Bestimmtheit
seiner Totalitaet _ausser ihm_, in _anderen_ Objekten, diese ebenso
wieder _ausser ihnen_, und sofort ins Unendliche.  Die Rueckkehr dieses
Hinausgehens ins Unendliche in sich muss zwar gleichfalls angenommen
und als eine _Totalitaet_ vorgestellt werden, als eine _Welt_, die
aber nichts als die durch die unbestimmte Einzelnheit in sich
abgeschlossene Allgemeinheit, ein _Universum_ ist.

Indem also das Objekt in seiner Bestimmtheit ebenso gleichgueltig
gegen sie ist, weist es durch sich selbst fuer sein Bestimmtseyn
_ausser sich hinaus_, wieder zu Objekten, denen es aber auf gleiche
Weise _gleichgueltig_ ist, _bestimmend zu seyn_.  Es ist daher nirgend
ein Princip der Selbstbestimmung vorhanden;--_der Determinismus_,
--der Standpunkt, auf dem das Erkennen steht, insofern ihm das Objekt,
wie es sich hier zunaechst ergeben hat, das Wahre ist,--giebt fuer
jede Bestimmung desselben die eines andern Objekts an, aber dieses
Andere ist gleichfalls indifferent, sowohl gegen sein Bestimmtseyn,
als gegen sein aktives Verhalten.--Der Determinismus ist darum selbst
auch so unbestimmt, ins Unendliche fortzugehen; er kann beliebig
allenthalben stehen bleiben, und befriedigt seyn, weil das Objekt, zu
welchem er uebergegangen, als eine formale Totalitaet in sich
beschlossen und gleichgueltig gegen das Bestimmtseyn durch ein anderes
ist.  Darum ist das _Erklaeren_ der Bestimmung eines Objekts, und das
zu diesem Behufe gemachte Fortgehen dieser Vorstellung nur ein
_leeres Wort_, weil in dem andern Objekt, zu dem sie fortgeht, keine
Selbstbestimmung liegt.

3. Indem nun die _Bestimmtheit_ eines Objekts _in einem andern liegt_,
so ist keine bestimmte Verschiedenheit zwischen ihnen vorhanden; die
Bestimmtheit ist nur _doppelt_, einmal an dem einen, dann an dem
andern Objekt, ein schlechthin nur _Identisches_, und die Erklaerung
oder das Begreifen insofern _tautologisch_.  Diese Tautologie ist das
aeusserliche, leere Hinund Hergehen; da die Bestimmtheit von den
dagegen gleichgueltigen Objekten keine eigenthuemliche
Unterschiedenheit erhaelt, und deswegen nur identisch ist, ist nur
_Eine_ Bestimmtheit vorhanden; und dass sie doppelt sey, drueckt eben
diese Aeusserlichkeit und Nichtigkeit eines Unterschiedes aus.  Aber
zugleich sind die Objekte _selbststaendig_ gegeneinander; sie bleiben
sich darum in jener Identitaet schlechthin _aeusserlich_.--Es ist
hiermit der _Widerspruch_ vorhanden zwischen der vollkommenen
_Gleichgueltigkeit_ der Objekte gegen einander, und zwischen der
_Identitaet der Bestimmtheit_ derselben, oder ihrer vollkommenen
_Aeusserlichkeit_ in der _Identitaet_ ihrer Bestimmtheit.  Dieser
Widerspruch ist somit die _negative Einheit_ mehrerer sich in ihr
schlechthin abstossender Objekte,--der _mechanische Process_.


B. Der mechanische Process.


Wenn die Objekte nur als in sich abgeschlossene Totalitaeten
betrachtet werden, so koennen sie nicht auf einander wirken.  Sie sind
in dieser Bestimmung dasselbe, was die _Monaden_, die eben deswegen
ohne alle Einwirkung auf einander gedacht worden.  Aber der Begriff
einer Monade ist eben darum eine mangelhafte Reflexion.  Denn
erstlich ist sie eine _bestimmte_ Vorstellung ihrer nur _an sich_
seyenden Totalitaet; als ein _gewisser Grad_ der Entwickelung und des
_Gesetztseyns_ ihrer Weltvorstellung ist sie ein _Bestimmtes_; indem
sie nun die in sich geschlossene Totalitaet ist, so ist sie gegen
diese Bestimmtheit auch gleichgueltig; es ist daher nicht ihre eigene,
sondern eine durch ein _anders_ Objekt _gesetzte_ Bestimmtheit.
_Zweitens_ ist sie ein _Unmittelbares_ ueberhaupt, insofern sie ein
nur _Vorstellendes_ seyn soll; ihre Beziehung auf sich ist daher die
_abstrakte Allgemeinheit_; dadurch ist sie ein _fuer Andere offenes
Daseyn_.--Es ist nicht hinreichend, um die Freiheit der Substanz zu
gewinnen, sie als eine Totalitaet vorzustellen, die _in sich
vollstaendig_, nichts _von Aussen her_ zu erhalten habe.  Vielmehr ist
gerade die begrifflose, bloss vorstellende Beziehung auf sich selbst
eine _Passivitaet_ gegen Anderes.--Ebenso ist die _Bestimmtheit_, sie
mag nun als die Bestimmtheit eines _Seyenden_, oder eines
_Vorstellenden_, als ein _Grad_ eigener aus dem Innern kommenden
Entwickelung gefasst werden, ein _Aeusserliches_;--der _Grad_, welchen
die Entwickelung erreicht, hat seine _Grenze_ in einem _Andern_.  Die
Wechselwirkung der Substanzen in eine _vorherbestimmte Harmonie_
hinauszuschieben, heisst weiter nichts, als sie zu einer
_Voraussetzung_ machen, d. i. zu Etwas, das dem Begriffe entzogen
wird.--Das Beduerfniss, der _Einwirkung_ der Substanzen zu entgehen,
gruendete sich auf das Moment der absoluten _Selbststaendigkeit_ und
_Urspruenglichkeit_, welches zu Grunde gelegt wurde.  Aber da diesem
_Ansichseyn_ des _Gesetztseyn_, der Grad der Entwickelung, nicht
entspricht, so hat es eben darum seinen Grund in einem _Andern_.

Vom Substantialitaets-Verhaeltnisse ist seiner Zeit gezeigt worden, dass
es in das Kausalitaets-Verhaeltniss uebergeht.  Aber das Seyende hat hier
nicht mehr die Bestimmung einer _Substanz_, sondern eines _Objekts_;
das Kausalitaets-Verhaeltniss ist im Begriffe untergegangen; die
Urspruenglichkeit einer Substanz gegen die andere hat sich als ein
Schein, ihr Wirken als ein Uebergehen in das Entgegengesetzte gezeigt.
Diess Verhaeltniss hat daher keine Objektivitaet.  Insofern daher das
eine Objekt in der Form der subjektiven Einheit als wirkende Ursache
gesetzt ist, so gilt diess nicht mehr fuer eine _urspruengliche_
Bestimmung, sondern als etwas _Vermitteltes_; das wirkende Objekt hat
diese seine Bestimmung nur vermittelst eines andern Objekts.--Der
_Mechanismus_, da er der Sphaere des Begriffs angehoert, hat an ihm
dasjenige gesetzt, was sich als die Wahrheit des
Kausalitaets-Verhaeltnisses erwies; dass die Ursache, die das An- und
Fuersichseyende seyn soll, wesentlich ebenso wohl Wirkung, Gesetztseyn
ist.  Im Mechanismus ist daher unmittelbar die Ursachlichkeit des
Objekts eine Nichturspruenglichkeit; es ist gleichgueltig gegen diese
seine Bestimmung; dass es Ursache ist, ist ihm daher etwas Zufaelliges.
--Insofern koennte man wohl sagen, dass die Kausalitaet der Substanzen
_nur ein Vorgestelltes_ ist.  Aber eben diese vorgestellte Kausalitaet
ist der _Mechanismus_, indem er diess ist, dass die Kausalitaet, als
_identische_ Bestimmtheit verschiedener Substanzen, somit als das
Untergehen ihrer Selbststaendigkeit in dieser Identitaet, ein _blosses
Gesetztseyn_ ist; die Objekte sind gleichgueltig gegen diese Einheit,
und erhalten sich gegen sie.  Aber ebenso sehr ist auch diese ihre
gleichgueltige _Selbststaendigkeit_ ein blosses _Gesetztseyn_; sie sind
darum faehig, sich zu _vermischen_ und zu _aggregiren_, und als
_Aggregat_ zu _Einem Objekte_ zu werden. durch diese Gleichgueltigkeit,
ebenso wohl gegen ihren Uebergang, als gegen ihre Selbststaendigkeit,
sind die Substanzen _Objekte_.


a.  Der formale mechanische Process.


Der mechanische Process ist das Setzen dessen, was im Begriffe der
Mechanismus enthalten ist, zunaechst also eines _Widerspruchs_.

1. Das Einwirken der Objekte ergiebt sich aus dem aufgezeigten
Begriffe so, dass es das _Setzen der identischen_ Beziehung der
Objekte ist.  Diess besteht nur darin, dass der Bestimmtheit, welche
bewirkt wird, die Form der _Allgemeinheit_ gegeben wird;--was die
_Mittheilung_ ist, welche ohne Uebergehen ins Entgegengesetzte ist.
--Die _geistige Mittheilung_, die ohnehin in dem Elemente vorgeht,
welches das Allgemeine in der Form der Allgemeinheit ist, ist fuer
sich selbst eine _ideelle_ Beziehung, worin sich ungetruebt _eine
Bestimmtheit_ von einer Person in die andere _kontinuirt_, und ohne
alle Veraenderung sich verallgemeinert,--wie ein Duft in der
widerstandslosen Atmosphaere sich frei verbreitet.  Aber auch in der
Mittheilung zwischen materiellen Objekten macht sich ihre
Bestimmtheit auf eine ebenso ideelle Weise, so zu sagen, _breit_; die
Persoenlichkeit ist eine unendlich intensivere _Haerte_, als die
Objekte haben.  Die formelle Totalitaet des Objekts ueberhaupt, welche
gegen die Bestimmtheit gleichgueltig, somit keine Selbstbestimmung ist,
macht es zum Ununterschiedenen vom andern, und die Einwirkung daher
zunaechst zu einer ungehinderten Kontinuirung der Bestimmtheit des
einen in dem andern.

Im Geistigen ist es nun ein unendlich mannigfaltiger Inhalt, der
mittheilungsfaehig ist, indem er in die Intelligenz aufgenommen, diese
_Form_ der Allgemeinheit erhaelt, in der er ein Mittheilbares wird.
Aber das nicht nur durch die Form, sondern an und fuer sich Allgemeine
ist das _Objektive_ als solches, sowohl im Geistigen als im
Koerperlichen, wogegen die Einzelnheit der aeusseren Objekte, wie auch
der Personen, ein Unwesentliches ist, das ihm keinen Widerstand
leisten kann.  Die Gesetze, Sitten, vernuenftige Vorstellungen
ueberhaupt, sind im Geistigen solche Mittheilbare, welche die
Individuen auf eine bewusstlose Weise durchdringen, und sich in ihnen
geltend machen.  Im Koerperlichen sind es Bewegung, Waerme, Magnetismus,
Elektricitaet und dergleichen--die, wenn man sie auch als Stoffe oder
Materien sich vorstellen will, als _imponderable_ Agentien bestimmt
werden muessen,--Agentien, die dasjenige der Materialitaet nicht haben,
was _ihre Vereinzelung_ begruendet.

2. Wenn nun im Einwirken der Objekte auf einander zuerst ihre
_identische_ Allgemeinheit gesetzt wird, so ist ebenso nothwendig das
andere Begriffs-Moment, die _Besonderheit_ zu setzen; die Objekte
beweisen daher auch ihre _Selbststaendigkeit_, erhalten sich als
einander aeusserlich, und stellen die _Einzelnheit_ in jener
Allgemeinheit her.  Diese Herstellung ist die _Reaktion_ ueberhaupt.
Zunaechst ist sie nicht zu fassen, als ein _blosses Aufheben_ der
Aktion und der mitgetheilten Bestimmtheit; das Mitgetheilte ist als
Allgemeines positiv in den besondern Objekten und _besondert_ sich
nur an ihrer Verschiedenheit.  Insofern bleibt also das Mitgetheilte,
was es ist; nur _vertheilt_ es sich an die Objekte, oder wird durch
deren Partikularitaet bestimmt.--Die Ursache geht in ihrem Andern, der
Wirkung, die Aktivitaet der ursachlichen Substanz in ihrem Wirken
verloren; das _einwirkende Objekt_ aber wird nur ein _Allgemeines_;
sein Wirken ist zunaechst nicht ein Verlust seiner Bestimmtheit,
sondern eine _Partikularisation_, wodurch es, welches zuerst jene
ganze, an ihm _einzelne_ Bestimmtheit war, nun eine _Art_ derselben,
und die _Bestimmtheit_ erst dadurch als ein Allgemeines gesetzt wird.
Beides, die Erhebung der einzelnen Bestimmtheit zur Allgemeinheit,
in der Mittheilung, und die Partikularisation derselben oder die
Herabsetzung derselben, die nur Eine war, zu einer Art, in der
Vertheilung, ist ein und dasselbe.

Die _Reaktion_ ist nun der _Aktion_ gleich.--Diess erscheint
_zunaechst_ so, dass das andere Objekt das ganze Allgemeine in _sich
aufgenommen_, und nun so Aktives gegen das Erste ist.  So ist seine
Reaktion dieselbe als die Aktion, ein _gegenseitiges Abstossen_ des
_Stosses_. _Zweitens_ ist das Mitgetheilte das Objektive; es _bleibt_
also substantielle Bestimmung der Objekte bei der Voraussetzung ihrer
Verschiedenheit; das Allgemeine specificirt sich somit zugleich in
ihnen, und jedes Objekt giebt daher nicht die ganze Aktion nur zurueck,
sondern hat seinen specifischen Antheil.  Aber _drittens_ ist die
Reaktion insofern _ganz negative Aktion_, als jedes durch die
_Elasticitaet seiner Selbststaendigkeit_ das Gesetztseyn eines Andern
in ihm ausstoesst, und seine Beziehung auf sich erhaelt.  Die
specifische _Besonderheit_ der mitgetheilten Bestimmtheit in den
Objekten, was vorhin Art genannt wurde, geht zur _Einzelnheit_ zurueck,
und das Objekt behauptet seine Aeusserlichkeit gegen die
_mitgetheilte Allgemeinheit_.  Die Aktion geht dadurch in _Ruhe_ ueber.
Sie erweist sich als eine an der in sich geschlossenen
gleichgueltigen Totalitaet des Objekts nur _oberflaechliche_, transiente
Veraenderung.

3. Dieses Rueckgehen macht das _Produkt_ des mechanischen Processes
aus. _Unmittelbar_ ist das Objekt _vorausgesetzt_ als Einzelnes,
ferner als Besonderes gegen andere, drittens aber als Gleichgueltiges
gegen seine Besonderheit, als Allgemeines.  Das _Produkt_ ist jene
_vorausgesetzte_ Totalitaet des Begriffes nun als eine _gesetzte_.  Er
ist der Schlusssatz, worin das mitgetheilte Allgemeine durch die
Besonderheit des Objekts mit der Einzelnheit zusammengeschlossen ist;
aber zugleich ist in der Ruhe die _Vermittelung_ als eine solche
gesetzt, die sich _aufgehoben_ hat, oder dass das Produkt gegen diess
sein Bestimmtwerden gleichgueltig und die erhaltene Bestimmtheit eine
aeusserliche an ihm ist.

Sonach ist das Produkt dasselbe, was das in den Process erst
eingehende Objekt.  Aber zugleich ist es erst durch diese Bewegung
_bestimmt_; das mechanische Objekt ist _ueberhaupt nur Objekt als
Produkt_, weil das, was es ist erst _durch Vermittelung eines Andern_
an ihm ist.  So als Produkt ist es, was es an und fuer sich seyn
sollte, ein _zusammengesetztes vermischtes_, eine gewisse _Ordnung_
und _Arrangement_ der Theile, ueberhaupt ein solches, dessen
Bestimmtheit nicht Selbstbestimmung, sondern ein _gesetztes_ ist.

Auf der andern Seite ist ebenso sehr das _Resultat_ des mechanischen
Processes _nicht schon vor ihm selbst vorhanden_; sein _Ende ist
nicht_ in seinem _Anfang_, wie beim Zwecke.  Das Produkt ist eine
Bestimmtheit am Objekt als _aeusserlich_ gesetzte.  Dem _Begriffe_ nach
ist daher diess Produkt wohl dasselbe, was das Objekt schon von Anfang
ist.  Aber im Anfange ist die aeusserliche Bestimmtheit noch nicht als
_gesetzte_.  Das Resultat ist insofern ein _ganz anderes_, als das
erste Daseyn des Objekts, und ist als etwas schlechthin fuer dasselbe
zufaelliges.


b.  Der reale mechanische Process.


Der mechanische Process geht in _Ruhe_ ueber.  Die Bestimmtheit naemlich,
welche das Objekt durch ihn erhaelt, ist nur eine _aeusserliche_.  Ein
ebenso Aeusserliches ist ihm diese Ruhe selbst, indem diess die dem
_Wirken_ des Objekts entgegengesetzte Bestimmtheit, aber jede dem
Objekte gleichgueltig ist; die Ruhe kann daher auch angesehen werden,
als durch eine _aeusserliche_ Ursache hervorgebracht, so sehr es dem
Objekte gleichgueltig war, wirkendes zu seyn.

Indem nun ferner die Bestimmtheit eine _gesetzte_, und der Begriff
des Objekts durch _die Vermittelung hindurch zu sich selbst
zurueckgegangen_ ist, so hat das Objekt die Bestimmtheit als eine in
sich reflektirte an ihm.  Die Objekte haben daher nunmehr im
mechanischen Processe und dieser selbst ein naeher bestimmtes
Verhaeltniss.  Sie sind nicht bloss verschiedene, sondern _bestimmt
unterschiedene_ gegen einander.  Das Resultat des formalen Processes,
welches einer Seits die bestimmungslose Ruhe ist, ist somit anderer
Seits durch die in sich reflektirte Bestimmtheit die _Vertheilung des
Gegensatzes_, den das Objekt ueberhaupt an ihm hat, unter mehrere sich
mechanisch zu einander verhaltende Objekte.  Das Objekt, einer Seits
das Bestimmungslose, das sich _unelastisch_ und _unselbststaendig_
verhaelt, hat anderer Seits eine fuer andere _undurchbrechbare
Selbststaendigkeit_.  Die Objekte haben nun auch _gegen einander_
diesen bestimmteren Gegensatz der _selbststaendigen Einzelnheit_ und
_unselbststaendigen Allgemeinheit_.--Der naehere Unterschied kann als
ein bloss _quantitativer_ der verschiedenen Groesse der _Masse_ im
koerperlichen, oder der _Intensitaet_, oder auf vielfache andere Weise
gefasst werden.  Ueberhaupt aber ist er nicht bloss in jener
Abstraktion festzuhalten; beide sind auch als Objekte _positive_
Selbststaendige.

Das erste Moment dieses realen _Processes_ ist nun wie vorhin die
_Mittheilung_.  Das _Schwaechere_ kann vom _Staerkeren_ nur insofern
gefasst und durchdrungen werden, als es dasselbe aufnimmt und Eine
_Sphaere_ mit ihm ausmacht.  Wie im Materiellen das Schwache gegen das
unverhaeltnissmaessig Starke gesichert ist (wie ein in der Luft
freihaengendes Leintuch von einer Flintenkugel nicht durchschossen;
eine schwache organische Receptivitaet nicht sowohl von den starken
als von den schwachen Reizmitteln angegriffen wird), so ist der ganz
schwache Geist sicherer gegen den starken als ein solcher, der diesem
naeher steht; wenn man sich ein ganz Dummes, Unedles vorstellen will,
so kann auf dasselbe hoher Verstand, kann das Edle keinen Eindruck
machen; das einzig konsequente Mittel _gegen_ die Vernunft ist, sich
mit ihr gar nicht einzulassen.--Insofern das Unselbststaendige mit dem
Selbststaendigen nicht zusammengehen und keine Mittheilung zwischen
ihnen Statt finden kann, kann das Letztere auch keinen _Widerstand_
leisten, d. h. das mitgetheilte Allgemeine nicht fuer sich
specificiren.--Wenn sie sich nicht in Einer Sphaere befaenden, so waere
ihre Beziehung auf einander ein unendliches Urtheil, und kein Process
zwischen ihnen moeglich.

Der _Widerstand_ ist das naehere Moment der Ueberwaeltigung des einen
Objekts durch das andere, indem er das beginnende Moment der
Vertheilung des mitgetheilten Allgemeinen, und des Setzens der sich
auf sich beziehenden Negativitaet, der herzustellenden Einzelnheit,
ist.  Der Widerstand wird _ueberwaeltigt_, insofern seine Bestimmtheit
dem mitgetheilten Allgemeinen, welches vom Objekte aufgenommen worden,
und sich in ihm singularisiren soll, nicht _angemessen_ ist.  Seine
relative Unselbststaendigkeit manifestirt sich darin, dass seine
_Einzelnheit_ nicht die _Kapacitaet fuer das Mitgetheilte_ hat, daher
von demselben zersprengt wird, weil es sich an diesem Allgemeinen
nicht als _Subjekt_ konstituiren, dasselbe nicht zu seinem
_Praedikate_ machen kann.--Die _Gewalt_ gegen ein Objekt ist nur nach
dieser zweiten Seite _Fremdes_ fuer dasselbe.  Die _Macht_ wird
dadurch zur _Gewalt_, dass sie, eine objektive Allgemeinheit, mit der
_Natur_ des Objekts _identisch_ ist, aber ihre Bestimmtheit oder
Negativitaet nicht dessen eigene _negative Reflexion_ in sich ist,
nach welcher es ein Einzelnes ist.  Insofern die Negativitaet des
Objekts nicht an der Macht sich in sich reflektirt, die Macht nicht
dessen eigene Beziehung auf sich ist, ist sie gegen dieselbe nur
_abstrakte_ Negativitaet, deren Manifestation der Untergang ist.

Die Macht, als die _objektive Allgemeinheit_ und als Gewalt _gegen_
das Objekt, ist, was _Schicksal_ genannt wird;--ein Begriff, der
innerhalb des Mechanismus faellt, insofern es _blind_ genannt, d. h.
dessen _objektive Allgemeinheit_ vom Subjekte in seiner specifischen
Eigenheit nicht erkannt wird.--Um einiges Weniges hierueber zu
bemerken, so ist das Schicksal des Lebendigen ueberhaupt die _Gattung_,
welche sich durch die Vergaenglichkeit der lebendigen Individuen, die
sie in ihrer _wirklichen Einzelnheit_ nicht als Gattung haben,
manifestirt.

Als blosse Objekte haben die nur lebendigen Naturen wie die uebrigen
Dinge von niedrigerer Stufe kein Schicksal; was ihnen widerfaehrt, ist
eine Zufaelligkeit; aber sie sind in _ihrem Begriffe als Objekte sich
aeusserliche_; die fremde Macht des Schicksals ist daher ganz nur ihre
_eigene unmittelbare Natur_, die Aeusserlichkeit und Zufaelligkeit
selbst.  Ein eigentliches Schicksal hat nur das Selbstbewusstseyn;
weil es _frei_, in der _Einzelnheit_ seines Ich daher schlechthin _an
und fuer sich_ ist, und seiner objektiven Allgemeinheit sich
gegenueberstellen, und sich gegen sie _entfremden_ kann.  Aber durch
diese Trennung selbst erregt es gegen sich das mechanische Verhaeltniss
eines Schicksals.  Damit also ein solches Gewalt ueber dasselbe haben
koenne, muss es irgend eine Bestimmtheit gegen die wesentliche
Allgemeinheit sich gegeben, eine _That_ begangen haben.  Hierdurch
hat es sich zu einem _Besondern_ gemacht, und diess Daseyn ist als die
abstrakte Allgemeinheit zugleich die fuer die Mittheilung seines ihm
entfremdeten Wesens offene Seite; an dieser wird es in den Process
gerissen.  Das thatlose Volk ist tadellos; es ist in die objektive,
sittliche Allgemeinheit eingehuellt und darin aufgeloest, ohne die
Individualitaet, welche das Unbewegte bewegt, sich ein Bestimmtheit
nach Aussen, und eine von der objektiven abgetrennte abstrakte
Allgemeinheit giebt, womit aber auch das Subjekt zu einem seines
Wesens Entaeusserten, einem _Objekte_ wird, und in das Verhaeltniss der
_Aeusserlichkeit_ gegen seine Natur und des Mechanismus getreten ist.


c.  Das Produkt des mechanischen Processes.


Das Produkt des _formalen_ Mechanismus ist das Objekt ueberhaupt, eine
gleichgueltige Totalitaet, an welcher die _Bestimmtheit_ als _gesetzte_
ist.  Indem hierdurch das Objekt als _Bestimmtes_ in den Process
eingetreten ist, so ist einer Seits in dem Untergange desselben die
_Ruhe_ als der urspruengliche Formalismus des Objekts, die Negativitaet
seines Fuer-sich-bestimmtseyns, das Resultat.  Anderer Seits aber ist
es das Aufheben des Bestimmtseyns, als _positive Reflexion desselben_
in sich, die in sich gegangene Bestimmtheit oder die _gesetzte
Totalitaet des Begriffs_; die _wahrhafte Einzelnheit_ des Objekts.
Das Objekt, zuerst in seiner unbestimmten Allgemeinheit, dann als
_Besonderes_, ist nun als _objektiv Einzelnes_ bestimmt; so dass darin
jener _Schein von Einzelnheit_, welche nur eine sich der
substantiellen Allgemeinheit _gegenueberstellende_ Selbststaendigkeit
ist, aufgehoben worden.

Diese Reflexion in sich ist nun, wie sie sich ergeben hat, das
objektive Einsseyn der Objekte, welches individuelle
Selbststaendigkeit,--das _Centrum_ ist. _Zweitens_ ist die Reflexion
der Negativitaet die Allgemeinheit, die nicht ein der Bestimmtheit
gegenueberstehendes, sondern in sich bestimmtes, vernuenftiges
Schicksal ist,--eine Allgemeinheit, die sich _an ihr selbst
besondert_, der ruhige, in der unselbststaendigen Besonderheit der
Objekte und ihrem Processe feste Unterschied, das _Gesetz_.  Diess
Resultat ist die Wahrheit, somit auch die Grundlage des mechanischen
Processes.


C. Der absolute Mechanismus.



a.  Das Centrum.


Die leere Mannigfaltigkeit des Objekts ist nun erstens in die
objektive Einzelnheit, in den einfachen selbst bestimmenden
_Mittelpunkt_ gesammelt.  Insofern zweitens das Objekt als
unmittelbare Totalitaet seine Gleichgueltigkeit gegen die Bestimmtheit
behaelt, so ist diese an ihm auch als unwesentliche oder als ein
_Aussereinander_ von vielen Objekten vorhanden.  Die erstere, die
wesentliche Bestimmtheit macht dagegen die _reelle Mitte_ zwischen
den vielen mechanisch auf einander wirkenden Objekten aus, durch
welche sie _an und fuer sich_ zusammen geschlossen sind, und ist deren
objektive Allgemeinheit.  Die Allgemeinheit zeigte sich zuerst im
Verhaeltnisse der _Mittheilung_ als eine nur durchs _Setzen_
vorhandene; als _objektive_ aber ist sie das durchdringende,
immanente Wesen der Objekte.

In der materiellen Welt ist es der _Central-Koerper_, der die
_Gattung_, aber _individuelle_ Allgemeinheit der einzelnen Objekte
und ihres mechanischen Processes ist.  Die unwesentlichen einzelnen
Koerper verhalten sich _stossend_ und _drueckend_ zu einander; solches
Verhaeltniss findet nicht zwischen dem Central-Koerper und den Objekten
Statt, deren Wesen er ist; denn ihre Aeusserlichkeit macht nicht mehr
ihre Grundbestimmung aus.  Ihre Identitaet mit ihm ist also vielmehr
die Ruhe, naemlich das _Seyn in ihrem Centrum_; diese Einheit ist ihr
an und fuer sich seyender Begriff.  Sie bleibt jedoch nur ein _Sollen_,
da die zugleich noch gesetzte Aeusserlichkeit der Objekte jener
Einheit nicht entspricht.  Das _Streben_, das sie daher nach dem
Centrum haben, ist ihre absolute, nicht durch _Mittheilung_ gesetzte
Allgemeinheit; sie macht die wahre, selbst _konkrete_, nicht _von
Aussen gesetzte Ruhe_ aus, in welche der Process der
Unselbststaendigkeit zurueckgehen muss.--Es ist deswegen eine leere
Abstraktion, wenn in der Mechanik angenommen wird, dass ein in
Bewegung gesetzter Koerper ueberhaupt sich in gerader Linie ins
Unendliche fortbewegen wuerde, wenn er nicht durch aeusserlichen
Widerstand seine Bewegung verloere.  Die _Reibung_, oder welche Form
der Widerstand sonst hat, ist nur die Erscheinung der _Centralitaet_;
diese ist es welche ihn absolut zu sich zurueckbringt; denn das, woran
sich der bewegte Koerper reibt, hat allein die Kraft eines Widerstands
durch sein Einsseyn mit dem Centrum.--Im _Geistigen_ nimmt das
Centrum und das Einsseyn mit demselben hoehere Formen an; aber die
Einheit des Begriffs und deren Realitaet, welche hier zunaechst
mechanische Centralitaet ist, muss auch dort die Grundbestimmung
ausmachen.

Der Central-Koerper hat insofern aufgehoert, ein blosses _Objekt_ zu
seyn, da an diesem die Bestimmtheit ein Unwesentliches ist; denn er
hat nicht nicht mehr nur das _An-sich-_, sondern auch das
_Fuer-sichseyn_ der objektiven Totalitaet.  Er kann deswegen als ein
_Individuum_ angesehen werden.  Seine Bestimmtheit ist wesentlich von
einer blossen _Ordnung_ oder _Arrangement_ und _aeusserlichen
Zusammenhang_ von Theilen verschieden; sie ist als an und fuer sich
seyende Bestimmtheit eine _immanente_ Form, selbst bestimmendes
Princip, welchem die Objekte inhaeriren, und wodurch sie zu einem
wahrhaften Eins verbunden sind.

Dieses Central-Individuum ist aber so nur erst _Mitte_, welche noch
keine wahrhaften Extreme hat; als negative Einheit des totalen
Begriffs dirimirt es sich aber in solche.  Oder: die vorhin
unselbststaendigen sich aeusserlichen Objekte werden durch den Rueckgang
des Begriffs gleichfalls zu Individuen bestimmt; die Identitaet des
Central-Koerpers mit sich, die noch ein _Streben_ ist, ist mit
_Aeusserlichkeit_ behaftet, welcher, da sie in seine _objektive
Einzelnheit_ aufgenommen ist, diese mitgetheilt ist.  Durch diese
eigene Centralitaet sind sie, ausser jenem ersten Centrum gestellt,
selbst Centra fuer die unselbststaendigen Objekte.  Diese zweiten
Centra und die unselbststaendigen Objekte sind durch jene absolute
Mitte zusammengeschlossen.

Die relativen Central-Individuen machen aber auch selbst die Mitte
_eines zweiten Schlusses_ aus, welche einer Seits unter ein hoeheres
Extrem, die objektive _Allgemeinheit_ und _Macht_ des absoluten
Centrums, subsumirt ist, auf der andern Seite die unselbststaendigen
Objekte unter sich subsumirt, deren oberflaechliche oder formale
Vereinzelung von ihr getragen werden.--Auch diese Unselbststaendigen
sind die Mitte eines _dritten_, des _formalen Schlusses_; indem sie
das Band zwischen der absoluten und der relativen
Centralindividualitaet insofern sind, als die letztere in ihnen ihre
Aeusserlichkeit hat, durch welche die _Beziehung auf sich_ zugleich
ein _Streben_ nach einem absoluten Mittelpunkt ist.  Die formalen
Objekte haben zu ihrem Wesen die identische _Schwere_ ihres
unmittelbaren Central-Koerpers, dem sie als ihrem Subjekte und Extreme
der Einzelnheit inhaeriren; durch die Aeusserlichkeit, welche sie
ausmachen, ist er unter den absoluten Central-Koerper subsumirt; sie
sind also die formale Mitte der _Besonderheit_.--Das absolute
Individuum aber ist die objektiv-allgemeine Mitte, welche das
Insichseyn des relativen Individuums und seine Aeusserlichkeit
zusammenschliesst und festhaelt.--So sind auch die _Regierung_, die
_Buerger-Individuen_ und die _Beduerfnisse_ oder _das aeusserliche Leben_
der Einzelnen drei Termini, deren jeder die Mitte der zwei andern ist.
Die _Regierung_, die _Buerger-Individuen_ und die _Beduerfnisse_ oder
_das aeusserliche Leben_ der Einzelnen drei Termini, deren jeder die
Mitte der zwei andern ist.  Die _Regierung_ ist das absolute Centrum,
worin das Extrem der Einzelnen mit ihrem aeusserlichen Bestehen
zusammengeschlossen wird; ebenso sind die _Einzelnen_ Mitte, welche
jenes allgemeine Individuum zur aeusserlichen Existenz bethaetigen, und
ihr sittliches Wesen in das Extrem der Wirklichkeit uebersetzen.  Der
dritte Schluss ist der formale, der Schluss des Scheins, dass die
einzelnen durch ihre _Beduerfnisse_ und des aeusserlichen Daseyn an
diese allgemeine absolute Individualitaet geknuepft sind; ein Schluss,
der als der bloss subjektive in die anderen uebergeht, und in ihnen
seine Wahrheit hat.

Diese Totalitaet, deren Momente selbst die vollstaendigen Verhaeltnisse
des Begriffes, die _Schluesse_, sind, worin jedes der drei
unterschiedenen Objekte die Bestimmung der Mitte und der Extreme
durchlaeuft, macht den _freien Mechanismus_ aus.  In ihm haben die
unterschiedenen Objekte die objektive Allgemeinheit, die
_durchdringende_ in der _Besonderung_ sich _identisch_ erhaltende
Schwere, zu ihrer Grundbestimmung.  Die Beziehung von _Druck, Stoss,
Anziehen_ und dergleichen, so wie _Aggregirungen_ oder
_Vermischungen_, gehoeren dem Verhaeltnisse der Aeusserlichkeit an, die
den dritten der zusammengestellten Schluesse begruendet.  Die _Ordnung_,
welches die bloss aeusserliche Bestimmtheit der Objekt ist, ist in die
immanente und objektive Bestimmung uebergegangen; diese ist das
_Gesetz_.


b.  Das Gesetz.


In dem Gesetze thut sich der bestimmtere Unterschied von _ideeller
Realitaet_ der Objektivitaet gegen die _aeusserliche_ hervor.  Das Objekt
hat als _unmittelbare_ Totalitaet des Begriffs die Aeusserlichkeit noch
nicht als von dem Begriffe unterschieden, der nicht fuer sich gesetzt
ist.  Indem es durch den Process in sich gegangen, ist der Gegensatz
der _einfachen Centralitaet_ gegen eine _Aeusserlichkeit_ eingetreten,
welche nun _als_ Aeusserlichkeit bestimmt, d. i. als nicht An- und
Fuer-sich- seyendes _gesetzt_ ist.  Jenes Identische oder Ideelle der
Individualitaet ist um der Beziehung auf die Aeusserlichkeit willen ein
_Sollen_; es ist die an- und fuer-sich bestimmte und selbstbestimmende
Einheit des Begriffs, welcher jene aeusserliche Realitaet nicht
entspricht, und daher nur bis zum _Streben_ kommt.  Aber die
Individualitaet ist _an und fuer sich das konkrete Princip der
negativen Einheit, als solches_ selbst _Totalitaet_; eine Einheit, die
sich in die _Bestimmten Begriffsunterschiede_ dirimirt, und in ihrer
sich selbst gleichen Allgemeinheit bleibt; somit der innerhalb seiner
reinen Idealitaet _durch den Unterschied erweiterte_ Mittelpunkt.
--Diese Realitaet, die dem Begriffe entspricht, ist die _ideelle_, von
jener nur strebenden unterschieden; der Unterschied, der zunaechst
eine Vielheit von Objekten ist, in seiner Wesentlichkeit und in die
reine Allgemeinheit aufgenommen.  Diese reelle Idealitaet ist die
_Seele_ der vorhin entwickelten, objektiven Totalitaet, _die an und
fuer sich bestimmte Identitaet_ des Systems.

Das objektive _An- und Fuer-sichseyn_ ergiebt sich daher in seiner
Totalitaet bestimmter als die negative Einheit des Centrums, welche
sich in die _subjektive Individualitaet_ und die _aeusserliche
Objektivitaet_ theilt, in dieser jene erhaelt und in ideellem
Unterschiede bestimmt.  Diese selbstbestimmende, die aeusserliche
Objektivitaet in die Idealitaet absolut zurueckfuehrende Einheit ist
Princip von _Selbstbewegung_; die _Bestimmtheit_ dieses Beseelenden,
welche der Unterschied des Begriffes selbst ist, ist das _Gesetz_.
--Der todte Mechanismus war der betrachtete mechanische Process von
Objekten, die unmittelbar als selbststaendig erschienen, aber eben
deswegen in Wahrheit unselbststaendig sind, und ihr Centrum ausser
ihnen haben; dieser Process, der in _Ruhe_ uebergeht, zeigt entweder
_Zufaelligkeit_ und unbestimmte Ungleichheit, oder _formale
Gleichfoermigkeit_.  Diese Gleichfoermigkeit ist wohl eine _Regel_,
aber nicht _Gesetz_.  Nur der freie Mechanismus hat ein _Gesetz_, die
eigene Bestimmung der reinen Individualitaet oder _des fuer sich
seyenden Begriffes_; es ist als Unterschied an sich selbst
unvergaengliche Quelle sich selbst entzuendender Bewegung; indem es in
der Idealitaet seines Unterschiedes sich nur auf sich bezieht, _freie
Nothwendigkeit_.


c.  Uebergang des Mechanismus.


Diese Seele ist jedoch in ihren Koerper noch versenkt; der _nunmehr
bestimmte_, aber _innere_ Begriff der objektiven Totalitaet ist so; so
freie Nothwendigkeit, dass das Gesetz seinem Objekte noch nicht
gegenueber getreten ist; es ist die _konkrete_ Centralitaet als in ihre
Objektivitaet _unmittelbar_ verbreitete Allgemeinheit.  Jene Idealitaet
hat daher nicht die _Objekte selbst_ zu ihrem bestimmten Unterschied;
diese sind _selbststaendige Individuen_ der Totalitaet, oder auch, wenn
wir auf die formale Stufe zuruecksehen, nicht individuelle, aeusserliche
_Objekte_.  Das Gesetz ist ihnen wohl immanent und macht ihre Natur
und Macht aus; aber sein Unterschied ist in seine Idealitaet
eingeschlossen, und die Objekte sind nicht selbst in die ideelle
Differenz des Gesetzes unterschieden.  Aber das Objekt hat an der
ideellen Centralitaet und deren Gesetze allein seine wesentliche
Selbststaendigkeit; es hat daher keine Kraft, dem Urtheile des
Begriffs Widerstand zu thun, und sich in abstrakter, unbestimmter
Selbststaendigkeit und Verschlossenheit zu erhalten.  Durch den
ideellen, ihm immanenten Unterschied ist sein Daseyn eine _durch den
Begriff gesetzte Bestimmtheit_.  Seine Unselbststaendigkeit ist auf
diese Weise nicht mehr nur ein _Streben_ nach dem _Mittelpunkte_,
gegen den es eben, weil seine Beziehung nur ein Streben ist, noch die
Erscheinung eines selbststaendigen aeusserlichen Objektes hat; sondern
es ist ein Streben nach dem _bestimmt ihm entgegengesetzten Objekt_;
so wie das Centrum dadurch selbst auseinander, und seine negative
Einheit in den _objektivirten Gegensatz_ uebergegangen ist.  Die
Centralitaet ist daher jetzt _Beziehung_ dieser gegen einander
negativen und gespannten Objektivitaeten.  So bestimmt sich der freie
Mechanismus zum _Chemismus_.


Zweites Kapitel.  Der Chemismus.


Der Chemismus macht im Ganzen der Objektivitaet das Moment des
Urtheils, der objektiv gewordenen Differenz und des Processes aus.
Da er mit der Bestimmtheit und dem Gesetztseyn schon beginnt, und das
chemische Objekt zugleich objektive Totalitaet ist, ist sein naechster
Verlauf einfach, und durch seine Voraussetzung vollkommen bestimmt.


A. Das chemische Objekt.


Das chemische Objekt unterscheidet sich von dem mechanischen dadurch,
dass das letztere eine Totalitaet ist, welche gegen die Bestimmtheit
gleichgueltig ist; bei dem chemischen dagegen gehoert die
_Bestimmtheit_, somit die _Beziehung auf Anderes_, und die Art und
Weise dieser Beziehung, seiner Natur an.--Diese Bestimmtheit ist
wesentlich zugleich _Besonderung_, d. h. in die Allgemeinheit
aufgenommen; sie ist so _Princip_--die _allgemeine Bestimmtheit_,
nicht nur die des _eines einzelnen Objekts_, sondern auch die des
_andern_.  Es unterscheidet sich daher nun an demselben sein Begriff,
als die innere Totalitaet beider Bestimmtheiten, und die Bestimmtheit,
welche die Natur des einzelnen Objekts in seiner _Aeusserlichkeit_ und
_Existenz_ ausmacht.  Indem es auf diese Weise _an sich_ der ganze
Begriff ist, so hat es an ihm selbst die _Nothwendigkeit_ und den
_Trieb_, sein entgegengesetztes, _einseitiges Bestehen_ aufzuheben,
und sich zu dem _realen Ganzen_ im Daseyn zu machen, welches es
seinem Begriffe nach ist.

Ueber den Ausdruck: _Chemismus_, fuer das Verhaeltniss der Differenz der
Objektivitaet, wie es sich ergeben hat, kann uebrigens bemerkt werden,
dass er hier nicht so verstanden werden muss, als ob sich diess
Verhaeltniss nur in derjenigen Form der elementarischen Natur
darstellte, welche der eigentliche sogenannte Chemismus heisst.  Schon
das meteorologische Verhaeltniss muss als ein Process angesehen werden,
dessen Parthien mehr die Natur von physikalischen als chemischen
Elementen haben.  Im Lebendigen steht das Geschlechtsverhaeltniss unter
diesem Schema; so wie es auch fuer die geistigen Verhaeltnisse der
Liebe, Freundschaft u. s. f. die _formale_ Grundlage ausmacht.

Naeher betrachtet ist das chemische Objekt zunaechst, als eine
_selbststaendige_ Totalitaet ueberhaupt, ein in sich reflektirtes, das
insofern von seinem Reflektirt-Seyn nach Aussen unterschieden ist,
--eine gleichgueltige _Basis_, das noch nicht als different bestimmte
Individuum; auch die Person ist eine solche sich erst nur auf sich
beziehende Basis.  Die immanente Bestimmtheit aber, welche seine
_Differenz_ ausmacht, ist _erstlich_ so in sich reflektirt, dass diese
Zuruecknahme der Beziehung nach Aussen nur formale abstrakte
Allgemeinheit ist; so ist die Beziehung nach Aussen Bestimmung seiner
Unmittelbarkeit und Existenz.  Nach dieser Seite geht es nicht _an
ihm selbst_ in die individuelle Totalitaet zurueck; und die negative
Einheit hat die beiden Momente ihres Gegensatzes an zwei _besonderen
Objekten_.  Sonach ist ein chemisches Objekt nicht aus ihm selbst
begreiflich, und das Seyn des Einen ist das Seyn des Andern.
--_Zweitens_ aber ist die Bestimmtheit absolut in sich reflektirt,
und das konkrete Moment des individuellen Begriffs des Ganzen, der
das allgemeine Wesen, die _reale Gattung_ des besondern Objekts ist.
Das chemische Objekt, hiermit der Widerspruch seines unmittelbaren
Gesetztseyns und seines immanenten individuellen Begriffs, ist ein
_Streben_, die Bestimmtheit seines Daseyns aufzuheben, und der
objektiven Totalitaet des Begriffes die Existenz zu geben.  Es ist
daher zwar gleichfalls ein unselbststaendiges, aber so, dass es
hiergegen durch seine Natur selbst gespannt ist, und den _Process_
selbstbestimmend anfaengt.


B. Der Process.


1. Er beginnt mit der Voraussetzung, dass die gespannten Objekte, so
sehr sie es gegen sich selbst, es zunaechst eben damit gegen einander
sind;--ein Verhaeltniss, welches ihre _Verwandtschaft_ heisst.  Indem
jedes durch seinen Begriff im Widerspruch gegen die eigene
Einseitigkeit seiner Existenz steht, somit diese aufzuheben strebt,
ist darin unmittelbar das Streben gesetzt, die Einseitigkeit des
andern aufzuheben, und durch diese gegenseitige Ausgleichung und
Verbindung die Realitaet dem Begriffe, der beide Momente enthaelt,
gemaess zu setzen.  Insofern jedes gesetzt ist, als an ihm selbst sich
widersprechend und aufhebend, so sind sie nur durch _aeussere Gewalt_
in der Absonderung von einander und von ihrer gegenseitigen Ergaenzung
gehalten.  Die Mitte, wodurch nun diese Extreme zusammengeschlossen
werden, ist _erstlich_ die _ansichseyende_ Natur beider, der ganze
beide in sich haltende Begriff.  Aber _zweitens_, da sie in der
Existenz gegeneinander stehen, so ist ihre absolute Einheit auch ein
_unterschieden_ von ihnen _existirendes_, noch formales Element;--das
Element der _Mittheilung_, worin sie in aeusserliche _Gemeinschaft_
miteinander treten.  Da der reale Unterschied den Extremen angehoert,
so ist diese Mitte nur die abstrakte Neutralitaet, die reale
Moeglichkeit derselben;--gleichsam das _theoretische Element_ der
Existenz von den chemischen Objekten, ihres Processes und seines
Resultats;--im Koerperlichen hat das _Wasser_ die Funktion dieses
Mediums; im Geistigen, insofern in ihm das Analogon eines solchen
Verhaeltnisses Statt findet, ist das _Zeichen_ ueberhaupt, und naeher
die _Sprache_ dafuer anzusehen.

Das Verhaeltniss der Objekte ist als blosse Mittheilung in diesem
Elemente einer Seits ein ruhiges Zusammengehen, aber anderer Seits
ebenso sehr ein _negatives Verhalten_, indem der konkrete Begriff,
welcher ihre Natur ist, in der Mittheilung in Realitaet gesetzt,
hiermit die _realen Unterschiede_ der Objekte zu seiner Einheit
reducirt werden.  Ihre vorherige selbststaendige _Bestimmtheit_ wird
damit in der dem Begriffe, der in beiden ein und derselbe ist,
gemaessen Vereinigung aufgehoben, ihr Gegensatz und Spannung hierdurch
abgestumpft; womit das Streben in dieser gegenseitigen Ergaenzung
seine ruhige _Neutralitaet_ erlangt.

Der Process ist auf diese Weise _erloschen_; indem der Widerspruch des
Begriffes und der Realitaet ausgeglichen, haben die Extreme des
Schlusses ihren Gegensatz verloren, hiermit aufgehoert, Extreme
gegeneinander und gegen die Mitte zu seyn.  Das _Produkt_ ist ein
_neutrales_, d. h. ein solches, in welchem die Ingredienzien, die
nicht mehr Objekte genannt werden koennen, ihre Spannung und damit die
Eigenschaften nicht mehr haben, die ihnen als gespannten zukamen,
worin sich aber die _Faehigkeit_ ihrer vorigen Selbststaendigkeit und
Spannung erhalten hat.  Die negative Einheit des Neutralen geht
naemlich von einer _vorausgesetzten_ Differenz aus; die _Bestimmtheit_
des chemischen Objekts ist identisch mit seiner Objektivitaet, sie ist
urspruenglich.  Durch den betrachteten Process ist diese Differenz nur
erst _unmittelbar_ aufgehoben, die Bestimmtheit ist daher noch nicht
als absolut in sich reflektirte, somit das Produkt des Processes nur
eine formale Einheit.

2. In diesem Produkte ist nun zwar die Spannung des Gegensatzes und
die negative Einheit als Thaetigkeit des Processes erloschen.  Da
diese Einheit aber dem Begriffe wesentlich, und zugleich selbst zur
Existenz gekommen ist, so ist sie noch vorhanden, aber _ausser_ dem
neutralen Objekte getreten.  Der Process facht sich nicht von selbst
wieder an, insofern er die Differenz nur zu seiner _Voraussetzung_
hatte, nicht sie selbst _setzte_.--Diese ausser dem Objekte
selbststaendige Negativitaet, die Existenz der _abstrakten_ Einzelnheit,
deren Fuersichseyn seine Realitaet an dem _indifferenten Objekte_ hat,
ist nun in sich selbst gegen ihre Abstraktion gespannt, eine in sich
unruhige Thaetigkeit, die sich verzehrend nach Aussen kehrt.  Sie
bezieht sich _unmittelbar_ auf das Objekt, dessen ruhige Neutralitaet
die reale Moeglichkeit ihres Gegensatzes ist; dasselbe ist nunmehr die
_Mitte_ der vorhin bloss formalen Neutralitaet, nun in sich selbst
konkret, und bestimmt.

Die naehere unmittelbare Beziehung des _Extrems_ der _negativen
Einheit_ auf das Objekt ist, dass dieses durch sie bestimmt und
hierdurch dirimirt wird.  Diese Diremtion kann zunaechst fuer die
Herstellung des Gegensatzes der gespannten Objekte angesehen werden,
mit welchem der Chemismus begonnen.  Aber diese Bestimmung macht
nicht das andere Extrem des Schlusses aus, sondern gehoert zur
unmittelbaren Beziehung des differentiirenden Princips auf die Mitte,
an der sich dieses seine unmittelbare Realitaet giebt; es ist die
Bestimmtheit, welche im disjunktiven Schlusse die Mitte, ausser dem,
dass sie allgemeine Natur des Gegenstandes ist, zugleich hat, wodurch
dieser ebenso wohl objektive Allgemeinheit als bestimmte Besonderheit
ist.  Das _andere Extrem_ des Schlusses steht dem aeussern
_selbststaendigen Extrem_ der Einzelnheit gegenueber; es ist daher das
ebenso selbststaendige Extrem der _Allgemeinheit_ die Diremtion,
welche die reale Neutralitaet der Mitte daher in ihm erfaehrt, ist, dass
sie nicht in gegeneinander differente, sondern _indifferente_ Momente
zerlegt wird.  Diese Momente sind hiermit die abstrakte,
gleichgueltige _Basis_ einer Seits, und das _begeistende_ Princip
derselben anderer Seits, welches durch seine Trennung von der Basis
ebenfalls die Form gleichgueltiger Objektivitaet erlangt.

Dieser disjunktive Schluss ist die Totalitaet des Chemismus, in welcher
dasselbe objektive Ganze sowohl, als die selbsstaendige _negative_
Einheit, dann in der Mitte als _reale_ Einheit,--endlich aber die
chemische Realitaet in ihre _abstrakten_ Momente aufgeloest,
dargestellt ist.  In diesen letzteren ist die Bestimmtheit, nicht wie
im Neutralen, an _einem Andern_ zu ihrer _Reflexion-in-sich_ gekommen,
sondern ist an sich in ihre Abstraktion zurueckgegangen, ein
_urspruenglich bestimmtes Element_.

3. Diese elementarischen Objekte sind hiermit von der chemischen
Spannung befreit; es ist ihn ihnen die urspruengliche Grundlage
derjenigen _Voraussetzung_, mit welcher der Chemismus begann, durch
den realen Process _gesetzt_ worden.  Insofern nun weiter einer Seits
ihre innerliche _Bestimmtheit_ als solche, wesentlich der Widerspruch
ihres _einfachen gleichgueltigen Bestehens_, und ihrer als
_Bestimmtheit_, und der Trieb nach Aussen ist, der sich dirimirt, und
an ihrem Objekte und an einem _Andern_ die Spannung setzt, _um ein
solches zu haben_, wogegen es sich als differentes verhalten, an dem
es sich neutralisiren und seiner einfachen Bestimmtheit die daseyende
Realitaet geben koenne, so ist damit der Chemismus in seinen Anfang
zurueckgegangen, in welchem gegeneinander gespannte Objekte einander
suchen, und dann durch eine formale, aeusserliche Mitte zu einem
Neutralen sich vereinigen.  Auf der andern Seite hebt der Chemismus
durch diesen Rueckgang in seinen _Begriff_ sich auf, und ist in eine
hoehere Sphaere uebergegangen.


C. Uebergang des Chemismus.


Die gewoehnliche Chemie schon zeigt Beispiele von chemischen
Veraenderungen, worin ein Koerper z.B. einem Theil seiner Masse eine
hoehere Oxydation zutheilt, und dadurch einen andern Theil in einen
geringern Grad derselben herabsetzt, in welchem er erst mit einem an
ihn gebrachten andern differenten Koerper eine neutrale Verbindung
eingehen kann, fuer die er in jenem ersten unmittelbaren Grade nicht
empfaenglich gewesen waere.  Was hier geschieht, ist, dass sich das
Objekt nicht nach einer unmittelbaren, einseitigen Bestimmtheit auf
ein Anderes bezieht, sondern nach der innern Totalitaet eines
urspruenglichen _Verhaeltnisses_ die _Voraussetzung_, deren es zu einer
realen Beziehung bedarf, _setzt_, und dadurch sich eine Mitte giebt,
durch welche es seinen Begriff mit seiner Realitaet zusammenschliesst;
es ist die an und fuer sich bestimmte Einzelnheit, der konkrete
Begriff als Princip der _Disjunktion_ in Extreme, deren
_Wiedervereinigung_ die Thaetigkeit _desselben_ negativen Princips ist,
das dadurch zu seiner ersten Bestimmung, aber _objektivirt_
zurueckkehrt.  Der Chemismus selbst ist _die erste Negation_ der
_gleichgueltigen_ Objektivitaet, und der _Aeusserlichkeit_ der
Bestimmtheit; er ist also noch mit der unmittelbaren
Selbststaendigkeit des Objekts und mit der Aeusserlichkeit behaftet.
Er ist daher fuer sich noch nicht jene Totalitaet der Selbstbestimmung,
welche aus ihm hervorgeht, und in welcher er sich vielmehr aufhebt.
--Die drei Schluesse, welche sich ergeben haben, machen seine
Totalitaet aus; der erste hat zur Mitte die formale Neutralitaet und zu
den Extremen die gespannten Objekte, der zweite hat das Produkt des
ersten, die reelle Neutralitaet zur Mitte und die dirimirende
Thaetigkeit, und ihr Produkt, das gleichgueltige Element, zu den
Extremen; der dritte aber ist der sich realisirende Begriff, der sich
die Voraussetzung setzt, durch welche der Process seiner Realisirung
bedingt ist,--ein Schluss, der das Allgemeine zu seinem Wesen hat.  Um
der Unmittelbarkeit und Aeusserlichkeit willen jedoch, in deren
Bestimmung die chemische Objektivitaet steht, _fallen diese Schluesse
noch auseinander_.  Der erste Process, dessen Produkt die Neutralitaet
der gespannten Objekte ist, erlischt in seinem Produkte, und es ist
eine aeusserlich hinzukommende Differentiirung, welche ihn wieder
anfacht; bedingt durch eine unmittelbare Voraussetzung, erschoepft er
sich in ihr.--Ebenso muss die Ausscheidung der differenten Extreme aus
dem Neutralen, ingleichen ihre Zerlegung in ihre abstrakten Elemente,
von _aeusserlich hinzukommenden Bedingungen_ und Erregungen der
Thaetigkeit ausgehen.  Insofern aber auch die beiden wesentlichen
Momente des Processes, einer Seits die Neutralisirung, anderer Seits
die Scheidung und Reduktion, in einem und demselben Processe
verbunden sind, und _Vereinigung_ und Abstumpfung der gespannten
Extreme auch eine _Trennung_ in solche ist, so machen sie um der noch
zu Grunde liegenden Aeusserlichkeit willen _zwei verschiedene_ Seiten
aus; die Extreme, welche in demselben Processe ausgeschieden werden,
sind andere Objekte oder Materien, als diejenigen, welche sich in ihm
einigen; insofern jene daraus wieder different hervorgehen, muessen
sie sich nach Aussen wenden; ihre neue Neutralisirung ist ein anderer
Process, als die, welche in dem ersten Statt hatte.

Aber diese verschiedenen Processe, welche sich als nothwendig ergeben
haben, sind ebenso viele _Stufen_, wodurch die _Aeusserlichkeit_ und
das _Bedingtseyn_ aufgehoben wird, woraus der Begriff als an und fuer
sich bestimmte, und von der Aeusserlichkeit nicht bedingte Totalitaet
hervorgeht.  Im ersten hebt sich die Aeusserlichkeit der die ganze
Realitaet ausmachenden, differenten Extreme gegeneinander, oder die
Unterschiedenheit des _ansich_ seyenden bestimmten Begriffes von
seiner _daseyenden_ Bestimmtheit auf; im zweiten wird die
Aeusserlichkeit der realen Einheit, die Vereinigung als bloss
_neutrale_ aufgehoben;--naeher hebt sich die formale Thaetigkeit
zunaechst in ebenso formalen Basen, oder indifferenten Bestimmtheiten
auf, deren _innerer Begriff_ nun die in sich gegangene, absolute
Thaetigkeit, als an ihr selbst sich realisirend ist, d. i. die in sich
die bestimmten Unterschiede _setzt_, und durch diese _Vermittelung_
sich als reale Einheit konstituirt,--eine Vermittelung, welche somit
die _eigene_ Vermittelung des Begriffs, seine Selbstbestimmung, und
in Ruecksicht auf seine Reflexion daraus in sich, immanentes
_Voraussetzen_ ist.  Der dritte Schluss, der einer Seits die
Wiederherstellung der vorhergehenden Processe ist, hebt anderer Seits
noch das letzte Moment _gleichgueltiger_ Basen auf,--die ganz
abstrakte aeusserliche _Unmittelbarkeit_, welche auf diese Weise
_eigenes_ Moment der Vermittelung des Begriffes durch sich selbst
wird.  Der Begriff, welcher hiermit alle Momente seines objektiven
Daseyns als aeusserliche aufgehoben und in seine einfache Einheit
gesetzt hat, ist dadurch von der objektiven Aeusserlichkeit
vollstaendig befreit, auf welche er sich nur als eine unwesentliche
Realitaet bezieht; dieser objektive freie Begriff ist der _Zweck_.


Drittes Kapitel.  Teleologie.


Wo _Zweckmaessigkeit_ wahrgenommen wird, wird ein _Verstand_ als
Urheber derselben angenommen, fuer den Zweck also die eigene, freie
Existenz des Begriffes gefordert.  Die _Teleologie_ wird vornehmlich
dem _Mechanismus_ entgegengestellt, in welchem die an dem Objekt
gesetzte Bestimmtheit wesentlich als aeusserliche eine solche ist, an
der sich keine _Selbstbestimmung_ manifestirt.  Der Gegensatz von
Causis efficientibus und Causis finalibus, bloss _wirkenden_ und
_Endursachen_, bezieht sich auf jenen Unterschied, auf den, in
konkreter Form genommen, auch die Untersuchung zurueckgeht, ob das
absolute Wesen der Welt als blinder Natur-Mechanismus, oder als ein
nach Zwecken sich bestimmender Verstand zu fassen sey.  Die Antinomie
des _Fatalismus_ mit dem _Determinismus_ und der _Freiheit_ betrifft
ebenfalls den Gegensatz des Mechanismus und der Teleologie; denn das
Freie ist der Begriff in seiner Existenz.

Die vormalige Metaphysik ist mit diesen Begriffen, wie mit ihren
anderen verfahren; sie hat Theils eine Weltvorstellung vorausgesetzt,
und sich bemueht, zu zeigen, dass der eine oder der andere Begriff auf
sie passe, und der entgegengesetzte mangelhaft sey, weil sich nicht
aus ihm _erklaeren_ lasse; Theils hat sie dabei den Begriff der
mechanischen Ursache und des Zwecks nicht untersucht, welcher _an und
fuer sich_ Wahrheit habe.  Wenn diess fuer sich festgestellt ist, so mag
die objektive Welt mechanische und Endursachen darbieten; ihre
Existenz ist nicht der Maassstab des _Wahren_, sondern das Wahre
vielmehr das Kriterium, welche von diesen Existenzen ihre wahrhafte
sey.  Wie der subjektive Verstand auch Irrthuemer an ihm zeigt, so
zeigt die objektive Welt auch diejenigen Seiten und Stufen der
Wahrheit, welche fuer sich erst einseitig, unvollstaendig, und nur
Erscheinungsverhaeltnisse sind.  Wenn Mechanismus und Zweckmaessigkeit
sich gegenueber stehen, so koennen sie eben deswegen nicht als
_gleich-gueltige_ genommen, deren jedes fuer sich ein richtiger Begriff
sey und so viele Gueltigkeit habe als der andere, wobei es nur darauf
ankomme, wo der eine oder der andere angewendet werden koenne.  Diese
gleiche Gueltigkeit beider beruht nur darauf, weil sie _sind_, naemlich
weil wir beide _haben_.  Aber die nothwendige erste Frage ist, weil
sie entgegengesetzt sind, welcher von beiden der wahre sey; und die
hoehere eigentliche Frage ist, _ob nicht ein Drittes ihre Wahrheit,
oder ob einer die Wahrheit des andern ist_.--Die _Zweckbeziehung_ hat
sich aber als die Wahrheit des _Mechanismus_ erwiesen.--Das, was sich
als _Chemismus_ darstellte, wird mit dem _Mechanismus_ insofern
zusammengenommen, als der Zweck der Begriff in freier Existenz ist,
und ihm ueberhaupt die Unfreiheit desselben, sein Versenktseyn in die
Aeusserlichkeit gegenuebersteht; beides, Mechanismus so wie Chemismus,
wird also unter der Naturnothwendigkeit zusammengefasst, indem im
ersten der Begriff nicht am Objekte existirt, weil es als
mechanisches die Selbstbestimmung nicht enthaelt, im andern aber der
Begriff entweder eine gespannte, einseitige Existenz hat, oder,
insofern er als die Einheit hervortritt, welche das neutrale Objekt
in die Extreme spannt, sich selbst, insofern er diese Trennung
aufhebt, aeusserlich ist.

Je mehr das teleologische Princip mit dem Begriffe eines
_ausserweltlichen_ Verstandes zusammengehaengt und insofern von der
Froemmigkeit beguenstigt wurde, desto mehr schien es sich von der
wahren Naturforschung zu entfernen, welche die Eigenschaften der
Natur nicht als fremdartige, sondern als _immanente Bestimmtheiten_
erkennen will, und nur solches Erkennen als ein _Begreifen_ gelten
laesst.  Da der Zweck der Begriff selbst in seiner Existenz ist, so
kann es sonderbar scheinen, dass das Erkennen der Objekte aus ihrem
Begriffe vielmehr als ein unberechtigter Ueberschritt in ein
_heterogenes_ Element erscheint, der Mechanismus dagegen, welchem die
Bestimmtheit eines Objekts als ein aeusserlich an ihm und durch ein
Anderes gesetzte Bestimmtheit ist, fuer eine _immanentere_ Ansicht
gilt, als die Teleologie.  Der Mechanismus, wenigstens der gemeine
unfreie, so wie der Chemismus, muss allerdings insofern als ein
immanentes Princip angesehen werden, als das bestimmende
_Aeusserliche_, selbst _wieder nur ein solches Objekt_, ein aeusserlich
bestimmtes und gegen solche Bestimmtwerden gleichgueltiges, oder im
Chemismus das andere Objekt ein gleichfalls chemisch bestimmtes ist,
ueberhaupt ein wesentliches Moment der Totalitaet immer in einem
Aeussern liegt.  Diese Principien bleiben daher innerhalb derselben
Naturform der Endlichkeit stehen; ob sie aber gleich das Endliche
nicht ueberschreiten wollen, und fuer die Erscheinungen nur zu
endlichen Ursachen, die selbst das Weitergehen verlangen, fuehren, so
erweitern sie sich doch zugleich Theils zu einer formellen Totalitaet
in dem Begriffe von Kraft, Ursache und dergleichen
Reflexions-Bestimmungen, die eine _Urspruenglichkeit_ bezeichnen
sollen, Theils aber durch die abstrakte _Allgemeinheit_ von einem
_All der Kraefte_, einem _Ganzen_ von gegenseitigen Ursachen.  Der
Mechanismus zeigt sich selbst dadurch als ein Streben der Totalitaet,
dass er die Natur _fuer sich_ als ein _Ganzes_ zu fassen sucht, das zu
_seinem_ Begriffe keines Andern bedarf,--eine Totalitaet, die sich in
dem Zwecke und dem damit zusammenhaengenden ausserweltlichen Verstand
nicht findet.

Die Zweckmaessigkeit nun zeigt sich zunaechst als ein _Hoeheres_
ueberhaupt; als ein _Verstand_ der _aeusserlich_ die Mannigfaltigkeit
der Objekte _durch eine an und fuer sich seyende Einheit_ bestimmt, so
dass die gleichgueltigen Bestimmtheiten der Objekte _durch diese
Beziehung wesentlich_ werden.  Im Mechanismus werden sie es durch die
_blosse Form der Nothwendigkeit_, wobei ihr _Inhalt_ gleichgueltig ist,
denn sie sollen aeusserliche bleiben, und nur der Verstand als solcher
sich befriedigen, indem er seinen Zusammenhang, die abstrakte
Identitaet, erkennt.  In der Teleologie dagegen wird der Inhalt
wichtig, weil sie einen Begriff, ein _an und fuer sich Bestimmtes_ und
damit Selbstbestimmendes voraussetzt, also von der _Beziehung_ der
Unterschiede und ihres Bestimmtseyns durcheinander, von der _Form_,
die _in sich reflektirte Einheit, ein an und fuer sich Bestimmtes_,
somit _einen Inhalt_ unterschieden hat.  Wenn dieser aber sonst ein
_endlicher_ und unbedeutender ist, so widerspricht er dem, was er
seyn soll, denn der Zweck ist seiner Form eine _in sich unendliche
Totalitaet_;--besonders wenn das nach Zwecken wirkende Handeln als
_absoluter_ Willen und Verstand angenommen ist.  Die Teleologie hat
sich den Vorwurf des Laeppischen deswegen so sehr zugezogen, weil die
Zwecke, die sie aufzeigte, wie es sich trifft, bedeutender oder auch
geringfuegiger sind, und die Zweckbeziehung der Objekte musste so
haeufig als eine Spielerei erscheinen, weil diese Beziehung so
aeusserlich und daher zufaellig erscheint.  Der Mechanismus dagegen laesst
den Bestimmtheiten der Objekte dem Gehalte nach ihren Werth von
Zufaelligen, gegen welche das Objekt gleichgueltig ist, und die weder
fuer sie, noch fuer den subjektiven Verstand ein hoeheres Gelten haben
sollen.  Diess Princip giebt daher in seinem Zusammenhange von aeusserer
Nothwendigkeit das Bewusstseyn unendlicher Freiheit gegen die
Teleologie, welche die Geringfuegigkeiten, und selbst
Veraechtlichkeiten ihres Inhalts als etwas Absolutes aufstellt, in dem
sich der allgemeinere Gedanke nur unendlich beengt, und selbst
ekelhaft afficirt finden kann.

Der formelle Nachtheil, in welchem diese Teleologie zunaechst steht,
ist, dass sie nur bis zur _aeussern Zweckmaessigkeit_ kommt.  Indem der
Begriff hierdurch als ein Formelles gesetzt ist, so ist ihr der
Inhalt auch ein ihm aeusserlich in der Mannigfaltigkeit der objektiven
Welt Gegebenes,--in eben jenen Bestimmtheiten, welche auch Inhalt des
Mechanismus, aber als ein Aeusserliches, Zufaelliges sind.  Um dieser
Gemeinschaftlichkeit willen macht die _Form der Zweckmaessigkeit_ fuer
sich allein das Wesentliche des Teleologischen aus.  In dieser
Ruecksicht, ohne noch auf den Unterschied von aeusserer und innerer
Zweckmaessigkeit zu sehen, hat sich die Zweckbeziehung ueberhaupt an und
fuer sich als die _Wahrheit des Mechanismus_ erwiesen.--Die Teleologie
hat im Allgemeinen das hoehere Princip, den Begriff in seiner Existenz,
der an und fuer sich das Unendliche und Absolute ist;--ein Princip
der Freiheit, das seiner Selbstbestimmung schlechthin gewiss, dem
_aeusserlichen Bestimmtwerden_ des Mechanismus absolut entrissen ist.

Eines der grossen Verdienste _Kant's_ um die Philosophie besteht in
der Unterscheidung, die er zwischen relativer oder _aeusserer_ und
zwischen _innerer_ Zweckmaessigkeit aufgestellt hat; in letzterer hat
er den Begriff des _Lebens_, die _Idee_, aufgeschlossen und damit die
Philosophie, was die Kritik der Vernunft nur unvollkommen, in einer
sehr schiefen Wendung und nur _negativ_ thut, _positiv_ ueber die
Reflexions-Bestimmungen und die relative Welt der Metaphysik erhoben.
--Es ist erinnert worden, dass der Gegensatz der Teleologie und des
Mechanismus zunaechst der allgemeinere Gegensatz von _Freiheit_ und
_Nothwendigkeit_ ist.  Kant hat den Gegensatz in dieser Form unter
den _Antinomien_ der Vernunft, und zwar als den _dritten Widerstreit
der transcendentalen Ideen_ aufgefuehrt.--Ich fuehre seine Darstellung,
auf welche frueher verwiesen worden, ganz kurz an, indem das
Wesentliche derselben so einfach ist, dass es keiner weitlaeufigen
Auseinandersetzung bedarf, und die Art und Weise der kantischen
Antinomien anderwaerts ausfuehrlicher beleuchtet worden ist.

Die _Thesis_ der hier zu betrachtenden lautet: die Kausalitaet nach
Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die
Erscheinungen der Welt insgesammt abgeleitet werden koennen.  Es ist
noch eine Kausalitaet durch Freiheit zu Erklaerung derselben anzunehmen
nothwendig.

Die _Antithesis_: Es ist keine Freiheit, sondern Alles in der Welt
geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.

Der Beweis geht wie bei den uebrigen Antinomien erstens apagogisch zu
Werke, es wird das Gegentheil jeder Thesis angenommen; zweitens, um
das Widersprechende dieser Annahme zu zeigen, wird umgekehrt das
Gegentheil derselben, das ist somit der zu beweisende Satz,
angenommen und als geltend vorausgesetzt;--der ganze Umweg des
Beweisens konnte daher erspart werden; es besteht in nichts als der
assertorischen Behauptung der beiden gegenueberstehenden Saetze.

Zum Beweise der _Thesis_ soll naemlich zuerst angenommen werden: es
gebe _keine andere Kausalitaet_, als nach _Gesetzen der Natur_, d. i.
nach der Nothwendigkeit des Mechanismus ueberhaupt, den Chemismus mit
eingeschlossen.  Dieser Satz widerspreche sich aber darum, weil das
Gesetz der Natur gerade darin bestehe, dass _ohne hinreichend a priori
bestimmte Ursache_, welche somit eine absolute Spontaneitaet in sich
enthalte, nichts geschehe;--d. h. die der Thesis entgegengesetzte
Annahme ist darum widersprechend, weil sie der Thesis widerspricht.

Zum Behufe des Beweises _der Antithesis solle_ man setzen: es gebe
eine _Freiheit_ als eine besondere Art von Kausalitaet, einen Zustand,
mithin auch eine Reihe von Folgen desselben schlechthin anzufangen.
Da nun aber ein solches Anfangen einen Zustand _voraussetzt_, der mit
dem vorhergehenden derselben gar _keinen Zusammenhang der Kausalitaet_
hat, so widerspricht es _dem Gesetze der Kausalitaet_, nach welchem
allein Einheit der Erfahrung und Erfahrung ueberhaupt moeglich ist;--d.
h. die Annahme der Freiheit, die der Antithesis entgegen ist, kann
darum nicht gemacht werden, weil sie der Antithesis widerspricht.

Dem Wesen nach kehrt dieselbe Antinomie in der _Kritik_ der
_teleologischen Urtheilskraft_ als der Gegensatz wieder, dass _Alle
Erzeugung materieller Dinge nach bloss mechanischen Gesetzen_
geschieht und dass _einige Erzeugung derselben nach solchen Gesetzen
nicht moeglich ist_.  Die kantische Aufloesung dieser Antinomie ist
dieselbige, wie die allgemeine Aufloesung der uebrigen; dass naemlich die
Vernunft weder den einen noch den andern Satz beweisen koenne, weil
wir von Moeglichkeit der Dinge nach bloss empirischen Gesetzen der
Natur _kein bestimmendes Princip a priori haben koennen_;--dass daher
ferner beide nicht _als objektive Saetze_, sondern _als subjektive
Maximen_ angesehen werden muessen; dass _ich einer Seits_ jederzeit
ueber alle Naturereignisse nach dem Princip des blossen
Natur-Mechanismus _reflektiren_ solle, dass aber diess nicht hindere,
bei _gelegentlicher Veranlassung_ einigen Naturformen nach einer
_andern Maxime_, naemlich nach dem Princip der Endursachen,
_nachzuspueren_;--als ob nun diese _zwei Maximen_, die uebrigens bloss
fuer die _menschliche Vernunft_ noethig seyn sollen, nicht in demselben
Gegensatze waeren, in dem sich jene _Saetze_ befinden.--Es ist, wie
vorhin bemerkt, auf diesem ganzen Standpunkte dasjenige nicht
untersucht, was allein das philosophische Interesse fordert, naemlich
welches von beiden Principien an und fuer sich Wahrheit habe; fuer
diesen Gesichtspunkt aber macht es keinen Unterschied, ob die
Principien als _objektive_, das heisst hier aeusserlich existirende
Bestimmungen der Natur, oder als blosse _Maximen_ eines _subjektiven_
Erkennens betrachtet werden sollen;--es ist vielmehr diess ein
subjektives, d. h. zufaelliges Erkennen, welches auf _gelegentliche
Veranlassung_ die eine oder andere Maxime anwendet, je nachdem es sie
fuer gegebene Objekte fuer passend haelt, uebrigens nach der _Wahrheit_
dieser Bestimmungen selbst, sie seyen beide Bestimmungen der Objekte
oder des Erkennens, nicht fragt.  So ungenuegend daher die kantische
Eroerterung des teleologischen Princips in Ansehung des wesentlichen
Gesichtspunkts ist, so ist immer die Stellung bemerkenswerth, welche
Kant demselben giebt.  Indem er es einer _reflektirenden
Urtheilskraft_ zuschreibt, macht er es zu einem verbindenden
_Mittelgliede_ zwischen _dem Allgemeinen der Vernunft_ und _dem
Einzelnen der Anschauung_;--er unterscheidet ferner jene
_reflektirende_ Urtheilskraft von der _bestimmenden_, welche letztere
das Besondere bloss unter das Allgemeine _subsumire_.  Solches
Allgemeine, welches nur _subsumirend_ ist, ist ein _Abstraktes_,
welches erst an einem _Andern_, am Besondern, _konkret_ wird.  Der
Zweck dagegen ist das _konkrete Allgemeine_, das in ihm selbst das
Moment der Besonderheit und Aeusserlichkeit hat, daher thaetig und der
Trieb ist, sich von sich selbst abzustossen.  Der Begriff ist als
Zweck allerdings ein _objektives Urtheil_, worin die eine Bestimmung
das Subjekt, naemlich der konkrete Begriff als durch sich selbst
bestimmt, die andere aber nicht nur ein Praedikat, sondern die
aeusserliche Objektivitaet ist.  Aber die Zweckbeziehung ist darum nicht
ein _reflektirendes_ Urtheilen, das die aeusserlichen Objekte nur nach
einer Einheit betrachtet, _als ob_ ein Verstand sie _zum Behuf unsers
Erkenntnissvermoegens_ gegeben haette, sondern sie ist das an und fuer
sich seyende Wahre, das _objektiv_ urtheilt, und die aeusserliche
Objektivitaet absolut bestimmt.  Die Zweckbeziehung ist dadurch mehr
als _Urtheil_, sie ist der _Schluss_ des selbststaendigen freien
Begriffs, der sich durch die Objektivitaet mit sich selbst
zusammenschliesst.

Der Zweck hat sich als das _Dritte_ zum Mechanismus und Chemismus
ergeben; er ist ihre Wahrheit.  Indem er selbst noch innerhalb der
Sphaere der Objektivitaet, oder der Unmittelbarkeit des totalen
Begriffs steht, ist er von der Aeusserlichkeit als solcher noch
afficirt, und hat eine objektive Welt sich gegenueber, auf die er sich
bezieht.  Nach dieser Seite erscheint die mechanische Kausalitaet,
wozu im Allgemeinen auch der Chemismus zu nehmen ist, noch bei dieser
_Zweckbeziehung_, welche die _aeusserliche_ ist, aber als _ihr
untergeordnet_, als an und fuer sich aufgehoben.  Was das naehere
Verhaeltniss betrifft, so ist das mechanische Objekt als unmittelbare
Totalitaet gegen sein Bestimmtseyn, und damit dagegen, ein
Bestimmendes zu seyn, gleichgueltig.  Diess aeusserliche Bestimmtseyn ist
nun zur Selbstbestimmung fortgebildet, und damit der im Objekte nur
_innere_, oder was dasselbe ist, nur _aeussere Begriff_ nunmehr
_gesetzt_; der Zweck ist zunaechst eben dieser dem mechanischen
aeusserliche Begriff selbst.  So ist der Zweck auch fuer den Chemismus
das Selbstbestimmende, welches das aeusserliche Bestimmtwerden, durch
welches er bedingt ist, zur Einheit des Begriffes zurueckbringt.--Die
Natur der Unterordnung der beiden vorherigen Formen des objektiven
Processes ergiebt sich hieraus; das Andere, das an ihnen in dem
unendlichen Progress liegt, ist der ihnen zunaechst als aeusserlich
gesetzte Begriff, welcher Zweck ist; der Begriff ist nicht nur ihre
Substanz, sondern auch die Aeusserlichkeit ist das ihnen wesentliche,
ihre Bestimmtheit ausmachende Moment.  Die mechanische oder chemische
Technik bietet sich also durch ihren Charakter, aeusserlich bestimmt zu
seyn, von selbst der Zweckbeziehung dar, die nun naeher zu betrachten
ist.


A. Der subjektive Zweck.


_Der subjektive_ Begriff hat in der _Centralitaet_ der objektiven
Sphaere, die eine Gleichgueltigkeit gegen die Bestimmtheit ist,
zunaechst den _negativen Einheitspunkt_ wieder gefunden und gesetzt;
in dem Chemismus aber die Objektivitaet der _Begriffsbestimmungen_,
wodurch er erst als _konkreter objektiver Begriff_ gesetzt ist.
Seine Bestimmtheit oder sein einfacher Unterschied hat nunmehr an ihm
selbst die _Bestimmtheit der Aeusserlichkeit_, und seine einfache
Einheit ist dadurch die sich von sich selbst abstossende und darin
sich erhaltende Einheit.  Der Zweck ist daher der subjektive Begriff,
als wesentliches Streben und Trieb sich aeusserlich zu setzen.  Er ist
dabei dem Uebergehen entnommen.  Er ist weder eine Kraft, die sich
aeussert, noch eine Substanz und Ursache, die in Accidenzen und
Wirkungen sich manifestirt.  Die Kraft ist nur ein abstrakt Inneres,
indem sie sich nicht geaeussert hat; oder sie hat erst in der Aeusserung,
zu der sie sollicitirt werden muss, Daseyn; ebenso die Ursache und
die Substanz; weil sie nur in den Accidenzen und in der Wirkung
Wirklichkeit haben, ist ihre Thaetigkeit der Uebergang, gegen den sie
sich nicht in Freiheit erhalten.  Der Zweck kann wohl auch als Kraft
und Ursache bestimmt werden, aber diese Ausdruecke erfuellen nur eine
unvollkommene Seite seiner Bedeutung; wenn sie von ihm nach seiner
Wahrheit ausgesprochen werden sollen, so koennen sie es nur auf eine
Weise, welche ihren Begriff aufhebt; als eine Kraft, welche sich
selbst zur Aeusserung sollicitirt, als eine Ursache, welche Ursache
ihrer selbst, oder deren Wirkung unmittelbar die Ursache ist.

Wenn das Zweckmaessige einem _Verstande_ zugeschrieben wird, wie vorhin
angefuehrt wurde, so ist dabei auf _das Bestimmte des Inhaltes_
Ruecksicht genommen.  Er ist aber ueberhaupt als das _Vernuenftige in
seiner Existenz_ zu nehmen.  Er manifestirt darum _Vernuenftigkeit_,
weil er der konkrete Begriff ist, der den _objektiven Unterschied in
seiner absoluten Einheit_ haelt.  Er ist daher wesentlich der _Schluss_
an ihm selbst.  Er ist das sich gleiche _Allgemeine_, und zwar als
die sich von sich abstossende Negativitaet enthaltend; zunaechst die
allgemeine, insofern noch _unbestimmte Thaetigkeit_; aber weil diese
die negative Beziehung auf sich selbst ist, _bestimmt_ sie sich
unmittelbar, und giebt sich das Moment der _Besonderheit_, welche als
die gleichfalls _in sich reflektirte Totalitaet_ der _Form Inhalt
gegen_ die _gesetzten_ Unterschiede der Form ist.  Eben unmittelbar
ist diese Negativitaet durch ihre Beziehung auf sich selbst absolute
Reflexion der Form in sich und _Einzelnheit_.  Einer Seits ist diese
Reflexion die _innere Allgemeinheit_ des _Subjekts_, anderer Seits
aber _Reflexion nach Aussen_; und insofern ist der Zweck noch ein
Subjektives und seine Thaetigkeit gegen aeusserliche Objektivitaet
gerichtet.

Der Zweck ist naemlich der an der Objektivitaet zu sich selbst
gekommene Begriff; die Bestimmtheit, die er sich an ihr gegeben, ist
die der _objektiven Gleichgueltigkeit_ und _Aeusserlichkeit_ des
Bestimmtseyns; seine sich von sich abstossende Negativitaet ist daher
eine solche, deren Momente, indem sie nur die Bestimmungen des
Begriffs selbst sind, auch die Form von objektiver Gleichgueltigkeit
gegen einander haben.--Im formellen _Urtheile_ sind _Subjekt_ und
_Praedikat_ schon als selbststaendige gegen einander bestimmt; aber
ihre Selbststaendigkeit ist nur erst abstrakte Allgemeinheit; sie hat
nunmehr die Bestimmung von _Objektivitaet_ erlangt; aber als Moment
des Begriffs ist diese vollkommene Verschiedenheit in die einfache
Einheit des Begriffs eingeschlossen.  Insofern nun der Zweck diese
totale _Reflexion_ der Objektivitaet _in sich_ und zwar _unmittelbar_
ist, so ist _erstlich_ die Selbstbestimmung oder die Besonderheit als
_einfache_ Reflexion in sich von der _konkreten_ Form unterschieden,
und ist ein _bestimmter Inhalt_.  Der Zweck ist hiernach _endlich_,
ob er gleich seiner Form nach unendliche Subjektivitaet ist.  Zweitens,
weil seine Bestimmtheit die Form objektiver Gleichgueltigkeit hat,
hat sie die Gestalt einer _Voraussetzung_, und seine Endlichkeit
besteht nach dieser Seite darin, dass er eine _objektive_, mechanische
und chemische _Welt_ vor sich hat, auf welche sich seine Thaetigkeit,
als auf ein _Vorhandenes_ bezieht, seine selbstbestimmende Thaetigkeit
ist so in ihrer Identitaet unmittelbar _sich selbst aeusserlich_ und so
sehr als Reflexion in sich, so sehr Reflexion nach Aussen.  Insofern
hat er noch eine wahrhaft _ausserweltliche_ Existenz, insofern ihm
naemlich jene Objektivitaet gegenuebersteht, so wie diese dagegen als
ein mechanisches und chemisches, noch nicht vom Zweck bestimmtes und
durchdrungenes Ganzes ihm gegenuebersteht.

Die Bewegung des Zwecks kann daher nun so ausgedrueckt werden, dass sie
darauf gehe, seine _Voraussetzung_ aufzuheben, das ist die
Unmittelbarkeit des Objekts, und es zu _setzen_ als durch den Begriff
bestimmt.  Dieses negative Verhalten gegen das Objekt ist ebenso sehr
ein negatives gegen sich selbst, ein Aufheben der Subjektivitaet des
Zwecks.  Positiv ist es die Realisation des Zwecks, naemlich die
Vereinigung des objektiven Seyns mit demselben, so dass dasselbe,
welches als Moment des Zwecks unmittelbar die mit ihm identische
Bestimmtheit ist, _als aeusserliche_ sey, und umgekehrt das Objektive
als _Voraussetzung_ vielmehr als durch Begriff bestimmt, _gesetzt_
werde.--Der Zweck ist in ihm selbst der Trieb seiner Realisirung; die
Bestimmtheit der Begriffs-Momente ist die Aeusserlichkeit, die
_Einfachheit_ derselben in der Einheit des Begriffes ist aber dem,
was sie ist, unangemessen und der Begriff stoesst sich daher von sich
selbst ab.  Diess Abstossen ist der _Entschluss_ ueberhaupt, der
Beziehung der negativen Einheit auf sich, wodurch sie
_ausschliessende_ Einzelnheit ist; aber durch diess _Ausschliessen
entschliesst_ sie sich, oder schliesst sich _auf_, weil es
_Selbstbestimmen_, Setzen _seiner selbst_ ist.  Einer Seits, indem
die Subjektivitaet sich bestimmt, macht sie sich zur Besonderheit,
giebt sich einen Inhalt, der in die Einheit des Begriffs
eingeschlossen noch ein innerlicher ist; diess _Setzen_, die einfache
Reflexion in sich, ist aber, wie sich ergeben, unmittelbar zugleich
ein _Voraussetzen_; und in demselben Momente, in welchem das Subjekt
des Zwecks _sich_ bestimmt, ist es auf eine gleichgueltige, aeusserliche
Objektivitaet bezogen, die von ihm jener innern Bestimmtheit gleich
gemacht, d. h. als ein durch den _Begriff Bestimmtes_ gesetzt werden
soll, zunaechst als _Mittel_.


B. Das Mittel.


Das erste unmittelbare Setzen im Zwecke ist zugleich das Setzen eines
_Innerlichen_, d. h. als _gesetzt_ Bestimmten, und zugleich das
Voraussetzen einer objektiven Welt, welche gleichgueltig gegen die
Zweckbestimmung ist.  Die Subjektivitaet des Zwecks ist aber die
_absolute negative Einheit_; ihr _zweites_ Bestimmen ist daher das
Aufheben dieser Voraussetzung ueberhaupt; diess Aufheben ist insofern
_die Rueckkehr in sich_, als dadurch jenes Moment der _ersten
Negation_, das Setzen des Negativen gegen das Subjekt, das aeusserliche
Objekt, aufgehoben wird.  Aber gegen die Voraussetzung oder gegen die
Unmittelbarkeit des Bestimmens, gegen die objektive Welt ist es nur
erst die _erste_, selbst unmittelbare und daher aeusserliche Negation.
Diess Setzen ist daher noch nicht der ausgefuehrte Zweck selbst,
sondern erst der _Anfang_ dazu.  Das so bestimmte Objekt ist erst das
_Mittel_.

Der Zweck schliesst sich durch ein Mittel mit der Objektivitaet und in
dieser mit sich selbst zusammen.  Das Mittel ist die Mitte des
Schlusses.  Der Zweck bedarf eines Mittels zu seiner Ausfuehrung, weil
er endlich ist;--eines Mittels, das heisst einer Mitte, welche
zugleich die Gestalt eines _Aeusserlichen_ gegen den Zweck selbst und
dessen Ausfuehrung gleichgueltigen Daseyns hat.  Der absolute Begriff
hat in sich selbst so die Vermittelung, dass das erste Setzen
desselben nicht ein Voraussetzen ist, in dessen Objekt die
gleichgueltige Aeusserlichkeit die Grundbestimmung waere; sondern die
Welt als Geschoepf hat nur die Form solcher Aeusserlichkeit, aber ihre
Negativitaet und das Gesetztseyn macht vielmehr deren Grundbestimmung
aus.--Die Endlichkeit des Zweckes besteht sonach darin, dass sein
Bestimmen ueberhaupt sich selbst aeusserlich ist, somit sein erstes, wie
wir gesehen, in ein Setzen und in ein Voraussetzen zerfaellt; die
_Negation_ dieses Bestimmens ist daher auch nur nach einer Seite
schon Reflexion in sich, nach der andern ist sie vielmehr nur _erste_
Negation;--oder: die Reflexion-in-sich ist selbst auch sich aeusserlich
und Reflexion nach Aussen.

Das Mittel ist daher die _formale_ Mitte eines _formalen_ Schlusses;
es ist ein _Aeusserliches_ gegen das _Extrem_ des subjektiven Zwecks,
so wie daher auch gegen das Extrem des objektiven Zwecks; wie die
Besonderheit im formalen Schlusse ein gleichgueltiger medius terminus
ist, an dessen Stelle auch andere treten koennen.  Wie dieselbe ferner
Mitte nur dadurch ist, dass sie in Beziehung auf das eine Extrem
Bestimmtheit, in Beziehung aber auf das andere Extrem Allgemeines ist,
ihre vermittelnde Bestimmung also relativ durch Andere hat, so ist
auch das Mittel die vermittelnde Mitte nur erstlich, dass es ein
unmittelbares Objekt ist, zweitens dass es Mittel durch die ihm
_aeusserliche_ Beziehung auf das Extrem des Zweckes;--welche Beziehung
fuer dasselbe eine Form ist, wogegen es gleichgueltig ist.

Begriff und Objektivitaet sind daher im Mittel nur aeusserlich verbunden;
es ist insofern ein bloss _mechanisches Objekt_.  Die Beziehung des
Objekts auf den Zweck ist eine Praemisse, oder die unmittelbare
Beziehung, welche in Ansehung des Zwecks, wie gezeigt, _Reflexion in
sich selbst_ ist, das Mittel ist inhaerirendes Praedikat; seine
Objektivitaet ist unter die Zweckbestimmung, welche ihrer Konkretion
willen Allgemeinheit ist, subsumirt.  Durch diese Zweckbestimmung,
welche an ihm ist, ist es nun auch gegen das andere Extrem, der
vorerst noch unbestimmten Objektivitaet, subsumirend.--Umgekehrt hat
das Mittel gegen den subjektiven Zweck, als _unmittelbare
Objektivitaet_, _Allgemeinheit_ des _Daseyns_, welches die subjektive
Einzelnheit des Zweckes noch entbehrt.--Indem so zunaechst der Zweck
nur als aeusserliche Bestimmtheit am Mittel ist, ist er selbst als die
negative Einheit ausser demselben, so wie das Mittel mechanisches
Objekt, das ihn nur als eine Bestimmtheit, nicht als einfache
Konkretion der Totalitaet an ihm hat.  Als das Zusammenschliessende
aber muss die Mitte selbst die Totalitaet des Zwecks seyn.  Es hat sich
gezeigt, dass die Zweckbestimmung am Mittel zugleich Reflexion in sich
selbst ist; insofern ist sie _formelle_ Beziehung auf sich, da die
_Bestimmtheit, als reale Gleichgueltigkeit_, als die _Objektivitaet_
des Mittels gesetzt ist.  Aber eben deswegen ist diese einer Seits
reine Subjektivitaet zugleich auch _Thaetigkeit_.--Im subjektiven Zweck
ist die negative Beziehung auf sich selbst noch identisch mit der
Bestimmtheit als solcher, dem Inhalt und der Aeusserlichkeit.  In der
beginnenden Objektivirung des Zweckes aber, einem Anderswerden des
einfachen Begriffes treten jene Momente auseinander, oder umgekehrt
besteht hierin diess Anderswerden, oder die Aeusserlichkeit selbst.

Diese ganze Mitte ist somit selbst die Totalitaet des Schlusses, worin
die abstrakte Thaetigkeit und das aeussere Mittel die Extreme ausmachen,
deren Mitte die Bestimmtheit des Objekts durch den Zweck, durch
welche es Mittel ist, ausmacht.--Ferner aber ist die _Allgemeinheit_
die _Beziehung_ der Zweckthaetigkeit und des Mittels.  Das Mittel ist
Objekt, _an sich_ die Totalitaet des Begriffs; es hat keine Kraft des
Widerstands gegen den Zweck, wie es zunaechst gegen ein anderes
unmittelbares Objekt hat.  Dem Zweck, welcher der gesetzte Begriff
ist, ist es daher schlechthin durchdringlich, und dieser Mittheilung
empfaenglich, weil es _an sich_ identisch mit ihm ist.  Es ist aber
nunmehr auch _gesetzt_ als das dem Begriffe Durchdringliche, denn in
der Centralitaet ist es ein Strebendes nach der negativen Einheit;
ebenso im Chemismus ist es als Neutrales so wie als Differentes ein
Unselbststaendiges geworden.--Seine Unselbststaendigkeit besteht eben
darin, dass es nur _an sich_ die Totalitaet des Begriffs ist; dieser
aber ist das Fuersichseyn.  Das Objekt hat daher gegen den Zweck den
Charakter, machtlos zu seyn, und ihm zu dienen; er ist dessen
Subjektivitaet oder Seele, die an ihm ihre aeusserliche Seite hat.

Das Objekt, auf diese Weise dem Zwecke _unmittelbar_ unterworfen, ist
nicht ein Extrem des Schlusses; sondern diese Beziehung macht eine
Praemisse desselben aus.  Aber das Mittel hat auch eine Seite, nach
welcher es noch Selbststaendigkeit gegen den Zweck hat.  Die im Mittel
mit ihm verbundene Objektivitaet ist, weil sie es nur unmittelbar ist,
ihm noch aeusserlich; und die _Voraussetzung_ besteht daher noch.  Die
Thaetigkeit des Zwecks durch das Mittel ist deswegen noch gegen diese
gerichtet, und der Zweck ist eben insofern Thaetigkeit, nicht mehr
bloss Trieb und Streben, als im Mittel das Moment der Objektivitaet in
seiner Bestimmtheit als Aeusserliches gesetzt ist, und die einfache
Einheit des Begriffs sie _als solche_ nun an sich hat.


C. Der ausgefuehrte Zweck.


1. Der Zweck ist in seiner Beziehung auf das Mittel schon in sich
reflektirt; aber es ist seine _objektive_ Rueckkehr in sich noch nicht
gesetzt.  Die Thaetigkeit des Zwecks durch sein Mittel ist noch gegen
die Objektivitaet als urspruengliche Voraussetzung gerichtet; _sie_ ist
eben diess, gleichgueltig gegen die Bestimmtheit zu seyn.  Insofern die
Thaetigkeit wieder bloss darin bestuende, die unmittelbare Objektivitaet
zu bestimmen, so wuerde das Produkt wieder nur ein Mittel seyn und so
fort ins Unendliche; es kaeme nur ein zweckmaessiges Mittel heraus, aber
nicht die Objektivitaet des Zweckes selbst.  Der in seinem Mittel
thaetige Zweck muss daher nicht _als ein Aeusserliches_ das unmittelbare
Objekt bestimmen, somit dieses durch sich selbst zur Einheit des
Begriffes zusammengehen; oder jene aeusserliche Thaetigkeit des Zwecks
durch sein Mittel muss sich _als Vermittelung_ bestimmen und selbst
aufheben.

Die Beziehung der Thaetigkeit des Zwecks durch das Mittel auf das
aeusserliche Objekt ist zunaechst die _zweite Praemisse_ des Schlusses,
--eine _unmittelbare_ Beziehung der Mitte auf das andere Extrem.
_Unmittelbar_ ist sie, weil die Mitte ein aeusserliches Objekt an ihr
hat, und das andere Extrem ein eben solches ist.  Das Mittel ist
wirksam und maechtig gegen letzteres, weil sein Objekt mit der
selbstbestimmenden Thaetigkeit verbunden, diesem aber die unmittelbare
Bestimmtheit, welche es hat, eine gleichgueltige ist.  Ihr Process in
dieser Beziehung ist kein anderer als der mechanische oder chemische;
es treten in dieser objektiven Aeusserlichkeit die vorigen
Verhaeltnisse, aber unter der Herrschaft des Zweckes hervor.--Diese
Processe aber gehen durch sich selbst, wie sich an ihnen gezeigt, in
den Zweck zurueck.  Wenn also zunaechst die Beziehung des Mittels auf
das zu bearbeitende aeussere Objekt eine unmittelbare ist, so hat sie
sich schon frueher als ein Schluss dargestellt, indem sich der Zweck
als ihre wahrhafte Mitte und Einheit erwiesen hat.  Indem das Mittel
also das Objekt ist, welches auf der Seite des Zwecks steht und
dessen Thaetigkeit in sich hat, so ist der Mechanismus, der hier Statt
findet, zugleich die Rueckkehr der Objektivitaet in sich selbst, in den
Begriff, der aber schon als der Zweck vorausgesetzt ist; das negative
Verhalten der zweckmaessigen Thaetigkeit gegen das Objekt ist insofern
nicht ein _aeusserliches_, sondern die Veraenderung und der Uebergang
der Objektivitaet an ihr selbst in ihn.

Dass der Zweck sich unmittelbar auf ein Objekt bezieht, und dasselbe
zum Mittel macht, wie auch dass er durch dieses ein anderes bestimmt,
kann als _Gewalt_ betrachtet werden, insofern der Zweck als von ganz
anderer Natur erscheint, als das Objekt, und die beiden Objekte
ebenso gegen einander selbststaendige Totalitaeten sind.  Dass der Zweck
sich aber in die _mittelbare_ Beziehung mit dem Objekt setzt, und
_zwischen_ sich und dasselbe ein anderes Objekt _einschiebt_, kann
als die _List_ der Vernunft angesehen werden.  Die Endlichkeit die
Vernuenftigkeit hat, wie bemerkt, diese Seite, dass der Zweck sich zu
der Voraussetzung, d. h. zur Aeusserlichkeit des Objekts verhaelt.  In
der _unmittelbaren Beziehung_ auf dasselbe traete er selbst in den
Mechanismus oder Chemismus und waere damit der Zufaelligkeit und dem
Untergange seiner Bestimmung, an und fuer sich seyender Begriff zu
seyn, unterworfen.  So aber stellt er ein Objekt als Mittel hinaus,
laesst dasselbe statt seiner sich aeusserlich abarbeiten, giebt es der
Aufreibung Preis, und erhaelt sich hinter ihm gegen die mechanische
Gewalt.

Indem der Zweck endlich ist, hat er ferner einen endlichen Inhalt;
hiernach ist er nicht ein Absolutes, oder schlechthin an und fuer sich
ein _Vernuenftiges_.  Das _Mittel_ aber ist die aeusserliche Mitte des
Schlusses, welcher die Ausfuehrung des Zweckes ist; an demselben giebt
sich daher die Vernuenftigkeit in ihm als solche kund, in _diesem
aeusserlichen Andern_ und gerade _durch_ diese Aeusserlichkeit sich zu
erhalten.  Insofern ist das _Mittel_ ein _Hoeheres_ als die
_endlichen_ Zwecke der _aeussern_ Zweckmaessigkeit;--der _Pflug_ ist
ehrenvoller, als unmittelbar die Genuesse sind, welche durch ihn
bereitet werden und die Zwecke sind.  Das _Werkzeug_ erhaelt sich,
waehrend die unmittelbaren Genuesse vergehen und vergessen werden.  An
seinen Werkzeugen besitzt der Mensch die Macht ueber die aeusserliche
Natur, wenn er auch nach seinen Zwecken ihr vielmehr unterworfen ist.

Der Zweck haelt sich aber nicht nur ausserhalb des mechanischen
Processes, sondern erhaelt sich in demselben und ist dessen Bestimmung.
Der Zweck als der Begriff, der frei gegen das Objekt und dessen
Process existirt, und sich selbst bestimmende Thaetigkeit ist, geht, da
er ebenso sehr die an und fuer sich seyende Wahrheit des Mechanismus
ist, in demselben nur mit sich selbst zusammen.  Die Macht des Zwecks
ueber das Objekt ist diese fuer sich seyende Identitaet; und seine
Thaetigkeit ist die Manifestation derselben.  Der Zweck als _Inhalt_
ist die an und fuer sich seyende _Bestimmtheit_, welche am Objekt als
gleichgueltige und aeusserliche ist, die Thaetigkeit desselben aber ist
einer Seits die _Wahrheit_ des Processes und als negative Einheit das
_Aufheben des Scheins_ der _Aeusserlichkeit_.  Nach der _Abstraktion_
ist es die gleichgueltige Bestimmtheit des Objekts, welche ebenso
aeusserlich durch eine andere ersetzt wird; aber die einfach
_Abstraktion_ der Bestimmtheit ist in ihrer _Wahrheit_ die Totalitaet
des Negativen, der konkrete und in sich die Aeusserlichkeit setzende
Begriff.

Der _Inhalt_ des Zwecks ist seine Negativitaet als _einfache in sich
reflektirte Besonderheit_, von seiner Totalitaet als _Form_
unterschieden.  Um dieser _Einfachheit_ willen, deren Bestimmtheit an
und fuer sich die Totalitaet des Begriffes ist, erscheint der Inhalt
als das _identisch Bleibende_ in der Realisirung des Zweckes.  Der
teleologische Process ist _Uebersetzung_ des distinkt als Begriffs
existirenden Begriffs in die Objektivitaet; es zeigt sich, dass dieses
Uebersetzen in ein vorausgesetztes Anderes das Zusammengehen des
Begriffes _durch sich selbst, mit sich selbst_ ist.  Der Inhalt des
Zwecks ist nun diese in der Form des Identischen existirende
Identitaet.  In allem Uebergehen erhaelt sich der Begriff, z.B. indem
die Ursache zur Wirkung wird, ist es die Ursache, die in der Wirkung
nur mit sich selbst zusammengeht; im teleologischen Uebergehen ist es
aber der Begriff, der als solcher schon _als Ursache_ existirt, als
die absolute gegen die Objektivitaet und ihre aeusserliche
Bestimmbarkeit _freie_ konkrete Einheit.  Die Aeusserlichkeit, in
welche sich der Zweck uebersetzt, ist, wie wir gesehen, schon selbst
als Moment des Begriffs, als Form seiner Unterscheidung in sich,
gesetzt.  Der Zweck hat daher an der Aeusserlichkeit _sein eigenes
Moment_; und der Inhalt, als Inhalt der konkreten Einheit, ist seine
_einfache Form_, welche sich in den unterschiedenen Momenten des
Zwecks, als subjektiver Zweck, als Mittel und vermittelte Thaetigkeit,
und als objektiver, sich nicht nur _an sich_ gleich bleibt, sondern
auch als das sich Gleichbleibende existirt.

Man kann daher von der teleologischen Thaetigkeit sagen, dass in ihr
das Ende der Anfang, die Folge der Grund, die Wirkung die Ursache sey,
dass sie ein Werden des Gewordenen sey, dass in ihr nur das schon
Existirende in die Existenz komme u. s. f., das heisst, dass ueberhaupt
alle Verhaeltnissbestimmungen, die der Sphaere der Reflexion oder des
unmittelbaren Seyns angehoeren, ihre Unterschiede verloren haben, und
was als ein _Anderes_ wie Ende, Folge, Wirkung u. s. f. ausgesprochen
wird, in der Zweckbeziehung nicht mehr die Bestimmung eines _Andern_
habe, sondern vielmehr als identisch mit dem einfachen Begriffe
gesetzt ist.

2. Das Produkt der teleologischen Thaetigkeit nun naeher betrachtet, so
hat es den Zweck nur aeusserlich an ihm, insofern es absolute
Voraussetzung gegen den subjektiven Zweck ist, insofern naemlich dabei
stehen geblieben wird, dass die zweckmaessige Thaetigkeit durch ihr
Mittel sich nur mechanisch gegen das Objekt verhaelt, und statt einer
gleichgueltigen Bestimmtheit desselben eine _andere_, ihm ebenso
aeusserliche setzt.  Eine solche Bestimmtheit, welche ein Objekt durch
den Zweck hat, unterscheidet sich im Allgemeinen von einer andern
bloss mechanischen, dass jenes Moment eine _Einheit_, somit ob sie wohl
dem Objekte aeusserlich, doch in sich selbst nicht ein bloss aeusserliches
ist.  Das Objekt, das eine solche Einheit zeigt, ist ein Ganzes,
wogegen seine Theile, seine eigene Aeusserlichkeit, gleichgueltig ist;
eine bestimmte, _konkrete_ Einheit, welche unterschiedenen
Beziehungen und Bestimmtheiten in sich vereinigt.  Diese Einheit,
welche aus der specifischen Natur des Objekts nicht begriffen werden
kann, und dem bestimmten Inhalte nach ein anderer ist, als der
eigenthuemliche Inhalt des Objekts, ist _fuer sich_ selbst nicht eine
mechanische Bestimmtheit, aber sie ist am Objekte noch mechanisch.
Wie an diesem Produkte der zweckmaessigen Thaetigkeit der Inhalt des
Zwecks und der Inhalt des Objekts sich aeusserlich sind, so verhalten
sich auch in den anderen Momenten des Schlusses die Bestimmungen
derselben gegeneinander,--in _der_ zusammenschliessenden Mitte die
zweckmaessige Thaetigkeit und das Objekt, welches Mittel ist, und im
subjektiven Zweck, dem andern Extreme, die unendliche Form als
Totalitaet des Begriffes, und sein Inhalt.  Nach der _Beziehung_,
durch welche der subjektive Zweck mit der Objektivitaet
zusammengeschlossen wird, ist sowohl die eine Praemisse, naemlich die
Beziehung des als Mittel bestimmten Objekts auf das noch aeusserliche
Objekt, als die andere, naemlich des subjektiven Zwecks auf das Objekt,
welches zum Mittel gemacht wird, eine unmittelbare Beziehung.  Der
Schluss hat daher den Mangel des formalen Schlusses ueberhaupt, dass die
Beziehungen, aus welchen er besteht, nicht selbst Schlusssaetze oder
Vermittelungen sind, dass sie vielmehr den Schlusssatz, zu dessen
Hervorbringung sie als Mittel dienen sollen, schon voraussetzen.

Wenn wir die eine _Praemisse_, die unmittelbare Beziehung des
subjektiven Zwecks auf das Objekt, welches dadurch zum Mittel wird,
betrachten, so kann jener sich nicht unmittelbar auf dieses beziehen;
denn dieses ist ein ebenso Unmittelbares, als das des andern Extrems,
in welchem der Zweck _durch Vermittelung_ ausgefuehrt werden soll.
Insofern sie so als _Verschiedene_ gesetzt sind, muss zwischen diese
Objektivitaet und den subjektiven Zweck ein Mittel ihrer Beziehung
eingeschoben werden; aber dieses Mittel ist ebenso ein schon durch
den Zweck bestimmtes Objekt, zwischen dessen Objektivitaet und
teleologische Bestimmung ist ein neues Mittel und so fort ins
Unendliche einzuschieben.  Damit ist der _unendliche Progress der
Vermittelung_ gesetzt.--Dasselbe findet statt in Ansehung der andern
Praemisse, der Beziehung des Mittels auf das noch unbestimmte Objekt.
Da sie schlechthin Selbststaendige sind, so koennen sie nur in einem
Dritten, und so fort ins Unendliche, vereinigt seyn.--Oder umgekehrt,
da die Praemissen den _Schlusssatz_ schon voraussetzen, so kann dieser,
wie er durch jene nur unmittelbare Praemissen ist, nur unvollkommen
seyn.  Der Schlusssatz oder das _Produkt_ des zweckmaessigen Thuns ist
nichts als ein durch einen ihm aeusserlichen Zweck bestimmtes Objekt;
_es ist somit dasselbe, was das Mittel_.  Es ist daher in solchem
Produkt selbst _nur ein Mittel_, nicht _ein ausgefuehrter Zweck_
herausgekommen; oder: der Zweck hat in ihm keine Objektivitaet
wahrhaft erreicht.--Es ist daher ganz gleichgueltig, ein durch den
aeussern Zweck bestimmtes Objekt als ausgefuehrten Zweck, oder nur als
Mittel zu betrachten; es ist diess eine relative, dem Objekte selbst
aeusserliche, nicht objektive Bestimmung.  Alle Objekte also, an
welchen ein aeusserer Zweck ausgefuehrt ist, sind ebenso wohl nur Mittel
des Zwecks.  Was zur Ausfuehrung eines Zwecks gebraucht und wesentlich
als Mittel genommen werden soll, ist Mittel, nach seiner Bestimmung
aufgerieben zu werden.  Aber auch das Objekt, das den ausgefuehrten
Zweck enthalten, und sich als dessen Objektivitaet darstellen soll,
ist vergaenglich; es erfuellt seinen Zweck ebenfalls nicht durch ein
ruhiges, sich selbst erhaltendes Daseyn, sondern nur, insofern es
aufgerieben wird, denn nur insofern entspricht es der Einheit des
Begriffs, indem sich seine Aeusserlichkeit, d. i. seine Objektivitaet
in derselben aufhebt.--Ein Haus, eine Uhr koennen als die Zwecke
erscheinen gegen die zu ihrer Hervorbringung gebrauchten Werkzeuge;
aber die Steine, Balken, oder Raeder, Axen u. s. f., welche die
Wirklichkeit des Zweckes ausmachen, erfuellen ihn nur durch den Druck,
den sie erleiden, durch die chemischen Processe, denen sie mit Luft,
Licht, Wasser preis gegeben sind, und die sie dem Menschen abnehmen
durch ihre Reibung u. s. f.  Sie erfuellen also ihre Bestimmung nur
durch ihren Gebrauch und Abnutzung, und entsprechen nur durch ihre
Negation dem, was sie seyn sollen.  Sie sind nicht positiv mit dem
Zwecke vereinigt, weil sie die Selbstbestimmung nur aeusserlich an
ihnen haben, und sind nur relative Zwecke, oder wesentlich auch nur
Mittel.  Diese Zwecke haben ueberhaupt, wie gezeigt, einen
beschraenkten Inhalt; ihre Form ist die unendliche Selbstbestimmung
des Begriffs, der sich durch ihn zur aeusserlichen Einzelnheit
beschraenkt hat.  Der beschraenkte Inhalt macht diese Zwecke der
Unendlichkeit des Begriffes unangemessen und zur Unwahrheit; solche
Bestimmtheit ist schon durch die Sphaere der Nothwendigkeit, durch das
Seyn, dem Werden und der Veraenderung preis gegeben und ein
Vergaengliches.

3. Als Resultat ergiebt sich hiermit, dass die aeussere Zweckmaessigkeit,
welche nur erst die Form der Teleologie hat, eigentlich nur zu
Mitteln, nicht zu einem objektiven Zwecke kommt,--weil der subjektive
Zweck als eine aeusserliche, subjektive Bestimmung bleibt,--oder
insofern er thaetig ist und sich, ob zwar nur in einem Mittel,
vollfuehrt, ist er noch _unmittelbar_ mit der Objektivitaet verbunden,
in sie versenkt; er ist selbst ein Objekt, und der Zweck, kann man
sagen, kommt insofern nicht zum Mittel, weil es die Ausfuehrung des
Zwecks schon vorher bedarf, ehe sie durch ein Mittel zu Stande kommen
koennte.

In der That aber ist das Resultat nicht nur eine aeussere
Zweckbeziehung, sondern die Wahrheit derselben, innere Zweckbeziehung
und ein objektiver Zweck.  Die gegen den Begriff selbststaendige
Aeusserlichkeit des Objekts, welche der Zweck sich voraussetzt, ist in
dieser Voraussetzung als ein unwesentlicher Schein _gesetzt_, und
auch an und fuer sich schon aufgehoben; die Thaetigkeit des Zwecks ist
daher eigentlich nur Darstellung dieses Scheins und Aufheben
desselben.--Wie sich durch den Begriff gezeigt hat, wird das erste
Objekt durch die Mittheilung Mittel, weil es an sich Totalitaet des
Begriffes ist, und seine Bestimmtheit, welche keine andere als die
Aeusserlichkeit selbst ist, nur _als_ Aeusserliches, Unwesentliches
gesetzt, daher im Zwecke selbst als dessen eigenes Moment, nicht als
ein gegen ihn selbststaendiges ist.  Dadurch ist Bestimmung des
Objekts zum Mittel schlechthin eine unmittelbare.  Es bedarf fuer den
subjektiven Zweck daher keiner Gewalt, oder sonstigen Bekraeftigung
gegen dasselbe, als der Bekraeftigung seiner selbst, um es zum Mittel
zu machen; der _Entschluss_, Aufschluss, diese Bestimmung seiner selbst
ist die _nur gesetzte_ Aeusserlichkeit des Objekts, welches darin
unmittelbar als dem Zwecke unterworfen ist, und keine andere
Bestimmung gegen ihn hat, als die der Nichtigkeit des An- und
Fuersichseyns.

Das zweite Aufheben der Objektivitaet durch die Objektivitaet ist
hiervon so verschieden, dass jenes als das erste, der Zweck in
objektiver _Unmittelbarkeit_ ist, dieses daher nicht nur das Aufheben
von einer ersten Unmittelbarkeit, sondern von beiden, dem Objektiven
als einem nur Gesetzten, und dem Unmittelbaren.  Die Negativitaet
kehrt auf diese Weise so in sich selbst zurueck, dass sie ebenso
Wiederherstellen der Objektivitaet, aber als einer mit ihr identischen,
und darin zugleich auch Setzen der Objektivitaet als einer, vom
Zwecke nur bestimmten aeusserlichen ist.  Durch Letzteres bleibt diess
Produkt, wie vorhin, auch Mittel; durch Ersteres ist es die mit dem
Begriffe identische Objektivitaet, der realisirte Zweck, in dem die
Seite, Mittel zu seyn, die Realitaet des Zwecks selbst ist.  Im
ausgefuehrten Zwecke verschwindet das Mittel darum, weil es die nur
erst unmittelbar unter den Zweck subsumirte Objektivitaet waere, die im
realisirten Zwecke als Rueckkehr des Zwecks in sich selbst ist; es
verschwindet ferner damit auch die Vermittelung selbst, als welche
ein Verhalten von Aeusserlichen ist, Theils in die konkrete Identitaet
des objektiven Zwecks, Theils in dieselbe als abstrakte Identitaet und
Unmittelbarkeit des Daseyns.

Hierin ist auch die Vermittelung enthalten, welche fuer die erste
Praemisse, die unmittelbare Beziehung des Zwecks auf das Objekt,
gefordert wurde.  Der ausgefuehrte Zweck ist auch Mittel, und
umgekehrt ist die Wahrheit des Mittels ebenso diess, realer Zweck
selbst zu seyn, und das erste Aufheben der Objektivitaet ist schon
auch das zweite; wie sich das zweite zeigte, auch das erste zu
enthalten.  Der Begriff _bestimmt sich_ naemlich, seine Bestimmtheit
ist die aeusserliche Gleichgueltigkeit, die unmittelbar in dem
Entschlusse als _aufgehobene_, naemlich als _innerliche, subjektive_,
und zugleich als _vorausgesetztes Objekt_ bestimmt ist.  Sein
weiteres Hinausgehen aus sich, welches naemlich als _unmittelbare_
Mittheilung und Subsumtion des vorausgesetzten Objekts unter ihn
erschien, ist zugleich Aufheben jener innerlichen, _in den Begriff
eingeschlossenen_, d. i. als aufgehoben gesetzten Bestimmtheit der
Aeusserlichkeit, und zugleich der Voraussetzung eines Objekts; somit
ist dieses anscheinend erste Aufheben der gleichgueltigen Objektivitaet
auch schon das zweite, eine durch die Vermittelung hindurch gegangene
Reflexion-in-sich und der ausgefuehrte Zweck.

Indem hier der Begriff in der Sphaere der Objektivitaet, wo seine
Bestimmtheit die Form _gleichgueltiger Aeusserlichkeit_ hat, in
Wechselwirkung mit sich selbst ist, so wird die Darstellung seiner
Bewegung hier doppelt schwierig und verwickelt, weil sie unmittelbar
selbst das Gedoppelte, und immer ein Erstes auch ein Zweites ist.  Im
Begriff fuer sich, d. h. in seiner Subjektivitaet, ist der Unterschied
seiner von sich als _unmittelbare_ identische Totalitaet fuer sich; da
hier aber seine Bestimmtheit gleichgueltige Aeusserlichkeit ist, so ist
die Identitaet darin mit sich selbst auch unmittelbar wieder das
Abstossen von sich, dass das als ihr Aeusserliches und Gleichgueltiges
Bestimmte, vielmehr sie selbst, und sie als sie selbst, als in sich
reflektirt, vielmehr ihr Anderes ist.  Nur indem diess festgehalten
wird, wird die objektive Rueckkehr des Begriffs in sich, d. i. die
wahrhafte Objektivirung desselben aufgefasst;--aufgefasst, dass jedes
der einzelnen Momente, durch welche sie sich diese Vermittelung
verlaeuft, selbst der ganze Schluss derselben ist.  So ist die
urspruengliche _innere_ Aeusserlichkeit des Begriffs, durch welche er
die sich von sich abstossende Einheit, Zweck und dessen Hinausstreben
zur Objektivirung ist, das unmittelbare Setzen, oder die
Voraussetzung eines aeusserlichen Objekts; die _Selbstbestimmung_ ist
auch Bestimmung eines als nicht durch den Begriff bestimmten
_aeusserlichen_ Objekts; und umgekehrt ist sie Selbstbestimmung, d. i.
die aufgehobene, als _innere gesetzte_ Aeusserlichkeit;--oder die
_Gewissheit_ der _Unwesentlichkeit_ des aeussern Objekts.--Von der
zweiten Beziehung, der Bestimmung des Objekts als Mittel, ist so eben
gezeigt worden, wie sie an ihr selbst die Vermittelung des Zwecks in
dem Objekte mit sich ist.--Ebenso ist das Dritte, der Mechanismus,
welcher unter der Herrschaft des Zwecks vor sich geht, und das Objekt
durch das Objekt aufhebt, einer Seits Aufheben des Mittels, des schon
als aufgehoben gesetzten Objekts, somit zweites Aufheben und
Reflexion-in-sich, anderer Seits erstes Bestimmen des aeusserlichen
Objekts.  Letzteres ist, wie bemerkt worden, wieder im ausgefuehrten
Zwecke die Hervorbringung nur eines Mittels; indem die Subjektivitaet
des endlichen Begriffs das Mittel veraechtlich wegwirft, hat sie in
ihrem Ziel nichts besseres erreicht.  Diese Reflexion aber, dass der
Zweck in dem Mittel erreicht, und im erfuellten Zwecke das Mittel und
die Vermittelung erhalten ist, ist das _letzte Resultat der
aeusserlichen Zweckbeziehung_, worin sie selbst sich aufgehoben und das
sie als ihre Wahrheit dargestellt hat.--Der zuletzt betrachtete
dritte Schluss ist dadurch unterschieden, dass er erstens die
subjektive Zweckthaetigkeit der vorhergehenden Schluesse, aber auch die
Aufhebung der aeusserlichen Objektivitaet, und damit der Aeusserlichkeit
ueberhaupt, _durch sich selbst_, hiermit _die Totalitaet in ihrem
Gesetztseyn_ ist.

Nachdem wir nun die _Subjektivitaet_, das _Fuersichseyn_ des Begriffes,
in das _Ansichseyn_ desselben, die _Objektivitaet_ uebergehen gesehen,
so hat sich ferner in der letztern die Negativitaet seines
Fuersichseyns wieder hervorgethan; der Begriff hat sich in ihr so
bestimmt, dass seine _Besonderheit aeusserliche Objektivitaet_ ist, oder
als die einfache konkrete Einheit, deren Aeusserlichkeit ihre
Selbstbestimmung ist.  Die Bewegung des Zweckes hat nun diess erreicht,
dass das Moment der Aeusserlichkeit nicht nur im Begriff gesetzt, er
nicht nur ein _Sollen_ und _Streben_, sondern als konkrete Totalitaet
identisch mit der unmittelbaren Objektivitaet ist.  Diese Identitaet
ist einer Seits der einfache Begriff, und ebenso _unmittelbare_
Objektivitaet, aber anderer Seits gleich wesentlich _Vermittelung_,
und nur durch sie, als sich selbst aufhebende Vermittelung, jene
einfache Unmittelbarkeit; so ist er wesentlich diess, als
fuersichseyende Identitaet von seiner _ansichseyenden_ Objektivitaet
unterschieden zu seyn, und dadurch Aeusserlichkeit zu haben, aber in
dieser aeusserlichen Totalitaet die selbstbestimmende Identitaet
derselben zu seyn.  So ist der Begriff nun _die Idee_.


Dritter Abschnitt.  Die Idee.


Die Idee ist der _adaequate Begriff_, das objektive _Wahre_, oder das
_Wahre als solches_.  Wenn irgend Etwas Wahrheit hat, hat es sie
durch seine Idee, oder _Etwas hat nur Wahrheit, insofern es Idee ist_.
--Der Ausdruck _Idee_ ist sonst oft in der Philosophie, wie im
gemeinen Leben, auch fuer _Begriff_, ja gar fuer eine blosse
_Vorstellung_ gebraucht worden; ich habe noch keine _Idee_ von diesem
Rechtshandel, Gebaeude, Gegend, will weiter nichts ausdruecken, als die
_Vorstellung_.  Kant hat den Ausdruck: _Idee_ wieder dem
_Vernunftbegriff_ vindicirt.--Der Vernunftbegriff soll nun nach Kant
der Begriff vom _Unbedingten_, in Ansehung der Erscheinungen aber
_transcendent_ seyn, d. h. von ihm _kein ihm adaequater empirischer
Gebrauch_ gemacht werden koennen.  Die Vernunftbegriffe sollen zum
_Begreifen_, die Verstandesbegriffe zum _Verstehen_ der Wahrnehmungen
dienen.--In der That aber, wenn die letzteren wirklich _Begriffe_
sind, _so sind sie Begriffe_,--es wird durch sie begriffen, und ein
_Verstehen_ der Wahrnehmungen durch Verstandesbegriffe wird ein
_Begreifen_ seyn.  Ist aber das Verstehen nur ein Bestimmen der
Wahrnehmungen durch solche Bestimmungen, z.B. Ganzes und Theile,
Kraft, Ursache und dergleichen, so bedeutet es nur ein Bestimmen
durch die Reflexion, so wie auch mit dem _Verstehen_ nur das bestimme
_Vorstellen_ von ganz bestimmten sinnlichem Inhalte gemeint seyn kann;
wie wenn einer, dem man den Weg bezeichnet, dass er am Ende des
Waldes links gehen muesse, etwa erwiedert: ich _verstehe_, so will das
_Verstehen_ weiter nichts sagen, als das Fassen in die Vorstellung
und ins Gedaechtniss.--Auch _Vernunftbegriff_ ist ein etwas
Vernuenftiges; und insofern die Vernunft vom Verstande und dem Begriff
als solchem unterschieden wird, so ist sie die Totalitaet des Begriffs
und der Objektivitaet.--In diesem Sinne ist die Idee das _Vernuenftige_;
--sie ist das Unbedingte darum, weil nur dasjenige Bedingungen hat,
was sich wesentlich auf eine Objektivitaet bezieht, aber eine nicht
durch es selbst bestimmte, sondern eine solche, die noch in der Form
der Gleichgueltigkeit und Aeusserlichkeit dagegen ist, wie noch der
aeusserliche Zweck hatte.

Indem nun der Ausdruck _Idee_ fuer den objektiven oder realen Begriff
zurueckbehalten, und von dem Begriff selbst, noch mehr aber von der
blossen Vorstellung unterschieden wird, so ist ferner noch mehr
diejenige Schaetzung der Idee zu verwerfen, nach welcher sie fuer etwas
nur Unwirkliches genommen und von wahren Gedanken gesagt wird, _es
seyen nur Ideen_.  Wenn die _Gedanken_ etwas bloss _Subjektives_ und
Zufaelliges sind, so haben sie allerdings keinen weitern Werth, aber
sie stehen den zeitlichen und zufaelligen _Wirklichkeiten_ darin nicht
nach, welche ebenfalls keinen weitern Werth als den von
_Zufaelligkeiten_ und Erscheinungen haben.  Wenn dagegen umgekehrt die
Idee darum den Werth der Wahrheit nicht haben soll, weil sie in
Ansehung der Erscheinungen _transcendent_, weil ihr kein
kongruirender Gegenstand in der Sinnenwelt gegeben werden koenne, so
ist diess ein sonderbarer Missverstand, indem der Idee deswegen
objektive Gueltigkeit abgesprochen wird, weil ihr dasjenige fehle, was
die Erscheinung, das _unwahre Seyn_ der objektiven Welt, ausmacht.
In Ansehung der praktischen Ideen erkennt es Kant, dass "nichts
Schaedlicheres und eines Philosophen Unwuerdigeres gefunden werden
koenne, als die _poebelhafte_ Berufung auf vorgeblich gegen die Idee
widerstreitende _Erfahrung_.  Diese wuerde selbst gar nicht existiren,
wenn z.B. Staatsanstalten zu rechter Zeit nach den Ideen getroffen
waeren, und an deren Statt nicht _rohe Begriffe_, eben darum, _weil
sie aus Erfahrung geschoepft worden_, alle gute Absicht vereitelt
haetten." Kant sieht die Idee als etwas Nothwendiges, als das Ziel an,
das als das _Urbild_ fuer ein Maximum aufzustellen und dem den Zustand
der Wirklichkeit immer naeher zu bringen, das Bestreben seyn muesse.

Indem sich aber das Resultat ergeben hat, dass die Idee die Einheit
des Begriffs und der Objektivitaet, das Wahre, ist, so ist sie nicht
nur als ein _Ziel_ zu betrachten, dem sich anzunaehern sey, das aber
selbst immer eine Art von _Jenseits_ bleibe, sondern dass alles
Wirkliche nur insofern ist, als es die Idee in sich hat, und sie
ausdrueckt.  Der Gegenstand, die objektive und subjektive Welt,
ueberhaupt _sollen_ mit der Idee nicht bloss _kongruiren_, sondern sie
sind selbst die Kongruenz des Begriffs und der Realitaet; diejenige
Realitaet, welche dem Begriffe nicht entspricht, ist blosse
_Erscheinung_, das Subjektive, Zufaellige, Willkuerliche, das nicht die
Wahrheit ist.  Wenn gesagt wird, es finde sich in der Erfahrung kein
Gegenstand, welcher der _Idee_ vollkommen kongruire, so wird diese
als ein subjektiver Maassstab dem Wirklichen gegenuebergestellt; was
aber ein Wirkliches wahrhaft _seyn_ solle, wenn nicht sein Begriff in
ihm, und seine Objektivitaet diesem Begriffe gar nicht angemessen ist,
ist nicht zu sagen; denn es waere das Nichts.  Das mechanische und
chemische Objekt, wie das geistlose Subjekt, und der nur des
Endlichen, nicht seines Wesens bewusste Geist, haben zwar, nach ihrer
verschiedenen Natur, ihren Begriff nicht _in seiner eigenen freien
Form_ an ihnen existirend.  Aber sie koennen ueberhaupt nur insofern
etwas Wahres seyn, als sie die Vereinigung ihres Begriffs und der
Realitaet, ihrer Seele und ihres Leibes, sind.  Ganze, wie der Staat,
die Kirche, wenn die Einheit ihres Begriffs und ihrer Realitaet
aufgeloest ist, hoeren auf zu existiren; der Mensch, das Lebendige ist
todt, wenn Seele und Leib sich in ihm trennen; die todte Natur, die
mechanische und chemische Welt, wenn naemlich das Todte fuer die
unorganische Welt genommen wird, sonst haette es gar keine positive
Bedeutung,--die todte Natur also, wenn sie in ihren Begriff und ihre
Realitaet geschieden wird, ist nichts als die subjektive Abstraktion
einer gedachten Form und einer formlosen Materie.  Der Geist, der
nicht Idee, Einheit des Begriffs selbst mit sich,--der Begriff, der
den Begriff selbst zu seiner Realitaet haette, waere der todte,
geistlose Geist, ein materielles Objekt.

_Seyn_ hat die Bedeutung der _Wahrheit_ erreicht, indem die _Idee_
die Einheit des Begriff und der Realitaet ist; es _ist_ also nunmehr
nur das, was Idee ist.  Die endlichen Dinge sind darum endlich,
insofern sie die Realitaet ihres Begriffs nicht vollstaendig an ihnen
selbst haben, sondern dazu anderer beduerfen;--oder umgekehrt,
insofern sie als Objekte vorausgesetzt sind, somit den Begriff als
eine aeusserliche Bestimmung an ihnen haben.  Das Hoechste, was sie nach
der Seite dieser Endlichkeit erreichen, ist die aeussere Zweckmaessigkeit.
Dass die wirklichen Dinge mit der Idee nicht kongruiren, ist die
Seite ihrer _Endlichkeit, Unwahrheit_, nach welcher sie _Objekte_,
jedes nach seiner verschiedenen Sphaere, und in den Verhaeltnissen der
Objektivitaet mechanisch, chemisch oder durch einen aeusserlichen Zweck
bestimmt ist.  Dass die Idee ihre Realitaet nicht vollkommen
durchgearbeitet, sie unvollstaendig dem Begriffe unterworfen hat,
davon beruht die Moeglichkeit darauf, dass sie selbst einen
_beschraenkten Inhalt_ hat, dass sie, so wesentlich sie Einheit des
Begriffs und der Realitaet, ebenso wesentlich auch deren Unterschied
ist; denn nur das Objekt ist die unmittelbare, d. h. nur _ansich_
seyende Einheit.  Wenn aber ein Gegenstand, z.B. der Staat seiner
Idee _gar nicht_ angemessen, das heisst, vielmehr gar nicht die Idee
des Staates waere, wenn seine Realitaet, welche die selbstbewussten
Individuen ist, dem Begriffe ganz nicht entspraeche, so haetten seine
Seele und sein Leib sich getrennt; jene entfloehe in die
abgeschiedenen Regionen des Gedankens, dieser waere in die einzelnen
Individualitaeten zerfallen; aber indem der Begriff des Staates so
wesentlich ihre Natur ausmacht, so ist er als ein so maechtiger Trieb
in ihnen, dass sie ihn, sey es auch nur in der Form aeusserer
Zweckmaessigkeit, in Realitaet zu versetzen oder ihn so sich gefallen zu
lassen gedrungen sind, oder sie muessten zu Grunde gehen.  Der
schlechteste Staat, dessen Realitaet dem Begriffe am wenigsten
entspricht, insofern er noch existirt, ist er noch Idee, die
Individuen gehorchen noch einem Machthabenden Begriffe.

Die Idee hat aber nicht nur den allgemeineren Sinn des _wahrhaften
Seyns_, der Einheit von _Begriff_ und _Realitaet_, sondern den
bestimmteren von _subjektivem Begriffe_ und _der Objektivitaet_.  Der
Begriff als solcher ist naemlich selbst schon die Identitaet seiner und
der _Realitaet_; denn der unbestimmte Ausdruck Realitaet heisst
ueberhaupt nichts Anderes als das _bestimmte Seyn_; diess aber hat der
Begriff an seiner Besonderheit und Einzelnheit.  Ebenso ist ferner
die _Objektivitaet_ der aus seiner Bestimmtheit in die _Identitaet_ mit
sich zusammengegangene, totale _Begriff_.  In jener Subjektivitaet ist
die Bestimmtheit oder der Unterschied des Begriffes ein _Schein_, der
unmittelbar aufgehoben und in das Fuersichseyn, oder die negative
Einheit zurueckgegangen ist, _inhaerirendes_ Praedikat.  In dieser
Objektivitaet aber ist die Bestimmtheit als unmittelbare Totalitaet,
als aeusserliches Ganzes gesetzt.  Die Idee hat sich nun gezeigt als
der wieder von der Unmittelbarkeit, in die er im Objekte versenkt ist,
zu seiner Subjektivitaet befreite Begriff, welcher sich von seiner
Objektivitaet unterscheidet, die aber ebenso sehr von ihm bestimmt und
ihre Substantialitaet nur in jenem Begriffe hat.  Diese Identitaet ist
daher mit Recht als das _Subjekt-Objekt_ bestimmt worden; dass sie
_ebenso wohl_ der formelle oder subjektive Begriff, _als_ sie das
Objekt als solches ist.  Aber diess ist bestimmter aufzufassen.  Der
Begriff, indem er wahrhaft seine Realitaet erreicht hat, ist diess
absolute Urtheil, dessen _Subjekt_ als die sich auf sich beziehende
negative Einheit sich von seiner Objektivitaet unterscheidet, und das
An- und Fuersichseyn derselben ist, aber wesentlich sich durch sich
selbst auf sie bezieht,--daher _Selbstzweck_ und _Trieb_ ist;--die
Objektivitaet aber hat das Subjekt eben darum nicht unmittelbar an ihm,
es waere so nur die in sie verlorene Totalitaet des Objekts als
solchen; sondern sie ist die Realisation des Zwecks, eine durch die
Thaetigkeit des Zweckes _gesetzte_ Objektivitaet, welche als
_Gesetztseyn_ ihr Bestehen und ihre Form nur als durchdrungen von
ihrem Subjekt hat.  Als Objektivitaet hat sie das Moment der
_Aeusserlichkeit_ des Begriffs an ihr, und ist daher ueberhaupt die
Seite der Endlichkeit, Veraenderlichkeit und Erscheinung, die aber
ihren Untergang darin hat, in die negative Einheit des Begriffes
zurueckzugehen; die Negativitaet, wodurch ihr gleichgueltiges
Aussereinanderseyn sich als Unwesentliches und Gesetztseyn zeigt, ist
der Begriff selbst.  Die Idee ist daher, dieser Objektivitaet
ungeachtet, schlechthin _einfach_ und _immateriell_, denn die
Aeusserlichkeit ist nur als durch den Begriff bestimmt, und in seine
negative Einheit aufgenommen; insofern sie als gleichgueltige
Aeusserlichkeit besteht, ist sie dem Mechanismus ueberhaupt nicht nur
preisgegeben, sondern ist nur als das Vergaengliche und Unwahre.--Ob
die Idee also gleich ihre Realitaet in einer Materiatur hat, so ist
diese nicht ein abstraktes, gegen den Begriff fuer sich bestehendes
_Seyn_, sondern nur als _Werden_ durch die Negativitaet des
gleichgueltigen Seyns als einfache Bestimmtheit des Begriffes.

Es ergeben sich hieraus folgende naehere Bestimmungen der Idee.--Sie
ist _erstlich_ die einfache Wahrheit, die Identitaet des Begriffes und
der Objektivitaet als _Allgemeines_, in welchem der Gegensatz und das
Bestehen des Besondern in seine mit sich identische Negativitaet
aufgeloest, und als Gleichheit mit sich selbst ist. _Zweitens_ ist sie
die _Beziehung_ der fuersichseyenden Subjektivitaet des einfachen
Begriffs und seiner davon _unterschiedenen_ Objektivitaet; jene ist
wesentlich der _Trieb_, diese Trennung aufzuheben, und diese das
gleichgueltige Gesetztseyn, das an und fuer sich nichtige Bestehen.
Sie ist als diese Beziehung der _Process_, sich in die Individualitaet
und in deren unorganische Natur zu dirimiren, und wieder diese unter
die Gewalt des Subjekts zurueckzubringen und zu der ersten einfachen
Allgemeinheit zurueckzukehren.  Die _Identitaet_ der Idee mit sich
selbst ist eins mit dem _Processe_; der Gedanke, der die Wirklichkeit
von dem Scheine der zwecklosen Veraenderlichkeit befreit und zur
_Idee_ verklaert, muss diese Wahrheit der Wirklichkeit nicht als die
todte Ruhe, als ein blosses _Bild_, matt, ohne Trieb und Bewegung, als
einen Genius, oder Zahl, oder einen abstrakten Gedanken vorstellen;
die Idee hat, um der Freiheit willen, die der Begriff in ihr erreicht,
auch den _haertesten Gegensatz_ in sich; ihre Ruhe besteht in der
Sicherheit und Gewissheit, womit sie ihn ewig erzeugt und ewig
ueberwindet, und in ihm mit sich selbst zusammengeht.

Zunaechst aber ist die Idee auch wieder erst nur _unmittelbar_ oder
nur in ihrem _Begriffe_; die objektive Realitaet ist dem Begriffe zwar
angemessen, aber noch nicht zum Begriffe befreit, und er existirt
nicht _fuer sich als der Begriff_.  Der Begriff ist so zwar _Seele_,
aber die Seele ist in der Weise eines _Unmittelbaren_, d. h. ihre
Bestimmtheit ist nicht als sie selbst, sie hat sich nicht als Seele
erfasst, nicht in ihr selbst ihre objektive Realitaet; der Begriff ist
als eine Seele, die noch nicht _seelenvoll_ ist.  So ist die Idee
_erstlich_ das _Leben_; der Begriff, der unterschieden von seiner
Objektivitaet einfach in sich seine Objektivitaet durchdringt, und als
Selbstzweck an ihr sein Mittel hat und sie als sein Mittel setzt,
aber in diesem Mittel immanent und darin der realisirte mit sich
identische Zweck ist.--Diese Idee hat um ihrer Unmittelbarkeit willen
die _Einzelnheit_ zur Form ihrer Existenz.  Aber die Reflexion ihres
absoluten Processes in sich selbst ist das Aufheben dieser
unmittelbaren Einzelnheit; dadurch macht der Begriff, der in ihr als
Allgemeinheit das _Innere_ ist, die Aeusserlichkeit zur Allgemeinheit,
oder setzt seine Objektivitaet als Gleichheit mit sich selbst.  So ist
die Idee.

_Zweitens_ die Idee des _Wahren_ und des _Guten_, als _Erkennen_ und
_Wollen_.  Zunaechst ist sie endliches Erkennen und endliches Wollen,
worin das Wahre und Gute sich noch unterscheiden, und beide nur erst
als _Ziel_ sind.  Der Begriff hat _sich_ zunaechst zu sich selbst
befreit und sich nur erst eine _abstrakte Objektivitaet_ zur Realitaet
gegeben.  Aber der Process dieses endlichen Erkennens und Handelns
macht die zunaechst abstrakte Allgemeinheit zur Totalitaet, wodurch sie
_vollkommene Objektivitaet_ wird.--Oder von der andern Seite
betrachtet, _macht_ der endliche, das ist der subjektive Geist, sich
die _Voraussetzung_ einer objektiven Welt, wie das Leben eine solche
Voraussetzung _hat_; aber seine Thaetigkeit ist, diese Voraussetzung
aufzuheben und sie zu einem Gesetzten zu machen.  So ist seine
Realitaet fuer ihn die objektive Welt, oder umgekehrt, die objektive
Welt ist die Idealitaet, in der er sich selbst erkennt.

_Drittens_ erkennt der Geist die Idee als seine _absolute Wahrheit_,
als die Wahrheit, die an und fuer sich ist; die unendliche Idee, in
welcher Erkennen und Thun sich ausgeglichen hat, und die das
_absolute Wissen ihrer selbst_ ist.


Erstes Kapitel.  Das Leben.


Die Idee des Lebens betrifft einen so konkreten und, wenn man will,
reellen Gegenstand, dass mit derselben nach der gewoehnlichen
Vorstellung der Logik ihr Gebiet ueberschritten zu werden scheinen
kann.  Sollte die Logik freilich nichts als leere, todte
Gedankenformen enthalten, so koennte in ihr ueberhaupt von keinem
solchen Inhalte, wie die Idee, oder das Leben ist, die Rede seyn.
Wenn aber die absolute Wahrheit der Gegenstand der Logik, und _die
Wahrheit_ als solche wesentlich _im Erkennen_ ist, so muesste das
_Erkennen_ wenigstens abgehandelt werden.--Der sogenannten reinen
Logik pflegt man denn auch gewoehnlich eine _angewandte_ Logik folgen
zu lassen,--eine Logik, welche es mit dem _konkreten Erkennen_ zu
thun hat; die viele _Psychologie_ und _Anthropologie_ nicht
mitgerechnet, deren Einflechtung in die Logik haeufig fuer noethig
erachtet wird.  Die anthropologische und psychologische Seite des
Erkennens aber betrifft dessen _Erscheinung_, in welcher der Begriff
fuer sich selbst noch nicht dieses ist, eine ihm gleiche Objektivitaet,
d. i. sich selbst zum Objekte zu haben.  Der Theil der Logik, der
dasselbe betrachtet, gehoert nicht zur _angewandten Logik_ als solchen;
so waere jede Wissenschaft in die Logik hereinzuziehen, denn jede ist
insofern eine angewandte Logik, als sie darin besteht, ihren
Gegenstand in Formen des Gedankens und Begriffs zu fassen.--Der
subjektive Begriff hat Voraussetzungen, die in psychologischer,
anthropologischer und sonstiger Form sich darstellen.  In die Logik
aber gehoeren nur die Voraussetzungen des reinen Begriffs, insofern
sie die Form von reinen Gedanken, von abstrakten Wesenheiten haben,
die Bestimmungen des _Seyns_ und _Wesens_.  Ebenso sind vom
_Erkennen_, dem sich selbst Erfassen des Begriffs, nicht die anderen
Gestalten seiner Voraussetzung, sondern nur diejenige, welche selbst
Idee ist, in der Logik abzuhandeln; aber diese ist nothwendig in ihr
zu betrachten.  Diese Voraussetzung nun ist die _unmittelbare_ Idee;
denn indem das Erkennen der Begriff ist, insofern er fuer sich selbst
aber als Subjektives in Beziehung auf Objektives ist, so bezieht er
sich auf die Idee als _vorausgesetzte_ oder _unmittelbare_.  Die
unmittelbare Idee aber ist das Leben.

Insofern wuerde sich die Nothwendigkeit, die Idee des Lebens in der
Logik zu betrachten, auf die auch sonst anerkannte Nothwendigkeit,
den konkreten Begriff des Erkennens hier abzuhandeln, gruenden.  Diese
Idee hat sich aber durch die eigene Nothwendigkeit des Begriffes
herbeigefuehrt; die _Idee_, das an und fuer sich _Wahre_, ist
wesentlich Gegenstand der Logik; da sie zuerst in ihrer
Unmittelbarkeit zu betrachten ist, so ist sie in dieser Bestimmtheit,
in welcher sie _Leben_ ist, aufzufassen und zu erkennen, damit ihre
Betrachtung nicht etwas Leeres und Bestimmungsloses sey.  Es kann nur
etwa zu bemerken seyn, inwiefern die logische Ansicht des Lebens von
anderer wissenschaftlicher Ansicht desselben unterschieden ist;
jedoch gehoert hierher nicht, wie in unphilosophischen Wissenschaften
von ihm gehandelt wird, sondern nur wie das logische Leben als reine
Idee von dem Naturleben, das in der _Natur-Philosophie_ betrachtet
wird, und von dem Leben, insofern es mit dem _Geiste_ in Verbindung
steht, zu unterscheiden ist.--Das Erstere ist als das Leben der Natur
das Leben, insofern es in die _Aeusserlichkeit des Bestehens_
hinausgeworfen ist, an der unorganischen Natur seine _Bedingung_ hat,
und wie die Momente der Idee eine Mannigfaltigkeit wirklicher
Gestaltungen sind.  Das Leben in der Idee ist ohne solche
_Voraussetzungen_, welche als Gestalten der Wirklichkeit sind; seine
Voraussetzung ist der _Begriff_, wie er betrachtet worden ist, einer
Seits als subjektiver, anderer Seits als objektiver.  In der Natur
erscheint das Leben als die hoechste Stufe, welche von ihrer
Aeusserlichkeit dadurch erreicht wird, dass sie in sich gegangen ist
und sich in der Subjektivitaet aufhebt.  In der Logik ist es das
einfache Insichseyn, welches in der Idee des Lebens seine ihm
wahrhaft entsprechende Aeusserlichkeit erreicht hat; der Begriff, der
als subjektiver frueher auftritt, ist die Seele des Lebens selbst; er
ist der Trieb, der sich durch die Objektivitaet hindurch seine
Realitaet vermittelt.  Indem die Natur von ihrer Aeusserlichkeit aus
diese Idee erreicht, geht sie ueber sich hinaus, ihr Ende ist nicht
als ihr Anfang, sondern als ihre Graenze, worin sie sich selbst
aufhebt.--Ebenso erhalten in der Idee des Lebens die Momente seiner
Realitaet nicht die Gestalt aeusserlicher Wirklichkeit, sondern bleiben
in die Form des Begriffes eingeschlossen.

Im _Geiste_ aber erscheint das Leben Theils ihm gegenueber, Theils als
mit ihm in eins gesetzt, und diese Einheit wieder durch ihn rein
herausgeboren.  Das Leben ist hier naemlich ueberhaupt in seinem
eigentlichen Sinne als _natuerliches Leben_ zu nehmen, denn was das
_Leben des Geistes_ als Geistes genannt wird, ist seine
Eigenthuemlichkeit, welche dem blossen Leben gegenuebersteht; wie auch
von der _Natur_ des Geistes gesprochen wird, obgleich der Geist kein
Natuerliches, und vielmehr der Gegensatz zur Natur ist.  Das Leben als
solches also ist fuer den Geist Theils _Mittel_, so stellt er es sich
gegenueber; Theils ist er lebendiges Individuum, und das Leben sein
Koerper, Theils wird diese Einheit seiner mit seiner lebendigen
Koerperlichkeit aus ihm selbst zum _Ideal_ herausgeboren.  Keine
dieser Beziehungen auf den Geist geht das logische Leben an, und es
ist hier weder als Mittel eines Geistes, noch als sein lebendiger
Leib, noch als Moment des Ideals und der Schoenheit zu betrachten.
--Das Leben hat in beiden Faellen, wie es _natuerliches_ und wie es mit
dem _Geiste_ in Beziehung steht, eine _Bestimmtheit seiner
Aeusserlichkeit_, dort durch seine Voraussetzungen, welches anderer
Gestaltungen der Natur sind, hier aber durch die Zwecke und
Thaetigkeit des Geistes.  Die Idee des Lebens fuer sich ist frei von
jener vorausgesetzten und bedingenden Objektivitaet, so wie von der
Beziehung auf diese Subjektivitaet.

Das Leben, in seiner Idee nun naeher betrachtet, ist an und fuer sich
absolute _Allgemeinheit_; die Objektivitaet, welche es an ihm hat, ist
vom Begriffe schlechthin durchdrungen, sie hat nur ihn zur Substanz.
Was sich als Theil oder nach sonstiger aeusserer Reflexion
unterscheidet, hat den ganzen Begriff in sich selbst; er ist die
darin _allgegenwaertige_ Seele, welche einfache Beziehung auf sich
selbst, und Eins in der Mannigfaltigkeit bleibt, die dem objektiven
Seyn zukommt.  Diese Mannigfaltigkeit hat als die sich aeusserliche
Objektivitaet ein gleichgueltiges Bestehen, das im Raume und in der
Zeit, wenn diese hier schon erwaehnt werden koennten, ein ganz
verschiedenes und selbststaendiges Aussereinander ist.  Aber die
Aeusserlichkeit ist im Leben zugleich als die _einfache Bestimmtheit_
seines Begriffs; so ist die Seele allgegenwaertig in diese
Mannigfaltigkeit ausgegossen, und bleibt zugleich schlechthin das
einfache Einsseyn des konkreten Begriffs mit sich selbst.--Am Leben,
an dieser Einheit seines Begriffs in der Aeusserlichkeit der
Objektivitaet, in der absoluten Vielheit der atomistischen Materie,
gehen dem Denken, das sich an die Bestimmungen der
Reflexions-Verhaeltnisse und des formalen Begriffes haelt, schlechthin
alle seine Gedanken aus; die Allgegenwart des Einfachen in der
vielfachen Aeusserlichkeit ist fuer die Reflexion ein absoluter
Widerspruch, und insofern sie dieselbe zugleich aus der Wahrnehmung
des Lebens auffassen, hiermit die Wirklichkeit dieser Idee zugeben
muss, ein _unbegreifliches Geheimnis_, weil sie den Begriff nicht
erfasst, und den Begriff nicht als die Substanz des Lebens.--Das
einfache Leben ist aber nicht nur allgegenwaertig, sondern schlechthin
das _Bestehen_ und die _immanente Substanz_ seiner Objektivitaet, aber
als subjektive Substanz _Trieb_, und zwar der _specifische Trieb_ des
_besondern_ Unterschiedes, und ebenso wesentlich der Eine und
allgemeine Trieb des Specifischen, der diese seine Besonderung in die
Einheit zurueckfuehrt und darin erhaelt.  Das Leben ist nur als diese
_negative Einheit_ seiner Objektivitaet und Besonderung sich auf sich
beziehendes, fuer sich seyendes Leben, eine Seele.  Es ist damit
wesentlich _Einzelnes_, welches auf die Objektivitaet sich als auf ein
Anderes, eine unlebendige Natur bezieht.  Das urspruengliche _Urtheil_
des Lebens besteht daher darin, dass es sich als individuelles Subjekt
gegen das Objektive abscheidet, und indem es sich als die negative
Einheit des Begriffs konstituirt, die _Voraussetzung_ einer
unmittelbaren Objektivitaet macht.

Das Leben ist daher _erstlich_ zu betrachten als _lebendiges
Individuum_, das fuer sich die subjektive Totalitaet, und als
gleichgueltig vorausgesetzt ist gegen eine ihm als gleichgueltig
gegenueberstehende Objektivitaet.

_Zweitens_ ist es _der Lebens-Process_, seine Voraussetzung aufzuheben,
die gegen dasselbe gleichgueltige Objektivitaet als negativ zu setzen,
und sich als ihre Macht und negative Einheit zu verwirklichen.  Damit
macht es sich zum Allgemeinen, das die Einheit seiner selbst und
seines Andern ist.  Das Leben ist daher

_Drittens der Process der Gattung_, seine Vereinzelung aufzuheben, und
sich zu seinem objektiven Daseyn als zu sich selbst zu verhalten.
Dieser Process ist hiermit einer Seits die Rueckkehr zu seinem Begriffe,
und die Wiederholung der ersten Diremtion, das Werden einer neuen,
und der Tod der ersten unmittelbaren Individualitaet; anderer Seits
aber ist der _in sich gegangene Begriff_ des Lebens das Werden des
sich zu sich selbst verhaltenden, als allgemein und frei fuer sich
existirenden Begriffes, der Uebergang in _das Erkennen_.


A. Das lebendige Individuum.


1. Der Begriff des Lebens oder das allgemeine Leben ist die
unmittelbare Idee, der Begriff, dem seine Objektivitaet angemessen ist;
aber sie ist ihm nur angemessen, insofern er die negative Einheit
dieser Aeusserlichkeit ist, das heisst, sie sich angemessen _setzt_.
Die unendliche Beziehung des Begriffes auf sich selbst ist als die
Negativitaet das Selbstbestimmen, die Diremtion seiner in sich _als
subjektive Einzelnheit, und in sich als gleichgueltige Allgemeinheit_.
Die Idee des Lebens in ihrer Unmittelbarkeit ist nur erst die
schoepferische allgemeine Seele.  Um dieser Unmittelbarkeit willen ist
ihre erste negative Beziehung der Idee in sich selbst,
Selbstbestimmung ihrer als _Begriff_,--das Setzen _an sich_, welches
erst als Rueckkehr in sich Fuer-sich-seyn ist; das schoepferische
_Voraussetzen_.  Durch diess Selbstbestimmen ist das _allgemeine_
Leben ein _Besonderes_; es hat sich damit in die beiden Extreme des
Urtheils, das unmittelbar Schluss wird, entzweit.

Die Bestimmungen des Gegensatzes sind die allgemeinen _Bestimmungen_
des _Begriffs_, denn es ist der Begriff, dem die Entzweiung zukommt;
aber die _Erfuellung_ derselben ist die Idee.  Das eine ist die
_Einheit_ des Begriffs und der Realitaet, welche die Idee ist, als die
_unmittelbare_, die sich frueher als die _Objektivitaet_ gezeigt hat.
Allein sie ist hier in anderer Bestimmung.  Dort war sie die Einheit
des Begriffs und der Realitaet, insofern der Begriff in sie
uebergegangen und nur in sie verloren ist; er stand ihr nicht
gegenueber, oder weil er ihr nur _Inneres_ ist, ist er nur eine ihr
_aeusserliche_ Reflexion.  Jene Objektivitaet ist daher das Unmittelbare
selbst auf unmittelbare Weise.  Hier hingegen ist sie nur das aus dem
Begriffe Hervorgegangene, so dass ihr Wesen das Gesetztseyn, dass sie
als _Negatives_ ist.--Sie ist als die _Seite_ der _Allgemeinheit des
Begriffes_ anzusehen, somit als _abstrakte_ Allgemeinheit, wesentlich
nur dem Subjekte _inhaerirend_, und in der Form des unmittelbaren
_Seyns_, das fuer sich gesetzt, gegen das Subjekt gleichgueltig sey.
Die Totalitaet des Begriffs, welche der Objektivitaet zukommt, ist
insofern gleichsam nur eine _geliehene_; die letzte Selbststaendigkeit,
die sie gegen das Subjekt hat, ist jenes _Seyn_, welches seiner
Wahrheit nach nur jenes Moment des Begriffes ist, der als
_voraussetzend_ in der ersten Bestimmtheit eines _an sich_ seyenden
_Setzens_ ist, welches noch nicht _als_ Setzen, als die in sich
reflektierte Einheit ist.  Aus der Idee hervorgegangen ist also die
selbststaendige Objektivitaet unmittelbares Seyn, nur als das
_Praedikat_ des Urtheils der Selbstbestimmung des Begriffs,--ein zwar
vom Subjekte verschiedenes Seyn, aber zugleich wesentlich gesetzt als
_Moment_ des Begriffs.

Dem Inhalte nach ist diese Objektivitaet die Totalitaet des Begriffes,
die aber dessen Subjektivitaet oder negative Einheit sich
gegenueberstehen hat, welche die wahrhafte Centralitaet ausmacht,
naemlich seine freie Einheit mit sich selbst.  Dieses _Subjekt_ ist
die Idee in der Form der _Einzelnheit_; als einfache aber negative
Identitaet mit sich; das _lebendige Individuum_.

Dieses ist erstlich das Leben als _Seele_; als der Begriff seiner
selbst, der in sich vollkommen bestimmt ist, das anfangende, sich
selbst bewegende _Princip_.  Der Begriff enthaelt in seiner
Einfachheit die bestimmte Aeusserlichkeit als _einfaches_ Moment in
sich eingeschlossen.--aber ferner ist diese Seele _in ihrer
Unmittelbarkeit_ unmittelbar aeusserlich, und hat ein objektives Seyn
an ihr selbst;--die dem Zwecke unterworfene Realitaet, das
unmittelbare _Mittel_, zunaechst die Objektivitaet als _Praedikat_ des
Subjekts, aber fernerhin ist sie auch die _Mitte_ des Schlusses; die
Leiblichkeit der Seele ist das, wodurch sie sich mit der aeusserlichen
Objektivitaet zusammenschliesst.Die Leiblichkeit hat das Lebendige
zunaechst als die unmittelbar mit dem Begriff identische Realitaet; sie
hat dieselbe insofern ueberhaupt von _Natur_.

Weil nun diese Objektivitaet Praedikat des Individuums und in die
subjektive Einheit aufgenommen ist, so kommen ihr nicht die frueheren
Bestimmungen des Objekts, das mechanische oder chemische Verhaeltniss,
noch weniger die abstrakten Reflexions-Verhaeltnisse von Ganzem und
Theilen u. drgl. zu.  Als Aeusserlichkeit ist sie solcher Verhaeltnisse
zwar _faehig_, aber insofern ist sie nicht lebendiges Daseyn; wenn das
Lebendige als ein Ganzes, das aus Theilen besteht, als ein solches,
auf welches mechanische oder chemische Ursachen einwirken, als
mechanisches oder chemisches Produkt, es sey bloss als solches, oder
auch durch einen aeusserlichen Zweck Bestimmtes, genommen wird, so wird
der Begriff ihm als aeusserlich, es wird als ein _Todtes_ genommen.  Da
ihm der Begriff immanent ist, so ist die _Zweckmaessigkeit_ des
Lebendigen als _innere_ zu fassen; er ist in ihm als bestimmter, von
seiner Aeusserlichkeit unterschiedener, und in seinem Unterscheiden
sie durchdringender und mit sich identischer Begriff.  Diese
Objektivitaet des Lebendigen ist _Organismus_; sie ist das _Mittel und
Werkzeug_ des Zwecks, vollkommen zweckmaessig, da der Begriff ihre
Substanz ausmacht; aber eben deswegen ist diess Mittel und Werkzeug
selbst der ausgefuehrte Zweck, in welchem der subjektive Zweck
insofern unmittelbar mit sich selbst zusammen geschlossen ist.  Nach
der Aeusserlichkeit des Organismus ist er ein Vielfaches nicht von
_Theilen_, sondern von _Gliedern_, welche als solche a) nur in der
Individualitaet bestehen; sie sind trennbar, insofern sie aeusserliche
sind, und an dieser Aeusserlichkeit gefasst werden koennen; aber
insofern sie getrennt werden, kehren sie unter die mechanischen und
chemischen Verhaeltnisse der gemeinen Objektivitaet zurueck. b) Ihre
Aeusserlichkeit ist der negativen Einheit der lebendigen
Individualitaet entgegen; diese ist daher _Trieb_, das abstrakte
Moment der Bestimmtheit des Begriffes als reellen Unterschied zu
setzen; indem dieser Unterschied _unmittelbar_ ist, ist er _Trieb_
jedes _einzelnen_, _specifischen Moments_, sich zu produciren, und
ebenso seine Besonderheit zur Subjektheit zu erheben, die anderen ihm
aeusserlichen aufzuheben, sich auf ihre Kosten hervorzubringen, aber
ebenso sehr sich selbst aufzuheben und sich zum Mittel fuer die
anderen zu machen.

2. Dieser _Process_ der lebendigen Individualitaet ist auf sie selbst
beschraenkt, und faellt noch ganz innerhalb ihrer.--Im Schlusse der
aeusserlichen Zweckmaessigkeit ist vorhin die erste Praemisse desselben,
dass sich der Zweck unmittelbar auf die Objektivitaet bezieht und sie
zum Mittel macht, so betrachtet worden, dass in ihr zwar der Zweck
sich darin gleich bleibt, und in sich zurueckgegangen ist, aber die
Objektivitaet _an ihr selbst_ sich noch nicht aufgehoben, der Zweck
daher in ihr insofern nicht _an_ und _fuer sich_ ist, und diess erst im
Schlusssatze wird.  Der Process des Lebendigen mit sich selbst ist jene
Praemisse, insofern sie aber zugleich Schlusssatz, insofern die
unmittelbare Beziehung des Subjekts auf die Objektivitaet, welche
dadurch Mittel und Werkzeug wird, zugleich als die _negative Einheit_
des Begriffs an sich selbst ist; der Zweck fuehrt sich in dieser
seiner Aeusserlichkeit dadurch aus, dass er ihre subjektive Macht und
der Process ist, worin sie ihre Selbstaufloesung und Rueckkehr in diese
seine negative Einheit aufzeigt.  Die Unruhe und Veraenderlichkeit der
aeusserlichen Seite des Lebendigen ist die Manifestation des Begriffs
an ihm, der als die Negativitaet an sich selbst nur Objektivitaet hat,
insofern sich ihr gleichgueltiges Bestehen als sich aufhebend zeigt.
Der Begriff producirt also durch seinen Trieb sich so, dass das
Produkt, indem er dessen Wesen ist, selbst das Producirende ist, dass
es naemlich Produkt nur als die sich ebenso negativ setzende
Aeusserlichkeit, oder als der Process der Producirens ist.

3. Die so eben betrachtete Idee ist nun der _Begriff_ des _lebendigen
Subjekts_ und _seines Processes_; die Bestimmungen, die im
Verhaeltnisse zu einander sind, sind die sich auf sich beziehende
_negative Einheit_ des Begriffs und die _Objektivitaet_, welche sein
_Mittel_, in welcher er aber in sich selbst _zurueckgekehrt_ ist.
Aber indem diess Momente der Idee des Lebens _innerhalb seines
Begriffes_ sind, so sind es nicht die bestimmten Begriffs-Momente des
_lebendigen Individuums in seiner Realitaet_.  Die Objektivitaet oder
Leiblichkeit desselben ist konkrete Totalitaet; jene Momente sind
daher nicht die Momente dieser schon durch die Idee konstituirten
Lebendigkeit.  Die lebendige _Objektivitaet_ des Individuums aber als
solche, da sie vom Begriffe beseelt und ihn zur Substanz hat, hat
auch an ihr zu wesentlichem Unterschiede solche, welche seine
Bestimmungen sind, _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_;
die _Gestalt_, als in welcher sie aeusserlich unterschieden sind, ist
daher nach denselben eingetheilt, oder eingeschnitten (insectum).

Sie ist hiermit _erstlich Allgemeinheit_, das rein nur in sich selbst
Erzittern der Lebendigkeit, die _Sensibilitaet_.  Der Begriff der
Allgemeinheit, wie er sich oben ergeben hat, ist die einfache
Unmittelbarkeit, welche diess aber nur ist als absolute Negativitaet in
sich.  Dieser Begriff des _absoluten Unterschiedes_, wie seine
Negativitaet in der _Einfachheit aufgeloest_ und sich selbst gleich ist,
ist in der Sensibilitaet zur Anschauung gebracht.  Sie ist das
Insichseyn, nicht als abstrakte Einfachheit, sondern eine unendliche
_bestimmbare_ Receptivitaet, welche in ihrer _Bestimmtheit_ nicht ein
Mannigfaltiges und Aeusserliches wird, sondern schlechthin in sich
reflektirt ist.  Die _Bestimmtheit_ ist in dieser Allgemeinheit als
einfaches _Princip_; die einzelne aeusserliche Bestimmtheit, ein
sogenannter _Eindruck_, geht aus seiner aeusserlichen und
mannigfaltigen Bestimmung in diese Einfachheit des _Selbstgefuehls_
zurueck.  Die Sensibilitaet kann somit als das Daseyn der in sich
seyenden Seele betrachtet werden, da sie alle Aeusserlichkeit in sich
aufnimmt, dieselbe aber in die vollkommene Einfachheit der sich
gleichen Allgemeinheit zurueckfuehrt.

Die zweite Bestimmung des Begriffs ist die _Besonderheit_, das Moment
des _gesetzten_ Unterschiedes; die Eroeffnung der Negativitaet, welche
im einfachen Selbstgefuehl eingeschlossen, oder in ihm ideelle, noch
nicht reelle Bestimmtheit ist;--die _Irritabilitaet_.  Das Gefuehl ist
um der Abstraktion seiner Negativitaet willen Trieb; es _bestimmt_
sich; die Selbstbestimmung des Lebendigen ist sein Urtheil oder
Verendlichung, wonach es sich auf das Aeusserliche als auf eine
_vorausgesetzte_ Objektivitaet bezieht, und in Wechselwirkung damit
ist.--Nach seiner Besonderheit ist es nun Theils _Art_ neben anderen
Arten von Lebendigen, die _formale_ Reflexion dieser _gleichgueltigen
Verschiedenheit_ in sich ist die formale _Gattung_ und deren
Systematisirung; die individuelle Reflexion aber ist, dass die
Besonderheit die Negativitaet ihrer Bestimmtheit, als einer Richtung
nach Aussen, die sich auf sich beziehende Negativitaet des Begriffes
ist.

Nach dieser _dritten_ Bestimmung ist das Lebendige _als Einzelnes_.
Naeher bestimmt sich diese Reflexion-in-sich so, dass das Lebendige in
der Irritabilitaet Aeusserlichkeit seiner gegen sich selbst, gegen die
Objektivitaet ist, welche es als sein Mittel und Werkzeug unmittelbar
an ihm hat, und die aeusserlich bestimmbar ist.  Die Reflexion-in-sich
hebt diese Unmittelbarkeit auf,--einer Seits als theoretische
Reflexion; insofern naemlich die Negativitaet als einfaches Moment der
Sensibilitaet ist, das in derselben betrachtet wurde, und welches das
_Gefuehl_ ausmacht,--anderer Seits als reelle, indem sich die Einheit
des Begriffes _in seiner aeusserlichen Objektivitaet_ als negative
Einheit setzt, die _Reproduktion_.--Die beiden ersten Momente, die
Sensibilitaet und Irritabilitaet, sind abstrakte Bestimmungen; in der
Reproduktion ist das Leben _Konkretes_ und Lebendigkeit, es hat in
ihr, als seiner Wahrheit, erst auch Gefuehl und Widerstandskraft.  Die
Reproduktion ist die Negativitaet als einfaches Moment der
Sensibilitaet, und die Irritabilitaet ist nur lebendige
Widerstandskraft, dass das Verhaeltniss zum Aeusserlichen Reproduktion
und individuelle Identitaet mit sich ist.  Jedes der einzelnen Momente
ist wesentlich die Totalitaet aller, ihren Unterschied macht die
ideelle Formbestimmtheit aus, welche in der Reproduktion als konkrete
Totalitaet des Ganzen gesetzt ist.  Diess Ganze ist daher einer Seits
als Drittes, naemlich als _reelle_ Totalitaet jenen bestimmten
Totalitaeten entgegengesetzt, anderer Seits aber ist es deren
ansichseyende Wesenheit, zugleich das, worin sie als Momente
zusammengefasst sind, und ihr Subjekt und Bestehen haben.

Mit der Reproduktion, als dem Momente der Einzelnheit, setzt sich das
Lebendige als _wirkliche_ Individualitaet, ein sich auf sich
beziehendes Fuersichseyn; ist aber zugleich reelle _Beziehung nach
Aussen_; die Reflexion der _Besonderheit_ oder Irritabilitaet _gegen
ein Anderes_, gegen die _objektive_ Welt.  Der innerhalb des
Individuums eingeschlossene Process des Lebens geht in die Beziehung
zur vorausgesetzten Objektivitaet als solcher dadurch ueber, dass das
Individuum, indem es sich als _subjektive_ Totalitaet setzt, auch das
_Moment seiner Bestimmtheit_ als _Beziehung_ auf die Aeusserlichkeit
zur _Totalitaet_ wird.


B. Der Lebens-Process.


Dass das lebendige Individuum sich in sich selbst gestaltet, damit
spannt es sich gegen sein urspruengliches Voraussetzen, und stellt
sich als an und fuer sich seyendes Subjekt der vorausgesetzten
objektiven Welt gegenueber.  Das Subjekt ist der Selbstzweck, der
Begriff, welcher an der ihm unterworfenen Objektivitaet sein Mittel
und subjektive Realitaet hat; hierdurch ist es als die an und fuer sich
seyende Idee und als das wesentliche Selbststaendige konstituirt,
gegen welches die vorausgesetzte aeusserliche Welt nur den Werth eines
Negativen und Unselbststaendigen hat.  In seinem Selbstgefuehle hat das
Lebendige diese _Gewissheit_ von der an sich seyenden _Nichtigkeit_
des ihm gegenueberstehenden _Andersseyns_.  Sein Trieb ist das
Beduerfniss, diess Andersseyn aufzuheben, und sich die Wahrheit jener
Gewissheit zu geben.  Das Individuum ist als Subjekt zunaechst erst der
_Begriff_ der Idee des Lebens; sein subjektiver Process in sich, in
welchem es aus sich selbst zehrt, und die unmittelbare Objektivitaet,
welche es als natuerliches Mittel seinem Begriffe gemaess setzt, ist
vermittelt durch den Process, der sich auf die vollstaendig gesetzte
Aeusserlichkeit, auf die _gleichgueltig_ neben ihm stehende objektive
Totalitaet bezieht.

Dieser Process faengt mit dem _Beduerfnisse_ an, das ist dem Momente,
dass das Lebendige _erstlich_ sich bestimmt, sich somit als verneint
setzt, und hierdurch auf eine gegen sich _andere_, die gleichgueltige
Objektivitaet bezieht;--dass es aber _zweitens_ ebenso sehr in diesen
Verlust seiner nicht verloren ist, sich darin erhaelt und die
Identitaet des sich selbst gleichen Begriffes bleibt; hierdurch ist es
der Trieb, jene ihm _andere_ Welt _fuer sich_, sich gleich zu setzen,
sie aufzuheben und _sich_ zu objektiviren.  Dadurch hat seine
Selbstbestimmung die Form von objektiver Aeusserlichkeit, und dass es
zugleich identisch mit sich ist, ist es der absolute _Widerspruch_.
Die unmittelbare Gestaltung ist die Idee in ihrem einfachen Begriffe,
die dem Begriff gemaesse Objektivitaet; so ist sie _gut_ von Natur.
Aber indem ihr negatives Moment sich zur objektiven Besonderheit, d.
i. indem die wesentlichen Momente ihrer Einheit jedes fuer sich zur
Totalitaet realisirt ist, so ist der Begriff in die absolute
Ungleichheit seiner mit sich _entzweit_, und indem er ebenso die
absolute Identitaet in dieser Entzweiung ist, so ist das Lebendige fuer
sich selbst diese Entzweiung und hat das Gefuehl dieses Widerspruchs,
welches der _Schmerz_ ist.  Der _Schmerz_ ist daher das Vorrecht
lebendiger Naturen; weil sie der existirende Begriff sind, sind sie
eine Wirklichkeit von der unendlichen Kraft, dass sie in sich die
_Negativitaet_ ihrer selbst sind, dass diese _ihre Negativitaet fuer sie_
ist, dass sie sich in ihrem Andersseyn erhalten.--Wenn man sagt, dass
der Widerspruch nicht denkbar sey, so ist er vielmehr im Schmerz des
Lebendigen sogar eine wirkliche Existenz.

Diese Diremtion des Lebendigen in sich ist _Gefuehl_, indem sie in die
einfache Allgemeinheit des Begriffs, in die Sensibilitaet aufgenommen
ist.  Von dem Schmerz faengt das _Beduerfniss_ und der _Trieb_ an, die
den Uebergang ausmachen, dass das Individuum, wie es als Negation
seiner fuer sich ist, so auch als Identitaet fuer sich werde,--eine
Identitaet, welche nur als die Negation jener Negation ist.--Die
Identitaet, die im Triebe als solchem ist, ist die subjektive
Gewissheit seiner selbst, nach welcher es sich zu seiner aeusserlichen,
gleichgueltig existirenden Welt als zu einer Erscheinung, einer an
sich begrifflosen und unwesentlichen Wirklichkeit verhaelt.  Sie soll
den Begriff in sich erst durch das Subjekt erhalten, welches der
immanente Zweck ist.  Die Gleichgueltigkeit der objektiven Welt gegen
die Bestimmtheit, und damit gegen den Zweck, macht ihre aeusserliche
Faehigkeit aus, dem Subjekt angemessen zu seyn; welche Specifikationen
sie sonst an ihr habe, ihre mechanische Bestimmbarkeit, der Mangel an
der Freiheit des immanenten Begriffs macht ihre Ohnmacht aus, sich
gegen das Lebendige zu erhalten.--Insofern das Objekt gegen das
Lebendige zunaechst als ein gleichgueltiges Aeusserliches ist, kann es
mechanisch auf dasselbe einwirken; so aber wirkt es nicht als auf ein
Lebendiges; insofern es sich zu diesem verhaelt, wirkt es nicht als
Ursache, sondern _erregt_ es.  Weil das Lebendige Trieb ist, kommt
die Aeusserlichkeit an und in dasselbe, nur insofern sie schon an und
fuer sich _in ihm_ ist; die Einwirkung auf das Subjekt besteht daher
nur darin, dass dieses die sich darbietende Aeusserlichkeit
_entsprechend findet_;--sie mag seiner Totalitaet auch nicht
angemessen seyn, so muss sie wenigstens einer besondern Seite an ihm
entsprechen, und diese Moeglichkeit liegt darin, dass es eben als sich
aeusserlich verhaltend ein Besonderes ist.

Das Subjekt uebt nun, insofern es in seinem Beduerfniss bestimmt sich
auf das Aeusserliche bezieht, und damit selbst Aeusserliches oder
Werkzeug ist, _Gewalt_ ueber das Objekt aus.  Sein besonderer
Charakter, seine Endlichkeit ueberhaupt, faellt in die bestimmtere
Erscheinung dieses Verhaeltnisses.--Das Aeusserliche daran ist der
Process der Objektivitaet ueberhaupt, Mechanismus und Chemismus.
Derselbe wird aber unmittelbar abgebrochen und die Aeusserlichkeit in
Innerlichkeit verwandelt.  Die aeusserliche Zweckmaessigkeit, welche
durch die Thaetigkeit des Subjekts in dem gleichgueltigen Objekt
zunaechst hervorgebracht wird, wird dadurch aufgehoben, dass das Objekt
gegen den Begriff keine Substanz ist, der Begriff daher nicht nur
dessen aeussere Form werden kann, sondern sich als dessen Wesen und
immanente, durchdringende Bestimmung, seiner urspruenglichen Identitaet
gemaess, setzen muss.

Mit der Bemaechtigung des Objekts geht daher der mechanische Process in
den innern ueber, durch welchen das Individuum sich das Objekt so
_aneignet_, dass es ihm die eigenthuemliche Beschaffenheit benimmt, es
zu seinem Mittel macht, und seine Subjektivitaet ihm zur Substanz
giebt.  Diese Assimilation tritt damit in Eins zusammen mit dem oben
betrachteten Reproduktionsprocess des Individuums; es zehrt in diesem
zunaechst aus sich, indem es seine eigene Objektivitaet sich zum
Objekte macht; der mechanische und chemische Konflikt seiner Glieder
mit den aeusserlichen Dingen ist ein objektives Moment seiner.  Das
Mechanische und Chemische des Processes ist ein Beginnen der
Aufloesung des Lebendigen.  Da das Leben die Wahrheit dieser Processe,
hiermit als Lebendiges die Existenz dieser Wahrheit und die Macht
derselben ist, greift es ueber sie ueber, durchdringt sie als ihre
Allgemeinheit, und ihr Produkt ist durch dasselbe vollkommen bestimmt.
Diese ihre Verwandlung in die lebendige Individualitaet macht die
Rueckkehr dieser letztern in sich selbst aus, so dass die Produktion,
welche als solche das Uebergehen in ein Anderes seyn wuerde, zur
Reproduktion wird, in der das Lebendige sich _fuer sich_ identisch mit
sich setzt.

Die unmittelbare Idee ist auch die unmittelbare, nicht als _fuer sich_
seyende Identitaet des Begriffes und der Realitaet; durch den
objektiven Process giebt sich das Lebendige sein _Selbstgefuehl_; denn
es _setzt_ sich darin als das, was es an und fuer sich ist, in seinem
als gleichgueltig gesetzten Andersseyn, das Identische mit sich selbst,
die negative Einheit des Negativen zu seyn.  In diesem Zusammengehen
des Individuums mit seiner zunaechst ihm als gleichgueltig
vorausgesetzten Objektivitaet hat es, so wie auf einer Seite sich als
wirkliche Einzelnheit konstituirt, so sehr _seine Besonderheit
aufgehoben_ und sich zur _Allgemeinheit_ erhoben.  Seine Besonderheit
bestand in der Diremtion, wodurch das Leben als seine Arten das
individuelle Leben und die ihm aeusserliche Objektivitaet setzte.  Durch
den aeussern Lebens-Process hat es sich somit als reelles, allgemeines
Leben, als _Gattung_ gesetzt.


C. Die Gattung.


Das lebendige Individuum zuerst aus dem allgemeinen Begriffe des
Lebens abgeschieden, ist eine Voraussetzung, die noch nicht durch sie
selbst bewaehrt ist.  Durch den Process mit der zugleich damit
vorausgesetzten Welt hat es sich selbst gesetzt _fuer sich_ als die
negative Einheit seines Andersseyns, als die Grundlage seiner selbst;
es ist so die Wirklichkeit der Idee, so dass das Individuum nun aus
_der Wirklichkeit_ sich hervorbringt, wie es vorher nur aus dem
_Begriffe_ hervorging, und dass seine Entstehung, die ein
_Voraussetzen_ war, nun seine Produktion wird.

Die weitere Bestimmung aber, welche es durch die Aufhebung des
Gegensatzes erlangt hat, ist, _Gattung_ zu seyn, als Identitaet seiner
mit seinem vorherigen gleichgueltigen Andersseyn.  Diese Idee des
Individuums ist, da sie diese wesentliche Identitaet ist, wesentlich
die Besonderung ihrer selbst.  Diese ihre Diremtion ist nach der
Totalitaet, aus der sie hervorgeht, die Verdoppelung des Individuums,
--ein Voraussetzen einer Objektivitaet, welche mit ihm identisch ist,
und ein Verhalten des Lebendigen zu sich selbst, als einem andern
Lebendigen.

Diess Allgemeine ist die dritte Stufe, die Wahrheit des Lebens,
insofern es noch innerhalb seiner Sphaere eingeschlossen ist.  Diese
Stufe ist der sich auf sich beziehende Process des Individuums, wo die
Aeusserlichkeit sein immanentes Moment ist, _zweitens_ diese
Aeusserlichkeit ist selbst als lebendige Totalitaet eine Objektivitaet,
die fuer das Individuum es selbst ist;--in der es nicht als
_aufgehobener_, sondern als _bestehender_ die Gewissheit seiner selbst
hat.

Weil nun das Verhaeltniss der Gattung die Identitaet des individuellen
Selbstgefuehls in einem solchen ist, welches zugleich ein anderes
selbststaendiges Individuum ist, ist es der _Widerspruch_; das
Lebendige ist somit wieder Trieb.--Die Gattung ist nun zwar die
Vollendung der Idee des Lebens, aber zunaechst ist sie noch innerhalb
der Sphaere der Unmittelbarkeit; diese Allgemeinheit ist daher in
_einzelner_ Gestalt _wirklich_; der Begriff, dessen Realitaet die Form
unmittelbarer Objektivitaet hat.  Das Individuum ist daher _an sich_
zwar Gattung, aber es ist die Gattung nicht _fuer sich_; was fuer es
ist, ist nur erst ein anderes lebendiges Individuum; der von sich
unterschiedene Begriff hat zum Gegenstande, mit dem er identisch ist,
nicht sich als Begriff, sondern einen Begriff, der als Lebendiges
zugleich aeusserliche Objektivitaet fuer ihn hat, eine Form, die daher
unmittelbar gegenseitig ist.

Die Identitaet mit dem andern, die Allgemeinheit des Individuums ist
somit nur erst _innerliche_ oder _subjektive_; es hat daher das
Verlangen, dieselbe zu setzen und sich als Allgemeines zu realisiren.
Dieser Trieb der Gattung aber kann sich nur realisiren durch
Aufheben der noch gegen einander besonderen, einzelnen
Individualitaeten.  Zunaechst insofern es diese sind, welche _an sich_
allgemein die Spannung ihres Verlangens befriedigen und in ihre
Gattungsallgemeinheit sich aufloesen, so ist ihre realisirte Identitaet
die negative Einheit der aus der Entzweiung sich in sich
reflektirenden Gattung.  Sie ist insofern die Individualitaet des
Lebens selbst, nicht mehr aus seinem Begriffe, sondern aus der
_wirklichen_ Idee _erzeugt_.  Zunaechst ist sie selbst nur der Begriff,
der erst sich zu objektiviren hat, aber _der wirkliche Begriff;--der
Keim eines lebendigen Individuums_.  In ihm ist es fuer _die gemeine
Wahrnehmung vorhanden_, was der Begriff ist, und dass der _subjektive
Begriff aeusserliche Wirklichkeit_ hat.  Denn der Keim des Lebendigen
ist die vollstaendige Konkretion der Individualitaet, in welcher alle
seine verschiedenen Seiten, Eigenschaften und gegliederte
Unterschiede in ihrer _ganzen Bestimmtheit_ enthalten und die
zunaechst _immaterielle_, subjektive Totalitaet unentwickelt, einfach
und nichtsinnlich ist; der Keim ist so das ganze Lebendige in der
innerlichen Form des Begriffes.  Die Reflexion der Gattung-in-sich
ist nach dieser Seite diess, wodurch sie _Wirklichkeit_ erhaelt, indem
das Moment der negativen Einheit und Individualitaet in ihr _gesetzt_
wird,--die _Fortpflanzung_ der lebenden Geschlechter.  Die Idee, die
als Leben noch in der Form der Unmittelbarkeit ist, faellt insofern in
die Wirklichkeit zurueck, und diese ihre Reflexion ist nur die
Wiederholung und der unendliche Progress, in welchem sie nicht aus der
Endlichkeit ihrer Unmittelbarkeit heraustritt.

Aber diese Rueckkehr in ihren ersten Begriff hat auch die hoehere Seite,
dass die Idee nicht nur die Vermittelung ihrer Processe innerhalb der
Unmittelbarkeit durchlaufen, sondern eben damit diese aufgehoben, und
sich dadurch in eine hoehere Form ihres Daseyns erhoben hat.

Der Process der Gattung naemlich, in welchem die einzelnen Individuen
ihre gleichgueltige, unmittelbare Existenz in einander aufheben und in
dieser negativen Einheit ersterben, hat ferner zur andern Seite
seines Produkts die _realisirte Gattung_, welche mit dem Begriffe
sich identisch gesetzt hat.--In dem Gattungs-Process gehen die
abgesonderten Einzelnheiten des individuellen Lebens unter; die
negative Identitaet, in der die Gattung in sich zurueckkehrt, ist, wie
einer Seits das _Erzeugen der Einzelnheit_, so anderer Seits _das
Aufheben derselben_, ist somit mit sich zusammengehende Gattung, die
_fuer sich werdende Allgemeinheit_ der Idee.  In der Begattung
erstirbt die Unmittelbarkeit der lebendigen Individualitaet; der Tod
dieses Lebens ist das Hervorgehen des Geistes.  Die Idee, die als
Gattung _an sich_ ist, ist _fuer sich_, indem sie ihre Besonderheit,
welche die lebendigen Geschlechter ausmachte, aufgehoben, und damit
sich eine _Realitaet_ gegeben hat, welche _selbst einfache
Allgemeinheit_ ist; so ist sie die Idee, welche _sich zu sich_ als
_Idee verhaelt_, das Allgemeine, das die Allgemeinheit zu seiner
Bestimmtheit und Daseyn hat;--die _Idee des Erkennens_.


Zweites Kapitel.  Die Idee des Erkennens.


Das Leben ist die unmittelbare Idee, oder die Idee als ihr noch nicht
an sich selbst realisirter _Begriff_.  In ihrem _Urtheil_ ist sie das
_Erkennen_ ueberhaupt.

Der Begriff ist als Begriff _fuer sich_, insofern er _frei_ als
abstrakte Allgemeinheit oder als Gattung existirt.  So ist er seine
reine Identitaet mit sich, welche sich so in sich selbst unterscheidet,
dass das Unterschiedene nicht eine _Objektivitaet_, sondern
gleichfalls zur Subjektivitaet oder zur Form der einfachen Gleichheit
mit sich befreit, hiermit der Gegenstand des Begriffes, der Begriff
selbst ist.  Seine _Realitaet_ ueberhaupt ist die _Form seines Daseyns_;
auf Bestimmung dieser Form kommt es an; auf ihr beruht der
Unterschied dessen, was der Begriff an _sich_, oder als _subjektiver_
ist, was er ist in die Objektivitaet versenkt, dann in der Idee des
Lebens.  In der letztern ist er zwar von seiner aeusserlichen Realitaet
unterschieden und _fuer sich_ gesetzt, doch diess sein Fuersichseyn hat
er nur als die Identitaet, welche eine Beziehung auf sich als versenkt
in seine ihm unterworfene Objektivitaet oder auf sich als inwohnende,
substantielle Form ist.  Die Erhebung des Begriffs ueber das Leben ist,
dass seine Realitaet die zur Allgemeinheit befreite Begriffsform ist.
Durch dieses Urtheil ist die Idee verdoppelt, in den subjektiven
Begriff, dessen Realitaet er selbst, und in den objektiven, der als
Leben ist.--_Denken, Geist, Selbstbewusstseyn_ sind Bestimmungen der
Idee, insofern sie sich selbst zum Gegenstand hat, und ihr _Daseyn_,
d. i. die Bestimmtheit ihres Seyns ihr eigener Unterschied von sich
selbst ist.

Die _Metaphysik des Geistes_, oder wie man sonst mehr gesprochen hat,
der _Seele_ drehte sich um die Bestimmungen von Substanz, Einfachheit,
Immaterialitaet;--Bestimmungen, bei welchen die _Vorstellung_ des
Geistes aus dem _empirischen_ Bewusstseyn als Subjekt zu Grunde gelegt,
und nun gefragt wurde, was fuer Praedikate mit den Wahrnehmungen
uebereinstimmen;--ein Verfahren, das nicht weiter gehen konnte, als
das Verfahren der Physik, die Welt der Erscheinung auf allgemeine
Gesetze und Reflexions-Bestimmungen zu bringen, da der Geist auch nur
in seiner _Erscheinung_ zu Grunde lag; ja es musste noch hinter der
physikalischen Wissenschaftlichkeit zurueckbleiben, da der Geist nicht
nur unendlich reicher als die Natur ist, sondern da auch die absolute
Einheit des Entgegengesetzem im _Begriffe_ sein Wesen ausmacht, so
zeigt er in seiner Erscheinung und Beziehung auf die Aeusserlichkeit
den Widerspruch in seiner hoechsten Bestimmtheit auf, daher fuer jede
der entgegengesetzten Reflexions-Bestimmungen eine Erfahrung
angefuehrt, oder aus den Erfahrungen auf die entgegengesetzten
Bestimmungen nach der Weise des formalen Schliessens muss gekommen
werden koennen.  Weil die an der Erscheinung unmittelbar sich
ergebenden Praedikate zunaechst noch der empirischen Psychologie
angehoeren, so bleiben eigentlich nur ganz duerftige
Reflexions-Bestimmungen fuer die metaphysische Betrachtung uebrig.
--_Kant_ in seiner Kritik der _rationalen Seelenlehre_ haelt diese
Metaphysik daran fest, dass, insofern sie eine rationale Wissenschaft
seyn soll, durch das Mindeste, was man von der Wahrnehmung zu der
_allgemeinen Vorstellung_ des Selbstbewusstseyns _hinzunaehme_, sich
jene Wissenschaft in eine _empirische_ verwandelte und ihre rationale
Reinigkeit und Unabhaengigkeit von aller Erfahrung verderbt wuerde.--Es
bleibe somit nichts als die einfache, fuer sich an Inhalt ganz leere,
Vorstellung: _Ich_, von der man nicht einmal sagen kann, dass sie ein
_Begriff_ sey, sondern ein _blosses Bewusstseyn_, das _alle Begriffe
begleitet_.  Durch dieses _Ich_, oder auch _Es (das Ding)_, welches
denket, wird nun nach den weiteren kantischen Folgerungen nichts
weiter als ein transcendentales Subjekt der Gedanken vorgestellt = x,
welches nur durch die Gedanken, die seine _Praedikate_ sind, erkannt
wird, und wovon wir, abgesondert, _niemals_ den _mindesten Begriff_
haben koennen; diess Ich hat dabei, nach Kants eigenem Ausdruck, die
_Unbequemlichkeit_, dass _wir_ uns jederzeit _seiner schon bedienen
muessen_, um irgend etwas von ihm zu urtheilen; denn es ist nicht
sowohl _eine Vorstellung_, wodurch ein besonderes Objekt
unterschieden wird, sondern eine _Form_ derselben ueberhaupt, insofern
sie Erkenntniss genannt werden soll.--Der _Paralogismus_, den die
rationale Seelenlehre begehe, bestehe nun darin, dass _Modi_ des
Selbstbewusstseyns im Denken zu _Verstandesbegriffen_ als von einem
_Objekte_ gemacht, dass jenes: Ich _denke_ als ein _denkendes Wesen_,
ein _Ding-an-sich_ genommen werde; auf welche Weise daraus, dass Ich
im Bewusstseyn immer als _Subjekt_ und zwar als _singulares_, bei
aller Mannigfaltigkeit der Vorstellung _identisches_, und von ihr als
aeusserlicher mich unterscheidendes vorkomme, unberechtigt abgeleitet
wird, dass Ich eine _Substanz_, ferner ein qualitativ _Einfaches_, und
ein _Eins_, und ein von den raeumlichen und zeitlichen Dingen
_unabhaengig Existirendes_ sey.-Ich habe diese Darstellung
ausfuehrlicher ausgezogen, weil sich sowohl die Natur der vormaligen
_Metaphysik ueber die Seele_, als besonders auch _der Kritik_, wodurch
sie zu Grunde gegangen ist, bestimmt daraus erkennen laesst.--Jene ging
darauf, das _abstrakte Wesen_ der Seele zu bestimmen; sie ging dabei
von der Wahrnehmung urspruenglich aus und verwandelte deren empirische
Allgemeinheit und die an der Einzelnheit des Wirklichen ueberhaupt
_aeusserliche_ Reflexions-Bestimmung in die Form von den angefuehrten
_Bestimmungen des Wesens_.--Kant hat dabei ueberhaupt nur den Zustand
der Metaphysik seiner Zeit vor sich, welche vornehmlich bei solchen
abstrakten, einseitigen Bestimmungen ohne alle Dialektik stehen blieb;
die wahrhaft _spekulativen_ Ideen aelterer Philosophen ueber den
Begriff des Geistes beachtete und untersuchte er nicht.  In seiner
_Kritik_ ueber jene Bestimmungen folgte er nun ganz einfach der
humeschen Manier des Skepticismus; dass er naemlich das festhaelt, wie
Ich im Selbstbewusstseyn erscheint, wovon aber, da das _Wesen_
desselben, _das Ding an sich_, erkannt werden solle, alles Empirische
wegzulassen sey; nun bleibe nicht uebrig, als diese Erscheinung des:
_Ich denke_, das alle Vorstellungen begleite,--wovon man _nicht den
geringsten Begriff_ habe.--Gewiss muss es zugegeben werden, dass man
weder von Ich, noch von irgend Etwas, auch von dem Begriff selbst den
mindesten Begriff hat, insofern man nicht _begreift_, und nur bei der
einfachen, fixen _Vorstellung_ und dem _Namen_ stehen bleibt.
--Sonderbar ist der Gedanken,--wenn es anders ein Gedanke genannt
werden kann,--dass Ich mich des Ich schon _bedienen_ muesse, um von Ich
zu urtheilen; das Ich, das sich des Selbstbewusstseyns als eines
Mittels _bedient_, um zu urtheilen, diess ist wohl ein x, von dem man,
so wie vom Verhaeltnisse solchen Bedienens, nicht den geringsten
Begriff haben kann.  Aber laecherlich ist es wohl, diese Natur des
Selbstbewusstseyns, dass Ich sich selbst denkt, dass Ich nicht gedacht
werden kann, ohne dass es Ich ist, welches denkt,--eine
_Unbequemlichkeit_ und als etwas Fehlerhaftes einen _Cirkel_ zu
nennen;--ein Verhaeltniss, wodurch sich im unmittelbaren empirischen
Selbstbewusstseyn die absolute, ewige Natur desselben und des
Begriffes offenbart, deswegen offenbart, weil das Selbstbewusstseyn
eben der _daseyende_, also _empirisch wahrnehmbare_, reine _Begriff_,
die absolute Beziehung auf sich selbst ist, welche als trennendes
Urtheil sich zum Gegenstande macht und allein diess ist, sich dadurch
zum Cirkel zu machen.--Ein Stein hat jene _Unbequemlichkeit_ nicht;
wenn er gedacht oder wenn ueber ihn geurtheilt werden soll, so steht
er sich selbst dabei nicht im Wege;--er ist der Beschwerlichkeit,
sich seiner selbst zu diesem Geschaefte zu bedienen, enthoben; es ist
ein Anderes ausser ihm, welches diese Muehe uebernehmen muss.

Der Mangel, den diese barbarisch zu nennenden Vorstellungen darein
setzen, dass bei dem Denken des Ich dasselbe als _Subjekt_ nicht
weggelassen werden koenne, erscheint dann umgekehrt auch so, dass Ich
_nur_ als _Subjekt des Bewusstseyns_ vorkomme, oder Ich mich nur als
_Subjekt_ eines Urtheils _brauchen_ koenne, und die _Anschauung_ fehle,
wodurch es als ein _Objekt gegeben_ wuerde; dass aber der Begriff
eines Dings, das nur als Subjekt existiren koenne, noch gar keine
objektive Realitaet bei sich fuehre.--Wenn zur Objektivitaet die
aeusserliche, in Zeit und Raum bestimmte Anschauung gefordert, und sie
es ist, welche vermisst wird, so sieht man wohl, dass unter
Objektivitaet nur diejenige sinnliche Realitaet gemeint ist, ueber
welche sich erhoben zu haben Bedingung des Denkens und der Wahrheit
ist.  Aber allerdings wenn Ich begrifflos als blosse einfache
Vorstellung nach der Weise genommen wird, wie wir im alltaeglichen
Bewusstseyn Ich aussprechen, so ist es die abstrakte Bestimmung, nicht
die sich selbst zum Gegenstand habende Beziehung seiner selbst;--es
ist so nur _Eins_ der Extreme, einseitiges Subjekt ohne seine
Objektivitaet, oder es waere auch nur Objekt ohne Subjektivitaet, wenn
naemlich die beruehrte Unbequemlichkeit hierbei nicht waere, dass sich
von dem Ich als Objekt das denkende Subjekt nicht wegbringen laesst.
Aber in der That findet dieselbe Unbequemlichkeit auch bei der
erstern Bestimmung, dem Ich als Subjekte, Statt; das Ich denkt
_etwas_, sich oder etwas Anderes.  Diese Untrennbarkeit der zwei
Formen, in denen es sich selbst entgegensetzt, gehoert zur eigensten
Natur seines Begriffs und des Begriffs selbst; sie ist gerade das,
was Kant abhalten will um nur die sich in sich nicht unterscheidende,
und somit ja nur die _begrifflose Vorstellung_ fest zu erhalten.  Ein
solches Begriffloses darf sich nun zwar wohl den abstrakten
Reflexions-Bestimmungen oder Kategorien der vorigen Metaphysik
gegenueberstellen;--denn an Einseitigkeit steht es auf gleicher Linie
mit ihnen, obwohl diese doch ein Hoeheres des Gedankens sind; dagegen
erscheint es desto duerftiger und leerer gegen die tieferen Ideen
aelterer Philosophie vom Begriff der Seele oder des Denkens, z.B.
die wahrhaft spekulativen Ideen des Aristoteles.  Wenn die kantische
Philosophie jene Reflexions-Bestimmungen untersuchte, so haette sie
noch mehr die festgehaltene Abstraktion des leeren Ich, die vermeinte
Idee des Dings-an-sich untersuchen muessen, das sich eben um seiner
Abstraktion willen vielmehr als ein ganz Unwahres zeigt; die
Erfahrung der beklagten Unbequemlichkeit ist selbst das empirische
Faktum, worin die Unwahrheit jener Abstraktion sich ausspricht.

Nur des mendelssohnschen Beweises von der Beharrlichkeit der Seele
erwaehnt die kantische Kritik der rationalen Psychologie, und ich
fuehre ihre Widerlegung desselben noch um der Merkwuerdigkeit
desjenigen willen an, was ihm entgegengestellt wird.  Jener Beweis
gruendet sich auf die _Einfachheit_ der Seele, vermoege der sie der
Veraenderung, _des Uebergehens in ein Anderes_ in der Zeit nicht faehig
sey.  Die qualitative Einfachheit ist die oben betrachtete Form der
_Abstraktion_ ueberhaupt; als _qualitative_ Bestimmtheit ist sie in
der Sphaere des Seyns untersucht und bewiesen worden, dass das
Qualitative als solche sich abstrakt auf sich beziehende Bestimmtheit
vielmehr eben darum dialektisch und nur das Uebergehen in ein Anderes
ist.  Beim Begriffe aber wurde gezeigt, dass wenn er in Beziehung auf
Beharrlichkeit, Unzerstoerbarkeit, Unvergaenglichkeit betrachtet wird,
er vielmehr darum das An- und Fuersichseyende und Ewige ist, weil er
nicht die _abstrakte_, sondern _konkrete_ Einfachheit, nicht sich auf
sich abstrakt beziehendes Bestimmtseyn, sondern die Einheit _seiner
selbst und seines Andern_ ist, in das er also nicht so uebergehen kann,
als ob er sich darin veraenderte, eben darum, weil das _andere_, das
Bestimmtseyn, er selbst ist, und er in diesem Uebergehen daher nur zu
sich selbst kommt.--Die kantische Kritik setzt nun jener
_qualitativen_ Bestimmung der Begriffseinheit die _quantitative_
entgegen.  Obgleich die Seele nicht ein mannigfaltiges Aussereinander
sey und keine _extensive_ Groesse enthalte, so habe das Bewusstseyn doch
_einen Grad_, und die Seele wie _jedes Existirende_ eine _intensive
Groesse_; dadurch sey aber die Moeglichkeit des Uebergehens in Nichts
durch das _allmaehlige Verschwinden_ gesetzt.--Was ist nun diese
Widerlegung anders, als die Anwendung einer Kategorie _des Seyns_,
der _intensiven Groesse_, auf den Geist?--einer Bestimmung, die keine
Wahrheit an sich hat, und im Begriffe vielmehr aufgehoben ist.

Die Metaphysik,--auch selbst die, welche sich auf fixe
Verstandesbegriffe beschraenkte und sich zum Spekulativen, und zur
Natur des Begriffes und der Idee nicht erhob, hatte zu ihrem Zwecke,
_die Wahrheit zu erkennen_, und untersuchte ihre Gegenstaende danach,
ob sie ein _Wahrhaftes_ seyen oder nicht, Substanzen oder Phaenomene.
Der Sieg der kantischen Kritik ueber dieselbe besteht aber vielmehr
darin, die Untersuchung, welche das _Wahre_ zum Zwecke hat, und
diesen Zweck selbst zu beseitigen; sie macht die Frage, die allein
Interesse hat, gar nicht, ob ein bestimmtes Subjekt, hier das
_abstrakte Ich der Vorstellung_, an und fuer sich Wahrheit habe.  Es
heisst aber auf den Begriff und die Philosophie Verzicht leisten, wenn
man bei der Erscheinung und bei demjenigen stehen bleibt, was sich im
alltaeglichen Bewusstseyn fuer die blosse Vorstellung ergiebt.  Was
darueber hinausgeht, heisst in der kantischen Kritik etwas
Ueberfliegendes, und zu dem die Vernunft keineswegs berechtigt sey.
In der That ueberfliegt der Begriff das Begrifflose, und die naechste
Berechtigung, darueber hinauszugehen, ist eines Theils er selbst,
andern Theils nach der negativen Seite die Unwahrheit der Erscheinung
und der Vorstellung, so wie solcher Abstraktionen, wie die
Dinge-an-sich und jenes Ich ist, das sich nicht Objekt seyn soll.

In dem Zusammenhang dieser logischen Darstellung ist es die _Idee des
Lebens_, aus der die Idee des Geistes hervorgegangen, oder was
dasselbe ist, als deren Wahrheit sie sich erwiesen hat.  Als dieses
Resultat hat diese Idee an und fuer sich selbst ihre Wahrheit, mit der
dann auch das Empirische oder die Erscheinung des Geistes verglichen
werden mag, wie es damit uebereinstimme; das Empirische kann jedoch
selbst auch nur durch und aus der Idee gefasst werden.  Von dem
_Leben_ haben wir gesehen, dass es die Idee ist, aber es hat sich
zugleich gezeigt, noch nicht die wahrhafte Darstellung oder Art und
Weise ihres Daseyns zu seyn.  Denn im Leben ist die Realitaet der Idee
als _Einzelnheit_, die _Allgemeinheit_ oder die Gattung ist das
_Innere_; die Wahrheit des Lebens als absolute negative Einheit ist
daher, die abstrakte, oder was dasselbe ist, die unmittelbare
Einzelnheit aufzuheben, und _als Identisches_ mit sich identisch, als
Gattung sich selbst gleich zu seyn.  Diese Idee ist nun der _Geist_.
--Es kann aber hierueber noch bemerkt werden, dass er hier in
derjenigen Form betrachtet wird, welche dieser Idee als logische
zukommt.  Die hat naemlich noch andere Gestalten, die hier beilaeufig
angefuehrt werden koennen, in welchen sie in den konkreten
Wissenschaften des Geistes zu betrachten ist, naemlich als _Seele,
Bewusstseyn und Geist als solcher_.

Der Name: _Seele_ wurde sonst vom einzelnen endlichen Geiste
ueberhaupt gebraucht, und die rationale oder empirische _Seelenlehre_
sollte so viel bedeuten als _Geisteslehre_.  Bei dem Ausdruck:
_Seele_ schwebt die Vorstellung vor, dass sie ein _Ding_ ist, wie die
anderen Dinge; man fragt nach ihrem _Sitze_, der _raeumlichen_
Bestimmung, von der aus ihre _Kraefte_ wirken; noch mehr danach, wie
dieses Ding _unvergaenglich_ sey, den Bedingungen der _Zeitlichkeit_
unterworfen, der Veraenderung darin aber entnommen sey.  Das System
der _Monaden_ hebt die Materie zur Seelenhaftigkeit herauf; die Seele
ist in dieser Vorstellung ein Atom wie die Atome der Materie
ueberhaupt; das Atom, das als Dunst aus der Kaffeetasse aufsteige, sey
durch glueckliche Umstaende faehig, sich zur Seele zu entwickeln, nur
die _groessere_ Dunkelheit seines Vorstellens unterscheide es von einem
solchen Dinge, das als Seele erscheint.--_Der fuer sich selbst seyende
Begriff_ ist nothwendig auch in _unmittelbarem Daseyn_; in dieser
substantiellen Identitaet mit dem Leben, in seinem Versenktseyn in
seine Aeusserlichkeit ist er in der _Anthropologie_ zu betrachten.
Aber auch ihr muss jene Metaphysik fremd bleiben, worin diese Form der
_Unmittelbarkeit_ zu einem _Seelending_, zu einem _Atom_, den Atomen
der Materie gleich wird.--Der Anthropologie muss nur die dunkle Region
ueberlassen werden, worin der Geist unter, wie man es sonst nannte,
_siderischen_ und _terrestrischen_ Einfluessen steht, als ein
Naturgeist in der _Sympathie_ mit der Natur lebt, und ihre
Veraenderungen in _Traeumen_ und _Ahnungen_ gewahr wird, dem Gehirn,
dem Herzen, den Ganglien, der Leber u. s. w. inwohnt, welcher
letztern nach Plato der Gott, damit auch der _unvernuenftige_ Theil
von seiner Guete bedacht und des Hoehern theilhaftig sey, die Gabe des
_Weissagens_ gegeben habe, ueber welche der selbstbewusste Mensch
erhoben sey.  Zu dieser unvernuenftigen Seite gehoert ferner das
Verhaeltniss des Vorstellens und der hoehern geistigen Thaetigkeit,
insofern sie im einzelnen Subjekte dem Spiele ganz zufaelliger
koerperlicher Beschaffenheit, aeusserlicher Einfluesse und einzelner
Umstaende unterworfen ist.

Diese unterste der konkreten Gestalten, worin der Geist in die
Materiatur versenkt ist, hat ihre unmittelbar hoehere im _Bewusstseyn_.
In dieser Form ist der freie Begriff als _fuersichseyendes_ Ich
zurueckgezogen aus der Objektivitaet, aber sich auf sie als _sein
Anderes_, als gegenueberstehenden Gegenstand beziehend.  Indem der
Geist hier nicht mehr als Seele ist, sondern in der _Gewissheit_
seiner selbst die _Unmittelbarkeit_ des _Seyns_ vielmehr die
Bedeutung _eines Negativen_ fuer ihn hat, so ist die Identitaet, in der
er im Gegenstaendlichen mit sich selbst ist, zugleich nur noch ein
_Scheinen_, indem das Gegenstaendliche auch noch die Form eines
_Ansichseyenden_ hat.

Diese Stufe ist der Gegenstand _der Phaenomenologie des Geistes_,
--einer Wissenschaft, welche zwischen der Wissenschaft des
Naturgeistes und des Geistes als solches inne steht, und den _fuer
sich_ seyenden Geist zugleich in seiner _Beziehung auf sein Anderes_,
welches hierdurch sowohl, wie erinnert, als _an sich_ seyendes Objekt
wie auch als negirtes bestimmt ist,--den Geist also als _erscheinend_
am Gegentheil seiner selbst sich darstellend betrachtet.

Die hoehere Wahrheit dieser Form ist aber _der Geist fuer sich_, fuer
welchen der dem Bewusstseyn _an sich_ seyende Gegenstand die Form
seiner eigenen Bestimmung, der _Vorstellung_ ueberhaupt hat; dieser
Geist, der auf die Bestimmungen als auf seine eigenen, auf Gefuehle,
Vorstellungen und Gedanken, thaetig ist, ist insofern in sich und in
seiner Form unendlich.  Die Betrachtung dieser Stufe gehoert der
eigentlichen _Geisteslehre_ an, die dasjenige umfassen wuerde, was
Gegenstand der gewoehnlich _empirischen Psychologie_ ist, die aber, um
die Wissenschaft des Geistes zu seyn, nicht empirisch zu Werke gehen,
sondern wissenschaftlich gefasst werden muss.--Der Geist ist auf dieser
Stufe _endlicher_ Geist, insofern der _Inhalt_ seiner Bestimmtheit
ein unmittelbarer gegebener ist; die Wissenschaft desselben hat den
Gang darzustellen, worin er sich von dieser seiner Bestimmtheit
befreit, und zum Erfassen seiner Wahrheit, des unendlichen Geistes,
fortgeht.

Die _Idee des Geistes_ dagegen, welche _logischer_ Gegenstand ist,
steht schon innerhalb der reinen Wissenschaft; sie hat daher ihn
nicht den Gang durchmachen zu sehen, wie er mit der Natur, der
unmittelbaren Bestimmtheit und dem Stoffe oder der Vorstellung,
verwickelt ist, was in jenen drei Wissenschaften betrachtet wird; sie
hat diesen Gang bereits hinter sich, oder, was dasselbe ist, vielmehr
vor sich,--jenes insofern die Logik, als die _die letzte_
Wissenschaft, dieses insofern sie als _die erste_ genommen wird, aus
welcher die Idee erst in die Natur uebergeht.

In der logischen Idee des Geistes ist Ich daher sogleich, wie es aus
dem Begriffe der Natur als deren Wahrheit sich gezeigt hat, der freie
Begriff, der in seinem Urtheile sich selbst der Gegenstand ist, _der
Begriff als seine Idee_.  Aber auch in dieser Gestalt ist die Idee
noch nicht vollendet.

Indem sie der zwar freie, sich selbst zum Gegenstande habende Begriff
ist, so ist sie _unmittelbar_, ebendarum weil sie unmittelbar ist,
noch die Idee in ihrer _Subjektivitaet_, und damit in ihrer
Endlichkeit ueberhaupt.  Sie ist der _Zweck_, der sich realisiren soll,
oder es ist die _absolute Idee_ selbst noch in ihrer _Erscheinung_.
Was sie _sucht_, ist das _Wahre_, diese Identitaet des Begriffs selbst
und der Realitaet, aber sie sucht es nur erst; denn sie ist hier, wie
sie _zuerst_ ist, noch ein _Subjektives_.  Der Gegenstand, der fuer
den Begriff ist, ist daher hier zwar auch ein gegebener, aber er
tritt nicht als einwirkendes Objekt, oder als Gegenstand, wie er als
solcher fuer sich selbst beschaffen sey, oder als Vorstellung in das
Subjekt ein, sondern dieses verwandelt ihn in _eine
Begriffsbestimmung_; es ist der Begriff, der im Gegenstand sich
bethaetigt, darin sich auf sich bezieht, und dadurch, dass er sich an
dem Objekte seine Realitaet giebt, _Wahrheit_ findet.

Die Idee ist also zunaechst das eine Extrem eines Schlusses als der
Begriff, der als Zweck zunaechst sich selbst zur subjektiven Realitaet
hat; das andere Extrem ist die Schranke des Subjektiven, die
objektive Welt.  Die beiden Extreme sind darin identisch, dass sie die
Idee sind; erstlich ist ihre Einheit die des Begriffs, welcher in dem
einen nur _fuer sich_, in dem andern nur _an sich_ ist; zweitens ist
die Realitaet in dem einen abstrakt, in dem andern in ihrer konkreten
Aeusserlichkeit.--Diese Einheit wird nun durch das Erkennen _gesetzt_;
sie ist, weil es die subjektive Idee ist, die als Zweck von sich
ausgeht, zunaechst nur als _Mitte_.--Das Erkennende bezieht sich
durch die Bestimmtheit seines Begriffs, naemlich das abstrakte
Fuersichseyn, zwar auf eine Aussenwelt; aber in der absoluten Gewissheit
seiner selbst, um die Realitaet seiner an sich selbst, diese formelle
Wahrheit zur reellen Wahrheit zu erheben.  Es hat an seinem Begriff
die _ganze Wesenheit_ der objektiven Welt, sein Process ist, den
konkreten Inhalt derselben fuer sich als identisch mit dem _Begriffe_,
und umgekehrt diesen als identisch mit der Objektivitaet zu setzen.

Unmittelbar ist die Idee der Erscheinung _theoretische_ Idee, das
_Erkennen_ als solches.  Denn unmittelbar hat die objektive Welt die
Form der _Unmittelbarkeit_ oder des _Seyns_ fuer den fuer sich seyenden
Begriff, so wie dieser zuerst sich nur als der abstrakte noch in ihm
eingeschlossene Begriff seiner selbst ist; er ist daher nur als
_Form_; seine Realitaet, die er an ihm selbst hat, sind nur seine
einfachen Bestimmungen von _Allgemeinheit_ und _Besonderheit_; die
Einzelnheit aber oder die _bestimmte Bestimmtheit_, den Inhalt erhaelt
diese Form von Aussen.


A. Die Idee des Wahren.


Die subjektive Idee ist zunaechst _Trieb_.  Denn sie ist der
Widerspruch des Begriffs, sich zum _Gegenstand_ zu haben und sich die
Realitaet zu seyn, ohne dass doch der Gegenstand als _anderes_ gegen
ihn Selbststaendiges waere, oder ohne dass der Unterschied seiner selbst
von sich zugleich die wesentliche Bestimmung der _Verschiedenheit_
und des gleichgueltigen Daseyns haette.  Der Trieb hat daher die
Bestimmtheit, seine eigene Subjektivitaet aufzuheben, seine erst
abstrakte Realitaet zur konkreten zu machen, und sie mit dem _Inhalte_
der von seiner Subjektivitaet vorausgesetzten Welt zu erfuellen.--Von
der andern Seite bestimmt er sich hierdurch so: der Begriff ist zwar
die absolute Gewissheit seiner selbst; seinem _Fuersichseyn_ steht aber
seine Voraussetzung einer _an sich_ seyenden Welt gegenueber, deren
gleichgueltiges _Andersseyn_ aber fuer die Gewissheit seiner selbst den
Werth nur eines _Unwesentlichen_ hat; er ist insofern der Trieb, diess
Andersseyn aufzuheben, und in dem Objekte die Identitaet mit sich
selbst anzuschauen.  Insofern diese Reflexion-in-sich der
aufgehobenen Gegensatz und die _gesetzte_, fuer das Subjekt bewirkte
_Einzelnheit_ ist, welche zunaechst als das vorausgesetzte
_Ansichseyn_ erscheint, ist es die aus dem Gegensatz hergestellte
Identitaet der Form mit sich selbst,--eine Identitaet, welche damit als
gleichgueltig gegen die Form in deren Unterschiedenheit, bestimmt und
_Inhalt_ ist.  Dieser Trieb ist daher der Trieb der _Wahrheit_,
insofern sie im _Erkennen_ ist, also der _Wahrheit_ als
_theoretischer_ Idee, in ihrem eigentlichen Sinne.--Wenn die
_objektive_ Wahrheit zwar die Idee selbst ist, als die dem Begriffe
entsprechende Realitaet, und ein Gegenstand insofern an ihm Wahrheit
haben kann oder nicht, so ist dagegen der bestimmtere Sinn die
Wahrheit dieser, dass sie es _fuer_ oder _im_ subjektiven Begriff, im
_Wissen_ sey.  Sie ist das Verhaeltniss des _Begriffsurtheils_, welches
als das formelle Urtheil der Wahrheit sich gezeigt hat; in demselben
ist naemlich das Praedikat nicht nur die Objektivitaet des Begriffes,
sondern die beziehende Vergleichung des Begriffs der Sache und der
Wirklichkeit derselben.--_Theoretisch_ ist diese Realisirung des
Begriffs, insofern er als _Form_ noch die Bestimmung eines
_subjektiven_, oder die Bestimmung fuer das Subjekt hat, die seinige
zu seyn.  Weil das Erkennen die Idee als Zweck oder als subjektive,
ist, so ist die Negation der als _an sich seyend_ vorausgesetzten
Welt die _erste_; der Schlusssatz, worin das Objektive in das
Subjektive gesetzt ist, hat daher zunaechst auch nur die Bedeutung,
dass das Ansichseyende nur als ein Subjektives, oder in der
Begriffsbestimmung nur _gesetzt_, darum aber nicht so an und fuer sich
sey.  Der Schlusssatz kommt insofern nur zu einer _neutralen_ Einheit,
oder einer _Synthesis_, d. h. einer Einheit von solchen, die
urspruenglich geschieden, nur aeusserlich so verbunden seyen.--Indem
daher in diesem Erkennen der Begriff das Objekt als _das seinige_
setzt, giebt sich die Idee zunaechst nur einen Inhalt, dessen
Grundlage _gegeben_ und an dem nur die Form der Aeusserlichkeit
aufgehoben worden.  Diess Erkennen behaelt insofern in seinem
ausgefuehrten Zwecke noch seine _Endlichkeit_, es hat in ihn denselben
zugleich _nicht_ erreicht, und ist _in seiner Wahrheit_ noch _nicht_
zur _Wahrheit_ gekommen.  Denn insofern im Resultate der Inhalt noch
die Bestimmung eines _gegebenen_ hat, so ist das vorausgesetzte
_Ansichseyn_ gegen den Begriff nicht aufgehoben; die Einheit des
Begriffs und der Realitaet, die Wahrheit, ist somit ebenso sehr auch
nicht darin enthalten.--Sonderbarer Weise ist in neueren Zeiten diese
Seite der _Endlichkeit_ festgehalten und als das _absolute_
Verhaeltniss des Erkennens angenommen worden;--als ob das Endliche als
solches das Absolute seyn sollte!  Auf diesem Standpunkte wird dem
Objekte eine unbekannte _Dingheit-an-sich hinter_ dem Erkennen
zugeschrieben, und dieselbe und damit auch die Wahrheit als ein
absolutes _Jenseits_ fuer das Erkennen betrachtet.  Die
Denkbestimmungen ueberhaupt, die Kategorien, die
Reflexions-Bestimmungen, so wie der formale Begriff und dessen
Momente erhalten darin die Stellung, nicht dass sie an und fuer sich
endliche Bestimmungen, sondern dass sie es in dem Sinne sind, als sie
ein Subjektives gegen jene leere _Dingheit-an-sich_ sind; diess
Verhaeltniss der Unwahrheit des Erkennens als das wahrhafte anzunehmen,
ist der zur allgemeinen Meinung neuerer Zeit gewordene Irrthum.  Aus
diese Bestimmung des endlichen Erkennens erhellt unmittelbar, dass es
ein Widerspruch ist, der sich selbst aufhebt;--der Widerspruch einer
Wahrheit, die zugleich nicht Wahrheit seyn soll;--eines Erkennens
dessen, was ist, welches zugleich das Ding-an-sich nicht erkennt.  In
dem Zusammenfallen dieses Widerspruchs faellt sein Inhalt, das
subjektive Erkennen und das Ding-an-sich zusammen, d. h. erweist sich
als ein Unwahres, Aber das Erkennen hat durch seinen eigenen Gang
seine Endlichkeit und damit seinen Widerspruch aufzuloesen; jene
Betrachtung, welche wir ueber dasselbe machen, ist eine aeusserliche
Reflexion; es ist aber selbst der Begriff, der sich Zweck ist, der
also durch seine Realisirung sich ausfuehrt, und eben in dieser
Ausfuehrung seine Subjektivitaet und das vorausgesetzte Ansichseyn
aufhebt.--Es ist daher an ihm selbst in seiner positiven Thaetigkeit
zu betrachten.  Da diese Idee, wie gezeigt, der Trieb des Begriffes
ist, sich _fuer sich selbst_ zu realisiren, so ist seine Thaetigkeit,
das Objekt zu bestimmen, und durch diess Bestimmen sich in ihm
identisch auf sich zu beziehen.  Das Objekt ist ueberhaupt das
schlechthin Bestimmbare, und in der Idee hat es diese wesentliche
Seite, nicht an und fuer sich gegen den Begriff zu seyn.  Weil diess
Erkennen noch das endliche, nicht spekulative ist, so hat die
vorausgesetzte Objektivitaet noch nicht die Gestalt fuer dasselbe, dass
sie schlechthin nur der Begriff an ihr selbst ist, und nichts
Besonderes fuer sich gegen ihn enthaelt.  Aber damit, dass sie als ein
an-sich-seyendes Jenseits gilt, hat sie die Bestimmung der
_Bestimmbarkeit durch den Begriff_ darum wesentlich, weil _die Idee_
der fuer sich seyende Begriff und das schlechthin in sich Unendliche
ist, worin das Objekt _an sich_ aufgehoben, und der Zweck nur noch
ist, es _fuer sich_ aufzuheben; das Objekt ist daher zwar von der Idee
des Erkennens als _an sich seyend_ vorausgesetzt, aber wesentlich in
dem Verhaeltniss, dass sie ihrer selbst und der Nichtigkeit dieses
Gegensatzes gewiss, zu Realisirung ihres Begriffes in ihm komme.

In dem Schlusse, wodurch sich die subjektive Idee nun mit der
Objektivitaet zusammenschliesst, ist die _erste Praemisse_ dieselbe Form
der unmittelbaren Bemaechtigung und Beziehung des Begriffs auf das
Objekt, als wir in der Zweckbeziehung sahen.  Die bestimmende
Thaetigkeit des Begriffs auf das Objekt ist eine unmittelbare
_Mittheilung_ und widerstandslose _Verbreitung_ seiner auf dasselbe.
Der Begriff bleibt hierin in der reinen Identitaet mit sich selbst;
aber diese seine unmittelbare Reflexion-in-sich hat ebenso die
Bestimmung der objektiven Unmittelbarkeit; das was _fuer ihn_ seine
eigene Bestimmung ist, ist ebenso sehr ein _Seyn_, denn es ist die
_erste_ Negation der Voraussetzung.  Die gesetzte Bestimmung gilt
daher ebenso sehr als eine nur _gefundene_ Voraussetzung, als ein
_Auffassen_ eines _Gegebenen_, worin die Thaetigkeit des Begriffs
vielmehr nur darin bestehe, negativ gegen sich selbst zu seyn, sich
gegen das Vorhandene zurueckzuhalten und passiv zu machen, damit
dasselbe nicht bestimmt vom Subjekte, sondern sich, wie es in sich
selbst ist, _zeigen_ koenne.

Diess Erkennen erscheint daher in dieser Praemisse nicht einmal als
eine _Anwendung_ der logischen Bestimmungen, sondern als ein
Empfangen und Auffassen derselben als Vorgefundener, und seine
Thaetigkeit erscheint als darauf beschraenkt, nur ein subjektives
Hinderniss, eine aeusserliche Schaale von dem Gegenstande zu entfernen.
Diess Erkennen ist das _Analytische_.


a.  Das analytische Erkennen.


Den Unterschied des analytischen und synthetischen Erkennens findet
man zuweilen so angegeben, dass das eine vom Bekannten zum Unbekannten,
das andere vom Unbekannten zum Bekannten fortgehe.  Es wird aber,
wenn man diesen Unterschied naeher betrachtet, schwer seyn, in ihm
einen bestimmten Gedanken, vielweniger einen Begriff zu entdecken.
Man kann sagen, das Erkennen fange ueberhaupt mit der Unbekanntschaft
an, denn etwas, womit man schon bekannt ist, lernt man nicht kennen.
Umgekehrt auch faengt es mit dem Bekannten an; diess ist ein
tautologischer Satz;--das, womit es anfaengt, was es also wirklich
erkennt, ist eben dadurch ein Bekanntes; was noch nicht erkannt
worden, und erst spaeter erkannt werden soll, ist noch ein Unbekanntes.
Man muss insofern sagen, dass das Erkennen, wenn es einmal angefangen
hat, immer vom Bekannten zum Unbekannten fortgehe.

Das Unterscheidende des analytischen Erkennens hat sich bereits dahin
bestimmt, dass ihm als der ersten Praemisse des ganzen Schlusses die
Vermittelung noch nicht angehoert, sondern dass es die unmittelbare,
das Andersseyn noch nicht enthaltende Mittheilung des Begriffes ist,
worin die Thaetigkeit sich ihrer Negativitaet entaeussert.  Jene
Unmittelbarkeit der Beziehung ist jedoch darum selbst Vermittelung,
denn sie ist die negative Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
sich aber selbst vernichtet und sich dadurch einfach und identisch
macht.  Diese Reflexion-in-sich ist nur ein Subjektives, weil in
ihrer Vermittelung der Unterschied nur noch als der vorausgesetzte
_ansichseyende_, als Verschiedenheit _des Objekts_ in sich, vorhanden
ist.  Die Bestimmung, die daher durch diese Beziehung zu Stande kommt,
ist die Form einfacher _Identitaet_, der _abstrakten Allgemeinheit_.
Das analytische Erkennen hat daher ueberhaupt diese Identitaet zu
seinem Princip und der Uebergang in Anderes, die Verknuepfung
Verschiedener ist aus ihm selbst, aus seiner Thaetigkeit
ausgeschlossen.

Das analytische Erkennen nun naeher betrachtet, so wird von einem
_vorausgesetzten_, somit einzelnen, _konkreten_ Gegenstande
angefangen, er sey nun ein fuer die Vorstellung schon _fertiger_ oder
er sey eine _Aufgabe_, naemlich nur in seinen Umstaenden und
Bedingungen gegeben, aus ihnen noch nicht fuer sich herausgehoben und
in einfacher Selbststaendigkeit dargestellt.  Die Analyse desselben
kann nun nicht darin bestehen, dass er bloss in die besonderen
_Vorstellungen_, die er enthalten kann, _aufgeloest_ werde; eine
solche Aufloesung und das Auffassen derselben ist ein Geschaeft, das
nicht zum Erkennen gehoerte, sondern nur eine naehere _Kenntniss_, eine
Bestimmung innerhalb der Sphaere des _Vorstellens_ betraefe.  Die
Analyse, da sie den Begriff zum Grunde hat, hat zu ihren Produkten
wesentlich die Begriffsbestimmungen, und zwar als solche, welche
_unmittelbar_ in dem Gegenstande _enthalten_ sind.  Es hat sich aus
der Natur der Idee des Erkennens ergeben, dass die Thaetigkeit des
subjektiven Begriffs von der einen Seite nur als _Entwickelung_
dessen, _was im Objekt schon ist_, angesehen werden muss, weil das
Objekt selbst nichts als die Totalitaet des Begriffs ist.  Es ist
ebenso einseitig, die Analyse so vorzustellen, als ob im Gegenstande
nichts sey, was nicht in ihm _hineingelegt_ werde, als es einseitig
ist, zu meinen, die sich ergebenden Bestimmungen werden nur aus ihm
_herausgenommen_.  Jene Vorstellung spricht bekanntlich der
subjektive Idealismus aus, der in der Analyse die Thaetigkeit des
Erkennens allein fuer ein einseitiges _Setzen_ nimmt, jenseits dessen
das _Ding-an-sich_ verborgen bleibt; die andere Vorstellung gehoert
dem sogenannten Realismus an, der den subjektiven Begriff als eine
leere Identitaet erfasst, welche die Gedankenbestimmungen _von Aussen_
in sich _aufnehme_.--Da das analytische Erkennen, die Verwandlung des
gegebenen Stoffes in logische Bestimmungen, sich gezeigt hat, beides
in Einem zu seyn, ein _Setzen_, welches sich ebenso unmittelbar als
_Voraussetzen_ bestimmt, so kann um des letztern willen das Logische
als ein schon im Gegenstande _Fertiges_, so wie wegen des erstern als
_Produkt_ einer bloss subjektiven Thaetigkeit erscheinen.  Aber beide
Momente sind nicht zu trennen; das Logische ist in seiner abstrakten
Form, in welche es die Analyse heraushebt, allerdings nur im Erkennen
vorhanden, so wie es umgekehrt nicht nur ein _Gesetztes_, sondern ein
_An-sich-seyendes_ ist.

Insofern nun das analytische Erkennen die aufgezeigte Verwandlung ist,
geht es durch keine weiteren _Mittelglieder_ hindurch, sondern die
Bestimmung ist insofern _unmittelbar_ und hat eben diese Sinn, dem
Gegenstand eigen und an sich anzugehoeren, daher ohne subjektive
Vermittelung aus ihm aufgefasst zu seyn.--aber das Erkennen soll
ferner auch ein _Fortgehen_, eine _Entwickelung von Unterschieden_
seyn.  Weil es aber nach der Bestimmung, die es hier hat, begrifflos
und undialektisch ist, hat es nur einen _gegebenen Unterschied_, und
sein Fortgehen geschieht allein an den Bestimmungen des _Stoffes_.
Nur insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden koennen,
insofern scheint es ein _immanentes_ Fortgehen zu haben, als die
abgeleiteten Gedankenbestimmungen von Neuem analysirt werden koennen,
insofern sie noch ein Konkretes sind; das Hoechste und Letze dieses
Analysirens ist das abstrakte hoechste Wesen,--oder die abstrakte
subjektive Identitaet, und ihr gegenueber die Verschiedenheit.  Dieses
Fortgehen ist jedoch nichts Anderes, als nur die Wiederholung des
einen urspruenglichen Thuns der Analyse, naemlich die Wiederbestimmung
des schon in die abstrakte Begriffsform Aufgenommenen als eines
_Konkreten_ und hierauf die Analyse desselben, dann von Neuem die
Bestimmung des aus ihr hervorgehenden Abstrakten als eines Konkreten
und sofort.--Die Gedankenbestimmungen scheinen aber in ihnen selbst
auch einen Uebergang zu enthalten.  Wenn der Gegenstand als Ganzes
bestimmt worden, so wird davon allerdings zur _andern_ Bestimmung:
_des Theils_; von der _Ursache_ zur andern Bestimmung der _Wirkung_ u.
s. f. fortgegangen.  Aber diess ist hier insofern kein Fortgehen, als
Ganzes und Theile, Ursache und Wirkung, _Verhaeltnisse_ sind, und zwar
fuer dieses formale Erkennen so _fertige_ Verhaeltnisse, dass die eine
Bestimmung an die andere wesentlich geknuepft _vorgefunden_ wird.  Der
Gegenstand, der als _Ursache_ oder als _Theil_ bestimmt worden, ist
damit durch das _ganze_ Verhaeltniss, schon durch beide Seiten
desselben bestimmt.  Ob es schon _an sich_ etwas Synthetisches ist,
so ist dieser Zusammenhang fuer das analytische Erkennen ebenso sehr
nur ein _Gegebenes_, als anderer Zusammenhang seines Stoffes, und
gehoert daher nicht seinem eigenthuemlichen Geschaefte an.  Ob solcher
Zusammenhang sonst als ein Priorisches oder Aposteriorisches bestimmt
werde, diess ist dabei gleichgueltig insofern er als ein
_vorgefundener_ gefasst wird, oder wie man es auch genannt hat, als
eine _Thatsache_ des Bewusstseyns, dass mit der Bestimmung: _Ganzes_
die Bestimmung: _Theil_ verknuepft sey und so fort.  Indem Kant die
tiefe Bemerkung von _synthetischen_ Grundsaetzen a priori aufgestellt
und als deren Wurzel die Einheit des Selbstbewusstseyns, also die
Identitaet des Begriffes mit sich, erkannt hat, nimmt er doch den
_bestimmten_ Zusammenhang, die Verhaeltnissbegriffe und synthetischen
Grundsaetze selbst, _von der formalen Logik_ als _gegeben_ auf; die
Deduktion derselben haette die Darstellung des Uebergangs jener
einfachen Einheit des Selbstbewusstseyns in diese ihre Bestimmungen
und Unterschiede seyn muessen; aber die Aufzeigung dieses wahrhaft
synthetischen Fortgehens, des sich selbst producirenden Begriffs, hat
Kant sich erspart, zu leisten.

Bekanntlich wird die _Arithmetik_ und die allgemeineren
_Wissenschaften der diskreten Groesse_ vorzugsweise _analytische
Wissenschaft_ und _Analysis_ genannt.  Die Erkenntnissweise derselben
ist in der That am immanentesten analytisch und es ist kuerzlich zu
betrachten, worauf sich diess gruendet.--Das sonstige analytische
Erkennen faengt von einem konkreten Stoffe an, der eine zufaellige
Mannigfaltigkeit an sich hat; aller Unterschied der Inhalts und das
Fortgehen zu weiterem Inhalt haengt von demselben ab.  Der
arithmetische und algebraische Stoff dagegen ist ein schon ganz
abstrakt und unbestimmt Gemachtes, an dem alle Eigenthuemlickeit des
Verhaeltnisses getilgt, dem somit nun jede Bestimmung und Verknuepfung
ein Aeusserliches ist.  Ein solches ist das Princip der diskreten
Groesse, das _Eins_.  Diess verhaeltnisslose Atome kann zu einer
_Vielheit_ vermehrt und aeusserlich zu einer Anzahl bestimmt und
vereinigt werden, dieses Vermehren und Begrenzen ist ein leeres
Fortgehen und Bestimmen, welches bei demselben Princip des abstrakten
Eins stehen bleibt.  Wie die _Zahlen_ ferner zusammengefasst und
getrennt werden, haengt allein von dem Setzen des Erkennenden ab.  Die
_Groesse_ ist ueberhaupt die Kategorie, innerhalb welcher diese
Bestimmungen gemacht werden;--was die _gleichgueltig_ gewordenen
Bestimmtheit ist, so dass der Gegenstand keine Bestimmtheit hat,
welche ihm immanent, also dem Erkennen _gegeben_ waere.  Insofern sich
das Erkennen zunaechst eine zufaellige Verschiedenheit von Zahlen
gegeben hat, so machen sie nun den Stoff fuer eine weitere Bearbeitung
und mannigfaltige Verhaeltnisse aus.  Solche Verhaeltnisse, deren
Erfindung und Bearbeitung, scheinen zwar nichts dem analytischen
Erkennen Immanentes, sondern ein Zufaelliges und Gegebenes zu seyn;
wie denn auch diese Verhaeltnisse und die sich auf sie beziehenden
Operationen gewoehnlich _nacheinander_ als _verschiedene_ ohne
Bemerkung eines innern Zusammenhanges vorgetragen werden.  Allein es
ist leicht, ein fortleitendes Princip zu erkennen, und zwar ist es
das Immanente der analytischen Identitaet, die am Verschiedenen als
_Gleichheit_ erscheint; der Fortschritt ist die Reduktion des
Ungleichen auf immer groessere Gleichheit.  Um ein Beispiel an den
ersten Elementen zu geben, so ist die Addition das Zusammenfassen
ganz zufaellig _ungleicher_ Zahlen, die Multiplikation dagegen von
_gleichen_, worauf noch das Verhaeltniss der _Gleichheit_ von der
_Anzahl_ und der _Einheit_ folgt, und das Potenzen-Verhaeltniss
eintritt.

Weil nun die Bestimmtheit des Gegenstandes und der Verhaeltnisse eine
_gesetzte_ ist, so ist die weitere Operation mit ihnen auch ganz
analytisch, und die analytische Wissenschaft hat daher nicht sowohl
_Lehrsaetze_, als _Aufgaben_.  Der anlytische Lehrsatz enthaelt die
Aufgabe schon fuer sich selbst als geloest, und der ganz aeusserliche
Unterschied, der den beiden Seiten, die er gleich setzt, zukommt, ist
so unwesentlich, dass ein solcher Lehrsatz als eine triviale Identitaet
erscheinen wuerde.  Kant hat zwar den Satz 5+7=12 fuer einen
_synthetischen_ Satz erklaert, weil auf einer Seite Dasselbe, in der
Form von Mehreren, von 5 und 7, auf der anderen in der Form von Einem,
von 12, dargestellt ist.  Allein wenn das Analytische nicht das
abstrakt Identische und Tautologische 12=12 bedeuten und ein Fortgang
in demselben ueberhaupt seyn soll, so muss irgend ein Unterschied
vorhanden seyn, jedoch ein solcher, der sich auf keine Qualitaet,
keine Bestimmtheit der Reflexion und noch weniger des Begriffs
gruendet. 5+7 und 12 sind durchaus ganz derselbe Inhalt; in jener
Seite ist auch die _Forderung_ ausgedrueckt, dass 5 und 7 in _Einen_
Ausdruck zusammengefasst, das heisst, dass wie fuenf ein
Zusammengezaehltes ist, wobei das Abbrechen ganz willkuerlich war, und
ebenso gut weiter gezaehlt werden konnte, nun auf dieselbe Weise
fortgezaehlt werden soll mit der Bestimmung, dass die hinzuzusetzenden
Eins sieben seyn sollen.  Das 12 ist also ein Resultat von 5 und 7
und von einer Operation, welche schon gesetzt, ihrer Natur nach auch
ein ganz aeusserliches, gedankenloses Thun ist, dass es daher auch eine
Maschine verrichten kann.  Hier ist im Geringsten kein Uebergang zu
einem _Andern_; es ist ein blosses Fortsetzen, d. h. _Wiederholen_
derselben Operation, durch welche 5 und 7 entstanden ist.

Der _Beweis_ eines solchen Lehrsatzes,--einen solchen erforderte er,
wenn er ein synthetischer Satz waere--wuerde nur in der Operation des
durch 7 bestimmten Fortzaehlens von 5 an, und in dem Erkennen der
Uebereinstimmung dieses Fortgezaehlten mit dem bestehen, was man sonst
12 nennt, und was wieder weiter nichts, als eben jenes bestimmte
Fortzaehlen selbst ist.  Statt der Form der Lehrsaetze waehlt man daher
sogleich die Form der _Aufgabe, der Forderung_ der Operation, naemlich
das Aussprechen nur der _Einen_ Seite von der Gleichung, die den
Lehrsatz ausmachen wuerde, und deren andere Seite nun gefunden werden
soll.  Die Aufgabe enthaelt den Inhalt, und giebt die bestimmte
Operation an, die mit ihm vorgenommen werden soll.  Die Operation ist
durch keinen sproeden, mit specifischen Verhaeltnissen begabten Stoff
beschraenkt, sondern ein aeusserliches, subjektives Thun, dessen
Bestimmungen der Stoff gleichgueltig annimmt, an welchem sie gesetzt
werden.  Der ganze Unterschied der in der Aufgabe gemachten
Bedingungen und des Resultates in der _Aufloesung_ ist nur der, dass in
diesem _wirklich_ auf die bestimmte Weise vereinigt oder getrennt ist,
wie in jener angegeben war.

Es ist daher ein hoechst ueberfluessiges Gerueste, hier die Form der
geometrischen Methode, welche sich auf synthetische Saetze bezieht,
anzuwenden und der Aufgabe ausser der _Aufloesung_ auch noch einen
_Beweis_ folgen zu lassen.  Er kann nichts als die Tautologie
ausdruecken, dass die Aufloesung richtig ist, weil man operirt hat, wie
aufgegeben war.  Wenn die Aufgabe ist, man soll mehrere Zahlen
addiren; so ist die Aufloesung: man addire sie; der Beweis zeigt, dass
die Aufloesung richtig ist, darum weil aufgegeben war zu addiren, und
man addirt hat.  Wenn die Aufgabe zusammengesetztere Bestimmungen und
Operationen, z.B. etwa Decimal-Zahlen zu multipliciren enthaelt, und
die Aufloesung giebt nichts, als das mechanische Verfahren an, so wird
wohl ein Beweis noethig; dieser aber kann weiter nichts seyn, als die
Analyse jener Bestimmungen und der Operation, woraus die Aufloesung
von selbst hervorgeht.  Durch diese Absonderung der _Aufloesung_ als
eines mechanischen Verfahrens, und des _Beweises_ als der
Rueckerinnerung an die Natur des zu behandelnden Gegenstandes und der
Operation selbst, geht gerade der Vortheil der analytischen Aufgabe
verloren, dass naemlich die _Konstruktion_ unmittelbar aus der Aufgabe
abgeleitet, und daher an und fuer sich als _verstaendig_ dargestellt
werden kann; auf die andere Weise wird der Konstruktion ausdruecklich
ein Mangel gegeben, welcher der synthetischen Methode eigen ist.--In
der hoehern Analysis, wo mit dem Potenzen-Verhaeltnisse Verhaeltnisse
vornehmlich qualitative und von Begriffsbestimmtheiten abhaengende
Verhaeltnisse der diskreten Groessen eintreten, enthalten die Aufgaben
und Lehrsaetze allerdings wohl synthetische Bestimmungen; es muessen
daselbst _andere_ Bestimmungen und Verhaeltnisse zu Mittelgliedern
genommen werden, als _unmittelbar_ durch die Aufgabe oder den
Lehrsatz _angegeben_ sind.  Uebrigens muessen auch diese zu Huelfe
genommenen Bestimmungen von der Art seyn, dass sie in der
Beruecksichtigung und Entwickelung einer Seite der Aufgabe oder des
Lehrsatzes gegruendet sind; das synthetische Aussehen kommt allein
daher, dass die Aufgabe oder der Lehrsatz diese Seite nicht selbst
schon nahmhaft macht.--Die Aufgabe, z.B. die Summe der Potenzen der
Wurzeln einer Gleichung zu finden, wird durch die Betrachtung und
dann Verknuepfung der Funktionen geloest, welche die Koefficienten der
Gleichung von den Wurzeln sind.  Die hier zu Huelfe genommene
Bestimmung der Funktionen der Koefficienten und deren Verknuepfung ist
nicht in der Aufgabe schon ausgedrueckt, uebrigens ist die Entwickelung
selbst ganz analytisch.  So ist die Aufloesung der Gleichung x[hoch
(m-1)]=0 mit Huelfe der Sinus, auch die immanente bekanntlich durch
Gauss gefundene algebraische Aufloesung mit Huelfe der Betrachtung des
_Residuums_ von x[hoch (m-1)]-1 durch m dividirt, und der sogenannten
primitiven Wurzeln,--eine der wichtigsten Erweiterungen der Analysis
der neueren Zeit,--eine synthetische Aufloesung, weil die zu Huelfe
genommenen Bestimmungen, die Sinus oder die Betrachtung der Residuen,
nicht eine Bestimmung der Aufgabe selbst ist.

Ueber die Natur der Analysis, welche sogenannte unendliche
Differenzen veraenderlicher Groessen betrachtet, der Differential- und
Integral-Rechnung, ist im _ersten Theile_ dieser Logik ausfuehrlicher
gehandelt worden.  Daselbst wurde gezeigt, dass hier eine qualitative
Groessenbestimmung zu Grunde liegt, welche allein durch den Begriff
gefasst werden kann.  Der Uebergang zu derselben von der Groesse als
solcher ist nicht mehr analytisch; die Mathematik hat daher bis
diesen Tag nicht dahin kommen koennen, die Operationen, welche auf
jenem Uebergange beruhen, durch sich selbst, d. h. auf mathematische
Weise, zu rechtfertigen, weil er nicht mathematischer Natur ist.
_Leibnitz_, dem der Ruhm zugeschrieben wird, die Rechnung mit den
unendlichen Differenzen zu einem _Calcul_ geschaffen zu haben, hat,
wie ebendaselbst angefuehrt worden, den Uebergang auf eine Art gemacht,
welche die unzulaenglichste, ebenso voellig begrifflos als
unmathematisch, ist; den Uebergang aber einmal vorausgesetzt,--und er
im gegenwaertigen Stande der Wissenschaft mehr nicht als eine
Voraussetzung,--so ist der weitere Verfolg allerdings nur eine Reihe
gewoehnlicher analytischer Operationen.

Es ist erinnert worden, dass die Analysis synthetisch wird, insofern
sie auf _Bestimmungen_ kommt, welche nicht mehr durch die Aufgaben
selbst _gesetzt_ sind.  Der allgemeine Uebergang aber vom
analytischen zum synthetischen Erkennen liegt in dem nothwendigen
Uebergange von der Form der Unmittelbarkeit zur Vermittelung, der
abstrakten Identitaet zum Unterschiede.  Das Analytische bleibt in
seiner Thaetigkeit bei den Bestimmungen ueberhaupt stehen, insofern sie
sich auf sich selbst beziehen; durch ihre _Bestimmtheit_ aber sind
sie wesentlich auch von dieser Natur, dass sie sich auf _ein Anderes
beziehen_.  Es ist schon erinnert worden, dass wenn das analytische
Erkennen auch an Verhaeltnissen fortgeht, die nicht ein aeusserlich
gegebener Stoff, sondern Gedankenbestimmungen sind, so bleibt es doch
analytisch, insofern fuer dasselbe auch diese Verhaeltnisse _gegebene_
sind.  Weil aber die abstrakte Identitaet, welche diess Erkennen allein
als das seinige weiss, wesentlich _Identitaet des Unterschiedenen_ ist,
so muss sie auch als solche die seinige seyn, und fuer den subjektiven
Begriff auch der _Zusammenhang_ als durch ihn gesetzt und mit ihm
identisch werden.


b.  Das synthetische Erkennen.


Das analytische Erkennen ist die erste Praemisse des ganzen Schlusses,
--die _unmittelbare_ Beziehung des Begriffs auf das Objekt, die
_Identitaet_ ist daher die Bestimmung, welche es als die seinige
erkennt, und es ist nur das _Auffassen_ dessen, was ist.  Das
synthetische Erkennen geht auf das _Begreifen_ dessen, was ist, das
heisst, die Mannigfaltigkeit von Bestimmungen in ihrer Einheit zu
fassen.  Es ist daher die zweite Praemisse des Schlusses, in welchem
das _Verschiedene_ als solches bezogen wird.  Sein Ziel ist deswegen
die _Nothwendigkeit_ ueberhaupt.--Die Verschiedenen, welche verbunden
sind, sind es Theils in einem _Verhaeltnisse_; in solchem sind sie
ebenso wohl bezogen, als gleichgueltig und selbststaendig gegeneinander;
Theils aber sind sie im _Begriffe_ verknuepft, dieser ist ihre
einfache, aber bestimmte Einheit.  Insofern nun das synthetische
Erkennen zunaechst von der _abstrakten Identitaet_ zum _Verhaeltnisse_,
oder vom _Seyn_ zur _Reflexion_ uebergeht, so ist es nicht die
absolute Reflexion des Begriffes, welche der Begriff in seinem
Gegenstande erkennt; die Realitaet, welche er sich giebt, ist die
naechste Stufe, naemlich die angegebene Identitaet der Verschiedenen als
solcher, die daher zugleich noch _innere_ und nur Nothwendigkeit,
nicht die subjektive, fuer sich selbst seyende, daher noch nicht der
Begriff als solcher ist.  Das synthetische Erkennen hat daher wohl
auch die Begriffsbestimmungen zu seinem Inhalt, das Objekt wird in
denselben gesetzt; aber sie stehen erst im _Verhaeltnisse_ zu einander,
oder sind in _unmittelbarer_ Einheit, aber damit eben nicht in
derjenigen, wodurch der Begriff als Subjekt ist.  Diess macht die
Endlichkeit dieses Erkennens aus; weil diese reelle Seite der Idee in
ihm noch die Identitaet als _innere_ hat, so sind deren Bestimmungen
sich noch als _aeusserliche_; da sie nicht als Subjektivitaet ist, so
fehlt dem Eigenen, das der Begriff in seinem Gegenstande hat, noch
die _Einzelnheit_, und es ist zwar nicht mehr die abstrakte, sondern
die _bestimmte_ Form, also das _Besondere_ des Begriffes, was ihm im
Objekte entspricht, aber das _Einzelne_ desselben ist noch _ein
gegebener_ Inhalt.  Diess Erkennen verwandelt die objektive Welt daher
zwar in Begriffe, aber giebt ihr nur die Form nach den
Begriffsbstimmungen, und muss das Objekt nach seiner _Einzelnheit_,
der bestimmten Bestimmtheit, _finden_; es ist noch nicht selbst
bestimmend.  Ebenso _findet_ es Saetze und Gesetze, und beweist deren
_Nothwendigkeit_, aber nicht als eine Nothwendigkeit der Sache an und
fuer sich selbst, d. i. aus dem Begriffe, sondern des Erkennens, das
an den gegebenen Bestimmungen, den Unterschieden der Erscheinung
fortgeht, und _fuer sich_ den Satz als Einheit und Verhaeltniss, oder
aus der _Erscheinung_ deren Grund erkennt.

Die naeheren Momente des synthetischen Erkennens sind nun zu
betrachten.


1. Die Definition.


Das Erste ist, dass die noch gegebene Objektivitaet in die einfache,
als erste Form, somit die Form _des Begriffes_ verwandelt wird; die
Momente dieses Auffassens sind daher keine anderen, als die Momente
des Begriffs; die _Allgemeinheit, Besonderheit_ und _Einzelnheit_.
--Das _Einzelne_ ist das Objekt selbst als _unmittelbare Vorstellung_,
dasjenige, was definirt werden soll.  Das Allgemeine des Objekts
desselben hat sich in der Bestimmung des objektiven Urtheils, oder
des Urtheils der Nothwendigkeit, als die _Gattung_, und zwar als die
_naechste_ ergeben, das Allgemeine naemlich mit dieser Bestimmtheit,
welche zugleich Princip fuer den Unterschied des Besondern ist.
Diesen Unterschied hat der Gegenstand an der _specifischen Differenz_,
welche ihn zu der bestimmten Art macht, und welche seine Disjunktion
gegen die uebrigen Arten begruendet.

Die Definition, indem sie auf diese Weise den Gegenstand auf seinen
_Begriff_ zurueckfuehrt, streift seine Aeusserlichkeiten, welche zur
Existenz erforderlich sind, ab; sie abstrahirt von dem, was zum
Begriffe in seiner Realisation hinzukommt, wodurch er erstlich zur
Idee, und zweitens zur aeusserlichen Existenz heraustritt.  Die
_Beschreibung_ ist fuer die _Vorstellung_ und nimmt diesen weitern der
Realitaet angehoerigen Inhalt auf.  Die Definition reducirt aber diesen
Reichthum der mannigfaltigen Bestimmungen des angeschauten Daseyns
auf die einfachsten Momente; welches die Form dieser einfachen
Elemente, und wie sie gegen einander bestimmt ist, diess ist in dem
Begriff enthalten.  Der Gegenstand wird hiermit, wie angegeben, als
Allgemeines gefasst, welches zugleich wesentlich Bestimmtes ist.  Der
Gegenstand selbst ist das Dritte, das Einzelne, in welchem die
Gattung und die Besonderung in Eins gesetzt ist, und ein
_Unmittelbares_, welches _ausser_ dem Begriffe, da er noch nicht
selbstbestimmend ist, gesetzt ist.

In jenen Bestimmungen, dem Formunterschiede der Definition, findet
der Begriff sich selbst, und hat darin die ihm entsprechende Realitaet.
Aber weil die Reflexion der Begriffs-Momente in sich selbst, die
Einzelnheit, in dieser Realitaet noch nicht enthalten, weil somit das
Objekt, insofern es im Erkennen ist, noch nicht als ein subjektives
bestimmt ist, so ist das Erkennen dagegen ein subjektives und hat
einen aeusserlichen Anfang, oder wegen seines aeusserlichen Anfangs am
Einzelnen ist es ein subjektives.  Der Inhalt des Begriffs ist daher
ein gegebenes und ein Zufaelliges nach der gedoppelten Seite, einmal
nach seinem Inhalte ueberhaupt, das andere Mal danach, welche
Inhaltsbestimmungen von den mannigfaltigen Qualitaeten, die der
Gegenstand im aeusserlichen Daseyn hat, fuer den Begriff ausgewaehlt
werden, und die Momente desselben ausmachen sollen.

Die letztere Ruecksicht bedarf naeherer Betrachtung.  Es ist naemlich,
da die Einzelnheit als das an und fuer sich Bestimmtseyn ausser der
eigenthuemlichen Begriffsbestimmung des synthetischen Erkennens liegt,
kein Princip vorhanden, welche Seiten des Gegenstandes als zu seiner
Begriffsbestimmung und welche nur zu der aeusserlichen Realitaet gehoerig
angesehen werden sollen.  Diess macht eine Schwierigkeit bei den
Definitionen aus, die fuer dieses Erkennen nicht zu beseitigen ist.
Doch muss dabei ein Unterschied gemacht werden.--_Vor's Erste_ von
Produkten der selbstbewussten Zweckmaessigkeit laesst sich leicht die
Definition auffinden, denn der Zweck, fuer welchen sie dienen sollen,
ist eine Bestimmung, die aus dem subjektiven Entschlusse erzeugt ist,
und die wesentlichen Besonderung, die Form des Existirenden ausmacht,
auf welche es hier allein ankommt.  Die sonstige Natur seines
Materials oder andere aeussere Eigenschaften sind, insofern sie dem
Zweck entsprechen in seiner Bestimmung enthalten, die uebrigen sind
dafuer unwesentlich.

_Zweitens_ die geometrischen Gegenstaende sind abstrakte
Raumbestimmungen; die zum Grunde liegende Abstraktion, der sogenannte
absolute Raum, hat alle weitern konkreten Bestimmungen verloren, und
hat nun ferner nur solche Gestalten und Figurationen, als in ihm
gesetzt werden; _sie sind_ daher wesentlich nur, was sie seyn
_sollen_; ihre Begriffsbestimmung ueberhaupt, und naeher die
specifische Differenz hat an ihnen ihre einfache ungehinderte
Realitaet; sie sind insofern dasselbe, was die Produkte der aeussern
Zweckmaessigkeit, wie sie auch mit den arithmetischen Gegenstaenden
darin uebereinkommen, in welchen gleichfalls nur die Bestimmung zum
Grunde liegt, die in ihnen gesetzt worden.--Der Raum hat zwar noch
weitere Bestimmungen, die Dreiheit seiner Dimensionen, seine
Kontinuitaet und Theilbarkeit, welche nicht durch die aeusserliche
Bestimmung an ihm erst gesetzt werden.  Diese gehoeren aber zu dem
aufgenommenen Material, und sind unmittelbar Voraussetzungen; erst
die Verknuepfung und Verwickelung jener subjektiven Bestimmungen mit
dieser eigenthuemlichen Natur ihres Bodens, in welchen sie eingetragen
worden, bringt synthetische Verhaeltnisse und Gesetze hervor.--Bei den
Zahlbestimmungen, da ihnen das einfache Princip des _Eins_ zu Grunde
liegt, ist die Verknuepfung und weitere Bestimmung ganz nur ein
Gesetztes, die Bestimmungen hingegen im Raume, der fuer sich ein
kontinuirliches _Aussereinander_ ist, verlaufen sich noch weiter, und
haben eine von ihrem Begriffe verschiedene Realitaet, die aber nicht
mehr zur unmittelbaren Definition gehoert.

_Drittens_ aber sieht es mit den Definitionen _konkreter_ Objekte der
Natur sowohl als auch des Geistes ganz anders aus.  Solche
Gegenstaende sind ueberhaupt fuer die Vorstellung _Dinge von vielen
Eigenschaften_.  Es kommt hier zunaechst darauf an, aufzufassen, was
ihre naechste Gattung, und dann, was ihre specifische Differenz ist.
Es ist daher zu bestimmen, welche der vielen Eigenschaften dem
Gegenstande als Gattung, und welche ihm als Art zukomme, ferner
welche unter diesen Eigenschaften die wesentliche sey; und zu dem
Letztern gehoert, zu erkennen, in welchem Zusammenhange sie mit
einander stehen, ob die eine schon mit der andern gesetzt sey.  Dafuer
aber ist kein anderes Kriterium noch vorhanden, als das _Daseyn_
selbst.--Die Wesentlichkeit der Eigenschaft ist fuer die Definiton,
worin sie als einfache, unentwickelte Bestimmtheit gesetzt seyn soll,
ihre Allgemeinheit.  Diese aber ist im Daseyn die bloss empirische;
--Allgemeinheit in der Zeit, ob die Eigenschaft dauernd ist, waehrend
die anderen sich als vergaenglich in dem Bestehen des Ganzen zeigen;
--oder eine Allgemeinheit, die aus Vergleichung mit anderen konkreten
Ganzen hervorgeht, und insofern nicht ueber die Gemeinschaftlichkeit
hinauskommt.  Wenn nun die Vergleichung den totalen Habitus, wie er
sich empirisch darbietet, als gemeinschaftliche Grundlage angiebt, so
hat die Reflexion denselben in eine einfache Gedankenbestimmung
zusammenzubringen, und den einfachen Charakter solcher Totalitaet
aufzufassen.  Aber die Beglaubigung, dass eine Gedankenbestimmung oder
eine einzelne der unmittelbaren Eigenschaften das einfache und
bestimmte Wesen des Gegenstandes ausmachte, kann nur eine _Ableitung_
solcher Bestimmung aus der konkreten Beschaffenheit seyn.  Diess
erforderte aber eine Analyse, welche die unmittelbaren
Beschaffenheiten in Gedanken verwandelt, und das Konkrete derselben
auf ein Einfaches zurueckfuehrt; eine Analyse, die hoeher ist als die
betrachtete, weil sie nicht abstrahirend seyn, sondern in dem
Allgemeinen das Bestimmte des Konkreten noch erhalten, dasselbe
vereinigen und von der einfachen Gedankenbestimmung abhaengig zeigen
sollte.

Die Beziehungen der mannigfaltigen Bestimmungen des unmittelbaren
Daseyns auf den einfachen Begriff waeren aber Lehrsaetze, die des
Beweises beduerften.  Die Definition aber als der erste, noch
unentwickelte Begriff, indem sie die einfache Bestimmtheit des
Gegenstandes auffassen, und diess Auffassen etwas Unmittelbares seyn
soll, kann dazu nur eine seiner _unmittelbaren_ sogenannten
Eigenschaften,--eine Bestimmung des sinnlichen Daseyns oder der
Vorstellung, gebrauchen; ihre durch die Abstraktion geschehene
Vereinzelung macht dann die Einfachheit aus, und fuer die
Allgemeinheit und Wesentlichkeit ist der Begriff an die empirische
Allgemeinheit, das Beharren unter veraenderten Umstaenden und die
Reflexion verwiesen, die im aeusserlichen Daseyn und in der Vorstellung,
d. h. da die Begriffsbestimmung sucht, wo sie nicht zu finden ist.
--Das Definiren thut daher auch auf eigentliche Begriffsbestimmungen,
die wesentlich die Principien der Gegenstaende waeren, von selbst
Verzicht, und begnuegt sich mit _Merkmalen_, d. i.  Bestimmungen, bei
denen die _Wesentlichkeit_ fuer den Gegenstand selbst gleichgueltig ist,
und die vielmehr nur den Zweck haben, dass sie fuer eine aeussere
Reflexion _Merkzeichen_ sind.--Eine solche einzelne, _aeusserliche_
Bestimmtheit steht mit der konkreten Totalitaet und mit der Natur
ihres Begriffs zu sehr in Unangemessenheit, als dass sie fuer sich
gewaehlt und dafuer genommen werden koennte, dass ein konkretes Ganzes
seinen wahrhaften Ausdruck und Bestimmung in ihr haette.--Nach
_Blumenbachs_ Bemerkung z.B. ist das Ohrlaeppchen etwas, das allen
anderen Thieren fehlt, das also nach den gewoehnlichen Redensarten von
gemeinsamen und unterscheidenden Merkmalen mit allem Recht als der
distinktive Charakter in der Definition des physischen Menschen
gebraucht werden koennte.  Aber wie unangemessen zeigt sich sogleich
eine solche ganz aeusserliche Bestimmung mit der Vorstellung des
totalen Habitus des physischen Menschen, und mit der Forderung, dass
die Begriffsbestimmung etwas Wesentliches seyn soll!  Es ist etwas
ganz Zufaelliges, wenn die in die Definition aufgenommenen Merkmale
nur solche reine Nothbehelfe sind, oder aber sich der Natur eines
Princips mehr naehern.  Es ist ihnen um ihrer Aeusserlichkeit willen
auch anzusehen, dass von ihnen in der Begriffserkenntniss nicht
angefangen worden ist; vielmehr ist ein dunkles Gefuehl, ein
unbestimmter aber tieferer Sinn, eine Ahnung des Wesentlichen, der
Erfindung der Gattungen in der Natur und im Geiste vorangegangen, und
darum erst fuer den Verstand eine bestimme Aeusserlickeit aufgesucht
worden.--Der Begriff, indem er im Daseyn in die Aeusserlichkeit
getreten ist, ist er in seine Unterschiede entfaltet, und kann nicht
an eine einzelne solcher Eigenschaften schlechthin gebunden seyn.
Die Eigenschaften als die Aeusserlichkeit des Dinges sind sich selbst
aeusserlich; es ist in der Sphaere der Erscheinung bei dem Dinge von
vielen Eigenschaften aufgezeigt worden, dass sie deswegen wesentlich
sogar zu selbststaendigen Materien werden; der Geist wird, von
demselben Standpunkte der Erscheinung aus betrachtet, zu einem
Aggregate von vielen selbststaendigen Kraeften.  Die einzelne
Eigenschaft oder Kraft hoert durch diesen Standpunkt selbst, wo sie
gleichgueltig gegen die andern gesetzt wird, auf, charakterisirendes
Princip zu seyn, womit mit der Bestimmtheit, als Bestimmtheit des
Begriffs, ueberhaupt verschwindet.

Noch tritt an den konkreten Dingen neben der Verschiedenheit der
Eigenschaften gegeneinander der Unterschied zwischen _Begriff_ und
seiner _Verwirklichung_ ein.  Der Begriff in der Natur und im Geiste
hat eine aeusserliche Darstellung, worin seine Bestimmtheit sich als
Abhaengigkeit von Aeusserem, Vergaenglichkeit und Unangemessenheit zeigt.
Etwas Wirkliches zeigt daher wohl an sich, was es seyn _soll_, aber
es kann auch nach dem negativen Begriffsurtheil ebenso sehr zeigen,
dass seine Wirklichkeit diesem Begriffe nur unvollstaendig entspricht,
dass sie _schlecht_ ist.  Indem die Definition nun in einer
unmittelbaren Eigenschaft die Bestimmtheit des Begriffes angeben soll,
so giebt es keine Eigenschaft, gegen welche nicht eine Instanz
beigebracht werden koenne, in der der ganze Habitus zwar das zu
definirende Konkrete erkennen laesst, die Eigenschaft aber, welche fuer
dessen Charakter genommen wird, sich unreif oder verkuemmert zeigt.
In einer schlechten Pflanze, einer schlechten Thiergattung, einem
veraechtlichen Menschen, einem schlechten Staate sind Seiten der
Existenz mangelhaft oder ganz obliterirt, welche sonst fuer die
Definition als das Unterscheidende und die wesentliche Bestimmtheit
in der Existenz eines solchen Konkreten genommen werden konnten.
Eine schlechte Pflanze, Thier u. s. f. bleibt aber immer noch eine
Pflanze, Thier u. s. f.  Soll daher auch das Schlechte in die
Definition aufgenommen seyn, so entgehen den empirischen Herumsuchen
alle Eigenschaften, welche es als wesentlich ansehen wollte, durch
die Instanzen von Missgeburten, denen dieselben fehlen, z.B. die
Wesentlichkeit des Gehirns fuer den physischen Menschen, durch die
Instanz der Akephalen, die Wesentlichkeit des Schutzes von Leben und
Eigenthum fuer den Staat, durch die Instanz despotischer Staaten und
tyrannischer Regierungen.--Wenn gegen die Instanz der Begriff
behauptet, und sie an demselben gemessen fuer ein schlechtes Exemplar
ausgegeben wird, so hat er seine Beglaubigung nicht mehr an der
Erscheinung.  Die Selbststaendigkeit des Begriffes ist aber dem Sinne
der Definition zuwider, welche der _unmittelbare_ Begriff seyn soll,
daher ihre Bestimmungen fuer die Gegenstaende nur aus der
Unmittelbarkeit des Daseyns aufnehmen und sich nur an dem
Vorgefundenen rechtfertigen kann.--Ob ihr Inhalt _an und fuer sich_
Wahrheit oder Zufaelligkeit sey, diess liegt ausser ihrer Sphaere; die
formelle Wahrheit aber, die Uebereinstimmung des in der Definition
subjektiv gesetzten Begriffs und eines ausser ihm wirklichen
Gegenstandes kann darum nicht ausgemacht werden, weil der einzelne
Gegenstand auch schlecht seyn kann.

Der Inhalt der Definition ist ueberhaupt aus dem unmittelbaren Daseyn
genommen, und weil er unmittelbar ist, hat er keine Rechtfertigung;
die Frage nach dessen Nothwendigkeit ist durch den Ursprung beseitigt;
darin, dass sie den Begriff als ein bloss Unmittelbares ausspricht,
ist darauf Verzicht gethan, ihn selbst zu begreifen.  Sie stellt
daher nichts dar als die Formbestimmung des Begriffs an einem
gegebenen Inhalt, ohne die Reflexion des Begriffes in sich selbst, d.
h. _ohne sein Fuersichseyn_.

Aber die Unmittelbarkeit ueberhaupt geht nur aus der Vermittelung
hervor, sie muss daher zu dieser uebergehen.  Oder die
Inhaltsbestimmtheit, welche die Definition enthaelt, ist darum, weil
sie Bestimmtheit ist, nicht nur ein Unmittelbares, sondern durch ihre
andere Vermitteltes; die Definition kann daher ihren Gegenstand nur
durch die entgegengesetzte Bestimmung fassen, und muss daher zur
_Eintheilung_ uebergehen.


2. Die Eintheilung


Das Allgemeine muss sich _besondern_; insofern liegt die
Nothwendigkeit der Eintheilung in dem Allgemeinen.  Indem aber die
Definition schon selbst mit dem Besondern anfaengt, so liegt ihre
Nothwendigkeit, zur Eintheilung ueberzugehen, im Besondern, das fuer
sich auf ein anderes Besonderes hinweist.  Umgekehrt scheidet sich
eben darin das Besondere, indem die Bestimmtheit im Beduerfnisse ihres
Unterschiedes von der ihr andern festgehalten wird, von dem
Allgemeinen ab; dieses wird hiermit fuer die Eintheilung
_vorausgesetzt_.  Der Gang ist daher zwar dieser, dass er der einzelne
Inhalt der Definition durch die Besonderheit zum Extrem der
Allgemeinheit aufsteigt, aber diese muss nunmehr als die objektive
Grundlage angenommen werden, und von ihr aus stellt sich die
Eintheilung als Disjunktion des Allgemeinen, als des Ersten, dar.

Hiermit ist ein Uebergang eingetreten, der, da er vom Allgemeinen zum
Besondern geschieht, durch die Form des Begriffs bestimmt ist.  Die
Definition fuer sich ist etwas Einzelnes; eine Mehrheit von
Definitionen gehoert der Mehrheit der Gegenstaende an.  Der dem Begriff
angehoerige Fortgang vom Allgemeinen zum Besondern ist Grundlage und
Moeglichkeit einer _synthetischen Wissenschaft_, eines _Systems und
systematischen Erkennens_.

Die erste Erforderniss hierfuer ist, wie gezeigt, dass der Anfang mit
dem Gegenstande in der Form eines _Allgemeinen_ gemacht werde.  Wenn
in der Wirklichkeit, es sey der Natur oder des Geistes, die konkrete
Einzelnheit dem subjektiven, natuerlichen Erkennen als das Erste
gegeben ist, so muss dagegen in dem Erkennen, das wenigstens insofern
ein Begreifen ist, als es die Form des Begriffes zur Grundlage hat,
das _Einfache_, von dem Konkreten _Ausgeschiedene_ das Erste seyn,
weil der Gegenstand nur in dieser Form die Form des sich auf sich
beziehenden Allgemeinen und des dem Begriffe nach Unmittelbaren hat.
Gegen diesen Gang im Wissenschaftlichen kann etwa gemeint werden,
weil das Anschauen leichter sey als das Erkennen, so sey auch das
Anschaubare, also die konkrete Wirklichkeit zum Anfang der
Wissenschaft zu machen, und dieser Gang sey _naturgemaesser_ als der,
welcher vom Gegenstand in seiner Abstraktion beginnt, und von da
umgekehrt zu dessen Besonderung und konkreten Vereinzelung fortgeht.
--Indem aber _erkannt_ werden soll, so ist die Vergleichung mit der
_Anschauung_ bereits entschieden und aufgegeben; und es kann nur die
Frage seyn, was _innerhalb des Erkennens_ das Erste und wie die Folge
beschaffen seyn soll; es wird nicht mehr ein _naturgemaesser_, sondern
ein _erkenntnissgemaesser_ Weg verlangt.--Wenn bloss nach der
_Leichtigkeit_ gefragt wird, so erhellt ohnehin von selbst, dass es
dem Erkennen leichter ist, die abstrakte einfache Gedankenbestimmung
zu fassen, als das Konkrete, welches eine vielfache Verknuepfung von
solchen Gedankenbestimmungen und deren Verhaeltnissen ist; und in
dieser Art, nicht mehr wie es in der Anschauung ist, soll es
aufgefasst werden.  An und fuer sich ist das _Allgemeine_ das erste
Begriffs-Moment, weil es das _Einfache_ ist, und das Besondere erst
das nachfolgende, weil es das Vermittelte ist; und umgekehrt ist das
_Einfache_ das Allgemeinere, und das Konkrete als das in sich
Unterschiedene, hiermit Vermittelte, dasjenige, das den Uebergang von
einem Ersten schon voraussetzt.--Diese Bemerkung betrifft nicht nur
die Ordnung des Ganges in den bestimmten Formen von Definitionen,
Eintheilungen und Saetzen, sondern auch die Ordnung des Erkennens im
Allgemeinen, und bloss in Ruecksicht auf den Unterschied von Abstrakten
und Konkreten ueberhaupt.--Daher wird auch z.B. beim _Lesenlernen_
vernuenftigerweise nicht mit dem Lesen ganzer Worte oder auch der
Sylben der Anfang gemacht, sondern mit den _Elementen_ der Woerter und
Sylben, und den Zeichen der _abstrakten_ Toene; in der
Buchstabenschrift ist die Analyse des konkreten Wortes in seine
abstrakten Toene und deren Zeichen schon vollbracht, das Lesenlernen
wird ebendadurch eine erste Beschaeftigung mit abstrakten Gegenstaenden.
In der _Geometrie_ ist nicht der Anfang mit einer konkreten
Raumgestalt, sondern mit dem Punkte und der Linie und dann weiter mit
ebenen Figuren zu machen, und unter diesen nicht mit Polygonen,
sondern mit dem Dreiecke, unter den krummen Linien mit dem Kreise.
In der _Physik_ sind die einzelnen Natureigenschaften oder Materien
von ihren mannigfaltigen Verwickelungen, in denen sie sich in
konkreter Wirklichkeit befinden, zu befreien, und mit den einfachen,
nothwendigen Bedingungen darzustellen; auch sie, wie die Raumfiguren,
sind ein Anschaubares, aber ihre Anschauung ist so vorzubereiten, dass
sie zuerst von allen Modifikationen durch Umstaende, die ihrer eigenen
Bestimmtheit aeusserlich sind, befreit erscheinen und festgehalten
werden.  Magnetismus, Elektricitaet, Gasarten u. s. f. sind solche
Gegenstaende, deren Erkenntniss allein dadurch ihre Bestimmtheit erhaelt,
dass sie aus den konkreten Zustaenden, in denen sie an der
Wirklichkeit erscheinen, herausgenommen, aufgefasst werden.  Das
Experiment stellt sie fuer die Anschauung freilich in einem konkreten
Falle dar; aber Theils muss es, um wissenschaftlich zu seyn, nur die
nothwendigen Bedingungen dazu nehmen, Theils sich vervielfaeltigen, um
das untrennbare Konkrete dieser Bedingungen als unwesentlich zu
zeigen, dadurch dass sie in einer andern konkreten Gestalt und wieder
in anderer erscheinen, hiermit fuer die Erkenntniss nur ihre abstrakte
Form uebrig bleibt.--Um noch eines Beispiels zu erwaehnen, so konnte es
als naturgemaess und sinnreich erscheinen, die _Farbe_ zuerst in der
konkreten Erscheinung des animalischen subjektiven Sinnes, alsdann
ausser dem Subjekt als eine gespenstartige, schwebende Erscheinung,
und endlich in aeusserlicher Wirklichkeit an Objekten fixirt, zu
betrachten.  Allein fuer das Erkennen ist die allgemeine, und hiermit
wahrhaft erste Form, die mittlere unter den genannten, wie die Farbe
auf der Schwebe zwischen der Subjektivitaet und Objektivitaet als das
bekannte Spektrum steht, noch ohne alle Verwickelung mit subjektiven
und objektiven Umstaenden.  Letztere sind fuer die reine Betrachtung
der Natur dieses Gegenstandes zunaechst nur stoerend, weil sie als
wirkende Ursachen sich verhalten und es daher unentschieden machen,
ob die bestimmten Veraenderungen, Uebergaenge und Verhaeltnisse der
Farbe in deren eigener specifischen Natur gegruendet, oder vielmehr
der krankhaften specifischen Beschaffenheit jener Umstaende, den
gefunden und krankhaften besonderen Affektionen und Wirkungen der
Organe des Subjekts, oder den chemischen, vegetabilischen,
animalischen Kraeften der Objekte zuzuschreiben sind.--Mehrere und
anderer Beispiele koennten aus der Erkenntniss der organischen Natur
und der Welt des Geistes angefuehrt werden; allenthalben muss das
Abstrakte den Anfang und das Element ausmachen, in welchem und von
welchem aus sich die Besonderheiten und die reichen Gestalten des
Konkreten ausbreiten.

Bei der Eintheilung oder dem Besondern tritt nun zwar eigentlich der
Unterschied desselben von dem Allgemeinen ein, aber diess Allgemeine
ist schon selbst ein Bestimmtes, und damit nur ein Glied einer
Eintheilung.  Es giebt daher ein hoeheres Allgemeines fuer dasselbe;
fuer diess aber von neuem ein hoeheres, und so zunaechst fort ins
Unendliche.  Fuer das hier betrachtete Erkennen ist keine immanente
Grenze, da es vom Gegebenen ausgeht, und die Form der abstrakten
Allgemeinheit seinem Ersten eigenthuemlich ist.  Irgend ein Gegenstand
also, welcher eine elementarische Allgemeinheit zu haben scheint,
wird zum Gegenstande einer bestimmten Wissenschaft gemacht, und ist
ein absoluter Anfang insofern, als die Bekanntschaft der
_Vorstellung_ mit ihm _vorausgesetzt_ wird, und er fuer sich als
keiner Ableitung beduerftig genommen wird.  Die Definition nimmt ihn
als einen unmittelbaren.

Der weitere Fortgang von ihm ist zunaechst _die Eintheilung_.  Fuer
diesen Fortgang wuerde nur ein immanentes Princip, d. h. ein Anfang
aus dem Allgemeinen und dem Begriffe erfordert; das hier betrachtete
Erkennen ermangelt aber eines solchen, weil es nur der Formbestimmung
des Begriffes ohne ihre Reflexion-in-sich nachgeht, daher die
Inhaltsbestimmtheit aus dem Gegebenen nimmt.  Fuer das Besondere, das
in der Eintheilung eintritt, ist kein eigener Grund vorhanden, weder
in Ansehung dessen, was den Eintheilungsgrund ausmachen, noch in
Ansehung des bestimmten Verhaeltnisses, das die Glieder der
Disjunktion zu einander haben sollen.  Das Geschaeft des Erkennens
kann daher in dieser Ruecksicht nur darin bestehen, Theils das im
empirischen Stoffe aufgefundene Besondere zu ordnen, Theils auch
allgemeine Bestimmungen desselben durch die Vergleichung zu finden.
Die letzteren gelten alsdann als Eintheilungsgruende, deren
vielfaeltige seyn koennen, so wie auch der Eintheilungen ebenso
mannigfaltige danach Statt haben.  Das Verhaeltniss der Glieder einer
Eintheilung zu einander, der Arten, hat nur diese allgemeine
Bestimmung, dass _sie nach dem angenommenen Eintheilungsgrund_
bestimmt gegen einander seyen; beruhte ihre Verschiedenheit auf einer
andern Ruecksicht, so wuerden sie nicht auf gleicher Linie einander
koordinirt seyn.

Wegen des ermangelnden Princips des Fuersich-selbst-Bestimmtseyns
koennen die Gesetze fuer dieses Eintheilungsgeschaeft nur in formellen,
leeren Regeln bestehen, die zu nichts fuehren.--So sehen wir als Regel
aufgestellt, dass die Eintheilung den Begriff _erschoepfen_ solle; aber
in der That muss jedes einzelne Eintheilungsglied _den Begriff_
erschoepfen.  Es ist aber eigentlich die _Bestimmtheit_ desselben
gemeint, welche erschoepft werden soll; allein bei der empirischen, in
sich bestimmungslosen Mannigfaltigkeit der Arten traegt es zur
Erschoepfung des Begriffs nichts bei, ob deren mehr oder weniger
vorgefunden werden; ob z.B. zu den 67 Arten von Papageyen noch ein
Dutzend weiter aufgefunden werden, ist fuer die Erschoepfung der
Gattung gleichgueltig.  Die Forderung der Erschoepfung kann nur den
tautologischen Satz bedeuten, dass alle Arten _vollstaendig_ aufgefuehrt
werden sollen.--Bei der Erweiterung der empirischen Kenntnisse kann
es sich nun sehr wohl zutragen, dass sich Arten finden, welche nicht
unter die angenommene Bestimmung der Gattung passen, weil diese
haeufig mehr nach einer dunkeln Vorstellung des ganzen Habitus
angenommen wird, als nach dem mehr oder weniger einzelnen Merkmal,
welches ausdruecklich fuer ihre Bestimmung dienen soll.--In solchem
Falle muesste die Gattung geaendert, und es muesste gerechtfertigt werden,
dass eine andere Anzahl von Arten als Arten Einer neuen Gattung
anzusehen seyen, das heisst, die Gattung bestimmte sich aus dem, was
man aus irgend einer Ruecksicht, die man als Einheit annehmen will,
zusammenstellt; diese Ruecksicht selbst wuerde dabei der
Eintheilungsgrund.  Umgekehrt, wenn an der zuerst angenommenen
Bestimmtheit als dem Eigenthuemlichen der Gattung festgehalten wird,
schloesse sich jener Stoff, den man als Arten mit fruehern in Eins
zusammenstellen wollte, aus.  Dieses Treiben ohne Begriff, welches
das eine Mal eine Bestimmtheit als wesentliches Moment der Gattung
annimmt, und die Besonderen danach ihr unterstellt oder davon
ausschliesst, das andere Mal bei dem Besonderen anfaengt und in dessen
Zusammenstellung sich wieder von einer andern Bestimmtheit leiten
laesst, giebt die Erscheinung eines Spiels der Willkuer, der es
anheimgestellt sey, welchen Theil oder welche Seite des Konkreten sie
festhalten, und hienach ordnen will.--Die physische Natur bietet von
selbst eine solche Zufaelligkeit in den Principien der Eintheilung dar;
vermoege ihrer abhaengigen, aeusserlichen Wirklichkeit steht sie in dem
mannigfaltigen, fuer sie gleichfalls gegebenen Zusammenhange; daher
sich eine Menge Principien vorfinden, nach denen sie sich zu bequemen
hat, in einer Reihe ihrer Formen also dem einen, in anderen Reihen
aber anderen nachfolgt, und ebenso wohl auch vermischte Zwitterwesen,
die nach den verschiedenen Seiten zugleich hingehen, hervorbringt,
Hierdurch geschieht es, dass an einer Reihe von Naturdingen Merkmale
als sehr bezeichnend und wesentlich hervortreten, die an andern
unscheinbar und zwecklos werden, und damit das Festhalten an einem
Eintheilungs-Princip dieser Art unmoeglich wird.

Die allgemeine _Bestimmtheit_ der empirischen Arten kann nur diese
seyn, dass sie von einander _verschieden_ ueberhaupt sind, ohne
entgegengesetzt zu seyn.  Die _Disjunktion_ des _Begriffs_ ist frueher
in ihrer Bestimmtheit aufgezeigt worden; wenn die Besonderheit ohne
die negative Einheit des Begriffs als eine unmittelbare und gegebene
aufgenommen wird, so bleibt der Unterschied nur bei der frueher
betrachteten Reflexions-Form der Verschiedenheit ueberhaupt.  Die
Aeusserlichkeit, in welcher der Begriff in der Natur vornehmlich ist,
bringt die gaenzliche Gleichgueltigkeit des Unterschiedes herein; eine
haeufige Bestimmung fuer die Eintheilung wird daher von der _Zahl_
hergenommen.

So zufaellig das Besondere hier gegen das Allgemeine und daher die
Eintheilung ueberhaupt ist, so kann es einem _Instinkte_ der Vernunft
zugeschrieben werden, wenn man Eintheilungsgruende und Eintheilungen
in diesem Erkennen findet, welche, so weit sinnliche Eigenschaften es
zulassen, sich dem Begriffe gemaesser zeigen.  Z. B. bei den _Thieren_
werden die Fresswerkzeuge, Zaehne und Klauen, als ein
weitdurchgreifender Eintheilungsgrund in den Systemen gebraucht; sie
werden zunaechst nur als Seiten genommen, an denen sich die Merkmale
fuer den subjektiven Behuf des Erkennens leichter auszeichnen lassen.
In der That liegt aber in jenen Organen nicht nur ein Unterscheiden,
das einer aeussern Reflexion zukommt, sondern sie sind der Lebenspunkt
der animalischen Individualitaet, wo sie sich selbst von dem Andern
der ihr aeusserlichen Natur als sich auf sich beziehende und von der
Kontinuitaet mit Anderem ausscheidende Einzelnheit setzt.--Bei der
_Pflanze_ machen die Befruchtungstheile denjenigen hoechsten Punkt des
vegetabilischen Lebens aus, wodurch sie auf den Uebergang in die
Geschlechts-Differenz, und damit in die individuelle Einzelnheit
hindeutet.  Das System hat sich daher mit Recht fuer einen zwar nicht
aus-, doch weitreichenden Eintheilungsgrund an diesen Punkt gewendet,
und dadurch eine Bestimmtheit zu Grunde gelegt, welche nicht bloss
eine Bestimmtheit fuer die aeusserliche Reflexion zur Vergleichung,
sondern die hoechste an und fuer sich ist, deren die Pflanze faehig ist.


3. Der Lehrsatz.


1. Die dritte Stufe dieses nach den Begriffsbestimmungen
fortschreitenden Erkennens ist der Uebergang der Besonderheit in die
Einzelnheit; diese macht den Inhalt des _Lehrsatzes_ aus.  Was hier
also zu betrachten ist, ist _die sich auf sich beziehende
Bestimmtheit_, der Unterschied des Gegenstandes in sich selbst, und
die Beziehung der unterschiedenen Bestimmtheiten auf einander.  Die
Definition enthaelt nur _Eine Bestimmtheit_, die Eintheilung die
Bestimmtheit _gegen andere_; in der Vereinzelung ist der Gegenstand
in sich selbst aus einander gegangen.  Insofern die Definition beim
allgemeinen Begriffe stehen bleibt, so ist dagegen in den Lehrsaetzen
der Gegenstand in seiner Realitaet, in den Bedingungen und Formen
seines reellen Daseyns erkannt.  Mit der Definition zusammen stellt
er daher die _Idee_ dar, welche die Einheit des Begriffs und der
Realitaet ist.  Aber das hier betrachtete, noch im Suchen begriffene
Erkennen kommt zu dieser Darstellung insofern nicht, als die Realitaet
bei demselben nicht aus dem Begriffe hervorgeht, also ihre
Abhaengigkeit hiervon und damit die Einheit selbst nicht erkannt wird.

Der Lehrsatz nun nach der angegebenen Bestimmung ist das eigentlich
_Synthetische_ eines Gegenstandes, insofern die Verhaeltnisse seiner
Bestimmtheiten _nothwendig_, das ist, in _der innern Identitaet_ des
Begriffes gegruendet sind.  Das Synthetische in der Definition und
Eintheilung ist eine aeusserlich aufgenommene Verknuepfung; das
Vorgefundene wird in die Form des Begriffes gebracht, aber als
vorgefunden wird der ganze Inhalt nur _monstrirt_; der Lehrsatz aber
soll _demonstrirt_ werden.  Da dieses Erkennen den Inhalt seiner
Definitionen und der Eintheilungsbestimmungen _nicht deducirt_, so
scheint es, koennte es sich auch das _Beweisen_ derjenigen
Verhaeltnisse ersparen, welche die Lehrsaetze ausdruecken, und sich in
dieser Ruecksicht gleichfalls mit der Wahrnehmung begnuegen.  Allein
wodurch sich das Erkennen von der blossen Wahrnehmung und der
Vorstellung unterscheidet, ist die _Form des Begriffs_ ueberhaupt, die
es dem Inhalte ertheilt; diess wird in der Definition und Eintheilung
geleistet; aber da der Inhalt des Lehrsatzes von dem Begriffs-Momente
der _Einzelnheit_ herkommt, so besteht er in Realitaets-Bestimmungen,
welche nicht mehr bloss die einfachen und unmittelbaren
Begriffsbestimmungen zu ihrem Verhaeltnisse haben; in der Einzelnheit
ist der Begriff zum _Andersseyn_, zur Realitaet, wodurch er Idee wird,
uebergegangen.  Die Synthesis, die im Lehrsatze enthalten ist, hat
somit nicht mehr die Form des Begriffs zu ihrer Rechtfertigung; sie
ist eine Verknuepfung als von _Verschiedenen_; die noch nicht damit
gesetzte Einheit ist daher erst aufzuzeigen, das Beweisen wird also
hier diesem Erkennen selbst nothwendig.

Zunaechst bietet sich hierbei nun die Schwierigkeit dar, bestimmt zu
_unterschieden_, welche von den _Bestimmungen des Gegenstandes in die
Definitionen_ aufgenommen werden koennen, oder aber in die _Lehrsaetze_
zu verweisen sind.  Es kann hierueber kein Princip vorhanden seyn; ein
solches scheint etwa darin zu liegen, dass das, was einem Gegenstande
unmittelbar zukomme, der Definition angehoere, von dem Uebrigen aber
als einem Vermittelten die Vermittelung erst aufzuzeigen sey.  Allein
der Inhalt der Definition ist ein bestimmter ueberhaupt, und dadurch
selbst wesentlich ein vermittelter; er hat nur eine _subjektive_
Unmittelbarkeit; das heisst das Subjekt macht einen willkuerlichen
Anfang, und laesst einen Gegenstand als Voraussetzung gelten.  Indem
diess nun ein in sich konkreter Gegenstand ueberhaupt ist, und auch
eingetheilt werden muss, so ergiebt sich eine Menge von Bestimmungen,
welche ihrer Natur nach vermittelte sind, und nicht durch ein Princip,
sondern nur nach subjektiver Bestimmung als unmittelbare und
unerwiesene angenommen werden.--Auch bei _Euklid_, welcher von jeher
als der Meister in dieser synthetischen Art des Erkennens mit Recht
anerkannt worden, findet sich unter dem Namen eines _Axioms_ eine
_Voraussetzung_ ueber die _Parallel-Linien_, welche man fuer des
Beweises beduerftig gehalten, und den Mangel auf verschiedene Weise zu
ergaenzen versucht hat.  In manchen anderen Lehrsaetzen hat man
Voraussetzungen zu entdecken geglaubt, welche nicht unmittelbar
haetten angenommen werden sollen, sondern zu beweisen gewesen waeren.
Was jenes Axiom ueber die Parallel-Linien betrifft, so laesst sich
darueber bemerken, dass wohl darin gerade der richtige Sinn Euklides zu
erkennen ist, der das Element, so wie die Natur seiner Wissenschaft
genau gewuerdigt hatte; der Beweis jenes Axioms waere aus dem
_Begriffe_ der Parallel-Linien zu fuehren gewesen; aber ein solches
Beweisen gehoert so wenig in seine Wissenschaft, als die Deduktion
seiner Definitionen, Axiome und ueberhaupt seines Gegenstandes, des
Raums selbst und der naechsten Bestimmungen desselben, der Dimensionen;
--weil eine solche Deduktion nur aus dem Begriffe gefuehrt werden kann,
dieser aber ausserhalb des Eigenthuemlichen der euklidischen
Wissenschaft liegt, so sind es fuer dieselbe nothwendig
_Voraussetzungen_, relative Erste.

Die _Axiome_, um derselben bei dieser Gelegenheit zu erwaehnen,
gehoeren zu derselben Klasse.  Sie pflegen mit Unrecht gewoehnlich als
absolut-Erste genommen zu werden, als ob sie an und fuer sich keines
Beweises beduerften.  Waere diess in der That der Fall, so wuerden sie
blosse Tautologien seyn, da nur in der abstrakten Identitaet keine
Verschiedenheit Statt findet, also auch keine Vermittelung
erforderlich ist.  Sind die Axiome aber mehr als Tautologien, so sind
sie _Saetze_ aus irgend _einer andern Wissenschaft_, weil sie fuer
diejenige Wissenschaft, der sie als Axiome dienen, Voraussetzungen
seyn sollen.  Sie sind daher eigentlich _Lehrsaetze_, und zwar meist
aus der Logik.  Die Axiome der Geometrie sind dergleichen Lemmen,
logische Saetze, die sich uebrigens den Tautologien darum naehern, weil
sie nur die Groesse betreffen und daher die qualitativen Unterschiede
in ihnen ausgeloescht sind; von dem Haupt-Axiome, dem rein
quantitativen Schlusse ist oben die Rede gewesen.--Die Axiome
beduerfen daher, so gut als die Definitionen und Eintheilungen, an und
fuer sich betrachtet eines Beweises, und werden nur darum nicht zu
Lehrsaetzen gemacht, weil sie als relativ erste fuer einen gewissen
Standpunkt als Voraussetzungen angenommen werden.

In Ansehung _des Inhaltes der Lehrsaetze_ ist nun der naehere
Unterschied zu machen, dass da derselbe in einer _Beziehung_ von
_Bestimmtheiten_ der Realitaet des Begriffes besteht, diese
Beziehungen mehr oder weniger unvollstaendige und einzelne
Verhaeltnisse des Gegenstandes, oder aber ein solches Verhaeltniss seyn
koennen, das den _ganzen Inhalt_ der Realitaet befasst, und dessen
bestimmte Beziehung ausdrueckt.  Die _Einheit der vollstaendigen
Inhaltsbestimmtheiten_ ist aber _dem Begriffe_ gleich; ein Satz, der
sie enthaelt, ist daher selbst wieder die Definition, aber die nicht
nur den unmittelbar aufgenommenen, sondern den in seine bestimmten,
realen Unterschiede entwickelten Begriff, oder das vollstaendige
Daseyn desselben ausdrueckt.  Beides zusammen stellt daher die _Idee_
dar.

Wenn man die Lehrsaetze einer synthetischen Wissenschaft, und
_namentlich der Geometrie_, naeher vergleicht, so wird sich dieser
Unterschied zeigen, dass einige ihrer Lehrsaetze nur einzelne
Verhaeltnisse des Gegenstandes enthalten, andere aber solche
Verhaeltnisse, in welchen die vollstaendige Bestimmtheit des
Gegenstandes ausgedrueckt ist.  Es ist eine sehr oberflaechliche
Ansicht, wenn die saemmtlichen Saetze an Werth einander gleichgeachtet
werden, weil ueberhaupt jeder eine Wahrheit enthalte, und im formellen
Gange, im Zusammenhange des Beweisens, gleich wesentlich sey.  Der
Unterschied in Ansehung des Inhalts der Lehrsaetze haengt mit diesem
Gange selbst auf's Engste zusammen; einige weitere Bemerkungen ueber
den letztern werden dazu dienen, jenen Unterschied wie die Natur des
synthetischen Erkennens naeher aufzuhellen.  Zunaechst ist von jeher an
der euklidischen Geometrie, welche als Repraesentant der synthetischen
Methode, wovon sie das vollkommenste Muster liefert, als Beispiel
dienen soll, die Anordnung in der Folge der Lehrsaetze angeruehmt
worden, wodurch fuer jeden Lehrsatz diejenigen Saetze, die zu seiner
Konstruktion und Beweis erforderlich sind, sich immer schon als
frueher bewiesen vorfinden.  Dieser Umstand betrifft die formelle
Konsequenz; so wichtig diese ist, so betrifft er doch mehr die
aeusserliche Anordnung der Zweckmaessigkeit, und hat fuer sich keine
Beziehung auf den wesentlichen Unterschied von Begriff und Idee, in
dem ein hoeheres Princip der Nothwendigkeit des Fortgangs liegt.--Die
Definitionen, mit welchen angefangen wird, fassen naemlich den
sinnlichen Gegenstand als unmittelbar gegeben auf, und bestimmen ihn
nach seiner naechsten Gattung und specifischen Differenz; welches
gleichfalls die einfachen, _unmittelbaren_ Bestimmtheiten des
Begriffs, die Allgemeinheit und Besonderheit sind, deren Verhaeltniss
weiter nicht entwickelt ist.  Die anfaenglichen Lehrsaetze nun koennen
selbst sich an nichts als solche unmittelbare Bestimmungen halten,
wie die in den Definitionen enthaltene sind; ingleichen kann ihre
gegenseitige _Abhaengigkeit_ zunaechst nur diess Allgemeine betreffen,
dass die eine durch die andere _bestimmt_ ueberhaupt ist.  So betreffen
die ersten Saetze Euklid's ueber die Dreiecke nur die _Kongruenz, d. h.
wie viele_ Stuecke in einem Dreiecke _bestimmt seyn muessen_, damit
auch die _uebrigen_ Stuecke eines und desselben Dreiecks, oder das
ganze _bestimmt ueberhaupt_ sey.  Dass _zwei_ Dreiecke mit einander
verglichen und die Kongruenz auf das _Decken_ gesetzt wird, ist ein
Umweg, dessen die Methode bedarf, die das _sinnliche Decken_ statt
des _Gedankens: Bestimmtseyn_, gebrauchen muss.  Sonst fuer sich
betrachtet, enthalten jene Lehrsaetze selbst _zwei_ Theile, deren der
eine als der _Begriff_, der andere als die _Realitaet_, als das jenen
zur Realitaet Vollendende angesehen werden kann.  Das vollstaendig
Bestimmende naemlich, z.B. die zwei Seiten und der eingeschlossene
Winkel, ist bereits das ganze Dreieck _fuer den Verstand_; es bedarf
zur vollstaendigen Bestimmtheit desselben nichts weiter; die uebrigen
zwei Winkel und die dritte Seite ist der Ueberfluss der Realitaet ueber
die Bestimmtheit des Begriffs.  Was jene Lehrsaetze daher thun, ist
eigentlich diess, dass sie das sinnliche Dreieck, das allerdings dreier
Seiten und dreier _Winkel_ bedarf, auf die einfachsten Bedingungen
reduciren; die Definition hatte nur der drei Linien ueberhaupt erwaehnt,
welche die ebene Figur einschliessen und zu einem Dreieck machen; ein
Lehrsatz enthaelt erst ausdruecklich das _Bestimmtseyn_ der Winkel
durch das Bestimmtseyn der Seiten, so wie die uebrigen Lehrsaetze die
Abhaengigkeit anderer dreier Stuecke von dreien solchen Stuecken.--Die
voellige Bestimmtheit aber der Groesse des Dreiecks nach seinen Seiten
_in sich selbst_ enthaelt der _pythagoraeische Lehrsatz_; dieser ist
erst die Gleichung der Seiten des Dreiecks, da die vorhergehenden
Seiten es nur im Allgemeinen zu einer _Bestimmtheit_ seiner Stuecke
gegeneinander, nicht zu einer _Gleichung_ bringen.  Dieser Satz ist
daher die vollkommene, _reelle Definition_ des Dreiecks, naemlich
zunaechst des rechtwinklichten, des in seinen Unterschieden
einfachsten und daher regelmaessigsten.--Euklid schliesst mit diesem
Satze das erste Buch, indem er in der That eine erreichte vollkommene
Bestimmtheit ist.  So beschliesst er auch das zweite, nachdem er
vorher die mit groesserer Ungleichheit behafteten, nicht
rechtwinklichten Dreiecke auf das Gleichfoermige zurueckgefuehrt hat,
mit der Reduktion des Rektangels auf das Quadrat,--einer Gleichung
zwischen dem sich selbst Gleichen, dem Quadrat, mit dem in sich
Ungleichen, dem Rechteck; so macht die Hypotenuse, die dem rechten
Winkel, dem sich selbst Gleichen entspricht, im pythagoraeischen
Lehrsatze die eine Seite der Gleichung aus, und die andere das sich
Ungleiche, naemlich die _zwei_ Katheten.  Jene Gleichung zwischen dem
Quadrat und dem Rechteck liegt der _zweiten_ Definition des Kreises
zu Grunde,--die wieder der pythaoraeische Lehrsatz ist, nur insofern
die Katheten als veraenderliche Groessen angenommen werden; die erste
Gleichung des Kreises ist in eben dem Verhaeltnisse der _sinnlichen_
Bestimmtheit zur _Gleichung_, als die zwei verschiedenen Definitionen
der Kegelschnitte ueberhaupt zu einander sind.

Dieser wahrhafte synthetische Fortgang ist ein Uebergang vom
_Allgemeinen_ zur _Einzelnheit_, naemlich _zum an und fuer sich
Bestimmten_ oder der Einheit des Gegenstandes _in sich selbst_,
insofern dieser in seine wesentlichen reellen Bestimmtheiten aus
einander gegangen und unterschieden worden ist.  Der ganz
unvollkommene, gewoehnliche Fortgang aber in anderen Wissenschaften
pflegt zu seyn, dass der Anfang zwar von einem Allgemeinen gemacht
wird, die _Vereinzelung_ und Konkretion desselben aber nur eine
_Anwendung_ des Allgemeinen auf anders woher hereinkommenden Stoff
ist; das eigentliche _Einzelne_ der Idee ist auf diese Weise eine
_empirische_ Zuthat.

Von welchem unvollkommenern oder vollkommenern Inhalte nun auch der
Lehrsatz sey, so muss er _bewiesen_ werden.  Er ist ein Verhaeltniss von
reellen Bestimmungen, die nicht das Verhaeltniss von
Begriffsbestimmungen haben; wenn sie dieses haben, wie es in den
Saetzen, welche wir die _zweiten_ oder reellen _Definitionen_ genannt
haben, aufgezeigt werden kann, so sind diese eben darum einer Seits
Definitionen, aber weil ihr Inhalt zugleich aus Verhaeltnissen reeller
Bestimmungen, nicht bloss in dem Verhaeltnisse eines Allgemeinen und
der einfachen Bestimmtheit besteht, sind sie im Vergleich mit solcher
ersten Definition auch des Beweises beduerftig und faehig.  Als reelle
Bestimmtheiten haben sie die Form _gleichgueltig bestehender_ und
_verschiedener_; sie sind daher nicht unmittelbar eins; es ist
deswegen ihre Vermittelung aufzuzeigen.  Die unmittelbare Einheit in
der ersten Definition ist die, nach welcher das besondere im
Allgemeinen ist.

2. Die _Vermittelung_, die jetzt naeher zu betrachten ist, kann nun
einfach seyn, oder durch mehrere Vermittlungen hindurch gehen.  Die
vermittelnden Glieder haengen mit den zu vermittelnden zusammen; aber
indem es nicht der Begriff ist, aus welchem die Vermittelung und der
Lehrsatz in diesem Erkennen zurueckgefuehrt wird, dem ueberhaupt der
Uebergang ins Entgegengesetzte fremd ist, so muessen die vermittelnden
Bestimmungen, ohne den Begriff des Zusammenhangs, als ein vorlaeufiges
Material zum Gerueste des Beweises irgendwoher herbeigebracht werden.
Diese Vorbereitung ist die _Konstruktion_.

Unter den Beziehungen des Inhalts des Lehrsatzes, die sehr
mannigfaltig seyn koennen, muessen nun nur diejenigen angefuehrt und
vorstellig gemacht werden, welche dem Beweise dienen.  Diese
Herbeischaffung des Materials hat erst ihren Sinn in diesem; an ihr
selbst erscheint sie als blind und ohne Begriff.  Hintennach beim
Beweise sieht man wohl ein, dass es zweckmaessig war, an der
geometrischen Figur z.B. solche weitere Linien zu ziehen, als die
Konstruktion angiebt; aber bei dieser selbst muss man blindlings
gehorchen; fuer sich ist diese Operation daher ohne Verstand, da der
Zweck, der sie leitet, noch nicht ausgesprochen ist.--Es ist
gleichgueltig, ob es ein eigentlicher Lehrsatz oder eine Aufgabe ist,
zu deren Behuf sie vorgenommen wird; so wie sie zunaechst _vor dem_
Beweis erscheint, ist sie etwas aus der im Lehrsatze oder der Aufgabe
gegebenen Bestimmung nicht Abgeleitetes, daher ein sinnloses Thun fuer
denjenigen, der den Zweck noch nicht kennt, immer aber ein nur von
einem aeusserlichen Zwecke Dirigirtes.

Dieses zuerst noch Geheime kommt im _Beweise_ zum Vorschein.  Er
enthaelt, wie angegeben, die Vermittelung dessen, was im Lehrsatze als
verbunden ausgesprochen ist; durch diese Vermittelung _erscheint_
diese Verknuepfung erst als eine _nothwendige_.  Wie die Konstruktion
fuer sich ohne die Subjektivitaet des Begriffes ist, so ist der Beweis
ein subjektives Thun ohne Objektivitaet.  Weil naemlich die
Inhaltsbestimmungen des Lehrsatzes nicht zugleich als
Begriffsbestimmungen gesetzt sind, sondern als gegebene
_gleichgueltige Theile_, die in mannigfaltigen aeusserlichen
Verhaeltnissen zu einander stehen, so ist es nur der _formelle,
aeusserliche_ Begriff, in welchem sich die Nothwendigkeit ergiebt.  Der
Beweis ist nicht eine _Genesis_ des Verhaeltnisses, welches den Inhalt
des Lehrsatzes ausmacht; die Nothwendigkeit ist nur fuer die Einsicht,
und der ganze Beweis zum _subjektiven Behufe des Erkennens_.  Er ist
deswegen ueberhaupt eine _aeusserliche_ Reflexion, die _von Aussen nach
Innen geht_, d. h. aus aeusserlichen Umstaenden auf die innere
Beschaffenheit des Vehaeltnisses schliesst.  Diese Umstaende, welche die
Konstruktion dargestellt hat, sind eine _Folge_ der Natur des
Gegenstandes, hier werden sie umgekehrt zum _Grunde_ und zu den
_vermittelnden_ Verhaeltnissen gemacht.  Der Medius Terminus, das
Dritte, worin die im Lehrsatze verbundenen sich in ihrer Einheit
darstellen, und welches den Nerv des Beweises abgiebt, ist deswegen
nur ein solches, woran diese Verknuepfung _erscheint_ und _aeusserlich_
ist.  Weil die _Folge_, der dieses Beweisen nachgeht, vielmehr die
umgekehrte der Natur der Sache ist, so ist das, was als _Grund_ darin
angesehen wird, ein subjektiver Grund, woraus nur fuer das Erkennen
die Natur der Sache hervorgeht.

Aus dem Bisherigen erhellt die nothwendige Grenze dieses Erkennens,
welche sehr haeufig verkannt worden ist.  Das glaenzende Beispiel der
synthetischen Methode ist die _geometrische_ Wissenschaft,--aber
unpassender Weise ist sie auch auf andere Wissenschaften, selbst auf
die Philosophie angewendet worden.  Die Geometrie ist eine
Wissenschaft der _Groesse_, daher ist das _formelle_ Schliessen ihr
auf's Passendste angehoerig; da die bloss quantitative Bestimmung in
ihr betrachtet und von der qualitativen abstrahirt wird, so kann sie
sich innerhalb der _formellen Identitaet_, der begrifflosen Einheit
halten, welche die _Gleichheit_ ist, und der aeusserlichen
abstrahirenden Reflexion angehoert.  Der Gegenstand, die
Raumbestimmungen, sind schon solche abstrakte Gegenstaende, die fuer
den Zweck zubereitet worden, eine vollkommene endliche, aeusserliche
Bestimmtheit zu haben.  Diese Wissenschaft hat durch ihren abstrakten
Gegenstand einer Seits das Erhabene, dass in diesen leeren stillen
Raeumen die Farbe ausgeloescht, ebenso die anderen sinnlichen
Eigenschaften verschwunden sind, dass ferner jedes andere Interesse
darin schweigt, das an die lebendige Individualitaet naeher anspricht.
Anderer Seits ist der abstrakte Gegenstand noch der _Raum,--ein
unsinnlich Sinnliches_; die _Anschauung_ ist in ihre Abstraktion
erhoben, er ist eine _Form_ der Anschauung, aber ist noch Anschauung,
--ein Sinnliches, das _Aussereinander_ der Sinnlichkeit selbst; ihre
reine _Begrifflosigkeit_.--Man hat in neueren Zeiten genug von der
Vortrefflichkeit der Geometrie aus dieser Seite sprechen gehoert;--man
hat diess, dass sie sinnliche Anschauung zum Grunde liegen habe, fuer
ihren hoechsten Vorzug erklaert, und gemeint, ihre hohe
Wissenschaftlichkeit Gruende sich sogar hierauf, und ihre Beweise
beruhen auf der Anschauung.  Es ist gegen diese Flachheit die flache
Erinnerung zu machen noethig, dass durch das Anschauen keine
Wissenschaft zu Stande komme, sondern allein _durchs Denken_.  Die
Anschaulichkeit, welche die Geometrie durch ihren noch sinnlichen
Stoff hat, giebt ihr allein diejenige Seite der Evidenz, welche das
_Sinnliche_ ueberhaupt fuer den gedankenlosen Geist hat.
Klaeglicherweise daher hat man diese Sinnlichkeit des Stoffs ihr fuer
einen Vorzug angerechnet, welche vielmehr die Niedrigkeit ihres
Standpunkts bezeichnet.  Nur der _Abstraktion_ ihres sinnlichen
Gegenstandes verdankt sie ihre Faehigkeit zu einer hoehern
Wissenschaftlichkeit, und den grossen Vorzug vor denjenigen Sammlungen
von Kenntnissen, die man gleichfalls Wissenschaften zu nennen beliebt,
und die konkretes, empfindbares Sinnliches zu ihrem Inhalte haben,
und nur durch die Ordnung, die sie hinein zu bringen suchen, eine
ferne Ahnung und Anspielung an die Forderungen des Begriffes zeigen.

Dadurch, dass der Raum der Geometrie die Abstraktion und Leere des
Aussereinanderseyns ist, ist es nur moeglich, dass in seine
Unbestimmtheit die Figurationen so hineingezeichnet werden, dass ihre
Bestimmungen in fester Ruhe aussereinander verbleiben und keinen
Uebergang in das Entgegengesetzte in sich haben.  Ihre Wissenschaft
ist dadurch einfache Wissenschaft _des Endlichen_, das nach der Groesse
verglichen wird, und dessen Einheit die aeusserliche, die _Gleichheit_,
ist.  Aber indem nun bei diesem Figurieren zugleich von verschiedenen
Seiten und Principien ausgegangen wird, und die verschiedenen Figuren
fuer sich entstehen, so zeigt sich bei ihrer Vergleichung doch auch
die _qualitative_ Ungleichheit und _Inkommensurabilitaet_.  Die
Geometrie wird an derselben ueber die _Endlichkeit_, in der sie so
geregelt und sicher fortschritt, zur _Unendlichkeit_ getrieben,--zum
Gleichsetzen solcher, die qualitativ verschieden sind.  Hier hoert
ihre Evidenz von der Seite auf, als ihr sonst die feste Endlichkeit
zu Grunde liegt, und sie nichts mit dem Begriffe und dessen
Erscheinung, jenem Uebergange, zu thun hat.  Die endliche
Wissenschaft ist hier an ihre Grenze gekommen, da die Nothwendigkeit
und Vermittelung des Synthetischen nicht mehr nur in der _positiven
Identitaet_, sondern in der _negativen_ gegruendet ist.

Wenn die Geometrie, wie die Algebra bei ihren abstrakten, bloss
verstaendigen Gegenstaenden bald auf ihre Grenze stoesst, so zeigt sich
die synthetische Methode fuer _andere Wissenschaften_ von Anfang an um
so ungenuegender, am ungenuegendsten aber bei der Philosophie.  In
Ansehung der Definition und Eintheilung hat sich das Gehoerige schon
ergeben; hier waere nur noch vom Lehrsatze und Beweise zu sprechen,
aber ausser der Voraussetzung der Definition und Eintheilung, die den
Beweis schon fordert und voraussetzt, besteht ferner in der
_Stellung_ derselben ueberhaupt zu den Lehrsaetzen das Ungenuegende.
Diese Stellung ist vornehmlich merkwuerdig bei den
Erfahrungswissenschaften, wie z.B. die Physik, wenn sie sich die
Form von synthetischen Wissenschaften geben wollen.  Der Weg ist dann
dieser, dass die _Reflexions-Bestimmungen_ von besonderen _Kraeften_,
oder sonst innerlichen und wesenhaften Formen, welche aus der Weise,
die Erfahrung zu analysiren, hervorgehen, und die sich nur als
_Resultate_ rechtfertigen koennen, _an die Spitze gestellt_ werden
muessen, um an denselben die allgemeine _Grundlage_ zu haben, welche
nachher auf das _Einzelne angewendet_ und in ihm aufgezeigt wird.
Indem diese allgemeinen Grundlagen fuer sich keinen Halt haben, so
soll man sie sich einstweilen _gefallen_ lassen; an den abgeleiteten
_Folgerungen_ aber merkt man erst, dass diese den eigentlichen _Grund_
jener _Grundlagen_ ausmachen.  Es zeigt sich die sogenannte
_Erklaerung_, und der Beweis des in Lehrsaetze gebrachten Konkreten
Theils als eine Tautologie, Theils als eine Verwirrung des wahren
Verhaeltnisses, Theils auch, dass diese Verwirrung dazu diente, die
Taeuschung des Erkennens zu verstecken, das Erfahrungen einseitig
aufgenommen hat, wodurch es allein seine einfachen Definitionen und
Grundsaetze erlangen konnte, und die Widerlegung aus der Erfahrung
damit beseitigt, dass es diese nicht in ihrer konkreten Totalitaet,
sondern als Beispiel und zwar nach der fuer die Hypothesen und Theorie
brauchbaren Seite vornimmt und gelten laesst.  In dieser Unterordnung
der konkreten Erfahrung unter die vorausgesetzten Bestimmungen wird
die Grundlage der Theorie verdunkelt und nur nach der Seite gezeigt,
welche der Theorie gemaess ist; so wie es ueberhaupt dadurch sehr
erschwert wird, die konkreten Wahrnehmungen unbefangen fuer sich zu
betrachten.  Nur indem man den ganzen Verlauf auf den Kopf stellt,
erhaelt das Ganze das rechte Verhaeltniss, worin sich der Zusammenhang
von Grund und Folge, und die Richtigkeit der Umbildung der
Wahrnehmung in Gedanken uebersehen laesst.  Eine der
Hauptschwierigkeiten beim Studium solcher Wissenschaften ist daher,
_in sie hineinzukommen_; was nur dadurch geschehen kann, dass man sich
die Voraussetzung _blindlings gefallen_ laesst, und ohne weiter einen
Begriff, selbst oft kaum eine bestimmte Vorstellung, hoechstens ein
verworrenes Bild der Phantasie davon sich machen zu koennen, die
Bestimmung von den angenommenen Kraeften, Materien und deren
hypothetischen Gestaltungen, Richtungen und Drehungen vor der Hand
ins Gedaechtniss einpraegt.  Wenn man die Nothwendigkeit und den Begriff
der Voraussetzungen, um sie anzunehmen und gelten zu lassen, fordert,
so ist nicht ueber den Anfang hinauszukommen.

Ueber das Unpassende der Anwendung der synthetischen Methode auf die
streng analytische Wissenschaft ist oben die Gelegenheit gewesen, zu
sprechen.  Durch _Wolf_ ist diese Anwendung auf alle moegliche Arten
von Kenntnissen ausgedehnt worden, die er zur Philosophie und
Mathematik zog,--Kenntnisse, die zum Theil ganz analytischer Natur,
zum Theil auch einer zufaelligen, und bloss handwerkmaessigen Art sind.
Der Kontrast eines solchen leicht fassliche, seiner Natur nach keiner
strengen und wissenschaftlichen Behandlung faehigen Stoffes mit dem
steifen wissenschaftlichen Umwege und Ueberzuge hat fuer sich selbst
das Ungeschickte solcher Anwendung gezeigt, und um den Kredit
gebracht.  Z.B. in _Wolf's Anfangsgruenden der Baukunst heisst der
achte Lehrsatz_: Ein Fenster muss so breit seyn, dass zwei Personen
gemaechlich neben einander in demselben liegen koennen._Beweis_: Denn
man pflegt sich oefters mit einer andern Person an das Fenster zu
legen, und sich umzusehen.  Da nun der Baumeister den Hauptabsichten
des Bauherrn in Allem ein Genuege thun soll (_. 1); so muss er auch das
Fenster so breit machen, dass zwei Personen gemaechlich neben einander
in demselb en liegen koennen.  W.z.E._Desselben Anfangsgruende der
Fortifikation, der zweite Lehrsatz_: Wenn der Feind in der Naehe
kampirt, und man vermuthet, er werde durch einen Sukkurs die Festung
zu entsetzen suchen: so muss eine Circumvallations-Linie um die ganze
Festung herumgezogen werden._Beweis_: Die Circumvallations-Linie
hindern, dass Niemand in das Lager von Aussen hineindringen kann (_.
311).  Diejenigen aber, welche die Festung entsetzen wollen,
verlangen in das Lager von Aussen hineinzudringen.  Wenn man sie also
abhalten will, muss eine Circumvallations-Linie um das Lager gezogen
werden.  Derowegen wenn der Feind in der Naehe kampirt, und man
vermuthet, er werde durch Sukkurs die Festung zu entsetzen suchen, so
muss das Lager in Circumvallations-Linien eingeschlossen werden.  W.z.
E.

Den Glauben an die Tauglichkeit und Wesentlichkeit dieser Methode fuer
eine wissenschaftliche Strenge in der _Philosophie_ konnte jedoch
jener Missbrauch nicht benehmen; _Spinoza's_ Beispiel in Darstellung
seiner Philosophie hat noch lange als ein Muster gegolten.  In der
That aber ist durch _Kant_ und _Jacobi_ die ganze Weise der
vormaligen Metaphysik und damit ihre Methode ueber den Haufen geworfen
worden.  Kant hat von dem Inhalte jener Metaphysik nach seiner Weise
gezeigt, dass derselbe durch die strenge Demonstration auf
_Antinomien_, deren uebrige Beschaffenheit an den gehoerigen Orten
beleuchtet worden ist, fuehre; aber auf die Natur dieses Demonstrirens
selbst, das an einen endlichen Inhalt geknuepft ist, hat er nicht
reflektirt; das eine aber muss mit dem andern fallen.  In seinen
_Anfangsgruenden der Naturwissenschaft_ hat er selbst ein Beispiel
gegeben, eine Wissenschaft, welche er auf diese Weise der Philosophie
zu vindiciren gedachte, als eine Reflexions-Wissenschaft und in der
Methode derselben zu behandeln.--Wenn Kant mehr der Materie nach die
vormalige Metaphysik angriff, so hat sie _Jacobi_ vornehmlich von
Seiten ihrer Weise zu demonstrieren angegriffen, und den Punkt,
worauf es ankommt, auf's Lichteste und Tiefste herausgehoben, dass
naemlich solche Methode der Demonstration schlechthin in den Kreis der
starren Notwendigkeit des Endlichen gebunden ist, und die _Freiheit_,
das ist _der Begriff_, und damit _Alles was wahrhaft ist_, jenseits
derselben liegt, und von ihr unerreichbar ist.--Nach dem kantischen
Resultate ist es der eigenthuemliche Stoff der Metaphysik, der sie in
Widersprueche fuehrt, und das Unzureichende des Erkennens besteht in
seiner _Subjektivitaet_, nach dem jacobischen ist es die Methode und
ganze Natur des Erkennens selbst, das nur einen _Zusammenhang der
Bedingtheit_ und _Abhaengigkeit_ erfasst, und daher dem, was an und fuer
sich und das absolut-Wahre ist, sich unangemessen zeigt.  In der That,
indem das Princip der Philosophie der _unendliche freie Begriff_ ist,
und aller ihr Inhalt allein auf demselben beruht, so ist die Methode
der begrifflosen Endlichkeit nicht auf jenen passend.  Die Synthese
und Vermittelung dieser Methode, das _Beweisen_ bringt es nicht
weiter als zu einer der Freiheit gegenueberstehenden _Nothwendigkeit_,
--naemlich einer _Identitaet_ des Abhaengigen, welche nur _an sich_ ist,
es seyn, dass sie als _innerliche_ oder als _aeusserliche_ aufgefasst
werde, worin dasjenige, was die Realitaet daran ausmacht, das
Unterschiedene und in die Existenz Extreme schlechthin ein
_selbststaendig-Verschiedenes_ und daher _Endliches_ bleibt.  Darin
kommt also diese _Identitaet_ selbst nicht _zur Existenz_ und bleibt
das _nur Innerliche_, oder sie ist das nur _Aeusserliche_, indem ihr
bestimmter Inhalt ihr gegeben ist;--in beiden Ansichten ist sie ein
Abstraktes und hat die reelle Seite nicht an ihr selbst, und ist
nicht als an und fuer sich _bestimmte Identitaet_ gesetzt; der
_Begriff_, um welchen es allein zu thun, und der das an und fuer sich
Unendliche ist, ist somit aus diesem Erkennen ausgeschlossen.

In dem synthetischen Erkennen gelangt also die Idee nur insoweit zu
ihrem Zweck, dass der _Begriff_ nach seinen _Momenten_ der _Identitaet_
und den _realen Bestimmungen_, oder nach der _Allgemeinheit_ und den
_besonderen_ Unterschieden,ferner auch _als Identitaet_, welche
_Zusammenhang_ und _Abhaengigkeit_ des Verschiedenen ist,--_fuer den
Begriff_ wird.  Aber dieser sein Gegenstand ist ihm nicht angemessen;
denn der Begriff wird nicht als _Einheit seiner mit sich selbst in
seinem Gegenstande oder seiner Realitaet_; in der Nothwendigkeit ist
seine Identitaet fuer ihn, in der aber nicht selbst die _Bestimmtheit_,
sondern als ein ihr aeusserlicher, d. i. nicht durch den Begriff
bestimmter Stoff ist, in welchem er also nicht sich selbst erkennt.
Ueberhaupt ist also der Begriff nicht fuer sich, nach seiner Einheit
nicht zugleich an und fuer sich bestimmt.  Die Idee erreicht deswegen
in diesem Erkennen die Wahrheit noch nicht wegen der Unangemessenheit
des Gegenstandes zu dem subjektiven Begriffe.--Aber die Sphaere der
Nothwendigkeit ist die hoechste Spitze des Seyns und der Reflexion;
sie geht an und fuer sich selbst in die Freiheit des Begriffes, die
innere Identitaet geht in ihre Manifestation, die der Begriff als
Begriff ist, ueber.  Wie dieser _Uebergang_ aus der Sphaere der
Nothwendigkeit in den Begriff _an sich_ geschieht, ist bei
Betrachtung der erstern gezeigt worden, so wie er auch als die
_Genesis des Begriffs_ zu Anfang dieses Buchs sich dargestellt hat.
Hier hat die _Nothwendigkeit_ die Stellung, die _Realitaet_ oder der
_Gegenstand_ des Begriffes zu seyn, wie auch der Begriff, in den sie
uebergeht, nunmehr als Gegenstand desselben ist.  Aber der Uebergang
selbst ist derselbe.  Er ist auch hier nur erst _an sich_ und liegt
noch ausser dem Erkennen in unserer Reflexion, d. h. ist dessen noch
innere Nothwendigkeit selbst.  Nur das Resultat ist fuer ihn.  Die
Idee, insofern der Begriff nun _fuer sich_ der an und fuer sich
bestimmte ist ist die _praktische_ Idee, _das Handeln_.


B. Die Idee des Guten.


Indem der Begriff, welcher Gegenstand seiner selbst ist, an und fuer
sich bestimmt ist, ist das Subjekt sich als _Einzelnes_ bestimmt.  Er
hat als Subjektives wieder die Voraussetzung eines an sich-seyenden
Andersseyns; er ist der _Trieb_, sich zu realisiren, der Zweck der
sich _durch sich selbst_ in der objektiven Welt Objektivitaet geben
und sich ausfuehren will.  In der theoretischen Idee steht der
subjektive Begriff, als das _Allgemeine_, an- und fuer sich
_Bestimmungs-lose_, der objektiven Welt entgegen, aus der er sich den
bestimmten Inhalt und die Erfuellung nimmt.  In der praktischen Idee
aber steht er als Wirkliches dem Wirklichen gegenueber; die Gewissheit
seiner selbst, die das Subjekt in seinem An- und
Fuer-sich-Bestimmt-seyn hat, ist aber eine Gewissheit seiner
Wirklichkeit und der _Unwirklichkeit_ der Welt; nicht nur das
Andersseyn derselben als abstrakte Subjektheit ist ihm das Nichtige,
sondern deren Einzelnheit und die Bestimmungen ihrer Einzelnheit.
Die _Objektivitaet_ hat das Subjekt hier sich selbst vindicirt; seine
Bestimmtheit in sich ist das Objektive, denn es ist die Allgemeinheit,
welche ebenso wohl schlechthin bestimmt ist; die vorhin objektive
Welt ist dagegen nur noch ein Gesetztes, ein _unmittelbar_ auf
mancherlei Weise Bestimmtes, aber das, weil es nur unmittelbar ist,
der Einheit des Begriffes in sich entbehrt, und fuer sich nichtig ist.

Diese in dem Begriffe enthaltene, ihm gleiche, und die Forderung der
einzelnen aeusserlichen Wirklichkeit in sich schliessende Bestimmtheit
ist das _Gute_.  Es tritt mit der Wuerde auf, absolut zu seyn, weil es
die Totalitaet des Begriffes in sich, das Objektive zugleich in der
Form der freien Einheit und Subjektivitaet ist.  Diese Idee ist hoeher
als die Idee des betrachteten Erkennens, denn sie hat nicht nur die
Wuerde des Allgemeinen, sondern auch des schlechthin Wirklichen:--Sie
ist _Trieb_, insofern dieses Wirkliche noch subjektiv, sich selbst
setzend ist, nicht die Form zugleich der unmittelbaren Voraussetzung
hat; ihr Trieb, sich zu realisiren ist eigentlich nicht, sich
Objektivitaet zu geben, diese hat sie an sich selbst, sondern nur
diese leere Form der Unmittelbarkeit.--Die Thaetigkeit des Zwecks ist
daher nicht gegen sich gerichtet, um eine gegebene Bestimmung in sich
aufzunehmen und sich zu eigen zu machen, sondern vielmehr die eigene
Bestimmung zu setzen, und sich vermittelst des Aufhebens der
Bestimmungen der aeusserlichen Welt die Realitaet in Form aeusserlicher
Wirklichkeit zu geben.--Die Willensidee hat als das Selbstbestimmende
_fuer sich_ den _Inhalt_ in sich selbst.  Dieser ist nun zwar
_bestimmter_ Inhalt, und insofern ein _Endliches_ und _Beschraenktes_;
die Selbstbestimmung ist wesentlich _Besonderung_, da die Reflexion
des Willens in sich als negative Einheit ueberhaupt auch Einzelnheit
im Sinne des Ausschliessens und des Voraussetzens eines Andern ist.
Die Besonderheit des Inhalts ist jedoch zunaechst unendlich durch die
Form des Begriffs, dessen eigene Bestimmtheit er ist, und der in ihm
die negative Identitaet seiner mit sich selbst, hiermit nicht nur ein
Besonderes, sondern seine unendliche Einzelnheit hat.  Die erwaehnte
_Endlichkeit_ des Inhalts in der praktischen Idee ist damit eins und
dasselbe, dass sie zunaechst noch unausgefuehrte Idee ist; der Begriff
ist _fuer ihn_ das An- und Fuersichseyende; er ist hier die Idee in der
Form der _fuer sich selbst_ seyenden Objektivitaet; eines Theils ist
das Subjektive darum nicht mehr nur ein _Gesetztes_, Willkuerliches
oder Zufaelliges, sondern ein Absolutes; aber andern Theils hat diese
_Form der Existenz, das Fuersichseyn_, noch nicht auch die des
_Ansichseyns_.  Was so der Form als solcher nach als Gegensatz
erscheint, erscheint an der zur _einfachen Identitaet_ reflektirten
Form des Begriffes, d. i. am Inhalt, als einfache Bestimmtheit
desselben; das Gute, ob zwar an und fuer sich geltend, ist dadurch
irgend ein besonderer Zweck, der aber durch die Realisirung nicht
erst seine Wahrheit erhalten soll, sondern schon fuer sich das Wahre
ist.

Der Schluss der unmittelbaren _Realisirung_ selbst bedarf hier keiner
naehern Ausfuehrung; er ist ganz nur der oben betrachtete Schluss der
_aeusserlichen Zweckmaessigkeit_; nur der Inhalt macht den Unterschied
aus.  In der aeusserlichen als der formellen Zweckmaessigkeit war er ein
unbestimmter endlicher Inhalt ueberhaupt, hier ist er zwar auch ein
endlicher, aber als solcher zugleich absolut geltender.  Aber in
Ansehung des Schlusssatzes, des ausgefuehrten Zwecks, tritt ein
weiterer Unterschied ein.  Der endliche Zweck kommt in seiner
_Realisirung_ ebenso sehr nur bis zum _Mittel_; da er nicht in seinem
Anfange schon an und fuer sich bestimmter Zweck ist, bleibt er auch
als ausgefuehrt ein solches, das nicht an und fuer sich ist.  Ist das
Eine auch wieder als ein _Endliches_ fixirt, und wesentlich ein
solches, so kann es auch, seiner innerlichen Unendlichkeit unerachtet,
dem Schicksale der Endlichkeit nicht entgehen;--ein Schicksal, das
in mehreren Formen erscheint.  Das ausgefuehrte Gute ist gut durch das,
was es schon im subjektiven Zweck, in seiner Idee ist; die
Ausfuehrung giebt ihm ein aeusserliches Daseyn; aber da diess Daseyn nur
bestimmt ist als die an und fuer sich nichtige Aeusserlichket, so hat
das Gute in ihr nur ein zufaelliges, zerstoerbares Daseyn, nicht eine
seiner Idee entsprechende Ausfuehrung erreicht.--Ferner da es seinem
Inhalte nach ein Beschraenktes ist, so giebt es auch des Guten
mehrerlei; das existirende Gute ist nicht nur der Zerstoerung durch
aeusserliche Zufaelligkeit und durch das Boese unterworfen, sondern durch
die Kollision und den Widerstreit des Guten selbst.  Von Seiten der
ihm vorausgesetzten objektiven Welt, in deren Voraussetzung die
Subjektivitaet und Endlichkeit des Guten besteht, und die als eine
andere ihren eigenen Gang geht, ist selbst die Ausfuehrung des Guten
Hindernissen, ja sogar der Unmoeglichkeit ausgesetzt.

Das Gute bleibt so ein _Sollen_; es ist _an und fuer sich_, aber das
_Seyn_ als die letzte, abstrakte Unmittelbarkeit bleibt gegen
dasselbe _auch_ als ein _Nichtseyn_ bestimmt.  Die Idee des
vollendeten Guten ist zwar ein _absolutes Postulat_, aber mehr nicht
als ein Postulat, d. i. das Absolute mit der Bestimmtheit der
Subjektivitaet behaftet.  Es sind noch die zwei Welten im Gegensatze,
die eine ein Reich der Subjektivitaet in den reinen Raeumen des
durchsichtigen Gedankens, die andere ein Reich der Objektivitaet in
dem Elemente einer aeusserlich mannigfaltigen Wirklichkeit, die ein
unaufgeschlossenes Reich der Finsterniss ist.  Die vollstaendige
Ausbildung des unaufgeloesten Widerspruchs, jenes _absoluten_ Zwecks,
dem die _Schranke_ dieser Wirklichkeit _unueberwindlich_
gegenuebersteht, ist in der Phaenomenologie des Geistes S. 453 ff.
naeher betrachtet worden.--Indem die Idee das Moment der vollkommenen
Bestimmtheit in sich enthaelt, so hat der andere Begriff, zu dem der
Begriff sich in ihr verhaelt, in seiner Subjektivitaet zugleich das
Moment eines Objekts; die Idee tritt daher hier in die Gestalt des
_Selbstbewusstseyns_, und trifft nach dieser einen Seite mit dessen
Darstellung zusammen.

Was aber der praktischen Idee noch mangelt, ist das Moment des
eigentlichen Bewusstseyns selbst, dass naemlich das Moment der
Wirklichkeit im Begriffe fuer sich die Bestimmung des _aeusserlichen
Seyns_ erreicht haette.--Dieser Mangel kann auch so betrachtet werden,
dass der _praktischen_ Idee noch das Moment der _theoretischen_ fehlt.
In der letztern naemlich steht auf der Seite des subjektiven, vom
Begriffe in sich angeschaut werdenden Begriffs nur die Bestimmung der
_Allgemeinheit_; das Erkennen weiss sich nur als Auffassen, als die
fuer sich selbst _unbestimmte_ Identitaet des Begriffs mit sich selbst;
die Erfuellung, d. i. die an und fuer sich bestimmte Objektivitaet ist
ihr ein _Gegebenes_, und das _wahrhaft-Seyende_ die unabhaengig vom
subjektiven Setzen vorhandene Wirklichkeit.

Der praktischen Idee. dagegen gilt diese Wirklichkeit, die ihr
zugleich als unueberwindliche Schranke gegenuebersteht, als das an und
fuer sich Nichtige, das erst seine wahrhafte Bestimmung und einzigen
Werth durch die Zwecke des Guten erhalten solle.  Der Wille steht
daher der Erreichung seines Ziels nur selbst im Wege dadurch, dass er
sich von dem Erkennen trennt, und die aeusserliche Wirklichkeit fuer ihn
nicht die Form des wahrhaft-Seyenden erhaelt; die Idee des Guten kann
daher ihre Ergaenzung allein in der Idee des Wahren finden.

Sie macht aber diesen Uebergang durch sich selbst.  In dem Schlusse
des Handelns ist die eine Praemisse die _unmittelbare Beziehung_ des
_guten Zweckes auf die Wirklichkeit_, deren er sich bemaechtigt und in
der zweiten Praemisse als aeusserliches _Mittel_ gegen die aeusserliche
Wirklichkeit richtet.  Das Gute ist fuer den subjektiven Begriff das
Objektive; die Wirklichkeit in ihrem Daseyns steht ihm nur insofern
als die unueberwindliche Schranke gegenueber, als sie noch die
Bestimmung _unmittelbaren Daseyns_, nicht eines Objektiven nach dem
Sinne des An- und Fuersichseyns hat; sie ist vielmehr entweder das
Boese oder Gleichgueltige, nur Bestimmbare, welches seinen Werth nicht
in sich selbst hat.  Dieses abstrakte Seyn, das dem Guten in der
zweiten Praemisse gegenuebersteht, hat aber die praktische Idee bereits
selbst aufgehoben; die erste Praemisse ihres Handelns ist die
_unmittelbare Objektivitaet_ des Begriffes, wonach der Zweck ohne
allen Widerstand sich der Wirklichkeit mittheilt, und in einfacher,
identischer Beziehung mit ihr ist.  Es sind insofern also nur die
Gedanken ihrer beiden Praemissen zusammen zu bringen.  Zu dem, was in
der ersten von dem objektiven Begriffe unmittelbar schon vollbracht
ist, kommt in der zweiten zunaechst nur diess hinzu, dass es durch
Vermittelung, hiermit _fuer ihn_ gesetzt wird.  Wie nun in der
Zweckbeziehung ueberhaupt der ausgefuehrte Zweck zwar auch wieder nur
ein Mittel, aber umgekehrt das Mittel auch der ausgefuehrte Zweck ist,
so ist gleichfalls in dem Schlusse des Guten die zweite Praemisse
schon unmittelbar in der ersten _an sich_ vorhanden; allein diese
Unmittelbarkeit ist nicht hinreichend, und die zweite wird schon fuer
das erste postulirt;--die Ausfuehrung des Guten gegen eine
gegenueberstehende andere Wirklichkeit ist die Vermittelung, welche
wesentlich fuer die unmittelbare Beziehung und das Verwirklichtseyn
des Guten nothwendig ist.  Denn sie ist nur die erste Negation oder
das Andersseyn des Begriffs, eine Objektivitaet, welche ein
Versenktseyn des Begriffs in die Aeusserlichkeit waere; die zweite ist
das Aufheben dieses Andersseyns, wodurch die unmittelbare Ausfuehrung
des Zwecks erst Wirklichkeit des Guten als des fuer sich seyenden
Begriffes wird, indem er darin identisch mit sich selbst, nicht mit
einem Andern, hiermit allein als freier gesetzt wird.  Wenn nun der
Zweck des Guten dadurch doch nicht ausgefuehrt seyn sollte, so ist
diess ein Rueckfall des Begriffs in den Standpunkt, den der Begriff vor
seiner Thaetigkeit hat,--den Standpunkt der als nichtig bestimmten und
doch als reell vorausgesetzten Wirklichkeit;--ein Rueckfall, welcher
zum Progress in die schlecht Unendlichkeit wird, seinen Grund allein
darin hat, dass in dem Aufheben jener abstrakten Realitaet diess
Aufheben ebenso unmittelbar vergessen wird, oder dass vergessen wird,
dass diese Realitaet vielmehr schon als die an und fuer sich nichtige,
nicht objektive Wirklichkeit vorausgesetzt ist.  Diese Wiederholung
der Voraussetzung des nicht ausgefuehrten Zweckes nach der wirklichen
Ausfuehrung des Zweckes bestimmt sich daher auch so, dass _die
subjektive Haltung_ des objektiven Begriffes reproducirt und
perennirend gemacht wird, womit _die Endlichkeit_ des Guten seinem
Inhalte, so wie seiner Form nach als die bleibende Wahrheit, so wie
seine Verwirklichung schlechthin immer nur als ein _einzelner Akt_,
nicht als ein _allgemeiner_ erscheint.--In der That hat sich diese
Bestimmtheit in der Verwirklichung des Guten aufgehoben; was den
objektiven Begriff noch _begrenzt_, ist seine eigene _Ansicht_ von
sich, die durch die Reflexion auf das, was seine Verwirklichung _an
sich_ ist, verschwindet; er steht nur sich selbst durch diese Ansicht
im Wege, und hat sich darueber nicht gegen eine aeussere Wirklichkeit,
sondern gegen sich selbst zu richten.

Die Thaetigkeit in der zweiten Praemisse naemlich, die nur ein
einseitiges _Fuersichseyn_ hervorbringt, daher das Produkt als ein
_Subjektives_ und _Einzelnes_ erschient, darin somit die erste
Voraussetzung wiederholt wird,--ist in Wahrheit ebenso sehr das
Setzen der _an sich seyenden_ Identitaet des objektiven Begriffs und
der unmittelbaren Wirklichkeit.  Diese letztere ist durch die
Voraussetzung bestimmt, nur eine Realitaet der Erscheinung zu haben,
an und fuer sich nichtig, und schlechthin vom objektiven Begriff
bestimmbar zu seyn.  Indem durch die Thaetigkeit des objektiven
Begriffs die aeussere Wirklichkeit veraendert, ihre Bestimmung hiermit
aufgehoben wird, so wird ihr eben dadurch die bloss erscheinenden
Realitaet, aeusserliche Bestimmbarkeit und Nichtigkeit genommen, sie
wird hiermit _gesetzt_ als an und fuer sich seyend.  Es wird darin die
Voraussetzung ueberhaupt aufgehoben, naemlich die Bestimmung des Guten
als eines bloss subjektiven und seinem Inhalte nach beschraenkten
Zwecks, die Nothwendigkeit, ihn durch subjektive Thaetigkeit erst zu
realisiren, und diese Thaetigkeit selbst.  In dem Resultate hebt die
Vermittelung sich selbst auf, es ist eine _Unmittelbarkeit_, welche
nicht die Wiederherstellung der Voraussetzung, sondern vielmehr deren
Aufgehobenseyn ist.  Die Idee des an und fuer sich bestimmten Begriffs
ist hiermit gesetzt, nicht mehr bloss im thaetigen Subjekt, sondern
ebenso sehr als eine unmittelbare Wirklichkeit, und umgekehrt diese,
wie sie im Erkennen ist, als wahrhaftseyende Objektivitaet zu seyn.
Die Einzelnheit des Subjekts, mit der es durch seine Voraussetzung
behaftete wurde, ist mit dieser verschwunden; es ist hiermit jetzt
als _freie, allgemeine Identitaet mit sich selbst_, fuer welche die
Objektivitaet des Begriffs ebenso sehr eine _gegebene_, unmittelbar
fuer dasselbe _vorhandene_ ist, als es sich als den an und fuer sich
bestimmten Begriff weiss.  In diesem Resultate ist hiermit das
_Erkennen_ hergestellt, und mit der praktischen Idee vereinigt, die
vorgefundene Wirklichkeit ist zugleich als der ausgefuehrte absolute
Zweck bestimmt, aber nicht wie im suchenden Erkennen bloss als
objektive Welt, deren innerer Grund und wirkliches Bestehen der
Begriff ist.  Diess ist die absolute Idee


Drittes Kapitel.  Die absolute Idee.


Die absolute Idee, wie sich ergeben hat, ist die Identitaet der
theoretischen und der praktischen, welche jede fuer sich noch
einseitig, die Idee selbst nur als ein gesuchtes Jenseits und
unerreichtes Ziel in sich hat;--jede daher eine _Synthese des
Strebens_ ist, die Idee sowohl in sich hat als auch _nicht_ hat, von
einem zum andern uebergeht, aber beide Gedanken nicht zusammenbringt,
sondern in deren Widerspruche stehen bleibt.  Die absolute Idee als
der vernuenftige Begriff, der in seiner Realitaet nur mit sich selbst
zusammengeht, ist um dieser Unmittelbarkeit seiner objektiven
Identitaet willen einer Seits die Rueckkehr zum _Leben_; aber sie hat
diese Form ihrer Unmittelbarkeit ebenso sehr aufgehoben, und den
hoechsten Gegensatz in sich.  Der Begriff ist nicht nur _Seele_,
sondern freier subjektiver Begriff, der fuer sich ist und daher die
Persoenlichkeit hat,--der praktische, an und fuer sich bestimmte,
objektive Begriff, der als Person undurchdringliche, atome
Subjektivitaet ist,--der aber ebenso sehr nicht ausschliessende
Einzelnheit, sondern fuer sich _Allgemeinheit_ und _Erkennen_ ist, und
in seinem Andern _seine eigene_ Objektivitaet zum Gegenstande hat.
Alles Uebrige ist Irrthum, Truebheit, Meinung, Streben, Willkuer und
Vergaenglichkeit; die absolute Idee allein ist _Seyn_, unvergaengliches
_Leben, sich wissende Wahrheit_, und ist _alle Wahrheit_.

Sie ist der einzige Gegenstand und Inhalt der Philosophie Indem sie
_alle Bestimmtheit_ in sich enthaelt, und ihr Wesen diess ist, durch
ihre Selbstbestimmung oder Besonderung zu sich zurueckzukehren, so hat
sie verschiedene Gestaltungen, und das Geschaeft der Philosophie ist,
sie in diesen zu erkennen.  Die Natur und der Geist sind ueberhaupt
unterschiedene Weisen, _ihr Daseyn_ darzustellen; Kunst und Religion
ihre verschiedenen Weisen, sich zu erfassen und ein sich angemessenes
Daseyn zu geben; die Philosophie hat mit Kunst und Religion denselben
Inhalt und denselben Zweck; aber sie ist die hoechste Weise, die
absolute Idee zu erfassen, weil ihre Weise die hoechste, der Begriff,
ist.  Sie fasst daher jene Gestaltungen der reellen und ideellen
Endlichkeit, so wie der Unendlichkeit und Heiligkeit in sich, und
begreift sie und sich selbst.  Die Ableitung und Erkenntniss dieser
besonderen Weisen ist nun das fernere Geschaeft der besonderen
philosophischen Wissenschaften. _Das Logische_ der absoluten Idee
kann auch eine _Weise_ derselben genannt werden; aber indem die
_Weise_ eine _besondere_ Art, eine _Bestimmtheit_ der Form bezeichnet,
so ist das Logische dagegen die allgemeine Weise, in der alle
besonderen aufgehoben und eingehuellt sind.  Die logische Idee ist sie
selbst in ihrem reinen Wesen, wie sie in einfacher Identitaet in ihren
Begriff eingeschlossen, und in das _Scheinen_ in einer
Formbestimmtheit noch nicht eingetreten ist.  Die Logik stellt daher
die Selbstbewegung der absoluten Idee nur als das urspruengliche
_Wort_ dar, das eine _Aeusserung_ ist, aber eine solche, die als
Aeusseres unmittelbar wieder verschwunden ist, indem sie ist; die Idee
ist also nur in dieser Selbstbestimmung, _sich zu vernehmen_, sie ist
in dem _reinen Gedanken_, worin der Unterschied noch kein
_Andersseyn_, sondern sich vollkommen durchsichtig ist und bleibt.
--Die logische Idee hat somit sich als die _unendliche Form_ zu ihrem
Inhalte;--die _Form_, welche insofern den Gegensatz zum _Inhalt_
ausmacht, als dieser die in sich gegangene und in der Identitaet
aufgehobene Formbestimmung so ist, dass diese konkrete Identitaet
gegenueber der als Form entwickelten steht; er hat die Gestalt eines
Andern und Gegebenen gegen die Form, die als solche schlechthin in
_Beziehung_ steht, und deren Bestimmtheit zugleich als Schein gesetzt
ist.--Die absolute Idee selbst hat naeher nur diess zu ihrem Inhalt,
dass die Formbestimmung ihre eigene vollendete Totalitaet, der reine
Begriff, ist.  Die _Bestimmtheit_ der Idee und der ganze Verlauf
dieser Bestimmtheit nun hat den Gegenstand der logischen Wissenschaft
ausgemacht, aus welchem Verlauf die absolute Idee selbst _fuer sich_
hervorgegangen ist; fuer sich aber hat sie sich als diess gezeigt, dass
die Bestimmtheit nicht die Gestalt eines _Inhalts_ hat, sondern
schlechthin als _Form_, dass die Idee hiernach als die schlechthin
_allgemeine Idee_ ist.  Was also hier noch zu betrachten kommt, ist
somit nicht ein Inhalt als solcher, sondern das Allgemeine seiner
Form,--das ist die _Methode_.

Die _Methode_ kann zunaechst als die blosse _Art und Weise_ des
Erkennens erscheinen, und sie hat in der That die Natur einer solchen.
Aber die Art und Weise ist als Methode nicht nur eine _an und fuer
sich bestimmte_ Modalitaet des _Seyns_, sondern als Modalitaet des
Erkennens gesetzt als durch den _Begriff_ bestimmt, und als die Form,
insofern sie die Seele aller Objektivitaet ist, und aller sonst
bestimmte Inhalt seine Wahrheit allein in der Form hat.  Wenn der
Inhalt wieder der Methode als gegeben und als von eigenthuemlicher
Natur angenommen wird, so ist sie wie das Logische ueberhaupt in
solcher Bestimmung eine bloss _aeusserliche_ Form.  Aber es kann
hiergegen nicht nur auf den Grundbegriff vom Logischen sich berufen
werden, sondern der ganze Verlauf desselben, worin alle Gestalten
eines gegebenen Inhalts und der Objekte vorgekommen sind, hat ihren
Uebergang und Unwahrheit gezeigt, und statt dass ein gegebenes Objekt
die Grundlage seyn koennte, zu der sich die absolute Form nur als
aeusserliche und zufaellige Bestimmung verhielte, hat sich diese
vielmehr als die absolute Grundlage und letzte Wahrheit erwiesen.
Die Methode ist daraus als _der sich selbst wissende, sich_ als das
Absolute, sowohl Subjektive als Objektive, _zum Gegenstande habende
Begriff_, somit als das reine Entsprechen des Begriffs und seiner
Realitaet, als eine Existenz, die er selbst ist, hervorgegangen.

Was hiermit als Methode hier zu betrachten ist, ist nur die Bewegung
des _Begriffs_ selbst, deren Natur schon erkannt worden, aber
_erstlich_ nunmehr mit der _Bedeutung_, dass der _Begriff Alles_, und
seine Bewegung die _allgemeine absolute Thaetigkeit_, die sich selbst
bestimmende und selbst realisirende Bewegung ist.  Die Methode ist
deswegen als die ohne Einschraenkung allgemeine, innerliche und
aeusserliche Weise, und als die schlechthin unendliche Kraft
anzuerkennen, welcher kein Objekt, insofern es sich als ein
Aeusserliches, der Vernunft fernes und von ihr unabhaengiges praesentirt,
Widerstand leisten, gegen sie von einer besondern Natur seyn, und
von ihr nicht durchdrungen werden koennte.  Sie ist darum die _Seele
und Substanz_, und irgend etwas ist nur begriffen und in seiner
Wahrheit gewusst, als es der _Methode vollkommen unterworfen_ ist; sie
ist die eigene Methode jeder Sache selbst, weil ihre Thaetigkeit der
Begriff ist.  Diess ist auch der wahrhaftere Sinn ihrer
_Allgemeinheit_; nach der Reflexions-Allgemeinheit wird sie nur als
die Methode fuer _Alles_ genommen; nach der Allgemeinheit der Idee
aber ist sie sowohl die Art und Weise des Erkennens, des _subjektiv_
sich wissenden Begriffs, als die _objektive_ Art und Weise, oder
vielmehr die _Substantialitaet_ der _Dinge_,--d. h. der Begriffe,
insofern sie der _Vorstellung_ und der _Reflexion_ zunaechst als
_Andere_ erscheinen.  Sie ist darum die hoechste _Kraft_ oder vielmehr
die _einzige_ und absolute _Kraft_ der Vernunft nicht nur, sondern
auch ihr hoechster und einziger _Trieb, durch sich selbst in Allem
sich selbst_ zu finden und zu erkennen.--Hiermit ist _zweitens_ auch
der _Unterschied der Methode von dem Begriffe als solchem_, das
_Besondere_ derselben, angegeben.  Wie der Begriff fuer sich
betrachtet wurde, erschien er in seiner Unmittelbarkeit; die
_Reflexion oder der ihn betrachtende Begriff_ fiel in _unser_ Wissen.
Die Methode ist diess Wissen selbst, fuer das er nicht nur als
Gegenstand, sondern als dessen eigenes, subjektives Thun ist, als das
_Instrument_ und Mittel der erkennenden Thaetigkeit, von ihr
unterschieden, aber als deren eigene Wesenheit.  In dem suchenden
Erkennen ist die Methode gleichfalls als _Werkzeug_ gestellt, als ein
auf der subjektiven Seite stehendes Mittel, wodurch sie sich auf das
Objekt bezieht.  Das Subjekt ist in diesem Schlusse das eine und das
Objekt das andere Extrem, und jenes schliesst sich durch seine Methode
mit diesem, aber darin fuer sich nicht _mit sich selbst zusammen_.
Die Extreme bleiben verschiedene, weil Subjekt, Methode und Objekt
nicht als _der eine identische Begriff_ gesetzt sind, der Schluss ist
daher immer der formelle; die Praemisse, in welcher das Subjekt die
Form als seine Methode auf seine Seite setzt, ist eine _unmittelbare_
Bestimmung und enthaelt deswegen die Bestimmungen der Form, wie wir
gesehen, der Definition, Eintheilung u. s. f. als im _Subjekte
vorgefundene_ Thatsachen.  Im wahrhaften Erkennen dagegen ist die
Methode nicht nur eine Menge gewisser Bestimmungen, sondern das An-
und Fuer-sich-Bestimmtseyn des Begriffs, der die Mitte nur darum ist,
weil er ebenso sehr die Bedeutung des Objektiven hat, das im
Schlusssatze daher nicht nur eine aeussere Bestimmtheit durch die
Methode erlangt, sondern in seiner Identitaet mit dem subjektiven
Begriffe gesetzt ist.

1. Das, was die Methode hiermit ausmacht, sind die Bestimmungen des
Begriffes selbst und deren Beziehungen, die in der Bedeutung als
Bestimmungen der Methode nun zu betrachten sind.--Es ist dabei
_erstens_ von dem _Anfange_ anzufangen.  Von demselben ist bereits
bei dem Anfange der Logik selbst, wie auch vorhin beim subjektiven
Erkennen gesprochen und gezeigt worden, dass wenn er nicht willkuerlich
und mit einer kategorischen Bewusstlosigkeit gemacht wird, zwar viele
Schwierigkeiten zu machen scheinen kann, jedoch von hoechst einfacher
Natur ist.  Weil er der Anfang ist, ist sein Inhalt ein
_Unmittelbares_, aber ein solches, das den Sinn und die Form
_abstrakter Allgemeinheit_ hat.  Er sey sonst ein Inhalt des _Seyns_
oder des _Wesens_ oder des _Begriffes_, so ist er insofern ein
_Aufgenommenes, Vorgefundenes, Assertorisches_, als er ein
_Unmittelbares_ ist. _Vor's Erste_ aber ist er nicht ein
Unmittelbares _der sinnlichen Anschauung_ oder _der Vorstellung_,
sondern des _Denkens_, das man wegen seiner Unmittelbarkeit auch ein
uebersinnliches, _innerliches Anschauen_ nennen kann.  Das
Unmittelbare der sinnlichen Anschauung ist ein _Mannigfaltiges_ und
Einzelnes.  Das Erkennen ist aber begreifendes Denken, sein Anfang
daher auch _nur im Elemente des Denkens_; ein _Einfaches_ und
_Allgemeines_.--Von dieser Form ist vorhin bei der Definition die
Rede gewesen.  Bei dem Anfang des endlichen Erkennens wird die
Allgemeinheit als wesentliche Bestimmung gleichfalls anerkannt, aber
nur als Denk- und Begriffsbestimmung im Gegensatze gegen das Seyn
genommen.  In der That ist diese _erste_ Allgemeinheit eine
_unmittelbare_, und hat darum ebenso sehr die Bedeutung des _Seyns_;
denn das Seyn ist eben diese abstrakte Beziehung auf sich selbst.
Das Seyn bedarf keiner andern Ableitung, als ob es dem Abstrakten der
Definition nur daraus zukomme, weil es aus der sinnlichen Anschauung
oder sonst woher genommen sey, und insofern es monstrirt werde.
Dieses Monstriren und Herleiten betrifft eine _Vermittelung_, die
mehr als ein blosser Anfang ist, und ist eine solche Vermittelung, die
nicht dem denkenden Begreifen gehoert, sondern die Erhebung der
Vorstellung, des empirischen und raisonnirenden Bewusstseyns, zu dem
Standpunkte des Denkens ist.  Nach dem gelaeufigen Gegensatze von
Gedanken oder Begriff und Seyn erscheint es als eine wichtige
Wahrheit, dass jenem fuer sich noch kein Seyn zukomme, und dass diess
einen eigenen, vom Gedanken selbst unabhaengigen Grund habe.  Die
einfache Bestimmung von _Seyn_ ist aber so arm an sich, dass schon
darum nicht viel Aufhebens davon zu machen ist; das Allgemeine ist
unmittelbar selbst diess Unmittelbare, weil es als Abstraktes auch nur
die abstrakte Beziehung auf sich ist, die das Seyn ist.  In der That
hat die Forderung, das Seyn aufzuzeigen, einen weitern innern Sinn,
worin nicht bloss diese abstrakte Bestimmung liegt, sondern es ist
damit die Forderung der _Realisirung des Begriffs_ ueberhaupt gemeint,
welche nicht im _Anfange_ selbst liegt, sondern vielmehr das Ziel und
Geschaeft der ganzen weitern Entwickelung des Erkennens ist.  Ferner
indem der _Inhalt_ des Anfangs durch das Monstriren in der innern
oder aeussern Wahrnehmung gerechtfertigt und als etwas Wahres oder
Richtiges beglaubigt werden soll, so ist damit nicht mehr die _Form_
der Allgemeinheit als solche gemeint, sondern ihre _Bestimmtheit_,
wovon gleich zu sprechen nothwendig ist.  Die Beglaubigung des
_bestimmten Inhalts_, mit dem der Anfang gemacht wird, scheint
_rueckwaerts_ desselben zu liegen; in der That aber ist sie als
Vorwaertsgehen zu betrachten, wenn sie naemlich zum begreifenden
Erkennen gehoert.

Der Anfang hat somit fuer die Methode keine andre Bestimmtheit, als
die, das Einfache und Allgemeine zu seyn; diess ist selbst die
_Bestimmtheit_, wegen der er mangelhaft ist.  Die Allgemeinheit ist
der reine, einfache Begriff, und die Methode als das Bewusstseyn
desselben weiss, dass die Allgemeinheit nur Moment und der Begriff in
ihr noch nicht an und fuer sich bestimmt ist.  Aber mit diesem
Bewusstseyn, das den Anfang nur um der Methode willen weiter fuehren
wollte, waere diese ein Formelles, in aeusserlicher Reflexion Gesetztes.
Da sie aber die objektive, immanente Form ist, so muss das
Unmittelbare des Anfangs _an ihm selbst_ das Mangelhafte, und mit dem
_Triebe_ begabt seyn, sich weiter zu fuehren.  Das Allgemeine gilt
aber in der absoluten Methode nicht als bloss Abstraktes, sondern als
das objektiv-Allgemeine, d. h. das _an sich_ die _konkrete Totalitaet_,
aber die noch nicht _gesetzt_, noch nicht _fuer sich_ ist.  Selbst
das abstrakte Allgemeine als solches, im Begriffe, d. i. nach seiner
Wahrheit betrachtet, ist nicht nur das _Einfache_, sondern als
_Abstraktes_ ist es schon _gesetzt_ als mit einer _Negation_ behaftet.
Es _giebt_ deswegen auch, es sey in der _Wirklichkeit_ oder im
_Gedanken_, kein so Einfaches und so Abstraktes, wie man es sich
gewoehnlich vorstellt.  Solches Einfache ist eine blosse _Meinung_, die
allein in der Bewusstlosigkeit dessen, was in der That vorhanden ist,
ihren Grund hat.--Vorhin wurde das Anfangende als das Unmittelbare
bestimmt; die _Unmittelbarkeit des Allgemeinen_ ist dasselbe, was
hier als das _Ansichseyn_ ohne _Fuersichseyn_ ausgedrueckt ist.--Man
kann daher wohl sagen, dass mit dem _Absoluten_ aller Anfang gemacht
werden muesse, so wie aller Fortgang nur die Darstellung desselben ist,
insofern das _Ansichseyende_ der Begriff ist.  Aber darum, weil es
nur erst _an sich_ ist, ist es ebenso sehr _nicht_ das Absolute, noch
der gesetzte Begriff, auch nicht die Idee; denn diese sind eben diess,
dass das _Ansichseyn_ nur ein abstraktes, einseitiges Moment ist.  Der
Fortgang ist daher nicht eine Art von _Ueberfluss_; er waere diess, wenn
das Anfangende in Wahrheit schon das Absolute waere; das Fortgehen
besteht vielmehr darin, dass das Allgemeine sich selbst bestimmt, und
_fuer sich_ das Allgemeine, d. i. ebenso sehr Einzelnes und Subjekt
ist.  Nur in seiner Vollendung ist es das Absolute.

Es kann daran erinnert werden, dass der Anfang, der _an sich_ konkrete
Totalitaet ist, als solcher auch _frei_ seyn, und seine
Unmittelbarkeit die Bestimmung eines _aeusserlichen Daseyns_ haben kann;
der _Keim_ des _Lebendigen_ und der _subjektive Zweck_ ueberhaupt
haben sich als solche Anfaenge gezeigt, beide sind daher selbst
_Triebe_: Das Nicht-Geistige und Nicht-Lebendige dagegen ist der
konkrete Begriff nur als _reale Moeglichkeit_; die _Ursache_ ist die
hoechste Stufe, in der der konkrete Begriff als Anfang in der Sphaere
der Nothwendigkeit ein unmittelbares Daseyn hat; aber sie ist noch
kein Subjekt, das als solches sich auch in seiner wirklichen
Realisirung erhaelt.  Die _Sonne_ z.B. und ueberhaupt alles
Nichtlebendige sind bestimmte Existenzen, in welchen die reale
Moeglichkeit eine _innere_ Totalitaet bleibt, und die Momente derselben
wieder in subjektiver Form in ihnen _gesetzt_ sind, und insofern sie
sich realisiren, eine Existenz durch _andere_ Koerper-Individuen
erlangen.

2. Die konkrete Totalitaet, welche den Anfang macht, hat als solche in
ihr selbst den Anfang des Fortgehens und der Entwickelung.  Sie ist
als Konkretes _in sich unterschieden_; wegen ihrer _ersten
Unmittelbarkeit_ aber sind die ersten Unterschiedenen zunaechst
_Verschiedene_.  Das Unmittelbare ist aber als sich auf sich
beziehende Allgemeinheit, als Subjekt, auch die _Einheit_ dieser
Verschiedenen.--Diese Reflexion ist die erste Stufe des Weitergehens,
--das Hervortreten der _Differenz, das Urtheil_, das _Bestimmen_
ueberhaupt.  Das Wesentliche ist, dass die absolute Methode die
_Bestimmung_ des Allgemeinen in ihm selbst findet und erkennt.  Das
verstaendige endliche Erkennen verfaehrt so dabei, dass es von dem
Konkreten das, was es bei dem abstrahirenden Erzeugen jenes
Allgemeinen weggelassen, nun ebenso aeusserlich wieder aufnimmt.  Die
absolute Methode dagegen verhaelt sich nicht als aeusserliche Reflexion,
sondern nimmt das Bestimmte aus ihrem Gegenstande selbst, da sie
selbst dessen immanentes Princip und Seele ist.--Diess ist es, was
_Plato_ von dem Erkennen forderte, die _Dinge an und fuer sich selbst
zu betrachten_, Theils in ihrer Allgemeinheit, Theils aber nicht von
ihnen abzuirren, und nach Umstaenden, Exempeln und Vergleichungen zu
greifen, sondern sie allein vor sich zu haben, und was in ihnen
immanent ist, zum Bewusstseyn zu bringen.--Die Methode des absoluten
Erkennens ist insofern _analytisch_.  Dass sie die weitere Bestimmung
ihres anfaenglichen Allgemeinen ganz allein in ihm _findet_, ist die
absolute Objektivitaet des Begriffes, deren Gewissheit sie ist.--sie
ist aber ebenso sehr _synthetisch_, indem ihr Gegenstand, unmittelbar
als _einfaches Allgemeines_ bestimmt, durch die Bestimmtheit, die er
in seiner Unmittelbarkeit und Allgemeinheit selbst hat, als ein
_Anderes_ sich zeigt.  Diese Beziehung eines Verschiedenen, die er so
in sich ist, ist jedoch das nicht mehr, was als die Synthese beim
endlichen Erkennen gemeint ist; schon durch seine ebenso sehr
analytische Bestimmung ueberhaupt, dass sie die Beziehung im _Begriffe_
ist, unterschiedet sie sich voellig von diesem Synthetischen.

Dieses so sehr synthetische als analytische Moment des _Urtheils_,
wodurch das anfaengliche Allgemeine aus ihm selbst als das _Andere
seiner_ sich bestimmt, ist das _dialektische_ zu nennen.  Die
_Dialektik_ ist eine derjenigen alten Wissenschaften, welche in der
Metaphysik der Modernen, und dann ueberhaupt durch die
Popularphilosophie, sowohl der Alten als der Neuern, am meisten
verkannt worden.  Von _Plato_ sagt Diogenes Laertius, wie Thales der
Urheber der Natur-Philosophie, Sokrates der Moral-Philosophie, so sey
Plato der Urheber der dritten zur Philosophie gehoerigen Wissenschaft,
der _Dialektik_ gewesen;--ein Verdienst, das ihm vom Alterthume
hiermit als das Hoechste angerechnet worden, das aber von solchen oft
gaenzlich unbeachtet bleibt, die ihn am meisten im Munde fuehren.  Man
hat die Dialektik oft als eine _Kunst_ betrachtet, als ob sie auf
einem subjektiven _Talente_ beruhe, und nicht der Objektivitaet des
Begriffes angehoere.  Welche Gestalt und welches Resultat sie in der
kantischen Philosophie erhalten, ist an den bestimmten Beispielen
ihrer Ansicht schon gezeigt worden.  Es ist als ein unendlich
wichtiger Schritt anzusehen, dass die Dialektik wieder als der
Vernunft nothwendig anerkannt worden, obgleich das entgegengesetzte
Resultat gegen das, welches daraus hervorgegangen, gezogen werden muss.

Ausserdem, dass die Dialektik gewoehnlich als etwas Zufaelliges erscheint,
so pflegt sie diese naehere Form zu haben, dass von irgend einem
Gegenstande, z.B. Welt, Bewegung, Punkt u. s. f. gezeigt wird, es
komme demselben irgend eine Bestimmung zu, z.B. nach der Ordnung
der genannten Gegenstaende, Endlichkeit im Raume oder der Zeit, an
_diesem_ Orte seyn, absolute Negation des Raumes; aber ferner ebenso
nothwendig auch die entgegengesetzte, z.B. Unendlichkeit im Raume
und der Zeit, nicht an diesem Orte seyn, Beziehung auf den Raum,
somit Raeumlichkeit.  Die aeltere elatische Schule hat vornehmlich ihre
Dialektik gegen die Bewegung angewendet, Plato haeufig gegen die
Vorstellungen und Begriffe seiner Zeit, insbesondere der Sophisten,
aber auch gegen die reinen Kategorien und Reflexions-Bestimmungen;
der gebildete spaetere Skepticismus hat sie nicht nur auf die
unmittelbaren sogenannten Thatsachen des Bewusstseyns und Maximen des
gemeinen Lebens, sondern auch auf alle wissenschaftlichen Begriffe
ausgedehnt.  Die Folgerung nun, die aus solcher Dialektik gezogen
wird, ist ueberhaupt der _Widerspruch_ und die _Nichtigkeit_ der
aufgestellten Behauptungen.  Diess kann aber in doppeltem Sinne Statt
haben,--entweder im objektiven Sinne, dass der _Gegenstand_, der
solchermassen sich in sich selbst widerspreche, sich aufhebe und
nichtig sey;--diess war z.B. die Folgerung der Eleaten, nach welcher
z.B. der Welt, der Bewegung, dem Punkte die _Wahrheit_ abgesprochen
wurde;--oder aber im subjektiven Sinne, dass _das Erkennen mangelhaft
sey_.  Unter der letztern Folgerung wird nun entweder verstanden, dass
es nur diese Dialektik sey, welche das Kunststueck eines falschen
Scheines vormache.  Diess ist die gewoehnliche Ansicht des sogenannten
gesunden Menschenverstandes, der sich an die _sinnliche_ Evidenz und
die _gewohnten Vorstellungen_ und _Aussprueche_ haelt,--zuweilen
ruhiger, wie Diogenes der Hund, die Dialektik der Bewegung durch ein
stummes Auf- und Abgehen in ihrer Bloesse zeigt, oft aber in Harnisch
darueber geraeth, es sey bloss als ueber eine Narrheit, oder wenn es
sittlich wichtige Gegenstaende betrifft, als ueber einen Frevel, der
das wesentliche Feste wankend zu machen suche, und dem Laster Gruende
an die Hand zu geben lehre,--eine Ansicht, die in der sokratischen
Dialektik gegen die sophistische vorkommt, und ein Zorn, der
umgekehrt wieder selbst dem Sokrates das Leben gekostet hat.  Die
poebelhafte Widerlegung, die, wie Diogenes that, dem Denken das
_sinnliche Bewusstseyn_ entgegensetzt, und in diesem die Wahrheit zu
haben meint, muss man sich selbst ueberlassen; insofern die Dialektik
aber sittliche Bestimmungen aufhebt, zur Vernunft das Vertrauen haben,
dass sie dieselben, aber in ihrer Wahrheit und dem Bewusstseyn ihres
Rechts, aber auch ihrer Schranke, wieder herzustellen wissen werde.
--Oder aber das Resultat der subjektiven Nichtigkeit betrifft nicht
die Dialektik selbst, sondern vielmehr das Erkennen, wogegen sie
gerichtet ist; und im Sinne des Skepticismus, ingleichen der
kantischen Philosophie, das _Erkennen ueberhaupt_.

Das Grundvorurtheil hierbei ist, dass die Dialektik _nur ein negatives
Resultat_ habe, was sogleich seine naehere Bestimmung erhalten wird.
Zunaechst ist ueber die angefuehrte _Form_, in der sie zu erscheinen
pflegt, zu bemerken, dass sie und ihr Resultat nach derselben den
_Gegenstand_, der vorgenommen wird, oder auch das subjektive
_Erkennen_ betrifft, und dieses oder den Gegenstand fuer nichtig
erklaert, dagegen die _Bestimmungen_, welche an ihm als einem
_Dritten_ aufgezeigt werden, unbeachtet bleiben, und als fuer sich
gueltig vorausgesetzt sind.  Auf diess unkritische Verfahren ist es ein
unendliches Verdienst der kantischen Philosophie, die Aufmerksamkeit
gezogen, und damit den Anstoss zur Wiederherstellung der Logik und
Dialektik, in dem Sinne der Betrachtung der _Denkbestimmungen an und
fuer sich_, gegeben zu haben.  Der Gegenstand, wie er ohne das Denken
und den Begriff ist, ist eine Vorstellung oder auch ein Name; die
Denk- und Begriffsbestimmungen sind es, in denen er ist, was er ist.
In der That kommt es daher auf sie allein an; sie sind der wahrhafte
Gegenstand und Inhalt im Unterschiede von ihnen versteht, gilt nur
durch sie und in ihnen.  Es muss daher nicht als die Schuld eines
Gegenstands oder des Erkennens genommen werden, dass sie durch die
Beschaffenheit und eine aeusserliche Verknuepfung sich dialektisch
zeigen.  Das eine und das andere wird auf diese Weise als ein Subjekt
vorgestellt, in das die _Bestimmungen_ in Form von Subjekten,
Eigenschaften, selbststaendigen Allgemeinen so gebracht seyen, dass sie
als fest und fuer sich richtig erst durch die fremde und zufaellig
Verbindung in und von einem Dritten, in dialektische Verhaeltnisse und
in Widerspruch gesetzt werden.  Ein solches aeusserliches und fixes
Subjekt der Vorstellung und des Verstandes, so wie die abstrakten
Bestimmungen, statt fuer _Letzte_, sicher zu Grunde liegen bleibende
angesehen werden zu koennen, sind vielmehr selbst als ein
Unmittelbares, eben ein solches Vorausgesetztes und Anfangendes zu
betrachten, das, wie vorhin gezeigt, an und fuer sich selbst der
Dialektik unterliegen muss, weil es als Begriff _an sich_ zu nehmen
ist.  So sind alle als fest angenommenen Gegensaetze, wie z.B.
Endliches und Unendliches, Einzelnes und Allgemeines, nicht etwa
durch eine aeusserliche Verknuepfung in Widerspruch, sondern sind, wie
die Betrachtung ihrer Natur gezeigt, vielmehr an und fuer sich selbst
das Uebergehen; die Synthese und das Subjekt, an dem sie erscheinen,
ist das Produkt der eigenen Reflexion ihres Begriffs.  Wenn die
begrifflose Betrachtung bei ihrem aeusserlichen Verhaeltnisse stehen
bleibt, sie isolirt und als feste Voraussetzungen laesst, so ist es
vielmehr der Begriff, der sie selbst ins Auge fasst, als ihre Seele
sie bewegt und ihre Dialektik hervorthut.

Diess ist nun selbst der vorhin bezeichnete Standpunkt, nach welchem
ein allgemeines Erstes _an und fuer sich betrachtet_ sich als das
Andere seiner selbst zeigt.  Ganz allgemein aufgefasst, kann diese
Bestimmung so genommen werden, dass hierin das zuerst _Unmittelbare_
hiermit als _Vermitteltes, bezogen_ auf ein Anderes, oder dass das
Allgemeine als ein Besonders gesetzt ist.  Das _Zweite_, das
hierdurch entstanden, ist somit das _Negative_ des Ersten; und indem
wir auf den weitern Verlauf zum Voraus Bedacht nehmen, das _erste
Negative_.  Das Unmittelbare ist nach dieser negativen Seite in dem
Andern _untergegangen_, aber das Andere ist wesentlich nicht das
_leere Negative_, das _Nichts_, das als das gewoehnliche Resultat der
Dialektik genommen wird, sondern es ist das _Andere des Ersten_, das
_Negative_ des _Unmittelbaren_; also ist es bestimmt als das
_Vermittelte,--enthaelt_ ueberhaupt die _Bestimmung des Ersten_ in sich.
Das Erste ist somit wesentlich auch im Andern _aufbewahrt_ und
_erhalten_.--Das Positive in _seinem_ Negativen, dem Inhalt der
Voraussetzung, im Resultate festzuhalten, diess ist das Wichtigste im
vernuenftigen Erkennen; es gehoert zugleich nur die einfachste
Reflexion dazu, um sich von der absoluten Wahrheit und Nothwendigkeit
dieses Erfordernisses zu ueberzeugen, und was die _Beispiele_ von
Beweisen hierzu betrifft, so besteht die ganze Logik darin.

Was hiermit nunmehr vorhanden ist, ist das _Vermittelte_, zunaechst
oder gleichfalls unmittelbar genommen auch eine _einfache_ Bestimmung,
denn da das Erste in ihm untergegangen, so ist nur das Zweite
vorhanden.  Weil nun auch das Erste im Zweiten _enthalten_, und
dieses die Wahrheit von jenem ist, so kann diese Einheit als ein Satz
ausgedrueckt werden, worin das Unmittelbare als Subjekt, das
Vermittelte aber als dessen Praedikat gestellt ist, z.B. _das
Endliche ist unendlich, Eins ist Vieles, das Einzelne ist das
Allgemeine_.  Die inadaequate Form solcher Saetze und Urtheile aber
faellt von selbst in die Augen.  Bei dem _Urtheile_ ist gezeigt worden,
dass seine Form ueberhaupt, und am meisten die unmittelbare des
_positiven_ Urtheils unfaehig ist, das Spekulative und die Wahrheit in
sich zu fassen.  Die naechste Ergaenzung desselben, das _negative_
Urtheil muesste wenigstens ebenso sehr beigefuegt werden.  Im Urtheile
hat das Erste als Subjekt den Schein eines selbststaendigen Bestehens,
da es vielmehr in seinem Praedikate als seinem Andern aufgehoben ist;
diese Negation ist in dem Inhalte jener Saetze wohl enthalten, aber
ihre positive Form widerspricht demselben; es wird somit das nicht
gesetzt, was darin enthalten ist; was gerade die Absicht, einen Satz
zu gebrauchen, waere.

Die zweite Bestimmung, die _negative_ oder _vermittelte_, ist ferner
zugleich die _vermittelnde_.  Zunaechst kann sie als einfache
Bestimmung genommen werden, aber ihrer Wahrheit nach ist sie eine
_Beziehung_ oder _Verhaeltniss_; denn sie ist das Negative, _aber des
Positiven_, und schliesst dasselbe in sich.  Sie ist also das _Andere_
nicht als von einem, wogegen sie gleichgueltige ist, so waere sie keine
Anderes, noch eine Beziehung oder Verhaeltniss;--sondern das _Andere an
sich_ selbst, das _andere eines Andern_; darum schliesst sie _ihr_
eigenes Anderes in sich, und ist somit _als der Widerspruch die
gesetzte Dialektik ihrer selbst._--Weil das Erste oder Unmittelbare
der Begriff _an sich_, daher auch nur _an sich_ das Negative ist, so
besteht das dialektische Moment bei ihm darin, dass der _Unterschied_,
den es _an sich_ enthaelt, in ihm gesetzt wird.  Das Zweite hingegen
ist selbst das _Bestimmte_, der _Unterschied_ oder Verhaeltniss; das
dialektische Moment besteht bei ihm daher darin, die _Einheit_ zu
setzen, die in ihm enthalten ist.--Wenn deswegen das Negative,
Bestimmte, das Verhaeltniss, Urtheil und alle unter diess zweite Moment
fallende Bestimmungen, nicht fuer sich selbst schon als der
Widerspruch und als dialektisch erscheinen, so ist es blosser Mangel
des Denkens, das seine Gedanken nicht zusammenbringt.  Denn das
Material, die _entgegengesetzten_ Bestimmungen in _Einer Beziehung_,
sind schon _gesetzt_, und fuer das Denken vorhanden.  Das formelle
Denken aber macht sich die Identitaet zum Gesetze, laesst den
widersprechenden Inhalt, den es vor sich hat, in die Sphaere der
Vorstellung, in Raum und Zeit herabfallen, worin das Widersprechende
im Neben- und Nach-einander _ausser einander_ gehalten wird, und so
ohne die gegenseitige Beruehrung vor das Bewusstseyn tritt.  Es macht
sich darueber den bestimmten Grundsatz, dass der Widerspruch nicht
denkbar sey; in der That aber ist das Denken des Widerspruchs das
wesentliche Moment des Begriffes.  Das formelle Denken denkt
denselben auch faktisch, nur sieht es sogleich von ihm weg, und geht
von ihm in jenem Sagen nur zur abstrakten Negation ueber.

Die betrachtete Negativitaet macht nun den _Wendungspunkt_ der
Bewegung des Begriffes aus.  Sie ist der _einfache Punkt der
negativen Beziehung_ auf sich, der innerste Quell aller Thaetigkeit,
lebendiger und geistiger Selbstbewegung, die dialektische Seele, die
alles Wahre an ihm selbst hat, durch die es allein Wahres ist; denn
auf dieser Subjektivitaet allein ruht das Aufheben des Gegensatzes
zwischen Begriff und Realitaet und die Einheit, welche die Wahrheit
ist.--Das _zweite_ Negative, das Negative des Negativen, zu dem wir
gekommen, ist jenes Aufheben des Widerspruches, aber ist so wenig als
der Widerspruch ein _Thun einer aeusserlichen Reflexion_, sondern das
_innerste, objektivste Moment_ des Lebens und Geistes, wodurch ein
_Subjekt, Person, Freies_ ist.--Die _Beziehung des Negativen auf sich
selbst_ ist als die _zweite Praemisse_ des ganzen Schlusses zu
betrachten.  Die _erste_ kann man, wenn die Bestimmungen von
_analytisch_ und _synthetisch_ in ihrem Gegensatze gebraucht werden,
als das _analytische_ Moment ansehen, indem das Unmittelbare sich
darin _unmittelbar_ zu seinem Andern verhaelt, und daher in dasselbe
_uebergeht_ oder vielmehr uebergegangen ist;--obgleich diese Beziehung,
wie schon erinnert, eben deswegen auch synthetisch ist, weil es ihr
_anderes_ ist, in welches sie uebergeht.  Die hier betrachtete, zweite
Praemisse kann als die _synthetische_ bestimmt werden, weil sie die
Beziehung des _Unterschiedenen als solchen_ auf _sein
Unterschiedenes_ ist.--Wie die erste das Moment der _Allgemeinheit_
und der _Mittheilung_, so ist die zweite durch die _Einzelnheit_
bestimmt, die zunaechst ausschliessend und als fuer sich und verschieden
sich auf das Andere bezieht.  Als das _Vermittelnde_ erscheint das
Negative, weil es sich selbst und das Unmittelbare in sich schliesst,
dessen Negation es ist.  Insofern diese beiden Bestimmungen nach
irgend einem Verhaeltnisse als aeusserlich bezogen genommen werden, ist
es nur das vermittelnde _Formelle_; als die absolute Negativitaet aber
ist das negative Moment der absoluten Vermittelung die Einheit,
welche die Subjektivitaet und Seele ist.

In diesem Wendepunkt der Methode kehrt der Verlauf des Erkennens
zugleich in sich selbst zurueck.  Diese Negativitaet ist als der sich
aufhebende Widerspruch die _Herstellung_ der _ersten Unmittelbarkeit_,
der einfachen Allgemeinheit; denn unmittelbar ist das Andere des
Andern, das Negative des Negativen, das _Positive, Identische,
Allgemeine_.  Diess _zweite_ Unmittelbare ist im ganzen Verlaufe, wenn
man ueberhaupt _zaehlen_ will, das _Dritte_ zum ersten Unmittelbaren
und zum Vermittelten.  Es ist aber auch das Dritte zum ersten oder
formellen Negativen, und zur absoluten Negativitaet oder dem zweiten
Negativen; insofern nun jenes erste Negative schon der zweite
Terminus ist, so kann das als _Dritte_ gezaehlte auch als _Viertes_
gezaehlt, und statt der _Triplicitaet_ die abstrakte Form als eine
_Quadruplicitaet_ genommen werden; das Negative oder der _Unterschied_
ist auf diese Weise als eine Zweiheit gezaehlt.--Das Dritte oder das
Vierte ist ueberhaupt die Einheit des ersten und zweiten Moments, des
Unmittelbaren und des Vermittelten.--Dass es diese _Einheit_, so wie,
dass die ganze Form der Methode eine _Triplicitaet_ ist, ist zwar ganz
nur die oberflaechliche, aeusserliche Seite der Weise des Erkennens;
aber auch nur diese, und zwar in bestimmterer Anwendung aufgezeigt zu
haben, denn die abstrakte Zahlform selbst ist bekanntlich schon frueh,
aber ohne Begriff, und daher ohne Folge aufgestellt worden,
--gleichfalls als ein unendliches Verdienst der kantischen
Philosophie anzusehen.  Der _Schluss_, auch das Dreifache, ist als die
allgemeine Form der Vernunft immer erkannt worden, Theils aber galt
er ueberhaupt als eine ganz aeusserliche, die Natur des Inhalts nicht
bestimmende Form, Theils da er im formellen Sinne bloss in der
verstaendigen Bestimmung der _Identitaet_ sich verlaeuft, fehlt ihm das
wesentliche, _dialektische_ Moment, die _Negativitaet_; dieses tritt
aber in der Triplicitaet der Bestimmungen ein, weil das Dritte die
Einheit der zwei ersten Bestimmungen ist, diese aber, da sie
verschiedene sind, in Einheit nur _als aufgehobene_ seyn koennen.--Der
Formalismus hat sich zwar der Triplicitaet gleichfalls bemaechtigt, und
sich an das leere _Schema_ derselben gehalten; der seichte Unfug und
das Kahle des modernen philosophischen sogenannten _Konstruirens_,
das in nichts besteht, als jenes formelle Schema, ohne Begriff und
immanente Bestimmung ueberall anzuhaengen, und zu einem aeusserlichen
Ordnen zu gebrauchen, hat jene Form langweilig und uebel beruechtigt
gemacht.  Durch die Schaalheit dieses Gebrauchs aber kann sie an
ihrem innern Werthe nicht verlieren, und es ist immer hoch zu
schaetzen, dass zunaechst auch nur die unbegriffene Gestalt des
Vernuenftigen aufgefunden worden.

Naeher ist nun das _Dritte_ das Unmittelbare aber _durch Aufhebung der
Vermittelung_, das Einfache durch _Aufheben des Unterschiedes_, das
Positive durch Aufheben des Negativen, der Begriff, der sich durch
das Andersseyn realisirt, und durch Aufheben dieser Realitaet mit sich
zusammengegangen, und seine absolute Realitaet, seine _einfache_
Beziehung auf sich hergestellt hat.  Diess _Resultat_ ist daher die
_Wahrheit_.  Es _ist ebenso sehr_ Unmittelbarkeit _als_ Vermittelung;
--aber diese Formen des Urtheils: das Dritte _ist_ Unmittelbarkeit
und Vermittelung, oder es _ist die Einheit_ derselben, sind nicht
vermoegend, es zu fassen, weil es nicht ein ruhendes Drittes, sondern
eben als diese Einheit, die sich mit sich selbst vermittelnde
Bewegung und Thaetigkeit ist.--Wie das Anfangende das _Allgemeine_, so
ist das Resultat das _Einzelne, Konkrete, Subjekt_; was jenes _an
sich_, ist dieses nun ebenso sehr _fuer sich_, das Allgemeine ist im
Subjekte _gesetzt_.  Die beiden ersten Momente der Triplicitaet sind
die _abstrakten_, unwahren Momente, die eben darum dialektisch sind,
und durch diese ihre Negativitaet sich zum Subjekte machen.  Der
Begriff selbst ist, _fuer uns_ zunaechst, _sowohl_ das an-sich-seyende
Allgemeine, _als_ das fuer-sich-seyende Negative, als auch das dritte
an- und fuer-sich-seyende, das _Allgemeine_, welches durch alle
Momente des Schlusses hindurchgeht; aber das Dritte ist der
Schlusssatz, in welchem er durch seine Negativitaet mit sich selbst
vermittelt, hiermit _fuer sich_ als das _Allgemeine_ und _Identische
seiner Momente_ gesetzt ist.

Diess Resultat hat nun als das in sich gegangene und mit sich
_identische_ Ganze sich die Form der _Unmittelbarkeit_ wieder gegeben.
Somit ist es nun selbst ein solches, wie das _Anfangende_ sich
bestimmt hatte.  Als einfache Beziehung auf sich ist es ein
Allgemeines, und die _Negativitaet_, welche die Dialektik und
Vermittelung desselben ausmachte, ist in dieser Allgemeinheit
gleichfalls in die _einfache Bestimmtheit_ zusammengegangen, welche
wieder ein Anfang seyn kann.  Es kann zunaechst scheinen, dass diess
Erkennen des Resultates eine Analyse desselben seyn und daher
diejenigen Bestimmungen und deren Gang wieder auseinander legen muesse,
durch den es entstanden und der betrachtet worden ist.  Wenn aber
die Behandlung des Gegenstandes wirklich auf diese analytische Weise
gemacht wird, so gehoert sie der oben betrachteten Stufe der Idee, dem
suchenden Erkennen, an, das von seinem Gegenstand nur angiebt, was
ist, ohne die Nothwendigkeit seiner konkreten Identitaet und deren
Begriff.  Die Methode der Wahrheit aber, die den Gegenstand begreift,
ist zwar, wie gezeigt, selbst analytisch, da sie schlechthin im
Begriffe bleibt, aber sie ist ebenso sehr synthetisch, denn durch den
Begriff wird der Gegenstand dialektisch und als anderer bestimmt.
Die Methode bleibt an der neuen Grundlage, die das Resultat als der
nunmehrige Gegenstand ausmacht, dieselbe, als bei dem vorhergehenden.
Der Unterschied betrifft allein das Verhaeltniss der Grundlage als
solcher; sie ist diess zwar jetzt gleichfalls, aber ihre
Unmittelbarkeit ist nur _Form_, weil sie zugleich Resultat war; ihre
Bestimmtheit als Inhalt ist daher nicht mehr ein bloss Aufgenommenes,
sondern _Abgeleitetes_ und _Erwiesenes_.

Hier ist es erst, wo der _Inhalt_ des Erkennens als solcher in den
Kreis der Betrachtung eintritt, weil er nun als abgeleiteter der
Methode angehoert.  Die Methode selbst erweitert sich durch diess
Moment zu einem _Systeme_.--Zunaechst musste fuer sie der Anfang in
Ansehung des Inhalts ganz unbestimmt seyn; sie erscheint insofern als
die nur formelle Seele, fuer und durch welche der Anfang ganz allein
nur seiner _Form_ nach, naemlich als das Unmittelbare und Allgemeine
bestimmt war.  Durch die aufgezeigte Bewegung hat der Gegenstand eine
_Bestimmtheit_ fuer sich selbst erhalten, die ein _Inhalt_ ist, weil
die in die Einfachheit zusammengegangene Negativitaet die aufgehobene
Form ist, und als einfache Bestimmtheit, ihrer Entwickelung, zunaechst
ihrem Gegensatze selbst gegen die Allgemeinheit, gegenuebersteht.

Indem nun diese Bestimmtheit die naechste Wahrheit des unbestimmten
Anfangs ist, so ruegt sie denselben als etwas Unvollkommenes, so wie
die Methode selbst, die von demselben ausgehend nur formell war.
Diess kann als die nunmehr bestimmte Forderung ausgedrueckt werden, dass
der Anfang, weil er gegen die Bestimmtheit des Resultats selbst ein
Bestimmtes ist, nicht als Unmittelbares, sondern als Vermitteltes und
Abgeleitetes genommen werden soll; was als die Forderung des
unendlichen _rueckwaerts_ gehenden Progresses im Beweisen und Ableiten
erscheinen kann; so wie aus dem neuen Anfang, der erhalten worden ist,
durch den Verlauf der Methode gleichfalls ein Resultat hervorgeht,
so dass der Fortgang sich ebenso _vorwaerts_ ins Unendliche fortwaelzt.

Es ist schon oft gezeigt worden, dass der unendliche Progress ueberhaupt
der begrifflosen Reflexion angehoert; die absolute Methode, die den
Begriff zu ihrer Seele und Inhalt hat, kann nicht in denselben fuehren.
Zunaechst koennen schon solchen Anfaenge wie _Seyn, Wesen,
Allgemeinheit_ von der Art zu seyn scheinen, dass sie die ganze
Allgemeinheit und Inhaltslosigkeit haben, welche fuer einen ganz
formellen Anfang, wie er seyn soll, erfordert wird, und daher als
absolut erste Anfaenge keinen weitern Rueckgang fordern und zulassen.
Indem sie reine Beziehungen auf sich selbst, Unmittelbare und
Unbestimmt sind, so haben sie allerdings den Unterschied nicht an
ihnen, der an einem sonstigen Anfange sogleich zwischen der
Allgemeinheit seiner Form und seinem Inhalte gesetzt ist.  Aber die
Unbestimmtheit, welche jene logischen Anfaenge zu ihrem einzigen
Inhalte haben, ist es selbst, was ihre Bestimmtheit ausmacht, diese
besteht naemlich in ihrer Negativitaet als aufgehobener Vermittelung;
die Besonderheit von dieser giebt auch ihrer Unbestimmtheit eine
Besonderheit, wodurch sich _Seyn, Wesen_ und _Allgemeinheit_ von
einander unterscheiden.  Die Bestimmtheit nun, die ihnen zukommt, ist
ihre, wie sie fuer sich genommen werden, _unmittelbare Bestimmtheit_,
so gut als die irgend eines Inhalts, und bedarf daher einer Ableitung;
fuer die Methode ist es gleichgueltig, ob die Bestimmtheit als
Bestimmtheit der _Form_ oder des _Inhalts_ genommen werde.  Es faengt
deswegen in der That fuer die Methode keine neue Weise damit an, dass
sich durch das erste ihre Resultate ein Inhalt bestimmt habe; sie
bleibt hiermit nicht mehr noch weniger formell als vorher.  Denn da
sie die absolute Form, der sich selbst und Alles als Begriff wissende
Begriff ist, so ist kein Inhalt, der ihr gegenuebertraete, und sie zur
einseitigen, aeusserlichen Form bestimmte.  Wie daher die
Inhaltslosikgeit jener Anfaenge sie nicht zu absoluten Anfaengen macht,
so ist es aber auch nicht der Inhalt, der als solcher die Methode in
den unendlichen Progress vor- oder rueckwaerts fuehrte.  Von einer Seite
ist die _Bestimmtheit_, welche sie sich in ihrem Resultate erzeugt,
das Moment, wodurch sie die Vermittelung mit sich ist, und _den
unmittelbaren Anfang zu einem Vermittelten_ macht.  Aber umgekehrt
ist es die Bestimmtheit, durch welche sich diese ihre Vermittelung
verlaeuft; sie geht _durch_ einen _Inhalt_ als durch ein scheinbares
_Andere_ ihrer selbst, zu ihrem Anfange so zurueck, dass sie nicht bloss
denselben aber als einen _bestimmten_ wieder herstellt, sondern das
Resultat ist ebenso sehr die aufgehobene Bestimmtheit, somit auch die
Wiederherstellung der ersten Unbestimmtheit, in welcher sie
angefangen.  Diess leistet sie als _ein System der Totalitaet_.  In
dieser Bestimmung ist sie noch zu betrachten.

Die Bestimmtheit, welche Resultat war, ist, wie gezeigt worden, um
der Form der Einfachheit willen, in welche sie zusammengegangen,
selbst ein neuer Anfang; indem er von seinem vorhergehenden durch
eben diese Bestimmtheit unterschieden ist, so waelzt sich das Erkennen
von Inhalt zu Inhalt fort.  Vor's Erste bestimmt sich diess Fortgehen
dahin, dass es von einfachen Bestimmtheiten beginnt, und die folgenden
immer _reicher und konkreter_ werden.  Denn das Resultat enthaelt
seinen Anfang, und dessen Verlauf hat ihn um eine neue Bestimmtheit
bereichert.  Das _Allgemeine_ macht die Grundlage aus; der Fortgang
ist deswegen nicht als ein _Fliessen_ von einem _Andern_ zu einem
_Andern_ zu nehmen.  Der Begriff in der absoluten Methode _erhaelt_
sich in seinem Andersseyn, das Allgemeine in seiner Besonderung, in
dem Urtheile und der Realitaet; es erhebt auf jede Stufe weiterer
Bestimmung die ganze Masse seines vorhergehenden Inhalts, und
verliert durch sein dialektisches Fortgehen nicht nur nichts, noch
laesst es etwas dahinten, sondern traegt alles Erworbene mit sich, und
bereichert und verdichtet sich in sich.

Diese _Erweiterung_ kann als das Moment des Inhalts und im Ganzen als
die erste Praemisse angesehen werden; das Allgemeine ist dem
Reichthume des Inhalts _mitgetheilt_, unmittelbar in ihm erhalten.
Aber das Verhaeltniss hat auch die zweite, negative oder dialektische
Seite.  Die Bereicherung geht an der _Nothwendigkeit_ des Begriffes
fort, sie ist von ihm gehalten, und jede Bestimmung ist eine
Reflexion in sich.  Jede _neue Stufe des Aussersichgehens_, das heisst
der _weitern Bestimmung_, ist auch ein In-sich-gehen, und die groessere
_Ausdehnung_ ebenso sehr _hoehere Intensitaet_.  Das Reichste ist daher
das Konkreteste und _Subjektiveste_, und das sich in die einfachste
Tiefe Zuruecknehmende das Maechtigste und Uebergreifendste.  Die
hoechste zugeschaerfteste Spitze ist die _reine Persoenlichkeit_, die
allein durch die absolute Dialektik, die ihre Natur ist, ebenso sehr
_Alles in sich befasst_ und haelt, weil sie sich zum Freisten macht,
--zur Einfachheit, welche die erste Unmittelbarkeit und Allgemeinheit
ist.

Auf diese Weise ist es, dass jeder Schritt des _Fortgangs_ im
Weiterbestimmen, indem er von dem unbestimmten Anfang sich entfernt,
auch eine _Rueckannaeherung_ zu demselben ist, dass somit das, was
zunaechst als verschieden erscheinen mag, das _rueckwaerts gehende
Begruenden_ des Anfangs, und das _vorwaerts gehende Weiterbestimmen_
desselben in einander faellt und dasselbe ist.  Die Methode, die sich
hiermit in einen Kreis schlingt, kann aber in einer zeitlichen
Entwickelung es nicht anticipiren, dass der Anfang schon als solcher
ein Abgeleitetes sey; fuer ihn in seiner Unmittelbarkeit ist es
genuegend, dass er einfache Allgemeinheit ist.  Insofern er diess ist,
hat er seine vollstaendige Bedingung; und es braucht nicht deprecirt
zu werden, dass man ihn nur _provisorisch und hypothetisch_ gelten
lassen moege.  Was man gegen ihn vorbringen moechte,--etwa von den
Schranken der menschlichen Erkenntniss, von dem Erforderniss, ehe man
an die Sache gehe, das Instrument des Erkennens kritisch zu
untersuchen,--sind selbst _Voraussetzungen_, die als _konkrete
Bestimmungen_ die Forderung ihrer Vermittelung und Begruendung mit
sich fuehren.  Da sie hiermit formell nichts vor dem _Anfange_ mit der
Sache, gegen den sie protestiren, voraus haben, und vielmehr wegen
des konkreten Inhalts einer Ableitung beduerftig sind, so sind sie nur
fuer eitle Anmassungen zu nehmen, dass auf sie vielmehr als etwas
Anderes zu achten sey.  Sie haben einen unwahren Inhalt, indem sie
das als endlich und unwahr Bekannte zu einem Unumstoesslichen und
Absoluten machen, naemlich ein _beschraenktes, als Form_ und
_Instrument gegen_ seinen _Inhalt_ bestimmtes Erkennen; dieses
unwahre Erkennen ist selbst auch die Form, das Begruenden, das
rueckwaerts geht.--Auch die Methode der Wahrheit weiss den Anfang als
ein Unvollkommenes, weil er Anfang ist, aber zugleich diess
Unvollkommene ueberhaupt als ein Nothwendiges, weil die Wahrheit nur
das Zu-sich-selbst-kommen durch die Negativitaet der Unmittelbarkeit
ist.  Die Ungeduld, die ueber das _Bestimmte_, es heisse Anfang, Objekt,
Endliches, oder in welcher Form es sonst genommen werde, _nur_
hinaus, und unmittelbar sich im Absoluten befinden will, hat als
Erkenntniss nichts vor sich, als das leere Negative, das abstrakte
Unendliche;--oder ein _gemeintes_ Absolutes, das ein gemeintes ist,
weil es nicht gesetzt, nicht _erfasst_ ist; erfassen laesst es sich nur
durch die _Vermittelung_ des Erkennens, von der das Allgemeine und
Unmittelbare ein Moment, die Wahrheit selbst aber nur im
ausgebreiteten Verlauf und im Ende ist.  Fuer das subjektive Beduerfniss
der Unbekanntschaft und deren Ungeduld kann wohl eine Uebersicht des
_Ganzen zum Voraus_ gegeben werden,--durch eine Eintheilung fuer die
Reflexion, die von dem Allgemeinen nach der Weise des endlichen
Erkennens das Besondere als ein _Vorhandenes_ und in der Wissenschaft
zu Erwartendes angiebt.  Doch gewaehrt diess mehr nicht als ein Bild
der _Vorstellung_, denn der wahrhafte Uebergang vom Allgemeinen zum
Besondern und zu dem an und fuer sich bestimmten Ganzen, worin jenes
erste Allgemeine selbst nach seiner wahrhaften Bestimmung wieder
Moment ist, ist jener Weise der Eintheilung fremd, und ist allein die
Vermittelung der Wissenschaft selbst.

Vermoege der aufgezeigten Natur der Methode stellt sich die
Wissenschaft als einen in sich geschlungenen _Kreis_ dar, in dessen
Anfang, den einfachen Grund, die Vermittelung das Ende zurueckschlingt;
dabei ist dieser Kreis ein _Kreis von Kreisen_; denn jedes einzelne
Glied, als Beseeltes der Methode, ist die Reflexion in-sich, die,
indem sie in den Anfang zurueckkehrt, zugleich der Anfang eines neuen
Gliedes ist.  Bruchstuecke dieser Kette sind die einzelnen
Wissenschaften, deren jede ein _Vor_ und ein _Nach_ hat,--oder
genauer gesprochen, nur das Vor _hat_, und in ihrem Schlusse selbst
ihr _Nach zeigt_.

So ist denn auch die Logik in der absoluten Idee zu dieser einfachen
Einheit zurueckgegangen, welche ihr Anfang ist; die reine
Unmittelbarkeit des Seyns, in dem zuerst alle Bestimmung als
ausgeloescht oder durch die Abstraktion weggelassen erscheint, ist die
durch die Vermittelung, naemlich die Aufhebung der Vermittelung zu
ihrer entsprechenden Gleichheit mit sich gekommene Idee.  Die Methode
ist der reine Begriff, der sich nur zu sich selbst verhaelt; sie ist
daher die _einfache Beziehung auf sich_, welche _Seyn_ ist.  Aber es
ist nun auch _erfuelltes_ Seyn, der sich _begreifende Begriff_, das
Seyn als die konkrete, ebenso schlechthin _intensive_ Totalitaet.--Es
ist von dieser Idee zum Schlusse nur noch diess zu erwaehnen, dass in
ihr _erstlich_ die _logische Wissenschaft_ ihren eigenen Begriff
erfasst hat.  Bei dem _Seyn_, dem Anfange ihres _Inhalts_ erscheint
ihr Begriff als ein demselben aeusserliches Wissen in subjektiver
Reflexion.  In der Idee des absoluten Erkennens aber ist er zu ihrem
eigenen Inhalte geworden.  Sie ist selbst der reine Begriff, der sich
zum Gegenstande hat, und der, indem er sich als Gegenstand die
Totalitaet seiner Bestimmungen durchlaeuft, sich zum Ganzen seiner
Realitaet, zum Systeme der Wissenschaft ausbildet, und damit schliesst,
diess Begreifen seiner selbst zu erfassen, somit seine Stellung als
Inhalt und Gegenstand aufzuheben, und den Begriff der Wissenschaft zu
erkennen.--_Zweitens_ ist diese Idee noch logisch, sie ist in den
reinen Gedanken eingeschlossen, die Wissenschaft nur des goettlichen
_Begriffs_.  Die systematische Ausfuehrung ist zwar selbst eine
Realisation, aber innerhalb derselben Sphaere gehalten.  Weil die
reine Idee des Erkennens insofern in die Subjektivitaet eingeschlossen
ist, ist sie _Trieb_, diese aufzugeben, und die reine Wahrheit wird
als letztes Resultat auch der _Anfang einer andern Sphaere und
Wissenschaft_.  Dieser Uebergang bedarf hier nur noch angedeutet zu
werden.

Indem die Idee sich naemlich als absolute _Einheit_ des reinen
Begriffs und seiner Realitaet setzt, somit in die _Unmittelbarkeit_
des _Seyns_ zusammennimmt, so ist sie als die _Totalitaet_ in dieser
Form,--_Natur_.--Diese Bestimmung ist aber nicht ein _Gewordenseyn_
und _Uebergang_, wie, nach oben, der _subjektive Zweck_ zum _Leben
wird_.  Die reine Idee, in welcher die Bestimmtheit oder Realitaet des
Begriffes selbst zum Begriffe erhoben ist, ist vielmehr absolute
_Befreiung_, fuer welche keine unmittelbare Bestimmung mehr ist, die
nicht ebenso sehr _gesetzt_ und der Begriff ist; in dieser Freiheit
findet daher kein Uebergang Statt, das einfache Seyn, zu dem sich die
Idee bestimmt, bleibt ihr vollkommen durchsichtig, und ist der in
seiner Bestimmung bei sich selbst bleibende Begriff.  Das Uebergehen
ist also hier vielmehr so zu fassen, dass die Idee sich selbst _frei
entlaesst_, ihrer absolut sicher und in sich ruhend.  Um dieser
Freiheit willen ist die _Form ihrer Bestimmtheit_ ebenso schlechthin
frei,--die absolut fuer sich selbst ohne Subjektivitaet seyende
_Aeusserlichkeit des Raums und der Zeit_.--Insofern diese nur nach der
abstrakten Unmittelbarkeit des Seyns ist und vom Bewusstseyn gefasst
wird, ist sie als blosse Objektivitaet und aeusserliches Leben; aber in
der Idee bleibt sie an und fuer sich die Totalitaet des Begriffs, und
die Wissenschaft im Verhaeltnisse des goettlichen Erkennens zur Natur.
Dieser naechste Entschluss der reinen Idee, sich als aeusserliche Idee zu
bestimmen, setzt sich aber damit nur die Vermittelung, aus welcher
sich der Begriff als freie aus der Aeusserlichkeit in sich gegangene
Existenz emporhebt, _in der Wissenschaft_ des _Geistes_ seine
Befreiung durch sich vollendet, und den hoechsten Begriff seiner
selbst in der logischen Wissenschaft, als dem sich begreifenden
reinen Begriffe, findet.


Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Wissenschaft der Logik: Zweiter
Teil--Die subjektive Logik, von Georg Wilhelm Friedrich Hegel.





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We produce about two million dollars for each hour we work.  The
time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
searched and analyzed, the copyright letters written, etc.   Our
projected audience is one hundred million readers.  If the value
per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
files per month:  1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
If they reach just 1-2% of the world's population then the total
will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.

The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
which is only about 4% of the present number of computer users.

Here is the briefest record of our progress (* means estimated):

eBooks Year Month

    1  1971 July
   10  1991 January
  100  1994 January
 1000  1997 August
 1500  1998 October
 2000  1999 December
 2500  2000 December
 3000  2001 November
 4000  2001 October/November
 6000  2002 December*
 9000  2003 November*
10000  2004 January*


The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.

We need your donations more than ever!

As of February, 2002, contributions are being solicited from people
and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
Virginia, Wisconsin, and Wyoming.

We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
that have responded.

As the requirements for other states are met, additions to this list
will be made and fund raising will begin in the additional states.
Please feel free to ask to check the status of your state.

In answer to various questions we have received on this:

We are constantly working on finishing the paperwork to legally
request donations in all 50 states.  If your state is not listed and
you would like to know if we have added it since the list you have,
just ask.

While we cannot solicit donations from people in states where we are
not yet registered, we know of no prohibition against accepting
donations from donors in these states who approach us with an offer to
donate.

International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
ways.

Donations by check or money order may be sent to:

Project Gutenberg Literary Archive Foundation
PMB 113
1739 University Ave.
Oxford, MS 38655-4109

Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
method other than by check or money order.

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by
the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
[Employee Identification Number] 64-622154.  Donations are
tax-deductible to the maximum extent permitted by law.  As fund-raising
requirements for other states are met, additions to this list will be
made and fund-raising will begin in the additional states.

We need your donations more than ever!

You can get up to date donation information online at:

http://www.gutenberg.net/donation.html


***

If you can't reach Project Gutenberg,
you can always email directly to:

Michael S. Hart <hart@pobox.com>

Prof. Hart will answer or forward your message.

We would prefer to send you information by email.


**The Legal Small Print**


(Three Pages)

***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers.
They tell us you might sue us if there is something wrong with
your copy of this eBook, even if you got it for free from
someone other than us, and even if what's wrong is not our
fault. So, among other things, this "Small Print!" statement
disclaims most of our liability to you. It also tells you how
you may distribute copies of this eBook if you want to.

*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK
By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm
eBook, you indicate that you understand, agree to and accept
this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive
a refund of the money (if any) you paid for this eBook by
sending a request within 30 days of receiving it to the person
you got it from. If you received this eBook on a physical
medium (such as a disk), you must return it with your request.

ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS
This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
through the Project Gutenberg Association (the "Project").
Among other things, this means that no one owns a United States copyright
on or for this work, so the Project (and you!) can copy and
distribute it in the United States without permission and
without paying copyright royalties. Special rules, set forth
below, apply if you wish to copy and distribute this eBook
under the "PROJECT GUTENBERG" trademark.

Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market
any commercial products without permission.

To create these eBooks, the Project expends considerable
efforts to identify, transcribe and proofread public domain
works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any
medium they may be on may contain "Defects". Among other
things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other
intellectual property infringement, a defective or damaged
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codes that damage or cannot be read by your equipment.

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receiving it, you can receive a refund of the money (if any)
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disk, book or any other medium if you either delete this
"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg,
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[1]  Only give exact copies of it.  Among other things, this
     requires that you do not remove, alter or modify the
     eBook or this "small print!" statement.  You may however,
     if you wish, distribute this eBook in machine readable
     binary, compressed, mark-up, or proprietary form,
     including any form resulting from conversion by word
     processing or hypertext software, but only so long as
     *EITHER*:

     [*]  The eBook, when displayed, is clearly readable, and
          does *not* contain characters other than those
          intended by the author of the work, although tilde
          (~), asterisk (*) and underline (_) characters may
          be used to convey punctuation intended by the
          author, and additional characters may be used to
          indicate hypertext links; OR

     [*]  The eBook may be readily converted by the reader at
          no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent
          form by the program that displays the eBook (as is
          the case, for instance, with most word processors);
          OR

     [*]  You provide, or agree to also provide on request at
          no additional cost, fee or expense, a copy of the
          eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC
          or other equivalent proprietary form).

[2]  Honor the eBook refund and replacement provisions of this
     "Small Print!" statement.

[3]  Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the
     gross profits you derive calculated using the method you
     already use to calculate your applicable taxes.  If you
     don't derive profits, no royalty is due.  Royalties are
     payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation"
     the 60 days following each date you prepare (or were
     legally required to prepare) your annual (or equivalent
     periodic) tax return.  Please contact us beforehand to
     let us know your plans and to work out the details.

WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO?
Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of
public domain and licensed works that can be freely distributed
in machine readable form.

The Project gratefully accepts contributions of money, time,
public domain materials, or royalty free copyright licenses.
Money should be paid to the:
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If you are interested in contributing scanning equipment or
software or other items, please contact Michael Hart at:
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when distributed free of all fees.  Copyright (C) 2001, 2002 by
Michael S. Hart.  Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
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express permission.]

*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*